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Ausgabe1/2013 - Universität Rostock

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„Die technische Herausforderung besteht<br />

darin, eine reale Endoprothese<br />

virtuell in die Computersimulation mit<br />

kontinuierlicher Datenrückführung<br />

einzubinden“, umschreibt Prof. Bader<br />

die anspruchsvolle Aufgabe. Auf diese<br />

Weise wird es nicht nur möglich, alle<br />

rechnerisch simulierten realen Bewegungsabläufe,<br />

denen die implantierte<br />

Hüftprothese ausgesetzt ist, im Robotertest<br />

exakt durchzuspielen. Der Begriff<br />

Loop weist darauf hin, dass das in einem<br />

geschlossenen Kreislauf erfolgt. Das<br />

heißt, alle im Robotertest auftretenden<br />

Veränderungen der Endoprothese wirken<br />

auf das numerische Modell zurück.<br />

„Wir können auf diese Weise die wirklich<br />

auftretenden Beanspruchungen nahezu<br />

hundertprozentig abbilden. In dieser<br />

Form ist das einmalig, ein Alleinstellungsmerkmal,<br />

auf das wir stolz sind“,<br />

sagt Christoph Woernle. Dass es sich<br />

dabei um einen hochkomplexen Vorgang<br />

handelt, kann man allein daraus<br />

ersehen, dass die numerisch-mathematischen<br />

Modelle die Tätigkeit von nicht<br />

weniger als 100 Muskeln simulieren<br />

müssen, um der realen Beanspruchung<br />

gerecht zu werden. „Da ist selbstverständlich<br />

immer nur eine höchstmögliche<br />

Approximation möglich, nie aber<br />

die völlig exakte Erfassung“, räumt der<br />

Experte ein. Eine Software, die solch<br />

komplexe Strukturen berechnen kann,<br />

gibt es natürlich nicht als Standardprodukt<br />

zu kaufen. „Programmierung des<br />

Roboters und das Mehrkörper-Modell<br />

des Bewegungsapparates haben unsere<br />

Mitarbeiter komplett selbst erstellt“,<br />

sagt Daniel Klüß. Man sieht dem jungen<br />

Wissenschaftler an, dass er von seiner<br />

Arbeit begeistert ist.<br />

Der Hintergrund dieser Forschungen<br />

liegt im klinisch-praktischen Bereich.<br />

Nach dem Einsetzen einer künstlichen<br />

Hüftendoprothese ist die Muskulatur<br />

des Patienten meist geschwächt und<br />

die Gefahr der Luxation der Endoprothese<br />

daher besonders groß. Damit dies<br />

nicht geschieht, soll die Kombination<br />

aus computergestützter Simulation und<br />

Robotik verlässliche Daten darüber liefern,<br />

wie die Endoprothese beschaffen<br />

sein muss. Die Fachleute sprechen von<br />

Implantatposition und Implantatdesign.<br />

Früher habe man zum Beispiel angenommen,<br />

der Gelenkkopf müsse mit 22<br />

Millimeter recht klein sein, um optimal<br />

zu funktionieren und vor allem wenig<br />

Abrieb verursachen. „Jetzt haben sich,<br />

bestätigt auch durch unsere Berechnungen<br />

und Versuche, größere Gelenkköpfe<br />

von 36 Millimeter Durchmesser<br />

durchgesetzt“, sagt Christoph Woernle.<br />

Sie weisen experimentell und auch klinisch<br />

die besten Werte auf und dienen<br />

damit dem eigentlichen Ziel der Implantatsicherheit.<br />

Und auf diesem Gebiet<br />

können sich die Erfolge bereits sehen<br />

lassen. 10 Jahre nach Implantierung<br />

sind ca. 90 Prozent der Hüftprothesen<br />

noch voll funktionsfähig. Jetzt geht es<br />

darum, die verbleibenden 10 Prozent mit<br />

Fehlfunktionen ebenfalls auszuschließen<br />

und die Haltbarkeit der Endoprothesen<br />

zu verlängern. Zum Einsatz im<br />

Robotertest kommen natürlich nur reale<br />

Implantate, wie sie auch bei einer Hüft-<br />

OP implantiert werden.<br />

Biomechanische<br />

Versuche an der Charité<br />

bestätigen die <strong>Rostock</strong>er<br />

Ergebnisse<br />

Prof. Woernle (r.) und Dr. Klüß am Versuchsaufbau<br />

An der Charité in Berlin werden Untersuchungen<br />

zur Belastung des Hüftgelenks,<br />

also zu den wirkenden Kräften zum Beispiel<br />

während des Gehens durchgeführt.<br />

Dabei werden Daten gesammelt<br />

und ausgewertet, die Sensoren senden,<br />

welche direkt in die Hüftendoprothese<br />

integriert wurden. Diese echten Daten<br />

entsprechen in hohem Maße den errech-<br />

16<br />

Traditio et Innovatio 1|13

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