Download der Gesamtausgabe (5 mb) - LMU

Download der Gesamtausgabe (5 mb) - LMU Download der Gesamtausgabe (5 mb) - LMU

uni.muenchen.de
von uni.muenchen.de Mehr von diesem Publisher
21.10.2014 Aufrufe

nr. 4 • 2013 LUDWIG- MAXIMILIANS- UNIVERSITÄT MÜNCHEN MünchnerUni Magazin zeitschrift der ludwig-maximilians-universität münchen projekte für Entwicklungsländer Engagement ohne Grenzen Lmu macht schule Lehren lernen

nr. 4 • 2013<br />

LUDWIG-<br />

MAXIMILIANS-<br />

UNIVERSITÄT<br />

MÜNCHEN<br />

MünchnerUni Magazin<br />

zeitschrift <strong>der</strong> ludwig-maximilians-universität münchen<br />

projekte für Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

Engagement ohne<br />

Grenzen<br />

Lmu macht<br />

schule<br />

Lehren<br />

lernen


<strong>der</strong> lmu-shop<br />

im »schweinchenbau«<br />

leopoldstrasse 13<br />

80802 münchen<br />

www.lmu-shop.de<br />

Öffnungszeiten im Semester:<br />

Montag bis Freitag 10:00 – 16:00 Uhr<br />

Öffnungszeiten in <strong>der</strong> vorlesungsfreien Zeit:<br />

Dienstag und Donnerstag 10:00 – 16:00 Uhr


1 Eingang zum Gebäude Schellingstraße<br />

5, das das Institut für<br />

Assyriologie und Hethitologie beherbergt.<br />

Das Institut feiert in diesem<br />

Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.<br />

EDITORIAL<br />

Die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, haben sich Studierende<br />

und Forscher <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> auf die Fahnen geschrieben: Sie engagieren<br />

sich in Entwicklungslän<strong>der</strong>n, indem sie Bedürftigen nicht<br />

nur Zugang etwa zu günstigen Sehhilfen eröffnen, son<strong>der</strong>n auch<br />

kostenlose ärztliche Unterstützung für Betroffene anbieten – einfach<br />

nur, um zu helfen. Das selbstlose Engagement dieser Menschen ist<br />

Thema dieser Ausgabe <strong>der</strong> MUM.<br />

Um Ethik in den Wirtschaftswissenschaften geht es im Essay von<br />

Dominik Enste, seines Zeichens Geschäftsführer <strong>der</strong> Institut <strong>der</strong><br />

deutschen Wirtschaft Köln Akademie G<strong>mb</strong>H. Er zeichnet auf, warum<br />

Ethik vor allem in Zeiten großer Wirtschaftskrisen in <strong>der</strong> Hochschullehre<br />

eine immer größere Rolle spielt und rein ökonomische<br />

Steuerungs- und Erklärungsansätze nicht mehr hinreichend sind.<br />

N R . 4 • 2013 Editorial<br />

1<br />

Nicht um Ethik, son<strong>der</strong>n Ästhetik geht es beim Art Dolls-Projekt, bei<br />

dem Kunststudierende <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> eine ganz beson<strong>der</strong>e Figur gestaltet<br />

haben – nicht nur steht sie für Buntheit und Vielfältigkeit – sie<br />

leuchtet bei Schwarzlicht sogar.<br />

Schildkröte, Fisch & Co. sind Patienten in <strong>der</strong> neuen Reptilien- und<br />

Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz in Oberschleißheim. Hier finden sie Aufnahme,<br />

um sich von ihren – zumeist haltungsbedingten – Erkrankungen zu<br />

erholen: ganz gleich, ob Atemnot, Traumaerkrankungen, Abschürfungen<br />

o<strong>der</strong> Pilzbefall.<br />

Wie die Fische im Wasser fühlen sich die Unterwasserhockey-Spieler,<br />

die wir in dieser Ausgabe vorstellen: Sie jagen sich auf dem<br />

Grund von Schwim<strong>mb</strong>ecken mit winzigen Schlägern gegenseitig<br />

den Puck ab. Lei<strong>der</strong> haben es Zuschauer bei dieser Sportart nicht<br />

wirklich leicht. Deswegen werden für größere sogar Turniere Riesenaquarien<br />

gebaut…<br />

Viel Spaß beim Lesen,<br />

Ihre MUM-Redaktion


N R . 4 • 2013 Zur Sache<br />

2<br />

Zur Sache<br />

Nachwuchs ist Zukunft<br />

1 <strong>LMU</strong>-Präsident Professor Bernd<br />

Huber hält eine umfassende Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

für unabdingbar,<br />

um herausragenden jungen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern<br />

den Weg zur Professur zu erleichtern.<br />

Noch immer sind die Karriereperspektiven von<br />

herausragenden jungen Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftlern in Deutschland nicht so, wie sie<br />

angesichts <strong>der</strong> international hochkompetitiven<br />

Forschungslandschaft sein sollten. Noch immer<br />

gibt es hierzulande zu viele Hürden auf dem Weg<br />

zur Professur, wodurch die deutschen Universitäten<br />

zukünftige Top-Forscherinnen und -forscher<br />

verlieren. Und gerade diese wollen und müssen<br />

wir zukünftig für die Universitäten gewinnen, um<br />

international wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Die <strong>LMU</strong> ist sich dieser Herausfor<strong>der</strong>ung bewusst<br />

und legt aktuell ein ganz neuartiges Programm<br />

auf, das es hervorragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

und -wissenschaftlern leichter machen<br />

soll, auf eine Professur berufen zu werden:<br />

Wenn die jungen Forscher einen Starting Grant<br />

des Europäischen Forschungsrates (ERC) für<br />

die <strong>LMU</strong> einwerben, bieten wir ihnen eine W2-<br />

Tenure-Track-Professur an. Bei einem Erfolg im<br />

ERC-Vergabeverfahren und nach Abstimmung mit<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Fakultät kann die Berufung an die<br />

<strong>LMU</strong> schnell und ohne Ausschreibung erfolgen.<br />

Die Professur ist zunächst auf sechs Jahre befristet<br />

und kann – frühestens nach drei Jahren – bei<br />

positiver Evaluation in eine unbefristete Stelle<br />

übergehen.<br />

die Preisträgerinnen und Preisträger doch strikt<br />

nach dem Kriterium wissenschaftlicher Exzellenz<br />

aus. Zudem haben sie sich in einem europaweiten<br />

Wettbewerb durchgesetzt, <strong>der</strong> gezielt den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs anspricht.<br />

Und vor allem ist sichergestellt, dass nicht nur<br />

bestimmte Fächergruppen, wie etwa Naturwissenschaften<br />

o<strong>der</strong> Medizin, zum Zuge kommen.<br />

Denn die ERC Starting Grants wie auch die ERC<br />

Advanced Grants werden auch gerade an Geisteso<strong>der</strong><br />

Sozialwissenschaftler vergeben. Das zeigen<br />

sowohl die Vergabestatistiken des ERC als auch<br />

unsere eigene För<strong>der</strong>bilanz.<br />

Natürlich haben wir bereits eine ganze Sequenz<br />

von För<strong>der</strong>maßnahmen sowie Beratungs- und<br />

Serviceangebote für den Nachwuchs. Da ist zum<br />

Beispiel das geplante Postdoc-Office, das Young<br />

Center im CAS und gezielte Weiterbildungsangebote<br />

im Center for Lea<strong>der</strong>ship and People Management.<br />

Mit ihrem Nachwuchsför<strong>der</strong>ungsfonds<br />

stellt die <strong>LMU</strong> umfangreiche finanzielle Mittel für<br />

den Nachwuchs bereit.<br />

Das neue Modell, das auf die Einwerbung von ERC<br />

Starting Grants orientiert ist, ist ein weiterer wichtiger<br />

Baustein.<br />

Langfristige Perspektiven<br />

Mit einem <strong>der</strong>artig konkreten Angebot geht die<br />

<strong>LMU</strong> in Sachen Nachwuchsför<strong>der</strong>ung in Deutschland<br />

neue Wege. Wir verfolgen damit gleich mehrere<br />

Ziele. Zum einen geben wir Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern das klare Signal:<br />

Wir wollen ihre Karrierechancen verbessern und<br />

ihnen eine langfristige Perspektive geben. Zum<br />

an<strong>der</strong>en möchten wir natürlich die Zahl <strong>der</strong> ERC<br />

Starting Grants an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> erhöhen. Gerade die<br />

Grants sind ein verlässlicher Indikator, dass es sich<br />

wirklich um Spitzenleute handelt, wählt <strong>der</strong> ERC<br />

Prof. Dr. Bernd Huber<br />

Präsident <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München


6<br />

MUM NR. 4 · 2013<br />

■ news<br />

4 meldungen<br />

■ titel<br />

6 Engagement ohne Grenzen<br />

Projekte für Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

■ essay<br />

10 Die Wirtschaftskrise und ihre Bedeutung<br />

für die Ethik in <strong>der</strong> Hochschullehre<br />

Engagement ohne grenzen<br />

Projekte für entwicklungslän<strong>der</strong><br />

12<br />

■ profile<br />

12 Die Atemnot <strong>der</strong> Agame<br />

Neue Reptilien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz<br />

14 Lehren lernen<br />

<strong>LMU</strong> macht Schule<br />

16 GroSSes Kino<br />

Ein Stück Hogwarts an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

18 Farben machen Puppen<br />

Aktion Royal Art Dolls<br />

20 „Sehr verehrte AuSSerirdische!“<br />

Beim Debattierclub München haben<br />

Studierende SpaSS an <strong>der</strong> Rhetorik<br />

N R . 4 • 2013 Inhalt<br />

3<br />

Neue Reptilien- und<br />

Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz<br />

Die Atemnot <strong>der</strong> Agame<br />

18<br />

22 Ein Hauch von Gediegenheit<br />

Medizinische Lesehalle wie<strong>der</strong> eröffnet<br />

24 Piranhas mit Badekappe<br />

Serie: Sport ist ihr Hobby<br />

■ Alumni<br />

26 „Balance zwischen Weltparty und Heimat“<br />

Interview mit Gabriele Weishäupl<br />

■ menschen<br />

Aktion Royal Art Dolls<br />

Farben machen Puppen<br />

22<br />

28 neuberufen<br />

30 preise & ehrungen<br />

39 Verstorben<br />

■ service<br />

42 tipps & termine<br />

Medizinische Lesehalle<br />

wie<strong>der</strong> eröffnet<br />

Ein Hauch von<br />

Gediegenheit<br />

■ impressum


News<br />

N R . 4 • 2013 News<br />

4<br />

1 Die südafrikanischen Archäologen und ihre deutschen Kollegen beim<br />

gemütlichen Beisammensein im Garten des Abgussmuseums.<br />

Klassische Archäologen aus<br />

Südafrika erforschen die <strong>LMU</strong><br />

Im Juni 2013 brach für Professor Rolf Schnei<strong>der</strong> vom Institut für<br />

Klassische Archäologie „ein neues Zeitalter“ an: Nach jahrelanger<br />

Planung mit seiner südafrikanischen Kollegin Dr. Samantha Masters<br />

besuchten zum ersten Mal zwölf 20- bis 27-jährige Classics-Studierende<br />

<strong>der</strong> südafrikanischen Stellenbosch University die <strong>LMU</strong>. „Ich<br />

hoffe, das ist <strong>der</strong> Beginn eines längerfristigen Austauschprogramms,<br />

das neue Denkanstöße für unsere Fächer und im Dialog zwischen<br />

unseren Universitäten auslösen wird“, sagt Schnei<strong>der</strong> in seiner Eröffnungsrede<br />

im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke am<br />

Münchener Königsplatz. „Deutschland und Südafrika teilen neben<br />

einer schwierigen Geschichte zugleich wichtige gemeinsame gesellschaftliche<br />

Praktiken und Institutionen, gerade auch solche, die auf<br />

jeweils eigenen Formen <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den antiken<br />

Kulturen von Griechenland und Rom beruhen.“<br />

Die für München typische Lebenskultur konnten die Studierenden<br />

aus Südafrika danach im Austausch mit den Studierenden <strong>der</strong> Klassischen<br />

Archäologie <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und Doktoranden <strong>der</strong> neuen Graduiertenschule<br />

„Distant Worlds“ bei Brezn und Bier vor Ort erleben.<br />

Ziel dieser außergewöhnlichen Exkursion war es, griechische und<br />

römische Kunstwerke im Original zu studieren, unsere Kultur besser<br />

verstehen und neue wissenschaftliche Kontakte zu deutschen Universitäten<br />

knüpfen zu können, vorrangig zur <strong>LMU</strong>. Nach ihrem viertägigen<br />

Besuch in <strong>der</strong> Isarmetropole besuchten die südafrikanischen<br />

Studierenden Museen und Universitäten in Tübingen, Berlin<br />

und Istanbul.<br />

■ dl<br />

Bartholomaios I. wird <strong>LMU</strong>-Ehrendoktor<br />

Die Katholisch-Theologische Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> hat Bartholomaios<br />

I. von Konstantinopel (Istanbul, Türkei) zum Ehrendoktor gewählt.<br />

Der Patriarch ist Ehrenoberhaupt von weltweit etwa 250 Millionen<br />

orthodoxen Christen und seit seiner Studienzeit in München mit<br />

<strong>der</strong> Universität verbunden. So hat er sich beispielsweise als För<strong>der</strong>er<br />

<strong>der</strong> Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie verdient<br />

gemacht.<br />

1 Patriarch Bartholomaios I. ist<br />

Ehrendoktor <strong>der</strong> Katholisch-Theologischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />

Die Gründe für die erste Ehrung eines orthodoxen Theologen an <strong>der</strong><br />

Fakultät liegen laut Dekan Professor Knut Backhaus in drei Bereichen:<br />

<strong>der</strong> Theologie, <strong>der</strong> Ökumene und <strong>der</strong> sozialen Kultur. Theologisch<br />

hat <strong>der</strong> auch als „grüner Patriarch“ bekannte Bartholomaios<br />

<strong>der</strong> Umwelt- und Sozialethik wichtige Impulse gegeben. Er hat sich<br />

für den Dialog mit Judentum sowie Islam eingesetzt und vor allem in<br />

<strong>der</strong> Begegnung mit <strong>der</strong> römisch-katholischen Kirche neue Maßstäbe<br />

gesetzt. Der gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. erzielte Fortschritt<br />

im Miteinan<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Weltkirchen fand bei <strong>der</strong> Amtseinführung von<br />

Papst Franziskus historischen Ausdruck: Bartholomaios I. ist das<br />

erste Oberhaupt <strong>der</strong> Orthodoxie, das persönlich an <strong>der</strong> Einführung<br />

eines Papstes teilgenommen hat. Die Fakultät will mit ihrer Entscheidung<br />

auch ein Zeichen <strong>der</strong> Solidarität mit religiösen Gemeinschaf-


News<br />

ten setzen, die unter den nicht immer leichten Bedingungen einer<br />

gesellschaftlichen Min<strong>der</strong>heit leben.<br />

Die Fakultät nutzt mit einer solchen ökumenisch ausgerichteten<br />

Ehrenpromotion die in Europa einmalige Situation an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, an<br />

<strong>der</strong> katholische, evangelische und orthodoxe Theologie benachbart<br />

sind. Der Festakt zur Ehrenpromotion wird im Zusammenhang mit<br />

dem Deutschland-Besuch des Patriarchen im Mai 2014 stattfinden.<br />

<br />

■ dl<br />

Universitätsbibliothek verleiht Tablets<br />

Die Universitätsbibliothek hat im Rahmen eines Pilotprojektes eine<br />

Kooperation mit Microsoft geschlossen und verleiht ab sofort zwölf<br />

Windows-8-Tablets. Studierende können die Tablets bis zu sieben<br />

Tage lang ausleihen.<br />

„Mit dem Projekt möchten wir herausfinden, inwieweit sich die<br />

Lernbedürfnisse und -erfor<strong>der</strong>nisse von Studierenden verän<strong>der</strong>t<br />

haben und ob <strong>der</strong> Verleih von Tablets eine adäquate Antwort darauf<br />

ist“, sagt <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Informationstechnologie <strong>der</strong> UB, Alexan<strong>der</strong><br />

Weiß. „Aus diesem Grund führen wir auch eine Umfrage unter Studierenden<br />

zur Nutzung von Tablets und zur Evaluierung des Projektes<br />

durch.“<br />

In einem zweiten Schritt richtet die Universitätsbibliothek zu Beginn<br />

des kommenden Wintersemesters einen Loungebereich im PC-<br />

Raum 1 <strong>der</strong> Zentralbibliothek ein, <strong>der</strong> speziell auf die Nutzung von<br />

Tablets und mobilen Geräten ausgerichtet ist.<br />

■ ski<br />

N R . 4 • 2013 news<br />

5<br />

1. Ich spende einen einmaligen Betrag von € ...........................................<br />

Schnelle und wirkungsvolle För<strong>der</strong>ung von Forschung und Lehre<br />

an <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität – das ist unser Engagement.<br />

1922 gegründet, sind wir nicht nur eine <strong>der</strong> ältesten För<strong>der</strong>gesellschaften<br />

Deutschlands, son<strong>der</strong>n auch eine <strong>der</strong> größten.<br />

Helfen Sie mit! Werden Sie Mitglied o<strong>der</strong> helfen Sie mit einer Spende.<br />

Je<strong>der</strong> Euro kommt voll und ganz <strong>der</strong> Forschung und Ausbildung an <strong>der</strong><br />

Universität zugute. Der Mitgliedsbeitrag ist steuerlich genauso absetzbar<br />

wie jede Spende. Ein höherer Betrag als <strong>der</strong> Mindestbeitrag ist uns<br />

natürlich sehr willkommen.<br />

Als Mitglied erhalten Sie:<br />

• einen Bildband über die Geschichte <strong>der</strong><br />

<strong>LMU</strong> München<br />

• die Forschungszeitschrift Einsichten<br />

• den Jahresbericht unserer Gesellschaft<br />

• die Möglichkeit zur Teilnahme an Veranstaltungen<br />

<strong>der</strong> Universitäts gesellschaft und <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

2. Ich möchte Mitglied werden mit einem Jahresbeitrag von € ..............<br />

Mindestmitgliedsbeiträge:<br />

• Einzelpersonen € 40,-<br />

• Studenten € 20,-<br />

• Juristische Personen, Firmen und Personenvereinigungen € 100,-<br />

Name: .............................................................. Vorname: ............................................<br />

Straße: ............................................................................................................................<br />

PLZ/Ort: .........................................................................................................................<br />

E-Mail: ............................................................................................................................<br />

Geburtsdatum/Geburtsjahr: .........................................................................................<br />

Datum: ....................................... Unterschrift: ............................................................<br />

Ich interessiere mich für das Seniorenstudium an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Bitte senden Sie<br />

mir künftig das Vorlesungsverzeichnis und die Einschreibeunterlagen zum<br />

Seniorenstudium zu.<br />

Münchener Universitätsgesellschaft e. V.<br />

Königinstr. 107, 80802 München<br />

Tel.: (089) 38 91-55 66 • Fax: (089) 38 91- 45 66<br />

E-Mail: info@unigesellschaft.de<br />

www.unigesellschaft.de<br />

Münchener Universitätsgesellschaft e. V.<br />

Königinstraße 107 • 80802 München<br />

Bankverbindung: HypoVereinsbank München (BLZ 700 202 70), Kto. 580 400 26 36


Projekte für Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

Engagement ohne Grenzen<br />

N R . 4 • 2013 thema<br />

6<br />

Ein Teilnehmer des Enactus-Workshops in<br />

Ruanda fertigt eine EinDollarBrille.<br />

Sie biegen Brillen in Ruanda, sammeln Spenden für Kin<strong>der</strong><br />

in Syrien und setzen sich für die Erforschung vernachlässigter<br />

Tropenkrankheiten ein: Eine ganze Reihe von <strong>LMU</strong>-<br />

Studierenden engagiert sich ehrenamtlich für Menschen in<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n. Ärzte des Klinikums <strong>der</strong> Universität<br />

operieren <strong>der</strong>weil unentgeltlich schwerkranke Patienten. In<br />

MUM erzählen sie, was sie antreibt.<br />

Eva Beuchert studiert Psychologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> – weiß jetzt aber<br />

auch, wie man einfache Brillen erzeugt: Mit einer speziellen Maschine<br />

biegt sie den Drahtrahmen so zurecht, dass die Kunststoffgläser<br />

sich hineinknipsen lassen, und verziert sie zuletzt mit Glasperlen.<br />

Fertig ist eine schlichte, aber effektive Sehhilfe, die Menschen in<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n eine klarere Sicht ermöglicht – und manchmal<br />

ein ganz neues Leben. Gelernt hat die Studentin das Herstellen<br />

<strong>der</strong> sogenannten EinDollarBrille bei <strong>der</strong>en Erfin<strong>der</strong>, dem Erlanger<br />

Martin Aufmuth – und konnte ihre Fertigkeit bereits vor Ort in Ruanda<br />

weitergeben. „Die Reaktion, wenn jemand plötzlich wie<strong>der</strong><br />

klar sehen kann – das ist unvorstellbar“, erzählt die 20-Jährige. „Ein<br />

Mädchen, ungefähr in meinem Alter, hörte gar nicht mehr auf zu<br />

lachen, als sie die Brille aufhatte.“<br />

Möglich wurde Eva Beucherts Einsatz durch die internationale Studierendenorganisation<br />

„Enactus“. 1975 in den USA gegründet, hat<br />

die Non-Profit-Organisation sich auf die Fahnen geschrieben, die<br />

Welt „im Kleinen durch unternehmerische Projekte zu verbessern“.<br />

Dem Münchener Team gehören rund 70 Studierende von <strong>LMU</strong>,<br />

Technischer Universität und Hochschule München an.<br />

„Viele Millionen Menschen weltweit können sich keine Brille leisten“,<br />

erklärt die Psychologiestudentin, „und deshalb nicht arbeiten,<br />

zur Schule gehen o<strong>der</strong> ihre Familie versorgen.“ In einem Workshop<br />

in Ruanda gab sie zusammen mit an<strong>der</strong>en Studierenden das gewonnene<br />

Wissen – dazu gehörten auch einfache Sehtests und unternehmerisches<br />

Know-how – an Arbeitslose weiter. Diese können<br />

künftig ihren Unterhalt bestreiten, weitere Mitarbeiter ausbilden<br />

und, mit einem Satz sphärischer Gläser im Gepäck, in den Dörfern<br />

die dringend benötigten Brillen anpassen.<br />

Neben <strong>der</strong> EinDollarBrille – mittlerweile gab es auch Workshops<br />

in Burkina Faso und in Bolivien – setzt Enactus München sich für<br />

ein Imkereiprojekt<br />

in Burkina<br />

Faso und eine Trinkwasserinitiative<br />

in Marokko ein. Aber auch im<br />

eigenen Land wird Entwicklungshilfe geleistet: etwa<br />

mit einer Software für existenzgefährdete Kleingastronomen<br />

o<strong>der</strong> einem Projekt zur sozialen Inklusion behin<strong>der</strong>ter Kommilitonen<br />

an den Münchener Unis. Die Reisekosten für Aktionen im Ausland<br />

deckt man durch Spenden – etwa durch Sponsoring großer Unternehmen,<br />

aber auch von Privatleuten: An Eva Beucherts alter Schule<br />

organisierte das Team Spendenläufe, bei denen Schülerinnen und<br />

Schüler sich ihren Dauerlauf von selbst gewählten Sponsoren – etwa<br />

Oma o<strong>der</strong> Opa – zugunsten von Enactus vergüten ließen. Zudem<br />

spendete etwa die Fachschaft Psychologie <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />

„Ich denke, wir konnten wirklich Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, sagt<br />

Eva Beuchert. „Und ich selbst habe auch unglaublich viel gelernt.“<br />

Die Armut in Ruanda, gerade in den Dörfern, sei aber zugleich ein<br />

Schock gewesen. „Realisiert habe ich das erst später, bei <strong>der</strong> Heimkehr<br />

nach Deutschland: Als ich in München am Flughafen stand und<br />

völlig irritiert war vom hiesigen Wohlstand – und von den vielen<br />

Werbeplakaten.“<br />

Benefizkonzerte und Spendenläufe<br />

Eva Beuchert ist nur eine von vielen Studierenden an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, die<br />

sich für Menschen in sogenannten Entwicklungslän<strong>der</strong>n – wie etwa<br />

in Afrika, Südostasien o<strong>der</strong> Lateinamerika – engagieren. Die Liste<br />

<strong>der</strong> Organisationen, über die sie sich einbringen können, ist lang.<br />

Sie reicht von ASA, einem gemeinnützigen Praktikumsprogramm<br />

für Studierende und Berufstätige, bis zu „Weltwärts“, dem entwicklungspolitischen<br />

Freiwilligendienst <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />

Aber nicht immer muss es ins Ausland gehen: Von München aus<br />

setzt sich die örtliche UNICEF-Hochschulgruppe für Kin<strong>der</strong> in den


ärmsten Regionen <strong>der</strong> Erde ein. „Wir sehen unsere Aufgabe darin,<br />

Spenden zu sammeln und die Menschen hier auf die Zustände in <strong>der</strong><br />

