School Shooting - Universität Vechta
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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />
Erörterung der bedeutenden Teilaspekte<br />
Verhaltens für andere keine Berücksichtigung schenkt. 154 Um die Bedeutung<br />
menschlicher Bindungen herauszuarbeiten, erscheint zunächst eine Übersicht über<br />
die zentralen Ergebnisse aus der Bindungsforschung und dem Bindungsmuster<br />
von Menschen notwendig.<br />
Innerhalb der Bindungsforschung wurden drei unterschiedliche Bindungstypen<br />
entwickelt, die als Resultat der bindungsbezogenen Erfahrungen mit den<br />
Bezugspersonen angesehen werden können. 155 Später wurde den drei bestehenden<br />
Bindungsmustern noch ein viertes hinzugefügt, deren Bindungsverhalten als<br />
desorganisiert oder desorientiert bezeichnet wird. Man unterscheidet nach den<br />
Ergebnissen der Bindungsforschung zwischen dem sicheren Bindungsstil, dem<br />
unsicher–vermeidenden, dem unsicher-ambivalenten und einem desorganisierten,/<br />
desorientiertem Bindungsstil.<br />
Der Bindungstheorie nach bilden Kinder im Laufe ihrer Entwicklung<br />
Erwartungen an zukünftige Interaktionen, die wiederum ihre Einschätzung und ihr<br />
Verhalten beeinflussen. Diese Erwartungen sind weitgehend unbewusster Natur.<br />
Den sogenannten Bindungsrepräsentanzen liegen innere Organisationsstrukturen<br />
von Gefühlen, von Verhalten und mentalen Vorstellungen zu Grunde. Sie werden<br />
weiter ausgearbeitet, mit jeder Interaktion gefestigt, und bilden mit der Zeit das,<br />
was als „Inneres Arbeitsmodell“ bezeichnet werden kann. Dieses bildet die Sicht<br />
vom eigenen Selbst und dem Bild der anderen. Es entwickelt sich demzufolge aus<br />
dem primär vorhandenen Bindungssystem und den Gegebenheiten aus der<br />
Umwelt. Die Bindungsmuster haben während der gesamten Lebensspanne<br />
bestand, prägen die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen<br />
sowie die Qualität der Bindungen. Das entwickelte Bindungssystem ist auf der<br />
Verhaltensebene in den zentralen Handlungsmustern (Coping-Stilen) organisiert<br />
und ist als implizites affektives Arbeitsmodell zu sehen. 156 Jugendliche, die über<br />
einen sicheren Bindungsstil verfügen, sind in der Lage, mit Frustrationen oder<br />
Konflikten in ihrer Umwelt umzugehen. Sie können ihren Ärger in adäquater<br />
Weise nach außen mitteilen und diesen mit ihren vorhandenen Coping–Strategien<br />
entsprechend bewältigen.<br />
154<br />
Vgl Heitmeyer, 2003, S. 15.<br />
155<br />
Vgl. Christ, 2002, S.94ff.<br />
156<br />
Vgl. Sprangler, 2001, S.161f.