Download der Gesamtausgabe (5 mb) - LMU
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nr. 4 • 2013 LUDWIG- MAXIMILIANS- UNIVERSITÄT MÜNCHEN MünchnerUni Magazin zeitschrift der ludwig-maximilians-universität münchen projekte für Entwicklungsländer Engagement ohne Grenzen Lmu macht schule Lehren lernen
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nr. 4 • 2013<br />
LUDWIG-<br />
MAXIMILIANS-<br />
UNIVERSITÄT<br />
MÜNCHEN<br />
MünchnerUni Magazin<br />
zeitschrift <strong>der</strong> ludwig-maximilians-universität münchen<br />
projekte für Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
Engagement ohne<br />
Grenzen<br />
Lmu macht<br />
schule<br />
Lehren<br />
lernen
<strong>der</strong> lmu-shop<br />
im »schweinchenbau«<br />
leopoldstrasse 13<br />
80802 münchen<br />
www.lmu-shop.de<br />
Öffnungszeiten im Semester:<br />
Montag bis Freitag 10:00 – 16:00 Uhr<br />
Öffnungszeiten in <strong>der</strong> vorlesungsfreien Zeit:<br />
Dienstag und Donnerstag 10:00 – 16:00 Uhr
1 Eingang zum Gebäude Schellingstraße<br />
5, das das Institut für<br />
Assyriologie und Hethitologie beherbergt.<br />
Das Institut feiert in diesem<br />
Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.<br />
EDITORIAL<br />
Die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, haben sich Studierende<br />
und Forscher <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> auf die Fahnen geschrieben: Sie engagieren<br />
sich in Entwicklungslän<strong>der</strong>n, indem sie Bedürftigen nicht<br />
nur Zugang etwa zu günstigen Sehhilfen eröffnen, son<strong>der</strong>n auch<br />
kostenlose ärztliche Unterstützung für Betroffene anbieten – einfach<br />
nur, um zu helfen. Das selbstlose Engagement dieser Menschen ist<br />
Thema dieser Ausgabe <strong>der</strong> MUM.<br />
Um Ethik in den Wirtschaftswissenschaften geht es im Essay von<br />
Dominik Enste, seines Zeichens Geschäftsführer <strong>der</strong> Institut <strong>der</strong><br />
deutschen Wirtschaft Köln Akademie G<strong>mb</strong>H. Er zeichnet auf, warum<br />
Ethik vor allem in Zeiten großer Wirtschaftskrisen in <strong>der</strong> Hochschullehre<br />
eine immer größere Rolle spielt und rein ökonomische<br />
Steuerungs- und Erklärungsansätze nicht mehr hinreichend sind.<br />
N R . 4 • 2013 Editorial<br />
1<br />
Nicht um Ethik, son<strong>der</strong>n Ästhetik geht es beim Art Dolls-Projekt, bei<br />
dem Kunststudierende <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> eine ganz beson<strong>der</strong>e Figur gestaltet<br />
haben – nicht nur steht sie für Buntheit und Vielfältigkeit – sie<br />
leuchtet bei Schwarzlicht sogar.<br />
Schildkröte, Fisch & Co. sind Patienten in <strong>der</strong> neuen Reptilien- und<br />
Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz in Oberschleißheim. Hier finden sie Aufnahme,<br />
um sich von ihren – zumeist haltungsbedingten – Erkrankungen zu<br />
erholen: ganz gleich, ob Atemnot, Traumaerkrankungen, Abschürfungen<br />
o<strong>der</strong> Pilzbefall.<br />
Wie die Fische im Wasser fühlen sich die Unterwasserhockey-Spieler,<br />
die wir in dieser Ausgabe vorstellen: Sie jagen sich auf dem<br />
Grund von Schwim<strong>mb</strong>ecken mit winzigen Schlägern gegenseitig<br />
den Puck ab. Lei<strong>der</strong> haben es Zuschauer bei dieser Sportart nicht<br />
wirklich leicht. Deswegen werden für größere sogar Turniere Riesenaquarien<br />
gebaut…<br />
Viel Spaß beim Lesen,<br />
Ihre MUM-Redaktion
N R . 4 • 2013 Zur Sache<br />
2<br />
Zur Sache<br />
Nachwuchs ist Zukunft<br />
1 <strong>LMU</strong>-Präsident Professor Bernd<br />
Huber hält eine umfassende Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />
für unabdingbar,<br />
um herausragenden jungen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern<br />
den Weg zur Professur zu erleichtern.<br />
Noch immer sind die Karriereperspektiven von<br />
herausragenden jungen Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftlern in Deutschland nicht so, wie sie<br />
angesichts <strong>der</strong> international hochkompetitiven<br />
Forschungslandschaft sein sollten. Noch immer<br />
gibt es hierzulande zu viele Hürden auf dem Weg<br />
zur Professur, wodurch die deutschen Universitäten<br />
zukünftige Top-Forscherinnen und -forscher<br />
verlieren. Und gerade diese wollen und müssen<br />
wir zukünftig für die Universitäten gewinnen, um<br />
international wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Die <strong>LMU</strong> ist sich dieser Herausfor<strong>der</strong>ung bewusst<br />
und legt aktuell ein ganz neuartiges Programm<br />
auf, das es hervorragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
und -wissenschaftlern leichter machen<br />
soll, auf eine Professur berufen zu werden:<br />
Wenn die jungen Forscher einen Starting Grant<br />
des Europäischen Forschungsrates (ERC) für<br />
die <strong>LMU</strong> einwerben, bieten wir ihnen eine W2-<br />
Tenure-Track-Professur an. Bei einem Erfolg im<br />
ERC-Vergabeverfahren und nach Abstimmung mit<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Fakultät kann die Berufung an die<br />
<strong>LMU</strong> schnell und ohne Ausschreibung erfolgen.<br />
Die Professur ist zunächst auf sechs Jahre befristet<br />
und kann – frühestens nach drei Jahren – bei<br />
positiver Evaluation in eine unbefristete Stelle<br />
übergehen.<br />
die Preisträgerinnen und Preisträger doch strikt<br />
nach dem Kriterium wissenschaftlicher Exzellenz<br />
aus. Zudem haben sie sich in einem europaweiten<br />
Wettbewerb durchgesetzt, <strong>der</strong> gezielt den wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs anspricht.<br />
Und vor allem ist sichergestellt, dass nicht nur<br />
bestimmte Fächergruppen, wie etwa Naturwissenschaften<br />
o<strong>der</strong> Medizin, zum Zuge kommen.<br />
Denn die ERC Starting Grants wie auch die ERC<br />
Advanced Grants werden auch gerade an Geisteso<strong>der</strong><br />
Sozialwissenschaftler vergeben. Das zeigen<br />
sowohl die Vergabestatistiken des ERC als auch<br />
unsere eigene För<strong>der</strong>bilanz.<br />
Natürlich haben wir bereits eine ganze Sequenz<br />
von För<strong>der</strong>maßnahmen sowie Beratungs- und<br />
Serviceangebote für den Nachwuchs. Da ist zum<br />
Beispiel das geplante Postdoc-Office, das Young<br />
Center im CAS und gezielte Weiterbildungsangebote<br />
im Center for Lea<strong>der</strong>ship and People Management.<br />
Mit ihrem Nachwuchsför<strong>der</strong>ungsfonds<br />
stellt die <strong>LMU</strong> umfangreiche finanzielle Mittel für<br />
den Nachwuchs bereit.<br />
Das neue Modell, das auf die Einwerbung von ERC<br />
Starting Grants orientiert ist, ist ein weiterer wichtiger<br />
Baustein.<br />
Langfristige Perspektiven<br />
Mit einem <strong>der</strong>artig konkreten Angebot geht die<br />
<strong>LMU</strong> in Sachen Nachwuchsför<strong>der</strong>ung in Deutschland<br />
neue Wege. Wir verfolgen damit gleich mehrere<br />
Ziele. Zum einen geben wir Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern das klare Signal:<br />
Wir wollen ihre Karrierechancen verbessern und<br />
ihnen eine langfristige Perspektive geben. Zum<br />
an<strong>der</strong>en möchten wir natürlich die Zahl <strong>der</strong> ERC<br />
Starting Grants an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> erhöhen. Gerade die<br />
Grants sind ein verlässlicher Indikator, dass es sich<br />
wirklich um Spitzenleute handelt, wählt <strong>der</strong> ERC<br />
Prof. Dr. Bernd Huber<br />
Präsident <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München
6<br />
MUM NR. 4 · 2013<br />
■ news<br />
4 meldungen<br />
■ titel<br />
6 Engagement ohne Grenzen<br />
Projekte für Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
■ essay<br />
10 Die Wirtschaftskrise und ihre Bedeutung<br />
für die Ethik in <strong>der</strong> Hochschullehre<br />
Engagement ohne grenzen<br />
Projekte für entwicklungslän<strong>der</strong><br />
12<br />
■ profile<br />
12 Die Atemnot <strong>der</strong> Agame<br />
Neue Reptilien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz<br />
14 Lehren lernen<br />
<strong>LMU</strong> macht Schule<br />
16 GroSSes Kino<br />
Ein Stück Hogwarts an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
18 Farben machen Puppen<br />
Aktion Royal Art Dolls<br />
20 „Sehr verehrte AuSSerirdische!“<br />
Beim Debattierclub München haben<br />
Studierende SpaSS an <strong>der</strong> Rhetorik<br />
N R . 4 • 2013 Inhalt<br />
3<br />
Neue Reptilien- und<br />
Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz<br />
Die Atemnot <strong>der</strong> Agame<br />
18<br />
22 Ein Hauch von Gediegenheit<br />
Medizinische Lesehalle wie<strong>der</strong> eröffnet<br />
24 Piranhas mit Badekappe<br />
Serie: Sport ist ihr Hobby<br />
■ Alumni<br />
26 „Balance zwischen Weltparty und Heimat“<br />
Interview mit Gabriele Weishäupl<br />
■ menschen<br />
Aktion Royal Art Dolls<br />
Farben machen Puppen<br />
22<br />
28 neuberufen<br />
30 preise & ehrungen<br />
39 Verstorben<br />
■ service<br />
42 tipps & termine<br />
Medizinische Lesehalle<br />
wie<strong>der</strong> eröffnet<br />
Ein Hauch von<br />
Gediegenheit<br />
■ impressum
News<br />
N R . 4 • 2013 News<br />
4<br />
1 Die südafrikanischen Archäologen und ihre deutschen Kollegen beim<br />
gemütlichen Beisammensein im Garten des Abgussmuseums.<br />
Klassische Archäologen aus<br />
Südafrika erforschen die <strong>LMU</strong><br />
Im Juni 2013 brach für Professor Rolf Schnei<strong>der</strong> vom Institut für<br />
Klassische Archäologie „ein neues Zeitalter“ an: Nach jahrelanger<br />
Planung mit seiner südafrikanischen Kollegin Dr. Samantha Masters<br />
besuchten zum ersten Mal zwölf 20- bis 27-jährige Classics-Studierende<br />
<strong>der</strong> südafrikanischen Stellenbosch University die <strong>LMU</strong>. „Ich<br />
hoffe, das ist <strong>der</strong> Beginn eines längerfristigen Austauschprogramms,<br />
das neue Denkanstöße für unsere Fächer und im Dialog zwischen<br />
unseren Universitäten auslösen wird“, sagt Schnei<strong>der</strong> in seiner Eröffnungsrede<br />
im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke am<br />
Münchener Königsplatz. „Deutschland und Südafrika teilen neben<br />
einer schwierigen Geschichte zugleich wichtige gemeinsame gesellschaftliche<br />
Praktiken und Institutionen, gerade auch solche, die auf<br />
jeweils eigenen Formen <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den antiken<br />
Kulturen von Griechenland und Rom beruhen.“<br />
Die für München typische Lebenskultur konnten die Studierenden<br />
aus Südafrika danach im Austausch mit den Studierenden <strong>der</strong> Klassischen<br />
Archäologie <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und Doktoranden <strong>der</strong> neuen Graduiertenschule<br />
„Distant Worlds“ bei Brezn und Bier vor Ort erleben.<br />
Ziel dieser außergewöhnlichen Exkursion war es, griechische und<br />
römische Kunstwerke im Original zu studieren, unsere Kultur besser<br />
verstehen und neue wissenschaftliche Kontakte zu deutschen Universitäten<br />
knüpfen zu können, vorrangig zur <strong>LMU</strong>. Nach ihrem viertägigen<br />
Besuch in <strong>der</strong> Isarmetropole besuchten die südafrikanischen<br />
Studierenden Museen und Universitäten in Tübingen, Berlin<br />
und Istanbul.<br />
■ dl<br />
Bartholomaios I. wird <strong>LMU</strong>-Ehrendoktor<br />
Die Katholisch-Theologische Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> hat Bartholomaios<br />
I. von Konstantinopel (Istanbul, Türkei) zum Ehrendoktor gewählt.<br />
Der Patriarch ist Ehrenoberhaupt von weltweit etwa 250 Millionen<br />
orthodoxen Christen und seit seiner Studienzeit in München mit<br />
<strong>der</strong> Universität verbunden. So hat er sich beispielsweise als För<strong>der</strong>er<br />
<strong>der</strong> Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie verdient<br />
gemacht.<br />
1 Patriarch Bartholomaios I. ist<br />
Ehrendoktor <strong>der</strong> Katholisch-Theologischen<br />
Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />
Die Gründe für die erste Ehrung eines orthodoxen Theologen an <strong>der</strong><br />
Fakultät liegen laut Dekan Professor Knut Backhaus in drei Bereichen:<br />
<strong>der</strong> Theologie, <strong>der</strong> Ökumene und <strong>der</strong> sozialen Kultur. Theologisch<br />
hat <strong>der</strong> auch als „grüner Patriarch“ bekannte Bartholomaios<br />
<strong>der</strong> Umwelt- und Sozialethik wichtige Impulse gegeben. Er hat sich<br />
für den Dialog mit Judentum sowie Islam eingesetzt und vor allem in<br />
<strong>der</strong> Begegnung mit <strong>der</strong> römisch-katholischen Kirche neue Maßstäbe<br />
gesetzt. Der gemeinsam mit Papst Benedikt XVI. erzielte Fortschritt<br />
im Miteinan<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Weltkirchen fand bei <strong>der</strong> Amtseinführung von<br />
Papst Franziskus historischen Ausdruck: Bartholomaios I. ist das<br />
erste Oberhaupt <strong>der</strong> Orthodoxie, das persönlich an <strong>der</strong> Einführung<br />
eines Papstes teilgenommen hat. Die Fakultät will mit ihrer Entscheidung<br />
auch ein Zeichen <strong>der</strong> Solidarität mit religiösen Gemeinschaf-
News<br />
ten setzen, die unter den nicht immer leichten Bedingungen einer<br />
gesellschaftlichen Min<strong>der</strong>heit leben.<br />
Die Fakultät nutzt mit einer solchen ökumenisch ausgerichteten<br />
Ehrenpromotion die in Europa einmalige Situation an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, an<br />
<strong>der</strong> katholische, evangelische und orthodoxe Theologie benachbart<br />
sind. Der Festakt zur Ehrenpromotion wird im Zusammenhang mit<br />
dem Deutschland-Besuch des Patriarchen im Mai 2014 stattfinden.<br />
<br />
■ dl<br />
Universitätsbibliothek verleiht Tablets<br />
Die Universitätsbibliothek hat im Rahmen eines Pilotprojektes eine<br />
Kooperation mit Microsoft geschlossen und verleiht ab sofort zwölf<br />
Windows-8-Tablets. Studierende können die Tablets bis zu sieben<br />
Tage lang ausleihen.<br />
„Mit dem Projekt möchten wir herausfinden, inwieweit sich die<br />
Lernbedürfnisse und -erfor<strong>der</strong>nisse von Studierenden verän<strong>der</strong>t<br />
haben und ob <strong>der</strong> Verleih von Tablets eine adäquate Antwort darauf<br />
ist“, sagt <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Informationstechnologie <strong>der</strong> UB, Alexan<strong>der</strong><br />
Weiß. „Aus diesem Grund führen wir auch eine Umfrage unter Studierenden<br />
zur Nutzung von Tablets und zur Evaluierung des Projektes<br />
durch.“<br />
In einem zweiten Schritt richtet die Universitätsbibliothek zu Beginn<br />
des kommenden Wintersemesters einen Loungebereich im PC-<br />
Raum 1 <strong>der</strong> Zentralbibliothek ein, <strong>der</strong> speziell auf die Nutzung von<br />
Tablets und mobilen Geräten ausgerichtet ist.<br />
■ ski<br />
N R . 4 • 2013 news<br />
5<br />
1. Ich spende einen einmaligen Betrag von € ...........................................<br />
Schnelle und wirkungsvolle För<strong>der</strong>ung von Forschung und Lehre<br />
an <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität – das ist unser Engagement.<br />
1922 gegründet, sind wir nicht nur eine <strong>der</strong> ältesten För<strong>der</strong>gesellschaften<br />
Deutschlands, son<strong>der</strong>n auch eine <strong>der</strong> größten.<br />
Helfen Sie mit! Werden Sie Mitglied o<strong>der</strong> helfen Sie mit einer Spende.<br />
Je<strong>der</strong> Euro kommt voll und ganz <strong>der</strong> Forschung und Ausbildung an <strong>der</strong><br />
Universität zugute. Der Mitgliedsbeitrag ist steuerlich genauso absetzbar<br />
wie jede Spende. Ein höherer Betrag als <strong>der</strong> Mindestbeitrag ist uns<br />
natürlich sehr willkommen.<br />
Als Mitglied erhalten Sie:<br />
• einen Bildband über die Geschichte <strong>der</strong><br />
<strong>LMU</strong> München<br />
• die Forschungszeitschrift Einsichten<br />
• den Jahresbericht unserer Gesellschaft<br />
• die Möglichkeit zur Teilnahme an Veranstaltungen<br />
<strong>der</strong> Universitäts gesellschaft und <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
2. Ich möchte Mitglied werden mit einem Jahresbeitrag von € ..............<br />
Mindestmitgliedsbeiträge:<br />
• Einzelpersonen € 40,-<br />
• Studenten € 20,-<br />
• Juristische Personen, Firmen und Personenvereinigungen € 100,-<br />
Name: .............................................................. Vorname: ............................................<br />
Straße: ............................................................................................................................<br />
PLZ/Ort: .........................................................................................................................<br />
E-Mail: ............................................................................................................................<br />
Geburtsdatum/Geburtsjahr: .........................................................................................<br />
Datum: ....................................... Unterschrift: ............................................................<br />
Ich interessiere mich für das Seniorenstudium an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Bitte senden Sie<br />
mir künftig das Vorlesungsverzeichnis und die Einschreibeunterlagen zum<br />
Seniorenstudium zu.<br />
Münchener Universitätsgesellschaft e. V.<br />
Königinstr. 107, 80802 München<br />
Tel.: (089) 38 91-55 66 • Fax: (089) 38 91- 45 66<br />
E-Mail: info@unigesellschaft.de<br />
www.unigesellschaft.de<br />
Münchener Universitätsgesellschaft e. V.<br />
Königinstraße 107 • 80802 München<br />
Bankverbindung: HypoVereinsbank München (BLZ 700 202 70), Kto. 580 400 26 36
Projekte für Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
Engagement ohne Grenzen<br />
N R . 4 • 2013 thema<br />
6<br />
Ein Teilnehmer des Enactus-Workshops in<br />
Ruanda fertigt eine EinDollarBrille.<br />
Sie biegen Brillen in Ruanda, sammeln Spenden für Kin<strong>der</strong><br />
in Syrien und setzen sich für die Erforschung vernachlässigter<br />
Tropenkrankheiten ein: Eine ganze Reihe von <strong>LMU</strong>-<br />
Studierenden engagiert sich ehrenamtlich für Menschen in<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n. Ärzte des Klinikums <strong>der</strong> Universität<br />
operieren <strong>der</strong>weil unentgeltlich schwerkranke Patienten. In<br />
MUM erzählen sie, was sie antreibt.<br />
Eva Beuchert studiert Psychologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> – weiß jetzt aber<br />
auch, wie man einfache Brillen erzeugt: Mit einer speziellen Maschine<br />
biegt sie den Drahtrahmen so zurecht, dass die Kunststoffgläser<br />
sich hineinknipsen lassen, und verziert sie zuletzt mit Glasperlen.<br />
Fertig ist eine schlichte, aber effektive Sehhilfe, die Menschen in<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n eine klarere Sicht ermöglicht – und manchmal<br />
ein ganz neues Leben. Gelernt hat die Studentin das Herstellen<br />
<strong>der</strong> sogenannten EinDollarBrille bei <strong>der</strong>en Erfin<strong>der</strong>, dem Erlanger<br />
Martin Aufmuth – und konnte ihre Fertigkeit bereits vor Ort in Ruanda<br />
weitergeben. „Die Reaktion, wenn jemand plötzlich wie<strong>der</strong><br />
klar sehen kann – das ist unvorstellbar“, erzählt die 20-Jährige. „Ein<br />
Mädchen, ungefähr in meinem Alter, hörte gar nicht mehr auf zu<br />
lachen, als sie die Brille aufhatte.“<br />
Möglich wurde Eva Beucherts Einsatz durch die internationale Studierendenorganisation<br />
„Enactus“. 1975 in den USA gegründet, hat<br />
die Non-Profit-Organisation sich auf die Fahnen geschrieben, die<br />
Welt „im Kleinen durch unternehmerische Projekte zu verbessern“.<br />
Dem Münchener Team gehören rund 70 Studierende von <strong>LMU</strong>,<br />
Technischer Universität und Hochschule München an.<br />
„Viele Millionen Menschen weltweit können sich keine Brille leisten“,<br />
erklärt die Psychologiestudentin, „und deshalb nicht arbeiten,<br />
zur Schule gehen o<strong>der</strong> ihre Familie versorgen.“ In einem Workshop<br />
in Ruanda gab sie zusammen mit an<strong>der</strong>en Studierenden das gewonnene<br />
Wissen – dazu gehörten auch einfache Sehtests und unternehmerisches<br />
Know-how – an Arbeitslose weiter. Diese können<br />
künftig ihren Unterhalt bestreiten, weitere Mitarbeiter ausbilden<br />
und, mit einem Satz sphärischer Gläser im Gepäck, in den Dörfern<br />
die dringend benötigten Brillen anpassen.<br />
Neben <strong>der</strong> EinDollarBrille – mittlerweile gab es auch Workshops<br />
in Burkina Faso und in Bolivien – setzt Enactus München sich für<br />
ein Imkereiprojekt<br />
in Burkina<br />
Faso und eine Trinkwasserinitiative<br />
in Marokko ein. Aber auch im<br />
eigenen Land wird Entwicklungshilfe geleistet: etwa<br />
mit einer Software für existenzgefährdete Kleingastronomen<br />
o<strong>der</strong> einem Projekt zur sozialen Inklusion behin<strong>der</strong>ter Kommilitonen<br />
an den Münchener Unis. Die Reisekosten für Aktionen im Ausland<br />
deckt man durch Spenden – etwa durch Sponsoring großer Unternehmen,<br />
aber auch von Privatleuten: An Eva Beucherts alter Schule<br />
organisierte das Team Spendenläufe, bei denen Schülerinnen und<br />
Schüler sich ihren Dauerlauf von selbst gewählten Sponsoren – etwa<br />
Oma o<strong>der</strong> Opa – zugunsten von Enactus vergüten ließen. Zudem<br />
spendete etwa die Fachschaft Psychologie <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />
„Ich denke, wir konnten wirklich Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, sagt<br />
Eva Beuchert. „Und ich selbst habe auch unglaublich viel gelernt.“<br />
Die Armut in Ruanda, gerade in den Dörfern, sei aber zugleich ein<br />
Schock gewesen. „Realisiert habe ich das erst später, bei <strong>der</strong> Heimkehr<br />
