LuST 3 (2013) - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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L UST 3_<strong>2013</strong> Kennen Sie...? Institutionen der JGU stellen sich vor<br />
38_39<br />
Dr. Werner Steinmann, der die Auslandstrainerschule<br />
seit 19 Jahren leitet.<br />
„Karim hat den besten Abschluss<br />
in unserer Geschichte geschafft.“<br />
Als Schiedsrichterin war die 31-Jährige in ihrem<br />
Land bereits tätig. „Ich wollte hier meine Ausbildung<br />
verbessern. Ich wollte eine andere Kultur<br />
kennenlernen.“<br />
Z U R P E R S O N<br />
Eine Schule<br />
für Menschen<br />
aller Länder<br />
I<br />
n der Welt ist sie bekannt und überaus beliebt, an der JGU<br />
allerdings kennt sie noch lange nicht jeder: die Auslandstrainerakademie<br />
am Institut für Sportwissenschaften. Jedes<br />
Jahr bewerben sich hier an die 180 Frauen und Männer für eines der<br />
begehrten Stipendien – und gerade mal ein Dutzend können nach<br />
<strong>Mainz</strong> kommen.<br />
Im Sommer <strong>2013</strong> hält der Algerier Karim Ould Ahmed sein Leichtathletik-Trainerdiplom<br />
in Händen und dankt als Bester des 35.<br />
Studienkurses der Akademie hoch emotional seinen Gastgebern.<br />
„Es war eine große Ehre für uns, an dieser Ausbildung teilzunehmen.<br />
Dieses Jahr war einfach wunderbar, es war perfekt.“<br />
Zusammen mit elf weiteren Stipendiaten hat der 35-Jährige im Laufe<br />
von 14 Monaten ein umfangreiches Programm absolviert. Zuletzt<br />
Auslandstrainerakademie<br />
stand ein Marathon aus neun Prüfungen und zwei Lehrproben an.<br />
Die Zeit davor war vollgepackt mit Theorie und Praxis – und daneben<br />
lernte das bunte Dutzend auch noch die deutsche Sprache.<br />
„Sie ist für mich immer noch sehr geheimnisvoll“, behauptet Ahmed.<br />
Seine perfekte Aussprache bei der Abschlussfeier straft ihn Lügen.<br />
Seit 1978 gibt es die Auslandstrainerakademie <strong>Mainz</strong>. Sie entstand<br />
auf Initiative von Berno Wischmann, dem Gründer und langjährigen<br />
Dekan des Fachbereichs Sport an der JGU. Das Auswärtige<br />
Amt finanziert das Projekt. Auch der Deutsche Leichtathletik-<br />
Verband (DLV) unterstützt die Akademie tatkräftig.<br />
Mittlerweile haben mehr als 400 Stipendiaten aus 80 Ländern<br />
den Studienkurs durchlaufen. Nun wurde der 35. Jahrgang verabschiedet.<br />
„Es ist der beste Jahrgang bisher“, sagt Privatdozent<br />
Darauf ist Steinmann sichtlich stolz. Doch im Grunde sind ihm<br />
zwei andere Aspekte wichtiger: „Hier sind zwölf Menschen aus<br />
unterschiedlichen ethnischen Gruppen, Kulturen und Religionen<br />
zusammengewachsen.“ Und: „Sie haben die deutsche Sprache, sie<br />
haben unser Land kennengelernt. Sie werden als unsere Botschafter<br />
in ihre Heimatländer zurückkehren.“<br />
14 Monate lebten die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem<br />
Tschad und Ägypten, aus Malaysia und Bangladesch, aus Brasilien<br />
und Kambodscha Tür an Tür im Berno-Wischmann-Haus.<br />
Namensschildchen mit ihren Nationalflaggen schmückten den<br />
Korridor im ersten Stock. Die Nationalflaggen und Namen<br />
wechseln immer wieder, aber im Grunde geht das seit 35 Jahren so.<br />