Welt aufmerksam zu machen“, erklärt <strong>LMU</strong>-Medizinstudentin Nora<br />

Koenemann, die die Gruppe leitet. Ihr 15-köpfiges Team organisiert<br />

Vorträge, etwa zum Thema Kin<strong>der</strong>soldaten, baut bei Veranstaltungen<br />

wie den „Afrikatagen“ Infostände in UNICEF-Blau auf und besucht<br />

Grundschulen. „Wir erklären den Kin<strong>der</strong>n, dass viele Gleichaltrige<br />

nicht in einem Schulhaus unterrichtet werden, mit Tafel und<br />

Schulranzen, son<strong>der</strong>n in Notzelten mitten in <strong>der</strong> Wüste.“ Schon junge<br />

Menschen dafür zu sensibilisieren ist ihrer Meinung nach „ein<br />

Schritt in die richtige Richtung“. Stets will die Hochschulgruppe des<br />

Kin<strong>der</strong>hilfswerks dabei spielerisch informieren: Am Weltwassertag<br />

etwa konnten Kin<strong>der</strong> bei einem Staffellauf versuchen, selbst einen<br />

Wassereimer über dem Kopf zu balancieren. „Wir wollten zeigen“,<br />

so Nora Koenemann, „wie schwer es in manchen Regionen <strong>der</strong> Welt<br />

ist, an Wasser zu kommen.“ Das Team organisiert Benefizläufe an<br />

Schulen sowie Konzerte in Münchener Klubs. Die Erlöse <strong>der</strong> jüngsten<br />

Abende kamen UNICEF-Hilfsprojekten für Kin<strong>der</strong> in Syrien o<strong>der</strong><br />

AIDS-Waisen in Ka<strong>mb</strong>odscha zugute.<br />

Nora Koenemann engagierte sich, inspiriert durch die kirchliche<br />

Jugendarbeit, bereits als Schülerin bei verschiedenen Hilfsprojekten<br />

– und setzte ihr Engagement im Studium fort. Grundsätzlich<br />

glaubt die Studentin: „Es gibt viele junge Menschen, die einfach ein<br />

Bedürfnis haben, zu helfen und etwas zu bewegen – statt nur zuzuschauen<br />

o<strong>der</strong> sich zu beschweren.“ Ihre Teamkollegen sehen das<br />

ähnlich. „Verlier Dich nicht im Trott des Lebens“ – diesen Satz hat<br />

sich die Soziologiestudentin Daniela Gaipl über ihren Schreibtisch<br />

gepinnt. „Und ich lese ihn jeden Tag, wenn ich für Soziologie,<br />

BWL o<strong>der</strong> VWL lerne“, schreibt sie auf <strong>der</strong> Internetseite <strong>der</strong><br />

Hochschulgruppe. Bei UNICEF kümmert sie sich um die Benefizkonzerte.<br />

„Ich kann vielleicht nicht allen Kin<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong><br />

Welt eine gleiche Chance für ein angenehmes Leben bieten.<br />

Aber mit <strong>der</strong> Hochschulgruppe habe ich die Möglichkeit, wenigstens<br />

einen kleinen Beitrag dazu zu leisten.“<br />

Waffelverkauf für die Spendenkasse<br />

Auf an<strong>der</strong>e, vielmehr politische Weise engagiert sich die<br />

Münchener Gruppe <strong>der</strong> „Universities Allied for Essential<br />

Medicines“ (UAEM) für Menschen in Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />

Die Studierenden <strong>der</strong> Medizin, Pharmazie und<br />

1 Für sehbehin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> in Entwicklungslän<strong>der</strong>n bedeutet eine<br />

Brille auch Zugang zu Bildung.<br />

Jura haben sich wie fast jeden Donnerstagabend zwischen Vorlesungen<br />

und Klausurvorbereitung in einem kleinen Raum <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> zusammengetan. Unten rauscht <strong>der</strong> Verkehr<br />

auf <strong>der</strong> Lindwurmstraße, oben debattiert <strong>der</strong> Münchener Zweig <strong>der</strong><br />

weltweiten Initiative über „Equitable Licensing“, zu deutsch heißt<br />

das etwa „sozial gerechte Medikamentenlizenzierung“. „Wir von<br />

UAEM setzen uns dafür ein, dass Entwicklungslän<strong>der</strong> einen besseren<br />

Zugang zu Medikamenten und medizinischen Forschungsergebnissen<br />

erhalten“, erklärt <strong>der</strong> 19-jährige Medizinstudent Alexan<strong>der</strong><br />

Nieto. „Und wir versuchen, an Equitable Licensing angelehnte Prinzipien<br />

an den Unis einzuführen.“ Man spricht mit Uni-Repräsentanten,<br />

bringt sich auf Veranstaltungen wie dem Pre World Health<br />

Summit in Berlin ein und sucht den Dialog mit Kommilitonen – etwa<br />

beim Verkauf von Waffeln und Glühwein, <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Spendenkasse<br />

zugutekommt.<br />

For<strong>der</strong>n faireren Zugang zu Medikamenten:<br />

Die Studierenden Claire<br />

O‘Hara und Alexan<strong>der</strong> Nieto beim<br />

UAEM-Meeting in München.<br />

N R . 4 • 2013 thema<br />

7


N R . 4 • 2013 thema<br />

8<br />

Das nächste Deutschlandtreffen von UAEM mit rund 50 Teilnehmern<br />

findet Ende Nove<strong>mb</strong>er in München statt. Auf dem Programm<br />

stehen Workshops und Vorträge, etwa zu den sogenannten „vernachlässigten<br />

Tropenkrankheiten“, für <strong>der</strong>en stärkere Erforschung<br />

UAEM eintritt. „Zahlreiche Krankheiten, die hier wenig bekannt<br />

sind, verursachen in Entwicklungslän<strong>der</strong>n viel Leid“, erklärt Alexan<strong>der</strong><br />

Nieto, „Flussblindheit etwa, Schneckenfieber o<strong>der</strong> körperliche<br />

Behin<strong>der</strong>ungen wie die Elefantiasis.“<br />

Für den Studenten im zweiten Semester sind die Treffen eine wichtige<br />

Ergänzung zum Studium: „In <strong>der</strong> Medizin steht ja <strong>der</strong> Mensch<br />

als Individuum im Mittelpunkt. Für mich ist die Sicht auf globale,<br />

soziale Aspekte aber genauso wichtig – schon jetzt im vorklinischen<br />

Teil des Studiums.“ Gerade hat er in Biochemie die molekularen<br />

Mechanismen des HIV kennengelernt. „Durch UAEM weiß ich auch,<br />

wie unfair <strong>der</strong> Zugang zu den entsprechenden Medikamenten geregelt<br />

ist.“<br />

30 Stunden im OP<br />

Aber nicht nur Studierende engagieren sich über Län<strong>der</strong>grenzen<br />

hinweg: Zahlreiche Ärzte des Universitätsklinikums etwa behandeln<br />

ehrenamtlich Patienten in Entwicklungslän<strong>der</strong>n. So treibt <strong>der</strong><br />

mittlerweile emeritierte <strong>LMU</strong>-Professor für Augenheilkunde, Volker<br />

Klauss, seit Jahrzehnten Unterstützungsprogramme gegen Blindheit<br />

in Ostafrika voran – und dürfte dabei viele Male erlebt haben, wie ein<br />

Mensch plötzlich wie<strong>der</strong> klar sehen kann. Mit einem geschenkten<br />

Mikroskop und <strong>der</strong> Unterstützung von Hilfsorganisationen reiste er<br />

in den Siebzigerjahren während seiner Facharztausbildung nach<br />

Nairobi – und half dort bei <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> augenärztlichen<br />

Ausbildung und Patientenversorgung. Aus Klauss’ Einsatz entstand<br />

eine Kooperation zwischen <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und <strong>der</strong> Universität Nairobi,<br />

die bis heute anhält. Auch nach seiner Emeritierung versucht <strong>der</strong><br />

Träger des Bundesverdienstkreuzes, noch jedes Jahr mindestens<br />

einmal zu einem Einsatz nach Birma zu fliegen – und nach Kenia,<br />

das ihm inzwischen eine zweite Heimat geworden ist.<br />

Zum gemeinnützigen Verein „Zahnärzte helfen e.V.“ hat sich <strong>der</strong><br />

Direktor <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

<strong>der</strong> Universität München, Professor Michael Ehrenfeld,<br />

mit Kollegen zusammengeschlossen.<br />

Jedes Jahr operieren seine Mitarbeiter<br />

und er unentgeltlich Menschen<br />

aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n, die dafür<br />

nach München eingeflogen werden;<br />

Anreise und Klinikaufenthalt<br />

werden meist durch Spenden<br />

finanziert. Der Kontakt zu den<br />

Patienten kommt durch Mediziner<br />

aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

zustande, die sich im Rahmen<br />

von Fellowships am Universitätsklinikum<br />

<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> fortgebildet<br />

haben, an<strong>der</strong>erseits<br />

durch Professor Cornelius,<br />

einem Kollegen von Professor<br />

Ehrenfeld, <strong>der</strong> jedes<br />

Jahr seinen Urlaub nutzt,<br />

um etwa in Äthiopien zu<br />

operieren.<br />

Neben dem humanitären Aspekt geht es den Mitglie<strong>der</strong>n von „Zahnärzte<br />

helfen e.V.“ auch darum, das Können bayerischer Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen<br />

und Zahnärzte international unter Beweis zu<br />

stellen – und allgemein zu einem positiveren Image des Berufsstandes<br />

beizutragen.<br />

Der jüngste Fall, ein 19 Jahre alter Äthiopier, wurde von einer handballgroßen<br />

Geschwulst zwischen den Augen beeinträchtigt. „Solche<br />

extrem großen Tumore sind ein Spezifikum von Regionen mit<br />

schlecht ausgebildetem Gesundheitssystem“, erklärt Professor Ehrenfeld.<br />

„Kleinere Verän<strong>der</strong>ungen werden nicht bemerkt – und sind<br />

später im Land nicht mehr behandelbar. Meist mangelt es an OP-<br />

Ausrüstung, Technologie und chirurgischer Erfahrung.“ Ehrenfeld<br />

zeigt den Kopf des jungen Äthiopiers im Computertomogramm. „Der<br />

Tumor musste regelrecht herausmontiert, <strong>der</strong> Schädel anschließend<br />

mit einem Stück vom Wadenbein und Titan wie<strong>der</strong> aufgebaut werden.“<br />

Insgesamt dauerte die Operation, die das Team von Ehrenfeld<br />

zusammen mit Neurochirurgen des Klinikums bestritt, 26 Stunden;<br />

mittlerweile ist <strong>der</strong> Patient auf dem Weg <strong>der</strong> Genesung. „Aber allein<br />

eine solche Langzeitnarkose wäre in seinem Heimatland nicht<br />

möglich gewesen.“<br />

Bei seinem Engagement sieht Ehrenfeld aber auch einen Konflikt:<br />

„Man kann einwenden: Für das Geld – Reisekosten, Klinikaufenthalt<br />

etcetera – könnte man tausende Kin<strong>der</strong> impfen lassen o<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>t<br />

Wasserstellen bauen. Das ist sicher richtig. Aber wir sehen eben<br />

den Einzelfall, sind in <strong>der</strong> Lage zu helfen und wollen uns dem nicht<br />

verschließen.“<br />

■ ajb<br />

Center for International Health<br />

und <strong>LMU</strong>-Partnerschaften<br />

Entwicklungszusammenarbeit in <strong>der</strong> Medizinerausbildung betreibt<br />

– als Institution – das 2009 gegründete Center for International<br />

Health <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> (CIH) (MUM berichtete: www.lmu.de/<br />

mum - Archiv - Heft 1/2010). Das CIH bündelt die Aktivitäten von<br />

vier Fakultäten und zwölf Instituten <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, die mit mehr als 50<br />

Universitäten, Ministerien und Organisationen in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

kooperieren. Geför<strong>der</strong>t wird das Center vom Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

sowie dem DAAD; Ziel ist das Erreichen <strong>der</strong> „Millennium Development<br />

Goals“ <strong>der</strong> Vereinten Nationen. Die Arbeit des Zentrums<br />

umfasst drei Schwerpunkte: ein Doktorandenprogramm für junge<br />

Mediziner aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Medizinerausbildung vor Ort in den<br />

Heimatlän<strong>der</strong>n sowie Fortbildungen in Form von Seminaren und<br />

Summer Schools (www.international-health.uni-muenchen.de).<br />

Aber nicht nur in <strong>der</strong> Medizin unterhält die <strong>LMU</strong> Partnerschaften<br />

mit Universitäten in Entwicklungslän<strong>der</strong>n: Der Bereich Gehörlosenpädagogik<br />

etwa führt ein Projekt mit Äthiopien durch,<br />

die Finanzmathematik eine Kooperation mit Kollegen in Benin<br />

(www.lmu.de/international/exchanges).<br />

Professor Volker Klauss bei <strong>der</strong><br />

Untersuchung von Patienten.<br />

www.enactus.de<br />

www.asa-prog ramm.de<br />

www.weltwaerts.de<br />

www.muenchen.unicef.de/hsg_muenchen.html<br />

www.uaem-germany.de<br />

www.zahnaerztehelfen.de


Interview mit <strong>LMU</strong>-Politikwissenschaftler Stefan Plenk<br />

„Aus Tansania habe ich<br />

auch viel mitgenommen“<br />

Stefan Plenk, Jahrgang 1984, ist Lehrbeauftragter und<br />

Tutor am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Er ist Stipendiat <strong>der</strong> Graduiertenför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Friedrich Ebert-Stiftung.<br />

Stefan Plenk, Mitarbeiter am Geschwister-Scholl-Institut <strong>der</strong><br />

<strong>LMU</strong>, kennt Tansania in Theorie und Praxis. Er recherchierte<br />

dort für seine Dissertation über die regionale Integration im subsaharischen<br />

Afrika, beteiligte sich aber auch an Hilfsprojekten<br />

<strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />

MUM: Herr Plenk, inwiefern sind Entwicklungslän<strong>der</strong> ein Thema<br />

<strong>der</strong> Politikwissenschaft?<br />

Stefan Plenk: Mo<strong>der</strong>nisierungstheoretiker fragen etwa: Wie kann<br />

man sich Unterentwicklung in bestimmten Regionen <strong>der</strong> Erde erklären?<br />

Gibt es Faktoren wie Klima, Demografie, etc.? Aus den Entwicklungsregionen<br />

selbst, heute „Globaler Süden“ genannt, kommt<br />

<strong>der</strong> Dependenzansatz: Er geht davon aus, dass Entwicklungszusammenarbeit<br />

nur ein Label ist – für Neoimperialismus und den Versuch,<br />

Abhängigkeiten aufrechtzuerhalten. Relativ neu ist die quantitative<br />

Wirkungsforschung.<br />

MUM: Was konnte Entwicklungszusammenarbeit – sei sie von<br />

staatlicher o<strong>der</strong> nicht staatlicher Seite – denn bislang bewirken?<br />

Stefan Plenk: Eine Zusammenarbeit, wie wir sie heute kennen,<br />

existiert seit den Fünfzigerjahren. Während <strong>der</strong> Erfolg einzelner<br />

Projekte – etwa <strong>der</strong> Bau einer Schule – leicht nachvollziehbar ist,<br />

sind ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik nur schwer zu<br />

messen. Betrachtet man die Wirtschaftszahlen in den letzten 40<br />

Jahren, muss man aber feststellen, dass die soziale und wirtschaftliche<br />

Kluft zwischen den OECD-Staaten und den sogenannten „Least<br />

developed countries“ sogar noch breiter geworden ist. Im Prinzip<br />

müsste sich eine funktionierende Entwicklungszusammenarbeit ja<br />

selbst abschaffen.<br />

MUM: Wie hat sich die Entwicklungszusammenarbeit verän<strong>der</strong>t?<br />

Stefan Plenk: Ein neuerer Ansatz ist das Ownership- o<strong>der</strong> Selfreliance-Prinzip:<br />

Ein Land hat dabei mehr Entscheidungsgewalt darüber,<br />

was es mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen anfängt. So<br />

erzeugt <strong>der</strong> Geber einerseits Eigenverantwortung und Selbstständigkeit<br />

– an<strong>der</strong>erseits hat er keinen Einfluss darauf, wie das Projekt<br />

sich weiter entwickelt, und ist auch nicht vor Missbrauch gefeit. Die<br />

Arbeit in diesem Spannungsfeld ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung. Ein an<strong>der</strong>er<br />

Trend, den wir beobachten, ist die Multiplikation <strong>der</strong> staatlichen,<br />

zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessensgruppen in<br />

<strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit – allein innerhalb Deutschlands.<br />

International spielt die<br />

EU eine große Rolle. Und<br />

ehemalige Entwicklungslän<strong>der</strong> wie China,<br />

Indien, Brasilien, aber auch Südafrika, leisten<br />

jetzt ihrerseits Entwicklungshilfe. Insgesamt mangelt es aber<br />

an Koordination. Geför<strong>der</strong>t wird oft das, was in den Geberlän<strong>der</strong>n<br />

politisch gerade en vogue ist.<br />

MUM: Was halten die Tansanier selbst von Entwicklungszusammenarbeit?<br />

Stefan Plenk: Das ist unterschiedlich: Der Vertreter einer Jugendorganisation<br />

erzählte mir, dass die Organisation größerer Treffen<br />

o<strong>der</strong> Bildungsprojekte ohne Hilfe von außen nicht möglich wäre.<br />

Vertreter von Berufsverbänden dagegen sagten, sie würden Entwicklungszusammenarbeit<br />

am liebsten abschaffen – und durch eine<br />

fairere Weltwirtschaftsordnung ersetzen, ohne Subventionen <strong>der</strong><br />

reichen Län<strong>der</strong> in den eigenen Reihen.<br />

MUM: Was haben Sie selbst aus Tansania mitgenommen?<br />

Stefan Plenk: Sehr vieles, das vielleicht für unsere Gesellschaft hilfreich<br />

wäre. Neben <strong>der</strong> überwältigenden Herzlichkeit hat mich die<br />

große Solidarität unter den Menschen beeindruckt, die trotz <strong>der</strong><br />

Armut herrscht. Das ist etwas, das Studien zufolge bei uns mehr und<br />

mehr abnimmt. <br />

■ Interview: ajb<br />

Mithelfen<br />

Wer Informationen über Hilfsprojekte sucht o<strong>der</strong> sich selbst engagieren<br />

möchte: Die Internetseite des Bundesministeriums für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bietet eine<br />

Liste anerkannter Organisationen<br />

(www.bmz.de – Service – Adressen und Links).<br />

N R . 4 • 2013 thema<br />

9


N R . 4 • 2013 essay<br />

10<br />

ESSay<br />

Die Wirtschaftskrise<br />

und ihre Bedeutung für die Ethik<br />

in <strong>der</strong> Hochschullehre<br />

1 Professor Dominik H. Enste ist<br />

Geschäftsführer an <strong>der</strong> Institut <strong>der</strong><br />

deutschen Wirtschaft Köln Akademie<br />

G<strong>mb</strong>H in Köln.<br />

„Nichts übt den Geist mehr als das Bemühen,<br />

Rätselhaftes zu ergründen: Man kommt dabei<br />

auf Dinge, die man auf gebahntem Wege nach<br />

dem klaren Ziele nicht gefunden haben würde.“<br />

Johann Wolfgang von Goethe, 1820.<br />

Die Entwicklungen in <strong>der</strong> Wirtschaft, Gesellschaft<br />

und auch in den Wirtschaftswissenschaften liefern<br />

viele Gründe, den Geist zu for<strong>der</strong>n und Rätselhaftes<br />

zu ergründen. Warum haben Ökonomen die Krise<br />

und die in <strong>der</strong> Folge stattfindenden Aufstände<br />

gegen Ungerechtigkeit und Armut nicht kommen<br />

sehen? Warum konnten in <strong>der</strong> Finanzbranche lange<br />

Zeit extrem riskante – bisweilen illegale – Geschäfte<br />

ungehin<strong>der</strong>t getätigt werden? Welchen<br />

Einfluss hatten und haben die einseitigen neoklassischen<br />

Modelle und das Denken im Sinne von<br />

Milton Friedman (1970) – „The Social Responsibility<br />

of Business is to increase its profits“ – in den<br />

Wirtschaftswissenschaften auf die reale Welt?<br />

Neben dem Geist und dem Denken spielen bei <strong>der</strong><br />

Beantwortung dieser Fragen Intuitionen, Motivationen,<br />

zwischenmenschliche Interaktionen und<br />

insbeson<strong>der</strong>e die (Wirtschafts-) Ethik eine zentrale<br />

Rolle (vgl. Enste/Hüther, 2011). Statt eines verengten<br />

Blickes einer Fachrichtung ist die interdisziplinäre<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> komplexen Zusammenhänge<br />

notwendig, die zum Beispiel seit über zehn<br />

Jahren vom Roman Herzog Institut in München<br />

geför<strong>der</strong>t wird.<br />

1. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat auf drastische<br />

Art und Weise gezeigt, dass rein ökonomische<br />

Steuerungs- und Erklärungsansätze den<br />

komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen<br />

nicht gerecht werden. Die Vernachlässigung von<br />

Aspekten wie Sozialkapital und Vertrauen sowie<br />

von moralischen Risiken hat in Ko<strong>mb</strong>ination mit<br />

falschen Anreizstrukturen und schwachen Institutionen<br />

wesentlich zu den aktuellen Erschütterungen<br />

<strong>der</strong> Weltwirtschaft beigetragen.<br />

2. Gleichzeitig gibt es – nicht nur in Deutschland<br />

– einen methodischen und ideologischen Streit um<br />

die Neuausrichtung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften.<br />

Sollten sich diese wie<strong>der</strong> mehr ihrer normativen<br />

Wurzeln besinnen und stärker den Bezug zu den<br />

an<strong>der</strong>en Sozialwissenschaften suchen o<strong>der</strong> weiter<br />

den Naturwissenschaften nacheifern? Dieser<br />

Streit ist noch nicht entschieden, aber die Krise<br />

lehrt, dass die institutionenökonomischen Ansätze<br />

in Verbindung mit <strong>der</strong> Verhaltensökonomik<br />

menschliches Verhalten wohl besser erklären können<br />

als mathematisch stringente, aber realitätsferne<br />

Modelle.<br />

3. Menschen verhalten sich systematisch an<strong>der</strong>s,<br />

als vom Standardmodell <strong>der</strong> neoklassischen Ökonomik<br />

vorausgesagt wird. Diese Fälle sind nicht<br />

nur seltene Ausnahmen. Begrenzte Rationalität,<br />

Abweichungen vom Eigennutzaxiom und eingeschränkte<br />

Nutzenmaximierung zeigen sich in vielfältigen<br />

Schattierungen und Situationen und erhöhen<br />

den Druck, das Standardmodell zu modifizieren.<br />

Hinzu kommt, dass die Lehre vom „Homo<br />

oeconomicus“ von vielen Menschen für die Finanzkrise<br />

zumindest mitverantwortlich gemacht wird.<br />

Die moralischen Risiken, welche von nahezu ausschließlich<br />

auf extrinsische und vielfach kurzfristig<br />

orientierte Belohnungssysteme (Bonuszahlungen)


ausgerichteten Unternehmensphilosophien ausgehen, wurden im<br />

ökonomischen Denken unterschätzt. So wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

vor allem Anreize für kurzfristige Gewinnmaximierung gesetzt.<br />

Rätselhaftes, Unerwünschtes, Unerklärliches o<strong>der</strong> kurz: Krisen<br />

sind immer ein guter Anlass, gebahnte Wege zu verlassen und nach<br />

neuen Wegen und Lösungsansätzen zu suchen. Ein Weg ist – Werturteilsstreit<br />

hin o<strong>der</strong> her – zu akzeptieren, dass eine gesellschaftlich<br />

relevante Ökonomik immer auch normativ ist; nicht nur, aber auch<br />

durch die Verbindung mit <strong>der</strong> Wirtschafts- und Unternehmensethik.<br />

Ziel ist nicht die Verteufelung o<strong>der</strong> Lobpreisung von Marktwirtschaft<br />

und Wettbewerb, son<strong>der</strong>n die Gestaltung <strong>der</strong> Bedingungen für „Win-<br />

Win“-Situationen zwischen Markt und Moral (vgl. Enste, 2006).<br />

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon for<strong>der</strong>te schon 2007 die Business<br />

Schools weltweit auf, die „Principles of Responsible Management<br />

Education“ (PRME) des Global Compact <strong>der</strong> Vereinten Nationen in<br />

die Lehre zu integrieren. Viele Hochschulen in Deutschland haben<br />

die Wirtschaftsethik in den letzten Jahren in <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Ausbildung gestärkt. CSR (Corporate Social Responsibility)<br />

hat als unternehmensethisches Kernthema an Bedeutung<br />

gewonnen, wie zum Beispiel <strong>der</strong> aktuelle CSR-Atlas (Gerholz/Heinemann,<br />