nach Deutschland: Als ich in München am Flughafen stand und<br />
völlig irritiert war vom hiesigen Wohlstand – und von den vielen<br />
Werbeplakaten.“<br />
Benefizkonzerte und Spendenläufe<br />
Eva Beuchert ist nur eine von vielen Studierenden an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, die<br />
sich für Menschen in sogenannten Entwicklungslän<strong>der</strong>n – wie etwa<br />
in Afrika, Südostasien o<strong>der</strong> Lateinamerika – engagieren. Die Liste<br />
<strong>der</strong> Organisationen, über die sie sich einbringen können, ist lang.<br />
Sie reicht von ASA, einem gemeinnützigen Praktikumsprogramm<br />
für Studierende und Berufstätige, bis zu „Weltwärts“, dem entwicklungspolitischen<br />
Freiwilligendienst <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />
Aber nicht immer muss es ins Ausland gehen: Von München aus<br />
setzt sich die örtliche UNICEF-Hochschulgruppe für Kin<strong>der</strong> in den
ärmsten Regionen <strong>der</strong> Erde ein. „Wir sehen unsere Aufgabe darin,<br />
Spenden zu sammeln und die Menschen hier auf die Zustände in <strong>der</strong><br />
Welt aufmerksam zu machen“, erklärt <strong>LMU</strong>-Medizinstudentin Nora<br />
Koenemann, die die Gruppe leitet. Ihr 15-köpfiges Team organisiert<br />
Vorträge, etwa zum Thema Kin<strong>der</strong>soldaten, baut bei Veranstaltungen<br />
wie den „Afrikatagen“ Infostände in UNICEF-Blau auf und besucht<br />
Grundschulen. „Wir erklären den Kin<strong>der</strong>n, dass viele Gleichaltrige<br />
nicht in einem Schulhaus unterrichtet werden, mit Tafel und<br />
Schulranzen, son<strong>der</strong>n in Notzelten mitten in <strong>der</strong> Wüste.“ Schon junge<br />
Menschen dafür zu sensibilisieren ist ihrer Meinung nach „ein<br />
Schritt in die richtige Richtung“. Stets will die Hochschulgruppe des<br />
Kin<strong>der</strong>hilfswerks dabei spielerisch informieren: Am Weltwassertag<br />
etwa konnten Kin<strong>der</strong> bei einem Staffellauf versuchen, selbst einen<br />
Wassereimer über dem Kopf zu balancieren. „Wir wollten zeigen“,<br />
so Nora Koenemann, „wie schwer es in manchen Regionen <strong>der</strong> Welt<br />
ist, an Wasser zu kommen.“ Das Team organisiert Benefizläufe an<br />
Schulen sowie Konzerte in Münchener Klubs. Die Erlöse <strong>der</strong> jüngsten<br />
Abende kamen UNICEF-Hilfsprojekten für Kin<strong>der</strong> in Syrien o<strong>der</strong><br />
AIDS-Waisen in Ka<strong>mb</strong>odscha zugute.<br />
Nora Koenemann engagierte sich, inspiriert durch die kirchliche<br />
Jugendarbeit, bereits als Schülerin bei verschiedenen Hilfsprojekten<br />
– und setzte ihr Engagement im Studium fort. Grundsätzlich<br />
glaubt die Studentin: „Es gibt viele junge Menschen, die einfach ein<br />
Bedürfnis haben, zu helfen und etwas zu bewegen – statt nur zuzuschauen<br />
o<strong>der</strong> sich zu beschweren.“ Ihre Teamkollegen sehen das<br />
ähnlich. „Verlier Dich nicht im Trott des Lebens“ – diesen Satz hat<br />
sich die Soziologiestudentin Daniela Gaipl über ihren Schreibtisch<br />
gepinnt. „Und ich lese ihn jeden Tag, wenn ich für Soziologie,<br />
BWL o<strong>der</strong> VWL lerne“, schreibt sie auf <strong>der</strong> Internetseite <strong>der</strong><br />
Hochschulgruppe. Bei UNICEF kümmert sie sich um die Benefizkonzerte.<br />
„Ich kann vielleicht nicht allen Kin<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong><br />
Welt eine gleiche Chance für ein angenehmes Leben bieten.<br />
Aber mit <strong>der</strong> Hochschulgruppe habe ich die Möglichkeit, wenigstens<br />
einen kleinen Beitrag dazu zu leisten.“<br />
Waffelverkauf für die Spendenkasse<br />
Auf an<strong>der</strong>e, vielmehr politische Weise engagiert sich die<br />
Münchener Gruppe <strong>der</strong> „Universities Allied for Essential<br />
Medicines“ (UAEM) für Menschen in Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />
Die Studierenden <strong>der</strong> Medizin, Pharmazie und<br />
1 Für sehbehin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> in Entwicklungslän<strong>der</strong>n bedeutet eine<br />
Brille auch Zugang zu Bildung.<br />
Jura haben sich wie fast jeden Donnerstagabend zwischen Vorlesungen<br />
und Klausurvorbereitung in einem kleinen Raum <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> zusammengetan. Unten rauscht <strong>der</strong> Verkehr<br />
auf <strong>der</strong> Lindwurmstraße, oben debattiert <strong>der</strong> Münchener Zweig <strong>der</strong><br />
weltweiten Initiative über „Equitable Licensing“, zu deutsch heißt<br />
das etwa „sozial gerechte Medikamentenlizenzierung“. „Wir von<br />
UAEM setzen uns dafür ein, dass Entwicklungslän<strong>der</strong> einen besseren<br />
Zugang zu Medikamenten und medizinischen Forschungsergebnissen<br />
erhalten“, erklärt <strong>der</strong> 19-jährige Medizinstudent Alexan<strong>der</strong><br />
Nieto. „Und wir versuchen, an Equitable Licensing angelehnte Prinzipien<br />
an den Unis einzuführen.“ Man spricht mit Uni-Repräsentanten,<br />
bringt sich auf Veranstaltungen wie dem Pre World Health<br />
Summit in Berlin ein und sucht den Dialog mit Kommilitonen – etwa<br />
beim Verkauf von Waffeln und Glühwein, <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Spendenkasse<br />
zugutekommt.<br />
For<strong>der</strong>n faireren Zugang zu Medikamenten:<br />
Die Studierenden Claire<br />
O‘Hara und Alexan<strong>der</strong> Nieto beim<br />
UAEM-Meeting in München.<br />
N R . 4 • 2013 thema<br />
7
N R . 4 • 2013 thema<br />
8<br />
Das nächste Deutschlandtreffen von UAEM mit rund 50 Teilnehmern<br />
findet Ende Nove<strong>mb</strong>er in München statt. Auf dem Programm<br />
stehen Workshops und Vorträge, etwa zu den sogenannten „vernachlässigten<br />
Tropenkrankheiten“, für <strong>der</strong>en stärkere Erforschung<br />
UAEM eintritt. „Zahlreiche Krankheiten, die hier wenig bekannt<br />
sind, verursachen in Entwicklungslän<strong>der</strong>n viel Leid“, erklärt Alexan<strong>der</strong><br />
Nieto, „Flussblindheit etwa, Schneckenfieber o<strong>der</strong> körperliche<br />
Behin<strong>der</strong>ungen wie die Elefantiasis.“<br />
Für den Studenten im zweiten Semester sind die Treffen eine wichtige<br />
Ergänzung zum Studium: „In <strong>der</strong> Medizin steht ja <strong>der</strong> Mensch<br />
als Individuum im Mittelpunkt. Für mich ist die Sicht auf globale,<br />
soziale Aspekte aber genauso wichtig – schon jetzt im vorklinischen<br />
Teil des Studiums.“ Gerade hat er in Biochemie die molekularen<br />
Mechanismen des HIV kennengelernt. „Durch UAEM weiß ich auch,<br />
wie unfair <strong>der</strong> Zugang zu den entsprechenden Medikamenten geregelt<br />
ist.“<br />
30 Stunden im OP<br />
Aber nicht nur Studierende engagieren sich über Län<strong>der</strong>grenzen<br />
hinweg: Zahlreiche Ärzte des Universitätsklinikums etwa behandeln<br />
ehrenamtlich Patienten in Entwicklungslän<strong>der</strong>n. So treibt <strong>der</strong><br />
mittlerweile emeritierte <strong>LMU</strong>-Professor für Augenheilkunde, Volker<br />
Klauss, seit Jahrzehnten Unterstützungsprogramme gegen Blindheit<br />
in Ostafrika voran – und dürfte dabei viele Male erlebt haben, wie ein<br />
Mensch plötzlich wie<strong>der</strong> klar sehen kann. Mit einem geschenkten<br />
Mikroskop und <strong>der</strong> Unterstützung von Hilfsorganisationen reiste er<br />
in den Siebzigerjahren während seiner Facharztausbildung nach<br />
Nairobi – und half dort bei <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> augenärztlichen<br />
Ausbildung und Patientenversorgung. Aus Klauss’ Einsatz entstand<br />
eine Kooperation zwischen <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und <strong>der</strong> Universität Nairobi,<br />
die bis heute anhält. Auch nach seiner Emeritierung versucht <strong>der</strong><br />
Träger des Bundesverdienstkreuzes, noch jedes Jahr mindestens<br />
einmal zu einem Einsatz nach Birma zu fliegen – und nach Kenia,<br />
das ihm inzwischen eine zweite Heimat geworden ist.<br />
Zum gemeinnützigen Verein „Zahnärzte helfen e.V.“ hat sich <strong>der</strong><br />
Direktor <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
<strong>der</strong> Universität München, Professor Michael Ehrenfeld,<br />
mit Kollegen zusammengeschlossen.<br />
Jedes Jahr operieren seine Mitarbeiter<br />
und er unentgeltlich Menschen<br />
aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n, die dafür<br />
nach München eingeflogen werden;<br />
Anreise und Klinikaufenthalt<br />
werden meist durch Spenden<br />
finanziert. Der Kontakt zu den<br />
Patienten kommt durch Mediziner<br />
aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
zustande, die sich im Rahmen<br />
von Fellowships am Universitätsklinikum<br />
<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> fortgebildet<br />
haben, an<strong>der</strong>erseits<br />
durch Professor Cornelius,<br />
einem Kollegen von Professor<br />
Ehrenfeld, <strong>der</strong> jedes<br />
Jahr seinen Urlaub nutzt,<br />
um etwa in Äthiopien zu<br />
operieren.<br />
Neben dem humanitären Aspekt geht es den Mitglie<strong>der</strong>n von „Zahnärzte<br />
helfen e.V.“ auch darum, das Können bayerischer Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen<br />
und Zahnärzte international unter Beweis zu<br />
stellen – und allgemein zu einem positiveren Image des Berufsstandes<br />
beizutragen.<br />
Der jüngste Fall, ein 19 Jahre alter Äthiopier, wurde von einer handballgroßen<br />
Geschwulst zwischen den Augen beeinträchtigt. „Solche<br />
extrem großen Tumore sind ein Spezifikum von Regionen mit<br />
schlecht ausgebildetem Gesundheitssystem“, erklärt Professor Ehrenfeld.<br />
„Kleinere Verän<strong>der</strong>ungen werden nicht bemerkt – und sind<br />
später im Land nicht mehr behandelbar. Meist mangelt es an OP-<br />
Ausrüstung, Technologie und chirurgischer Erfahrung.“ Ehrenfeld<br />
zeigt den Kopf des jungen Äthiopiers im Computertomogramm. „Der<br />
Tumor musste regelrecht herausmontiert, <strong>der</strong> Schädel anschließend<br />
mit einem Stück vom Wadenbein und Titan wie<strong>der</strong> aufgebaut werden.“<br />
Insgesamt dauerte die Operation, die das Team von Ehrenfeld<br />
zusammen mit Neurochirurgen des Klinikums bestritt, 26 Stunden;<br />
mittlerweile ist <strong>der</strong> Patient auf dem Weg <strong>der</strong> Genesung. „Aber allein<br />
eine solche Langzeitnarkose wäre in seinem Heimatland nicht<br />
möglich gewesen.“<br />
Bei seinem Engagement sieht Ehrenfeld aber auch einen Konflikt:<br />
„Man kann einwenden: Für das Geld – Reisekosten, Klinikaufenthalt<br />
etcetera – könnte man tausende Kin<strong>der</strong> impfen lassen o<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>t<br />
Wasserstellen bauen. Das ist sicher richtig. Aber wir sehen eben<br />
den Einzelfall, sind in <strong>der</strong> Lage zu helfen und wollen uns dem nicht<br />
verschließen.“<br />
■ ajb<br />
Center for International Health<br />
und <strong>LMU</strong>-Partnerschaften<br />
Entwicklungszusammenarbeit in <strong>der</strong> Medizinerausbildung betreibt<br />
– als Institution – das 2009 gegründete Center for International<br />
Health <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> (CIH) (MUM berichtete: www.lmu.de/<br />
mum - Archiv - Heft 1/2010). Das CIH bündelt die Aktivitäten von<br />
vier Fakultäten und zwölf Instituten <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, die mit mehr als 50<br />
Universitäten, Ministerien und Organisationen in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
kooperieren. Geför<strong>der</strong>t wird das Center vom Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
sowie dem DAAD; Ziel ist das Erreichen <strong>der</strong> „Millennium Development<br />
Goals“ <strong>der</strong> Vereinten Nationen. Die Arbeit des Zentrums<br />
umfasst drei Schwerpunkte: ein Doktorandenprogramm für junge<br />
Mediziner aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, Unterstützung<br />
bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Medizinerausbildung vor Ort in den<br />
Heimatlän<strong>der</strong>n sowie Fortbildungen in Form von Seminaren und<br />
Summer Schools (www.international-health.uni-muenchen.de).<br />
Aber nicht nur in <strong>der</strong> Medizin unterhält die <strong>LMU</strong> Partnerschaften<br />
mit Universitäten in Entwicklungslän<strong>der</strong>n: Der Bereich Gehörlosenpädagogik<br />
etwa führt ein Projekt mit Äthiopien durch,<br />
die Finanzmathematik eine Kooperation mit Kollegen in Benin<br />
(www.lmu.de/international/exchanges).<br />
Professor Volker Klauss bei <strong>der</strong><br />
Untersuchung von Patienten.<br />
www.enactus.de<br />
www.asa-prog ramm.de<br />
www.weltwaerts.de<br />
www.muenchen.unicef.de/hsg_muenchen.html<br />
www.uaem-germany.de<br />
www.zahnaerztehelfen.de
Interview mit <strong>LMU</strong>-Politikwissenschaftler Stefan Plenk<br />
„Aus Tansania habe ich<br />
auch viel mitgenommen“<br />
Stefan Plenk, Jahrgang 1984, ist Lehrbeauftragter und<br />
Tutor am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Er ist Stipendiat <strong>der</strong> Graduiertenför<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Friedrich Ebert-Stiftung.<br />
Stefan Plenk, Mitarbeiter am Geschwister-Scholl-Institut <strong>der</strong><br />
<strong>LMU</strong>, kennt Tansania in Theorie und Praxis. Er recherchierte<br />
dort für seine Dissertation über die regionale Integration im subsaharischen<br />
Afrika, beteiligte sich aber auch an Hilfsprojekten<br />
<strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />
MUM: Herr Plenk, inwiefern sind Entwicklungslän<strong>der</strong> ein Thema<br />
<strong>der</strong> Politikwissenschaft?<br />
Stefan Plenk: Mo<strong>der</strong>nisierungstheoretiker fragen etwa: Wie kann<br />
man sich Unterentwicklung in bestimmten Regionen <strong>der</strong> Erde erklären?<br />
Gibt es Faktoren wie Klima, Demografie, etc.? Aus den Entwicklungsregionen<br />
selbst, heute „Globaler Süden“ genannt, kommt<br />
<strong>der</strong> Dependenzansatz: Er geht davon aus, dass Entwicklungszusammenarbeit<br />
nur ein Label ist – für Neoimperialismus und den Versuch,<br />
Abhängigkeiten aufrechtzuerhalten. Relativ neu ist die quantitative<br />
Wirkungsforschung.<br />
MUM: Was konnte Entwicklungszusammenarbeit – sei sie von<br />
staatlicher o<strong>der</strong> nicht staatlicher Seite – denn bislang bewirken?<br />
Stefan Plenk: Eine Zusammenarbeit, wie wir sie heute kennen,<br />
existiert seit den Fünfzigerjahren. Während <strong>der</strong> Erfolg einzelner<br />
Projekte – etwa <strong>der</strong> Bau einer Schule – leicht nachvollziehbar ist,<br />
sind ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik nur schwer zu<br />
messen. Betrachtet man die Wirtschaftszahlen in den letzten 40<br />
Jahren, muss man aber feststellen, dass die soziale und wirtschaftliche<br />
Kluft zwischen den OECD-Staaten und den sogenannten „Least<br />
developed countries“ sogar noch breiter geworden ist. Im Prinzip<br />
müsste sich eine funktionierende Entwicklungszusammenarbeit ja<br />
selbst abschaffen.<br />
MUM: Wie hat sich die Entwicklungszusammenarbeit verän<strong>der</strong>t?<br />
Stefan Plenk: Ein neuerer Ansatz ist das Ownership- o<strong>der</strong> Selfreliance-Prinzip:<br />
Ein Land hat dabei mehr Entscheidungsgewalt darüber,<br />
was es mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen anfängt. So<br />
erzeugt <strong>der</strong> Geber einerseits Eigenverantwortung und Selbstständigkeit<br />
– an<strong>der</strong>erseits hat er keinen Einfluss darauf, wie das Projekt<br />
sich weiter entwickelt, und ist auch nicht vor Missbrauch gefeit. Die<br />
Arbeit in diesem Spannungsfeld ist eine Herausfor<strong>der</strong>ung. Ein an<strong>der</strong>er<br />
Trend, den wir beobachten, ist die Multiplikation <strong>der</strong> staatlichen,<br />
zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessensgruppen in<br />
<strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit – allein innerhalb Deutschlands.<br />
International spielt die<br />
EU eine große Rolle. Und<br />
ehemalige Entwicklungslän<strong>der</strong> wie China,<br />
Indien, Brasilien, aber auch Südafrika, leisten<br />
jetzt ihrerseits Entwicklungshilfe. Insgesamt mangelt es aber<br />
an Koordination. Geför<strong>der</strong>t wird oft das, was in den Geberlän<strong>der</strong>n<br />
politisch gerade en vogue ist.<br />
MUM: Was halten die Tansanier selbst von Entwicklungszusammenarbeit?<br />
Stefan Plenk: Das ist unterschiedlich: Der Vertreter einer Jugendorganisation<br />
erzählte mir, dass die Organisation größerer Treffen<br />
o<strong>der</strong> Bildungsprojekte ohne Hilfe von außen nicht möglich wäre.<br />
Vertreter von Berufsverbänden dagegen sagten, sie würden Entwicklungszusammenarbeit<br />
am liebsten abschaffen – und durch eine<br />
fairere Weltwirtschaftsordnung ersetzen, ohne Subventionen <strong>der</strong><br />
reichen Län<strong>der</strong> in den eigenen Reihen.<br />
MUM: Was haben Sie selbst aus Tansania mitgenommen?<br />
Stefan Plenk: Sehr vieles, das vielleicht für unsere Gesellschaft hilfreich<br />
wäre. Neben <strong>der</strong> überwältigenden Herzlichkeit hat mich die<br />
große Solidarität unter den Menschen beeindruckt, die trotz <strong>der</strong><br />
Armut herrscht. Das ist etwas, das Studien zufolge bei uns mehr und<br />
mehr abnimmt. <br />
■ Interview: ajb<br />
Mithelfen<br />
Wer Informationen über Hilfsprojekte sucht o<strong>der</strong> sich selbst engagieren<br />
möchte: Die Internetseite des Bundesministeriums für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bietet eine<br />
Liste anerkannter Organisationen<br />
(www.bmz.de – Service – Adressen und Links).<br />
N R . 4 • 2013 thema<br />
9
N R . 4 • 2013 essay<br />
10<br />
ESSay<br />
Die Wirtschaftskrise<br />
und ihre Bedeutung für die Ethik<br />
in <strong>der</strong> Hochschullehre<br />
1 Professor Dominik H. Enste ist<br />
Geschäftsführer an <strong>der</strong> Institut <strong>der</strong><br />
deutschen Wirtschaft Köln Akademie<br />
G<strong>mb</strong>H in Köln.<br />
„Nichts übt den Geist mehr als das Bemühen,<br />
Rätselhaftes zu ergründen: Man kommt dabei<br />
auf Dinge, die man auf gebahntem Wege nach<br />
dem klaren Ziele nicht gefunden haben würde.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe, 1820.<br />
Die Entwicklungen in <strong>der</strong> Wirtschaft, Gesellschaft<br />
und auch in den Wirtschaftswissenschaften liefern<br />
viele Gründe, den Geist zu for<strong>der</strong>n und Rätselhaftes<br />
zu ergründen. Warum haben Ökonomen die Krise<br />
und die in <strong>der</strong> Folge stattfindenden Aufstände<br />
gegen Ungerechtigkeit und Armut nicht kommen<br />
sehen? Warum konnten in <strong>der</strong> Finanzbranche lange<br />
Zeit extrem riskante – bisweilen illegale – Geschäfte<br />
ungehin<strong>der</strong>t getätigt werden? Welchen<br />
Einfluss hatten und haben die einseitigen neoklassischen<br />
Modelle und das Denken im Sinne von<br />
Milton Friedman (1970) – „The Social Responsibility<br />
of Business is to increase its profits“ – in den<br />
Wirtschaftswissenschaften auf die reale Welt?<br />
Neben dem Geist und dem Denken spielen bei <strong>der</strong><br />
Beantwortung dieser Fragen Intuitionen, Motivationen,<br />
zwischenmenschliche Interaktionen und<br />
insbeson<strong>der</strong>e die (Wirtschafts-) Ethik eine zentrale<br />
Rolle (vgl. Enste/Hüther, 2011). Statt eines verengten<br />
Blickes einer Fachrichtung ist die interdisziplinäre<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> komplexen Zusammenhänge<br />
notwendig, die zum Beispiel seit über zehn<br />
Jahren vom Roman Herzog Institut in München<br />
geför<strong>der</strong>t wird.<br />
1. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat auf drastische<br />
Art und Weise gezeigt, dass rein ökonomische<br />
Steuerungs- und Erklärungsansätze den<br />
komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen<br />
nicht gerecht werden. Die Vernachlässigung von<br />
Aspekten wie Sozialkapital und Vertrauen sowie<br />
von moralischen Risiken hat in Ko<strong>mb</strong>ination mit<br />
falschen Anreizstrukturen und schwachen Institutionen<br />
wesentlich zu den aktuellen Erschütterungen<br />
<strong>der</strong> Weltwirtschaft beigetragen.<br />
2. Gleichzeitig gibt es – nicht nur in Deutschland<br />
– einen methodischen und ideologischen Streit um<br />
die Neuausrichtung <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften.<br />
Sollten sich diese wie<strong>der</strong> mehr ihrer normativen<br />
Wurzeln besinnen und stärker den Bezug zu den<br />
an<strong>der</strong>en Sozialwissenschaften suchen o<strong>der</strong> weiter<br />
den Naturwissenschaften nacheifern? Dieser<br />
Streit ist noch nicht entschieden, aber die Krise<br />
lehrt, dass die institutionenökonomischen Ansätze<br />
in Verbindung mit <strong>der</strong> Verhaltensökonomik<br />
menschliches Verhalten wohl besser erklären können<br />
als mathematisch stringente, aber realitätsferne<br />
Modelle.<br />
3. Menschen verhalten sich systematisch an<strong>der</strong>s,<br />
als vom Standardmodell <strong>der</strong> neoklassischen Ökonomik<br />
vorausgesagt wird. Diese Fälle sind nicht<br />
nur seltene Ausnahmen. Begrenzte Rationalität,<br />
Abweichungen vom Eigennutzaxiom und eingeschränkte<br />
Nutzenmaximierung zeigen sich in vielfältigen<br />
Schattierungen und Situationen und erhöhen<br />
den Druck, das Standardmodell zu modifizieren.<br />
Hinzu kommt, dass die Lehre vom „Homo<br />
oeconomicus“ von vielen Menschen für die Finanzkrise<br />
zumindest mitverantwortlich gemacht wird.<br />
Die moralischen Risiken, welche von nahezu ausschließlich<br />
auf extrinsische und vielfach kurzfristig<br />
orientierte Belohnungssysteme (Bonuszahlungen)
ausgerichteten Unternehmensphilosophien ausgehen, wurden im<br />
