Myriam Hönig - Universität Tübingen
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Pressemitteilung<br />
Bitte beachten Sie die Sperrfrist: Donnerstag, 4. Juli, 20 Uhr<br />
Grabungen in Asien zeigen Neues zur Kulturgeschichte<br />
der Landwirtschaft<br />
Archäologen der <strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong> dokumentieren die Ursprünge<br />
der Landwirtschaft im iranischen Zagros-Vorgebirge<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong><br />
Hochschulkommunikation<br />
<strong>Tübingen</strong>, den 04.07.2013<br />
Bitte beachten Sie die Sperrfrist bis Donnerstag, 4. Juli, 20 Uhr<br />
Seit Jahrzehnten erforschen Archäologen die Ursprünge der Landwirtschaft<br />
im Vorderen Orient. Diese Forschungen wiesen bislang auf eine<br />
frühe Pflanzendomestikation im westlichen und nördlichen „Fruchtbaren<br />
Halbmond“ hin, eine regenreiche Region, die sich von der Küste Israels<br />
bis zum Iran erstreckt. In der Ausgabe des Fachmagazins Science vom<br />
5. Juli zeigen Wissenschaftler der <strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong>, des Senckenberg<br />
Center for Human Evolution and Palaeoenvironment <strong>Tübingen</strong> und<br />
vom Iranischen Zentrum für Archäologische Forschung, dass das iranische<br />
Vorland des Zagros-Gebirges im östlichen Teil des „Fruchtbaren<br />
Halbmondes“ ebenfalls ein Schlüsselgebiet bei der ersten Domestikation<br />
wilder Pflanzen zu Kulturpflanzen darstellt.<br />
Die Archäologen Professor Nicholas Conard und Mohsen Zeidi aus <strong>Tübingen</strong><br />
führten zwischen 2009 und 2010 archäologische Ausgrabungen<br />
am Tell-Fundplatz Chogha Golan durch. Sie fanden eine acht Meter tiefe<br />
Abfolge von ausschließlich akeramischen Kulturschichten des Neolithikums,<br />
die in einen Entstehungszeitraum zwischen 11.700 und 9.800 Jahren<br />
vor heute fallen. Bei Ausgrabungen wurde eine Fülle von Bauresten,<br />
Stein- und Knochengeräten und figürlichen Darstellungen von Menschen<br />
und Tieren gefunden. Vermutlich am bedeutendsten waren zudem die<br />
Funde der bislang reichsten Ablagerungen verkohlter Pflanzenreste, die<br />
jemals aus dem akeramischen Neolithikum des Vorderen Orients geborgen<br />
wurden.<br />
<strong>Myriam</strong> <strong>Hönig</strong><br />
Leitung<br />
Antje Karbe<br />
Pressereferentin<br />
Telefon +49 7071 29-76788<br />
+49 7071 29-76789<br />
Telefax +49 7071 29-5566<br />
myriam.hoenig[at]uni-tuebingen.de<br />
antje.karbe[at]uni-tuebingen.de<br />
www.uni-tuebingen.de/aktuell<br />
Senckenberg Gesellschaft für<br />
Naturforschung<br />
Stabstelle Kommunikation<br />
Dr. Sören Dürr<br />
Leitung<br />
Regina Bartel<br />
Telefon +49 69 7542 1434<br />
Regina.bartel[at]senckeberg.de<br />
pressestelle[at]senckenberg.de<br />
www.senckenberg.de/presse<br />
Simone Riehl, Leiterin des Archäobotanischen Labors in <strong>Tübingen</strong>, wertete<br />
mehr als 30.000 Pflanzenreste aus 75 Verwandtschaftsgruppen am Chogha<br />
Golan aus, die einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren umfassen. Die Ergebnisse<br />
zeigen, dass die Ursprünge der Landwirtschaft im Vorderen Orient<br />
multiplen Zentren zuzuordnen sind und nicht, wie bislang angenommen, ei-<br />
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nem einzigen Kerngebiet entspringen. Daraus schließen die Wissenschaftler,<br />
dass der östliche Teil des „Fruchtbaren Halbmondes“ eine Schlüsselrolle im<br />
Prozess der Domestikation einnahm.<br />
