Download der Gesamtausgabe (5 mb) - LMU
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7 Berater Dr. Pablo Hagemeyer von The<br />
DOX mit „Bergdoktor“-Darsteller Hans Sigl.<br />
6<br />
C<br />
Kohlenstoff<br />
12,011<br />
2<br />
4<br />
19<br />
SI<br />
Silicium<br />
28,086<br />
2<br />
8<br />
4<br />
N R . 1 • 2014 THEMA<br />
8<br />
zeigt, ob man tot ist“, ergänzt Krautschicks Kollege Fabian Rudner.<br />
„Im Film werden solche Apparaturen jedoch eingesetzt, um den Tod<br />
mittels einer geraden Linie auf Bild- und Tonebene darzustellen.“<br />
FILME INSPIRIEREN DIE WISSENSCHAFT<br />
Allerdings können die zwei Lehrbeauftragten auch durchaus positive<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> fiktiven Darstellung von Wissenschaft erkennen.<br />
So habe Jules Verne in „20.000 Meilen unter dem Meer“ schon im<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>t ein U-Boot o<strong>der</strong> in „Von <strong>der</strong> Erde zum Mond“ die<br />
Reise zum Mond beschrieben. „Beides hat Wissenschaftler zum<br />
Nachdenken angeregt, weil sie das in die Realität umsetzen wollten“,<br />
unterstreicht Krautschick. Touchscreens sah man in „Minority<br />
Report“, bevor sie in den Handel kamen, seit „Der Soldat James<br />
Ryan“ gibt es neue Trainingskonzepte für Kriegsmanöver seitens <strong>der</strong><br />
US-Armee und seit „Minority Report“ mit <strong>der</strong> Hand in <strong>der</strong> Luft steuerbare<br />
Computer. Generell sähen Computer heute überhaupt nur so<br />
aus, wie sie aussehen, weil sie vor ihrer Existenz im Fernsehen so<br />
dargestellt worden seien. „Wissenschaft beeinflusst Film und Film<br />
die Wissenschaft“, fasst Krautschick zusammen.<br />
Ob Wissenschaft im Film positiv o<strong>der</strong> negativ dargestellt wird, hängt<br />
für die beiden Dozenten mit <strong>der</strong> politischen Lage zusammen. In Zeiten<br />
des Kalten Kriegs galt sie wegen <strong>der</strong> Ato<strong>mb</strong>o<strong>mb</strong>e als schlecht,<br />
nach dem 11. Septe<strong>mb</strong>er 2001 plötzlich wie<strong>der</strong> als gut. „Dies zeigt<br />
sich an den vielen Superhelden-Streifen wie ‚Spi<strong>der</strong>man‘, ‚Ironman‘<br />
o<strong>der</strong> ‚Fantastic Four‘“, konkretisiert Rudner. Gerade in Krisenzeiten<br />
wie jetzt seien Wissenschaftler beson<strong>der</strong>s gefragt. „Diese sollen die<br />
Krise – sy<strong>mb</strong>olisiert durch Monster – bekämpfen“, ergänzt Krautschick<br />
und verweist auf den voraussichtlich im Mai 2014 startenden<br />
Godzilla-Film. Um <strong>der</strong>artige Themen tiefgründiger zu erforschen,<br />
ist an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> in Zukunft ein Masterstudiengang „Film“ geplant.<br />
Für Geowissenschaftler ist das Filmgenre ebenfalls ein wachsendes<br />
Feld, nicht nur in <strong>der</strong> Kulturgeografie, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Wirtschaftsgeografie<br />
und in <strong>der</strong> Tourismusforschung. Der <strong>LMU</strong>-Professor<br />
Gordon Win<strong>der</strong> aus Neuseeland untersucht beispielsweise, wie<br />
Landschaften in Filmen dargestellt und genutzt werden. Zusammen<br />
mit Studierenden versuchte er herauszufinden, an welchen Orten<br />