ökonomischen Denken unterschätzt. So wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
vor allem Anreize für kurzfristige Gewinnmaximierung gesetzt.<br />
Rätselhaftes, Unerwünschtes, Unerklärliches o<strong>der</strong> kurz: Krisen<br />
sind immer ein guter Anlass, gebahnte Wege zu verlassen und nach<br />
neuen Wegen und Lösungsansätzen zu suchen. Ein Weg ist – Werturteilsstreit<br />
hin o<strong>der</strong> her – zu akzeptieren, dass eine gesellschaftlich<br />
relevante Ökonomik immer auch normativ ist; nicht nur, aber auch<br />
durch die Verbindung mit <strong>der</strong> Wirtschafts- und Unternehmensethik.<br />
Ziel ist nicht die Verteufelung o<strong>der</strong> Lobpreisung von Marktwirtschaft<br />
und Wettbewerb, son<strong>der</strong>n die Gestaltung <strong>der</strong> Bedingungen für „Win-<br />
Win“-Situationen zwischen Markt und Moral (vgl. Enste, 2006).<br />
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon for<strong>der</strong>te schon 2007 die Business<br />
Schools weltweit auf, die „Principles of Responsible Management<br />
Education“ (PRME) des Global Compact <strong>der</strong> Vereinten Nationen in<br />
die Lehre zu integrieren. Viele Hochschulen in Deutschland haben<br />
die Wirtschaftsethik in den letzten Jahren in <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Ausbildung gestärkt. CSR (Corporate Social Responsibility)<br />
hat als unternehmensethisches Kernthema an Bedeutung<br />
gewonnen, wie zum Beispiel <strong>der</strong> aktuelle CSR-Atlas (Gerholz/Heinemann,<br />
2012) zeigt. Demnach haben in Nordrhein-Westfalen bereits<br />
zwei Drittel <strong>der</strong> befragten Wirtschaftsfakultäten dieses Thema in<br />
ihre Fachmodule integriert. Zudem ist die Wirtschaftsethik (Business<br />
Ethics) als eigenständiges Modul bereits in einigen Hochschulen<br />
verankert (u.a. an <strong>der</strong> Fachhochschule Köln). Auch die <strong>LMU</strong> in<br />
München hat richtigerweise seit Kurzem ein solches Pflichtseminar<br />
in die Ausbildung <strong>der</strong> Volks- und Betriebswirte integriert. Ziel ist die<br />
Erweiterung <strong>der</strong> ökonomischen Lehre um diese Schwerpunkte, nicht<br />
die Ausbildung fachlich losgelöster „Ethiker“ (Pies et al., 2007).<br />
Dieses Angebot trifft auch auf eine breite Nachfrage vonseiten<br />
<strong>der</strong> Studierenden und Unternehmen: Das studentische Netzwerk<br />
für Wirtschafts- und Unternehmensethik sneep hat 2009 in einer<br />
Online-Befragung von 3.400 Studierenden in Deutschland ermittelt,<br />
dass zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten Wirtschaftsethik als verpflichtenden<br />
Bestandteil <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung for<strong>der</strong>n.<br />
Eine MBA-Studie <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung (2010) zeigt darüber hinaus,<br />
dass sich auch Masterstudierende Angebote zu CSR (74 Prozent)<br />
sowie zu ethischen und nachhaltigen Perspektiven des Wirtschaftens<br />
(67 Prozent) wünschen. Gemäß einer umfassenden repräsentativen<br />
Befragung von über 4.200 Unternehmen in Deutschland<br />
for<strong>der</strong>n diese sogar zu 90 Prozent ein Pflichtfach „Wirtschafts- und<br />
Unternehmensethik“ (vgl. Erster Engagementbericht, 2012).<br />
Ist die Wirtschaftsethik nun ein Modethema, das in Anbetracht<br />
aktueller Krisenphänomene kurzfristig Aufmerksamkeit genießt,<br />
o<strong>der</strong> ist dies eine nachhaltige Entwicklung? Das Institut <strong>der</strong> deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW Köln) befasst sich jedenfalls seit mehr als<br />
25 Jahren mit Fragen <strong>der</strong> Wirtschafts- und Unternehmensethik und<br />
sieht darin alles an<strong>der</strong>e als ein Modethema. Die Vertrauens krise<br />
war und ist ein wichtiger Auslöser, sich stärker mit den Dilemmata<br />
zwischen Markt und Moral zu beschäftigen. Das haben auch die<br />
Unternehmen erkannt – nicht zuletzt deshalb versuchen sie, ihre<br />
Unternehmenskultur zu verän<strong>der</strong>n und ihre Mitarbeiter für drohende<br />
Reputationsverluste zu sensibilisieren. Nicht nur finanzielle<br />
und unternehmerische Risiken müssen gemanagt werden, son<strong>der</strong>n<br />
auch moralische Risiken! Als Reaktion auf die gestiegene Nachfrage<br />
an Expertise in diesen Fragen hat das IW Köln im Jahr 2012<br />
die IW Akademie G<strong>mb</strong>H gegründet. Neben Executive-Education-<br />
Seminaren zur mitverantwortlichen Unternehmensführung wird<br />
ab dem Winter semester 2014/2015 auch ein berufsbegleiten<strong>der</strong><br />
Master studiengang „Master of Behavioural Ethics, Economics and<br />
Psychology (M.A.)“ angeboten. Für alle, die nicht nur auf gebahntem<br />
Wege zum Ziel kommen möchten. Es ist sehr zu begrüßen, dass<br />
auch die <strong>LMU</strong> mit einem Pflichtseminar zu Wirtschafts- und Unternehmensethik<br />
die Studierenden zum interdisziplinären, normativen<br />
Vor-, Quer- und Nachdenken anregt.<br />
N R . 4 • 2013 essay<br />
11<br />
www.romanherzoginstitut.de
N R . 4 • 2013 Profile<br />
12<br />
Neue Reptilien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz<br />
Die Atemnot <strong>der</strong> Agame<br />
Bereits seit Sommer 2012 ist sie in Betrieb. Am 12. Juli dieses Jahres wurde die<br />
neue Reptilien-, Amphibien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz feierlich übergeben. Sie ist an<br />
die Vogelklinik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> angeglie<strong>der</strong>t und ermöglicht die gleichzeitige stationäre<br />
Behandlung von rund 100 Tieren.<br />
Das Röntgenbild zeigt es deutlich: Die vielen Punkte im Darmtrakt <strong>der</strong> Schildkröte<br />
sind kleine Steine. Hun<strong>der</strong>te von ihnen haben das Verdauungsorgan prall gefüllt, für<br />
etwas an<strong>der</strong>es scheint kein Platz mehr. Gefressen hat sie das Reptil, um Kalzium aufzunehmen<br />
o<strong>der</strong> Parasiten loszuwerden – jetzt müssen die Steinchen raus, sonst kann<br />
es zu einem Darmverschluss kommen: Die Tierärzte <strong>der</strong> Klinik für Vögel, Reptilien,<br />
Amphibien und Zierfische auf dem Campus Oberschleißheim werden dem Panzertier<br />
gewiss helfen können, wie auch den vielen an<strong>der</strong>en Tieren, die stationär in <strong>der</strong> neuen<br />
Reptilien- und Zierfischa<strong>mb</strong>ulanz behandelt werden – ob <strong>der</strong> Schildkröte mit Herpes,<br />
<strong>der</strong> Bartagame mit Atemnot o<strong>der</strong> dem Goldfisch mit Abschürfungen und Pilzbefall.<br />
1 Patient Schildkröte unter dem Röntgengerät:<br />
Die Steinchen müssen raus aus dem Darm.<br />
Hochsicherheit für giftige Patienten<br />
Wenn man von <strong>der</strong> St.-Hubertus-Straße auf die Veterinärstraße in Oberschleißheim<br />
abbiegt, übersieht man die A<strong>mb</strong>ulanz schnell: Das flache, in Braun und Ocker gehaltene<br />
Gebäude mit <strong>der</strong> Frontmauer aus sogenannten Gabionen o<strong>der</strong> Drahtschotterkästen<br />
fällt kaum auf. Es duckt sich hinter dem mehrstöckigen Bau <strong>der</strong> Vogelklinik und<br />
passt sich so gleichsam organisch seiner sehr grünen Umgebung an. Seine Gestaltung<br />
soll bewusst an die natürlichen Lebensräume <strong>der</strong> Tiere erinnern, die in seinem<br />
Innern behandelt werden. Darin untergebracht sind auf 240 Quadratmetern Nutzfläche<br />
mo<strong>der</strong>nste Gerätschaften und Einrichtungen für die Behandlung <strong>der</strong> wechselwarmen<br />
Patienten: ein A<strong>mb</strong>ulanz- und Operationsraum mit Tisch – nicht aus Metall,<br />
son<strong>der</strong>n aus Kunststoff, um die Tiere nicht erstarren zu lassen – sowie zum Beispiel<br />
ein Sonografiegerät. Es gibt eine Station mit Terrarien für Reptilien, eine mit Aquarien<br />
für Fische. Alle Vivarien sind fein säuberlich mit Art des Tieres, dem ärztlichen Befund<br />
und, sofern vorhanden, auch mit dem Namen beschriftet: So ist <strong>der</strong> Schwanz des<br />
giftgrünen Ritteranolis „Sir Lancelot“ schon fast ausgeheilt.<br />
Ebenso gibt es eine Station für Tiere, die zum Beispiel mit Salmonellen o<strong>der</strong> Tuberkulosebakterien<br />
infiziert sind, also Erkrankungen haben, die potenziell auch dem<br />
Menschen gefährlich werden können.<br />
1 Mo<strong>der</strong>nste Behandlungstechnik in <strong>der</strong> A<strong>mb</strong>ulanz.<br />
Auf die Infektionsstation folgt ein Raum, <strong>der</strong> nur durch eine Art Schleuse betreten werden<br />
kann. „Man muss erst die eine Tür zumachen, um die nächste öffnen zu können“,<br />
erklärt Professor Rüdiger Korbel, Direktor <strong>der</strong> Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien<br />
und Zierfische. Und ein plötzlich ertönen<strong>der</strong> Alarm erinnert daran, dass man eine
1 Der Ritteranolis „Sir Lancelot“ ist schon fast wie<strong>der</strong> gesund.<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
13<br />
Tür auch nicht zu lange auflassen darf: Alles erinnert hier an den<br />
Hochsicherheitstrakt einer Strafanstalt. Aber es ist die Station für<br />
Gefahrtiere, für Giftschlangen o<strong>der</strong> Krokodile. Auch Skorpione und<br />
gefährliche Spinnen, die die Ärzte <strong>der</strong> Klinik ebenfalls behandeln,<br />
finden hier Aufnahme. „Die Lüftungen o<strong>der</strong> Abflüsse sind in diesem<br />
Raum speziell für diese Tiere ausgelegt“, erklärt Rüdiger Korbel.<br />
Denn es sei durchaus möglich, dass eine Schlange Junge bekommt<br />
– die seien „so klein und schmal und könnten bei geringeren Sicherheitsvorkehrungen<br />
leicht entkommen“.<br />
Humanmedizin vergleichbar. 6.000 Tiere sollen pro Jahr in <strong>der</strong> erweiterten<br />
Klinik behandelt werden. Zudem erfüllt sie zukünftig die<br />
Aufgabe eines Kompetenzzentrums für Exoten, das europaweit in<br />
puncto Lehre, Dienstleistung und Forschung in dieser Dimension<br />
einmalig ist.<br />
■ cg<br />
Wichtigster Erkrankungsgrund: falsche Haltung<br />
Rund 100 tierische Patienten können in <strong>der</strong> A<strong>mb</strong>ulanz stationär<br />
betreut werden – von Geckos mit zehn Gramm Gewicht bis hin zu<br />
Spornschildkröten, die leicht bis zu 60 Kilogramm auf die Waage<br />
bringen, und vom kleinen Goldfisch bis zum Koikarpfen.<br />
Eine große Herausfor<strong>der</strong>ung war demnach die Klimaregelung in<br />
dem neuen Gebäude. Denn während es die Fische eher kühl mögen,<br />
präferieren die Reptilien warme Temperaturen, um ihre Blessuren<br />
und Krankheiten auszukurieren. „Zumeist sind diese auf eine falsche<br />
Haltung zurückzuführen“, erläutert Professor Korbel. Ursachen seien<br />
unter an<strong>der</strong>em eine falsche Ernährung o<strong>der</strong> zu wenig UV-Licht, das<br />
eine herkömmliche Beleuchtung nicht abstrahlt. Die Folgen: Stoffwechselerkrankungen,<br />
Vitamin D-Mangel, Knochendeformationen.<br />
„Wir versuchen, die Halter zu sensibilisieren und im Sinne einer<br />
art- und tierschutzgerechten Haltung Aufklärungsarbeit zu leisten“,<br />
erklärt <strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Klinik.<br />
Auch Traumaerkrankungen, wie sie auftreten, wenn zum Beispiel<br />
eine Schildkröte vom Balkon gefallen ist o<strong>der</strong> von einem Hund als<br />
Kauknochen missbraucht wurde, werden in <strong>der</strong> A<strong>mb</strong>ulanz behandelt.<br />
Die technische Ausrüstung an <strong>der</strong> Klinik für Vögel, Reptilien und<br />
Zierfische ist absolut State of the Art und mit den Standards in <strong>der</strong><br />
www.reptilienklinik.com<br />
1 Klinikdirektor Professor Rüdiger Korbel mit einem<br />
Blauzungenskink.
<strong>LMU</strong> macht Schule<br />
Lehren lernen<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
14<br />
Die Lehramtsstudierenden <strong>der</strong> Biologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> gehen neue<br />
Wege. Zum ersten Mal durften sie im Rahmen eines Schülerpraktikums<br />
Klassen in ganz Bayern unterrichten und im Anschluss<br />
mit ihnen das erlernte Wissen im Labor in die Praxis umsetzen.<br />
Dr. Andreas Brachmann möchte damit den Erfahrungstransfer<br />
ausbauen und ein interdisziplinäres Programm für eine bessere<br />
Lehrerausbildung etablieren.<br />
Nach <strong>der</strong> Sicherheitseinweisung legen die 18 Schülerinnen und<br />
Schüler des Gymnasiums Geretsried los: Im Labor <strong>der</strong> Fakultät für<br />
Biologie in Martinsried werden die Mikroliterpipetten inspiziert, die<br />
Heizblöcke initialisiert und die Ergebnisse des Zentrifugierens<br />
interpretiert. Ziel des Projekttags „Genetik macht Schule“ ist es,<br />
unter Aufsicht <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Lehramtsstudierenden einen genetischen<br />
Fingerabdruck zu erstellen. Dazu gurgeln die Elftklässler mit einer<br />
sterilen Kochsalzlösung und spucken sie anschließend mit den<br />
gelösten Mundschleimhautzellen in ein Reagenzglas. Die darin enthaltene<br />
DNA soll jetzt isoliert, in einem zweiten Schritt vervielfältigt<br />
und zum Schluss mittels Gelelektrophorese ausgewertet werden.<br />
Das Kniffelige daran: Die Pennäler müssen erst die Zellen aufbrechen,<br />
um an die DNA zu kommen. Wie das funktioniert, müssen<br />
sie selbst herausfinden.<br />
Die Idee zu <strong>der</strong> neuartigen Lehrveranstaltung hatte Dr. Andreas<br />
Brachmann. Gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Germ schrieb<br />
er die Lehranstalten an, um sie für dieses eintägige Praktikum zu<br />
gewinnen – mit Erfolg. Nach den Pfingstferien durften die insgesamt<br />
zwölf Lehramtsstudierenden sechs Klassen in ganz Bayern in einer<br />
Doppelstunde mit Themen aus dem regulären Lehrplan auf den Projekttag<br />
vorbereiten und im Juni mit ihnen zusammen das erlernte<br />
Wissen im Biozentrum <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> in <strong>der</strong> Praxis anwenden. Dabei kümmern<br />
sich jeweils zwei Studierende um eine Jahrgangsstufe,<br />
während zwei Hospitanten den Unterricht beobachten, um direkt im<br />
Anschluss eine Rückmeldung geben zu können. „Wir geben im Vorfeld<br />
höchstens Anregungen“, beteuert Brachmann, „die Umsetzung<br />
ist allein den Studierenden überlassen.“ Aus diesem Grund laufe<br />
jedes Praktikum an<strong>der</strong>s ab.<br />
Selbstständige Unterrichtsführung<br />
Tobias ist froh, kurz vor seinem Staatsexamen diese Veranstaltung<br />
mit Schülerkontakt gefunden zu haben. „Die sind lei<strong>der</strong> immer sehr<br />
rar gesät“, sagt <strong>der</strong> angehende Pädagoge, während er den 17-Jährigen<br />
die Apparaturen erklärt. In Bad Reichenhall hätte ihm <strong>der</strong> Lehrer<br />
bei <strong>der</strong> Konzeption völlig freie Hand gelassen und zum abschluss<br />
sogar ein ausführliches Feedback zu Didaktik, Methodik, Auftreten,<br />
Umgang sowie Zeitmanagement gegeben. Nur vereinzelt berichten<br />
Teilnehmer von weniger motivierten Lehrkräften, die nach dem<br />
Unterricht lediglich ein „Nicht so schlecht wie gedacht“ gebrummt<br />
hätten. „Bei mir hat sich die Mitarbeit aber gelohnt“, bekräftigt<br />
tobias. „Sie ist für jeden nachfolgenden Lehrämtler ein Gewinn.“<br />
Die mitgereiste Lehrerin aus Geretsried ist von dem Konzept ebenfalls<br />
überzeugt. „In <strong>der</strong> Schule wollen die Schüler nur bespaßt<br />
werden und nichts selber machen“, erzählt Tanja Greiner. Jetzt würden<br />
sogar welche mitarbeiten, die sonst nie an Biologie Interesse<br />
gezeigt hätten. „Es ist wichtig, dass sie das Leben an <strong>der</strong> Universität<br />
kennenlernen und mit Luxusgeräten experimentieren, die sich unser<br />
Gymnasium nicht leisten kann.“ Das Problem laut Greiner: Viele
<strong>der</strong> angehenden Abiturienten haben bisher noch niemals praktisch<br />
gearbeitet. „Was sie heute machen, behalten sie deshalb für immer“,<br />
ist sich die Pädagogin sicher.<br />
Brachmann freut sich über dieses Lob, denn die Durchführung<br />
von an Schulen nicht realisierbaren Experimenten mit universitären<br />
Forschungsgeräten war einer seiner Grundgedanken bei <strong>der</strong><br />
Konzeption. „Wir wollten Lehramtsstudierende auf die Vermittlung<br />
komplexer Sachverhalte an Schulklassen vorbereiten“, erläutert <strong>der</strong><br />
Genetiker. Neben <strong>der</strong> Begeisterung für molekularbiologische Themen<br />
ist ihm beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Erfahrungstransfer aus <strong>der</strong> Praxis in die<br />
universitäre Ausbildung wichtig.<br />
Projektfortsetzung gewünscht<br />
Nach <strong>der</strong> Praktikumswoche werden alle Resultate ausgewertet. Der<br />
fertige Bericht soll als Anregung für an<strong>der</strong>e Kursleiter dienen und ab<br />
Nove<strong>mb</strong>er an weiteren Fakultäten vorgestellt werden. „Ich habe die<br />
Hoffnung, dass Studierende ihn sehen und das Projekt gemeinsam<br />
mit ihren Dozenten fortführen“, ergänzt Brachmann, <strong>der</strong> für dieses<br />
Seminar extra an<strong>der</strong>e Projekte verschoben hat. Sein Ziel ist nichts<br />
weniger, als den Grundstein für ein langfristiges Praktikumsprogramm<br />
zu legen. „Lehren lernen“, lautet sein Credo. Nur so könnten<br />
aus guten Studierenden gute Lehrer werden, was wie<strong>der</strong>um zu<br />
guten Studentinnen und Studenten führt. Die Schulen wissen sein<br />
Engagement zu schätzen.<br />
1 <strong>LMU</strong>-Lehramtsstudent Tobias erklärt den Elftklässlern den Gebrauch <strong>der</strong><br />
Mikroliterpipetten.<br />
1 Nach einer kurzen Einweisung sollen die Schülerinnen und Schüler aus<br />
Geretsried ihren genetischen Fingerabdruck ermitteln.<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
15<br />
In den zurückgeschickten Fragebögen werden vor allem das Ergebnis,<br />
die Kommunikation und das selbstständige Arbeiten gelobt. Auf<br />
<strong>der</strong> Negativseite steht lediglich „Praktikum zu kurz“. Dies würde<br />
Brachmann gerne än<strong>der</strong>n, allerdings ist die Bürokratie an den Ausbildungsstätten<br />
dafür zu groß. „Ich kann nicht einfach zum Direktor<br />
gehen und sagen, ich habe da ein Angebot“, konkretisiert Greiner.<br />
Allein für diesen einen Tag bedurfte es Genehmigungen, Vertretungspläne<br />
und an<strong>der</strong>en Organisationsaufwand. Sie wünscht sich<br />
daher einen Exkursionstag kurz vor den Sommerferien – ähnlich<br />
dem Wan<strong>der</strong>tag. „Ich habe zwar nicht die Illusion, damit alle Schüler<br />
für Biologie zu begeistern“, erklärt die Lehrerin. „Sie nehmen aber<br />
auf jeden Fall was mit – und wenn es nur ist, dass sie dieses Fach<br />
lieber nicht studieren wollen.“<br />
■ dl
N R . 4 • 2013 Profile<br />
16<br />
Ein Stück Hogwarts an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
GroSSes Kino<br />
Als Kind wuchs er zusammen mit Gorillas im Dschungel auf, in<br />
seiner Jugend kämpfte er an <strong>der</strong> Seite von Harry Potter gegen<br />
Lord Voldemort, später verlor er seine große Liebe Bella an einen<br />
Vampir. So abenteuerlich liest sich die Geschichte von Max Fel<strong>der</strong>.<br />
Der <strong>LMU</strong>-Student ist Schauspieler sowie Synchronsprecher und<br />
verleiht seine Stimme unter an<strong>der</strong>em an Rupert Grint alias ron<br />
Weasley aus Harry Potter und an Taylor Lautner, <strong>der</strong> in Twilight<br />
den Werwolf Jacob Black spielt.<br />
Aufgrund seiner abenteuerlichen „Stim<strong>mb</strong>iografie“ passt es gut,<br />
dass Max Fel<strong>der</strong> auf seinem Motorrad zum Gespräch mit MUM<br />
kommt. Trotz Helmfrisur lässt sich <strong>der</strong> 24-Jährige sofort fotografieren<br />
– eitel ist er nicht. Und dabei hätte er Grund dazu, denn Max<br />
Fel<strong>der</strong> ist – wie die Stars, die er spricht – ein Frauenschwarm.<br />
Der hochgewachsene Amerikanistikstudent besitzt die Ausstrahlung<br />
eines aufstrebenden Schauspielers, <strong>der</strong> es noch weit bringen wird.<br />
In Wirklichkeit ist Max Fel<strong>der</strong> schon ein alter Hase im Geschäft:<br />
Seit 15 Jahren schauspielert er und spricht Synchronrollen.<br />
Take 1: „Mama, ich will Schauspieler werden“<br />
Angefangen hat alles, lange bevor <strong>der</strong> Student den großen Stars seine<br />
Stimme lieh. Und zwar an dem Tag, als <strong>der</strong> kleine Max mit acht<br />
Jahren den Film „Kevin allein zu Haus“ gesehen hat: „Mir hat <strong>der</strong><br />
Film wahnsinnig gut gefallen, vor allem, was die Rolle Kevin in dem<br />
Film machen konnte und durfte – das sah nach viel Spaß aus. Und<br />
das wollte ich auch… Kleine Kin<strong>der</strong> haben viele Wünsche, was sie<br />
werden wollen: Astronaut, Bauer, Feuerwehrmann. Ich wollte Schauspieler<br />
werden.“ Sofort erzählte er seinen Eltern von dem Wunsch,<br />
die zunächst nicht so recht daran glauben wollten. Zwei Wochen<br />
später las seine Mutter in <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung einen Aufruf<br />
zum Casting, von dem sie ihm spaßeshalber erzählte. Max‘ Mutter<br />
rechnete nicht damit, wie ernst es ihrem Sohn war. Er „nervte“ sie<br />
so lange, bis sie ihn anmeldete. So fuhr Max Fel<strong>der</strong> zu seinem ersten<br />
Casting, das aus mehreren Runden bestand. Einen Monat später<br />
bekam er die Rolle des Anton in „Pünktchen und Anton“, einem sehr<br />
erfolgreichen und bis heute beliebten deutschen Kin<strong>der</strong>film.<br />
Die erste Synchronsprecherrolle bekam Max Fel<strong>der</strong> kurze Zeit später<br />
angeboten: „Disney fragte mich, ob ich dem jungen Tarzan seine<br />
Stimme leihen möchte. Ich wusste damals nicht, was das genau ist<br />
– aber ich hatte Lust darauf, also habe ich es gemacht.“ Die Direktbesetzung<br />
in einem Disneyfilm war ein gelungener Einstieg als<br />
Synchronsprecher für den damals Neunjährigen – <strong>der</strong> zu dem Zeitpunkt<br />
noch nicht wusste, dass er später aus dem Spaß seinen Beruf<br />
machen würde. Festbesetzungen für Synchronrollen sind nicht die<br />