Viele Fundplätze des akeramischen Neolithikums weisen nur kurze Besiedlungsphasen<br />
auf. Im Gegensatz dazu steht die lange Sedimentabfolge am<br />
Chogha Golan, die es ermöglichte, die Langzeitentwicklung menschlicher<br />
Subsistenz an einer Fundstelle zu untersuchen. Unter den Pflanzenresten<br />
vom Chogha Golan finden sich am häufigsten die wilden Vorfahren unserer<br />
heutigen Kulturpflanzen, wie Wildgerste, Aegilops und Linse. Diese und<br />
andere Arten kommen bereits in den ältesten Siedlungsschichten (Horizont<br />
XI) sehr häufig vor und stammen aus dem Ende der letzten Eiszeit vor ca.<br />
11.700 Jahren. In der Siedlungsschicht Horizont II, die auf 9.800 Jahre datiert<br />
wird, taucht domestizierter Emmer-Weizen auf.<br />
Die Pflanzenreste vom Chogha Golan repräsentieren einen einzigartigen<br />
Langzeitbeleg der Kultivierung wilder Pflanzenarten im östlichen „Fruchtbaren<br />
Halbmond“. Über einen Zeitraum von zwei Jahrtausenden entwickelte<br />
sich die Bewirtschaftung an der Fundstelle hin zu domestizierten Arten, die<br />
eine Basis für die Entstehung sesshafter Dorfsiedlungen und nachfolgender<br />
Zivilisationen im Vorderen Orient bildeten. Pflanzen wie verschiedene Weizenformen,<br />
Gerste und Linse begleiteten später zusammen mit domestizierten<br />
Tieren die frühen Ackerbauern auf ihrem Weg über das westliche<br />
Eurasien, wo sie allmählich die einheimischen Jäger- und Sammler-<br />
Populationen ersetzten. Viele der Pflanzen, die im „Fruchtbaren Halbmond“<br />
domestiziert wurden, stellen die ökonomische Basis und Nahrungsgrundlage<br />
der heutigen Weltbevölkerung dar.<br />
Publikation: "Local emergence of agriculture in the foothills of the Zagros<br />
Mountains of Iran", Science, 5. Juli 2013, doi: 10.1126/science.1236743<br />
Kontakt:<br />
PD Dr. Simone Riehl<br />
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät<br />
Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie, <strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong> &<br />
Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment <strong>Tübingen</strong><br />
Tel. +49 (0)7071 29-78915<br />
simone.riehl[at]uni-tuebingen.de<br />
Prof. Dr. Nicholas Conard Ph.D. & Mohsen Zeidi M.A.<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong><br />
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät<br />
Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters & Senckenberg<br />
Center for Human Evolution and Palaeoenvironment <strong>Tübingen</strong><br />
Telefon +49 7071 29- 72416<br />
nicholas.conard[at]uni-tuebingen.de ∙ Mohsen.zeidi[at]ifu.uni-tuebingen.de<br />
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Ausgrabungsplätze im „Fruchtbaren Halbmond“, an der Fundstelle Chogha Golan (1) arbeiten<br />
die Tübinger Wissenschaftler. Abbildung: Simone Riehl<br />
Archäobotanische Funde von wildem (B) und domestizierten Emmer (D), die modernen Samen<br />
gegenüber gestellt werden (A und C). Abbildung: Simone Riehl<br />
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Zu den Fundstücken gehören auch figürliche Darstellungen von Tieren. Foto: Mohsen Zeidi<br />
Die Tübinger Archäologen bei Ausgrabungsarbeiten auf der Spitze des Tells und in acht Metern<br />
Tiefe. Fotos: Nicholas Conard (oben)/ Saman Hamzavi (unten)<br />
Weiteres Bildmaterial erhältlich unter http://www.eurekalert.org/pio/sci/<br />
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Die <strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong><br />
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