Dies Academicus 2011 - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Inhalt der Dissertation<br />
Das Zentrale Nervensystem (ZNS), das sich aus dem Gehirn und dem ventralen Nervensystem<br />
(VNS) zusammensetzt, geht sowohl in Wirbeltieren als auch in den wesentlich<br />
einfacher gebauten Insekten aus einem einschichtigen Epithel, dem sogenannten Neuroektoderm<br />
(NE), hervor. Während der frühen Entwicklung des ZNS ist die Unterteilung<br />
des Neuroektoderms in diskrete Genexpressions-Domänen entscheidend für die<br />
korrekte Spezifizierung neuraler Stammzellen. In Drosophila werden diese Stammzellen<br />
als Neuroblasten (NB) bezeichnet und die NB-Identität durch positionelle Informationen<br />
festgelegt, die von den Produkten früher Musterbildungsgene bereitgestellt werden.<br />
Die Expression dieser Gene unterteilt das Neuroektoderm entlang der anteroposterioren<br />
(AP) und dorsoventralen (DV) Achse. Die der DV-Regionalisierung zugrunde liegenden<br />
molekulargenetischen Mechanismen wurden ausführlich im embryonalen VNS untersucht,<br />
sind für das Gehirn jedoch weitestgehend unverstanden.<br />
Seibert gewann neue Erkenntnisse über genetische Mechanismen, welche die frühembryonale<br />
Anlage des Gehirns in Drosophila entlang der DV-Achse unterteilen. „Zusammengefasst<br />
zeigen diese Ergebnisse, dass AP-Musterbildungsfaktoren in umfangreichem<br />
Maß die Expression der DV-Gene im Gehirn (und VNS) kontrollieren“, erklärt Seibert.<br />
„Es stellte sich heraus, dass die Interaktionen zwischen AP- und DV-Genen sowie zwischen<br />
den DV-Genen untereinander zu einem großen Teil auf gegenseitiger Repression<br />
beruhen.“ Ferner deuteten diese Daten darauf hin, dass sich das „Konzept der ventralen<br />
Dominanz“, das für die DV-Musterbildung im VNS postuliert wurde, nicht auf das<br />
genregulatorische Netzwerk im Gehirn übertragen lässt, da Interaktionen zwischen den<br />
beteiligten Faktoren hauptsächlich auf wechselseitiger (und nicht einseitiger) Repression<br />
basieren.<br />
„Interessanterweise ist gegenseitige Repression von Homöodomänen-Proteinen im sich<br />
entwickelnden Neuralrohr von Wirbeltieren weit verbreitet und darüber hinaus essenziell<br />
für den Aufbau diskreter DV-Vorläuferdomänen“, sagt Seibert. „Insofern weist sie eine<br />
große Ähnlichkeit zu den in dieser Arbeit beschriebenen DV-Musterbildungsvorgängen<br />
im frühembryonalen Fliegengehirn auf.“<br />
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