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Download der Gesamtausgabe (5 mb) - LMU

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N R . 1 • 2014 PROFILE<br />

30<br />

PORTRÄTMEDAILLEN<br />

GROSSE KÖPFE IN KLEINEM FORMAT<br />

Porträtierten in Auftrag gegeben. Zum Beispiel<br />

verschenkten Fürsten Medaillen mit dem eigenen<br />

Konterfei in unterschiedlich teuren Ausführungen<br />

an Angehörige des Hofs. Sie dokumentieren also<br />

nicht nur die soziale Stellung <strong>der</strong> Auftraggeber,<br />

son<strong>der</strong>n verraten auch etwas über die Position des<br />

Empfängers.<br />

1 Die Stadt Nürnberg ließ von<br />

Albrecht Dürer und Hans Krafft dem<br />

Älteren eine Silbermedaille mit dem<br />

Bild Kaiser Karls V. anfertigen<br />

anlässlich seines geplanten Besuchs<br />

<strong>der</strong> Stadt im Jahr 1521.<br />

Der <strong>LMU</strong>-Kunsthistoriker Walter Cupperi hat<br />

zum Abschluss seines <strong>LMU</strong>excellent Research<br />

Fellowship zusammen mit <strong>der</strong> Staatlichen<br />

Münzsammlung eine Ausstellung zu Porträtmedaillen<br />

erarbeitet.<br />

Das Who’s Who <strong>der</strong> Renaissance passt in eine<br />

Hand: Medaillen mit einer Größe von ungefähr<br />

zwei bis sieben Zentimeter Durchmesser bilden<br />

die größten Persönlichkeiten <strong>der</strong> damaligen Zeit<br />

ab. Die Porträts aus Gold, Silber, Bronze, Ton<br />

o<strong>der</strong> Holz zeigen Kaiser und Fürsten, kirchliche<br />

Würdenträger, Kaufleute und ihre Familien sowie<br />

Künstler. „Sie waren eine Form, die eigene Identität<br />

darzustellen“, sagt Dr. Walter Cupperi vom<br />

Institut für Kunstgeschichte <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />

Für ihn sind sie daher „mehr als Porträtmedaillen“:<br />

„Ihre Verbreitung ermöglicht es uns heute,<br />

weitere kulturelle Phänomene zu zeigen“, sagt<br />

Cupperi. Zusammen mit <strong>der</strong> Staatlichen Münzsammlung<br />

München hat <strong>der</strong> Kunsthistoriker die<br />

Ausstellung „Wettstreit in Erz. Porträtmedaillen<br />

<strong>der</strong> deutschen Renaissance“ erarbeitet. Sie<br />

ist zugleich <strong>der</strong> Abschluss seines vierjährigen<br />

<strong>LMU</strong>excellent Research Fellowship, mit dem die<br />

Universität Nachwuchswissenschaftlerinnen und<br />

-wissenschaftler för<strong>der</strong>t.<br />

Die Medaillen wurden oft zu Ehren hochstehen<strong>der</strong><br />

Persönlichkeiten angefertigt o<strong>der</strong> selbst von den<br />

INFLATION DER „CONTERFAIT-PFENNIGE“<br />

Die Medaillen zeigen nicht nur Gesichter. Mithilfe<br />

von Inschriften wurden sie personalisiert, sie bilden<br />

Namen, Stellung und Verwandtschaften ab und<br />

wurden manchmal auch mit einem Motto versehen.<br />

„Die individuell gestalteten Rückseiten, Zitate<br />

und Aufschriften geben uns heute Einblick in das<br />

Selbstverständnis <strong>der</strong> Porträtierten“, sagt Cupperi.<br />

Im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden die „Conterfait-Pfennige“,<br />

wie die Medaillen damals genannt wurden,<br />

so beliebt, dass sie in vielen gesellschaftlichen<br />

Schichten geradezu inflationär verbreitet waren.<br />

„Herrscher, Humanisten und Heilige und Handwerker<br />

ebenso wie Ehefrauen, Kurtisanen, körperlich<br />

Missgebildete und historisch weit zurückliegende<br />

und eigentlich in ihrem Aussehen vollkommen unbekannte<br />

Persönlichkeiten“ wurden mit Medaillen<br />

bedacht, wie <strong>LMU</strong>-Professor Ulrich Pfisterer, Inhaber<br />

des Lehrstuhls für Allgemeine Kunstgeschichte,<br />

im Katalog zur Ausstellung schreibt.<br />

Diesen Boom hatte die neue Kunstform auch dem<br />

Material <strong>der</strong> Medaillen zu verdanken: Sie waren<br />

sehr wi<strong>der</strong>standsfähig, gut zu transportieren und<br />

leicht zu reproduzieren. Sie wurden in verschiedensten<br />

Formen verbreitet, auch als Kettenanhänger,<br />

Schmuck für Hüte und Kleidung o<strong>der</strong><br />

verzierten als Ornamente Möbel und Gebrauchsgegenstände.<br />

Selbst Gebäude wurden mit medaillenförmigen<br />

Porträtreliefs in Stein dekoriert. Der<br />

italienische Dichter Pietro Aretino spottete 1545

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