2012) zeigt. Demnach haben in Nordrhein-Westfalen bereits<br />

zwei Drittel <strong>der</strong> befragten Wirtschaftsfakultäten dieses Thema in<br />

ihre Fachmodule integriert. Zudem ist die Wirtschaftsethik (Business<br />

Ethics) als eigenständiges Modul bereits in einigen Hochschulen<br />

verankert (u.a. an <strong>der</strong> Fachhochschule Köln). Auch die <strong>LMU</strong> in<br />

München hat richtigerweise seit Kurzem ein solches Pflichtseminar<br />

in die Ausbildung <strong>der</strong> Volks- und Betriebswirte integriert. Ziel ist die<br />

Erweiterung <strong>der</strong> ökonomischen Lehre um diese Schwerpunkte, nicht<br />

die Ausbildung fachlich losgelöster „Ethiker“ (Pies et al., 2007).<br />

Dieses Angebot trifft auch auf eine breite Nachfrage vonseiten<br />

<strong>der</strong> Studierenden und Unternehmen: Das studentische Netzwerk<br />

für Wirtschafts- und Unternehmensethik sneep hat 2009 in einer<br />

Online-Befragung von 3.400 Studierenden in Deutschland ermittelt,<br />

dass zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten Wirtschaftsethik als verpflichtenden<br />

Bestandteil <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung for<strong>der</strong>n.<br />

Eine MBA-Studie <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung (2010) zeigt darüber hinaus,<br />

dass sich auch Masterstudierende Angebote zu CSR (74 Prozent)<br />

sowie zu ethischen und nachhaltigen Perspektiven des Wirtschaftens<br />

(67 Prozent) wünschen. Gemäß einer umfassenden repräsentativen<br />

Befragung von über 4.200 Unternehmen in Deutschland<br />

for<strong>der</strong>n diese sogar zu 90 Prozent ein Pflichtfach „Wirtschafts- und<br />

Unternehmensethik“ (vgl. Erster Engagementbericht, 2012).<br />

Ist die Wirtschaftsethik nun ein Modethema, das in Anbetracht<br />

aktueller Krisenphänomene kurzfristig Aufmerksamkeit genießt,<br />

o<strong>der</strong> ist dies eine nachhaltige Entwicklung? Das Institut <strong>der</strong> deutschen<br />

Wirtschaft Köln (IW Köln) befasst sich jedenfalls seit mehr als<br />

25 Jahren mit Fragen <strong>der</strong> Wirtschafts- und Unternehmensethik und<br />

sieht darin alles an<strong>der</strong>e als ein Modethema. Die Vertrauens krise<br />

war und ist ein wichtiger Auslöser, sich stärker mit den Dilemmata<br />

zwischen Markt und Moral zu beschäftigen. Das haben auch die<br />

Unternehmen erkannt – nicht zuletzt deshalb versuchen sie, ihre<br />

Unternehmenskultur zu verän<strong>der</strong>n und ihre Mitarbeiter für drohende<br />

Reputationsverluste zu sensibilisieren. Nicht nur finanzielle<br />

und unternehmerische Risiken müssen gemanagt werden, son<strong>der</strong>n<br />

auch moralische Risiken! Als Reaktion auf die gestiegene Nachfrage<br />

an Expertise in diesen Fragen hat das IW Köln im Jahr 2012<br />

die IW Akademie G<strong>mb</strong>H gegründet. Neben Executive-Education-<br />

Seminaren zur mitverantwortlichen Unternehmensführung wird<br />

ab dem Winter semester 2014/2015 auch ein berufsbegleiten<strong>der</strong><br />

Master studiengang „Master of Behavioural Ethics, Economics and<br />

Psychology (M.A.)“ angeboten. Für alle, die nicht nur auf gebahntem<br />

Wege zum Ziel kommen möchten. Es ist sehr zu begrüßen, dass<br />

auch die <strong>LMU</strong> mit einem Pflichtseminar zu Wirtschafts- und Unternehmensethik<br />

die Studierenden zum interdisziplinären, normativen<br />

Vor-, Quer- und Nachdenken anregt.<br />

N R . 4 • 2013 essay<br />

11<br />

www.romanherzoginstitut.de


N R . 4 • 2013 Profile<br />

12<br />

Neue Reptilien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz<br />

Die Atemnot <strong>der</strong> Agame<br />

Bereits seit Sommer 2012 ist sie in Betrieb. Am 12. Juli dieses Jahres wurde die<br />

neue Reptilien-, Amphibien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz feierlich übergeben. Sie ist an<br />

die Vogelklinik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> angeglie<strong>der</strong>t und ermöglicht die gleichzeitige stationäre<br />

Behandlung von rund 100 Tieren.<br />

Das Röntgenbild zeigt es deutlich: Die vielen Punkte im Darmtrakt <strong>der</strong> Schildkröte<br />

sind kleine Steine. Hun<strong>der</strong>te von ihnen haben das Verdauungsorgan prall gefüllt, für<br />

etwas an<strong>der</strong>es scheint kein Platz mehr. Gefressen hat sie das Reptil, um Kalzium aufzunehmen<br />

o<strong>der</strong> Parasiten loszuwerden – jetzt müssen die Steinchen raus, sonst kann<br />

es zu einem Darmverschluss kommen: Die Tierärzte <strong>der</strong> Klinik für Vögel, Reptilien,<br />

Amphibien und Zierfische auf dem Campus Oberschleißheim werden dem Panzertier<br />

gewiss helfen können, wie auch den vielen an<strong>der</strong>en Tieren, die stationär in <strong>der</strong> neuen<br />

Reptilien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz behandelt werden – ob <strong>der</strong> Schildkröte mit Herpes,<br />

<strong>der</strong> Bartagame mit Atemnot o<strong>der</strong> dem Goldfisch mit Abschürfungen und Pilzbefall.<br />

1 Patient Schildkröte unter dem Röntgengerät:<br />

Die Steinchen müssen raus aus dem Darm.<br />

Hochsicherheit für giftige Patienten<br />

Wenn man von <strong>der</strong> St.-Hubertus-Straße auf die Veterinärstraße in Oberschleißheim<br />

abbiegt, übersieht man die A<strong>mb</strong>ulanz schnell: Das flache, in Braun und Ocker gehaltene<br />

Gebäude mit <strong>der</strong> Frontmauer aus sogenannten Gabionen o<strong>der</strong> Drahtschotterkästen<br />

fällt kaum auf. Es duckt sich hinter dem mehrstöckigen Bau <strong>der</strong> Vogelklinik und<br />

passt sich so gleichsam organisch seiner sehr grünen Umgebung an. Seine Gestaltung<br />

soll bewusst an die natürlichen Lebensräume <strong>der</strong> Tiere erinnern, die in seinem<br />

Innern behandelt werden. Darin untergebracht sind auf 240 Quadratmetern Nutzfläche<br />

mo<strong>der</strong>nste Gerätschaften und Einrichtungen für die Behandlung <strong>der</strong> wechselwarmen<br />

Patienten: ein A<strong>mb</strong>ulanz- und Operationsraum mit Tisch – nicht aus Metall,<br />

son<strong>der</strong>n aus Kunststoff, um die Tiere nicht erstarren zu lassen – sowie zum Beispiel<br />

ein Sonografiegerät. Es gibt eine Station mit Terrarien für Reptilien, eine mit Aquarien<br />

für Fische. Alle Vivarien sind fein säuberlich mit Art des Tieres, dem ärztlichen Befund<br />

und, sofern vorhanden, auch mit dem Namen beschriftet: So ist <strong>der</strong> Schwanz des<br />

giftgrünen Ritteranolis „Sir Lancelot“ schon fast ausgeheilt.<br />

Ebenso gibt es eine Station für Tiere, die zum Beispiel mit Salmonellen o<strong>der</strong> Tuberkulosebakterien<br />

infiziert sind, also Erkrankungen haben, die potenziell auch dem<br />

Menschen gefährlich werden können.<br />

1 Mo<strong>der</strong>nste Behandlungstechnik in <strong>der</strong> A<strong>mb</strong>ulanz.<br />

Auf die Infektionsstation folgt ein Raum, <strong>der</strong> nur durch eine Art Schleuse betreten werden<br />

kann. „Man muss erst die eine Tür zumachen, um die nächste öffnen zu können“,<br />

erklärt Professor Rüdiger Korbel, Direktor <strong>der</strong> Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien<br />

und Zierfische. Und ein plötzlich ertönen<strong>der</strong> Alarm erinnert daran, dass man eine


1 Der Ritteranolis „Sir Lancelot“ ist schon fast wie<strong>der</strong> gesund.<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

13<br />

Tür auch nicht zu lange auflassen darf: Alles erinnert hier an den<br />

Hochsicherheitstrakt einer Strafanstalt. Aber es ist die Station für<br />

Gefahrtiere, für Giftschlangen o<strong>der</strong> Krokodile. Auch Skorpione und<br />

gefährliche Spinnen, die die Ärzte <strong>der</strong> Klinik ebenfalls behandeln,<br />

finden hier Aufnahme. „Die Lüftungen o<strong>der</strong> Abflüsse sind in diesem<br />

Raum speziell für diese Tiere ausgelegt“, erklärt Rüdiger Korbel.<br />

Denn es sei durchaus möglich, dass eine Schlange Junge bekommt<br />

– die seien „so klein und schmal und könnten bei geringeren Sicherheitsvorkehrungen<br />

leicht entkommen“.<br />

Humanmedizin vergleichbar. 6.000 Tiere sollen pro Jahr in <strong>der</strong> erweiterten<br />

Klinik behandelt werden. Zudem erfüllt sie zukünftig die<br />

Aufgabe eines Kompetenzzentrums für Exoten, das europaweit in<br />

puncto Lehre, Dienstleistung und Forschung in dieser Dimension<br />

einmalig ist.<br />

■ cg<br />

Wichtigster Erkrankungsgrund: falsche Haltung<br />

Rund 100 tierische Patienten können in <strong>der</strong> A<strong>mb</strong>ulanz stationär<br />

betreut werden – von Geckos mit zehn Gramm Gewicht bis hin zu<br />

Spornschildkröten, die leicht bis zu 60 Kilogramm auf die Waage<br />

bringen, und vom kleinen Goldfisch bis zum Koikarpfen.<br />

Eine große Herausfor<strong>der</strong>ung war demnach die Klimaregelung in<br />

dem neuen Gebäude. Denn während es die Fische eher kühl mögen,<br />

präferieren die Reptilien warme Temperaturen, um ihre Blessuren<br />

und Krankheiten auszukurieren. „Zumeist sind diese auf eine falsche<br />

Haltung zurückzuführen“, erläutert Professor Korbel. Ursachen seien<br />

unter an<strong>der</strong>em eine falsche Ernährung o<strong>der</strong> zu wenig UV-Licht, das<br />

eine herkömmliche Beleuchtung nicht abstrahlt. Die Folgen: Stoffwechselerkrankungen,<br />

Vitamin D-Mangel, Knochendeformationen.<br />

„Wir versuchen, die Halter zu sensibilisieren und im Sinne einer<br />

art- und tierschutzgerechten Haltung Aufklärungsarbeit zu leisten“,<br />

erklärt <strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Klinik.<br />

Auch Traumaerkrankungen, wie sie auftreten, wenn zum Beispiel<br />

eine Schildkröte vom Balkon gefallen ist o<strong>der</strong> von einem Hund als<br />

Kauknochen missbraucht wurde, werden in <strong>der</strong> A<strong>mb</strong>ulanz behandelt.<br />

Die technische Ausrüstung an <strong>der</strong> Klinik für Vögel, Reptilien und<br />

Zierfische ist absolut State of the Art und mit den Standards in <strong>der</strong><br />

www.reptilienklinik.com<br />

1 Klinikdirektor Professor Rüdiger Korbel mit einem<br />

Blauzungenskink.


<strong>LMU</strong> macht Schule<br />

Lehren lernen<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

14<br />

Die Lehramtsstudierenden <strong>der</strong> Biologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> gehen neue<br />

Wege. Zum ersten Mal durften sie im Rahmen eines Schülerpraktikums<br />

Klassen in ganz Bayern unterrichten und im Anschluss<br />

mit ihnen das erlernte Wissen im Labor in die Praxis umsetzen.<br />

Dr. Andreas Brachmann möchte damit den Erfahrungstransfer<br />

ausbauen und ein interdisziplinäres Programm für eine bessere<br />

Lehrerausbildung etablieren.<br />

Nach <strong>der</strong> Sicherheitseinweisung legen die 18 Schülerinnen und<br />

Schüler des Gymnasiums Geretsried los: Im Labor <strong>der</strong> Fakultät für<br />

Biologie in Martinsried werden die Mikroliterpipetten inspiziert, die<br />

Heizblöcke initialisiert und die Ergebnisse des Zentrifugierens<br />

interpretiert. Ziel des Projekttags „Genetik macht Schule“ ist es,<br />

unter Aufsicht <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Lehramtsstudierenden einen genetischen<br />

Fingerabdruck zu erstellen. Dazu gurgeln die Elftklässler mit einer<br />

sterilen Kochsalzlösung und spucken sie anschließend mit den<br />

gelösten Mundschleimhautzellen in ein Reagenzglas. Die darin enthaltene<br />

DNA soll jetzt isoliert, in einem zweiten Schritt vervielfältigt<br />

und zum Schluss mittels Gelelektrophorese ausgewertet werden.<br />

Das Kniffelige daran: Die Pennäler müssen erst die Zellen aufbrechen,<br />

um an die DNA zu kommen. Wie das funktioniert, müssen<br />

sie selbst herausfinden.<br />

Die Idee zu <strong>der</strong> neuartigen Lehrveranstaltung hatte Dr. Andreas<br />

Brachmann. Gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Germ schrieb<br />

er die Lehranstalten an, um sie für dieses eintägige Praktikum zu<br />

gewinnen – mit Erfolg. Nach den Pfingstferien durften die insgesamt<br />

zwölf Lehramtsstudierenden sechs Klassen in ganz Bayern in einer<br />

Doppelstunde mit Themen aus dem regulären Lehrplan auf den Projekttag<br />

vorbereiten und im Juni mit ihnen zusammen das erlernte<br />

Wissen im Biozentrum <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> in <strong>der</strong> Praxis anwenden. Dabei kümmern<br />

sich jeweils zwei Studierende um eine Jahrgangsstufe,<br />

während zwei Hospitanten den Unterricht beobachten, um direkt im<br />

Anschluss eine Rückmeldung geben zu können. „Wir geben im Vorfeld<br />

höchstens Anregungen“, beteuert Brachmann, „die Umsetzung<br />

ist allein den Studierenden überlassen.“ Aus diesem Grund laufe<br />

jedes Praktikum an<strong>der</strong>s ab.<br />

Selbstständige Unterrichtsführung<br />

Tobias ist froh, kurz vor seinem Staatsexamen diese Veranstaltung<br />

mit Schülerkontakt gefunden zu haben. „Die sind lei<strong>der</strong> immer sehr<br />

rar gesät“, sagt <strong>der</strong> angehende Pädagoge, während er den 17-Jährigen<br />

die Apparaturen erklärt. In Bad Reichenhall hätte ihm <strong>der</strong> Lehrer<br />

bei <strong>der</strong> Konzeption völlig freie Hand gelassen und zum abschluss<br />

sogar ein ausführliches Feedback zu Didaktik, Methodik, Auftreten,<br />

Umgang sowie Zeitmanagement gegeben. Nur vereinzelt berichten<br />

Teilnehmer von weniger motivierten Lehrkräften, die nach dem<br />

Unterricht lediglich ein „Nicht so schlecht wie gedacht“ gebrummt<br />

hätten. „Bei mir hat sich die Mitarbeit aber gelohnt“, bekräftigt<br />

tobias. „Sie ist für jeden nachfolgenden Lehrämtler ein Gewinn.“<br />

Die mitgereiste Lehrerin aus Geretsried ist von dem Konzept ebenfalls<br />

überzeugt. „In <strong>der</strong> Schule wollen die Schüler nur bespaßt<br />

werden und nichts selber machen“, erzählt Tanja Greiner. Jetzt würden<br />

sogar welche mitarbeiten, die sonst nie an Biologie Interesse<br />

gezeigt hätten. „Es ist wichtig, dass sie das Leben an <strong>der</strong> Universität<br />

kennenlernen und mit Luxusgeräten experimentieren, die sich unser<br />

Gymnasium nicht leisten kann.“ Das Problem laut Greiner: Viele


<strong>der</strong> angehenden Abiturienten haben bisher noch niemals praktisch<br />

gearbeitet. „Was sie heute machen, behalten sie deshalb für immer“,<br />

ist sich die Pädagogin sicher.<br />

Brachmann freut sich über dieses Lob, denn die Durchführung<br />

von an Schulen nicht realisierbaren Experimenten mit universitären<br />

Forschungsgeräten war einer seiner Grundgedanken bei <strong>der</strong><br />

Konzeption. „Wir wollten Lehramtsstudierende auf die Vermittlung<br />

komplexer Sachverhalte an Schulklassen vorbereiten“, erläutert <strong>der</strong><br />

Genetiker. Neben <strong>der</strong> Begeisterung für molekularbiologische Themen<br />

ist ihm beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Erfahrungstransfer aus <strong>der</strong> Praxis in die<br />

universitäre Ausbildung wichtig.<br />

Projektfortsetzung gewünscht<br />

Nach <strong>der</strong> Praktikumswoche werden alle Resultate ausgewertet. Der<br />

fertige Bericht soll als Anregung für an<strong>der</strong>e Kursleiter dienen und ab<br />

Nove<strong>mb</strong>er an weiteren Fakultäten vorgestellt werden. „Ich habe die<br />

Hoffnung, dass Studierende ihn sehen und das Projekt gemeinsam<br />

mit ihren Dozenten fortführen“, ergänzt Brachmann, <strong>der</strong> für dieses<br />

Seminar extra an<strong>der</strong>e Projekte verschoben hat. Sein Ziel ist nichts<br />

weniger, als den Grundstein für ein langfristiges Praktikumsprogramm<br />

zu legen. „Lehren lernen“, lautet sein Credo. Nur so könnten<br />

aus guten Studierenden gute Lehrer werden, was wie<strong>der</strong>um zu<br />

guten Studentinnen und Studenten führt. Die Schulen wissen sein<br />

Engagement zu schätzen.<br />

1 <strong>LMU</strong>-Lehramtsstudent Tobias erklärt den Elftklässlern den Gebrauch <strong>der</strong><br />

Mikroliterpipetten.<br />

1 Nach einer kurzen Einweisung sollen die Schülerinnen und Schüler aus<br />

Geretsried ihren genetischen Fingerabdruck ermitteln.<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

15<br />

In den zurückgeschickten Fragebögen werden vor allem das Ergebnis,<br />

die Kommunikation und das selbstständige Arbeiten gelobt. Auf<br />

<strong>der</strong> Negativseite steht lediglich „Praktikum zu kurz“. Dies würde<br />

Brachmann gerne än<strong>der</strong>n, allerdings ist die Bürokratie an den Ausbildungsstätten<br />

dafür zu groß. „Ich kann nicht einfach zum Direktor<br />

gehen und sagen, ich habe da ein Angebot“, konkretisiert Greiner.<br />

Allein für diesen einen Tag bedurfte es Genehmigungen, Vertretungspläne<br />

und an<strong>der</strong>en Organisationsaufwand. Sie wünscht sich<br />

daher einen Exkursionstag kurz vor den Sommerferien – ähnlich<br />

dem Wan<strong>der</strong>tag. „Ich habe zwar nicht die Illusion, damit alle Schüler<br />

für Biologie zu begeistern“, erklärt die Lehrerin. „Sie nehmen aber<br />

auf jeden Fall was mit – und wenn es nur ist, dass sie dieses Fach<br />

lieber nicht studieren wollen.“<br />

■ dl


N R . 4 • 2013 Profile<br />

16<br />

Ein Stück Hogwarts an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

GroSSes Kino<br />

Als Kind wuchs er zusammen mit Gorillas im Dschungel auf, in<br />

seiner Jugend kämpfte er an <strong>der</strong> Seite von Harry Potter gegen<br />

Lord Voldemort, später verlor er seine große Liebe Bella an einen<br />

Vampir. So abenteuerlich liest sich die Geschichte von Max Fel<strong>der</strong>.<br />

Der <strong>LMU</strong>-Student ist Schauspieler sowie Synchronsprecher und<br />

verleiht seine Stimme unter an<strong>der</strong>em an Rupert Grint alias ron<br />

Weasley aus Harry Potter und an Taylor Lautner, <strong>der</strong> in Twilight<br />

den Werwolf Jacob Black spielt.<br />

Aufgrund seiner abenteuerlichen „Stim<strong>mb</strong>iografie“ passt es gut,<br />

dass Max Fel<strong>der</strong> auf seinem Motorrad zum Gespräch mit MUM<br />

kommt. Trotz Helmfrisur lässt sich <strong>der</strong> 24-Jährige sofort fotografieren<br />

– eitel ist er nicht. Und dabei hätte er Grund dazu, denn Max<br />

Fel<strong>der</strong> ist – wie die Stars, die er spricht – ein Frauenschwarm.<br />

Der hochgewachsene Amerikanistikstudent besitzt die Ausstrahlung<br />

eines aufstrebenden Schauspielers, <strong>der</strong> es noch weit bringen wird.<br />

In Wirklichkeit ist Max Fel<strong>der</strong> schon ein alter Hase im Geschäft:<br />

Seit 15 Jahren schauspielert er und spricht Synchronrollen.<br />

Take 1: „Mama, ich will Schauspieler werden“<br />

Angefangen hat alles, lange bevor <strong>der</strong> Student den großen Stars seine<br />

Stimme lieh. Und zwar an dem Tag, als <strong>der</strong> kleine Max mit acht<br />

Jahren den Film „Kevin allein zu Haus“ gesehen hat: „Mir hat <strong>der</strong><br />

Film wahnsinnig gut gefallen, vor allem, was die Rolle Kevin in dem<br />

Film machen konnte und durfte – das sah nach viel Spaß aus. Und<br />

das wollte ich auch… Kleine Kin<strong>der</strong> haben viele Wünsche, was sie<br />

werden wollen: Astronaut, Bauer, Feuerwehrmann. Ich wollte Schauspieler<br />

werden.“ Sofort erzählte er seinen Eltern von dem Wunsch,<br />

die zunächst nicht so recht daran glauben wollten. Zwei Wochen<br />

später las seine Mutter in <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung einen Aufruf<br />

zum Casting, von dem sie ihm spaßeshalber erzählte. Max‘ Mutter<br />

rechnete nicht damit, wie ernst es ihrem Sohn war. Er „nervte“ sie<br />

so lange, bis sie ihn anmeldete. So fuhr Max Fel<strong>der</strong> zu seinem ersten<br />

Casting, das aus mehreren Runden bestand. Einen Monat später<br />

bekam er die Rolle des Anton in „Pünktchen und Anton“, einem sehr<br />

erfolgreichen und bis heute beliebten deutschen Kin<strong>der</strong>film.<br />

Die erste Synchronsprecherrolle bekam Max Fel<strong>der</strong> kurze Zeit später<br />

angeboten: „Disney fragte mich, ob ich dem jungen Tarzan seine<br />

Stimme leihen möchte. Ich wusste damals nicht, was das genau ist<br />

– aber ich hatte Lust darauf, also habe ich es gemacht.“ Die Direktbesetzung<br />

in einem Disneyfilm war ein gelungener Einstieg als<br />

Synchronsprecher für den damals Neunjährigen – <strong>der</strong> zu dem Zeitpunkt<br />

noch nicht wusste, dass er später aus dem Spaß seinen Beruf<br />

machen würde. Festbesetzungen für Synchronrollen sind nicht die<br />

Regel, oft gibt es ein Casting. Für „Twilight“ wurde die Stimme von<br />

Max Fel<strong>der</strong> direkt besetzt, bei „Harry Potter“ war das an<strong>der</strong>s: „Bei<br />

Harry Potter habe ich die große Casting-Runde gemacht.“ Ursprünglich<br />

wurde Fel<strong>der</strong> für die Sprecherrolle von Neville Longbottom<br />

gecastet, die ihm auch angeboten wurde. Eine Woche später war er<br />

noch einmal zum Probesprechen eingeladen für eine an<strong>der</strong>e Rolle<br />

– Draco Malfoy. Und wie<strong>der</strong> eine Woche später wurde er zum Probesprechen<br />

für die Rolle von Ron Weasley eingeladen. Dabei blieb<br />

es dann. „Ich spreche gerne böse Charaktere, insofern wäre ich mit<br />

Malfoy auch gut bedient gewesen, aber Ron war meine Traumrolle.<br />

Es war die größte Rolle über den längsten Zeitraum.“ Elf Jahre hat<br />

Max Fel<strong>der</strong> Ron Weasley gesprochen – seine Stimme ist mit <strong>der</strong><br />

Rolle erwachsen geworden.<br />

Take 2: Max Fel<strong>der</strong> im Studio<br />

Heute ist das Stimmenrepertoire des 24-Jährigen groß, und seine<br />

Synchronrollen könnten unterschiedlicher nicht sein. Trainieren muss<br />

er dafür nicht – Praxis ist seine Übung, denn er ist jede Woche im<br />

Studio und arbeitet. „Ich kenne auch keinen Synchronsprecher, <strong>der</strong><br />

zuhause Stimmübungen macht. Ein Mensch, <strong>der</strong> zum Beispiel im<br />