Regel, oft gibt es ein Casting. Für „Twilight“ wurde die Stimme von<br />
Max Fel<strong>der</strong> direkt besetzt, bei „Harry Potter“ war das an<strong>der</strong>s: „Bei<br />
Harry Potter habe ich die große Casting-Runde gemacht.“ Ursprünglich<br />
wurde Fel<strong>der</strong> für die Sprecherrolle von Neville Longbottom<br />
gecastet, die ihm auch angeboten wurde. Eine Woche später war er<br />
noch einmal zum Probesprechen eingeladen für eine an<strong>der</strong>e Rolle<br />
– Draco Malfoy. Und wie<strong>der</strong> eine Woche später wurde er zum Probesprechen<br />
für die Rolle von Ron Weasley eingeladen. Dabei blieb<br />
es dann. „Ich spreche gerne böse Charaktere, insofern wäre ich mit<br />
Malfoy auch gut bedient gewesen, aber Ron war meine Traumrolle.<br />
Es war die größte Rolle über den längsten Zeitraum.“ Elf Jahre hat<br />
Max Fel<strong>der</strong> Ron Weasley gesprochen – seine Stimme ist mit <strong>der</strong><br />
Rolle erwachsen geworden.<br />
Take 2: Max Fel<strong>der</strong> im Studio<br />
Heute ist das Stimmenrepertoire des 24-Jährigen groß, und seine<br />
Synchronrollen könnten unterschiedlicher nicht sein. Trainieren muss<br />
er dafür nicht – Praxis ist seine Übung, denn er ist jede Woche im<br />
Studio und arbeitet. „Ich kenne auch keinen Synchronsprecher, <strong>der</strong><br />
zuhause Stimmübungen macht. Ein Mensch, <strong>der</strong> zum Beispiel im<br />
Büro arbeitet, sitzt ja auch nicht zu Hause und übt Excel-Tabellen.“<br />
Dennoch gibt es sehr anspruchsvolle Rollen: Seine schwierigste<br />
sprach Fel<strong>der</strong> in dem Dokumentarspielfilm „Die Hausschlüssel“, in<br />
dem er einen geistig behin<strong>der</strong>ten Jungen spricht, dessen Stimme im<br />
Laufe des Tages immer schwächer wird, bis er anfängt zu nuscheln.<br />
Bei dieser Rolle wurde er von einem Sprachcoach begleitet.<br />
„Was auch immer schwierig ist, sind Horror- o<strong>der</strong> Splatterfilme –<br />
wenn man zum Beispiel auf langsame und bestialische Weise getö-
tet wird.“ Da werden die Aufnahmesequenzen –<br />
Takes genannt – schon einmal öfter wie<strong>der</strong>holt. Die<br />
Takes, in denen die Filme im Studio synchronisiert<br />
werden, bestehen meist aus einem bis drei Sätzen.<br />
Es kann aber auch sein, dass ein Take nur ein Lacher<br />
o<strong>der</strong> ein Atmen ist. Zuerst sieht sich Max<br />
Fel<strong>der</strong> einen Take im Original an, anschließend<br />
spricht er parallel zum Bild. Wichtig ist, dass er<br />
sich stark an <strong>der</strong> Rolle orientiert. „Natürlich haben<br />
Synchronregisseur und -Sprecher ihre künstlerische<br />
Freiheit. Dennoch sollte die Synchronfassung<br />
eines Films so nah wie möglich am Original sein<br />
– das ist die Vorgabe.“<br />
Synchronisation, findet Max Fel<strong>der</strong>, verän<strong>der</strong>e immer<br />
etwas. „Es gibt amerikanische Schauspieler,<br />
die meiner Meinung nach im Deutschen besser<br />
klingen. Trotzdem ist es natürlich immer spannend,<br />
Sachen im Original zu sehen und zu schauen<br />
– was ist an<strong>der</strong>s?“ Man kann sich vorstellen, dass<br />
sich Max Fel<strong>der</strong> aufgrund seiner Arbeit im Kino<br />
an<strong>der</strong>s verhält als an<strong>der</strong>e. Er selbst nennt das liebevoll<br />
„Synchronkrankheit“. Ein Symptom davon<br />
ist, dass er die ersten zehn Minuten des Films auf<br />
die Stimmen hört und herausfinden will, wo die<br />
Synchronfassung produziert wurde und wer die<br />
Sprecher sind. Ein weiteres Symptom: „Ich bleibe<br />
den ganzen Abspann und sitze dann meist noch als<br />
einer <strong>der</strong> letzten im Kino – zusammen mit denen,<br />
die noch ihr Popcorn fertig essen.“ In Filme, in<br />
denen er selbst zu hören ist, geht Max Fel<strong>der</strong> vorbelastet.<br />
„Ich bin sehr selbstkritisch. Mittlerweile<br />
höre ich mich aber ganz gerne selbst, es ist eine<br />
gute Selbstkontrolle.“<br />
Take 3: Traumziel Amerika<br />
1 Studiert aus Interesse, denn seinen Traumjob hat er schon gefunden:<br />
Schauspieler und Synchronsprecher Max Fel<strong>der</strong>.<br />
Für Synchronsprecher gibt es in Deutschland nur zwei Orte zum Arbeiten: München<br />
o<strong>der</strong> Berlin. Dem gebürtigen Münchener fiel die Wahl daher nicht schwer. Ebenso<br />
leicht entschied er sich für Nordamerikanistik als Studienfach. „Ich war schon immer<br />
ein Amerika-Fan – reiste mehrmals dorthin und habe dort auch schon gedreht. Ich<br />
habe gemerkt, dass ich mehr darüber wissen will, insbeson<strong>der</strong>e über die Geschichte.“<br />
Das Studium ist für Max Fel<strong>der</strong> ein Weg, um nicht stehen zu bleiben und sich fortzubilden.<br />
Er studiert vor allem aus Interesse, denn seinen Traumjob hat er bereits gefunden.<br />
Wie damals als Achtjähriger weiß <strong>der</strong> heute 24-Jährige genau, was er will: Er möchte<br />
das tun, was er jetzt schon tut – schauspielen und synchronsprechen. „Mein Traum<br />
ist es, irgendwann als Schauspieler in Europa und Amerika zu arbeiten.“ Um seinem<br />
Vorhaben näher zu kommen, arbeitet <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Student stetig an seinem Erfolg.<br />
Gerade sind Semesterferien – nicht für Max Fel<strong>der</strong>. Er steigt wie<strong>der</strong> auf sein Motorrad<br />
und fährt weiter ins Studio. Auf ihn wartet die Arbeit, seine Stimme wird verlangt.<br />
<br />
■ ski<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
17<br />
Max Fel<strong>der</strong>s Fanseite auf Facebook:<br />
http://tinyurl.com/phzsznn
N R . 4 • 2013 Profile<br />
18<br />
Aktion Royal Art Dolls<br />
Farben machen Puppen<br />
An <strong>der</strong> Aktion „Royal Art Dolls“ <strong>der</strong> Leonardo Hotelgruppe beteiligte sich auch die<br />
<strong>LMU</strong> o<strong>der</strong> besser, junge Künstler des Instituts für Kunstpädagogik. Der Auftrag:<br />
eine Art Schaufensterfigur zu gestalten.<br />
Eine Gummibärchenlampe, glücklicherweise bis zur Unkenntlichkeit mit <strong>LMU</strong>-Motiven<br />
und Neonmustern besprüht, ein Strandball in ganz ähnlichem Zustand – diese<br />
Studienobjekte sind die einzigen Zeugen dafür, dass sich die Gruppe junger Künstler<br />
mit Farbsprühdosen auf dem Dach des Schweinchenbaus an einem dreidimensionalen<br />
Objekt versucht.<br />
1 Omas Spitzendeckchen als Sprühschablone.<br />
Dieses ist vollkommen von den geschäftig sprühenden und klebenden Kunststudierenden<br />
verstellt. Nur ab und zu scheint <strong>der</strong> Torso einer Figur hervor, wenn die filigranen<br />
Schablonen mit <strong>der</strong> Rose, mit Sophie Scholl o<strong>der</strong> dem <strong>LMU</strong>-Logo wie<strong>der</strong> entfernt und<br />
beiseitegelegt werden. Auf dem Boden um die Gruppe stehen Sprühdosen. „Bei unserer<br />
Projektbesprechung haben die Studierenden sofort beschlossen: Wir brauchen<br />
Neonfarben“, sagt Peter Becker, Dozent am Institut für Kunstpädagogik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und<br />
selbst Multimediakünstler. „Das repräsentiert uns.“<br />
Becker wurde von Antje Lenkmann, Leiterin <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Kongressberatung und ihrer<br />
Kollegin Sabine Beutlhauser gefragt, ob er mit seinen Studierenden die Gestaltung <strong>der</strong><br />
Figur übernehmen könne. Die Kongressberatung kooperiert eng mit <strong>der</strong> Hotelgruppe<br />
Leonardo, die das Projekt initiiert hat. „Wir waren sofort begeistert, denn diese Figur<br />
zu gestalten, ist eine neue Möglichkeit, mit unterschiedlichen Kunstformen umzugehen.<br />
Wir lieben es, neue Dinge zu inszenieren“, freut sich Becker. Und, betont er, sie<br />
könnten damit in Bezug auf Kunstvermittlung und -gestaltung ganz mo<strong>der</strong>n forschen:<br />
„Das ist angewandte Forschung im Designbereich.“<br />
1 Die Gummibärchenlampe diente als dreidimensionales<br />
Versuchsobjekt.<br />
Gleich nach <strong>der</strong> Zusage hat er sein „Kompetenzteam“, wie er es nennt, zusammengestellt<br />
– „alles Studierende aus dem Seminar ‚Gegenwartskunst‘, die schon viel<br />
Erfahrung im Bereich Urban Art bzw. Kunst im öffentlichen Raum haben“. Mit einer<br />
Spende <strong>der</strong> Firma Hagemann, die den <strong>LMU</strong>-Shop betreibt, konnten die Künstler das<br />
erfor<strong>der</strong>liche Material einkaufen und loslegen.
1 Das Künstlerteam <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> mit Dozent Peter Becker (3. von rechts).<br />
Omas Spitzendeckchen als Spritzschablone<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung war vor allem die kurze Zeit: Schon am 26. Juli<br />
musste das Team um Peter Becker, das sich treffen<strong>der</strong>weise „Art<br />
now“ nennt, die Puppe fertig gestaltet abgeben. Und es waren einige<br />
Vorarbeiten zu leisten. Die Künstler mussten Schablonen aus Pappe<br />
o<strong>der</strong> Papier aufmalen und ausschneiden sowie Omas Kommode<br />
nach Spitzendeckchen o<strong>der</strong> Anti-Rutsch-Unterlegern für Tischdecken<br />
durchsuchen: Alles kommt als Sprühvorlage zum Einsatz. Sogar<br />
Apfelsinennetze, die sonst im Müll gelandet wären.<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
19<br />
Der Tisch auf dem Schweinchenbaudach ist übersät mit diesen Vorlagen,<br />
sehr koordiniert nehmen die Studierenden einzelne Stücke,<br />
halten sie mit Stiften o<strong>der</strong> Pinselenden in Position, während die an<strong>der</strong>en<br />
Kommilitonen sprühen. „Wir machen keine Festlegung, was<br />
geschehen soll. Das ist ein offener Prozess“, erläutert Peter Becker.<br />
„Wir haben eine Taktik, die Figur soll bunt sein, aber auch schwarzweiße<br />
Motive und das Logo <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> aufgreifen.“<br />
„Aber man muss höllisch aufpassen, dass man nicht alles totsprüht“,<br />
sagt Student Jonas Sattler, als er wohldosiert Farbe auf die <strong>LMU</strong>-<br />
Brunnenschablone gibt. „Als Künstler selbst sieht man das nicht,<br />
aber dem Betrachter fällt das auf.“<br />
Dem Betrachter fällt vor allem eine bunte, eine künstlerisch mo<strong>der</strong>n<br />
anmutende Figur auf: Neongelb, -orange, und -grün wechseln sich<br />
ab mit schwarzen Motiven, die als Akzent vor allem <strong>LMU</strong>-Themen<br />
zeigen – etwa Sophie Scholl, den klassischen Brunnen o<strong>der</strong> das Siegel<br />
<strong>der</strong> Universität.<br />
Am 18. Septe<strong>mb</strong>er wurden die Figuren bei einem Event im Leonardo<br />
Hotel begutachtet: Die <strong>LMU</strong>-Figur gelangte dabei zwar nicht auf<br />
das Siegertreppchen, obwohl sogar Schwarzlicht verfügbar war, das<br />
die Neonfarben <strong>der</strong> Figur leuchten ließ. Aber Peter Becker hat eine<br />
Erklärung: „Die an<strong>der</strong>en Teilnehmer hatten zum Teil professionelle<br />
Designagenturen, die auch sehr spannende Ergebnisse gestalteten.“<br />
Er sieht es ganz sportlich, denn <strong>der</strong> Lerneffekt für die <strong>LMU</strong>-Künstler<br />
war großartig. „Wir haben großes Potenzial! Die jungen Leuten sind<br />
die ästhetisch bildende Generation.“<br />
■ cg
„Hochverehrte Damen<br />
und Herren,<br />
liebe Nichtmenschen“<br />
„Soll <strong>der</strong> Laizismus<br />
im Grundgesetz<br />
verankert werden?“<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
20<br />
SpaSS an <strong>der</strong> Rhetorik Beim Debattierclub München<br />
„Sehr verehrte AuSSerirdische!“<br />
Es ist kein Parlament, in dem Toni, Xenia und ein knappes Dutzend<br />
Kommilitonen heute debattieren. Keine Staatswappen hängen über<br />
ihren Köpfen, und keiner <strong>der</strong> Studierenden trägt Anzug o<strong>der</strong> Kostüm.<br />
Stattdessen trifft man sich in Jeans und T-Shirt in einem lichten<br />
Raum nahe <strong>der</strong> Uni. Auch das Thema <strong>der</strong> Diskussion dürfte bislang<br />
in keinem Parlament <strong>der</strong> Welt aufgetaucht sein: „Sollten die USA in<br />
einem intergalaktischen Rat die Erde repräsentieren?“ Ein paar<br />
herzliche Lacher, als <strong>der</strong> Titel verlesen wird, dann verkrümeln sich<br />
die einzelnen Redeparteien in verschiedene Ecken des Flurs, um mit<br />
gedämpfter Stimme ihre Argumentationsketten vorzubereiten.<br />
Beim Debattierclub München üben Studierende ihre rhetorischen<br />
und kommunikativen Fähigkeiten – und haben Spaß dabei. In formalisierten<br />
Diskussionsrunden geht es mal um politische und gesellschaftliche<br />
Fragen wie „Brauchen wir eine Einheitsschule?“ o<strong>der</strong><br />
„Soll die Bahn wie<strong>der</strong> verstaatlicht werden?“, mal aber auch um<br />
schräge Themen wie „Ein Herz für den Kapitalismus“ o<strong>der</strong> „Soll<br />
<strong>der</strong> Laizismus im Grundgesetz verankert werden?“. Die Teilnehmer<br />
kommen aus allen Fächern von <strong>LMU</strong>, TU und <strong>der</strong> Hochschule<br />
München. „Aber es sind schon beson<strong>der</strong>s viele angehende Juristen<br />
darunter“, erklärt Club-Präsident Florian Baudach, „und viele, die<br />
in ihrem Fach sehr logisch, sehr formal denken müssen – wie etwa<br />
in Mathematik o<strong>der</strong> Physik.“ Daneben debattieren auch Promovierende<br />
mit und vereinzelt Leute, die bereits im Berufsleben stehen.<br />
Manche Teilnehmer kommen, weil sie ohnehin Spaß am Diskutieren<br />
und öffentlichen Reden haben, an<strong>der</strong>e gerade, weil sie sich dabei<br />
unsicher fühlen und es in diesem überschaubaren, freundlichen<br />
Rahmen üben möchten.<br />
Gepflegter Schlagabtausch<br />
Nicht hitzige Streitgespräche sind das Ziel, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „gepflegte<br />
Schlagabtausch“, wie es auf <strong>der</strong> Internetseite des Vereins heißt. Statt<br />
wild nach Stammtisch-Art debattiert man im Rahmen vorgegebener<br />
Formate: dem „British Parliamentary Style“ etwa o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Offenen<br />
Parlamentarischen Debatte“, bei <strong>der</strong> eine Debatte mit Beteiligung<br />
des Volkes simuliert wird. Die Positionen – Regierung, Opposition<br />
und „freie Redner” – werden zuvor zugelost. Nicht selten müssen die<br />
Redner daher eine Meinung vertreten, die ihrer eigenen gar nicht<br />
entspricht; aber gerade das scheint den Reiz auszumachen.<br />
Das Thema „Intergalaktischer Rat“ wird im deutschen Format verhandelt.<br />
„Meine Damen und Herrn“, beginnt Regierungsvertreterin<br />
Xenia Zhykhar, die an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> Kommunikationswissenschaften<br />
studiert, ihre Ansprache. Sieben Minuten hat sie Zeit; Diskussionsleiterin<br />
Steffi behält die Stoppuhr im Blick und signalisiert zwischendurch<br />
mit dezenten Hammerschlägen, wie lange Xenia noch
„Sollen Die Banken<br />
wie<strong>der</strong> Verstaatlicht<br />
werden?“<br />
„Sollten die USA in einem<br />
Intergalaktischen Rat die<br />
Erde Repräsentieren?“<br />
reden darf. An drei Punkten führt die 24-Jährige mit viel Verve – und<br />
nicht wenig Ironie – aus, warum die USA die beste Option für den<br />
Ratsvorsitz sind: Die USA hätten jahrhun<strong>der</strong>telange Erfahrung darin,<br />
sich wortgewandt für ihre politischen Interessen einzusetzen.<br />
Dazu käme – „ob wir es nun gut finden o<strong>der</strong> nicht“ –, dass die USA<br />
„nunmal die Leitkultur dieser Erde“ seien. „Mit ihrer Sprache, mit<br />
ihrer Musik, mit ihren Unternehmen. McDonald‘s und Burger King<br />
gibt es überall auf <strong>der</strong> Welt!“ Zudem fühlten die Vereinigten Staaten<br />
sich „in ihrer Rolle als Weltpolizisten immer noch wohl“ und nähmen<br />
sich politischer Krisen auf <strong>der</strong> ganzen Welt gerne an. „Und mit<br />
gleichem Engagement werden sie unsere Erde im intergalaktischen<br />
Rat vertreten.“ Zudem sei es „total wichtig, dass die Erde gegenüber<br />
den außerirdischen Völkern mit einer Stimme spricht – was etwa bei<br />
einer Vertretung durch die EU nicht gewährleistet wäre“.<br />
„Hochverehrte Damen und Herren, liebe Nichtmenschen“, beginnt<br />
Jurastudent Fabian Huber, <strong>der</strong> erste Vertreter <strong>der</strong> Opposition, seine<br />
sieben Minuten – und führt im Weiteren aus, warum die USA nach<br />
seinem Dafürhalten „überhaupt nicht geeignet sind, die Erde in<br />
einem intergalaktischen Rat zu vertreten“.<br />
„Mit <strong>der</strong> Zeit wird man besser“<br />
Die Vertreter von Regierung und Opposition wechseln sich ab, bevor<br />
am Ende die freien Redner folgen. Einige Redner sprechen blumig,<br />
an<strong>der</strong>e witzig, an<strong>der</strong>e mit <strong>der</strong> Attitüde erfahrener Politiker; ein paar<br />
halten Zettel mit Stichpunkten in <strong>der</strong> Hand. Im Publikum wird mit<br />
den Augen gerollt, auf Tische geklopft und „Hört, hört!“ gerufen.<br />
Zwischenfragen, mit erhobener Hand angezeigt, gestatten die<br />
jeweiligen Redner entwe<strong>der</strong> – o<strong>der</strong> bescheiden sie mit „Nein danke“.<br />
Am Ende des Abends werden die einzelnen Redner von <strong>der</strong> Jury<br />
bewertet: „Schau besser nicht so viel auf den Zettel“, raten Steffi und<br />
Florian, o<strong>der</strong>: „Du läufst dauernd vor und zurück – bleib zwischendurch<br />
auch mal stehen.“ Bei einem Redner wird die schiere Fülle<br />
<strong>der</strong> Argumentationspunkte kritisiert, die er „heruntergerattert“ hat.<br />
„Bring lieber weniger Statements und geh dafür genauer auf sie ein.<br />
Also: Statement – Begründung – und am besten noch ein Bespiel.“<br />
„Man wird mit <strong>der</strong> Zeit besser“, erklärt <strong>der</strong> 24 Jahre alte Fabian<br />
später. „Man lernt, spontan zu reden, sich intellektuell auseinan<strong>der</strong>zusetzen.“<br />
Seit drei Jahren kommt er regelmäßig zu den Abenden<br />
des Debattierclubs. „Es macht mir regelrecht Spaß, vor an<strong>der</strong>en zu<br />
sprechen – das merke ich auch in Seminaren.“ Auch seine Gegenrednerin<br />
Xenia hat bei Referaten an <strong>der</strong> Uni den Eindruck: „Man<br />
ist viel sicherer, wenn man das Reden regelmäßig übt.“ Vor allem<br />
aber, sagt die Studentin <strong>der</strong> Kommunikationswissenschaft, sei das<br />
Debattieren für sie mittlerweile „wie ein Hobby“.<br />
■ ajb<br />
Der Club<br />
Der Debattierclub München wurde 2001 nach dem Vorbild traditionsreicher<br />
Debattierclubs an englischen Universitäten gegründet<br />
und will unter an<strong>der</strong>em zur politischen Bildung beitragen.<br />
Man sei politisch und weltanschaulich neutral, bekenne sich<br />
allerdings zur parlamentarischen Demokratie. Die Clubabende<br />
finden jeden Mittwoch um 19.15 Uhr statt – während des Semesters<br />
in den Räumen <strong>der</strong> Katholischen Hochschulgemeinde<br />
(Leopoldstraße 11, Raum 207), in <strong>der</strong> vorlesungsfreien Zeit im<br />
Physikgebäude <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> (Schellingstraße 4, Raum 206). Jeden<br />
ersten Mittwoch im Monat wird auf Englisch debattiert (Beginn<br />
englischsprachige Debatte: 18 Uhr, deutschsprachige um<br />
20 Uhr). Es ist keine Anmeldung nötig. Der Debattierclub bietet<br />
auch Seminare zu Themen wie „Körpersprache“, „Argumentationstypen“,<br />
„Deduktive und induktive Logik“ o<strong>der</strong> „Aufbau und<br />
Struktur <strong>der</strong> parlamentarischen Rede“.<br />
www.debattierclubmuenchen.de<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
21
Medizinische Lesehalle wie<strong>der</strong> eröffnet<br />
Ein Hauch von Gediegenheit<br />
N R . 4 • 2013 Profile<br />
22<br />
Seit Anfang Juni ist die Medizinische Lesehalle wie<strong>der</strong> eröffnet. Sie erstrahlt nicht<br />
nur in neuem Glanz; auch wichtige Mo<strong>der</strong>nisierungen in Sachen Brandschutz und<br />
Barrierefreiheit wurden umgesetzt.<br />
Mit dem Loungebereich assoziiert man gepflegte Gespräche bei<br />
einem Gläschen guten Weines: Einen Hauch von Gediegenheit versprüht<br />
sie, die frisch sanierte Medizinische Lesehalle, obschon hier<br />
– wie <strong>der</strong> Name schon sagt – harte Arbeit zu Hause ist. Hier wird<br />
für Examina gepaukt und eifrig exzerpiert, hier werden Arbeiten<br />
geschrieben und hier wird geforscht – in stilvollem A<strong>mb</strong>iente.<br />
Seit Juni dieses Jahres ist die Lesehalle am Beethovenplatz 1 nach<br />
fast zwei Jahren Bauzeit wie<strong>der</strong> in Betrieb. Neben <strong>der</strong> Neugestaltung<br />
des Innenraums wurden im Zuge <strong>der</strong> Sanierungsarbeiten <strong>der</strong><br />
Brandschutz verbessert, energetische und haustechnische Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />
umgesetzt sowie die Barrierefreiheit erhöht.<br />
Dass das Gebäude vom Münchener Architekten Emanuel von Seidl<br />
eigentlich als Kunstgalerie für den Opernsänger und Galeristen<br />
Franz Joseph Brakl konzipiert worden war, sieht man noch gut:<br />
schwarze Platten an Bän<strong>der</strong>n deuten an, wo früher die Gemälde<br />
hingen.<br />
Sonntags geöffnet<br />
165 Arbeitsplätze bietet die erneuerte Lesehalle; sie sind in Lautund<br />
Leisebereich eingeteilt und den unterschiedlichen Arbeitsbedürfnissen<br />
angepasst. Vom Schädelmodell bis hin zu den Standardlehrwerken<br />
<strong>der</strong> Medizin ist alles vorhanden: Der Freihandbestand<br />
umfasst rund 20.000 Medien, weitere 200.000 sind im Magazin<br />
und können via OPAC bestellt werden. Natürlich gibt es auch in<br />
<strong>der</strong> ganzen Bibliothek Wireless LAN und die Arbeitsplätze sind so<br />
gestaltet, dass <strong>der</strong> flexible Einsatz von festen PCs sowie Notebooks<br />
und mobilen Geräten möglich ist. Und für alle, die vor allem das<br />
Wochenende zu intensiven Arbeiten nutzen möchten, gibt es sehr<br />
gute Nachrichten: Die Bibliothek ist nun auch am Sonntag von 9 bis<br />
18 Uhr geöffnet. ■ cg<br />
1 Die neugestaltete Medizinische Lesehalle bietet ... 1 ... Arbeiten in mo<strong>der</strong>nem, offenem A<strong>mb</strong>iente.