Steinmann und sein Team ernteten bereits viel Anerkennung für<br />
ihre Arbeit – so auch <strong>2013</strong>. „Diese Trainerschule ist zu einem<br />
Markenzeichen Deutschlands geworden“, sagt Theo Rous, Ehrenpräsident<br />
des DLV. Mario Sauder vom Auswärtigen Amt betont<br />
die besondere Rolle der Akademie: „Sie hat viel für unser Ansehen<br />
und die Bekanntheit in der Welt getan.“<br />
Wer diese Akademie durchläuft, kann in seinem Heimatland<br />
Karriere machen. Viele Absolventinnen und Absolventen arbeiten<br />
heute als National- und Cheftrainer, als Lehrerinnen und Lehrer an<br />
<strong>Universität</strong>en, als Funktionärinnen und Funktionäre in nationalen<br />
Verbänden oder als Verantwortliche in Ministerien. „Ich bin in<br />
meinem Land Sportlehrerin“, erzählt Adama Djitté aus dem Senegal.<br />
Sie hat ebenfalls am 35. Studienkurs der Akademie teilgenommen.<br />
Steinmann legt Wert darauf, dass seine Schützlinge<br />
Tuchfühlung aufnehmen mit ihrem Gastland. Deswegen<br />
steht am Anfang immer ein viermonatiger<br />
Sprachkurs, geleitet von Dr. Thomas Bleicher vom<br />
Fremdsprachenzentrum der JGU. Steinmann und<br />
er sind im Lauf der Jahre zu Vaterfiguren für die<br />
Stipendiatinnen und Stipendiaten geworden. Es<br />
geht sehr familiär zu in dem kleinen Kreis. „Das<br />
würde verloren gehen, wenn wir mehr Stipendiaten<br />
aufnähmen.“<br />
Für Ahmed und Djitté war es ein großer Schritt,<br />
nach Deutschland zu kommen. Ahmed hat eine<br />
kleine Tochter, die er bisher kaum sah. Djitté ließ<br />
einen Partner zurück. Aber das war es ihnen wert,<br />
schließlich genießt die Trainerausbildung in Deutschland<br />
einen außerordentlichen Ruf. „Man sagt immer, wir könnten<br />
gut organisieren, wir seien sehr genau und präzise, und wir hätten<br />
ein sehr gut strukturiertes Ausbildungssystem“, erzählt Steinmann.<br />
Der 35. Kurs ist beendet, die Stipendiaten reisen ab. „Auch das ist<br />
ein harter Schritt“, sagt Ahmed – und Steinmann ergänzt: „Können<br />
Sie sich vorstellen, wie schwer es für<br />
mich ist, diese Zwölf ziehen zu lassen?“<br />
Doch der 36. Kurs steht bereits in den<br />
Startlöchern. Die Erfolgsgeschichte<br />
der Auslandstrainerakademie<br />
wird fortgeschrieben, Jahr für Jahr.<br />
Privatdozent Dr. Werner<br />
Steinmann<br />
Nach dem Studium an der<br />
JGU war Werner Steinmann<br />
lange als Diplomsportlehrer<br />
und Gymnasiallehrer tätig.<br />
1984 kehrte er als Lehrkraft<br />
am Lehrstuhl für Trainingsund<br />
Bewegungswissenschaft<br />
der JGU zurück, wo<br />
er sich 1988 habilitierte.<br />
Unter anderem war er Nationaltrainer<br />
im Deutschen<br />
Leichtathletik-Verband und<br />
engagierte sich in der Fortund<br />
Weiterbildung von<br />
Lehrerinnen und Lehrern,<br />
Trainerinnen und Trainern.<br />
Seit 19 Jahren leitet er die<br />
Auslandstrainerakademie.<br />
Kontakt Auslandstrainerakademie:<br />
Institut für Sportwissenschaft<br />
PD Dr. Werner Steinmann<br />
Albert-Schweitzer-Straße 22, 55128 <strong>Mainz</strong><br />
Telefon 06131/39-23745<br />
E-Mail: steinman@uni-mainz.de<br />
Internet: www.sport.uni-mainz.de/111.php