Büro arbeitet, sitzt ja auch nicht zu Hause und übt Excel-Tabellen.“<br />

Dennoch gibt es sehr anspruchsvolle Rollen: Seine schwierigste<br />

sprach Fel<strong>der</strong> in dem Dokumentarspielfilm „Die Hausschlüssel“, in<br />

dem er einen geistig behin<strong>der</strong>ten Jungen spricht, dessen Stimme im<br />

Laufe des Tages immer schwächer wird, bis er anfängt zu nuscheln.<br />

Bei dieser Rolle wurde er von einem Sprachcoach begleitet.<br />

„Was auch immer schwierig ist, sind Horror- o<strong>der</strong> Splatterfilme –<br />

wenn man zum Beispiel auf langsame und bestialische Weise getö-


tet wird.“ Da werden die Aufnahmesequenzen –<br />

Takes genannt – schon einmal öfter wie<strong>der</strong>holt. Die<br />

Takes, in denen die Filme im Studio synchronisiert<br />

werden, bestehen meist aus einem bis drei Sätzen.<br />

Es kann aber auch sein, dass ein Take nur ein Lacher<br />

o<strong>der</strong> ein Atmen ist. Zuerst sieht sich Max<br />

Fel<strong>der</strong> einen Take im Original an, anschließend<br />

spricht er parallel zum Bild. Wichtig ist, dass er<br />

sich stark an <strong>der</strong> Rolle orientiert. „Natürlich haben<br />

Synchronregisseur und -Sprecher ihre künstlerische<br />

Freiheit. Dennoch sollte die Synchronfassung<br />

eines Films so nah wie möglich am Original sein<br />

– das ist die Vorgabe.“<br />

Synchronisation, findet Max Fel<strong>der</strong>, verän<strong>der</strong>e immer<br />

etwas. „Es gibt amerikanische Schauspieler,<br />

die meiner Meinung nach im Deutschen besser<br />

klingen. Trotzdem ist es natürlich immer spannend,<br />

Sachen im Original zu sehen und zu schauen<br />

– was ist an<strong>der</strong>s?“ Man kann sich vorstellen, dass<br />

sich Max Fel<strong>der</strong> aufgrund seiner Arbeit im Kino<br />

an<strong>der</strong>s verhält als an<strong>der</strong>e. Er selbst nennt das liebevoll<br />

„Synchronkrankheit“. Ein Symptom davon<br />

ist, dass er die ersten zehn Minuten des Films auf<br />

die Stimmen hört und herausfinden will, wo die<br />

Synchronfassung produziert wurde und wer die<br />

Sprecher sind. Ein weiteres Symptom: „Ich bleibe<br />

den ganzen Abspann und sitze dann meist noch als<br />

einer <strong>der</strong> letzten im Kino – zusammen mit denen,<br />

die noch ihr Popcorn fertig essen.“ In Filme, in<br />

denen er selbst zu hören ist, geht Max Fel<strong>der</strong> vorbelastet.<br />

„Ich bin sehr selbstkritisch. Mittlerweile<br />

höre ich mich aber ganz gerne selbst, es ist eine<br />

gute Selbstkontrolle.“<br />

Take 3: Traumziel Amerika<br />

1 Studiert aus Interesse, denn seinen Traumjob hat er schon gefunden:<br />

Schauspieler und Synchronsprecher Max Fel<strong>der</strong>.<br />

Für Synchronsprecher gibt es in Deutschland nur zwei Orte zum Arbeiten: München<br />

o<strong>der</strong> Berlin. Dem gebürtigen Münchener fiel die Wahl daher nicht schwer. Ebenso<br />

leicht entschied er sich für Nordamerikanistik als Studienfach. „Ich war schon immer<br />

ein Amerika-Fan – reiste mehrmals dorthin und habe dort auch schon gedreht. Ich<br />

habe gemerkt, dass ich mehr darüber wissen will, insbeson<strong>der</strong>e über die Geschichte.“<br />

Das Studium ist für Max Fel<strong>der</strong> ein Weg, um nicht stehen zu bleiben und sich fortzubilden.<br />

Er studiert vor allem aus Interesse, denn seinen Traumjob hat er bereits gefunden.<br />

Wie damals als Achtjähriger weiß <strong>der</strong> heute 24-Jährige genau, was er will: Er möchte<br />

das tun, was er jetzt schon tut – schauspielen und synchronsprechen. „Mein Traum<br />

ist es, irgendwann als Schauspieler in Europa und Amerika zu arbeiten.“ Um seinem<br />

Vorhaben näher zu kommen, arbeitet <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Student stetig an seinem Erfolg.<br />

Gerade sind Semesterferien – nicht für Max Fel<strong>der</strong>. Er steigt wie<strong>der</strong> auf sein Motorrad<br />

und fährt weiter ins Studio. Auf ihn wartet die Arbeit, seine Stimme wird verlangt.<br />

<br />

■ ski<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

17<br />

Max Fel<strong>der</strong>s Fanseite auf Facebook:<br />

http://tinyurl.com/phzsznn


N R . 4 • 2013 Profile<br />

18<br />

Aktion Royal Art Dolls<br />

Farben machen Puppen<br />

An <strong>der</strong> Aktion „Royal Art Dolls“ <strong>der</strong> Leonardo Hotelgruppe beteiligte sich auch die<br />

<strong>LMU</strong> o<strong>der</strong> besser, junge Künstler des Instituts für Kunstpädagogik. Der Auftrag:<br />

eine Art Schaufensterfigur zu gestalten.<br />

Eine Gummibärchenlampe, glücklicherweise bis zur Unkenntlichkeit mit <strong>LMU</strong>-Motiven<br />

und Neonmustern besprüht, ein Strandball in ganz ähnlichem Zustand – diese<br />

Studienobjekte sind die einzigen Zeugen dafür, dass sich die Gruppe junger Künstler<br />

mit Farbsprühdosen auf dem Dach des Schweinchenbaus an einem dreidimensionalen<br />

Objekt versucht.<br />

1 Omas Spitzendeckchen als Sprühschablone.<br />

Dieses ist vollkommen von den geschäftig sprühenden und klebenden Kunststudierenden<br />

verstellt. Nur ab und zu scheint <strong>der</strong> Torso einer Figur hervor, wenn die filigranen<br />

Schablonen mit <strong>der</strong> Rose, mit Sophie Scholl o<strong>der</strong> dem <strong>LMU</strong>-Logo wie<strong>der</strong> entfernt und<br />

beiseitegelegt werden. Auf dem Boden um die Gruppe stehen Sprühdosen. „Bei unserer<br />

Projektbesprechung haben die Studierenden sofort beschlossen: Wir brauchen<br />

Neonfarben“, sagt Peter Becker, Dozent am Institut für Kunstpädagogik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und<br />

selbst Multimediakünstler. „Das repräsentiert uns.“<br />

Becker wurde von Antje Lenkmann, Leiterin <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Kongressberatung und ihrer<br />

Kollegin Sabine Beutlhauser gefragt, ob er mit seinen Studierenden die Gestaltung <strong>der</strong><br />

Figur übernehmen könne. Die Kongressberatung kooperiert eng mit <strong>der</strong> Hotelgruppe<br />

Leonardo, die das Projekt initiiert hat. „Wir waren sofort begeistert, denn diese Figur<br />

zu gestalten, ist eine neue Möglichkeit, mit unterschiedlichen Kunstformen umzugehen.<br />

Wir lieben es, neue Dinge zu inszenieren“, freut sich Becker. Und, betont er, sie<br />

könnten damit in Bezug auf Kunstvermittlung und -gestaltung ganz mo<strong>der</strong>n forschen:<br />

„Das ist angewandte Forschung im Designbereich.“<br />

1 Die Gummibärchenlampe diente als dreidimensionales<br />

Versuchsobjekt.<br />

Gleich nach <strong>der</strong> Zusage hat er sein „Kompetenzteam“, wie er es nennt, zusammengestellt<br />

– „alles Studierende aus dem Seminar ‚Gegenwartskunst‘, die schon viel<br />

Erfahrung im Bereich Urban Art bzw. Kunst im öffentlichen Raum haben“. Mit einer<br />

Spende <strong>der</strong> Firma Hagemann, die den <strong>LMU</strong>-Shop betreibt, konnten die Künstler das<br />

erfor<strong>der</strong>liche Material einkaufen und loslegen.


1 Das Künstlerteam <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> mit Dozent Peter Becker (3. von rechts).<br />

Omas Spitzendeckchen als Spritzschablone<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung war vor allem die kurze Zeit: Schon am 26. Juli<br />

musste das Team um Peter Becker, das sich treffen<strong>der</strong>weise „Art<br />

now“ nennt, die Puppe fertig gestaltet abgeben. Und es waren einige<br />

Vorarbeiten zu leisten. Die Künstler mussten Schablonen aus Pappe<br />

o<strong>der</strong> Papier aufmalen und ausschneiden sowie Omas Kommode<br />

nach Spitzendeckchen o<strong>der</strong> Anti-Rutsch-Unterlegern für Tischdecken<br />

durchsuchen: Alles kommt als Sprühvorlage zum Einsatz. Sogar<br />

Apfelsinennetze, die sonst im Müll gelandet wären.<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

19<br />

Der Tisch auf dem Schweinchenbaudach ist übersät mit diesen Vorlagen,<br />

sehr koordiniert nehmen die Studierenden einzelne Stücke,<br />

halten sie mit Stiften o<strong>der</strong> Pinselenden in Position, während die an<strong>der</strong>en<br />

Kommilitonen sprühen. „Wir machen keine Festlegung, was<br />

geschehen soll. Das ist ein offener Prozess“, erläutert Peter Becker.<br />

„Wir haben eine Taktik, die Figur soll bunt sein, aber auch schwarzweiße<br />

Motive und das Logo <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> aufgreifen.“<br />

„Aber man muss höllisch aufpassen, dass man nicht alles totsprüht“,<br />

sagt Student Jonas Sattler, als er wohldosiert Farbe auf die <strong>LMU</strong>-<br />

Brunnenschablone gibt. „Als Künstler selbst sieht man das nicht,<br />

aber dem Betrachter fällt das auf.“<br />

Dem Betrachter fällt vor allem eine bunte, eine künstlerisch mo<strong>der</strong>n<br />

anmutende Figur auf: Neongelb, -orange, und -grün wechseln sich<br />

ab mit schwarzen Motiven, die als Akzent vor allem <strong>LMU</strong>-Themen<br />

zeigen – etwa Sophie Scholl, den klassischen Brunnen o<strong>der</strong> das Siegel<br />

<strong>der</strong> Universität.<br />

Am 18. Septe<strong>mb</strong>er wurden die Figuren bei einem Event im Leonardo<br />

Hotel begutachtet: Die <strong>LMU</strong>-Figur gelangte dabei zwar nicht auf<br />

das Siegertreppchen, obwohl sogar Schwarzlicht verfügbar war, das<br />

die Neonfarben <strong>der</strong> Figur leuchten ließ. Aber Peter Becker hat eine<br />

Erklärung: „Die an<strong>der</strong>en Teilnehmer hatten zum Teil professionelle<br />

Designagenturen, die auch sehr spannende Ergebnisse gestalteten.“<br />

Er sieht es ganz sportlich, denn <strong>der</strong> Lerneffekt für die <strong>LMU</strong>-Künstler<br />

war großartig. „Wir haben großes Potenzial! Die jungen Leuten sind<br />

die ästhetisch bildende Generation.“<br />

■ cg


„Hochverehrte Damen<br />

und Herren,<br />

liebe Nichtmenschen“<br />

„Soll <strong>der</strong> Laizismus<br />

im Grundgesetz<br />

verankert werden?“<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

20<br />

SpaSS an <strong>der</strong> Rhetorik Beim Debattierclub München<br />

„Sehr verehrte AuSSerirdische!“<br />

Es ist kein Parlament, in dem Toni, Xenia und ein knappes Dutzend<br />

Kommilitonen heute debattieren. Keine Staatswappen hängen über<br />

ihren Köpfen, und keiner <strong>der</strong> Studierenden trägt Anzug o<strong>der</strong> Kostüm.<br />

Stattdessen trifft man sich in Jeans und T-Shirt in einem lichten<br />

Raum nahe <strong>der</strong> Uni. Auch das Thema <strong>der</strong> Diskussion dürfte bislang<br />

in keinem Parlament <strong>der</strong> Welt aufgetaucht sein: „Sollten die USA in<br />

einem intergalaktischen Rat die Erde repräsentieren?“ Ein paar<br />

herzliche Lacher, als <strong>der</strong> Titel verlesen wird, dann verkrümeln sich<br />

die einzelnen Redeparteien in verschiedene Ecken des Flurs, um mit<br />

gedämpfter Stimme ihre Argumentationsketten vorzubereiten.<br />

Beim Debattierclub München üben Studierende ihre rhetorischen<br />

und kommunikativen Fähigkeiten – und haben Spaß dabei. In formalisierten<br />

Diskussionsrunden geht es mal um politische und gesellschaftliche<br />

Fragen wie „Brauchen wir eine Einheitsschule?“ o<strong>der</strong><br />

„Soll die Bahn wie<strong>der</strong> verstaatlicht werden?“, mal aber auch um<br />

schräge Themen wie „Ein Herz für den Kapitalismus“ o<strong>der</strong> „Soll<br />

<strong>der</strong> Laizismus im Grundgesetz verankert werden?“. Die Teilnehmer<br />

kommen aus allen Fächern von <strong>LMU</strong>, TU und <strong>der</strong> Hochschule<br />

München. „Aber es sind schon beson<strong>der</strong>s viele angehende Juristen<br />

darunter“, erklärt Club-Präsident Florian Baudach, „und viele, die<br />

in ihrem Fach sehr logisch, sehr formal denken müssen – wie etwa<br />

in Mathematik o<strong>der</strong> Physik.“ Daneben debattieren auch Promovierende<br />

mit und vereinzelt Leute, die bereits im Berufsleben stehen.<br />

Manche Teilnehmer kommen, weil sie ohnehin Spaß am Diskutieren<br />

und öffentlichen Reden haben, an<strong>der</strong>e gerade, weil sie sich dabei<br />

unsicher fühlen und es in diesem überschaubaren, freundlichen<br />

Rahmen üben möchten.<br />

Gepflegter Schlagabtausch<br />

Nicht hitzige Streitgespräche sind das Ziel, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „gepflegte<br />

Schlagabtausch“, wie es auf <strong>der</strong> Internetseite des Vereins heißt. Statt<br />

wild nach Stammtisch-Art debattiert man im Rahmen vorgegebener<br />

Formate: dem „British Parliamentary Style“ etwa o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Offenen<br />

Parlamentarischen Debatte“, bei <strong>der</strong> eine Debatte mit Beteiligung<br />

des Volkes simuliert wird. Die Positionen – Regierung, Opposition<br />

und „freie Redner” – werden zuvor zugelost. Nicht selten müssen die<br />

Redner daher eine Meinung vertreten, die ihrer eigenen gar nicht<br />

entspricht; aber gerade das scheint den Reiz auszumachen.<br />

Das Thema „Intergalaktischer Rat“ wird im deutschen Format verhandelt.<br />

„Meine Damen und Herrn“, beginnt Regierungsvertreterin<br />

Xenia Zhykhar, die an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> Kommunikationswissenschaften<br />

studiert, ihre Ansprache. Sieben Minuten hat sie Zeit; Diskussionsleiterin<br />

Steffi behält die Stoppuhr im Blick und signalisiert zwischendurch<br />

mit dezenten Hammerschlägen, wie lange Xenia noch


„Sollen Die Banken<br />

wie<strong>der</strong> Verstaatlicht<br />

werden?“<br />

„Sollten die USA in einem<br />

Intergalaktischen Rat die<br />

Erde Repräsentieren?“<br />

reden darf. An drei Punkten führt die 24-Jährige mit viel Verve – und<br />

nicht wenig Ironie – aus, warum die USA die beste Option für den<br />

Ratsvorsitz sind: Die USA hätten jahrhun<strong>der</strong>telange Erfahrung darin,<br />

sich wortgewandt für ihre politischen Interessen einzusetzen.<br />

Dazu käme – „ob wir es nun gut finden o<strong>der</strong> nicht“ –, dass die USA<br />

„nunmal die Leitkultur dieser Erde“ seien. „Mit ihrer Sprache, mit<br />

ihrer Musik, mit ihren Unternehmen. McDonald‘s und Burger King<br />

gibt es überall auf <strong>der</strong> Welt!“ Zudem fühlten die Vereinigten Staaten<br />

sich „in ihrer Rolle als Weltpolizisten immer noch wohl“ und nähmen<br />

sich politischer Krisen auf <strong>der</strong> ganzen Welt gerne an. „Und mit<br />

gleichem Engagement werden sie unsere Erde im intergalaktischen<br />

Rat vertreten.“ Zudem sei es „total wichtig, dass die Erde gegenüber<br />

den außerirdischen Völkern mit einer Stimme spricht – was etwa bei<br />

einer Vertretung durch die EU nicht gewährleistet wäre“.<br />

„Hochverehrte Damen und Herren, liebe Nichtmenschen“, beginnt<br />

Jurastudent Fabian Huber, <strong>der</strong> erste Vertreter <strong>der</strong> Opposition, seine<br />

sieben Minuten – und führt im Weiteren aus, warum die USA nach<br />

seinem Dafürhalten „überhaupt nicht geeignet sind, die Erde in<br />

einem intergalaktischen Rat zu vertreten“.<br />

„Mit <strong>der</strong> Zeit wird man besser“<br />

Die Vertreter von Regierung und Opposition wechseln sich ab, bevor<br />

am Ende die freien Redner folgen. Einige Redner sprechen blumig,<br />

an<strong>der</strong>e witzig, an<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> Attitüde erfahrener Politiker; ein paar<br />

halten Zettel mit Stichpunkten in <strong>der</strong> Hand. Im Publikum wird mit<br />

den Augen gerollt, auf Tische geklopft und „Hört, hört!“ gerufen.<br />

Zwischenfragen, mit erhobener Hand angezeigt, gestatten die<br />

jeweiligen Redner entwe<strong>der</strong> – o<strong>der</strong> bescheiden sie mit „Nein danke“.<br />

Am Ende des Abends werden die einzelnen Redner von <strong>der</strong> Jury<br />

bewertet: „Schau besser nicht so viel auf den Zettel“, raten Steffi und<br />

Florian, o<strong>der</strong>: „Du läufst dauernd vor und zurück – bleib zwischendurch<br />

auch mal stehen.“ Bei einem Redner wird die schiere Fülle<br />

<strong>der</strong> Argumentationspunkte kritisiert, die er „heruntergerattert“ hat.<br />

„Bring lieber weniger Statements und geh dafür genauer auf sie ein.<br />

Also: Statement – Begründung – und am besten noch ein Bespiel.“<br />

„Man wird mit <strong>der</strong> Zeit besser“, erklärt <strong>der</strong> 24 Jahre alte Fabian<br />

später. „Man lernt, spontan zu reden, sich intellektuell auseinan<strong>der</strong>zusetzen.“<br />

Seit drei Jahren kommt er regelmäßig zu den Abenden<br />

des Debattierclubs. „Es macht mir regelrecht Spaß, vor an<strong>der</strong>en zu<br />

sprechen – das merke ich auch in Seminaren.“ Auch seine Gegenrednerin<br />

Xenia hat bei Referaten an <strong>der</strong> Uni den Eindruck: „Man<br />

ist viel sicherer, wenn man das Reden regelmäßig übt.“ Vor allem<br />

aber, sagt die Studentin <strong>der</strong> Kommunikationswissenschaft, sei das<br />

Debattieren für sie mittlerweile „wie ein Hobby“.<br />

■ ajb<br />

Der Club<br />

Der Debattierclub München wurde 2001 nach dem Vorbild traditionsreicher<br />

Debattierclubs an englischen Universitäten gegründet<br />

und will unter an<strong>der</strong>em zur politischen Bildung beitragen.<br />

Man sei politisch und weltanschaulich neutral, bekenne sich<br />

allerdings zur parlamentarischen Demokratie. Die Clubabende<br />

finden jeden Mittwoch um 19.15 Uhr statt – während des Semesters<br />

in den Räumen <strong>der</strong> Katholischen Hochschulgemeinde<br />

(Leopoldstraße 11, Raum 207), in <strong>der</strong> vorlesungsfreien Zeit im<br />

Physikgebäude <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> (Schellingstraße 4, Raum 206). Jeden<br />

ersten Mittwoch im Monat wird auf Englisch debattiert (Beginn<br />

englischsprachige Debatte: 18 Uhr, deutschsprachige um<br />

20 Uhr). Es ist keine Anmeldung nötig. Der Debattierclub bietet<br />

auch Seminare zu Themen wie „Körpersprache“, „Argumentationstypen“,<br />

„Deduktive und induktive Logik“ o<strong>der</strong> „Aufbau und<br />

Struktur <strong>der</strong> parlamentarischen Rede“.<br />

www.debattierclubmuenchen.de<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

21


Medizinische Lesehalle wie<strong>der</strong> eröffnet<br />

Ein Hauch von Gediegenheit<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

22<br />

Seit Anfang Juni ist die Medizinische Lesehalle wie<strong>der</strong> eröffnet. Sie erstrahlt nicht<br />

nur in neuem Glanz; auch wichtige Mo<strong>der</strong>nisierungen in Sachen Brandschutz und<br />

Barrierefreiheit wurden umgesetzt.<br />

Mit dem Loungebereich assoziiert man gepflegte Gespräche bei<br />

einem Gläschen guten Weines: Einen Hauch von Gediegenheit versprüht<br />

sie, die frisch sanierte Medizinische Lesehalle, obschon hier<br />

– wie <strong>der</strong> Name schon sagt – harte Arbeit zu Hause ist. Hier wird<br />

für Examina gepaukt und eifrig exzerpiert, hier werden Arbeiten<br />

geschrieben und hier wird geforscht – in stilvollem A<strong>mb</strong>iente.<br />

Seit Juni dieses Jahres ist die Lesehalle am Beethovenplatz 1 nach<br />

fast zwei Jahren Bauzeit wie<strong>der</strong> in Betrieb. Neben <strong>der</strong> Neugestaltung<br />

des Innenraums wurden im Zuge <strong>der</strong> Sanierungsarbeiten <strong>der</strong><br />

Brandschutz verbessert, energetische und haustechnische Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />

umgesetzt sowie die Barrierefreiheit erhöht.<br />

Dass das Gebäude vom Münchener Architekten Emanuel von Seidl<br />

eigentlich als Kunstgalerie für den Opernsänger und Galeristen<br />

Franz Joseph Brakl konzipiert worden war, sieht man noch gut:<br />

schwarze Platten an Bän<strong>der</strong>n deuten an, wo früher die Gemälde<br />

hingen.<br />

Sonntags geöffnet<br />

165 Arbeitsplätze bietet die erneuerte Lesehalle; sie sind in Lautund<br />

Leisebereich eingeteilt und den unterschiedlichen Arbeitsbedürfnissen<br />

angepasst. Vom Schädelmodell bis hin zu den Standardlehrwerken<br />

<strong>der</strong> Medizin ist alles vorhanden: Der Freihandbestand<br />

umfasst rund 20.000 Medien, weitere 200.000 sind im Magazin<br />

und können via OPAC bestellt werden. Natürlich gibt es auch in<br />

<strong>der</strong> ganzen Bibliothek Wireless LAN und die Arbeitsplätze sind so<br />

gestaltet, dass <strong>der</strong> flexible Einsatz von festen PCs sowie Notebooks<br />

und mobilen Geräten möglich ist. Und für alle, die vor allem das<br />

Wochenende zu intensiven Arbeiten nutzen möchten, gibt es sehr<br />

gute Nachrichten: Die Bibliothek ist nun auch am Sonntag von 9 bis<br />

18 Uhr geöffnet. ■ cg<br />

1 Die neugestaltete Medizinische Lesehalle bietet ... 1 ... Arbeiten in mo<strong>der</strong>nem, offenem A<strong>mb</strong>iente.


