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LuST 3 (2013) - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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L UST 3_<strong>2013</strong> Impulse<br />

28_29<br />

VorstoSS<br />

in die<br />

moderne<br />

Verlagswelt<br />

Dominique<br />

Pleimling<br />

Z U R P E R S O N<br />

Dominique Pleimling studierte Buchwissenschaft,<br />

Germanistik und Politikwissenschaft an der JGU.<br />

Unter anderem arbeitete er nach einem Volontariat<br />

als Pressereferent und Redakteur für Social Media<br />

beim Frankfurter Eichborn Verlag. Seit 2011 ist er<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Buchwissenschaft<br />

an der JGU. Demnächst wird er wieder<br />

in die Verlagswelt wechseln. Zu seinen Themen<br />

gehören Online-Kommunikation, Digitalisierung<br />

und die Charakteristika des aktuellen Buchmarkts.<br />

in neun Gruppen Klappentexte und Pressemitteilungen für die<br />

Bücher. „Sie mussten sich unter anderem fragen: Wie kann ich ein<br />

Buch im Internet auffindbar machen? Wie kann ich dafür sorgen,<br />

dass es bei einer Suche über Google auftaucht?“ Ein Blog entstand,<br />

Flyer wurden entworfen.<br />

Die Studierenden mussten verschiedenste Zielgruppen erschließen.<br />

Das Buch zu den Mangas würde ganz andere Kreise ansprechen als<br />

das Werk über die Antikenrezeption.<br />

Studierende als Lektoren<br />

V<br />

on den Leuten, die Buchwissenschaft studieren, wollen<br />

um die 90 Prozent später Lektorin oder Lektor werden“,<br />

schätzt Dominique Pleimling. „Da schwingen allerdings<br />

oft diffuse Vorstellungen mit von der beschaulichen Lektüre am<br />

Kamin.“<br />

Wie der Beruf des Lektors in der modernen Verlagslandschaft tatsächlich<br />

aussieht, das wollte der wissenschaftliche Mitarbeiter am<br />

Institut für Buchwissenschaft der JGU den Studierenden praxisnah<br />

mit seiner Übung „Das Buch im Medienverbund“ vermitteln: Es<br />

galt, eine E-Book-Reihe unter dem Titel „Initialen“ zu realisieren.<br />

„Es sollte nicht nur Gedankenakrobatik sein, die Studierenden<br />

sollten tatsächlich Bücher publizieren.“<br />

Doch welche Bücher? Pleimling hörte sich bei Kollegen um:<br />

Welche außergewöhnlichen Bachelor-Arbeiten lagen vor? „Ich<br />

wollte eine große Bandbreite an Themen.“ Die bekam er. Neun<br />

Arbeiten erschienen ihm besonders geeignet. „Dass alle neun von<br />

Studentinnen stammten, war reiner Zufall.“ Kristina Auer etwa<br />

beschäftigt sich mit deutschen Mangas, Charlotte Kempf schaut auf<br />

die Antikenrezeption im 15. Jahrhundert, und Sarah Lisa Wierich<br />

untersucht die Typografie im Nationalsozialismus.<br />

Pleimling arbeitete selbst über Jahre in einem Verlag und weiß:<br />

„Der Lektor muss heute zugleich Produkt- und Projektmanager<br />

sein.“ Dies und einiges mehr sollten die Studierenden nicht nur<br />

erfahren, sondern erleben. Sie sollten den Weg vom Manuskript bis<br />

zur Veröffentlichung der Bücher begleiten.<br />

Zum Auftakt lud der Buchwissenschaftler zwei Fachleute ein: Peter<br />

Schmid-Meil, Programmleiter des GRIN Verlags, und Albrecht<br />

Mangler, Creative Director der Agentur Bilandia. Sie erzählten<br />

nicht nur aus ihrem Berufsalltag, sondern standen den Studierenden<br />

auch später für Nachfragen zur Verfügung. Dann unterteilte der<br />

Buchwissenschaftler die rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

seiner Übung in zwei Kurse. Der eine Teil übernahm die Lektorate,<br />

der andere kümmerte sich um Marketing und Pressearbeit. „Der<br />

Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz hatte den Gruppen<br />

jeweils ein Budget von 100 Euro zur Verfügung gestellt. Damit<br />

konnten sie arbeiten.“<br />

Die Studierenden im Lektoratskurs nahmen Kontakt zu ihren<br />

Autorinnen auf. „Ich hatte einige Umgangsformen festgelegt. Die<br />

Autorinnen wurden zum Beispiel prinzipiell gesiezt.“ Die Studierenden<br />

erlebten, dass sie sensibel mit ihren Klientinnen umgehen<br />

mussten. Es ging ja nicht nur darum, Schreibfehler zu eliminieren<br />

und Quellenangaben zu überprüfen. Es galt auch, eine Einleitung<br />

oder einen Titel publikumswirksamer zu formulieren – und zuletzt<br />

mussten die Dateien fürs E-Book-Format fitgemacht werden.<br />

Derweil hielt der Marketing- und Pressekurs engen Kontakt mit<br />

den Lektoren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickelten<br />

Pleimling mischte sich nicht ein, aber er gab Tipps, vermittelte und<br />

stand zur Verfügung. „Es gab einen riesigen Nachfragebedarf bei<br />

den Studierenden. Ich stellte zum Beispiel bald fest, dass ich noch<br />

mal eine Extrasitzung zu Pressetexten anbieten musste.“ Zum Finale<br />

organisierten die Kurse eine fingierte Vertreterkonferenz: „Die neun<br />

Bücher wurden in jeweils sechs Minuten vorgestellt.“ Alle Bücher<br />

konnten erscheinen. „Das war ein Erfolg. Ich hatte mit vier, fünf<br />

gerechnet.“<br />

Die Übung verlangte von allen Seiten mehr Engagement als eine<br />

herkömmliche Lehrveranstaltung. Dennoch waren die Rückmeldungen<br />

der Studierenden rundum positiv: „Sie sagten mir, es habe<br />

Spaß gemacht, so viel selbstständig zu arbeiten und Ideen entwickeln<br />

zu können.“ Auch die Resonanz von Pleimlings Kolleginnen<br />

und Kollegen war groß. „Es kamen sogar einige mit Arbeiten auf<br />

mich zu, die sie gern veröffentlicht sehen wollen.“<br />

Pleimling allerdings wird die Übung nicht weiter anbieten können.<br />

Ihn zieht es beruflich wieder in Richtung Verlagswelt. „Ich habe<br />

aber die Hoffnung, dass die Veranstaltung auf die ein oder andere<br />

Weise überlebt“, sagt er. „In die Vorbereitungsphase, in das<br />

Konzept der Kurse, habe ich viel Zeit gesteckt. Es gäbe also einen<br />

Fahrplan.“

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