1 Die große Lichtkuppel sorgt für eine natürliche Beleuchtung.<br />
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1 20.000 Medien befinden sich im Freihandbestand – weitere 200.000<br />
können via OPAC bestellt werden.<br />
1 Die Medizinische Lesehalle von außen.
Profile<br />
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N R . 4 • 2013<br />
Sport ist ihr Hobby<br />
Piranhas mit Badekappe<br />
Nach den Vorlesungen taucht <strong>LMU</strong>-Student Daniel Klose ab: Nicht, wie zu erwarten, in die Welt<br />
<strong>der</strong> Physik, son<strong>der</strong>n ins Schwim<strong>mb</strong>ecken. Der 24-Jährige ist Trainer, Nationalspieler und WM-<br />
Schiedsrichter in <strong>der</strong> atem(be)raubenden Sportart Unterwasserhockey. Aktuell trainiert das<br />
Münchener Team für die Europäische Clubmeisterschaft 2014.<br />
In <strong>der</strong> Münchener Olympiaschwimmhalle herrscht Ruhe. Nur vereinzelt sind Taucherflossen<br />
o<strong>der</strong> nach Luft japsende Sportler zu sehen. Erst wer den Kopf ins Schwim<strong>mb</strong>ecken reckt,<br />
bemerkt etwas vom Kampf unter Wasser. Unzählige Spieler jagen mit ihren Schlägern, einem<br />
Piranhaschwarm gleich, dem rot ummantelten Bleipuck hinterher und versuchen ihn in die<br />
Metallrinne <strong>der</strong> gegnerischen Mannschaft zu bugsieren. Lediglich nach einem Tor tauchen<br />
alle Schwimmer mit ihren Schutzkappen auf und die jeweils sechsköpfigen Teams werden<br />
kurz sichtbar. „Bereit, los“, brüllt Trainer Daniel Klose und das Spektakel beginnt von Neuem.<br />
Der Name <strong>der</strong> überdimensionalen Aquariumaction: Unterwasserhockey.<br />
„Mir glaubt nie jemand, dass es so etwas gibt“, beruhigt Daniel die verwun<strong>der</strong>ten Badegäste.<br />
In Deutschland werde Unterwasserhockey fast nur in München betrieben, weshalb <strong>der</strong> Verein<br />
gleichzeitig die deutsche Nationalmannschaft <strong>der</strong> Männer und Frauen repräsentiere.<br />
In Frankreich, Großbritannien, Kolu<strong>mb</strong>ien, Neuseeland o<strong>der</strong> Kanada ist das Spiel dagegen<br />
bereits seit den Siebzigerjahren keine Überraschung mehr: „Dort ist <strong>der</strong> Sport viel stärker<br />
vertreten und wurde sogar um Unterwasserrugby ergänzt“, weiß Daniel. Deswegen müssen<br />
die selbst erklärten Wasserratten einmal im Monat ins Ausland fahren, um an Turnieren<br />
teilnehmen zu können. Probleme mit dem Studium bekommt er trotz <strong>der</strong> weiten Autofahrten<br />
nicht. „Das sind alles Freundschaftsspiele, die ich während <strong>der</strong> Klausurzeit ausfallen lassen<br />
kann“, erläutert <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>-Physikstudent im achten Semester.<br />
Gespielt wird ohne Sauerstoffflaschen<br />
Auf Unterwasserhockey aufmerksam geworden ist Daniel durch einen Kurs beim Zentralen<br />
Hochschulsport, aus dem <strong>der</strong> Verein hervorgegangen ist. Er sei kein „Kachelzähler“, wie er die<br />
Schwimmer spöttisch nennt, son<strong>der</strong>n ein Taucher! Die einzige Herausfor<strong>der</strong>ung zu Beginn: „Ich<br />
habe Schuhgröße 50 und zuerst keine Flossen in meiner Größe gefunden“, lacht <strong>der</strong> gebürtige<br />
Münchener. Die restliche Ausrüstung war hingegen schnell besorgt: Taucherbrille, Wasserballerkappe,<br />
einen Handschuh für die Schlaghand und einen Schnorchel mit Mundschutz führen viele<br />
Sportfachgeschäfte. „Viele glauben, wir spielen mit Sauerstoffflaschen, aber mit denen wären<br />
wir im Wasser viel zu träge“, erklärt <strong>der</strong> 24-Jährige. Gleiches gelte für die sogenannten Sticks,<br />
die wegen des Wasserwi<strong>der</strong>stands lediglich ein Achtel eines Eishockeyschlägers messen.<br />
Aufgrund des kleinen Schlägers tauchen die Spieler meist flach über den 3,80 Meter tiefen<br />
Beckenboden. Gefährlich ist die Sportart nicht, da es sich um ein „Nicht-Kontakt-Spiel“,<br />
ähnlich dem Basketball, handelt. „Man bekommt aber schon mal Tritte ab, aber die<br />
spürt man fast nicht“, versichert Daniel. Blaue Flecken seien bislang seine einzige<br />
ernsthafte Verletzung gewesen.
Es wird immer in gemischten Teams trainiert.<br />
Einen Torwart gibt es dabei nicht und die vier<br />
Auswechselspieler am Beckenrand können durch<br />
Abklatschen beliebig oft getauscht werden. Das ist<br />
praktisch, weil <strong>der</strong> Sport richtig anstrengend ist:<br />
„Wir haben keine Raumdeckung wie im Fußball,<br />
son<strong>der</strong>n jagen alle dem Puck hinterher“, veranschaulicht<br />
Daniel. Danach zwei, drei Atemzüge<br />
und schon ginge es wie<strong>der</strong> unter Wasser. „Manchmal<br />
reicht ein Angriff von zehn Sekunden, um keine<br />
Kraft mehr zu haben.“ Wohlgemerkt: Ein Spiel<br />
dauert 30 Minuten.<br />
Profi in nur einem Semester<br />
Daniel spielt bereits seit vier Jahren Unterwasserhockey.<br />
„Anfänger sind bei uns aber immer willkommen“,<br />
beteuert er. Denn schon nach einem<br />
Semester seien sie fit genug, um mit den Vereinsprofis<br />
mithalten zu können. Der Physiker muss es<br />
wissen, schließlich ist er seit zwei Jahren Trainer<br />
und seit 2012 Kursleiter. In den drei Übungseinheiten<br />
pro Woche werden neben dem Ausdauerschwimmen<br />
die Lunge trainiert, die Pass- sowie<br />
Teamtechnik einstudiert und natürlich die neuen<br />
Erkenntnisse in <strong>der</strong> Praxis ausprobiert. Da die<br />
Herrenmannschaft mangels Spieler und Sponsoren<br />
nicht an <strong>der</strong> diesjährigen Weltmeisterschaft<br />
in Ungarn teilnehmen kann, hat Daniel kürzlich<br />
sogar noch eine Ausbildung zum Schiedsrichter<br />
gemacht. „Das verringert das Startgeld für unsere<br />
Damen und ich kann trotzdem die Atmosphäre vor<br />
Ort miterleben“, berichtet er erfreut. Die Männer<br />
peilen dafür die Europäische Clubmeisterschaft<br />
2014 an.<br />
von Unterwasserhockey bisher sehr gering. An<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> sind in dieser Hinsicht<br />
fortschrittlicher: Um mehr Zuschauer anzulocken wurde beispielsweise in Kolu<strong>mb</strong>ien<br />
ein ebenerdiges Schwim<strong>mb</strong>ecken aus Glas errichtet. Daniels Trost: „Bei uns geht es<br />
noch allein um den Sport und nicht ums Geld.“ Neidisch ist er dennoch ein wenig – vor<br />
allem auf unseren Landesnachbarn. „In Frankreich wurde eigens für Unterwasserhockey<br />
eine Plattform versenkt“, sagt er wehmütig. „Jetzt können die Mannschaften<br />
dort im Mittelmeer spielen.“<br />
■ dl<br />
1 5 Das Runde muss ins Eckige – nur unter Wasser.<br />
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Mit viel Publikum rechnet er jedoch bei keinem<br />
<strong>der</strong> beiden Turniere. „Unsere Sportart ist lei<strong>der</strong><br />
ziemlich zuschauerunfreundlich“, klagt er. Mit<br />
etwas Ahnung könne man zwar den groben Spielverlauf<br />
erkennen, ansonsten sehe man allerdings<br />
– nichts. Aus diesem Grund ist die Medienpräsenz<br />
www.muenchen.uwsport.de
N R . 4 • 2013 alumni<br />
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Interview mit Gabriele Weishäupl<br />
„Balance zwischen Weltparty<br />
und Heimat“<br />
Gabriele Weishäupl studierte, promovierte und lehrte an <strong>der</strong><br />
<strong>LMU</strong>. Obwohl sie als Tourismus-Chefin <strong>der</strong> Stadt München<br />
27 Jahre lang das Oktoberfest leitete und dieses Jahr als Landtagskandidatin<br />
<strong>der</strong> FDP um den Einzug in den bayerischen Landtag<br />
kämpfte, war sie weiterhin als Dozentin tätig. In MUM erzählt<br />
sie von ihrem einzigartigen Volksfestseminar, dem Leben als<br />
„First Lady <strong>der</strong> Wiesn“ und ihrer 68er-Studienzeit mit späteren<br />
RAF-Terroristen.<br />
MUM: Frau Dr. Weishäupl, im Sommersemester haben Sie an <strong>der</strong><br />
Fakultät für Tourismus an <strong>der</strong> Münchener Fachhochschule das<br />
Seminar „Volksfeste als Motoren des Tourismus“ gehalten. Was<br />
waren die Ergebnisse?<br />
Weishäupl: Wir haben ausgewählte deutsche Volksfeste untersucht.<br />
Das Ergebnis war fast vorherzusehen: Das Oktoberfest hatte den<br />
höchsten Indexwert und ist die Mutter aller Volksfeste. Jedes an<strong>der</strong>e<br />
Volksfest hat aber auf seine Weise auch Wertigkeiten.<br />
MUM: „Think international, sell global, feel local“ lautet Ihr Credo.<br />
Was konnten die Studierenden von <strong>der</strong> ehemaligen Direktorin<br />
des Tourismusamts sonst noch während des Seminars lernen?<br />
Weishäupl: Ich habe viel von mir erzählt. Viele haben sich für meinen<br />
persönlichen Werdegang interessiert. Außerdem stand eine<br />
Exkursion zum Frühlingsfest auf dem Lehrplan. Das kam natürlich<br />
toll an: Die Studenten erschienen in Tracht, waren mit mir bei den<br />
Schaustellern eingeladen und konnten mit den Funktionären sprechen.<br />
MUM: ...und wie viele Massen haben Sie getrunken?<br />
Weishäupl: Keine. Während <strong>der</strong> Wiesn gab es keinen Alkohol. Wenn<br />
man einen Monat ohne freien Tag durcharbeitet, geht das nicht.<br />
Ich habe immer alkoholfreies Bier o<strong>der</strong> Cola light aus dem Steinkrug<br />
getrunken (lacht). Das war die Zeit des Jahres, in <strong>der</strong> ich am<br />
diszipliniertesten war. Zum Erstaunen meiner Mitarbeiter habe ich<br />
hinterher nie einen Anschlussurlaub gemacht. Auch wegen meines<br />
Sohnes nicht, weil ja Schule und ich alleinerziehend war. Der Bub<br />
studiert jetzt übrigens Volkswirtschaft an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />
MUM: Sie haben die Wiesn erfolgreich zur Marke aufgebaut.<br />
90 Prozent <strong>der</strong> Menschen weltweit kennen den Begriff Oktoberfest.<br />
Vermissen sie jetzt manchmal die Wiesn von 1985?<br />
Weishäupl: Schon damals kamen über sieben Millionen Besucher.<br />
Das Fest war damit an den Grenzen seiner Erträglichkeit und Sicherheit.<br />
In den Jahren darauf habe ich jegliche Werbung eingestellt und<br />
die Stadtwerbung auf kulturelle Dinge umgestellt. Tatsächlich sind<br />
dann die Besucherzahlen langsam zurückgegangen. Dann kam aber<br />
das Internet und hat dem ganzen wie<strong>der</strong> einen Push gegeben – wir<br />
müssen also mit sieben Millionen Besuchern leben. Man braucht<br />
aber kein Geld mehr für zusätzliches Marketing. Wir sprechen in<br />
diesem Fall von einem „Self Supplier“, einem Selbstläufer. Dafür<br />
ist die „Oide Wiesn“ dazugekommen. In diesem kleinen Refugium<br />
geht es zu wie vor 50 o<strong>der</strong> 100 Jahren. Es geht immer darum, die<br />
Balance zwischen Weltparty und Heimat zu halten – und das kann<br />
man als Festleitung.<br />
MUM: Wie oft wurden Sie in 27 Dienstjahren nach Tischreservierungen<br />
gefragt?<br />
Weishäupl: Das werde ich immer noch (lacht). Ich habe es mir aber<br />
gleich verbeten. Ich habe nicht die Neigung, eine oberste Reservierungsstelle<br />
zu sein, sonst wäre ich arm dran gewesen. Die Herren<br />
über die Reservierungen sind die Wiesn-Wirte und Wiesn-Wirtinnen.<br />
Wir hatten nur in <strong>der</strong> Ratsbox im Schottenhamel-Zelt ein paar<br />
Tische für Gäste <strong>der</strong> Stadt.<br />
MUM: In den 80er-Jahren haben Sie nach Ihrer Promotion bereits<br />
einmal an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> gelehrt. Wie unterscheidet sich die damalige<br />
Studentengeneration von <strong>der</strong> heutigen?<br />
Weishäupl: Früher waren es weniger Studenten. Wenn man die heutige<br />
Generation nach Träumen und Visionen fragt, ist das sehr viel<br />
pragmatischer als damals. Die 68er-Generation war sowieso was<br />
ganz an<strong>der</strong>es: Da waren zum Teil viele revolutionäre Spinner dabei.<br />
Damals haben auch nur zehn Prozent <strong>der</strong> Jugendlichen studiert,<br />
heute sind es 40 o<strong>der</strong> 50 Prozent. Weil die Gruppe kleiner war, war<br />
es auch eine an<strong>der</strong>e Gruppendynamik. Heute sind alle scharf darauf,<br />
ein Praktikum zu bekommen.
MUM: Aber die Studenten von<br />
heute sind<br />
nicht <strong>der</strong> Grund, warum Sie sich seit<br />
diesem Jahr<br />
auf die Politik konzentrieren?<br />
Weishäupl: Nein, die Studenten nicht (lacht). Vielleicht folge ich<br />
meinem Ruf auch weiter. Mein politisches Engagement hat sich<br />
ergeben, als ich schon die Zusage für den Lehrauftrag hatte.<br />
MUM: Könnte es sein, dass wir Sie eines Tages wie<strong>der</strong> als Dozentin<br />
an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> begrüßen dürfen?<br />
Weishäupl: Das weiß ich nicht. Das kommt ja auf die Fachrichtung<br />
an, wo man gebraucht wird. In den letzten 30 Jahren laufe ich eher<br />
als Touristikerin rum, nicht mehr als Kommunikationswissenschaftlerin.<br />
<br />
■ Interview: dl<br />
N R . 4 • 2013 alumni<br />
27<br />
MUM: Inwieweit hat Sie Ihre Studienzeit in den 68er-Jahren<br />
politisch geprägt?<br />
Weishäupl: Ich kam aus <strong>der</strong> Provinz, <strong>der</strong> Klosterschule in Passau.<br />
Als ich nach München kam, war ich erst mal geschockt, dass es<br />
nicht wie heute ein verschulter Betrieb war. Damals gab es große<br />
Freiheiten: Du konntest ein Fach belegen o<strong>der</strong> auch nicht. Man<br />
musste einfach nur seinen Seminarschein machen. Es gab keine<br />
Prüfungen am Ende jedes Semesters. Es war damals einfacher für<br />
uns und die freieste Zeit meines Lebens. Dazu kamen die ganzen gesellschaftlichen<br />
U<strong>mb</strong>rüche. Zu einem bestimmten Zeitpunkt konnte<br />
man an <strong>der</strong> Uni nicht mehr studieren, weil nur noch diskutiert wurde.<br />
Veranstaltungen wurden gesprengt und es kam zu Übergriffen auf<br />
Professoren. Rädelsführerin war Brigitte Mohnhaupt (ehemaliges<br />
Mitglied <strong>der</strong> Rote Armee Fraktion, Anm. d. Red.), die damals noch<br />
Studentin war. Ich konnte mit diesen radikalen Sachen nichts anfangen,<br />
das war mir zu dogmatisch. Ich habe versucht, mich geistig<br />
zu orientieren, und so kam ich zum Liberalismus in England, <strong>der</strong><br />
Freiheit des Gedankens. Dort fühlte ich mich aufgehoben.<br />
MUM: Politikerin, Dozentin, Direktorin, Mutter, Olympiahostess,<br />
Lokalreporterin, Stabsleiterin bei <strong>der</strong> Messegesellschaft – chillen<br />
liegt Ihnen wohl nicht?<br />
Weishäupl: Klar lebe ich gechillt – Gott sei Dank (lacht). Ich bin noch<br />
zu Unizeiten auf den Posten <strong>der</strong> Tourismus-Chefin von München<br />
aufmerksam geworden, weil dort <strong>der</strong> damalige Tourismus-Chef<br />
einen Vortrag hielt. Im Schoße <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> kam ich also darauf: Das<br />
wäre ein Job für mich. Wenn ich am Hauptgebäude vorbeifahre,<br />
muss ich jedes Mal daran denken. Meine Nabelschnur zur <strong>LMU</strong> ist<br />
auch nie abgerissen: Ich habe regelmäßig Professoren <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
eingeladen, um sie zu Botschaftern <strong>der</strong> Stadt zu machen, damit sie<br />
Kongresse nach München holen.<br />
1 Gabriele Weishäupl wurde 1947 in Passau geboren. Von 1966 bis 1970<br />
studierte sie Kommunikationswissenschaften, Bayerische Geschichte und<br />
Politische Wissenschaft an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Nach ihrer Promotion 1980 hatte sie<br />
vier Jahre lang einen Lehrauftrag im Fach Kommunikationswissenschaft inne.<br />
Ab 1985 war sie 27 Jahre lang die Direktorin des Tourismusamtes <strong>der</strong> Stadt<br />
München.
Neuberufen<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
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1 Prof. Dr. Klaus H. Goetz<br />
1 Prof. Dr. Martin Heinz Dreyling<br />
■ Prof. Dr. Klaus H. Goetz<br />
Sozialwissenschaftliche Fakultät<br />
Klaus H. Goetz ist seit 1. April 2013 Inhaber des<br />
Lehrstuhls „Politische Systeme und Europäische<br />
Integration“ am Geschwister-Scholl-Institut für<br />
Politikwissenschaft (GSI) <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Der Nachfolger<br />
von Professor Werner Weidenfeld war vorher<br />
Dekan an <strong>der</strong> Universität Potsdam und beschäftigt<br />
sich in München in <strong>der</strong> Lehre mit den Schwerpunkten<br />
„Das politische System <strong>der</strong> BRD im europäischen<br />
Kontext“ sowie „Europäisierung und<br />
Transformation nationaler politischer Systeme“.<br />
Geboren wurde Goetz 1961 in Reutlingen. 1982<br />
studierte er Politikwissenschaft sowie Italianistik<br />
an <strong>der</strong> Universität Tübingen und zwei Jahre später<br />
an <strong>der</strong> University of Massachusetts, USA. 1986 erwarb<br />
er seinen Master of Science in „Government<br />
and Politics in Western Europe“ an <strong>der</strong> London<br />
School of Economics and Political Science. Am<br />
Nuffield College <strong>der</strong> University of Oxford wurde<br />
er 1991 im Fach Politikwissenschaft zum Doctor<br />
of Philosophy promoviert. Neben diversen Gastprofessuren<br />
etwa in Bordeaux, Jerusalem o<strong>der</strong><br />
Tokio war <strong>der</strong> Politologe bis vor kurzem Sprecher<br />
des DFG-Graduiertenkollegs „Wicked Problems,<br />
Contested Administrations” und bis 2006 Senior<br />
Rea<strong>der</strong> am Department of Government <strong>der</strong> London<br />
School of Economics and Political Science.<br />
Darüber hinaus ist er seit 2000 Mitherausgeber<br />
<strong>der</strong> Zeitschrift „West European Politics“.<br />
■ Prof. Dr. Matthias Kling<br />
Fakultät für Physik<br />
Matthias Kling ist seit Juni 2013 W2-Professor für<br />
ultraschnelle Nanophotonik an <strong>der</strong> Fakultät für<br />
Physik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Der Forschungsgruppenleiter<br />
unterstützt den Forschungsbereich „Lichtwellenelektronik“<br />
im Exzellenzcluster Munich-Centre for<br />
Advanced Photonics (MAP) in <strong>der</strong> Forschung und<br />
Lehre. Bereits in <strong>der</strong> Vergangenheit beschäftigte<br />
er sich in seinen Arbeiten mit <strong>der</strong> Lichtwellenkontrolle<br />
in komplexen Systemen wie Molekülen und<br />
Nanostrukturen.<br />
Geboren wurde Kling am 30. März 1972 in Hannover.<br />
Parallel zu seinem Ph.D.-Studium an <strong>der</strong><br />
Georg-August-Universität Göttingen befasste er<br />
sich 1998 an <strong>der</strong> Friedrich Schiller-Universität in<br />
Jena mit fortgeschrittener Lasertechnologie. Als<br />
Postdoc zog es den heute 41-Jährigen ab 2003<br />
nach Berkeley und Amsterdam. 2007 wurde er<br />
Forschungsleiter des Teams „Attosecond Imaging“<br />
am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in<br />
Garching, Projektleiter im Exzellenzcluster MAP<br />
und Gruppenleiter <strong>der</strong> Graduiertenschule „International<br />
Max Planck Research School of Advanced<br />
Photon Science“. Bis zu seiner Berufung an die<br />
<strong>LMU</strong> war Kling Assistant Professor in den USA,<br />
Visiting Professor in Saudi-Arabien und Adjunct<br />
Professor in Südkorea. Zu seinen bisher insgesamt<br />
zwölf Preisen kam in diesem Jahr <strong>der</strong> „Starting<br />
Grant“ des Europäischen Forschungsrats hinzu.<br />
In <strong>der</strong> Forschung beschäftigt sich Professor Goetz<br />
mit <strong>der</strong> vergleichenden Analyse europäischer<br />
Public Policy in Ost- und Westeuropa sowie auf<br />
Ebene <strong>der</strong> EU. Außerdem befasst er sich mit <strong>der</strong><br />
Transformation mittel- und osteuropäischer Staaten,<br />
<strong>der</strong> Europäisierung nationaler politischer<br />
Systeme und Public Policy. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
ist die Rolle von Zeit in <strong>der</strong> Politik, welche<br />
<strong>der</strong> Politikwissenschaftler seit Juli 2013 in dem<br />
durch die DFG geför<strong>der</strong>ten Forschungsprojekt<br />
„Staggered Me<strong>mb</strong>ership Renewal and Differential<br />
Time Horizons in Second Cha<strong>mb</strong>ers“ untersucht.<br />
In Zukunft planen Professor Kling und seine<br />
Arbeitsgruppe, die kollektive Elektronenbewegung<br />
in nanostrukturierten Systemen auch mittels<br />
Attosekunden-Lichtblitzen in Echtzeit zu filmen.<br />
Damit erhoffen sich die Forscher noch mehr über<br />
die Möglichkeiten zu lernen, auf ultrakurzer Zeitskala<br />
Elektronen und damit auch die optischen<br />
sowie elektronischen Eigenschaften von Nanomaterialien<br />
zu beeinflussen. Diese Kenntnisse<br />
könnten ganz wesentlich zur Entwicklung <strong>der</strong><br />
Elektronik beitragen, die mit Lichtwellen gesteuert<br />
wird.<br />
An <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> will <strong>der</strong> Ordinarius in <strong>der</strong> Forschung<br />
vor allem seine Arbeiten zur Institutionalisierung<br />
politischer Zeitregeln und -horizonte in vergleichen<strong>der</strong><br />
Perspektive vorantreiben. „Ich möchte<br />
mit meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
ein hochwertiges Lehrangebot zum politischen<br />
System Deutschlands, im Bereich <strong>der</strong> europabezogenen<br />
Komparatistik und zu Fragen <strong>der</strong> Europäischen<br />
Integration realisieren“, erklärt Goetz.<br />
■ Prof. Dr. Martin Heinz Dreyling<br />
Medizinische Fakultät<br />
Martin Dreyling wurde am 1. Oktober 2013 als<br />
W2-Professor für Immuntherapie und Molekularbiologie<br />
an die Medizinische Klinik und Poliklinik<br />
III <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät berufen. Seine wissenschaftlichen<br />
Schwerpunkte sind neben den<br />
molekulargenetischen Grundlagen <strong>der</strong> malignen<br />
Lymphome speziell die Zellzyklusdysregulation<br />
beim Mantelzelllymphom (MCL) und die mole-
Neuberufen<br />
kularen Wirkmechanismen von Inhibitoren des<br />
B-Zellrezeptor-Signalpfads i.<br />
Dreyling wurde 1961 in Wuppertal geboren und<br />
ist Vater von zwei Kin<strong>der</strong>n. Nach seinem Physikstudium<br />
an <strong>der</strong> Universität Düsseldorf studierte er<br />
in den 80er-Jahren Medizin in Gießen, Tübingen<br />
und Würzburg. 2001 habilitierte sich <strong>der</strong> heute<br />
52-Jährige im Fach Innere Medizin zum Thema<br />
„Molekulargenetische und funktionelle Charakterisierung<br />
<strong>der</strong> Tumor-Suppressor-Region <strong>der</strong><br />
chromosomalen Bande 9p21 in hämatologischen<br />
Zelllinien und Lymphomen und Leukämien“. Ein<br />
Jahr später wurde er Oberarzt am Medizinischen<br />
Klinikum III <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> in Großha<strong>der</strong>n. Seitdem hat<br />
er über 200 wissenschaftliche Artikel über die<br />
Epidemiologie, molekulargenetische Pathogenese<br />
und Therapie von malignen Lymphomen veröffentlicht.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e wurden aufgrund des von<br />
ihm gegründeten Europäischen MCL-Netzwerks<br />
neue Behandlungsoptionen entwickelt und internationale<br />
Therapiestandards etabliert.<br />
Neben diversen Editor-Tätigkeiten ist Professor<br />
Dreyling im Fakultätsrat <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät,<br />
Beiratsmitglied <strong>der</strong> European Society of<br />
Medical Oncology (ESMO) und <strong>der</strong> Lymphoma<br />
Research Foundation. Dieses Jahr koordiniert er<br />
außerdem die <strong>LMU</strong> Winter School für Onkologie.<br />
„Die <strong>LMU</strong> bietet mir die Möglichkeit, ärztliche Tätigkeit,<br />
klinische Studentenlehre und Grundlagenforschung<br />
auf höchstem Niveau unter einem Dach<br />
durchzuführen“, so Dreyling.<br />
perception: Neurocognitive mechanisms un<strong>der</strong>lying<br />
children’s processing of others’ actions“.<br />
Von 2011 bis 2013 war er Lecturer am Lehrstuhl<br />
für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie<br />
<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und darüber hinaus war Paulus Junior<br />
Researcher in Residence am Center for Advanced<br />
Studies (CAS). Die letzte Station vor <strong>der</strong> Berufung<br />
nach München war die Vertretung des Lehrstuhls<br />
für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie an<br />
<strong>der</strong> Universität Erfurt.<br />
Zu den zukünftigen Arbeitsschwerpunkten von<br />
Professor Paulus an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> gehört die Entwicklung<br />
des prosozialen Verhaltens, die des sozialen<br />
Verstehens und des sozialen Lernens. Dabei geht<br />
er Fragen nach, warum sich Kin<strong>der</strong> gegenseitig<br />
helfen, wann sie an<strong>der</strong>e als Wesen mit eigenen<br />
Wünschen verstehen und welche Mechanismen<br />
den frühen sozialen Lernprozessen zugrunde liegen.<br />
Für seine bisherigen Leistungen erhielt Paulus<br />
dieses Jahr den Forschungspreis „George Butterworth<br />
Award“ <strong>der</strong> Europäischen Gesellschaft<br />
für Entwicklungspsychologie (siehe „Preise und<br />
Ehrungen“ S.30)).<br />
Honorarprofessur<br />
1 Prof. Dr. Markus Paulus<br />
1 Prof. Dr. Herwig Baier<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
29<br />
■ Prof. Dr. Markus Paulus<br />
Fakultät für Psychologie<br />