1 Die große Lichtkuppel sorgt für eine natürliche Beleuchtung.<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

23<br />

1 20.000 Medien befinden sich im Freihandbestand – weitere 200.000<br />

können via OPAC bestellt werden.<br />

1 Die Medizinische Lesehalle von außen.


Profile<br />

24<br />

N R . 4 • 2013<br />

Sport ist ihr Hobby<br />

Piranhas mit Badekappe<br />

Nach den Vorlesungen taucht <strong>LMU</strong>-Student Daniel Klose ab: Nicht, wie zu erwarten, in die Welt<br />

<strong>der</strong> Physik, son<strong>der</strong>n ins Schwim<strong>mb</strong>ecken. Der 24-Jährige ist Trainer, Nationalspieler und WM-<br />

Schiedsrichter in <strong>der</strong> atem(be)raubenden Sportart Unterwasserhockey. Aktuell trainiert das<br />

Münchener Team für die Europäische Clubmeisterschaft 2014.<br />

In <strong>der</strong> Münchener Olympiaschwimmhalle herrscht Ruhe. Nur vereinzelt sind Taucherflossen<br />

o<strong>der</strong> nach Luft japsende Sportler zu sehen. Erst wer den Kopf ins Schwim<strong>mb</strong>ecken reckt,<br />

bemerkt etwas vom Kampf unter Wasser. Unzählige Spieler jagen mit ihren Schlägern, einem<br />

Piranhaschwarm gleich, dem rot ummantelten Bleipuck hinterher und versuchen ihn in die<br />

Metallrinne <strong>der</strong> gegnerischen Mannschaft zu bugsieren. Lediglich nach einem Tor tauchen<br />

alle Schwimmer mit ihren Schutzkappen auf und die jeweils sechsköpfigen Teams werden<br />

kurz sichtbar. „Bereit, los“, brüllt Trainer Daniel Klose und das Spektakel beginnt von Neuem.<br />

Der Name <strong>der</strong> überdimensionalen Aquariumaction: Unterwasserhockey.<br />

„Mir glaubt nie jemand, dass es so etwas gibt“, beruhigt Daniel die verwun<strong>der</strong>ten Badegäste.<br />

In Deutschland werde Unterwasserhockey fast nur in München betrieben, weshalb <strong>der</strong> Verein<br />

gleichzeitig die deutsche Nationalmannschaft <strong>der</strong> Männer und Frauen repräsentiere.<br />

In Frankreich, Großbritannien, Kolu<strong>mb</strong>ien, Neuseeland o<strong>der</strong> Kanada ist das Spiel dagegen<br />

bereits seit den Siebzigerjahren keine Überraschung mehr: „Dort ist <strong>der</strong> Sport viel stärker<br />

vertreten und wurde sogar um Unterwasserrugby ergänzt“, weiß Daniel. Deswegen müssen<br />

die selbst erklärten Wasserratten einmal im Monat ins Ausland fahren, um an Turnieren<br />

teilnehmen zu können. Probleme mit dem Studium bekommt er trotz <strong>der</strong> weiten Autofahrten<br />

nicht. „Das sind alles Freundschaftsspiele, die ich während <strong>der</strong> Klausurzeit ausfallen lassen<br />

kann“, erläutert <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Physikstudent im achten Semester.<br />

Gespielt wird ohne Sauerstoffflaschen<br />

Auf Unterwasserhockey aufmerksam geworden ist Daniel durch einen Kurs beim Zentralen<br />

Hochschulsport, aus dem <strong>der</strong> Verein hervorgegangen ist. Er sei kein „Kachelzähler“, wie er die<br />

Schwimmer spöttisch nennt, son<strong>der</strong>n ein Taucher! Die einzige Herausfor<strong>der</strong>ung zu Beginn: „Ich<br />

habe Schuhgröße 50 und zuerst keine Flossen in meiner Größe gefunden“, lacht <strong>der</strong> gebürtige<br />

Münchener. Die restliche Ausrüstung war hingegen schnell besorgt: Taucherbrille, Wasserballerkappe,<br />

einen Handschuh für die Schlaghand und einen Schnorchel mit Mundschutz führen viele<br />

Sportfachgeschäfte. „Viele glauben, wir spielen mit Sauerstoffflaschen, aber mit denen wären<br />

wir im Wasser viel zu träge“, erklärt <strong>der</strong> 24-Jährige. Gleiches gelte für die sogenannten Sticks,<br />

die wegen des Wasserwi<strong>der</strong>stands lediglich ein Achtel eines Eishockeyschlägers messen.<br />

Aufgrund des kleinen Schlägers tauchen die Spieler meist flach über den 3,80 Meter tiefen<br />

Beckenboden. Gefährlich ist die Sportart nicht, da es sich um ein „Nicht-Kontakt-Spiel“,<br />

ähnlich dem Basketball, handelt. „Man bekommt aber schon mal Tritte ab, aber die<br />

spürt man fast nicht“, versichert Daniel. Blaue Flecken seien bislang seine einzige<br />

ernsthafte Verletzung gewesen.


Es wird immer in gemischten Teams trainiert.<br />

Einen Torwart gibt es dabei nicht und die vier<br />

Auswechselspieler am Beckenrand können durch<br />

Abklatschen beliebig oft getauscht werden. Das ist<br />

praktisch, weil <strong>der</strong> Sport richtig anstrengend ist:<br />

„Wir haben keine Raumdeckung wie im Fußball,<br />

son<strong>der</strong>n jagen alle dem Puck hinterher“, veranschaulicht<br />

Daniel. Danach zwei, drei Atemzüge<br />

und schon ginge es wie<strong>der</strong> unter Wasser. „Manchmal<br />

reicht ein Angriff von zehn Sekunden, um keine<br />

Kraft mehr zu haben.“ Wohlgemerkt: Ein Spiel<br />

dauert 30 Minuten.<br />

Profi in nur einem Semester<br />

Daniel spielt bereits seit vier Jahren Unterwasserhockey.<br />

„Anfänger sind bei uns aber immer willkommen“,<br />

beteuert er. Denn schon nach einem<br />

Semester seien sie fit genug, um mit den Vereinsprofis<br />

mithalten zu können. Der Physiker muss es<br />

wissen, schließlich ist er seit zwei Jahren Trainer<br />

und seit 2012 Kursleiter. In den drei Übungseinheiten<br />

pro Woche werden neben dem Ausdauerschwimmen<br />

die Lunge trainiert, die Pass- sowie<br />

Teamtechnik einstudiert und natürlich die neuen<br />

Erkenntnisse in <strong>der</strong> Praxis ausprobiert. Da die<br />

Herrenmannschaft mangels Spieler und Sponsoren<br />

nicht an <strong>der</strong> diesjährigen Weltmeisterschaft<br />

in Ungarn teilnehmen kann, hat Daniel kürzlich<br />

sogar noch eine Ausbildung zum Schiedsrichter<br />

gemacht. „Das verringert das Startgeld für unsere<br />

Damen und ich kann trotzdem die Atmosphäre vor<br />

Ort miterleben“, berichtet er erfreut. Die Männer<br />

peilen dafür die Europäische Clubmeisterschaft<br />

2014 an.<br />

von Unterwasserhockey bisher sehr gering. An<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> sind in dieser Hinsicht<br />

fortschrittlicher: Um mehr Zuschauer anzulocken wurde beispielsweise in Kolu<strong>mb</strong>ien<br />

ein ebenerdiges Schwim<strong>mb</strong>ecken aus Glas errichtet. Daniels Trost: „Bei uns geht es<br />

noch allein um den Sport und nicht ums Geld.“ Neidisch ist er dennoch ein wenig – vor<br />

allem auf unseren Landesnachbarn. „In Frankreich wurde eigens für Unterwasserhockey<br />

eine Plattform versenkt“, sagt er wehmütig. „Jetzt können die Mannschaften<br />

dort im Mittelmeer spielen.“<br />

■ dl<br />

1 5 Das Runde muss ins Eckige – nur unter Wasser.<br />

N R . 4 • 2013 Profile<br />

25<br />

Mit viel Publikum rechnet er jedoch bei keinem<br />

<strong>der</strong> beiden Turniere. „Unsere Sportart ist lei<strong>der</strong><br />

ziemlich zuschauerunfreundlich“, klagt er. Mit<br />

etwas Ahnung könne man zwar den groben Spielverlauf<br />

erkennen, ansonsten sehe man allerdings<br />

– nichts. Aus diesem Grund ist die Medienpräsenz<br />

www.muenchen.uwsport.de


N R . 4 • 2013 alumni<br />

26<br />

Interview mit Gabriele Weishäupl<br />

„Balance zwischen Weltparty<br />

und Heimat“<br />

Gabriele Weishäupl studierte, promovierte und lehrte an <strong>der</strong><br />

<strong>LMU</strong>. Obwohl sie als Tourismus-Chefin <strong>der</strong> Stadt München<br />

27 Jahre lang das Oktoberfest leitete und dieses Jahr als Landtagskandidatin<br />

<strong>der</strong> FDP um den Einzug in den bayerischen Landtag<br />

kämpfte, war sie weiterhin als Dozentin tätig. In MUM erzählt<br />

sie von ihrem einzigartigen Volksfestseminar, dem Leben als<br />

„First Lady <strong>der</strong> Wiesn“ und ihrer 68er-Studienzeit mit späteren<br />

RAF-Terroristen.<br />

MUM: Frau Dr. Weishäupl, im Sommersemester haben Sie an <strong>der</strong><br />

Fakultät für Tourismus an <strong>der</strong> Münchener Fachhochschule das<br />

Seminar „Volksfeste als Motoren des Tourismus“ gehalten. Was<br />

waren die Ergebnisse?<br />

Weishäupl: Wir haben ausgewählte deutsche Volksfeste untersucht.<br />

Das Ergebnis war fast vorherzusehen: Das Oktoberfest hatte den<br />

höchsten Indexwert und ist die Mutter aller Volksfeste. Jedes an<strong>der</strong>e<br />

Volksfest hat aber auf seine Weise auch Wertigkeiten.<br />

MUM: „Think international, sell global, feel local“ lautet Ihr Credo.<br />

Was konnten die Studierenden von <strong>der</strong> ehemaligen Direktorin<br />

des Tourismusamts sonst noch während des Seminars lernen?<br />

Weishäupl: Ich habe viel von mir erzählt. Viele haben sich für meinen<br />

persönlichen Werdegang interessiert. Außerdem stand eine<br />

Exkursion zum Frühlingsfest auf dem Lehrplan. Das kam natürlich<br />

toll an: Die Studenten erschienen in Tracht, waren mit mir bei den<br />

Schaustellern eingeladen und konnten mit den Funktionären sprechen.<br />

MUM: ...und wie viele Massen haben Sie getrunken?<br />

Weishäupl: Keine. Während <strong>der</strong> Wiesn gab es keinen Alkohol. Wenn<br />

man einen Monat ohne freien Tag durcharbeitet, geht das nicht.<br />

Ich habe immer alkoholfreies Bier o<strong>der</strong> Cola light aus dem Steinkrug<br />

getrunken (lacht). Das war die Zeit des Jahres, in <strong>der</strong> ich am<br />

diszipliniertesten war. Zum Erstaunen meiner Mitarbeiter habe ich<br />

hinterher nie einen Anschlussurlaub gemacht. Auch wegen meines<br />

Sohnes nicht, weil ja Schule und ich alleinerziehend war. Der Bub<br />

studiert jetzt übrigens Volkswirtschaft an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />

MUM: Sie haben die Wiesn erfolgreich zur Marke aufgebaut.<br />

90 Prozent <strong>der</strong> Menschen weltweit kennen den Begriff Oktoberfest.<br />

Vermissen sie jetzt manchmal die Wiesn von 1985?<br />

Weishäupl: Schon damals kamen über sieben Millionen Besucher.<br />

Das Fest war damit an den Grenzen seiner Erträglichkeit und Sicherheit.<br />

In den Jahren darauf habe ich jegliche Werbung eingestellt und<br />

die Stadtwerbung auf kulturelle Dinge umgestellt. Tatsächlich sind<br />

dann die Besucherzahlen langsam zurückgegangen. Dann kam aber<br />

das Internet und hat dem ganzen wie<strong>der</strong> einen Push gegeben – wir<br />

müssen also mit sieben Millionen Besuchern leben. Man braucht<br />

aber kein Geld mehr für zusätzliches Marketing. Wir sprechen in<br />

diesem Fall von einem „Self Supplier“, einem Selbstläufer. Dafür<br />

ist die „Oide Wiesn“ dazugekommen. In diesem kleinen Refugium<br />

geht es zu wie vor 50 o<strong>der</strong> 100 Jahren. Es geht immer darum, die<br />

Balance zwischen Weltparty und Heimat zu halten – und das kann<br />

man als Festleitung.<br />

MUM: Wie oft wurden Sie in 27 Dienstjahren nach Tischreservierungen<br />

gefragt?<br />

Weishäupl: Das werde ich immer noch (lacht). Ich habe es mir aber<br />

gleich verbeten. Ich habe nicht die Neigung, eine oberste Reservierungsstelle<br />

zu sein, sonst wäre ich arm dran gewesen. Die Herren<br />

über die Reservierungen sind die Wiesn-Wirte und Wiesn-Wirtinnen.<br />

Wir hatten nur in <strong>der</strong> Ratsbox im Schottenhamel-Zelt ein paar<br />

Tische für Gäste <strong>der</strong> Stadt.<br />

MUM: In den 80er-Jahren haben Sie nach Ihrer Promotion bereits<br />

einmal an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> gelehrt. Wie unterscheidet sich die damalige<br />

Studentengeneration von <strong>der</strong> heutigen?<br />

Weishäupl: Früher waren es weniger Studenten. Wenn man die heutige<br />

Generation nach Träumen und Visionen fragt, ist das sehr viel<br />

pragmatischer als damals. Die 68er-Generation war sowieso was<br />

ganz an<strong>der</strong>es: Da waren zum Teil viele revolutionäre Spinner dabei.<br />

Damals haben auch nur zehn Prozent <strong>der</strong> Jugendlichen studiert,<br />

heute sind es 40 o<strong>der</strong> 50 Prozent. Weil die Gruppe kleiner war, war<br />

es auch eine an<strong>der</strong>e Gruppendynamik. Heute sind alle scharf darauf,<br />

ein Praktikum zu bekommen.


MUM: Aber die Studenten von<br />

heute sind<br />

nicht <strong>der</strong> Grund, warum Sie sich seit<br />

diesem Jahr<br />

auf die Politik konzentrieren?<br />

Weishäupl: Nein, die Studenten nicht (lacht). Vielleicht folge ich<br />

meinem Ruf auch weiter. Mein politisches Engagement hat sich<br />

ergeben, als ich schon die Zusage für den Lehrauftrag hatte.<br />

MUM: Könnte es sein, dass wir Sie eines Tages wie<strong>der</strong> als Dozentin<br />

an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> begrüßen dürfen?<br />

Weishäupl: Das weiß ich nicht. Das kommt ja auf die Fachrichtung<br />

an, wo man gebraucht wird. In den letzten 30 Jahren laufe ich eher<br />

als Touristikerin rum, nicht mehr als Kommunikationswissenschaftlerin.<br />

<br />

■ Interview: dl<br />

N R . 4 • 2013 alumni<br />

27<br />

MUM: Inwieweit hat Sie Ihre Studienzeit in den 68er-Jahren<br />

politisch geprägt?<br />

Weishäupl: Ich kam aus <strong>der</strong> Provinz, <strong>der</strong> Klosterschule in Passau.<br />

Als ich nach München kam, war ich erst mal geschockt, dass es<br />

nicht wie heute ein verschulter Betrieb war. Damals gab es große<br />

Freiheiten: Du konntest ein Fach belegen o<strong>der</strong> auch nicht. Man<br />

musste einfach nur seinen Seminarschein machen. Es gab keine<br />

Prüfungen am Ende jedes Semesters. Es war damals einfacher für<br />

uns und die freieste Zeit meines Lebens. Dazu kamen die ganzen gesellschaftlichen<br />

U<strong>mb</strong>rüche. Zu einem bestimmten Zeitpunkt konnte<br />

man an <strong>der</strong> Uni nicht mehr studieren, weil nur noch diskutiert wurde.<br />

Veranstaltungen wurden gesprengt und es kam zu Übergriffen auf<br />

Professoren. Rädelsführerin war Brigitte Mohnhaupt (ehemaliges<br />

Mitglied <strong>der</strong> Rote Armee Fraktion, Anm. d. Red.), die damals noch<br />

Studentin war. Ich konnte mit diesen radikalen Sachen nichts anfangen,<br />

das war mir zu dogmatisch. Ich habe versucht, mich geistig<br />

zu orientieren, und so kam ich zum Liberalismus in England, <strong>der</strong><br />

Freiheit des Gedankens. Dort fühlte ich mich aufgehoben.<br />

MUM: Politikerin, Dozentin, Direktorin, Mutter, Olympiahostess,<br />

Lokalreporterin, Stabsleiterin bei <strong>der</strong> Messegesellschaft – chillen<br />

liegt Ihnen wohl nicht?<br />

Weishäupl: Klar lebe ich gechillt – Gott sei Dank (lacht). Ich bin noch<br />

zu Unizeiten auf den Posten <strong>der</strong> Tourismus-Chefin von München<br />

aufmerksam geworden, weil dort <strong>der</strong> damalige Tourismus-Chef<br />

einen Vortrag hielt. Im Schoße <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> kam ich also darauf: Das<br />

wäre ein Job für mich. Wenn ich am Hauptgebäude vorbeifahre,<br />

muss ich jedes Mal daran denken. Meine Nabelschnur zur <strong>LMU</strong> ist<br />

auch nie abgerissen: Ich habe regelmäßig Professoren <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

eingeladen, um sie zu Botschaftern <strong>der</strong> Stadt zu machen, damit sie<br />

Kongresse nach München holen.<br />

1 Gabriele Weishäupl wurde 1947 in Passau geboren. Von 1966 bis 1970<br />

studierte sie Kommunikationswissenschaften, Bayerische Geschichte und<br />

Politische Wissenschaft an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Nach ihrer Promotion 1980 hatte sie<br />

vier Jahre lang einen Lehrauftrag im Fach Kommunikationswissenschaft inne.<br />

Ab 1985 war sie 27 Jahre lang die Direktorin des Tourismusamtes <strong>der</strong> Stadt<br />

München.


Neuberufen<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

28<br />

1 Prof. Dr. Klaus H. Goetz<br />

1 Prof. Dr. Martin Heinz Dreyling<br />

■ Prof. Dr. Klaus H. Goetz<br />

Sozialwissenschaftliche Fakultät<br />

Klaus H. Goetz ist seit 1. April 2013 Inhaber des<br />

Lehrstuhls „Politische Systeme und Europäische<br />

Integration“ am Geschwister-Scholl-Institut für<br />

Politikwissenschaft (GSI) <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Der Nachfolger<br />

von Professor Werner Weidenfeld war vorher<br />

Dekan an <strong>der</strong> Universität Potsdam und beschäftigt<br />

sich in München in <strong>der</strong> Lehre mit den Schwerpunkten<br />

„Das politische System <strong>der</strong> BRD im europäischen<br />

Kontext“ sowie „Europäisierung und<br />

Transformation nationaler politischer Systeme“.<br />

Geboren wurde Goetz 1961 in Reutlingen. 1982<br />

studierte er Politikwissenschaft sowie Italianistik<br />

an <strong>der</strong> Universität Tübingen und zwei Jahre später<br />

an <strong>der</strong> University of Massachusetts, USA. 1986 erwarb<br />

er seinen Master of Science in „Government<br />

and Politics in Western Europe“ an <strong>der</strong> London<br />

School of Economics and Political Science. Am<br />

Nuffield College <strong>der</strong> University of Oxford wurde<br />

er 1991 im Fach Politikwissenschaft zum Doctor<br />

of Philosophy promoviert. Neben diversen Gastprofessuren<br />

etwa in Bordeaux, Jerusalem o<strong>der</strong><br />

Tokio war <strong>der</strong> Politologe bis vor kurzem Sprecher<br />

des DFG-Graduiertenkollegs „Wicked Problems,<br />

Contested Administrations” und bis 2006 Senior<br />

Rea<strong>der</strong> am Department of Government <strong>der</strong> London<br />

School of Economics and Political Science.<br />

Darüber hinaus ist er seit 2000 Mitherausgeber<br />

<strong>der</strong> Zeitschrift „West European Politics“.<br />

■ Prof. Dr. Matthias Kling<br />

Fakultät für Physik<br />

Matthias Kling ist seit Juni 2013 W2-Professor für<br />

ultraschnelle Nanophotonik an <strong>der</strong> Fakultät für<br />

Physik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Der Forschungsgruppenleiter<br />

unterstützt den Forschungsbereich „Lichtwellenelektronik“<br />

im Exzellenzcluster Munich-Centre for<br />

Advanced Photonics (MAP) in <strong>der</strong> Forschung und<br />

Lehre. Bereits in <strong>der</strong> Vergangenheit beschäftigte<br />

er sich in seinen Arbeiten mit <strong>der</strong> Lichtwellenkontrolle<br />

in komplexen Systemen wie Molekülen und<br />

Nanostrukturen.<br />

Geboren wurde Kling am 30. März 1972 in Hannover.<br />

Parallel zu seinem Ph.D.-Studium an <strong>der</strong><br />

Georg-August-Universität Göttingen befasste er<br />

sich 1998 an <strong>der</strong> Friedrich Schiller-Universität in<br />

Jena mit fortgeschrittener Lasertechnologie. Als<br />

Postdoc zog es den heute 41-Jährigen ab 2003<br />

nach Berkeley und Amsterdam. 2007 wurde er<br />

Forschungsleiter des Teams „Attosecond Imaging“<br />

am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in<br />

Garching, Projektleiter im Exzellenzcluster MAP<br />

und Gruppenleiter <strong>der</strong> Graduiertenschule „International<br />

Max Planck Research School of Advanced<br />

Photon Science“. Bis zu seiner Berufung an die<br />

<strong>LMU</strong> war Kling Assistant Professor in den USA,<br />

Visiting Professor in Saudi-Arabien und Adjunct<br />

Professor in Südkorea. Zu seinen bisher insgesamt<br />

zwölf Preisen kam in diesem Jahr <strong>der</strong> „Starting<br />

Grant“ des Europäischen Forschungsrats hinzu.<br />

In <strong>der</strong> Forschung beschäftigt sich Professor Goetz<br />

mit <strong>der</strong> vergleichenden Analyse europäischer<br />

Public Policy in Ost- und Westeuropa sowie auf<br />

Ebene <strong>der</strong> EU. Außerdem befasst er sich mit <strong>der</strong><br />

Transformation mittel- und osteuropäischer Staaten,<br />

<strong>der</strong> Europäisierung nationaler politischer<br />

Systeme und Public Policy. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

ist die Rolle von Zeit in <strong>der</strong> Politik, welche<br />

<strong>der</strong> Politikwissenschaftler seit Juli 2013 in dem<br />

durch die DFG geför<strong>der</strong>ten Forschungsprojekt<br />

„Staggered Me<strong>mb</strong>ership Renewal and Differential<br />

Time Horizons in Second Cha<strong>mb</strong>ers“ untersucht.<br />

In Zukunft planen Professor Kling und seine<br />

Arbeitsgruppe, die kollektive Elektronenbewegung<br />

in nanostrukturierten Systemen auch mittels<br />

Attosekunden-Lichtblitzen in Echtzeit zu filmen.<br />

Damit erhoffen sich die Forscher noch mehr über<br />

die Möglichkeiten zu lernen, auf ultrakurzer Zeitskala<br />

Elektronen und damit auch die optischen<br />

sowie elektronischen Eigenschaften von Nanomaterialien<br />

zu beeinflussen. Diese Kenntnisse<br />

könnten ganz wesentlich zur Entwicklung <strong>der</strong><br />

Elektronik beitragen, die mit Lichtwellen gesteuert<br />

wird.<br />

An <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> will <strong>der</strong> Ordinarius in <strong>der</strong> Forschung<br />

vor allem seine Arbeiten zur Institutionalisierung<br />

politischer Zeitregeln und -horizonte in vergleichen<strong>der</strong><br />

Perspektive vorantreiben. „Ich möchte<br />

mit meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

ein hochwertiges Lehrangebot zum politischen<br />

System Deutschlands, im Bereich <strong>der</strong> europabezogenen<br />

Komparatistik und zu Fragen <strong>der</strong> Europäischen<br />

Integration realisieren“, erklärt Goetz.<br />

■ Prof. Dr. Martin Heinz Dreyling<br />

Medizinische Fakultät<br />

Martin Dreyling wurde am 1. Oktober 2013 als<br />

W2-Professor für Immuntherapie und Molekularbiologie<br />

an die Medizinische Klinik und Poliklinik<br />

III <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät berufen. Seine wissenschaftlichen<br />

Schwerpunkte sind neben den<br />

molekulargenetischen Grundlagen <strong>der</strong> malignen<br />

Lymphome speziell die Zellzyklusdysregulation<br />

beim Mantelzelllymphom (MCL) und die mole-


Neuberufen<br />

kularen Wirkmechanismen von Inhibitoren des<br />

B-Zellrezeptor-Signalpfads i.<br />

Dreyling wurde 1961 in Wuppertal geboren und<br />

ist Vater von zwei Kin<strong>der</strong>n. Nach seinem Physikstudium<br />

an <strong>der</strong> Universität Düsseldorf studierte er<br />

in den 80er-Jahren Medizin in Gießen, Tübingen<br />

und Würzburg. 2001 habilitierte sich <strong>der</strong> heute<br />

52-Jährige im Fach Innere Medizin zum Thema<br />

„Molekulargenetische und funktionelle Charakterisierung<br />

<strong>der</strong> Tumor-Suppressor-Region <strong>der</strong><br />

chromosomalen Bande 9p21 in hämatologischen<br />

Zelllinien und Lymphomen und Leukämien“. Ein<br />

Jahr später wurde er Oberarzt am Medizinischen<br />

Klinikum III <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> in Großha<strong>der</strong>n. Seitdem hat<br />

er über 200 wissenschaftliche Artikel über die<br />

Epidemiologie, molekulargenetische Pathogenese<br />

und Therapie von malignen Lymphomen veröffentlicht.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e wurden aufgrund des von<br />

ihm gegründeten Europäischen MCL-Netzwerks<br />

neue Behandlungsoptionen entwickelt und internationale<br />

Therapiestandards etabliert.<br />

Neben diversen Editor-Tätigkeiten ist Professor<br />

Dreyling im Fakultätsrat <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät,<br />