„Der Herr <strong>der</strong> Ringe“ genau gedreht wurde und dabei insbeson<strong>der</strong>e,<br />
wie und für welche zusätzlichen Zwecke die fantastischen Filmlandschaften<br />
genutzt wurden. Damit wollte <strong>der</strong> Wirtschaftsgeograf<br />
analysieren, welche Rolle dieses Image in <strong>der</strong> regierungseigenen<br />
„Brand Neuseeland“-Kampagne spielte. „Nachdem <strong>der</strong> neuseeländische<br />
Kulturminister jede Gelegenheit zur Vermarktung nutzen<br />
wollte, fiel uns dabei die Rolle des Promoters zu“, erzählt Win<strong>der</strong>.<br />
Das Ergebnis: Die fantastischen Landschaftsbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Filme haben<br />
die für Neuseeland typischen grasbewachsenen Hügel mit Schafen<br />
in <strong>der</strong> Außendarstellung und Tourismuswerbung ersetzt. Die neueste<br />
Kampagne im Zusammenhang mit dem Film „Der Hobbit“ gilt<br />
als eine <strong>der</strong> erfolgreichsten in <strong>der</strong> Tourismuswerbung Neuseelands.<br />
Dass die Destination Auckland in diesem Jahr vom Reiseführer Lonely<br />
Planet in die Top Ten gewählt wurde, ist nicht zuletzt auch<br />
darauf zurückzuführen. Gleichzeitig ist das neuseeländische Unternehmen<br />
Weta zum zweitgrößten Animationsfilmproduzenten <strong>der</strong><br />
Welt gewachsen. „Dieses Beispiel steht für die erfolgreiche Verbindung<br />
von Tourismusför<strong>der</strong>ung und Projekten <strong>der</strong> Kulturindustrie“,<br />
so Win<strong>der</strong>.<br />
DER KLIMAWANDEL ALS KASSENSCHLAGER<br />
So verwun<strong>der</strong>t es nicht, wenn Geowissenschaftler für Produzenten<br />
gefragte Ansprechpartner sind. „Gerade die Geophysik spielt eine<br />
immer größere Rolle – nicht zuletzt wegen <strong>der</strong> globalen Erwärmung“,<br />
betont Stuart Gil<strong>der</strong> vom Department of Earth and Environmental<br />
Sciences <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Dies unterstreichen auch Filme wie<br />
„Volcano“, „The Core“, „The Day After Tomorrow“ o<strong>der</strong> das Tsunami-Drama<br />
„The Impossible“. Zuletzt wurde sogar <strong>LMU</strong>-Dozent Dr.<br />
Wilfried Hagg als wissenschaftlicher Berater für das Actiondrama<br />
„Gletscherblut“ gehört. In dem ZDF-Streifen ging es um eine Gletscherexplosion<br />
durch Schmelzwasser, wie sie tatsächlich 1892 am<br />
Mont Blanc in den Alpen vorgekommen ist. Dr. Hagg sollte dabei<br />
mehrere Versionen des Drehbuchs auf Plausibilität und die Effekte<br />
auf Realitätsnähe prüfen. Anschließend gab er seine Kommentare<br />
und Bedenken aus fachlicher Sicht ab. Manchmal rief auch die Autorin,<br />
<strong>der</strong> Produzent o<strong>der</strong> Regisseur bei ihm an, bevor neue Drehbuchabschnitte<br />
geschrieben wurden. „Meine Kritik wurde ernst genommen<br />
und das Drehbuch deswegen auch mehrfach geän<strong>der</strong>t“,<br />
erinnert sich <strong>der</strong> Landschaftsökologe. Der Ehrlichkeit halber müsse<br />
er aber gestehen, dass trotzdem mehrere extrem seltene Ereignisse<br />
sehr stark gehäuft auftraten. „Aber sonst“, so Hagg, „wäre es wohl<br />
kein Stoff für einen Film.“<br />
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