und Pädagogik<br />
Markus Paulus wurde zum 1. Septe<strong>mb</strong>er 2013<br />
an <strong>der</strong> Fakultät für Psychologie und Pädagogik<br />
zum W2-Professor ernannt. Sein Lehr- und Forschungsgebiet<br />
umfasst die Entwicklungspsychologie<br />
und Pädagogische Psychologie <strong>der</strong> frühen<br />
Kindheit von null bis sechs Jahren – insbeson<strong>der</strong>e<br />
die soziale und kognitive Entwicklung.<br />
Geboren wurde Paulus 1980 in Landsberg am<br />
Lech. Nach seinem Studium an <strong>der</strong> Universität<br />
Eichstätt erwarb er 2006 sein Diplom in Psychologie<br />
und 2007 seinen Magister in Philosophie/<br />
Soziologie. Nach einem Forschungsaufenthalt am<br />
Early Social Development Lab bei Chris Moore in<br />
Halifax, Kanada, wurde er 2011 an <strong>der</strong> Radboud<br />
Universiteit Nijmegen, Nie<strong>der</strong>lande, in Psychologie<br />
promoviert. Seine Dissertation schrieb <strong>der</strong><br />
heute 33-Jährige über „Development of action<br />
■ Prof. Dr. Herwig Baier<br />
Fakultät für Biologie<br />
Im Juli 2013 wurde Professor Herwig Baier<br />
zum Honorarprofessor für das Fachgebiet<br />
Verhaltens-Neurogenetik an <strong>der</strong> Fakultät für<br />
Biologie <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> ernannt. Baier wurde 1995<br />
an <strong>der</strong> Universität Tübingen promoviert und<br />
nach seiner Zeit als Assistant Professor in San<br />
Diego in San Francisco, beide USA, zum Full<br />
Professor ernannt. Vier Jahre später wurde<br />
er Direktor des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie<br />
in Martinsried. Sein Interesse gilt<br />
vor allem den Nervenzellen: So erforscht er<br />
beispielsweise an Zebrafischen, nach welchen<br />
Regeln sich bestimmte Typen von Nervenzellen<br />
im Gehirn entwickeln, wie sie zu einem<br />
Nervenzellnetzwerk zusammenfinden und<br />
welchen Einfluss diese neuronalen Schaltkreise<br />
auf Wahrnehmung sowie Verhalten haben.<br />
Hinweis <strong>der</strong> Redaktion:<br />
Eine vollständige Liste<br />
<strong>der</strong> Neuberufenen findet sich<br />
im Internet unter www.lmu.<br />
de/aktuelles/neuberufen
Preise & Ehrungen<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
30<br />
1 Prof. Dr. Immanuel Bloch<br />
■ Experimentalphysiker Immanuel<br />
Bloch ausgezeichnet<br />
Immanuel Bloch, Professor für Experimentalphysik<br />
an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und Direktor am Max-Planck-Institut<br />
für Quantenoptik, ist mit dem mit 750. 000 Euro<br />
dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft<br />
2013 ausgezeichnet worden.<br />
Mit dem Wissenschaftspreis würdigt die Körber-<br />
Stiftung die herausragenden wissenschaftlichen<br />
Arbeiten von Bloch, die ein neues Forschungsgebiet<br />
an <strong>der</strong> Schnittstelle <strong>der</strong> Quantenoptik, Quanteninformationsverarbeitung<br />
und Festkörperphysik<br />
eröffnet haben.<br />
Ein Forschungsschwerpunkt des Physikers ist die<br />
Untersuchung ultrakalter „Quantengase“ bei Temperaturen<br />
nahe dem absoluten Nullpunkt. Dazu<br />
erzeugt Bloch mithilfe von Laserstrahlen künstliche<br />
Kristalle, in denen ultrakalte Atome in einem<br />
Gitter aus Licht gefangen werden. Derartige Systeme<br />
dienen unter an<strong>der</strong>em als stark vergrößerte<br />
Laborsimulationen von Festkörpern, in denen bestimmte<br />
Parameter – etwa die Wechselwirkung<br />
zwischen den Atomen – genau eingestellt werden<br />
können. Mit diesem „Quantensimulator“ lassen<br />
sich theoretische Modelle über den Aufbau von<br />
Festkörpern überprüfen. „Außerdem können wir<br />
mit diesem System das Verhalten von Materie<br />
unter extremsten Bedingungen erforschen“,<br />
erklärt Bloch. Seine Erkenntnisse könnten künftig<br />
helfen, Materialien mit maßgeschnei<strong>der</strong>ten Eigenschaften<br />
zu entwickeln – etwa neue Supraleiter,<br />
die Strom verlustfrei leiten können.<br />
Eine Zukunftsvision von Bloch ist die Nutzung<br />
seines Quantensimulators als Quantencomputer –<br />
was im Vergleich zu herkömmlichen Computern<br />
bei speziellen Problemen einen wahren Quantensprung<br />
in Bezug auf die erzielbaren Rechengeschwindigkeiten<br />
bedeuten würde.<br />
■ Stephan Hartmann<br />
neuer EPSA-Präsident<br />
Professor Stephan Hartmann von <strong>der</strong> Fakultät für<br />
Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> ist im Septe<strong>mb</strong>er 2013 in<br />
Helsinki, Finnland, zum Präsidenten <strong>der</strong> European<br />
Philosophy of Science Association (EPSA)<br />
gewählt worden. Die EPSA wurde 2007 in Wien,<br />
Österreich, gegründet und soll den Austausch<br />
zwischen Studierenden und Wissenschaftsphilosophen<br />
auf <strong>der</strong> ganzen Welt för<strong>der</strong>n. Hartmann<br />
ist bereits Alexan<strong>der</strong> von Hu<strong>mb</strong>oldt-Professor,<br />
Co-Direktor des Münchner Zentrums für Mathematische<br />
Philosophie (MCMP) und Mitglied des<br />
Governing Boards <strong>der</strong> amerikanischen Philosophy<br />
of Science Association (PSA).<br />
■ Europäischer Forschungspreis<br />
für Professor Paulus<br />
Professor Markus Paulus wurde im Juli dieses<br />
Jahres mit dem George Butterworth Award ausgezeichnet.<br />
Damit ehrte die Europäische Gesellschaft<br />
für Entwicklungspsychologie (ESDP) den<br />
<strong>LMU</strong>-Psychologen für seine Dissertation und die<br />
daran anschließende Forschung über soziales Verstehen<br />
und Lernen bei Kleinkin<strong>der</strong>n. Eine Frage<br />
dabei war zum Beispiel, warum Kin<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
nachahmen. Die Ergebnisse seiner Grundlagenforschung<br />
stellte Paulus bei <strong>der</strong> Preisvergabe in<br />
Lausanne, Schweiz, und im European Journal of<br />
Developmental Psychology vor.<br />
Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wird al le<br />
zwei Jahre auf <strong>der</strong> bedeutendsten Tagung <strong>der</strong><br />
europäischen Entwicklungspsychologen an<br />
Nachwuchswissenschaftler aus dem Bereich Entwicklungspsychologie<br />
vergeben. Namensgeber<br />
George Butterworth war Grün<strong>der</strong>vater <strong>der</strong> British<br />
Infancy Research Group, <strong>der</strong> Fachzeitschrift Developmental<br />
Science und <strong>der</strong> ESDP.
Preise & Ehrungen<br />
■ Zwei neue Hu<strong>mb</strong>oldt-Forschungspreisträger<br />
an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
Professor Eric von Hippel, einer <strong>der</strong> weltweit<br />
renommiertesten Wissenschaftler im Bereich <strong>der</strong><br />
Innovationsforschung und Ehrendoktor <strong>der</strong> Fakultät<br />
für Betriebswirtschaft, ist von <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong><br />
von Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung mit einem Hu<strong>mb</strong>oldt-Forschungspreis<br />
ausgezeichnet worden. Der Ökonom<br />
lehrt an <strong>der</strong> Sloan School of Management des<br />
Massachusetts Institute of Technology (MIT). In<br />
seinem Konzept <strong>der</strong> „user innovation“ zeigt von<br />
Hippel, dass Konsumenten zu einem erheblichen<br />
Teil für Innovationen verantwortlich sind.<br />
Ab Herbst 2013 wird Eric von Hippel am Munich<br />
Center for Innovation and Entrepreneurship Research<br />
(MCIER) <strong>der</strong> Max-Planck-Gesellschaft<br />
ein Forschungsprojekt zum Thema „Consumer<br />
Innovation“ starten. Ziel des Projekts ist es zu<br />
untersuchen, in welchem Umfang Konsumenten<br />
in deutschen Haushalten Innovationen erbringen.<br />
Der südafrikanische Quantenphysiker Professor<br />
Cesareo A. Dominguez ist von <strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong> von<br />
Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung mit einem „Hu<strong>mb</strong>oldt-Forschungspreis<br />
in Gedenken an Neville Alexan<strong>der</strong>“<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Dominguez lehrt seit 1988 Theoretische Physik an<br />
<strong>der</strong> Universität Kapstadt (Südafrika), wo er bis zu<br />
seiner Emeritierung 2008 auch Direktor des Instituts<br />
für Theoretische Physik und Astrophysik war. Das<br />
Hauptforschungsgebiet des Physikers sind Quarkmassen<br />
in <strong>der</strong> Quantenchromodynamik. Mithilfe<br />
<strong>der</strong> Quantenchromodynamik werden in <strong>der</strong> Quantenphysik<br />
starke Wechselwirkungen zwischen<br />
fundamentalen Bausteinen <strong>der</strong> Atomkerne beschrieben,<br />
sogenannten Quarks und Gluonen.<br />
Durch seine Forschung gelang Dominguez mehrfach<br />
die theoretische Vorhersage von Phänomenen,<br />
die später experimentell bestätigt werden konnten.<br />
■ Ehrung für Donald B. Dingwell<br />
Professor Donald Bruce Dingwell, Lehrstuhlinhaber<br />
für Mineralogie und Petrologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und<br />
Generalsekretär des European Research Council<br />
(ERC), ist von <strong>der</strong> American Geophysical Union<br />
(AGU) mit dem Norman Levi BOWEN Award ausgezeichnet<br />
worden.<br />
Die AGU ist mit über 50.000 Mitglie<strong>der</strong>n die weltgrößte<br />
geowissenschaftliche Vereinigung. Der<br />
BOWEN Award ist nach Norman Levi Bowen<br />
benannt, ein ursprünglich aus Kanada stammen<strong>der</strong><br />
Petrologe, <strong>der</strong> als Grün<strong>der</strong> des exakten physikalisch-chemischen<br />
und experimentellen Ansatzes<br />
zur Untersuchung von gesteinsbildenden<br />
Prozessen gilt.<br />
■ Christine Haug zum ordentlichen<br />
Mitglied berufen<br />
Die Historische Kommission des Börsenvereins<br />
des Deutschen Buchhandels hat die Buchwissenschaftlerin<br />
Professor Christine Haug von <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
zum ordentlichen Mitglied berufen. Haug gehörte<br />
<strong>der</strong> Kommission bereits seit 2008 als korrespondierendes<br />
Mitglied an.<br />
Als Arbeitsausschuss des Börsenvereins beschäftigt<br />
sich die Historische Kommission mit <strong>der</strong><br />
Geschichte des Buchwesens und des Verbands.<br />
Sie gibt die Reihen „Archiv für Geschichte des<br />
Buchwesens“ und „Geschichte des deutschen<br />
Buchhandels im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t“ heraus<br />
und verwaltet die Horst Kliemann Stiftung für<br />
Geschichte des Buchwesens, die vor allem Nachwuchswissenschaftler<br />
bei <strong>der</strong> Materialbeschaffung<br />
in Bibliotheken und Archiven finanziell<br />
unterstützt.<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
31
Preise & Ehrungen<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
32<br />
1 Prof. Dr. Christoph Bode<br />
1 Prof. Dr. Alexan<strong>der</strong> Gerbes<br />
■ Professor Lorenz für herausragende<br />
Lehre geehrt<br />
Professor Stephan Lorenz, Inhaber des Lehrstuhls<br />
für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht<br />
und Rechtsvergleichung, ist mit dem Ars legendi<br />
Preis 2013 ausgezeichnet worden. Er erhält den<br />
Preis, <strong>der</strong> im Nove<strong>mb</strong>er dieses Jahres verliehen<br />
wird, für seine „Lehre in <strong>der</strong> Studieneingangsphase“.<br />
Vor allem sein herausragendes und auf die<br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> Studierenden zu Beginn ihres Studiums<br />
zugeschnittenes Lehrkonzept wird damit<br />
gewürdigt.<br />
Der Ars legendi-Preis wird seit 2006 jährlich verliehen.<br />
Er ehrt die beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong><br />
Hochschullehre für die Heranbildung des akademischen<br />
Nachwuchses und soll einen Beitrag dazu<br />
leisten, dass Leistungen in <strong>der</strong> Lehre verstärkt<br />
anerkannt werden. Professor Lorenz erhielt den<br />
mit 50.000 Euro dotierten Preis zusammen mit<br />
Professor Manfred Hampe von <strong>der</strong> TU Darmstadt.<br />
■ Georg Heberer Award:<br />
Zwei <strong>LMU</strong>-Mediziner ausgezeichnet<br />
Den mit 20.000 Euro dotierten Georg Heberer<br />
Award, <strong>der</strong> alljährlich beim Stiftungsfest <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
verliehen wird, teilen sich die <strong>LMU</strong>-Mediziner<br />
Christoph Reichel und Wieland Sommer. Ausgezeichnet<br />
wurden die Forscher für Arbeiten zur<br />
Rekrutierung von Immunzellen und für einen innovativen<br />
Ansatz zur Durchblutungsmessung.<br />
Christoph Reichel von <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für<br />
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Klinikum <strong>der</strong><br />
Universität München erhielt den Preis für eine<br />
Studie zur Rekrutierung von Immunzellen aus dem<br />
Gefäßsystem des Körpers in das Gewebe. Aus den<br />
Ergebnissen lassen sich möglicherweise neue,<br />
effektivere Therapiestrategien entwickeln, die<br />
Immunreaktionen im Organismus gezielt beeinflussen<br />
könnten.<br />
PD Dr. Wieland Sommer vom Institut für Klinische<br />
Radiologie am Klinikum <strong>der</strong> Universität München<br />
wurde für die Entwicklung einer innovativen Methode<br />
ausgezeichnet, mit <strong>der</strong> die Durchblutung<br />
mit einer hohen Zeitauflösung dargestellt werden<br />
kann. Dies eröffnet für die Diagnostik und die gefäßchirurgische<br />
Planung ganz neue Möglichkeiten.<br />
Im Jahr 2000 wurde erstmals an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> <strong>der</strong><br />
nach dem Chirurgen Professor Georg Heberer<br />
(1920–1999) benannte Georg Heberer Award <strong>der</strong><br />
US-amerikanischen Chiles Foundation verliehen.<br />
Heberer war bis 1989 Ordinarius für Chirurgie und<br />
Direktor <strong>der</strong> Chirurgischen Universitätsklinik am<br />
Klinikum Großha<strong>der</strong>n.<br />
Gestiftet wird <strong>der</strong> Preis von <strong>der</strong> seit über 50 Jahren<br />
bestehenden Chiles Foundation, die die medizinische<br />
Forschung vor allem auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
Krebsforschung unterstützt. Die Stiftung unterhält<br />
große Institute an <strong>der</strong> Boston University und <strong>der</strong><br />
Stanford University sowie das Krebsforschungszentrum<br />
„Earle A. Chiles Research Institute“ an<br />
<strong>der</strong> Oregon University in Portland.<br />
■ Professor Bode wird<br />
external reviewer<br />
Christoph Bode, Inhaber des Lehrstuhls für Englische<br />
Literatur <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, ist vom Princeton<br />
Institute for Advanced Study in New Jersey, USA,<br />
gebeten worden, als External Reviewer tätig zu<br />
werden. In dieser Funktion wird Bode bei <strong>der</strong> Auswahl<br />
von neuen Fellows <strong>der</strong> School of Historical<br />
Studies mitwirken.<br />
Bereits im vergangenen Jahr gehörte Bode als<br />
einziger Nicht-Historiker <strong>der</strong> Kommission an, die<br />
für die Max-Weber-Stiftung – vormals Stiftung<br />
Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im<br />
Ausland – das Deutsche Historische Institut in<br />
London evaluiert hat.<br />
■ <strong>LMU</strong>-Mediziner auf <strong>der</strong><br />
Gewinnerspur<br />
Professor Alexan<strong>der</strong> Gerbes und Dr. Andreas Benesic<br />
vom Klinikum <strong>der</strong> Universität München zählen<br />
zu den diesjährigen Gewinnern des m 4 Award<br />
des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Außerdem<br />
haben sie den ersten Preis im Businessplan-<br />
Wettbewerb Science4Life Venture Cup gewonnen.
Preise & Ehrungen<br />
Die beiden Forscher erhalten die Auszeichnungen<br />
für ihr Projekt „MetaHeps – Personalized Liver<br />
Protection“. Sie entwickelten ein Zellsystem, mit<br />
dem bei einzelnen Patienten vorhergesagt werden<br />
kann, ob Medikamente für sie eine leberschädigende<br />
Wirkung haben.<br />
Der m 4 Award unterstützt die Gründung junger<br />
Unternehmen im Bereich <strong>der</strong> Personalisierten<br />
Medizin, die auf bestimmte Gruppen von Patienten<br />
zugeschnitten und dadurch wirksamer und<br />
sicherer ist. Die Preisträger erhalten jeweils eine<br />
halbe Million Euro für die nächsten zwei Jahre sowie<br />
eine professionelle Beratung. Das soll ihnen<br />
ermöglichen, ihre Projekte bis zur Unternehmensgründung<br />
weiterzuentwickeln<br />
Der deutschlandweite Businessplan-Wettbewerb<br />
Science4Life Venture Cup wird vom Bundesland<br />
Hessen und dem Unternehmen Sanofi getragen.<br />
Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.<br />
■ Stipendium für <strong>LMU</strong>-Student<br />
Nathan Schäfer, Physikstudent an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, erhält<br />
im Rahmen des För<strong>der</strong>programms „MINT Excellence“<br />
<strong>der</strong> Manfred Lautenschläger-Stiftung zwei<br />
Jahre lang ein Stipendium von 750 Euro pro Semester.<br />
Er gehört damit zu 30 Studierenden, die<br />
aus über 1.000 Bewerberinnen und Bewerbern<br />
verschiedener Hochschulen ausgewählt wurden.<br />
Das Programm richtet sich ausschließlich an Studierende<br />
<strong>der</strong> Mathematik, Naturwissenschaften,<br />
<strong>der</strong> Informatik und Technik. Die Stiftung zeichnet<br />
damit herausragende wissenschaftliche Arbeit,<br />
beson<strong>der</strong>e Studienleistungen und soziales Engagement<br />
aus.<br />
■ Comenius-Award für <strong>LMU</strong>-Projekt<br />
Die Projektgruppe von Dr. Michael Streifinger,<br />
Habilitand am Lehrstuhl für Physische Geographie<br />
und Landschaftsökologie von Professor Otfried<br />
Baume, ist mit dem Europäischen Comenius Media<br />
Award 2013 ausgezeichnet worden. Prämiert<br />
wurde das Projekt „Medien im Kontext <strong>der</strong> neuen<br />
gymnasialen Oberstufe – P-Seminar Geographie“,<br />
das zugleich Thema <strong>der</strong> Habilitation Streifingers<br />
ist. Im Rahmen <strong>der</strong> Arbeit betreute er geografische<br />
Projekt-Seminare, kurz P-Seminare, an vier Gymnasien.<br />
Die Schülerinnen und Schüler hatten dabei<br />
die Aufgabe, jeweils einen Kurzfilm zum Thema<br />
„Alpen – eine Region im Wandel“ für die Zielgruppe<br />
5. Jahrgangsstufe Gymnasium zu drehen. Projektpartner<br />
waren das Institut für Film und Bild in<br />
Wissenschaft und Unterricht (FWU) in Grünwald<br />
und Heckl Media & Entertainment in Ingolstadt.<br />
Die Schülerbeiträge inklusive Arbeitsmaterialien<br />
wurden vom FWU im Frühjahr 2013 als professionelle<br />
didaktische DVD veröffentlicht.<br />
Der Comenius Media Award wird üblicherweise<br />
an große europäische Medienhäuser verliehen –<br />
dass ein Universitäts- bzw. Schülerprojekt damit<br />
ausgezeichnet wird, ist eine Beson<strong>der</strong>heit.<br />
■ Ministerpräsident ehrt Hockerts<br />
und Kronawitter<br />
Professor Hans Günter Hockerts, emeritierter<br />
Ordinarius für Neueste Geschichte an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, ist<br />
mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet<br />
worden. Ministerpräsident Horst Seehofer<br />
würdigte Hockerts als einen akademischen Lehrer<br />
und Zeithistoriker, <strong>der</strong> sich „über viele Jahre um<br />
den Wissenschaftsstandort München, insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch mit <strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> NS-Vergangenheit<br />
<strong>der</strong> Landeshauptstadt München, in hohem Maße<br />
verdient gemacht“ habe. Seehofer hob nicht nur<br />
Hockerts Verantwortungsbewusstsein hervor, son<strong>der</strong>n<br />
auch seine Fähigkeit zu außerordentlicher<br />
Sachlichkeit selbst bei kritischen Kontroversen.<br />
Als einer <strong>der</strong> bedeutendsten Zeithistoriker<br />
Deutschlands habe er das Ansehen <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> weit<br />
über Deutschland hinaus gemehrt.<br />
Ebenfalls mit dem Verdienstkreuz geehrt wurde<br />
die Erste Vorsitzende <strong>der</strong> Weiße Rose-Stiftung,<br />
Dr. Hildegard Kronawitter. Der Ministerpräsident<br />
lobte ihr vielfältiges Engagement, unter an<strong>der</strong>em<br />
auch als Vorsitzende <strong>der</strong> Sozialarbeit des BRK-<br />
Kreisverbandes München o<strong>der</strong> im Bildungsausschuss<br />
<strong>der</strong> Katholischen Akademie in Bayern.<br />
1 Prof. Dr. Hans Günther Hockerts<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
33
Preise & Ehrungen<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
34<br />
1 Prof. Dr. Tobias Kretschmer<br />
1 Prof. Dr. Andreas Richter<br />
■ Tobias Kretschmer ausgezeichnet<br />
Professor Tobias Kretschmer vom Institut für<br />
Strategie, Technologie und Organisation an <strong>der</strong><br />
Fakultät für Betriebswirtschaft <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> ist bei <strong>der</strong><br />
ifo-Jahresversammlung im Juni mit dem Preis für<br />
herausragende wissenschaftliche Leistungen auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> empirischen Wirtschaftsforschung<br />
geehrt worden. Er erhielt ihn für seinen 2012 im<br />
American Economic Review veröffentlichten Aufsatz<br />
„Competitive Pressure and the Adoption of<br />
Complementary Technologies“.<br />
Ausgelobt wird <strong>der</strong> Preis von <strong>der</strong> Gesellschaft zur<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen Forschung<br />
(Freunde des ifo Instituts) e. V. Voraussetzung<br />
für die Verleihung ist, dass <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />
Beitrag in einer angesehenen referierten<br />
Zeitschrift veröffentlicht wurde.<br />
■ Professor Richter zum Vice<br />
President gewählt<br />
Professor Andreas Richter, Lehrstuhlinhaber und<br />
Vorstand des Instituts für Risikomanagement und<br />
Versicherung sowie Sprecher des Vorstands des<br />
Munich Risk and Insurance Center (MRIC), nahm<br />
zum August 2013 das Amt des „Vice President“<br />
<strong>der</strong> American Risk and Insurance Association<br />
(ARIA). Er übernimmt damit gleichzeitig den Vorsitz<br />
<strong>der</strong> Programmkommission für das Annual<br />
Meeting <strong>der</strong> ARIA 2014 in Seattle, USA.<br />
Die American Risk and Insurance Association ist<br />
die renommierteste Wissenschaftsvereinigung im<br />
Bereich Risikomanagement und Versicherung.<br />
Neben dem Ziel <strong>der</strong> internationalen Vernetzung<br />
möchte ARIA einen Beitrag dazu leisten, richtungsweisende<br />
Forschung in <strong>der</strong> Versicherungsökonomie<br />
voranzutreiben und ihre Mitglie<strong>der</strong> zu<br />
för<strong>der</strong>n. Dazu stellt sie vor allem durch die Ausrichtung<br />
wissenschaftlicher Konferenzen sowie<br />
die Herausgeberschaften des Journal of Risk and<br />
Insurance und des Risk Management and Insurance<br />
Review eine einzigartige Plattform für den<br />
akademischen Austausch dar.<br />
■ Auszeichnung für<br />
Buchwissenschaftlerin<br />
Über ein Preisgeld von 4.000 Euro kann sich<br />
Dr. Katharina Osterauer freuen. Die Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Bereich Buchwissenschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>LMU</strong> hat den Hochschulpreis <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />
München für ihre Dissertation „Phasenentwicklung<br />
und publizistisches Profil <strong>der</strong><br />
Rundschauzeitschrift MÄRZ“ erhalten. Osterauer<br />
setzt sich mit <strong>der</strong> Rundschauzeitschrift als eigenem<br />
Format auseinan<strong>der</strong> und beschreibt die soziale<br />
Verankerung des MÄRZ in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
und die kulturelle Bedeutung für Süddeutschland.<br />
Münchenspezifische Themen haben diese Zeitschrift<br />
nicht nur wegen <strong>der</strong> Gründungsmitglie<strong>der</strong><br />
Ludwig Thoma, Hermann Hesse und dem Münchner<br />
Verleger Langen geprägt. Sie wurde so zu<br />
einem wichtigen Impulsgeber für die Verlags- und<br />
Literaturstadt München.<br />
Mit dem Hochschulpreis <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />
München werden seit 1993 Abschlussarbeiten<br />
wie Bachelor-, Magister-, Diplomarbeiten, Dissertationen<br />
und Habilitationen an <strong>LMU</strong>, TUM und<br />
<strong>der</strong> Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />
ausgezeichnet.<br />
■ <strong>LMU</strong>-Postdoc erhält<br />
hochdotierten Preis<br />
Dr. Marisa Karow, Postdoc in <strong>der</strong> Forschungsgruppe<br />
von Dr. Benedikt Berninger am Department of<br />
Physiological Genomics, wurde mit einem Wissenschaftspreis<br />
für „Molekulare Grundlagenforschung“<br />
<strong>der</strong> GlaxoSmithKline-Stiftung ausgezeichnet.<br />
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde<br />
am 11. Juli im Haus des Stiftens feierlich verliehen.<br />
Karow wurde unter an<strong>der</strong>em für eine im letzten<br />
Jahr erschienene Publikation mit dem Titel „Reprogramming<br />
of pericyte-<strong>der</strong>ived cells of the adult<br />
human brain into induced neuronal cells“ ausgezeichnet,<br />
die im Journal Cell veröffentlicht wurde.