Beiratsmitglied <strong>der</strong> European Society of<br />

Medical Oncology (ESMO) und <strong>der</strong> Lymphoma<br />

Research Foundation. Dieses Jahr koordiniert er<br />

außerdem die <strong>LMU</strong> Winter School für Onkologie.<br />

„Die <strong>LMU</strong> bietet mir die Möglichkeit, ärztliche Tätigkeit,<br />

klinische Studentenlehre und Grundlagenforschung<br />

auf höchstem Niveau unter einem Dach<br />

durchzuführen“, so Dreyling.<br />

perception: Neurocognitive mechanisms un<strong>der</strong>lying<br />

children’s processing of others’ actions“.<br />

Von 2011 bis 2013 war er Lecturer am Lehrstuhl<br />

für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie<br />

<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und darüber hinaus war Paulus Junior<br />

Researcher in Residence am Center for Advanced<br />

Studies (CAS). Die letzte Station vor <strong>der</strong> Berufung<br />

nach München war die Vertretung des Lehrstuhls<br />

für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie an<br />

<strong>der</strong> Universität Erfurt.<br />

Zu den zukünftigen Arbeitsschwerpunkten von<br />

Professor Paulus an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> gehört die Entwicklung<br />

des prosozialen Verhaltens, die des sozialen<br />

Verstehens und des sozialen Lernens. Dabei geht<br />

er Fragen nach, warum sich Kin<strong>der</strong> gegenseitig<br />

helfen, wann sie an<strong>der</strong>e als Wesen mit eigenen<br />

Wünschen verstehen und welche Mechanismen<br />

den frühen sozialen Lernprozessen zugrunde liegen.<br />

Für seine bisherigen Leistungen erhielt Paulus<br />

dieses Jahr den Forschungspreis „George Butterworth<br />

Award“ <strong>der</strong> Europäischen Gesellschaft<br />

für Entwicklungspsychologie (siehe „Preise und<br />

Ehrungen“ S.30)).<br />

Honorarprofessur<br />

1 Prof. Dr. Markus Paulus<br />

1 Prof. Dr. Herwig Baier<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

29<br />

■ Prof. Dr. Markus Paulus<br />

Fakultät für Psychologie<br />

und Pädagogik<br />

Markus Paulus wurde zum 1. Septe<strong>mb</strong>er 2013<br />

an <strong>der</strong> Fakultät für Psychologie und Pädagogik<br />

zum W2-Professor ernannt. Sein Lehr- und Forschungsgebiet<br />

umfasst die Entwicklungspsychologie<br />

und Pädagogische Psychologie <strong>der</strong> frühen<br />

Kindheit von null bis sechs Jahren – insbeson<strong>der</strong>e<br />

die soziale und kognitive Entwicklung.<br />

Geboren wurde Paulus 1980 in Landsberg am<br />

Lech. Nach seinem Studium an <strong>der</strong> Universität<br />

Eichstätt erwarb er 2006 sein Diplom in Psychologie<br />

und 2007 seinen Magister in Philosophie/<br />

Soziologie. Nach einem Forschungsaufenthalt am<br />

Early Social Development Lab bei Chris Moore in<br />

Halifax, Kanada, wurde er 2011 an <strong>der</strong> Radboud<br />

Universiteit Nijmegen, Nie<strong>der</strong>lande, in Psychologie<br />

promoviert. Seine Dissertation schrieb <strong>der</strong><br />

heute 33-Jährige über „Development of action<br />

■ Prof. Dr. Herwig Baier<br />

Fakultät für Biologie<br />

Im Juli 2013 wurde Professor Herwig Baier<br />

zum Honorarprofessor für das Fachgebiet<br />

Verhaltens-Neurogenetik an <strong>der</strong> Fakultät für<br />

Biologie <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> ernannt. Baier wurde 1995<br />

an <strong>der</strong> Universität Tübingen promoviert und<br />

nach seiner Zeit als Assistant Professor in San<br />

Diego in San Francisco, beide USA, zum Full<br />

Professor ernannt. Vier Jahre später wurde<br />

er Direktor des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie<br />

in Martinsried. Sein Interesse gilt<br />

vor allem den Nervenzellen: So erforscht er<br />

beispielsweise an Zebrafischen, nach welchen<br />

Regeln sich bestimmte Typen von Nervenzellen<br />

im Gehirn entwickeln, wie sie zu einem<br />

Nervenzellnetzwerk zusammenfinden und<br />

welchen Einfluss diese neuronalen Schaltkreise<br />

auf Wahrnehmung sowie Verhalten haben.<br />

Hinweis <strong>der</strong> Redaktion:<br />

Eine vollständige Liste<br />

<strong>der</strong> Neuberufenen findet sich<br />

im Internet unter www.lmu.<br />

de/aktuelles/neuberufen


Preise & Ehrungen<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

30<br />

1 Prof. Dr. Immanuel Bloch<br />

■ Experimentalphysiker Immanuel<br />

Bloch ausgezeichnet<br />

Immanuel Bloch, Professor für Experimentalphysik<br />

an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und Direktor am Max-Planck-Institut<br />

für Quantenoptik, ist mit dem mit 750. 000 Euro<br />

dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft<br />

2013 ausgezeichnet worden.<br />

Mit dem Wissenschaftspreis würdigt die Körber-<br />

Stiftung die herausragenden wissenschaftlichen<br />

Arbeiten von Bloch, die ein neues Forschungsgebiet<br />

an <strong>der</strong> Schnittstelle <strong>der</strong> Quantenoptik, Quanteninformationsverarbeitung<br />

und Festkörperphysik<br />

eröffnet haben.<br />

Ein Forschungsschwerpunkt des Physikers ist die<br />

Untersuchung ultrakalter „Quantengase“ bei Temperaturen<br />

nahe dem absoluten Nullpunkt. Dazu<br />

erzeugt Bloch mithilfe von Laserstrahlen künstliche<br />

Kristalle, in denen ultrakalte Atome in einem<br />

Gitter aus Licht gefangen werden. Derartige Systeme<br />

dienen unter an<strong>der</strong>em als stark vergrößerte<br />

Laborsimulationen von Festkörpern, in denen bestimmte<br />

Parameter – etwa die Wechselwirkung<br />

zwischen den Atomen – genau eingestellt werden<br />

können. Mit diesem „Quantensimulator“ lassen<br />

sich theoretische Modelle über den Aufbau von<br />

Festkörpern überprüfen. „Außerdem können wir<br />

mit diesem System das Verhalten von Materie<br />

unter extremsten Bedingungen erforschen“,<br />

erklärt Bloch. Seine Erkenntnisse könnten künftig<br />

helfen, Materialien mit maßgeschnei<strong>der</strong>ten Eigenschaften<br />

zu entwickeln – etwa neue Supraleiter,<br />

die Strom verlustfrei leiten können.<br />

Eine Zukunftsvision von Bloch ist die Nutzung<br />

seines Quantensimulators als Quantencomputer –<br />

was im Vergleich zu herkömmlichen Computern<br />

bei speziellen Problemen einen wahren Quantensprung<br />

in Bezug auf die erzielbaren Rechengeschwindigkeiten<br />

bedeuten würde.<br />

■ Stephan Hartmann<br />

neuer EPSA-Präsident<br />

Professor Stephan Hartmann von <strong>der</strong> Fakultät für<br />

Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> ist im Septe<strong>mb</strong>er 2013 in<br />

Helsinki, Finnland, zum Präsidenten <strong>der</strong> European<br />

Philosophy of Science Association (EPSA)<br />

gewählt worden. Die EPSA wurde 2007 in Wien,<br />

Österreich, gegründet und soll den Austausch<br />

zwischen Studierenden und Wissenschaftsphilosophen<br />

auf <strong>der</strong> ganzen Welt för<strong>der</strong>n. Hartmann<br />

ist bereits Alexan<strong>der</strong> von Hu<strong>mb</strong>oldt-Professor,<br />

Co-Direktor des Münchner Zentrums für Mathematische<br />

Philosophie (MCMP) und Mitglied des<br />

Governing Boards <strong>der</strong> amerikanischen Philosophy<br />

of Science Association (PSA).<br />

■ Europäischer Forschungspreis<br />

für Professor Paulus<br />

Professor Markus Paulus wurde im Juli dieses<br />

Jahres mit dem George Butterworth Award ausgezeichnet.<br />

Damit ehrte die Europäische Gesellschaft<br />

für Entwicklungspsychologie (ESDP) den<br />

<strong>LMU</strong>-Psychologen für seine Dissertation und die<br />

daran anschließende Forschung über soziales Verstehen<br />

und Lernen bei Kleinkin<strong>der</strong>n. Eine Frage<br />

dabei war zum Beispiel, warum Kin<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

nachahmen. Die Ergebnisse seiner Grundlagenforschung<br />

stellte Paulus bei <strong>der</strong> Preisvergabe in<br />

Lausanne, Schweiz, und im European Journal of<br />

Developmental Psychology vor.<br />

Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wird al le<br />

zwei Jahre auf <strong>der</strong> bedeutendsten Tagung <strong>der</strong><br />

europäischen Entwicklungspsychologen an<br />

Nachwuchswissenschaftler aus dem Bereich Entwicklungspsychologie<br />

vergeben. Namensgeber<br />

George Butterworth war Grün<strong>der</strong>vater <strong>der</strong> British<br />

Infancy Research Group, <strong>der</strong> Fachzeitschrift Developmental<br />

Science und <strong>der</strong> ESDP.


Preise & Ehrungen<br />

■ Zwei neue Hu<strong>mb</strong>oldt-Forschungspreisträger<br />

an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

Professor Eric von Hippel, einer <strong>der</strong> weltweit<br />

renommiertesten Wissenschaftler im Bereich <strong>der</strong><br />

Innovationsforschung und Ehrendoktor <strong>der</strong> Fakultät<br />

für Betriebswirtschaft, ist von <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong><br />

von Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung mit einem Hu<strong>mb</strong>oldt-Forschungspreis<br />

ausgezeichnet worden. Der Ökonom<br />

lehrt an <strong>der</strong> Sloan School of Management des<br />

Massachusetts Institute of Technology (MIT). In<br />

seinem Konzept <strong>der</strong> „user innovation“ zeigt von<br />

Hippel, dass Konsumenten zu einem erheblichen<br />

Teil für Innovationen verantwortlich sind.<br />

Ab Herbst 2013 wird Eric von Hippel am Munich<br />

Center for Innovation and Entrepreneurship Research<br />

(MCIER) <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft<br />

ein Forschungsprojekt zum Thema „Consumer<br />

Innovation“ starten. Ziel des Projekts ist es zu<br />

untersuchen, in welchem Umfang Konsumenten<br />

in deutschen Haushalten Innovationen erbringen.<br />

Der südafrikanische Quantenphysiker Professor<br />

Cesareo A. Dominguez ist von <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong> von<br />

Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung mit einem „Hu<strong>mb</strong>oldt-Forschungspreis<br />

in Gedenken an Neville Alexan<strong>der</strong>“<br />

ausgezeichnet worden.<br />

Dominguez lehrt seit 1988 Theoretische Physik an<br />

<strong>der</strong> Universität Kapstadt (Südafrika), wo er bis zu<br />

seiner Emeritierung 2008 auch Direktor des Instituts<br />

für Theoretische Physik und Astrophysik war. Das<br />

Hauptforschungsgebiet des Physikers sind Quarkmassen<br />

in <strong>der</strong> Quantenchromodynamik. Mithilfe<br />

<strong>der</strong> Quantenchromodynamik werden in <strong>der</strong> Quantenphysik<br />

starke Wechselwirkungen zwischen<br />

fundamentalen Bausteinen <strong>der</strong> Atomkerne beschrieben,<br />

sogenannten Quarks und Gluonen.<br />

Durch seine Forschung gelang Dominguez mehrfach<br />

die theoretische Vorhersage von Phänomenen,<br />

die später experimentell bestätigt werden konnten.<br />

■ Ehrung für Donald B. Dingwell<br />

Professor Donald Bruce Dingwell, Lehrstuhlinhaber<br />

für Mineralogie und Petrologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und<br />

Generalsekretär des European Research Council<br />

(ERC), ist von <strong>der</strong> American Geophysical Union<br />

(AGU) mit dem Norman Levi BOWEN Award ausgezeichnet<br />

worden.<br />

Die AGU ist mit über 50.000 Mitglie<strong>der</strong>n die weltgrößte<br />

geowissenschaftliche Vereinigung. Der<br />

BOWEN Award ist nach Norman Levi Bowen<br />

benannt, ein ursprünglich aus Kanada stammen<strong>der</strong><br />

Petrologe, <strong>der</strong> als Grün<strong>der</strong> des exakten physikalisch-chemischen<br />

und experimentellen Ansatzes<br />

zur Untersuchung von gesteinsbildenden<br />

Prozessen gilt.<br />

■ Christine Haug zum ordentlichen<br />

Mitglied berufen<br />

Die Historische Kommission des Börsenvereins<br />

des Deutschen Buchhandels hat die Buchwissenschaftlerin<br />

Professor Christine Haug von <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

zum ordentlichen Mitglied berufen. Haug gehörte<br />

<strong>der</strong> Kommission bereits seit 2008 als korrespondierendes<br />

Mitglied an.<br />

Als Arbeitsausschuss des Börsenvereins beschäftigt<br />

sich die Historische Kommission mit <strong>der</strong><br />

Geschichte des Buchwesens und des Verbands.<br />

Sie gibt die Reihen „Archiv für Geschichte des<br />

Buchwesens“ und „Geschichte des deutschen<br />

Buchhandels im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t“ heraus<br />

und verwaltet die Horst Kliemann Stiftung für<br />

Geschichte des Buchwesens, die vor allem Nachwuchswissenschaftler<br />

bei <strong>der</strong> Materialbeschaffung<br />

in Bibliotheken und Archiven finanziell<br />

unterstützt.<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

31


Preise & Ehrungen<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

32<br />

1 Prof. Dr. Christoph Bode<br />

1 Prof. Dr. Alexan<strong>der</strong> Gerbes<br />

■ Professor Lorenz für herausragende<br />

Lehre geehrt<br />

Professor Stephan Lorenz, Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht<br />

und Rechtsvergleichung, ist mit dem Ars legendi<br />

Preis 2013 ausgezeichnet worden. Er erhält den<br />

Preis, <strong>der</strong> im Nove<strong>mb</strong>er dieses Jahres verliehen<br />

wird, für seine „Lehre in <strong>der</strong> Studieneingangsphase“.<br />

Vor allem sein herausragendes und auf die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Studierenden zu Beginn ihres Studiums<br />

zugeschnittenes Lehrkonzept wird damit<br />

gewürdigt.<br />

Der Ars legendi-Preis wird seit 2006 jährlich verliehen.<br />

Er ehrt die beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong><br />

Hochschullehre für die Heranbildung des akademischen<br />

Nachwuchses und soll einen Beitrag dazu<br />

leisten, dass Leistungen in <strong>der</strong> Lehre verstärkt<br />

anerkannt werden. Professor Lorenz erhielt den<br />

mit 50.000 Euro dotierten Preis zusammen mit<br />

Professor Manfred Hampe von <strong>der</strong> TU Darmstadt.<br />

■ Georg Heberer Award:<br />

Zwei <strong>LMU</strong>-Mediziner ausgezeichnet<br />

Den mit 20.000 Euro dotierten Georg Heberer<br />

Award, <strong>der</strong> alljährlich beim Stiftungsfest <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

verliehen wird, teilen sich die <strong>LMU</strong>-Mediziner<br />

Christoph Reichel und Wieland Sommer. Ausgezeichnet<br />

wurden die Forscher für Arbeiten zur<br />

Rekrutierung von Immunzellen und für einen innovativen<br />

Ansatz zur Durchblutungsmessung.<br />

Christoph Reichel von <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für<br />

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Klinikum <strong>der</strong><br />

Universität München erhielt den Preis für eine<br />

Studie zur Rekrutierung von Immunzellen aus dem<br />

Gefäßsystem des Körpers in das Gewebe. Aus den<br />

Ergebnissen lassen sich möglicherweise neue,<br />

effektivere Therapiestrategien entwickeln, die<br />

Immunreaktionen im Organismus gezielt beeinflussen<br />

könnten.<br />

PD Dr. Wieland Sommer vom Institut für Klinische<br />

Radiologie am Klinikum <strong>der</strong> Universität München<br />

wurde für die Entwicklung einer innovativen Methode<br />

ausgezeichnet, mit <strong>der</strong> die Durchblutung<br />

mit einer hohen Zeitauflösung dargestellt werden<br />

kann. Dies eröffnet für die Diagnostik und die gefäßchirurgische<br />

Planung ganz neue Möglichkeiten.<br />

Im Jahr 2000 wurde erstmals an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> <strong>der</strong><br />

nach dem Chirurgen Professor Georg Heberer<br />

(1920–1999) benannte Georg Heberer Award <strong>der</strong><br />

US-amerikanischen Chiles Foundation verliehen.<br />

Heberer war bis 1989 Ordinarius für Chirurgie und<br />

Direktor <strong>der</strong> Chirurgischen Universitätsklinik am<br />

Klinikum Großha<strong>der</strong>n.<br />

Gestiftet wird <strong>der</strong> Preis von <strong>der</strong> seit über 50 Jahren<br />

bestehenden Chiles Foundation, die die medizinische<br />

Forschung vor allem auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Krebsforschung unterstützt. Die Stiftung unterhält<br />

große Institute an <strong>der</strong> Boston University und <strong>der</strong><br />

Stanford University sowie das Krebsforschungszentrum<br />

„Earle A. Chiles Research Institute“ an<br />

<strong>der</strong> Oregon University in Portland.<br />

■ Professor Bode wird<br />

external reviewer<br />

Christoph Bode, Inhaber des Lehrstuhls für Englische<br />

Literatur <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, ist vom Princeton<br />

Institute for Advanced Study in New Jersey, USA,<br />

gebeten worden, als External Reviewer tätig zu<br />

werden. In dieser Funktion wird Bode bei <strong>der</strong> Auswahl<br />

von neuen Fellows <strong>der</strong> School of Historical<br />

Studies mitwirken.<br />

Bereits im vergangenen Jahr gehörte Bode als<br />

einziger Nicht-Historiker <strong>der</strong> Kommission an, die<br />

für die Max-Weber-Stiftung – vormals Stiftung<br />

Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im<br />

Ausland – das Deutsche Historische Institut in<br />

London evaluiert hat.<br />

■ <strong>LMU</strong>-Mediziner auf <strong>der</strong><br />

Gewinnerspur<br />

Professor Alexan<strong>der</strong> Gerbes und Dr. Andreas Benesic<br />

vom Klinikum <strong>der</strong> Universität München zählen<br />

zu den diesjährigen Gewinnern des m 4 Award<br />

des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Außerdem<br />

haben sie den ersten Preis im Businessplan-<br />

Wettbewerb Science4Life Venture Cup gewonnen.


Preise & Ehrungen<br />

Die beiden Forscher erhalten die Auszeichnungen<br />

für ihr Projekt „MetaHeps – Personalized Liver<br />

Protection“. Sie entwickelten ein Zellsystem, mit<br />

dem bei einzelnen Patienten vorhergesagt werden<br />

kann, ob Medikamente für sie eine leberschädigende<br />

Wirkung haben.<br />

Der m 4 Award unterstützt die Gründung junger<br />

Unternehmen im Bereich <strong>der</strong> Personalisierten<br />

Medizin, die auf bestimmte Gruppen von Patienten<br />

zugeschnitten und dadurch wirksamer und<br />

sicherer ist. Die Preisträger erhalten jeweils eine<br />

halbe Million Euro für die nächsten zwei Jahre sowie<br />

eine professionelle Beratung. Das soll ihnen<br />

ermöglichen, ihre Projekte bis zur Unternehmensgründung<br />

weiterzuentwickeln<br />

Der deutschlandweite Businessplan-Wettbewerb<br />

Science4Life Venture Cup wird vom Bundesland<br />

Hessen und dem Unternehmen Sanofi getragen.<br />

Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.<br />

■ Stipendium für <strong>LMU</strong>-Student<br />

Nathan Schäfer, Physikstudent an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, erhält<br />

im Rahmen des För<strong>der</strong>programms „MINT Excellence“<br />

<strong>der</strong> Manfred Lautenschläger-Stiftung zwei<br />

Jahre lang ein Stipendium von 750 Euro pro Semester.<br />

Er gehört damit zu 30 Studierenden, die<br />

aus über 1.000 Bewerberinnen und Bewerbern<br />

verschiedener Hochschulen ausgewählt wurden.<br />

Das Programm richtet sich ausschließlich an Studierende<br />

<strong>der</strong> Mathematik, Naturwissenschaften,<br />

<strong>der</strong> Informatik und Technik. Die Stiftung zeichnet<br />

damit herausragende wissenschaftliche Arbeit,<br />

beson<strong>der</strong>e Studienleistungen und soziales Engagement<br />

aus.<br />

■ Comenius-Award für <strong>LMU</strong>-Projekt<br />

Die Projektgruppe von Dr. Michael Streifinger,<br />

Habilitand am Lehrstuhl für Physische Geographie<br />

und Landschaftsökologie von Professor Otfried<br />

Baume, ist mit dem Europäischen Comenius Media<br />

Award 2013 ausgezeichnet worden. Prämiert<br />

wurde das Projekt „Medien im Kontext <strong>der</strong> neuen<br />

gymnasialen Oberstufe – P-Seminar Geographie“,<br />

das zugleich Thema <strong>der</strong> Habilitation Streifingers<br />

ist. Im Rahmen <strong>der</strong> Arbeit betreute er geografische<br />

Projekt-Seminare, kurz P-Seminare, an vier Gymnasien.<br />

Die Schülerinnen und Schüler hatten dabei<br />

die Aufgabe, jeweils einen Kurzfilm zum Thema<br />

„Alpen – eine Region im Wandel“ für die Zielgruppe<br />

5. Jahrgangsstufe Gymnasium zu drehen. Projektpartner<br />

waren das Institut für Film und Bild in<br />

Wissenschaft und Unterricht (FWU) in Grünwald<br />

und Heckl Media & Entertainment in Ingolstadt.<br />

Die Schülerbeiträge inklusive Arbeitsmaterialien<br />

wurden vom FWU im Frühjahr 2013 als professionelle<br />

didaktische DVD veröffentlicht.<br />

Der Comenius Media Award wird üblicherweise<br />

an große europäische Medienhäuser verliehen –<br />

dass ein Universitäts- bzw. Schülerprojekt damit<br />

ausgezeichnet wird, ist eine Beson<strong>der</strong>heit.<br />

■ Ministerpräsident ehrt Hockerts<br />

und Kronawitter<br />

Professor Hans Günter Hockerts, emeritierter<br />

Ordinarius für Neueste Geschichte an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, ist<br />

mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet<br />

worden. Ministerpräsident Horst Seehofer<br />

würdigte Hockerts als einen akademischen Lehrer<br />

und Zeithistoriker, <strong>der</strong> sich „über viele Jahre um<br />

den Wissenschaftsstandort München, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch mit <strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> NS-Vergangenheit<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt München, in hohem Maße<br />

verdient gemacht“ habe. Seehofer hob nicht nur<br />

Hockerts Verantwortungsbewusstsein hervor, son<strong>der</strong>n<br />

auch seine Fähigkeit zu außerordentlicher<br />

Sachlichkeit selbst bei kritischen Kontroversen.<br />

Als einer <strong>der</strong> bedeutendsten Zeithistoriker<br />

Deutschlands habe er das Ansehen <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> weit<br />

über Deutschland hinaus gemehrt.<br />

Ebenfalls mit dem Verdienstkreuz geehrt wurde<br />

die Erste Vorsitzende <strong>der</strong> Weiße Rose-Stiftung,<br />

Dr. Hildegard Kronawitter. Der Ministerpräsident<br />

lobte ihr vielfältiges Engagement, unter an<strong>der</strong>em<br />

auch als Vorsitzende <strong>der</strong> Sozialarbeit des BRK-<br />

Kreisverbandes München o<strong>der</strong> im Bildungsausschuss<br />

<strong>der</strong> Katholischen Akademie in Bayern.<br />

1 Prof. Dr. Hans Günther Hockerts<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

33


Preise & Ehrungen<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

34<br />

1 Prof. Dr. Tobias Kretschmer<br />

1 Prof. Dr. Andreas Richter<br />

■ Tobias Kretschmer ausgezeichnet<br />

Professor Tobias Kretschmer vom Institut für<br />

Strategie, Technologie und Organisation an <strong>der</strong><br />

Fakultät für Betriebswirtschaft <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> ist bei <strong>der</strong><br />

ifo-Jahresversammlung im Juni mit dem Preis für<br />

herausragende wissenschaftliche Leistungen auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> empirischen Wirtschaftsforschung<br />

geehrt worden. Er erhielt ihn für seinen 2012 im<br />

American Economic Review veröffentlichten Aufsatz<br />

„Competitive Pressure and the Adoption of<br />

Complementary Technologies“.<br />

Ausgelobt wird <strong>der</strong> Preis von <strong>der</strong> Gesellschaft zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen Forschung<br />

