21.10.2014 Aufrufe

LuST 3 (2013) - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

LuST 3 (2013) - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

LuST 3 (2013) - Johannes Gutenberg-Universität Mainz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

L UST 3_<strong>2013</strong> Schwerpunkt<br />

20_21<br />

Studierende<br />

und Software<br />

im Test<br />

Der Versuch<br />

A<br />

uch an der <strong>Johannes</strong> <strong>Gutenberg</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Mainz</strong><br />

(JGU) wird abgekupfert und abgeschrieben, das<br />

lässt sich kaum leugnen. Aber wie an anderen Hochschulen<br />

fehlen umfassende Zahlen, und die Suche<br />

nach Plagiaten muss effektiver gestaltet werden.<br />

Gerade läuft ein Pilotversuch, der erste Zahlen und Fortschritte<br />

bringen soll. Zwei Fragen stehen hier im Mittelpunkt: Wie oft und<br />

in welchem Maß wird tatsächlich plagiiert? Und mit welchen Mitteln<br />

lässt sich am besten prüfen, ob jemand fremdes geistiges Eigentum<br />

als eigene Leistung deklariert?<br />

Prof. Dr. Kai Arzheimer und Sabrina Mayer, M.A., vom Institut<br />

für Politikwissenschaft der JGU nehmen für drei Semester zwei<br />

Einführungsseminare unter die Lupe. „Diese Seminare eignen sich<br />

gut, weil wir viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben und entsprechend<br />

viele Arbeiten abgegeben werden“, erklärt Mayer. „Es<br />

kommen je nach Semester 50 bis 100 zusammen.“ Die Studierenden<br />

Google und das Google-Logo sind eingetragene Marken von Google Inc.,<br />

Verwendung mit Genehmigung<br />

wissen im Voraus, worum es geht. „Wir haben sie benachrichtigt,<br />

weil sie uns ihre Arbeiten für den Versuch in elektronischer Form<br />

zur Verfügung stellen mussten.“<br />

Im nächsten Schritt geht es darum, zwei ausgewählte Plagiatssoftwares<br />

und die Suchmaschine Google auf ihre Brauchbarkeit als<br />

Werkzeuge zum Aufspüren von Plagiaten zu testen. „Mit Google<br />

haben wir zuvor schon gearbeitet“, sagt Mayer. Das Prinzip ist<br />

einfach: Verdächtige Sätze werden eingegeben, und Google sucht<br />

nach Übereinstimmungen. Das funktioniert zwar ganz gut, aber der<br />

Prüfer muss mit Sachverstand und Gespür auswählen, welcher Satz<br />

verdächtig ist. Die beiden Plagiatssoftwares dagegen durchkämmen<br />

automatisch die gesamte Arbeit.<br />

Da der Versuch noch läuft, kann Mayer keine endgültigen Analysen<br />

präsentieren, aber sie nennt erste Zahlen. „Von 93 Arbeiten enthalten<br />

vier so viele eindeutige Plagiate, dass die Studierenden damit<br />

durchfallen. Acht Arbeiten bewegen sich in einer Grauzone – und<br />

dann gibt es noch sieben Fälle, wo Sätze sehr nah an einem Plagiat<br />

sind.“ Was da übereinstimmt, ist noch nicht zwangsläufig geklaut,<br />

schließlich gibt es solche Phänomene wie tradierte Redewendungen<br />

oder Allgemeinplätze.<br />

„Erstaunt hat uns das Ergebnis nicht“, meint Mayer. „Wir hatten in<br />

der Vergangenheit schon immer mal mit Plagiatsfällen zu tun. Das<br />

motivierte uns, diesen Versuch durchzuführen.“ Bemerkenswert ist<br />

Wir sehen uns als Plagiatsjäger<br />

mit pädagogischem Auftrag.<br />

Sabrina Mayer<br />

aber, dass über 20% der Studierenden plagiieren,<br />

obwohl sie wissen, dass ihre Arbeit daraufhin<br />

überprüft wird. Unter dem Gesichtspunkt der Abschreckung<br />

ist dies eine wichtige Nebenerkenntnis.<br />

Mayer und Arzheimer geht es jedoch nicht in erster<br />

Linie um den Aspekt der Sanktion: Die Studierenden<br />

werden auf ihre Fehler hingewiesen, um einen Lerneffekt<br />

in Gang zu setzen. „Wir sehen uns als Plagiatsjäger<br />

mit pädagogischem Auftrag“, sagt Mayer.<br />

Überraschend war das Abschneiden der Softwares<br />

im Versuch. Schließlich werden solche nicht ganz<br />

billigen Programme immer mal wieder als Wunderwaffen<br />

angepriesen. „Eine hat sich bisher als unbrauchbar<br />

erwiesen, sie fand nur wenig. Die andere<br />

war gut. Sie hatte Treffer, wo wir mit Google nichts<br />

fanden. Allerdings haben wir auch mit Google<br />

Treffer erzielt, wo die zweite Software nichts fand.“<br />

Z U R P E R S O N<br />

Sabrina Mayer studierte<br />

Politikwissenschaft, Informatik<br />

und Betriebswirtschaftslehre<br />

in Freiburg,<br />

Glasgow und <strong>Mainz</strong>.<br />

Praktika führten sie unter<br />

anderem zu Infratestdimap.<br />

Nachdem sie als<br />

Trainee im Bereich Corporate<br />

& Brand Communications<br />

bei der Aperto AG<br />

Erfahrungen gesammelt<br />

hat, ist sie seit 2011 als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

der Abteilung<br />

„Innenpolitik und politische<br />

Soziologie“ am Institut<br />

für Politikwissenschaft<br />

der JGU tätig.<br />

Deswegen lautet Mayers vorläufige Einschätzung: „Google ist<br />

meiner Meinung nach sehr gut geeignet, auch wenn die Arbeit damit<br />

zeitaufwändig ist und Sie wissen müssen, was Sie suchen.“<br />

Endgültige Ergebnisse des Versuchs werden im kommenden<br />

Jahr vorliegen. Denn gerade erst ist die zweite Welle von Seminararbeiten<br />

eingetroffen. „Da sind wir mitten in der Auswertung.“<br />

Kommendes Semester wird die dritte folgen. Dann wissen die<br />

Politikwissenschaftler mehr.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!