Preise & Ehrungen<br />
■ Professor Schmid erhält<br />
Bundesverdienstkreuz<br />
Professor Alois Schmid hat im Juli das Verdienstkreuz<br />
am Bande des Verdienstordens <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland erhalten. Der emeritierte<br />
Ordinarius für Bayerische Geschichte und vergleichende<br />
Landesgeschichte mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />
des Mittelalters wurde unter an<strong>der</strong>em<br />
für seine Verdienste bei <strong>der</strong> Erneuerung wissenschaftlicher<br />
Standardwerke ausgezeichnet. Der<br />
damalige bayerische Wissenschaftsminister Dr.<br />
Wolfgang Heubisch würdigte zudem Schmids<br />
Leistungen als Vermittler <strong>der</strong> Wissenschaft an die<br />
Öffentlichkeit. So habe er neben vielen Vorträgen<br />
zahlreiche öffentliche Tagungen organisiert, so<br />
etwa ein Kolloquium zu König Ludwig II. o<strong>der</strong> eine<br />
Tagung über die bayerisch-chinesischen Beziehungen.<br />
Vor allem auch Professor Schmids Engagement<br />
als Mitglied <strong>der</strong> Schwäbischen Forschungsgemeinschaft<br />
(SFG) hob Heubisch hervor:<br />
„Ihre entscheidenden Verdienste hier liegen in <strong>der</strong><br />
wichtigen Brückenfunktion zwischen <strong>der</strong> schwäbischen<br />
Geschichtsforschung <strong>der</strong> SFG und <strong>der</strong><br />
gesamtbayerischen Kommission“, hieß es in <strong>der</strong><br />
Laudatio.<br />
■ Auszeichnung für Professor<br />
Viatcheslav Mukhanov<br />
Der Kosmologe Professor Viatcheslav Mukhanov<br />
von <strong>der</strong> Fakultät für Physik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> erhält zusammen<br />
mit dem russischen Forscher Alexei Starobinsky<br />
den Gruber Cosmology Prize.<br />
Der Preis ehrt weltweit führende Kosmologinnen<br />
und Kosmologen, die mit ihren Arbeiten wesentlich<br />
zum Verständnis des Universums beitragen.<br />
Die Auszeichnung wird jährlich von <strong>der</strong> Gruber<br />
Foundation vergeben, die ihren Sitz an <strong>der</strong> Yale<br />
University hat. Der Preis ist mit 500.000 Dollar<br />
dotiert.<br />
Viatcheslav Mukhanov, <strong>der</strong> sich den Preis dieses<br />
Jahr mit Alexei Starobinsky teilt, ist Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Kosmologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Mukhanov<br />
entwickelt Konzepte, wie sich das Weltall entwickelt<br />
haben könnte und welche Geheimnisse<br />
Schwarze Löcher und Dunkle Energie umgeben.<br />
Der Kosmologe erarbeitet theoretische Modelle,<br />
um das Verhalten von Quanten, den kleinsten Einheiten<br />
physikalischer Größen, vorauszusagen.<br />
1 Prof. Dr. Viatcheslav Mukhanov<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
35<br />
1 Professor Alois Schmid (rechts) mit dem damaligen Bayerischen<br />
Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch.
Preise & Ehrungen<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
36<br />
1 Prof. Dr. Ursula Lenker<br />
1 Prof. Dr. Hans-Jörg Schmid<br />
■ TRVS-Award 2013 geht<br />
an Wolfgang Zinth<br />
Für die „Pionierleistung in <strong>der</strong> Entwicklung zeitaufgelöster<br />
Infrarottechniken und <strong>der</strong>en Anwendung,<br />
um komplexe biophysikalische Vorgänge<br />
zu analysieren und zu verstehen“, ist Professor<br />
Wolfgang Zinth mit dem TRVS-Award 2013 ausgezeichnet<br />
worden. Zinth ist Inhaber des Lehrstuhls<br />
für Biomolekulare Optik an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> und<br />
forscht im Exzellenzcluster Munich-Centre for<br />
Advanced Photonics (MAP) im Bereich <strong>der</strong> zeitaufgelösten<br />
Schwingungsspektroskopie. Hierbei<br />
führen Forscher Messungen durch, bei denen<br />
die Normalschwingungen von Molekülen angeregt<br />
werden. Anschließend nehmen sie Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Molekülbewegungen auf.<br />
Die Schwingungsspektroskopie gewinnt immer<br />
mehr an Bedeutung, um die Dynamik schnellster<br />
biologischer und chemischer Prozesse genauer<br />
zu verstehen und damit langfristig auch steuerbar<br />
zu machen.<br />
Der TRVS-Award, was für „Time-Resolved Vibrational<br />
Spectroscopy“ steht, wird an Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler vergeben, die sich<br />
um das Gebiet <strong>der</strong> zeitaufgelösten Schwingungsspektroskopie<br />
verdient gemacht haben. Ausgezeichnet<br />
werden dabei stets die längerfristige<br />
Präsenz und Forschungsleistung auf einem <strong>der</strong><br />
Gebiete.<br />
■ Oxford English Dictionary<br />
Das Oxford English Dictionary (OED) ist das<br />
größte Wörterbuchprojekt weltweit. Es umfasst<br />
600.000 Wörter <strong>der</strong> englischen Sprache. Professor<br />
Ursula Lenker vom Lehrstuhl für Englische<br />
Sprachwissenschaft und Literatur des Mittelalters<br />
und Professor Hans-Jörg Schmid vom Lehrstuhl<br />
Mo<strong>der</strong>ne Englische Sprachwissenschaft an <strong>der</strong><br />
<strong>LMU</strong> sind vom OED eingeladen worden, an <strong>der</strong><br />
zukünftigen Entwicklung des Lexikons mitzuarbeiten.<br />
Im Rahmen des OED-Symposiums 2013 diskutieren<br />
sie in einem Kreis internationaler Expertinnen und<br />
Experten das Potenzial des Wörterbuchs. Auf dem<br />
Symposium wird erörtert, wie die lexikographische<br />
und philologische Arbeit am OED fortgesetzt<br />
werden kann und wie die Daten noch besser<br />
genutzt werden können.<br />
■ Millionenför<strong>der</strong>ung für<br />
<strong>LMU</strong>-Physiker<br />
Die <strong>LMU</strong>-Physiker Professor Alexan<strong>der</strong> Högele<br />
und Professor Tim Liedl werden vom Europäischen<br />
Forschungsrat (ERC) mit je einem Starting<br />
Grant ausgezeichnet. Mit einer solchen För<strong>der</strong>ung<br />
unterstützt <strong>der</strong> ERC herausragende Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler und ihre zukunftsweisende<br />
Grundlagenforschung mit bis zu zwei<br />
Millionen Euro.<br />
Projekt von Alexan<strong>der</strong> Högele<br />
Daten werden immer häufiger in Form von Lichtbündeln<br />
über Glasfasernetze transportiert. In Zukunft<br />
könnten einzelne Lichtteilchen (Photonen)<br />
diese Aufgabe übernehmen und eine abhörsichere<br />
Quantenkommunikation ermöglichen. Diese<br />
Lichtimpulse müssten nach dem Transport in elektrische<br />
Signale zurückgewandelt werden, indem<br />
sie kontrolliert Elektronen in einem Halbleitermaterial<br />
anregen. Wie das aussehen könnte und welche<br />
Effekte bei <strong>der</strong> Wechselwirkung von Licht mit<br />
Festkörpern sonst relevant sind, untersuchen Wissenschaftler<br />
<strong>der</strong>zeit mithilfe von Nanomaterialien<br />
wie Kohlenstoff-Nanoröhren.<br />
Alexan<strong>der</strong> Högele und seine Mitarbeiter produzieren<br />
ihre eigenen Nanoröhren, die sie optimal an<br />
verschiedene Versuche anpassen können. Dabei<br />
handelt es sich um einwandige Zylin<strong>der</strong> von rund<br />
einem Nanometer im Durchmesser, <strong>der</strong>en Wand<br />
aus einer Atomlage von regelmäßig angeordneten<br />
Kohlenstoffatomen besteht. Um optische Anregungen<br />
in einzelnen Nanoröhren möglichst<br />
störungsfrei zu untersuchen, haben die Forscher,<br />
einer Hängebrücke gleich, Röhren mit freitragenden<br />
Bereichen von einigen Mikrometern Länge<br />
hergestellt. Sie konnten nachweisen, dass die<br />
Elektronen im Halbleitermaterial unter diesen Bedingungen<br />
nach <strong>der</strong> Absorption von Photonen<br />
außergewöhnlich lange angeregt bleiben. Anschließend<br />
fallen sie regulär unter Lichtemission<br />
in das „Loch“ in <strong>der</strong> Atomhülle zurück, das sie<br />
hinterlassen haben. Durch diese lange Trennungsphase<br />
lassen sich die Absorptions- und Emissionsspektren<br />
<strong>der</strong> Nanoröhren scharf unterscheiden<br />
und für hochpräzise optische Spektroskopiemethoden<br />
nutzen.<br />
In Zukunft möchten die Physiker die Kopplung<br />
zwischen Licht und den Elektron-Loch-Paaren<br />
(Exzitonen) dazu nutzen, um auch mechanische<br />
und magnetische Freiheitsgrade von halbleitenden<br />
Nanoröhren zu untersuchen. Das Exziton soll<br />
dabei als eine Art Bindeglied zwischen den ele-
Preise & Ehrungen<br />
mentaren Anregungen von Licht und Festkörper<br />
fungieren, also die Kopplung zwischen Photonen<br />
und Spins (elementare magnetische Anregungen)<br />
beziehungsweise Phononen (elementare mechanische<br />
Anregungen) vermitteln. Die Experimente<br />
sollen unter an<strong>der</strong>em die Grundlagen für die Verwendung<br />
von Nanoröhren in Zukunftstechnologien<br />
wie Quantenkryptographie und Quantenmetrologie<br />
erarbeiten.<br />
Projekt von Tim Liedl<br />
Wer versucht, in einem Bach einen Fisch zu fangen,<br />
wird schnell feststellen, dass dieser sich nicht<br />
dort befindet, wo unsere Augen ihn wahrnehmen.<br />
Die Ursache dafür ist, dass das Licht beim Eintreten<br />
in das Wasser und beim Heraustreten gebrochen<br />
wird. Während in <strong>der</strong> Natur nur Materialien<br />
mit einem positiven Brechungsindex existieren,<br />
entwickeln Wissenschaftler <strong>der</strong>zeit künstliche<br />
Strukturen, die Licht auch negativ, das heißt über<br />
das Lot hinaus, brechen sollen. Die Bausteine dieser<br />
sogenannten Metamaterialien müssen jedoch<br />
kleiner als 100 Nanometer sein. Daher arbeiten<br />
die Fachleute mit künstlichen DNA-Strängen und<br />
metallischen Nanopartikeln, die sich von selbst zu<br />
optisch aktiven Nanostrukturen zusammensetzen.<br />
Tim Liedl und seine Mitarbeiter sind Spezialisten<br />
in <strong>der</strong> sogenannten DNA-Origami-Technik. Als wären<br />
sie mit Magneten versehen, falten sich dabei<br />
DNA-Bausteine in vorgegebene dreidimensionale<br />
Strukturen. Vor Kurzem ist es den Physikern gelungen,<br />
diese definiert mit Goldpartikeln zu besetzen<br />
und damit eine erste wichtige Eigenschaft<br />
von Licht zu verän<strong>der</strong>n: die Polarisation. Auf diese<br />
Weise konnten die Wissenschaftler zeigen, dass<br />
sich DNA-Origami-Strukturen in Ko<strong>mb</strong>ination mit<br />
Metallpartikeln grundsätzlich dazu eignen, optische<br />
Parameter gezielt einzustellen.<br />
Die Physiker wollen nun diese Nanostrukturen<br />
unter an<strong>der</strong>em zu einem Metamaterial mit negativem<br />
Brechungsindex weiterentwickeln. In Ko<strong>mb</strong>ination<br />
mit den bestehenden positiv brechenden<br />
Materialien ließen sich so beispielsweise optische<br />
Systeme wie Mikroskope, Solarzellen o<strong>der</strong> Lichtleiter<br />
fundamental verbessern. Ein an<strong>der</strong>er Aspekt<br />
des Projektes beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Frage, ob<br />
optisch aktive Metamaterialien als sensible Sensoren<br />
für Viren o<strong>der</strong> spezielle Zell-Marker eingesetzt<br />
werden können.<br />
■ Nanoforschung mit Anwendungsbezug<br />
– attocube awards 2013<br />
Am 19. Juli wurden die mit insgesamt 17.500 Euro<br />
dotierten attocube Research Awards 2013 in den<br />
Kategorien Dissertation sowie Masterarbeit verliehen.<br />
Mit dem Preis werden Arbeiten aus dem<br />
Bereich <strong>der</strong> Nanoforschung ausgezeichnet, <strong>der</strong>en<br />
Ergebnisse ein hohes Anwendungspotenzial aufweisen.<br />
Den Preis für die beste Masterarbeit teilen sich in<br />
diesem Jahr zwei Gewinnerinnen, <strong>der</strong>en Arbeiten<br />
sich mit Anwendungsmöglichkeiten des sogenannten<br />
DNA-Origami beschäftigen: Frie<strong>der</strong>ike<br />
Möller aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von Professor Philip<br />
Tinnefeld (ehemals <strong>LMU</strong>) trug mit ihrer Masterarbeit<br />
zur Entwicklung sogenannter Nanoantennen<br />
bei. Diese bestehen aus einem DNA-Gerüst, an das<br />
Gold-Nanopartikel definiert gebunden werden. Sie<br />
können die Fluoreszenzintensität von Farbstoffmolekülen<br />
bis zu hun<strong>der</strong>tfach verstärken und eröffnen<br />
so ein breites Spektrum neuer Anwendungsgebiete,<br />
unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> Signalverarbeitung<br />
in optischen Computern o<strong>der</strong> für neue<br />
DNA-Sequenzierungsverfahren.<br />
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Masterarbeit<br />
Eva-Maria Rollers aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />
von Professor Tim Liedl. In ihrer Arbeit entwickelte<br />
sie ein neues Konzept zur Herstellung<br />
von DNA-basierten Metamaterialien, die über<br />
maßgeschnei<strong>der</strong>te optische Eigenschaften verfügen.<br />
Diese Methode besitzt ein großes Potenzial<br />
für die Entwicklung neuer Materialien mit<br />
unerwarteten optischen Eigenschaften, etwa<br />
im Bereich <strong>der</strong> optisch basierten Informationsverarbeitung.<br />
Die Arbeiten <strong>der</strong> beiden Gewinnerinnen<br />
führten zu Publikationen in den hochrangigen<br />
Zeitschriften „Science“ und „Nature“.<br />
Auch in <strong>der</strong> Kategorie „Doktorarbeit“ teilen sich<br />
zwei Wissenschaftler den mit 5.000 EUR dotierten<br />
Preis: Dr. Johann Feckl aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von<br />
Professor Thomas Bein entwickelte in seiner Dissertation<br />
eine neuartige Nanostruktur aus ultrakleinen<br />
Lithium-Titanat-Kristallen, die bisherigen<br />
Energiespeichern im Hinblick auf Ladegeschwindigkeit<br />
und Stabilität stark überlegen ist. Dank<br />
<strong>der</strong> sehr kleinen Kristallgröße und <strong>der</strong> großen,<br />
gut zugänglichen Oberfläche können die Lithiumionen<br />
rasch diffundieren, was zu außergewöhnlich<br />
schnellen Ladezeiten führt. Dieser Prozess war<br />
im Experiment auch nach über 1.000 Ladezyklen<br />
noch stabil. Die entwickelten extrem schnellen<br />
Speicherelektroden haben somit das Potenzial,<br />
1 Prof. Dr. Tim Liedl<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
37
Preise & Ehrungen<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
38<br />
1 Verleihung <strong>der</strong> attocube Research Awards.<br />
die Lücke zwischen Superkondensatoren mit einer<br />
kurzen Ladungszeit und konventionellen Batterien<br />
mit hoher Kapazität zu schließen und die Entwicklung<br />
von neuen, effizienten Energiespeichersystemen<br />
zu ermöglichen. Feckl hat seine Ergebnisse<br />
in mehreren Publikationen, unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong><br />
renommierten Zeitschrift „Angewandte Chemie<br />
International Edition“, veröffentlicht.<br />
Dr. Thomas Faust aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von Professor<br />
Jörg Kotthaus und Professor Eva Weig hat<br />
sich in seiner Doktorarbeit mit nanomechanischen<br />
Resonatoren beschäftigt. Diese reagieren höchst<br />
empfindlich auf kleinste Verän<strong>der</strong>ungen in ihrer<br />
Umgebung, sodass bereits die Anhaftung eines<br />
einzelnen Moleküls o<strong>der</strong> die Kopplung an Licht<br />
zu messbaren Rückwirkungseffekten führen kann.<br />
Dr. Faust entwickelte eine kompakte „Plug-andplay“-Sensorarchitektur<br />
für Arrays aus Nanosaiten<br />
(o<strong>der</strong> Saiten mit Nanometerdicken), die beson<strong>der</strong>s<br />
einfach zu bedienen ist und in einem weiten Temperaturbereich<br />
von oberhalb Raumtemperatur bis<br />
herunter zu tiefsten Temperaturen empfindlich<br />
arbeitet. Diese Messtechnik könnte somit zukünftig<br />
auch außerhalb von Laborbedingungen<br />
Einsatz finden und große praktische Bedeutung<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung hochintegrierter Sensoren<br />
und in <strong>der</strong> Hochfrequenzsignalverarbeitung haben.<br />
Dr. Fausts Arbeiten wurden in hochrangigen<br />
Zeitschriften, unter an<strong>der</strong>em in „Nature Physics“,<br />
publiziert.<br />
Die Leistung <strong>der</strong> beiden Arbeitsgruppen bei <strong>der</strong><br />
Unterstützung ihrer Doktoranden wurde mit einem<br />
Preisgeld von jeweils 5.000 EUR beson<strong>der</strong>s<br />
gewürdigt.<br />
Die attocube systems AG besteht seit 2001 und ist<br />
eine Ausgründung aus dem CeNS. Sie lobt den jährlich<br />
zu vergebenden attocube Research Award aus.<br />
■ Drei <strong>LMU</strong>-Studentinnen ausgezeichnet<br />
Im Mai wurden zum zwölften Mal die Ottmar Bühler-För<strong>der</strong>preise<br />
für herausragende wissenschaftliche<br />
Leistungen auf dem Gebiet <strong>der</strong> Betriebswirtschaftlichen<br />
Steuerlehre verliehen. Ausgezeichnet<br />
wurden die <strong>LMU</strong>-Studentinnen Franziska Faber<br />
und Liya Kriem für ihre Bachelorarbeiten sowie<br />
Constanze Gallmann für ihre Masterarbeit.<br />
Der För<strong>der</strong>preis ist nach Ottmar Bühler (1884-<br />
1965) benannt. Er war Lehrstuhlinhaber des Instituts<br />
für Steuerrecht, das 1942 als erster spezieller<br />
Lehrstuhl für diesen Fachbereich eingerichtet<br />
wurde. Der Preis wird von <strong>der</strong> Kanzlei Linklaters<br />
gestiftet und alljährlich verliehen.
