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LuST 3 (2013) - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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L UST 3_<strong>2013</strong> Porträt<br />

24_25<br />

Forschung und Lehre<br />

gehören für mich zusammen.<br />

dienen zugleich als Merksätze zum Inhalt, der betreffende Abschnitt<br />

beschäftigt sich dann sehr anschaulich mit dem Thema, Schaubilder<br />

und Fotos unterstützen das Lernen.<br />

A<br />

uf dem Bildschirm seines PC ist das Modell eines Proteinmoleküls<br />

zu sehen. Ein klein wenig erinnert es an einen<br />

Seeigel, nur dass es in allen möglichen Farben strahlt,<br />

während es sich in langsamer Drehung dem Betrachter präsentiert.<br />

Ähnliche Modelle, aus Gips zwar, aber ebenso bunt, drängen sich<br />

oben auf seinem Schrank. Und vor ihm auf dem Tisch liegen dicke<br />

Lehrbücher, die alle seinen Namen tragen.<br />

„Ich tummle mich in vielen Ecken“, meint Prof. Dr. Jürgen Markl.<br />

Sein Büro erzählt ein wenig davon, doch es verrät nicht alles. Viele<br />

Jahre war Markl als Geschäftsführender Leiter des Instituts für<br />

Zoologie und vier Jahre als Dekan des Fachbereichs Biologie tätig.<br />

Dort hat er wichtige Weichen gestellt. Während all diese Zeit war er<br />

immer auch eines: ein engagiert Lehrender. Das muss er nicht ausdrücklich<br />

sagen, das zeigt sich im Gespräch.<br />

„Die großen Vorlesungen halte ich für essenziell“, wirft er als eine<br />

seiner Thesen wie nebenbei hin. „Da können Sie die Studierenden<br />

packen und begeistern. Sie können Überblicke verschaffen und<br />

Inhalte aus verschiedensten Lehrbüchern und der eigenen Forschung<br />

zusammenkondensieren, bis eine Sache herauskommt, die<br />

so nirgends nachzulesen ist.“<br />

Markl verlässt sich dabei nicht allein aufs Wort. „Sie müssen in<br />

der Biologie Bilder zeigen“, rät er. „Ich selbst bringe auch gern<br />

etwas Lebendes mit.“ Das müsse nicht mal etwas Exotisches sein,<br />

eine Weinbergschnecke aus ihrem Haus zu locken sei schon ein<br />

Highlight.<br />

Das klingt altmodisch? Mag sein. Doch Markl kann auch anders. So<br />

entstand unter seiner Federführung der erste akkreditierte Bachelor-<br />

Studiengang „Molekulare Biologie“ Deutschlands. Das war 2001.<br />

„Wir ließen den neuen Studiengang lange neben den herkömmliche<br />

Studiengängen laufen“, erzählt Markl. „Auf diese Art konnten wir<br />

viele Kinderkrankheiten ausräumen.“<br />

Prof. Dr. Jürgen Markl<br />

Eine davon hebt er hervor. „Es wurde oft der Fehler gemacht, die<br />

Module der Bachelor-Studiengänge zu klein anzulegen. Es gab viel<br />

zu viele Prüfungen. Die Studierenden kamen nicht mehr aus dem<br />

Prüfungsstress heraus. Zwei bis drei große Module beziehungsweise<br />

Prüfungen pro Semester, das ist vertretbar.“<br />

In vielen Bereichen leistete Markl Pionierarbeit. Beim „Fernstudium<br />

Biologie für Biolaborant(inn)en und verwandte Berufe“ etwa<br />

mischte er mit, dem deutschlandweit einzigen Fernstudiengang in<br />

der Biologie. Markl konzipierte gemeinsam mit Spektrum Akademischer<br />

Verlag in nur sechs Monaten das bis heute erfolgreiche<br />

Fernstudium.<br />

