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DAS ECHO | Sommer 2006 - Ferrostaal

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56<br />

finanzierung<br />

Was unterscheidet die MAN <strong>Ferrostaal</strong> bei der Projektfinanzierung<br />

von ihren Wettbewerbern?<br />

Die MAN <strong>Ferrostaal</strong> ist nach der strengen Definition des VDMA<br />

[Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbau] kein<br />

Großanlagenbauer. Nach VDMA ist ein Großanlagenbauer eine<br />

Gesellschaft, die mehrere Millionen Ingenieurstunden pro Jahr<br />

leistet. Das ist bei uns nicht der Fall. Das heißt, wir sind nach der<br />

strengen Definition kein Großanlagenbauer, sondern wir sind ein<br />

Projektentwickler und Arranger. Das ist unsere Aufgabe. Wir haben<br />

ja keine eigenen Verfahren. Insoweit haben wir gegenüber den bekannten<br />

Anlagenbauern einen Wettbewerbsnachteil, wenn es um<br />

Vergaben geht, bei denen die Finanzierung bereits steht und die<br />

per Tender ausgeschrieben werden. Hier sind uns die Inhaber der<br />

Verfahren überlegen. Wo ein Unternehmen sagt: ‚ich habe das Geld<br />

für meine nächste Chemieanlage schon verdient und mit meinem<br />

Gewinn baue ich diese Anlage’, da bringen wir keinen Mehrwert<br />

gegenüber Wettbewerbern. Überall dort aber, wo potenzielle<br />

Industrieprojekte neu entwickelt werden, liegt unser Geschäft.<br />

Dieser Projektentwicklungsmarkt ist riesig und neue potenzielle<br />

Anlagen sind auf der ganzen Welt reichhaltig vorhanden. Hier<br />

haben wir den Vorteil, dass wir eine höhere Flexibilität haben als<br />

unsere Wettbewerber. Überall dort, wo ein Projekt möglich ist und<br />

wo ein Businessplan vorliegt und die Feasibility klar ist, da können<br />

wir das optimale Paket aus Technik und Finanzierung anbieten.<br />

Und wer sagt, ob ein Projekt sinnvoll ist oder nicht?<br />

Das prüfen sowohl wir selbst als auch die Kreditinstitute, mit denen<br />

wir zusammen arbeiten. Wir prüfen die wirtschaftlichen Grundlagen<br />

unabhängig voneinander und erfreulicherweise kommen wir<br />

in der Regel zu sehr ähnlichen Einschätzungen. Diese Einschätzung<br />

hängt immer sehr stark von den jeweiligen Parametern ab, die vor<br />

Ort gegeben sind. Nehmen Sie beispielsweise petrochemische Anlagen<br />

im Bereich Erdgas. Die Zusammensetzung des Gases im Boden<br />

kann sehr entscheidend sein, ob das eine technische Verfahren<br />

besser für die Weiterbearbeitung ist oder das andere Verfahren.<br />

Wenn ich als Anlagenbauer nur das eine Verfahren habe, scheidet<br />

das für mich schon aus, weil das falsche Gas vorliegt. Hier haben<br />

wir als MAN <strong>Ferrostaal</strong> mehr Flexibilität, weil wir die jeweils besten<br />

Partner zusammenbringen können und dann mit einem intelligenten<br />

Finanzierungsmodell das Projekt zum Laufen bringen. Die<br />

Großanlagenbauer sind technikgetrieben, versuchen ihren Vertrieb<br />

aus der Technik heraus zu entwickeln, wir dagegen versuchen<br />

unsere Vertriebserfolge über die Finanzierung zu triggern. Dass<br />

wir hier sehr gut aufgestellt sind, das bestätigen uns auch die<br />

Banken.<br />

Sind Finanzierungen im Maschinen- und Transportgeschäft<br />

auch so wichtig?<br />

Ja, wenngleich nicht im gleichen Maß. Mit Finanzierung ermöglichen<br />

wir nur knapp die Hälfte unseres Maschinengeschäfts. Wir<br />

treten dabei als Exporteur auf und finanzieren für unsere Kunden<br />

Maschinen und Transporteinrichtungen über einen Zeitraum bis<br />

zu fünf Jahren. Gefragt sind unsere Finanzierungen vor allem in<br />

Südamerika und in Asien. Hier finanzieren wir primär in Euro,<br />

Dollar, mitunter aber auch in Yen.<br />

Warum finanzieren unsere Kunden mit uns und nicht mit lokal<br />

ansässigen Kreditinstituten?<br />

Wir können die besseren Konditionen anbieten: Für unsere Kunden<br />

erhalten wir eine Versicherungsdeckung und auf Basis dieser<br />

Deckung geben wir den Kunden einen Kredit – dann aber mit Zinssätzen,<br />

die für die Kunden äußerst attraktiv sind. Im Augenblick<br />

können wir ca. 6 Prozent anbieten. Für Südamerika beispielsweise,<br />

wo Zinssätze von 15 bis 30 Prozent üblich sind, sind das traumhafte<br />

Zinsen.<br />

Was passiert, wenn Kunden in einem Land arbeiten, dessen<br />

Währung nicht stabil ist?<br />

Natürlich gibt es dann ein Währungsrisiko, das der Kunde zu tragen<br />

hat. Aber das haben wir in der Regel gut im Griff: In diesen Fällen<br />

können Prolongationen dem Kunden aus temporären Engpässen<br />

helfen. Wenn die Währung eines Landes verfällt und dadurch die<br />

Verbindlichkeiten in Landeswährung nach oben gehen, wird die Rückzahlung<br />

prolongiert, solange bis die Inflation wieder den Währungsverfall<br />

ausgeglichen hat, und damit im Grunde genommen ein<br />

Kaufkraftausgleich stattfindet. Das Risiko des Währungsverfalls hat<br />

sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich verringert, nicht zuletzt,<br />

weil sich die Steuerungsmittel der Weltbank wesentlich verbessert<br />

haben. Die uferlose Verschuldung von Staaten läuft heute nicht mehr<br />

so wie früher. Mit unseren Exportkrediten, die wir in sorgfältig<br />

geprüften Einzelfällen auch ohne Versicherungsdeckung gewähren,<br />

haben wir sicherlich einen sehr starken Wettbewerbsvorteil, denn<br />

das machen im Maschinengeschäft nicht viele Anbieter.<br />

Ist das auch der Grund, warum MAN <strong>Ferrostaal</strong> so ein breites<br />

Portfolio anbieten kann – speziell im Druckmaschinenbereich?<br />

Das eine ist die Finanzierung, die wir anbieten können, eben nicht<br />

nur für MAN Roland-Maschinen, sondern auch für Einzelmaschinen<br />

von anderen Anbietern und aus anderen Ländern. Das andere ist<br />

natürlich die Fähigkeit, viele Hersteller unter einen Hut zu bringen.<br />

Die ist bei uns traditionell stark ausgeprägt, weil wir das seit vielen<br />

Jahren tun. Wir haben ja keine eigenen Produkte, sondern vertreten<br />

seit jeher andere Unternehmen.

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