verstorben<br />
■ Prof. Norman Braun, Ph.D.<br />
Sozialwissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Professor Norman Braun wurde 1959 in Neustadt<br />
in <strong>der</strong> Oberpfalz geboren. Von 1982<br />
bis 1988 studierte er in Erlangen Sozialwissenschaft.<br />
Nach einem Graduiertenstudium<br />
in Chicago wurde Braun 1992 in den USA<br />
zum Ph.D. promoviert. Zurück in Europa<br />
habilitierte er sich 1999 an <strong>der</strong> Rechts- und<br />
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät <strong>der</strong><br />
Universität Bern, Schweiz. Drei Jahre später<br />
wurde <strong>der</strong> Soziologe Studiendekan <strong>der</strong><br />
Sozialwissenschaftlichen Fakultät <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>.<br />
Sein Forschungsschwerpunkt lag vor allem<br />
auf dem Rational-Choice-Umsatz. Bekannt<br />
war <strong>der</strong> Professor ebenfalls als Herausgeber<br />
<strong>der</strong> Fachzeitschrift „Soziale Welt“, die er gemeinsam<br />
mit Ulrich Beck und Armin Nassehi<br />
publizierte. Braun verstarb überraschend im<br />
Alter von nur 53 Jahren am 9. Juli 2013 und<br />
hinterlässt Frau und zwei Kin<strong>der</strong>.<br />
■ Prof. Dr. Ulla Mitzdorf<br />
Medizinische Fakultät<br />
Die ehemalige Frauenbeauftragte <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>,<br />
Professor Ulla Mitzdorf, ist am 19. Juli nach<br />
kurzer und schwerer Krankheit verstorben.<br />
Sie war Universitätsfrauenbeauftragte und<br />
gleichzeitig Sprecherin <strong>der</strong> Landeskonferenz<br />
<strong>der</strong> Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten<br />
an bayerischen Hochschulen. Dieses Amt bekleidete<br />
sie von 2000 bis 2006 – in einer Zeit,<br />
die von großen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Hochschullandschaft<br />
geprägt war. Bei allen Regelungen<br />
mussten Aspekte des Gen<strong>der</strong> Mainstreaming<br />
eingebracht werden, was Mitzdorf<br />
mit ihrem Team engagiert und nachhaltig tat.<br />
Die 1944 geborene Ordinaria für Medizinische<br />
Psychologie an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> studierte Physik<br />
an <strong>der</strong> Technischen Universität München<br />
(TUM). Ebenfalls an <strong>der</strong> TUM habilitierte sich<br />
Mitzdorf im Jahr 1983 im Bereich Physiologie<br />
beziehungsweise 1984 an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> in den<br />
Bereichen Medizinische Psychologie sowie<br />
Neurobiologie. „Frau Mitzdorf vereinte einen<br />
scharfsinnigen analytischen Blick mit einem<br />
ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit“, beschreibt<br />
die Frauenbeauftragte <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>, Dr.<br />
Margit Weber, ihre Vorgängerin. „Ich verliere<br />
mit ihr eine wichtige Kritikerin, Ratgeberin<br />
und Freundin.“<br />
■ Prof. Dr. Leo Franz Knüsel<br />
Fakultät für Mathematik,<br />
Informatik und Statistik<br />
Leo Franz Knüsel wurde am 13. August 1939<br />
im schweizerischen Inwil geboren. Ab 1960<br />
studierte er Mathematik an <strong>der</strong> Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschule Zürich, wo er<br />
1969 „Über Minimum-Distance-Schätzungen“<br />
promoviert wurde. Im selben Jahr wechselte<br />
<strong>der</strong> Statistiker an die Universität Mannheim,<br />
an <strong>der</strong> er seine Habilitationsschrift<br />
„Beiträge zum zentralen Grenzwertsatz“ anfertigte.<br />
Von 1978 bis zu seiner Emeritierung<br />
2004 war Knüsel Professor am Institut für<br />
Statistik <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Sein Forschungsgebiet<br />
war die Faktorenanalyse, insbeson<strong>der</strong>e die<br />
möglichst exakte numerische Berechnung<br />
statistischer Verteilungen. Hierzu wurde von<br />
ihm ein eigenes Programm entwickelt, mit<br />
dem die Vertrauenswürdigkeit <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
deutlich erhöht werden konnte. Er war außerdem<br />
<strong>der</strong> erste Professor am Institut, <strong>der</strong> die<br />
Verwendung von statistischer Software in <strong>der</strong><br />
Lehre propagierte und auch selbst softwarebasierte<br />
Veranstaltungen durchführte.<br />
Seine Publikationen umfassen zahlreiche<br />
Monographien, Lehrbücher, Artikel und<br />
Berichte. Knüsels Studierende schätzten vor<br />
allem seine Fähigkeit, ein sinnvolles Verhältnis<br />
von Theorie und Praxis zu finden. Knüsel<br />
verstarb am 22. April 2013 im Alter von<br />
73 Jahren in Erding.<br />
■ Prof. Dr. Anselm Frick<br />
Medizinische Fakultät<br />
Anselm Frick wurde am 10. Februar 1934<br />
in Ha<strong>mb</strong>urg geboren. Bis zu seinem Abitur<br />
1947 lebte er in Osnabrück, das er erst für<br />
sein Medizinstudium in Göttingen verließ. Im<br />
Anschluss an seine Dissertation und Approbation<br />
arbeitete <strong>der</strong> Professor am Physiologischen<br />
Institut <strong>der</strong> Universität Göttingen,<br />
<strong>der</strong> Freien Universität Berlin und <strong>der</strong> Technischen<br />
Hochschule Aachen. Von 1974 bis<br />
zum Eintritt in den Ruhestand 1998 war Frick<br />
als Wissenschaftlicher Rat und Professor am<br />
Physiologischen Institut <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> am Lehrstuhl<br />
bei Professor Eckehard Gerlach tätig.<br />
Der angesehene Mediziner verstarb im Alter<br />
von 79 Jahren am 25. März 2013.<br />
1 Prof. Norman Braun, Ph.D.<br />
1 Prof. Dr. Ulla Mitzdorf<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
39
verstorben<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
40<br />
1 Prof. Dr. Eberhard Weis<br />
■ Prof. Dr. Eberhard Weis<br />
Fakultät für Geschichts- und<br />
Kunstwissenschaften<br />
Professor Eberhard Weis wurde am 31. Oktober<br />
1925 im thüringischen Schmalkalden<br />
geboren. Nach seinem Abitur studierte er in<br />
München, Dijon und Paris Geschichte. Bereits<br />
während <strong>der</strong> Abfassung seiner Habilitationsschrift<br />
zur „Geschichtsschreibung und<br />
Staatsauffassung in <strong>der</strong> französischen Enzyklopädie“<br />
leitete er das Staatsarchiv in Landshut<br />
sowie das Geheime Staatsarchiv in München.<br />
1969 wurde <strong>der</strong> Historiker als Ordinarius<br />
an die Freie Universität Berlin, ein Jahr<br />
später nach Münster und 1974 an die <strong>LMU</strong><br />
berufen. Am Institut für Neuere Geschichte<br />
war er nicht nur Professor für Mittlere und<br />
Neuere Geschichte, son<strong>der</strong>n zudem Präsident<br />
<strong>der</strong> Historischen Kommission <strong>der</strong> Bayerischen<br />
Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften. Beson<strong>der</strong>e<br />
Wertschätzung fand seine Arbeit als Emeritus<br />
über Maximilian Graf von Montgelas, <strong>der</strong><br />
als Architekt des mo<strong>der</strong>nen bayerischen<br />
Staates gilt. Eberhard Weis verstarb am<br />
17. Juni 2013 im Alter von 87 Jahren in Gauting<br />
bei München.<br />
■ Prof. Dr. Hans-Joachim Meister<br />
Fakultät für Physik<br />
Professor Meister wurde am 12. Januar 1927<br />
in Leipzig geboren. Nach seinem Studium an<br />
<strong>der</strong> dortigen Universität arbeitete er in Berlin<br />
mit verschiedenen Gruppen <strong>der</strong> Theoretischen<br />
Physik. Meisters Forschung galt <strong>der</strong><br />
Relativitätstheorie und <strong>der</strong> Aufstellung relativistischer<br />
Bewegungsgleichungen. Seine<br />
Ergebnisse brachten ihm viel internationales<br />
Renommee, weshalb auch die <strong>LMU</strong> auf den<br />
in <strong>der</strong> Lehre für Vielseitigkeit und hohem<br />
Lehrdeputat bekannten Physiker aufmerksam<br />
wurde. So holte ihn <strong>der</strong> renommierte<br />
Theoretiker Fritz Bopp als sogenannten<br />
Kurator in seine Arbeitsgruppe. Anschließend<br />
wurde er zum außerplanmäßigen und<br />
später zum C3-Professor ernannt. 1992<br />
schied er aus dem aktiven Dienst und verstarb<br />
am 10. Juli 2013 im Alter von 86 Jahren.<br />
■ Prof. Dr. Klaus Bruno<br />
Johannes Lazarowicz<br />
Fakultät für Geschichts- und<br />
Kunstwissenschaften<br />
Professor Klaus Lazarowicz, Jahrgang 1920,<br />
wurde in Prabuty (ehemals Riesenburg) geboren.<br />
In Göttingen studierte er Germanistik,<br />
Anglistik und Kunstgeschichte. Im Alter von<br />
32 Jahren wurde er promoviert und habilitierte<br />
sich 1961 für das Fach Neuere Deutsche<br />
Literatur an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Noch als Privatdozent<br />
wurde Lazarowicz 1964 mit <strong>der</strong> kommissarischen<br />
Leitung des Instituts für Theatergeschichte<br />
betraut. Zwei Jahre später folgte die<br />
Ernennung zum ordentlichen Professor und<br />
Vorstand des Instituts für Theatergeschichte.<br />
Ab diesem Zeitpunkt wurde Theatergeschichte<br />
als selbstständiges Prüfungsfach an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong><br />
geführt. Nach mehrjährigen Bemühungen,<br />
die Theaterwissenschaft von <strong>der</strong> Literaturwissenschaft<br />
zu emanzipieren, wurde das<br />
Institut für Theatergeschichte 1974 in Institut<br />
für Theaterwissenschaft u<strong>mb</strong>enannt und als<br />
eigenständige wissenschaftliche Einrichtung<br />
dem Fachbereich Geschichts- und Kunstwissenschaften<br />
zugeordnet. Lazarowicz leitete<br />
das Institut bis zu seiner Emeritierung 1985.<br />
Der 93-Jährige verstarb am 22. Juli 2013.
verstorben<br />
■ Prof. Dr. Joachim Vogel<br />
Juristische Fakultät<br />
Professor Joachim Vogel, Inhaber des Lehrstuhls<br />
für Strafrecht, Strafprozessrecht und<br />
Wirtschaftsstrafrecht, ist am 17. August bei<br />
einem tragischen Unfall in Venedig ums<br />
Leben gekommen. „Professor Joachim Vogel<br />
war ein außergewöhnlicher Jurist, dessen<br />
Sachkenntnis <strong>der</strong> <strong>LMU</strong> fehlen wird. Wir sind<br />
geschockt, vor allem aber zutiefst betroffen<br />
von seinem Tod. In Anbetracht <strong>der</strong> Tragik des<br />
Unfalls gilt unser Mitgefühl seiner Familie,<br />
beson<strong>der</strong>s seiner bei dem Unfall verletzten<br />
Tochter“, sagt <strong>LMU</strong>-Präsident Bernd Huber.<br />
Sehr hart trifft <strong>der</strong> Tod Vogels auch die<br />
Juristische Fakultät, an <strong>der</strong> <strong>der</strong> 50-Jährige<br />
bis zuletzt gearbeitet hatte: „Wir verlieren<br />
mit Joachim Vogel einen hochgeschätzten<br />
Kollegen und Professor, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeit seiner<br />
Zugehörigkeit zu unserer Fakultät mit großer<br />
Tatkraft in Forschung und Lehre tätig war.<br />
Wir sind bestürzt über seinen tragischen Unfalltod.<br />
Alle unsere Gedanken sind bei seiner<br />
Familie“, so Professor Stefan Korioth, Dekan<br />
<strong>der</strong> Juristischen Fakultät.<br />
Der 1963 in Gießen geborene Joachim Vogel<br />
studierte von 1983 bis 1988 Rechtswissenschaften<br />
an <strong>der</strong> Albert-Ludwigs-Universität<br />
Freiburg, wo er nach seiner Promotion 1992<br />
auch seine akademische Laufbahn begann.<br />
1999 habilitierte er sich in Freiburg und wurde<br />
noch im selben Jahr C3-Professor für<br />
Strafrecht und Rechtsphilosophie sowie<br />
Rechtsinformatik an <strong>der</strong> <strong>LMU</strong>. Nachdem er<br />
einem Ruf an die Universität Tübingen gefolgt<br />
war, wo er unter an<strong>der</strong>em als Dekan<br />
tätig war, kehrte er 2012 als W3-Professor für<br />
Strafrecht, Strafprozessrecht und Wirtschaftsstrafrecht<br />
an die <strong>LMU</strong> zurück. Seine<br />
wissenschaftlichen Schwerpunkte lagen in<br />
den Bereichen Wirtschaftsstrafrecht und europäisches<br />
Strafrecht. Neben seiner akademischen<br />
Laufbahn war Professor Vogel unter<br />
an<strong>der</strong>em Richter, Mitherausgeber <strong>der</strong> JuristenZeitung<br />
sowie Mitglied <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong><br />
Wissenschaften und <strong>der</strong> Literatur Mainz.<br />
■ Dr. Otto Stinglwagner<br />
Ehrensenator<br />
Dr. Otto Stinglwagner wurde am 27. Juni<br />
1925 in München geboren. Nach seinem<br />
Jurastudium war er von 1958 bis 1966 Landrat<br />
des Landkreises Ingolstadt und anschließend<br />
bis 1972 Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt<br />
Ingolstadt. Er gilt als Retter des Baus <strong>der</strong><br />
„Alten Akademie“, den die Universität Ingolstadt<br />
1723 errichten ließ. Mit <strong>der</strong> Auszeichnung<br />
als Ehrensenator würdigte die <strong>LMU</strong><br />
das politische Engagement des SPD-Kommunalpolitikers<br />
sowie Geschäftsführers <strong>der</strong><br />
Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“<br />
und seine Unterstützung <strong>der</strong> Universität über<br />
viele Jahre. Der 88-Jährige verstarb am 7. Juli<br />
2013 in München.<br />
N R . 4 • 2013 Menschen<br />
41
Tipps & Termine<br />
N R . 4 • 2013 SERVICE<br />
42<br />
1 Der Naturfotografie-Sieger von 2012: Tommy Vikars und sein<br />
„Sternengucker“.<br />
1 Kleinodien am Wegesrand – Ausstellung im Museum Mensch und Natur.<br />
1 Die Ausstellung erklärt die Formenvielfalt <strong>der</strong> Dinosaurier.<br />
■ Zwei Fotoson<strong>der</strong>ausstellungen<br />
im Museum Mensch und Natur<br />
Neue und ungewöhnliche Einblicke in die vermeintlich<br />
vertraute Landschaft unserer näheren<br />
Umgebung vermittelt die Son<strong>der</strong>ausstellung „Welt<br />
im Tau – Naturwun<strong>der</strong> im Alpenvorland” von<br />
Dr. Ferry Böhme, die noch bis zum 17. Nove<strong>mb</strong>er<br />
2013 im Museum Mensch und Natur im Schloss<br />
Nymphenburg zu sehen ist. Durch überraschende<br />
Übergänge von bekannten Landschafts-bil<strong>der</strong>n zu<br />
Makroaufnahmen, bei denen kleinste Details <strong>der</strong><br />
Natur sichtbar und erlebbar werden, wird <strong>der</strong> Besucher<br />
in die Welt des Taus gezogen. Böhme ist<br />
Tierarzt und passionierter Naturfotograf aus Fürstenfeldbruck.<br />
Seine Reisen führten ihn zwar in die<br />
verschiedensten Ecken <strong>der</strong> Welt, doch seine Leidenschaft<br />
gilt seit vielen Jahren den übersehenen<br />
Kleinodien am Wegesrand im bayerischen Alpenvorland<br />
o<strong>der</strong> dem Fünfseenland.<br />
Ab 29. Nove<strong>mb</strong>er 2013 bis zum 2. März 2014 zeigt<br />
das Museum in einer weiteren Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
erstmals die besten Bil<strong>der</strong> des Fotowettbewerbs<br />
„Europäischer Naturfotograf des Jahres“ <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
deutscher Tierfotografen (GDT). Die Bil<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Ausstellung dokumentieren auf eindrucksvolle<br />
Weise die hohe technische und künstlerische<br />
Qualität <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Naturfotografie. Sie sollen<br />
aber auch helfen, Menschen für die Schönheit<br />
<strong>der</strong> Natur zu begeistern, und dadurch den Naturschutzgedanken<br />
för<strong>der</strong>n. Weitere Informationen<br />
gibt es unter www.musmn.de.<br />
■ Paläontologisches Museum zeigt<br />
„jurassische Erfolgsgeschichte <strong>der</strong><br />
Dinosaurier“<br />
Dinosaurier gehören zu den bekanntesten Gruppen<br />
fossiler Tiere. Was vielen Menschen jedoch<br />
nicht bewusst ist: Dinosaurier existierten im Erdmittelalter<br />
über einen Zeitraum, <strong>der</strong> mehr als doppelt<br />
so lang wie die gesamte Erdneuzeit ist. Ihre<br />
beherrschende Stellung erlangten sie allerdings<br />
erst durch ihre Diversifizierung im Laufe des Jura.<br />
Wie und warum es zu dieser gewaltigen Formenvielfalt<br />
kam, ist eine <strong>der</strong> spannendsten Fragen<br />
in <strong>der</strong> Dinosaurierforschung. Das Paläontologische<br />
Museum München zeigt daher in <strong>der</strong> neuen<br />
Son<strong>der</strong>ausstellung „Dinosaurier: eine jurassische<br />
Erfolgsgeschichte“ bis 30. Mai 2014 den <strong>der</strong>zeitigen<br />
Forschungsstand zur Evolution <strong>der</strong> Dinosaurier.<br />
Neben Stücken aus <strong>der</strong> Bayerischen Staatssammlung<br />
werden auch Leihgaben des Museums<br />
für Naturkunde Berlin und des Dinosaurierparks<br />
Münchehagen gezeigt. Eine Anfahrtsbeschreibung<br />
ist unter www.palmuc.de zu finden.
Tipps & Termine<br />
■ Im Museum Reich <strong>der</strong><br />
Kristalle trifft Geschichte<br />
auf Erdgeschichte<br />
Aragonit ist unter heutigen Klimabedingungen<br />
instabil. Meist wird das Mineral selektiv gelöst<br />
und die entstandenen Hohlräume wie<strong>der</strong> mit dem<br />
stabilen Mineral Calcit verfüllt. Der großräumige<br />
Erhalt <strong>der</strong> Aragonitsinter <strong>der</strong> Burggrabenhöhle in<br />
<strong>der</strong> Ruine Wolfstein in Neumarkt in <strong>der</strong> Oberpfalz<br />
ist daher ein einzigartiger Zeitzeuge des einst tropischen<br />
Klimas in diesem Gebiet und gleichzeitig<br />
<strong>der</strong> älteste Höhlensinter Deutschlands. Bei einem<br />
Rundgang durch die Burgruine kann man erkennen,<br />
dass im Mittelalter Aragonitbrocken verbaut<br />
wurden und bis jetzt fast unbeschadet überdauerten.<br />
Das Museum Reich <strong>der</strong> Kristalle zeigt in<br />
seiner Son<strong>der</strong>ausstellung „Geschichte trifft Erdgeschichte“<br />
noch bis zum 1. Deze<strong>mb</strong>er 2013 das<br />
sensationelle Aragonitvorkommen im Burggraben<br />
<strong>der</strong> Ruine. Führungstermine gibt es unter mineralogische.staatssammlung.userweb.mwn.de<br />
■ Munich Lectures in Economics 2013<br />
mit Professor Ernst Fehr<br />
Das Center for Economic Studies (CES) ehrt einmal<br />
im Jahr einen international herausragenden<br />
Ökonomen als „Distinguished CES Fellow“. Der<br />
Preisträger ist Redner <strong>der</strong> Munich Lectures in Economics<br />
– eine Vortragsreihe, die einem breiten<br />
Publikum ein aktuelles Forschungsgebiet aus <strong>der</strong><br />
Volkswirtschaftslehre vorstellen soll. In diesem<br />
Jahr hält sie vom 19. bis 21. Nove<strong>mb</strong>er 2013<br />
Professor Ernst Fehr. Der Schweizer ist Professor<br />
für Mikroökonomik und Experimentelle Wirtschaftsforschung,<br />
Dekan des Departments of Economics<br />
<strong>der</strong> Universität Zürich und Direktor des<br />
UBS International Center of Economics. Die Vorlesungsreihe<br />
wird gemeinsam mit dem ifo Institut<br />
organisiert und von Munich Re und MIT Press<br />
unterstützt. Veranstaltungsorte und -zeiten gibt es<br />
unter www.cesifo-group.de.<br />
N R . 4 • 2013 Service<br />
43<br />
1 Ein Aragonit in <strong>der</strong> Ausbildungsvariante Eisenblüte.<br />
1 Professor Ernst Fehr
Tipps & Termine<br />
N R . 4 • 2013 Service<br />
44<br />
■ Amerika Haus: Ausstellung<br />
„Blues on the Road – Jazz and<br />
Images of the South“<br />
Die Ausstellung „Blues on the Road – Jazz and Images<br />
of the South“ zeigt noch bis zum 13. Deze<strong>mb</strong>er<br />
2013 jeweils von Montag bis Freitag die Werke<br />
des deutschen Fotografen und Künstlers Axel<br />
Küstner. Der heute 57-Jährige bereiste zwischen<br />
1970 und 2003 die Südstaaten <strong>der</strong> USA, um dort<br />
Bluesmusiker zu porträtieren und Tonbandaufnahmen<br />
von Gospel, Country, Bluegrass, Tex-Mex und<br />
Cajun mitzuschneiden, die jetzt in <strong>der</strong> Ausstellung<br />
im Amerika Haus München am Karolinenplatz 3<br />
erlebbar sind. Kuratiert wurde die Ausstellung<br />
über die verlorene Welt des Southern Country<br />
Blues von Studierenden des Amerika-Instituts <strong>der</strong><br />
<strong>LMU</strong> – <strong>der</strong> Eintritt ist frei. Öffnungszeiten unter<br />
www.amerikahaus.de.<br />
1 Das Amerika-Haus zeigt bis 13. Deze<strong>mb</strong>er 2013 die Ausstellung „Blues on the road“.<br />
impressum<br />
Herausgeber<br />
Präsidium <strong>der</strong> Ludwig- Maximilians-Universität (<strong>LMU</strong>)<br />
München<br />
Anzeigen: Kommunikation und Presse <strong>LMU</strong><br />
ISSN 0940-0141<br />
Redaktion<br />
Kommunikation und Presse <strong>LMU</strong><br />
Luise Dirscherl (dir), Katrin Groeschel (kat) (verantwortlich)<br />
Clemens Grosse (cg) (fe<strong>der</strong>führend)<br />
David Lohmann (dl), Anja Burkel (ajb)<br />
Titel- und Heftgrafik: [www.haak-nakat.de]<br />
Umschlagfoto / Rückseite : Christoph Olesinski<br />
Die MUM erscheint vierteljährlich. Eine Online-Ausgabe kann<br />
unter www.lmu.de/presse/mum heruntergeladen werden.<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Luise Dirscherl, Christel Haag (cha) Simon Kirner (ski),<br />
Eva Kittel (ki)<br />
Onlineredaktion<br />
Thomas Pinter (thp)<br />
Redaktionsadresse<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München<br />
Tel.: +49 (0) 89 2180-3423<br />
Fax: +49 (0) 89 33 82 97<br />
mum@lmu.de<br />
Designkonzept und Layout<br />
HAAK NAKAt [www.haak-nakat.de]<br />
Distribution<br />
Kommunikation und Presse <strong>LMU</strong>: Mathias Schiener<br />
Fotos im Heft: Haak & Nakat (S. 1, 2); Roy Hessing/Museum für Abgüsse Klassischer<br />
Bildwerke (S.4); Massimo Finizio/wikipedia (S.4); Enactus/Martin Aufmuth (S.6);<br />
Enactus/Martin Aufmuth, Anja Burkel (S.7); Volker Klauss (S.8); Stefan Plenk (S.9);<br />
Dominik Enste, Institut <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft (S.10); Clemens Grosse (S. 12/13);<br />
David Lohmann (S.14/15); Simon Kirner (S.16/17); Clemens Grosse (S. 18/19); Anja<br />
Burkel (S.20/21); Christoph Olesinski (S.22/23); David Lohmann (S.24/25/27); MPI<br />
für Neubiologie (S.29u.); Christoph Olesinski, Bayerisches Wissenschaftsministerium<br />
(S.35); attocube G<strong>mb</strong>H (S.38); Gesellschaft deutscher Tierfotografen/Tommy Vikars,<br />
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie (S.42); Universität<br />
Zürick (S.43); Alex Küstner (S.44); fotolia.com (S. 6, 7, 8, 9); iStockphoto.com (S.24).<br />
Alle weiteren Bil<strong>der</strong>: Friedrich Schmidt bzw. <strong>LMU</strong>.<br />
MUM und Einsichten beim „Stummen Verkäufer“<br />
Professor-Huber-Platz 1.OG; Schellingstr. 3/4 Eingangsbereich; Ludwigstr. 28<br />
Rgb.; Leopoldstr. 13; Oettingenstr. 67 Hörsaalgebäude; Pettenkoferstr. 12 Eingangsbereich;<br />
Theresienstr. vor dem Café Gu<strong>mb</strong>el; Luisenstr. 37 Eingangs bereich;<br />
Königinstr. 10 Teilbibliothek UG; Unibibliothek Ludwigstr. 27 Ausleih halle; Historicum<br />
Teilbibliothek EG; Biozentrum Pforte; Chemie und Pharmazie Haus F EG.<br />
<br />
Aktuelle Stellenangebote <strong>der</strong> Ludwig-maximilians-universität unter www.lmu.de/stellenangebote
MünchenInformation<br />
im Rathaus am Marienplatz<br />
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(089)<br />
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54 81 81 81<br />
Telefon (089) 54 81 81 81<br />
Tourismusamt<br />
Telefon<br />
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(089) 233-9 65 00<br />
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Stadtinformation<br />
Telefon<br />
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(089) 22 23 24<br />
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Internet<br />
muenchen.de/rathaus<br />
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Öffnungszeiten<br />
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Montag bis Freitag<br />
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Montag<br />
bis 20<br />
bis<br />
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Freitag<br />
10 bis 20 Uhr<br />
Samstag<br />
10<br />
Samstag<br />
bis 16 Uhr<br />
10 bis 16 Uhr
Treppenhaus in <strong>der</strong><br />
neugestalteten Medizinischen<br />
Lesehalle<br />
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