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DAS ECHO | Sommer 2006 - Ferrostaal

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Herr Gesinn, für die Finanzierung einer petrochemischen Anlage<br />

in Chile [siehe Artikel S. 50] ist MAN <strong>Ferrostaal</strong> vor kurzem zusammen<br />

mit ihren Partnern ausgezeichnet worden. Was war das<br />

besondere an dieser Finanzierung und warum wurde sie ausgezeichnet?<br />

Die größte Herausforderung bei diesem Projekt war, in eine neu zu<br />

bauende Anlage, die von der chilenischen Staatsgesellschaft ENAP<br />

[Empresa Nacional del Petroleo] gehalten und betrieben wird,<br />

privates Kapital mit einzubinden. Das erforderte ein komplett auf<br />

den Kunden und die Situation zugeschnittenes Finanzierungskonzept.<br />

Und das hat MAN <strong>Ferrostaal</strong> leisten können.<br />

Ja, zusammen mit unseren Partnern haben wir das möglich gemacht.<br />

Allerdings hatten wir Vorläufer-Projekte mit demselben<br />

Kunden, die ähnlich liefen und die wir von Projekt zu Projekt immer<br />

weiter verfeinert und verbessert haben. Wir haben viel Übung darin,<br />

unseren Kunden individuelle Finanzierungskonzepte anzubieten.<br />

Wie sehen solche Finanzierungskonzepte typischerweise aus?<br />

Es gibt nicht das typische Finanzierungskonzept der MAN<br />

<strong>Ferrostaal</strong>. Das ist ja gerade die wesentliche Eigenschaft unserer<br />

Finanzierungen: Sie sind jeweils auf unsere Kunden und deren<br />

spezifischen Bedarf zugeschnitten. Unsere Finanzierungsangebote<br />

nehmen je nach Branche, Region und Projekt ganz unterschiedliche<br />

Formen an. Allen gemeinsam ist aber, dass sie eine wesentliche<br />

Grundlage unserer Geschäfte bilden.<br />

Starten Sie dann mit jedem neuen Finanzierungsprojekt bei Null?<br />

Nein, natürlich nicht. Es gibt schon Muster. Ganz grob lassen sich<br />

drei Arten von Finanzierungen unterscheiden, die unsere Kunden<br />

von uns in Anspruch nehmen: Die Projektfinanzierung für große<br />

Anlagen, die Exportfinanzierung für Maschinen und die Vorfinanzierung<br />

in der Stahllogistik. Die Finanzierung von Produktionsanlagen<br />

in unserem Automobilgeschäft wollen wir im Moment<br />

mal ausklammern, denn hier investieren wir in unsere eigenen<br />

Produktionsmittel.<br />

Im Anlagengeschäft dürfte die individuellste Art der<br />

Finanzierung liegen.<br />

Richtig. Das Anlagengeschäft ist ja sehr komplex. Unser<br />

Schwerpunkt liegt auf dem Großanlagenbau und ganz klar in der<br />

Projektfinanzierung, wo wir eine ganz wesentliche Rolle spielen<br />

können. Als verfahrensunabhängiger Großanlagenbauer und<br />

Ingenieurgesellschaft mit dem Focus auf Projektentwicklung<br />

haben wir eine gewisse Alleinstellung im Markt. Unsere wichtigste<br />

Leistung in diesem Bereich ist, dass wir Projekte entwickeln, wo es<br />

noch nichts gibt und hierbei sind gute Finanzierungsmodelle ein<br />

<strong>DAS</strong> <strong>ECHO</strong> 1/<strong>2006</strong> 55<br />

wesentlicher Teil. Darin liegt genau unsere Stärke, die für Kunden<br />

attraktiv ist: Wir kombinieren Finanzierungskompetenz und<br />

operative Verantwortung, und verfügen deshalb über eine gewisse<br />

Urteilsfähigkeit bezüglich der Frage, was ein gutes Projekt ist und<br />

wie man es am besten zum Laufen bringt.“<br />

Wer sind die Partner, mit denen MAN <strong>Ferrostaal</strong> solche<br />

Projekte stemmt?<br />

Wir arbeiten seit Jahren sehr gut mit der KfW [Kreditanstalt für<br />

Wiederaufbau] und Hermes zusammen. Alle Methanloanlagen<br />

auf Trinidad mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden sind<br />

beispielsweise mit diesen Partnern gelaufen. Aber auch viele andere<br />

Projekte haben wir zusammen mit diesen Partnern auf die Beine<br />

gestellt. Der Bau solcher Anlagen ist ohne entsprechende Finanzierung<br />

nicht denkbar. Wir arbeiten aber auch mit einer Reihe ausländischer<br />

Kreditinstitute und Kreditversicherungen zusammen,<br />

je nachdem, was im Einzelfall die günstigste Kombination ist.<br />

Dann muss der Track Record entsprechend lang sein.<br />

Ja klar. Wir machen das ja seit etwa 25 Jahren. Aber wir gehen<br />

flexibel an dieses Thema heran. Finanzierungsmodelle, die gestern<br />

und heute funktioniert haben, sind nicht notwendigerweise das<br />

Erfolgsrezept für morgen. Hier ist Innovation gefordert, und mit<br />

unseren neuen Vorständen Dr. Knothe [Projects and Contracting]<br />

und Dr. Lesker [Service und Vertrieb], die beide in der Vergangenheit<br />

sehr intensiv in finanzierten Projekten tätig waren, sind wir klar<br />

nach vorne gerichtet, um über neue Finanzierungsmodelle nachzudenken.<br />

In welchen Bereichen sind neue Finanzierungsmodelle<br />

erforderlich?<br />

Beispielsweise bei neuen Technologien, sehr stark zum Beispiel bei<br />

Biodiesel und erneuerbaren Energien, aber auch bei Kraftwerken sind<br />

immer wieder neue Finanzierungsmodelle gefragt. Hier gibt es sehr<br />

viele Projekte, aber auch einen hohen Bedarf an Finanzierung. Gerade<br />

bei diesen neuen Technologien, die noch nicht am Markt bewährt<br />

sind, spielt die Finanzierung eine entscheidende Rolle. Das Risiko, so<br />

eine Anlage mit neuer Technologie hinzustellen, erfordert auch neue<br />

Marktmechanismen. Das übernimmt nicht mal jemand so mit seinem<br />

privaten Kapital. Bei solchen Projekten sucht man Finanzierungsmodelle,<br />

um das Risiko der Finanzierung auf mehrere Schultern zu verteilen.<br />

Das ist ja das Wesen der Projektfinanzierung, dass man das<br />

Risiko auf so viele Schultern verteilt, dass es für jeden akzeptabel ist<br />

und jeder Spaß daran hat. Allerdings werden wir bei neuen Technologien<br />

nicht alles machen, sondern uns diejenigen Möglichkeiten raussuchen,<br />

bei denen wir das Risiko abschätzen können und die sich<br />

erkennbar lohnen.

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