(Freunde des ifo Instituts) e. V. Voraussetzung<br />

für die Verleihung ist, dass <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Beitrag in einer angesehenen referierten<br />

Zeitschrift veröffentlicht wurde.<br />

■ Professor Richter zum Vice<br />

President gewählt<br />

Professor Andreas Richter, Lehrstuhlinhaber und<br />

Vorstand des Instituts für Risikomanagement und<br />

Versicherung sowie Sprecher des Vorstands des<br />

Munich Risk and Insurance Center (MRIC), nahm<br />

zum August 2013 das Amt des „Vice President“<br />

<strong>der</strong> American Risk and Insurance Association<br />

(ARIA). Er übernimmt damit gleichzeitig den Vorsitz<br />

<strong>der</strong> Programmkommission für das Annual<br />

Meeting <strong>der</strong> ARIA 2014 in Seattle, USA.<br />

Die American Risk and Insurance Association ist<br />

die renommierteste Wissenschaftsvereinigung im<br />

Bereich Risikomanagement und Versicherung.<br />

Neben dem Ziel <strong>der</strong> internationalen Vernetzung<br />

möchte ARIA einen Beitrag dazu leisten, richtungsweisende<br />

Forschung in <strong>der</strong> Versicherungsökonomie<br />

voranzutreiben und ihre Mitglie<strong>der</strong> zu<br />

för<strong>der</strong>n. Dazu stellt sie vor allem durch die Ausrichtung<br />

wissenschaftlicher Konferenzen sowie<br />

die Herausgeberschaften des Journal of Risk and<br />

Insurance und des Risk Management and Insurance<br />

Review eine einzigartige Plattform für den<br />

akademischen Austausch dar.<br />

■ Auszeichnung für<br />

Buchwissenschaftlerin<br />

Über ein Preisgeld von 4.000 Euro kann sich<br />

Dr. Katharina Osterauer freuen. Die Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Bereich Buchwissenschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> hat den Hochschulpreis <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

München für ihre Dissertation „Phasenentwicklung<br />

und publizistisches Profil <strong>der</strong><br />

Rundschauzeitschrift MÄRZ“ erhalten. Osterauer<br />

setzt sich mit <strong>der</strong> Rundschauzeitschrift als eigenem<br />

Format auseinan<strong>der</strong> und beschreibt die soziale<br />

Verankerung des MÄRZ in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

und die kulturelle Bedeutung für Süddeutschland.<br />

Münchenspezifische Themen haben diese Zeitschrift<br />

nicht nur wegen <strong>der</strong> Gründungsmitglie<strong>der</strong><br />

Ludwig Thoma, Hermann Hesse und dem Münchner<br />

Verleger Langen geprägt. Sie wurde so zu<br />

einem wichtigen Impulsgeber für die Verlags- und<br />

Literaturstadt München.<br />

Mit dem Hochschulpreis <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

München werden seit 1993 Abschlussarbeiten<br />

wie Bachelor-, Magister-, Diplomarbeiten, Dissertationen<br />

und Habilitationen an <strong>LMU</strong>, TUM und<br />

<strong>der</strong> Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

ausgezeichnet.<br />

■ <strong>LMU</strong>-Postdoc erhält<br />

hochdotierten Preis<br />

Dr. Marisa Karow, Postdoc in <strong>der</strong> Forschungsgruppe<br />

von Dr. Benedikt Berninger am Department of<br />

Physiological Genomics, wurde mit einem Wissenschaftspreis<br />

für „Molekulare Grundlagenforschung“<br />

<strong>der</strong> GlaxoSmithKline-Stiftung ausgezeichnet.<br />

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde<br />

am 11. Juli im Haus des Stiftens feierlich verliehen.<br />

Karow wurde unter an<strong>der</strong>em für eine im letzten<br />

Jahr erschienene Publikation mit dem Titel „Reprogramming<br />

of pericyte-<strong>der</strong>ived cells of the adult<br />

human brain into induced neuronal cells“ ausgezeichnet,<br />

die im Journal Cell veröffentlicht wurde.


Preise & Ehrungen<br />

■ Professor Schmid erhält<br />

Bundesverdienstkreuz<br />

Professor Alois Schmid hat im Juli das Verdienstkreuz<br />

am Bande des Verdienstordens <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland erhalten. Der emeritierte<br />

Ordinarius für Bayerische Geschichte und vergleichende<br />

Landesgeschichte mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

des Mittelalters wurde unter an<strong>der</strong>em<br />

für seine Verdienste bei <strong>der</strong> Erneuerung wissenschaftlicher<br />

Standardwerke ausgezeichnet. Der<br />

damalige bayerische Wissenschaftsminister Dr.<br />

Wolfgang Heubisch würdigte zudem Schmids<br />

Leistungen als Vermittler <strong>der</strong> Wissenschaft an die<br />

Öffentlichkeit. So habe er neben vielen Vorträgen<br />

zahlreiche öffentliche Tagungen organisiert, so<br />

etwa ein Kolloquium zu König Ludwig II. o<strong>der</strong> eine<br />

Tagung über die bayerisch-chinesischen Beziehungen.<br />

Vor allem auch Professor Schmids Engagement<br />

als Mitglied <strong>der</strong> Schwäbischen Forschungsgemeinschaft<br />

(SFG) hob Heubisch hervor:<br />

„Ihre entscheidenden Verdienste hier liegen in <strong>der</strong><br />

wichtigen Brückenfunktion zwischen <strong>der</strong> schwäbischen<br />

Geschichtsforschung <strong>der</strong> SFG und <strong>der</strong><br />

gesamtbayerischen Kommission“, hieß es in <strong>der</strong><br />

Laudatio.<br />

■ Auszeichnung für Professor<br />

Viatcheslav Mukhanov<br />

Der Kosmologe Professor Viatcheslav Mukhanov<br />

von <strong>der</strong> Fakultät für Physik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> erhält zusammen<br />

mit dem russischen Forscher Alexei Starobinsky<br />

den Gruber Cosmology Prize.<br />

Der Preis ehrt weltweit führende Kosmologinnen<br />

und Kosmologen, die mit ihren Arbeiten wesentlich<br />

zum Verständnis des Universums beitragen.<br />

Die Auszeichnung wird jährlich von <strong>der</strong> Gruber<br />

Foundation vergeben, die ihren Sitz an <strong>der</strong> Yale<br />

University hat. Der Preis ist mit 500.000 Dollar<br />

dotiert.<br />

Viatcheslav Mukhanov, <strong>der</strong> sich den Preis dieses<br />

Jahr mit Alexei Starobinsky teilt, ist Inhaber des<br />

Lehrstuhls für Kosmologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Mukhanov<br />

entwickelt Konzepte, wie sich das Weltall entwickelt<br />

haben könnte und welche Geheimnisse<br />

Schwarze Löcher und Dunkle Energie umgeben.<br />

Der Kosmologe erarbeitet theoretische Modelle,<br />

um das Verhalten von Quanten, den kleinsten Einheiten<br />

physikalischer Größen, vorauszusagen.<br />

1 Prof. Dr. Viatcheslav Mukhanov<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

35<br />

1 Professor Alois Schmid (rechts) mit dem damaligen Bayerischen<br />

Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch.


Preise & Ehrungen<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

36<br />

1 Prof. Dr. Ursula Lenker<br />

1 Prof. Dr. Hans-Jörg Schmid<br />

■ TRVS-Award 2013 geht<br />

an Wolfgang Zinth<br />

Für die „Pionierleistung in <strong>der</strong> Entwicklung zeitaufgelöster<br />

Infrarottechniken und <strong>der</strong>en Anwendung,<br />

um komplexe biophysikalische Vorgänge<br />

zu analysieren und zu verstehen“, ist Professor<br />

Wolfgang Zinth mit dem TRVS-Award 2013 ausgezeichnet<br />

worden. Zinth ist Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Biomolekulare Optik an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und<br />

forscht im Exzellenzcluster Munich-Centre for<br />

Advanced Photonics (MAP) im Bereich <strong>der</strong> zeitaufgelösten<br />

Schwingungsspektroskopie. Hierbei<br />

führen Forscher Messungen durch, bei denen<br />

die Normalschwingungen von Molekülen angeregt<br />

werden. Anschließend nehmen sie Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Molekülbewegungen auf.<br />

Die Schwingungsspektroskopie gewinnt immer<br />

mehr an Bedeutung, um die Dynamik schnellster<br />

biologischer und chemischer Prozesse genauer<br />

zu verstehen und damit langfristig auch steuerbar<br />

zu machen.<br />

Der TRVS-Award, was für „Time-Resolved Vibrational<br />

Spectroscopy“ steht, wird an Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler vergeben, die sich<br />

um das Gebiet <strong>der</strong> zeitaufgelösten Schwingungsspektroskopie<br />

verdient gemacht haben. Ausgezeichnet<br />

werden dabei stets die längerfristige<br />

Präsenz und Forschungsleistung auf einem <strong>der</strong><br />

Gebiete.<br />

■ Oxford English Dictionary<br />

Das Oxford English Dictionary (OED) ist das<br />

größte Wörterbuchprojekt weltweit. Es umfasst<br />

600.000 Wörter <strong>der</strong> englischen Sprache. Professor<br />

Ursula Lenker vom Lehrstuhl für Englische<br />

Sprachwissenschaft und Literatur des Mittelalters<br />

und Professor Hans-Jörg Schmid vom Lehrstuhl<br />

Mo<strong>der</strong>ne Englische Sprachwissenschaft an <strong>der</strong><br />

<strong>LMU</strong> sind vom OED eingeladen worden, an <strong>der</strong><br />

zukünftigen Entwicklung des Lexikons mitzuarbeiten.<br />

Im Rahmen des OED-Symposiums 2013 diskutieren<br />

sie in einem Kreis internationaler Expertinnen und<br />

Experten das Potenzial des Wörterbuchs. Auf dem<br />

Symposium wird erörtert, wie die lexikographische<br />

und philologische Arbeit am OED fortgesetzt<br />

werden kann und wie die Daten noch besser<br />

genutzt werden können.<br />

■ Millionenför<strong>der</strong>ung für<br />

<strong>LMU</strong>-Physiker<br />

Die <strong>LMU</strong>-Physiker Professor Alexan<strong>der</strong> Högele<br />

und Professor Tim Liedl werden vom Europäischen<br />

Forschungsrat (ERC) mit je einem Starting<br />

Grant ausgezeichnet. Mit einer solchen För<strong>der</strong>ung<br />

unterstützt <strong>der</strong> ERC herausragende Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler und ihre zukunftsweisende<br />

Grundlagenforschung mit bis zu zwei<br />

Millionen Euro.<br />

Projekt von Alexan<strong>der</strong> Högele<br />

Daten werden immer häufiger in Form von Lichtbündeln<br />

über Glasfasernetze transportiert. In Zukunft<br />

könnten einzelne Lichtteilchen (Photonen)<br />

diese Aufgabe übernehmen und eine abhörsichere<br />

Quantenkommunikation ermöglichen. Diese<br />

Lichtimpulse müssten nach dem Transport in elektrische<br />

Signale zurückgewandelt werden, indem<br />

sie kontrolliert Elektronen in einem Halbleitermaterial<br />

anregen. Wie das aussehen könnte und welche<br />

Effekte bei <strong>der</strong> Wechselwirkung von Licht mit<br />

Festkörpern sonst relevant sind, untersuchen Wissenschaftler<br />

<strong>der</strong>zeit mithilfe von Nanomaterialien<br />

wie Kohlenstoff-Nanoröhren.<br />

Alexan<strong>der</strong> Högele und seine Mitarbeiter produzieren<br />

ihre eigenen Nanoröhren, die sie optimal an<br />

verschiedene Versuche anpassen können. Dabei<br />

handelt es sich um einwandige Zylin<strong>der</strong> von rund<br />

einem Nanometer im Durchmesser, <strong>der</strong>en Wand<br />

aus einer Atomlage von regelmäßig angeordneten<br />

Kohlenstoffatomen besteht. Um optische Anregungen<br />

in einzelnen Nanoröhren möglichst<br />

störungsfrei zu untersuchen, haben die Forscher,<br />

einer Hängebrücke gleich, Röhren mit freitragenden<br />

Bereichen von einigen Mikrometern Länge<br />

hergestellt. Sie konnten nachweisen, dass die<br />

Elektronen im Halbleitermaterial unter diesen Bedingungen<br />

nach <strong>der</strong> Absorption von Photonen<br />

außergewöhnlich lange angeregt bleiben. Anschließend<br />

fallen sie regulär unter Lichtemission<br />

in das „Loch“ in <strong>der</strong> Atomhülle zurück, das sie<br />

hinterlassen haben. Durch diese lange Trennungsphase<br />

lassen sich die Absorptions- und Emissionsspektren<br />

<strong>der</strong> Nanoröhren scharf unterscheiden<br />

und für hochpräzise optische Spektroskopiemethoden<br />

nutzen.<br />

In Zukunft möchten die Physiker die Kopplung<br />

zwischen Licht und den Elektron-Loch-Paaren<br />

(Exzitonen) dazu nutzen, um auch mechanische<br />

und magnetische Freiheitsgrade von halbleitenden<br />

Nanoröhren zu untersuchen. Das Exziton soll<br />

dabei als eine Art Bindeglied zwischen den ele-


Preise & Ehrungen<br />

mentaren Anregungen von Licht und Festkörper<br />

fungieren, also die Kopplung zwischen Photonen<br />

und Spins (elementare magnetische Anregungen)<br />

beziehungsweise Phononen (elementare mechanische<br />

Anregungen) vermitteln. Die Experimente<br />

sollen unter an<strong>der</strong>em die Grundlagen für die Verwendung<br />

von Nanoröhren in Zukunftstechnologien<br />

wie Quantenkryptographie und Quantenmetrologie<br />

erarbeiten.<br />

Projekt von Tim Liedl<br />

Wer versucht, in einem Bach einen Fisch zu fangen,<br />

wird schnell feststellen, dass dieser sich nicht<br />

dort befindet, wo unsere Augen ihn wahrnehmen.<br />

Die Ursache dafür ist, dass das Licht beim Eintreten<br />

in das Wasser und beim Heraustreten gebrochen<br />

wird. Während in <strong>der</strong> Natur nur Materialien<br />

mit einem positiven Brechungsindex existieren,<br />

entwickeln Wissenschaftler <strong>der</strong>zeit künstliche<br />

Strukturen, die Licht auch negativ, das heißt über<br />

das Lot hinaus, brechen sollen. Die Bausteine dieser<br />

sogenannten Metamaterialien müssen jedoch<br />

kleiner als 100 Nanometer sein. Daher arbeiten<br />

die Fachleute mit künstlichen DNA-Strängen und<br />

metallischen Nanopartikeln, die sich von selbst zu<br />

optisch aktiven Nanostrukturen zusammensetzen.<br />

Tim Liedl und seine Mitarbeiter sind Spezialisten<br />

in <strong>der</strong> sogenannten DNA-Origami-Technik. Als wären<br />

sie mit Magneten versehen, falten sich dabei<br />

DNA-Bausteine in vorgegebene dreidimensionale<br />

Strukturen. Vor Kurzem ist es den Physikern gelungen,<br />

diese definiert mit Goldpartikeln zu besetzen<br />

und damit eine erste wichtige Eigenschaft<br />

von Licht zu verän<strong>der</strong>n: die Polarisation. Auf diese<br />

Weise konnten die Wissenschaftler zeigen, dass<br />

sich DNA-Origami-Strukturen in Ko<strong>mb</strong>ination mit<br />

Metallpartikeln grundsätzlich dazu eignen, optische<br />

Parameter gezielt einzustellen.<br />

Die Physiker wollen nun diese Nanostrukturen<br />

unter an<strong>der</strong>em zu einem Metamaterial mit negativem<br />

Brechungsindex weiterentwickeln. In Ko<strong>mb</strong>ination<br />

mit den bestehenden positiv brechenden<br />

Materialien ließen sich so beispielsweise optische<br />

Systeme wie Mikroskope, Solarzellen o<strong>der</strong> Lichtleiter<br />

fundamental verbessern. Ein an<strong>der</strong>er Aspekt<br />

des Projektes beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Frage, ob<br />

optisch aktive Metamaterialien als sensible Sensoren<br />

für Viren o<strong>der</strong> spezielle Zell-Marker eingesetzt<br />

werden können.<br />

■ Nanoforschung mit Anwendungsbezug<br />

– attocube awards 2013<br />

Am 19. Juli wurden die mit insgesamt 17.500 Euro<br />

dotierten attocube Research Awards 2013 in den<br />

Kategorien Dissertation sowie Masterarbeit verliehen.<br />

Mit dem Preis werden Arbeiten aus dem<br />

Bereich <strong>der</strong> Nanoforschung ausgezeichnet, <strong>der</strong>en<br />

Ergebnisse ein hohes Anwendungspotenzial aufweisen.<br />

Den Preis für die beste Masterarbeit teilen sich in<br />

diesem Jahr zwei Gewinnerinnen, <strong>der</strong>en Arbeiten<br />

sich mit Anwendungsmöglichkeiten des sogenannten<br />

DNA-Origami beschäftigen: Frie<strong>der</strong>ike<br />

Möller aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von Professor Philip<br />

Tinnefeld (ehemals <strong>LMU</strong>) trug mit ihrer Masterarbeit<br />

zur Entwicklung sogenannter Nanoantennen<br />

bei. Diese bestehen aus einem DNA-Gerüst, an das<br />

Gold-Nanopartikel definiert gebunden werden. Sie<br />

können die Fluoreszenzintensität von Farbstoffmolekülen<br />

bis zu hun<strong>der</strong>tfach verstärken und eröffnen<br />

so ein breites Spektrum neuer Anwendungsgebiete,<br />

unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> Signalverarbeitung<br />

in optischen Computern o<strong>der</strong> für neue<br />

DNA-Sequenzierungsverfahren.<br />

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Masterarbeit<br />

Eva-Maria Rollers aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

von Professor Tim Liedl. In ihrer Arbeit entwickelte<br />

sie ein neues Konzept zur Herstellung<br />

von DNA-basierten Metamaterialien, die über<br />

maßgeschnei<strong>der</strong>te optische Eigenschaften verfügen.<br />

Diese Methode besitzt ein großes Potenzial<br />

für die Entwicklung neuer Materialien mit<br />

unerwarteten optischen Eigenschaften, etwa<br />

im Bereich <strong>der</strong> optisch basierten Informationsverarbeitung.<br />

Die Arbeiten <strong>der</strong> beiden Gewinnerinnen<br />

führten zu Publikationen in den hochrangigen<br />

Zeitschriften „Science“ und „Nature“.<br />

Auch in <strong>der</strong> Kategorie „Doktorarbeit“ teilen sich<br />

zwei Wissenschaftler den mit 5.000 EUR dotierten<br />

Preis: Dr. Johann Feckl aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von<br />

Professor Thomas Bein entwickelte in seiner Dissertation<br />

eine neuartige Nanostruktur aus ultrakleinen<br />

Lithium-Titanat-Kristallen, die bisherigen<br />

Energiespeichern im Hinblick auf Ladegeschwindigkeit<br />

und Stabilität stark überlegen ist. Dank<br />

<strong>der</strong> sehr kleinen Kristallgröße und <strong>der</strong> großen,<br />

gut zugänglichen Oberfläche können die Lithiumionen<br />

rasch diffundieren, was zu außergewöhnlich<br />

schnellen Ladezeiten führt. Dieser Prozess war<br />

im Experiment auch nach über 1.000 Ladezyklen<br />

noch stabil. Die entwickelten extrem schnellen<br />

Speicherelektroden haben somit das Potenzial,<br />

1 Prof. Dr. Tim Liedl<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

37


Preise & Ehrungen<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

38<br />

1 Verleihung <strong>der</strong> attocube Research Awards.<br />

die Lücke zwischen Superkondensatoren mit einer<br />

kurzen Ladungszeit und konventionellen Batterien<br />

mit hoher Kapazität zu schließen und die Entwicklung<br />

von neuen, effizienten Energiespeichersystemen<br />

zu ermöglichen. Feckl hat seine Ergebnisse<br />

in mehreren Publikationen, unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong><br />

renommierten Zeitschrift „Angewandte Chemie<br />

International Edition“, veröffentlicht.<br />

Dr. Thomas Faust aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von Professor<br />

Jörg Kotthaus und Professor Eva Weig hat<br />

sich in seiner Doktorarbeit mit nanomechanischen<br />

Resonatoren beschäftigt. Diese reagieren höchst<br />

empfindlich auf kleinste Verän<strong>der</strong>ungen in ihrer<br />

Umgebung, sodass bereits die Anhaftung eines<br />

einzelnen Moleküls o<strong>der</strong> die Kopplung an Licht<br />

zu messbaren Rückwirkungseffekten führen kann.<br />

Dr. Faust entwickelte eine kompakte „Plug-andplay“-Sensorarchitektur<br />

für Arrays aus Nanosaiten<br />

(o<strong>der</strong> Saiten mit Nanometerdicken), die beson<strong>der</strong>s<br />

einfach zu bedienen ist und in einem weiten Temperaturbereich<br />

von oberhalb Raumtemperatur bis<br />

herunter zu tiefsten Temperaturen empfindlich<br />

arbeitet. Diese Messtechnik könnte somit zukünftig<br />

auch außerhalb von Laborbedingungen<br />

Einsatz finden und große praktische Bedeutung<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung hochintegrierter Sensoren<br />

und in <strong>der</strong> Hochfrequenzsignalverarbeitung haben.<br />

Dr. Fausts Arbeiten wurden in hochrangigen<br />

Zeitschriften, unter an<strong>der</strong>em in „Nature Physics“,<br />

publiziert.<br />

Die Leistung <strong>der</strong> beiden Arbeitsgruppen bei <strong>der</strong><br />

Unterstützung ihrer Doktoranden wurde mit einem<br />

Preisgeld von jeweils 5.000 EUR beson<strong>der</strong>s<br />

gewürdigt.<br />

Die attocube systems AG besteht seit 2001 und ist<br />

eine Ausgründung aus dem CeNS. Sie lobt den jährlich<br />

zu vergebenden attocube Research Award aus.<br />

■ Drei <strong>LMU</strong>-Studentinnen ausgezeichnet<br />

Im Mai wurden zum zwölften Mal die Ottmar Bühler-För<strong>der</strong>preise<br />

für herausragende wissenschaftliche<br />

Leistungen auf dem Gebiet <strong>der</strong> Betriebswirtschaftlichen<br />

Steuerlehre verliehen. Ausgezeichnet<br />

wurden die <strong>LMU</strong>-Studentinnen Franziska Faber<br />

und Liya Kriem für ihre Bachelorarbeiten sowie<br />

Constanze Gallmann für ihre Masterarbeit.<br />

Der För<strong>der</strong>preis ist nach Ottmar Bühler (1884-<br />

1965) benannt. Er war Lehrstuhlinhaber des Instituts<br />

für Steuerrecht, das 1942 als erster spezieller<br />

Lehrstuhl für diesen Fachbereich eingerichtet<br />

wurde. Der Preis wird von <strong>der</strong> Kanzlei Linklaters<br />

gestiftet und alljährlich verliehen.


verstorben<br />

■ Prof. Norman Braun, Ph.D.<br />

Sozialwissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

Professor Norman Braun wurde 1959 in Neustadt<br />

in <strong>der</strong> Oberpfalz geboren. Von 1982<br />

bis 1988 studierte er in Erlangen Sozialwissenschaft.<br />

Nach einem Graduiertenstudium<br />

in Chicago wurde Braun 1992 in den USA<br />

zum Ph.D. promoviert. Zurück in Europa<br />

habilitierte er sich 1999 an <strong>der</strong> Rechts- und<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät <strong>der</strong><br />

Universität Bern, Schweiz. Drei Jahre später<br />

wurde <strong>der</strong> Soziologe Studiendekan <strong>der</strong><br />

Sozialwissenschaftlichen Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />

Sein Forschungsschwerpunkt lag vor allem<br />

auf dem Rational-Choice-Umsatz. Bekannt<br />

war <strong>der</strong> Professor ebenfalls als Herausgeber<br />

<strong>der</strong> Fachzeitschrift „Soziale Welt“, die er gemeinsam<br />

mit Ulrich Beck und Armin Nassehi<br />

publizierte. Braun verstarb überraschend im<br />

Alter von nur 53 Jahren am 9. Juli 2013 und<br />

hinterlässt Frau und zwei Kin<strong>der</strong>.<br />

■ Prof. Dr. Ulla Mitzdorf<br />

Medizinische Fakultät<br />

Die ehemalige Frauenbeauftragte <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>,<br />