Der Verlag hatte ihn für diese Aufgabe vorgeschlagen, weil er dort<br />

gerade mit einer weiteren Innovation Aufsehen erregt hatte. „Ich<br />

hatte den Eindruck, dass unsere Lehrbücher relativ trocken und mit<br />

Details überladen sind. Amerika war uns da voraus.“ Also setzte sich<br />

Markl hin, um eines der amerikanischen Standardwerke zu übersetzen<br />

und zu überarbeiten: Neil A. Campbells „Biologie“ wurde so ein<br />

Bestseller – und zugleich Stoffgrundlage für das neue Fernstudium.<br />

2006 ist ein weiteres amerikanisches Standardwerk, der „Purves<br />

Biologie“, unter Markls Herausgeberschaft erschienen. Das vier Kilo<br />

schwere Buch liegt vor ihm. „Es enthält umfassend alles Wichtige,<br />

und es ist didaktisch hervorragend ausgearbeitet.“ Die Überschriften<br />

„Ich mag es am liebsten bunt und am besten noch in 3D“, sagt Markl<br />

und deutet auf eine Doppelseite mit dem Aufriss einer Zelle: Membran<br />

und Mitochondrien, Zellkern und noch einiges mehr vereinen<br />

sich zu einem farbigen Kosmos. „Nur bunt reicht natürlich nicht, die<br />

Farben müssen Inhalte transportieren“, schränkt der Professor ein.<br />

2010 hat er mit Kollegen beim Klett-Verlag ein neuartiges<br />

Oberstufen-Biologiebuch vorgelegt, das sehr<br />

erfolgreich ist: „Markl Biologie“ steht schlicht auf<br />

dem Einband.<br />

Markl könnte noch vieles erzählen. Etwa über den<br />

ersten Biologie-Studiengang bundesweit, der eine<br />

Variante ohne das Sezieren von Tieren anbietet.<br />

Oder von seinen großen Exkursionen nach Giglio<br />

in Italien, wo die Studierenden die Welt des Meeres<br />

erleben. Oder von seiner Vorlesung für die Kinder-<br />

Uni: „1.000 interessierte Kinder im Hörsaal, die an<br />

deinen Lippen kleben – es war ein unglaubliches<br />

Erlebnis.“<br />

Der Professor tummelt sich tatsächlich in vielen<br />

Ecken, und in jede Ecke bringt er etwas sinnlich<br />

Erfahrbares, ob in seine Vorlesungen und Vorträge,<br />

in wissenschaftliche Veröffentlichungen oder<br />

Lehrbücher. „Ich bin eben dafür, komplexe Dinge<br />

möglichst einfach zu erklären“, sagt er zum Abschied,<br />

während sich auf dem PC-Schirm das bunte<br />

Proteinmolekül immer weiter dreht.<br />

Z U R P E R S O N<br />

Prof. Dr. rer. nat. Jürgen<br />

Markl studierte von 1969<br />

bis 1973 Chemie und Biologie<br />

für das höhere Lehramt in<br />

Stuttgart und München.<br />

1976 folgte die Promotion<br />

im Fach Zoologie/Biochemie<br />

und 1981 die Habilitation<br />

für Zoologie an der LMU<br />

München. Nach Stationen<br />

als Heisenbergstipendiat<br />

am DKFZ in Heidelberg und<br />

als Professor in Würzburg<br />

kam er 1991 an die JGU.<br />

Von 1995 bis <strong>2013</strong> war er<br />

Geschäftsführender Leiter<br />

des Instituts für Zoologie<br />

und von 1999 bis 2003<br />

Dekan des Fachbereichs<br />

Biologie. Nach seiner Pensionierung<br />

im April <strong>2013</strong> ist<br />

er der JGU als Seniorprofessor<br />

erhalten geblieben. Er<br />

forscht zu Proteinstrukturen,<br />

hat dazu 150 wissenschaftliche<br />

Publikationen verfasst<br />

und hält zwei Patente.

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