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LuST 3 (2013) - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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L UST 3_<strong>2013</strong> Impulse<br />

30_31<br />

H ouse<br />

Besuche<br />

Prof. Dr.<br />

Christian<br />

Frank Mang<br />

Z U R P E R S O N<br />

Prof. Dr. Christian Frank Mang studierte in <strong>Mainz</strong><br />

Humanmedizin. Nach seiner Promotion arbeitete er als<br />

Stationsarzt in der Inneren Medizin am Kreiskrankenhaus<br />

Lüdenscheid und als Assistenzarzt im Zentrum für<br />

Kardiovaskuläre Pharmakologie in <strong>Mainz</strong>/Wiesbaden. Seit<br />

1998 ist er am Institut für Pharmakologie der JGU tätig.<br />

2008 erhielt er für herausragende Leistungen in der Lehre<br />

den Preis des Fachbereichs Medizin. Der Fachbereichsrat<br />

der <strong>Universität</strong>smedizin ernannte ihn zudem für seine<br />

Leistungen als Wissenschaftler und Lehrender zum Professor.<br />

Von der Mattscheibe<br />

in den Hörsaal<br />

W<br />

enn Dr. Gregory House seine Patienten untersucht,<br />

wenn er Diagnosen stellt und womöglich wieder mal<br />

zu unkonventionellen Mitteln greift, dann schaut<br />

Prof. Dr. Christian Mang vom Institut für Pharmakologie genau<br />

hin. „Die TV-Serie ,Dr. House‘ enthält jede Menge Informationen<br />

für uns“, erklärt der Mediziner, „denn es sind realitätsnahe Fälle,<br />

die dort gezeigt werden.“<br />

Mang machte sich diese Qualität zu Nutze. Seit 2007 bietet er seine<br />

„Dr. House-Vorlesungen“ an – und der Hörsaal ist immer wieder<br />

voll. „Es kommen inzwischen sogar niedergelassene Ärzte und Studierende<br />

aus Frankfurt zu uns“, freut sich der Professor über den<br />

Erfolg seiner ungewöhnlichen Lehrveranstaltung, die er seit einiger<br />

Zeit auch für Laien anbietet.<br />

Das Prinzip der Vorlesungen klingt bestechend einfach. Mang lässt<br />

eine Folge „Dr. House“ über die Leinwand flimmern. „Sobald im<br />

Film das Ärzteteam zur Besprechung zusammenkommt, stoppe<br />

ich die Wiedergabe. Dann diskutieren wir den Fall im Hörsaal. Das<br />

ist so ähnlich wie eine echte ärztliche Besprechung, nur im großen<br />

Rahmen.“<br />

Die Fernsehserie bietet bis ins kleinste Detail Anregungen, denn<br />

ihre Macher nehmen es genau mit der filmischen Darstellung der<br />

ärztlichen Tätigkeit. „Wenn dort etwa ein Betäubungsmittel in die<br />

Vene verabreicht wird, halte ich die Projektion kurz an und frage:<br />

Warum ist die Flüssigkeit milchig?“ Der Professor gibt die Antwort<br />

ausnahmsweise selbst: „Sie muss fetthaltig sein, nur so können die<br />

darin gelösten Wirksubstanzen vom Blut ins Gehirn gelangen.“<br />

Alle 14 Tage lädt Mang zu seiner Vorlesung. Die Studierenden<br />

versuchen sich jeweils an den Fällen des Dr. House, obwohl die<br />

Veranstaltung nicht verpflichtend ist. „Die Teilnehmer dürfen ruhig<br />

etwas zu essen und zu trinken mitbringen.“ Das störe nicht, denn:<br />

„Es baut sich in der Besprechung Spannung auf, und die wirkt<br />

manchmal so bannend, dass man schon mal die Heizung im Hörsaal<br />

gluckern hören, so leise wird es.“<br />

Mang nutzt „Dr. House“, um große Bögen über die Grenzen der<br />

Fachbereiche hinweg zu schlagen. „Ich greife auf Vorkenntnisse der<br />

Studierenden aus der Vorklinik, der Biochemie oder Physiologie<br />

zurück und setzte das in Bezug zu Inhalten aus der Inneren Medizin,<br />

der Neurologie oder der Gynäkologie – und natürlich meines<br />

eigenen Fachs, der Pharmakologie.“<br />

Bei den Rückmeldungen hört er oft: „Das ist Fallvorstellung De<br />

Luxe.“ Dass es dabei viel Arbeit für ihn ist, die TV-Folgen für seine<br />

Vorlesung aufzubereiten, versteht sich von selbst. „Es sind zum Beispiel<br />

derart spezielle Fälle dabei, dass ich selbst vorher recherchieren<br />

muss. Aber ich habe inzwischen einen Pool von 20 Folgen, darauf<br />

kann ich zurückgreifen.“<br />

Mit „Dr. House“ gelingt es Mang in beinahe spielerischer Weise,<br />

Lehrinhalte aus der theoretischen Sphäre in die Praxis zu holen.<br />

Schließlich geht es in der Fernsehserie um konkrete Fälle, um Situationen,<br />

die ein Mediziner so oder ähnlich im Alltag erleben wird.<br />

„Wir haben es in unserem Beruf mit Menschen zu tun, mit denen<br />

wir in direkte Interaktion treten. Dass viele Lerninhalte heute digital<br />

aufbereitet sind, mag schön und gut sein, aber am Ende müssen<br />

wir uns mit den Patienten beschäftigen, mit ihren Ängsten, ihren<br />

Krankheiten und auch mit ihrem sich daraus ergebenden Denken<br />

und Handeln. Letzteres entspricht nicht immer dem, was in unseren<br />

Lehrbüchern steht. Da offenbaren sich Menschen, die neben fachlicher<br />

auch menschliche Zuwendung brauchen. Dies zu vermitteln<br />

sollte Ziel eines in der Medizin Lehrenden sein.“<br />

Die menschliche Dimension ist Mang auf mehreren Ebenen wichtig.<br />

„Sie darf gerade auch in der Beziehung zwischen Dozenten und<br />

Studierenden nicht unter die Räder kommen. Die Studierenden und<br />

ich, wir verstehen uns als Team in der akademischen Ausbildung.<br />

Dort im Hörsaal sitzt jemand, dem ich etwas vermitteln will. Da<br />

bringt es nichts, wenn ich nur mit Wissen glänze, meine Zuhörer<br />

muss ich so ‚packen und mitnehmen’, so dass sie den vermittelten<br />

Stoff langfristig verstehen und behalten.“

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