Professor Ulla Mitzdorf, ist am 19. Juli nach<br />

kurzer und schwerer Krankheit verstorben.<br />

Sie war Universitätsfrauenbeauftragte und<br />

gleichzeitig Sprecherin <strong>der</strong> Landeskonferenz<br />

<strong>der</strong> Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten<br />

an bayerischen Hochschulen. Dieses Amt bekleidete<br />

sie von 2000 bis 2006 – in einer Zeit,<br />

die von großen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Hochschullandschaft<br />

geprägt war. Bei allen Regelungen<br />

mussten Aspekte des Gen<strong>der</strong> Mainstreaming<br />

eingebracht werden, was Mitzdorf<br />

mit ihrem Team engagiert und nachhaltig tat.<br />

Die 1944 geborene Ordinaria für Medizinische<br />

Psychologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> studierte Physik<br />

an <strong>der</strong> Technischen Universität München<br />

(TUM). Ebenfalls an <strong>der</strong> TUM habilitierte sich<br />

Mitzdorf im Jahr 1983 im Bereich Physiologie<br />

beziehungsweise 1984 an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> in den<br />

Bereichen Medizinische Psychologie sowie<br />

Neurobiologie. „Frau Mitzdorf vereinte einen<br />

scharfsinnigen analytischen Blick mit einem<br />

ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit“, beschreibt<br />

die Frauenbeauftragte <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, Dr.<br />

Margit Weber, ihre Vorgängerin. „Ich verliere<br />

mit ihr eine wichtige Kritikerin, Ratgeberin<br />

und Freundin.“<br />

■ Prof. Dr. Leo Franz Knüsel<br />

Fakultät für Mathematik,<br />

Informatik und Statistik<br />

Leo Franz Knüsel wurde am 13. August 1939<br />

im schweizerischen Inwil geboren. Ab 1960<br />

studierte er Mathematik an <strong>der</strong> Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule Zürich, wo er<br />

1969 „Über Minimum-Distance-Schätzungen“<br />

promoviert wurde. Im selben Jahr wechselte<br />

<strong>der</strong> Statistiker an die Universität Mannheim,<br />

an <strong>der</strong> er seine Habilitationsschrift<br />

„Beiträge zum zentralen Grenzwertsatz“ anfertigte.<br />

Von 1978 bis zu seiner Emeritierung<br />

2004 war Knüsel Professor am Institut für<br />

Statistik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Sein Forschungsgebiet<br />

war die Faktorenanalyse, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

möglichst exakte numerische Berechnung<br />

statistischer Verteilungen. Hierzu wurde von<br />

ihm ein eigenes Programm entwickelt, mit<br />

dem die Vertrauenswürdigkeit <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

deutlich erhöht werden konnte. Er war außerdem<br />

<strong>der</strong> erste Professor am Institut, <strong>der</strong> die<br />

Verwendung von statistischer Software in <strong>der</strong><br />

Lehre propagierte und auch selbst softwarebasierte<br />

Veranstaltungen durchführte.<br />

Seine Publikationen umfassen zahlreiche<br />

Monographien, Lehrbücher, Artikel und<br />

Berichte. Knüsels Studierende schätzten vor<br />

allem seine Fähigkeit, ein sinnvolles Verhältnis<br />

von Theorie und Praxis zu finden. Knüsel<br />

verstarb am 22. April 2013 im Alter von<br />

73 Jahren in Erding.<br />

■ Prof. Dr. Anselm Frick<br />

Medizinische Fakultät<br />

Anselm Frick wurde am 10. Februar 1934<br />

in Ha<strong>mb</strong>urg geboren. Bis zu seinem Abitur<br />

1947 lebte er in Osnabrück, das er erst für<br />

sein Medizinstudium in Göttingen verließ. Im<br />

Anschluss an seine Dissertation und Approbation<br />

arbeitete <strong>der</strong> Professor am Physiologischen<br />

Institut <strong>der</strong> Universität Göttingen,<br />

<strong>der</strong> Freien Universität Berlin und <strong>der</strong> Technischen<br />

Hochschule Aachen. Von 1974 bis<br />

zum Eintritt in den Ruhestand 1998 war Frick<br />

als Wissenschaftlicher Rat und Professor am<br />

Physiologischen Institut <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> am Lehrstuhl<br />

bei Professor Eckehard Gerlach tätig.<br />

Der angesehene Mediziner verstarb im Alter<br />

von 79 Jahren am 25. März 2013.<br />

1 Prof. Norman Braun, Ph.D.<br />

1 Prof. Dr. Ulla Mitzdorf<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

39


verstorben<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

40<br />

1 Prof. Dr. Eberhard Weis<br />

■ Prof. Dr. Eberhard Weis<br />

Fakultät für Geschichts- und<br />

Kunstwissenschaften<br />

Professor Eberhard Weis wurde am 31. Oktober<br />

1925 im thüringischen Schmalkalden<br />

geboren. Nach seinem Abitur studierte er in<br />

München, Dijon und Paris Geschichte. Bereits<br />

während <strong>der</strong> Abfassung seiner Habilitationsschrift<br />

zur „Geschichtsschreibung und<br />

Staatsauffassung in <strong>der</strong> französischen Enzyklopädie“<br />

leitete er das Staatsarchiv in Landshut<br />

sowie das Geheime Staatsarchiv in München.<br />

1969 wurde <strong>der</strong> Historiker als Ordinarius<br />

an die Freie Universität Berlin, ein Jahr<br />

später nach Münster und 1974 an die <strong>LMU</strong><br />

berufen. Am Institut für Neuere Geschichte<br />

war er nicht nur Professor für Mittlere und<br />

Neuere Geschichte, son<strong>der</strong>n zudem Präsident<br />

<strong>der</strong> Historischen Kommission <strong>der</strong> Bayerischen<br />

Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften. Beson<strong>der</strong>e<br />

Wertschätzung fand seine Arbeit als Emeritus<br />

über Maximilian Graf von Montgelas, <strong>der</strong><br />

als Architekt des mo<strong>der</strong>nen bayerischen<br />

Staates gilt. Eberhard Weis verstarb am<br />

17. Juni 2013 im Alter von 87 Jahren in Gauting<br />

bei München.<br />

■ Prof. Dr. Hans-Joachim Meister<br />

Fakultät für Physik<br />

Professor Meister wurde am 12. Januar 1927<br />

in Leipzig geboren. Nach seinem Studium an<br />

<strong>der</strong> dortigen Universität arbeitete er in Berlin<br />

mit verschiedenen Gruppen <strong>der</strong> Theoretischen<br />

Physik. Meisters Forschung galt <strong>der</strong><br />

Relativitätstheorie und <strong>der</strong> Aufstellung relativistischer<br />

Bewegungsgleichungen. Seine<br />

Ergebnisse brachten ihm viel internationales<br />

Renommee, weshalb auch die <strong>LMU</strong> auf den<br />

in <strong>der</strong> Lehre für Vielseitigkeit und hohem<br />

Lehrdeputat bekannten Physiker aufmerksam<br />

wurde. So holte ihn <strong>der</strong> renommierte<br />

Theoretiker Fritz Bopp als sogenannten<br />

Kurator in seine Arbeitsgruppe. Anschließend<br />

wurde er zum außerplanmäßigen und<br />

später zum C3-Professor ernannt. 1992<br />

schied er aus dem aktiven Dienst und verstarb<br />

am 10. Juli 2013 im Alter von 86 Jahren.<br />

■ Prof. Dr. Klaus Bruno<br />

Johannes Lazarowicz<br />

Fakultät für Geschichts- und<br />

Kunstwissenschaften<br />

Professor Klaus Lazarowicz, Jahrgang 1920,<br />

wurde in Prabuty (ehemals Riesenburg) geboren.<br />

In Göttingen studierte er Germanistik,<br />

Anglistik und Kunstgeschichte. Im Alter von<br />

32 Jahren wurde er promoviert und habilitierte<br />

sich 1961 für das Fach Neuere Deutsche<br />

Literatur an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Noch als Privatdozent<br />

wurde Lazarowicz 1964 mit <strong>der</strong> kommissarischen<br />

Leitung des Instituts für Theatergeschichte<br />

betraut. Zwei Jahre später folgte die<br />

Ernennung zum ordentlichen Professor und<br />

Vorstand des Instituts für Theatergeschichte.<br />

Ab diesem Zeitpunkt wurde Theatergeschichte<br />

als selbstständiges Prüfungsfach an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />

geführt. Nach mehrjährigen Bemühungen,<br />

die Theaterwissenschaft von <strong>der</strong> Literaturwissenschaft<br />

zu emanzipieren, wurde das<br />

Institut für Theatergeschichte 1974 in Institut<br />

für Theaterwissenschaft u<strong>mb</strong>enannt und als<br />

eigenständige wissenschaftliche Einrichtung<br />

dem Fachbereich Geschichts- und Kunstwissenschaften<br />

zugeordnet. Lazarowicz leitete<br />

das Institut bis zu seiner Emeritierung 1985.<br />

Der 93-Jährige verstarb am 22. Juli 2013.


verstorben<br />

■ Prof. Dr. Joachim Vogel<br />

Juristische Fakultät<br />

Professor Joachim Vogel, Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Strafrecht, Strafprozessrecht und<br />

Wirtschaftsstrafrecht, ist am 17. August bei<br />

einem tragischen Unfall in Venedig ums<br />

Leben gekommen. „Professor Joachim Vogel<br />

war ein außergewöhnlicher Jurist, dessen<br />

Sachkenntnis <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> fehlen wird. Wir sind<br />

geschockt, vor allem aber zutiefst betroffen<br />

von seinem Tod. In Anbetracht <strong>der</strong> Tragik des<br />

Unfalls gilt unser Mitgefühl seiner Familie,<br />

beson<strong>der</strong>s seiner bei dem Unfall verletzten<br />

Tochter“, sagt <strong>LMU</strong>-Präsident Bernd Huber.<br />

Sehr hart trifft <strong>der</strong> Tod Vogels auch die<br />

Juristische Fakultät, an <strong>der</strong> <strong>der</strong> 50-Jährige<br />

bis zuletzt gearbeitet hatte: „Wir verlieren<br />

mit Joachim Vogel einen hochgeschätzten<br />

Kollegen und Professor, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeit seiner<br />

Zugehörigkeit zu unserer Fakultät mit großer<br />

Tatkraft in Forschung und Lehre tätig war.<br />

Wir sind bestürzt über seinen tragischen Unfalltod.<br />

Alle unsere Gedanken sind bei seiner<br />

Familie“, so Professor Stefan Korioth, Dekan<br />

<strong>der</strong> Juristischen Fakultät.<br />

Der 1963 in Gießen geborene Joachim Vogel<br />

studierte von 1983 bis 1988 Rechtswissenschaften<br />

an <strong>der</strong> Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg, wo er nach seiner Promotion 1992<br />

auch seine akademische Laufbahn begann.<br />

1999 habilitierte er sich in Freiburg und wurde<br />

noch im selben Jahr C3-Professor für<br />

Strafrecht und Rechtsphilosophie sowie<br />

Rechtsinformatik an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Nachdem er<br />

einem Ruf an die Universität Tübingen gefolgt<br />

war, wo er unter an<strong>der</strong>em als Dekan<br />

tätig war, kehrte er 2012 als W3-Professor für<br />

Strafrecht, Strafprozessrecht und Wirtschaftsstrafrecht<br />

an die <strong>LMU</strong> zurück. Seine<br />

wissenschaftlichen Schwerpunkte lagen in<br />

den Bereichen Wirtschaftsstrafrecht und europäisches<br />

Strafrecht. Neben seiner akademischen<br />

Laufbahn war Professor Vogel unter<br />

an<strong>der</strong>em Richter, Mitherausgeber <strong>der</strong> JuristenZeitung<br />

sowie Mitglied <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />

Wissenschaften und <strong>der</strong> Literatur Mainz.<br />

■ Dr. Otto Stinglwagner<br />

Ehrensenator<br />

Dr. Otto Stinglwagner wurde am 27. Juni<br />

1925 in München geboren. Nach seinem<br />

Jurastudium war er von 1958 bis 1966 Landrat<br />

des Landkreises Ingolstadt und anschließend<br />

bis 1972 Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt<br />

Ingolstadt. Er gilt als Retter des Baus <strong>der</strong><br />

„Alten Akademie“, den die Universität Ingolstadt<br />

1723 errichten ließ. Mit <strong>der</strong> Auszeichnung<br />

als Ehrensenator würdigte die <strong>LMU</strong><br />

das politische Engagement des SPD-Kommunalpolitikers<br />

sowie Geschäftsführers <strong>der</strong><br />

Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“<br />

und seine Unterstützung <strong>der</strong> Universität über<br />

viele Jahre. Der 88-Jährige verstarb am 7. Juli<br />

2013 in München.<br />

N R . 4 • 2013 Menschen<br />

41


Tipps & Termine<br />

N R . 4 • 2013 SERVICE<br />

42<br />

1 Der Naturfotografie-Sieger von 2012: Tommy Vikars und sein<br />

„Sternengucker“.<br />

1 Kleinodien am Wegesrand – Ausstellung im Museum Mensch und Natur.<br />

1 Die Ausstellung erklärt die Formenvielfalt <strong>der</strong> Dinosaurier.<br />

■ Zwei Fotoson<strong>der</strong>ausstellungen<br />

im Museum Mensch und Natur<br />

Neue und ungewöhnliche Einblicke in die vermeintlich<br />

vertraute Landschaft unserer näheren<br />

Umgebung vermittelt die Son<strong>der</strong>ausstellung „Welt<br />

im Tau – Naturwun<strong>der</strong> im Alpenvorland” von<br />

Dr. Ferry Böhme, die noch bis zum 17. Nove<strong>mb</strong>er<br />

2013 im Museum Mensch und Natur im Schloss<br />

Nymphenburg zu sehen ist. Durch überraschende<br />

Übergänge von bekannten Landschafts-bil<strong>der</strong>n zu<br />

Makroaufnahmen, bei denen kleinste Details <strong>der</strong><br />

Natur sichtbar und erlebbar werden, wird <strong>der</strong> Besucher<br />

in die Welt des Taus gezogen. Böhme ist<br />

Tierarzt und passionierter Naturfotograf aus Fürstenfeldbruck.<br />

Seine Reisen führten ihn zwar in die<br />

verschiedensten Ecken <strong>der</strong> Welt, doch seine Leidenschaft<br />

gilt seit vielen Jahren den übersehenen<br />

Kleinodien am Wegesrand im bayerischen Alpenvorland<br />

o<strong>der</strong> dem Fünfseenland.<br />

Ab 29. Nove<strong>mb</strong>er 2013 bis zum 2. März 2014 zeigt<br />

das Museum in einer weiteren Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

erstmals die besten Bil<strong>der</strong> des Fotowettbewerbs<br />

„Europäischer Naturfotograf des Jahres“ <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

deutscher Tierfotografen (GDT). Die Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Ausstellung dokumentieren auf eindrucksvolle<br />

Weise die hohe technische und künstlerische<br />

Qualität <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Naturfotografie. Sie sollen<br />

aber auch helfen, Menschen für die Schönheit<br />

<strong>der</strong> Natur zu begeistern, und dadurch den Naturschutzgedanken<br />

för<strong>der</strong>n. Weitere Informationen<br />

gibt es unter www.musmn.de.<br />

■ Paläontologisches Museum zeigt<br />

„jurassische Erfolgsgeschichte <strong>der</strong><br />

Dinosaurier“<br />

Dinosaurier gehören zu den bekanntesten Gruppen<br />

fossiler Tiere. Was vielen Menschen jedoch<br />

nicht bewusst ist: Dinosaurier existierten im Erdmittelalter<br />

über einen Zeitraum, <strong>der</strong> mehr als doppelt<br />

so lang wie die gesamte Erdneuzeit ist. Ihre<br />

beherrschende Stellung erlangten sie allerdings<br />

erst durch ihre Diversifizierung im Laufe des Jura.<br />

Wie und warum es zu dieser gewaltigen Formenvielfalt<br />

kam, ist eine <strong>der</strong> spannendsten Fragen<br />

in <strong>der</strong> Dinosaurierforschung. Das Paläontologische<br />

Museum München zeigt daher in <strong>der</strong> neuen<br />

Son<strong>der</strong>ausstellung „Dinosaurier: eine jurassische<br />

Erfolgsgeschichte“ bis 30. Mai 2014 den <strong>der</strong>zeitigen<br />

Forschungsstand zur Evolution <strong>der</strong> Dinosaurier.<br />

Neben Stücken aus <strong>der</strong> Bayerischen Staatssammlung<br />

werden auch Leihgaben des Museums<br />

für Naturkunde Berlin und des Dinosaurierparks<br />

Münchehagen gezeigt. Eine Anfahrtsbeschreibung<br />

ist unter www.palmuc.de zu finden.


Tipps & Termine<br />

■ Im Museum Reich <strong>der</strong><br />

Kristalle trifft Geschichte<br />

auf Erdgeschichte<br />

Aragonit ist unter heutigen Klimabedingungen<br />

instabil. Meist wird das Mineral selektiv gelöst<br />

und die entstandenen Hohlräume wie<strong>der</strong> mit dem<br />

stabilen Mineral Calcit verfüllt. Der großräumige<br />

Erhalt <strong>der</strong> Aragonitsinter <strong>der</strong> Burggrabenhöhle in<br />

<strong>der</strong> Ruine Wolfstein in Neumarkt in <strong>der</strong> Oberpfalz<br />

ist daher ein einzigartiger Zeitzeuge des einst tropischen<br />

Klimas in diesem Gebiet und gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> älteste Höhlensinter Deutschlands. Bei einem<br />

Rundgang durch die Burgruine kann man erkennen,<br />

dass im Mittelalter Aragonitbrocken verbaut<br />

wurden und bis jetzt fast unbeschadet überdauerten.<br />

Das Museum Reich <strong>der</strong> Kristalle zeigt in<br />

seiner Son<strong>der</strong>ausstellung „Geschichte trifft Erdgeschichte“<br />

noch bis zum 1. Deze<strong>mb</strong>er 2013 das<br />

sensationelle Aragonitvorkommen im Burggraben<br />

<strong>der</strong> Ruine. Führungstermine gibt es unter mineralogische.staatssammlung.userweb.mwn.de<br />

■ Munich Lectures in Economics 2013<br />

mit Professor Ernst Fehr<br />

Das Center for Economic Studies (CES) ehrt einmal<br />

im Jahr einen international herausragenden<br />

Ökonomen als „Distinguished CES Fellow“. Der<br />

Preisträger ist Redner <strong>der</strong> Munich Lectures in Economics<br />

– eine Vortragsreihe, die einem breiten<br />

Publikum ein aktuelles Forschungsgebiet aus <strong>der</strong><br />

Volkswirtschaftslehre vorstellen soll. In diesem<br />

Jahr hält sie vom 19. bis 21. Nove<strong>mb</strong>er 2013<br />

Professor Ernst Fehr. Der Schweizer ist Professor<br />

für Mikroökonomik und Experimentelle Wirtschaftsforschung,<br />

Dekan des Departments of Economics<br />

<strong>der</strong> Universität Zürich und Direktor des<br />

UBS International Center of Economics. Die Vorlesungsreihe<br />

wird gemeinsam mit dem ifo Institut<br />

organisiert und von Munich Re und MIT Press<br />

unterstützt. Veranstaltungsorte und -zeiten gibt es<br />

unter www.cesifo-group.de.<br />

N R . 4 • 2013 Service<br />

43<br />

1 Ein Aragonit in <strong>der</strong> Ausbildungsvariante Eisenblüte.<br />

1 Professor Ernst Fehr


Tipps & Termine<br />

N R . 4 • 2013 Service<br />

44<br />

■ Amerika Haus: Ausstellung<br />

„Blues on the Road – Jazz and<br />

Images of the South“<br />

Die Ausstellung „Blues on the Road – Jazz and Images<br />

of the South“ zeigt noch bis zum 13. Deze<strong>mb</strong>er<br />

2013 jeweils von Montag bis Freitag die Werke<br />

des deutschen Fotografen und Künstlers Axel<br />

Küstner. Der heute 57-Jährige bereiste zwischen<br />

1970 und 2003 die Südstaaten <strong>der</strong> USA, um dort<br />

Bluesmusiker zu porträtieren und Tonbandaufnahmen<br />

von Gospel, Country, Bluegrass, Tex-Mex und<br />

Cajun mitzuschneiden, die jetzt in <strong>der</strong> Ausstellung<br />

im Amerika Haus München am Karolinenplatz 3<br />

erlebbar sind. Kuratiert wurde die Ausstellung<br />

über die verlorene Welt des Southern Country<br />

Blues von Studierenden des Amerika-Instituts <strong>der</strong><br />

<strong>LMU</strong> – <strong>der</strong> Eintritt ist frei. Öffnungszeiten unter<br />

www.amerikahaus.de.<br />

1 Das Amerika-Haus zeigt bis 13. Deze<strong>mb</strong>er 2013 die Ausstellung „Blues on the road“.<br />

impressum<br />

Herausgeber<br />

Präsidium <strong>der</strong> Ludwig- Maximilians-Universität (<strong>LMU</strong>)<br />

München<br />

Anzeigen: Kommunikation und Presse <strong>LMU</strong><br />

ISSN 0940-0141<br />

Redaktion<br />

Kommunikation und Presse <strong>LMU</strong><br />

Luise Dirscherl (dir), Katrin Groeschel (kat) (verantwortlich)<br />

Clemens Grosse (cg) (fe<strong>der</strong>führend)<br />

David Lohmann (dl), Anja Burkel (ajb)<br />

Titel- und Heftgrafik: [www.haak-nakat.de]<br />

Umschlagfoto / Rückseite : Christoph Olesinski<br />

Die MUM erscheint vierteljährlich. Eine Online-Ausgabe kann<br />

unter www.lmu.de/presse/mum heruntergeladen werden.<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Luise Dirscherl, Christel Haag (cha) Simon Kirner (ski),<br />

Eva Kittel (ki)<br />

Onlineredaktion<br />

Thomas Pinter (thp)<br />

Redaktionsadresse<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München<br />

Tel.: +49 (0) 89 2180-3423<br />

Fax: +49 (0) 89 33 82 97<br />

mum@lmu.de<br />

Designkonzept und Layout<br />

HAAK NAKAt [www.haak-nakat.de]<br />

Distribution<br />

Kommunikation und Presse <strong>LMU</strong>: Mathias Schiener<br />

Fotos im Heft: Haak & Nakat (S. 1, 2); Roy Hessing/Museum für Abgüsse Klassischer<br />

Bildwerke (S.4); Massimo Finizio/wikipedia (S.4); Enactus/Martin Aufmuth (S.6);<br />

Enactus/Martin Aufmuth, Anja Burkel (S.7); Volker Klauss (S.8); Stefan Plenk (S.9);<br />

Dominik Enste, Institut <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft (S.10); Clemens Grosse (S. 12/13);<br />

David Lohmann (S.14/15); Simon Kirner (S.16/17); Clemens Grosse (S. 18/19); Anja<br />

Burkel (S.20/21); Christoph Olesinski (S.22/23); David Lohmann (S.24/25/27); MPI<br />

für Neubiologie (S.29u.); Christoph Olesinski, Bayerisches Wissenschaftsministerium<br />

(S.35); attocube G<strong>mb</strong>H (S.38); Gesellschaft deutscher Tierfotografen/Tommy Vikars,<br />

Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie (S.42); Universität<br />

Zürick (S.43); Alex Küstner (S.44); fotolia.com (S. 6, 7, 8, 9); iStockphoto.com (S.24).<br />

Alle weiteren Bil<strong>der</strong>: Friedrich Schmidt bzw. <strong>LMU</strong>.<br />

MUM und Einsichten beim „Stummen Verkäufer“<br />

Professor-Huber-Platz 1.OG; Schellingstr. 3/4 Eingangsbereich; Ludwigstr. 28<br />

Rgb.; Leopoldstr. 13; Oettingenstr. 67 Hörsaalgebäude; Pettenkoferstr. 12 Eingangsbereich;<br />

Theresienstr. vor dem Café Gu<strong>mb</strong>el; Luisenstr. 37 Eingangs bereich;<br />

Königinstr. 10 Teilbibliothek UG; Unibibliothek Ludwigstr. 27 Ausleih halle; Historicum<br />

Teilbibliothek EG; Biozentrum Pforte; Chemie und Pharmazie Haus F EG.<br />

<br />

Aktuelle Stellenangebote <strong>der</strong> Ludwig-maximilians-universität unter www.lmu.de/stellenangebote


MünchenInformation<br />

im Rathaus am Marienplatz<br />

im Rathaus am Marienplatz<br />

München Ticket<br />

Telefon<br />

München<br />

(089)<br />

Ticket<br />

54 81 81 81<br />

Telefon (089) 54 81 81 81<br />

Tourismusamt<br />

Telefon<br />

Tourismusamt<br />

(089) 233-9 65 00<br />

Telefon (089) 233-9 65 00<br />

Stadtinformation<br />

Telefon<br />

Stadtinformation<br />

(089) 22 23 24<br />

Telefon (089) 22 23 24<br />

Internet<br />

muenchen.de/rathaus<br />

Internet<br />

muenchen.de/rathaus<br />

Öffnungszeiten<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag bis Freitag<br />

10<br />

Montag<br />

bis 20<br />

bis<br />

Uhr<br />

Freitag<br />

10 bis 20 Uhr<br />

Samstag<br />

10<br />

Samstag<br />

bis 16 Uhr<br />

10 bis 16 Uhr


Treppenhaus in <strong>der</strong><br />

neugestalteten Medizinischen<br />

Lesehalle<br />

www.lmu.de/mum

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!