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Östergötland, Schweden Tilo Mentler Allgemeiner Erfahrungsbericht

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<strong>Erfahrungsbericht</strong><br />

Linköpings universitet (LiU), Östergötland, <strong>Schweden</strong><br />

<strong>Tilo</strong> <strong>Mentler</strong><br />

<strong>Allgemeiner</strong> <strong>Erfahrungsbericht</strong><br />

Anreise<br />

Ich habe die Strecke von Lübeck nach Linköping mit dem Auto zurückgelegt.<br />

Da ich am Tag meiner Ankunft auch noch die Schlüssel für mein<br />

Wohnheimzimmer abholen wollte, habe ich die Nachtfähre von Travemünde<br />

nach Trelleborg (TT-Line) genommen und bin am nächsten Morgen um 7:30<br />

Uhr „an Land gegangen“. Über die Autobahnen E6 Richtung Helsingborg und<br />

E4 Richtung Stockholm gelangt man entspannt in weniger als 6 Stunden nach<br />

Linköping. Diese Hauptverkehrsstraßen sind in einem guten Zustand, relativ<br />

breit und für deutsche Verhältnisse wenig befahren. Die zulässige<br />

Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h und ein strikter Bußgeldkatalog, der<br />

schon kleinste Delikte zu einem teuren Vergnügen werden lässt, sorgen dafür,<br />

dass man zwar langsamer aber auch entspannter als gewohnt ans Ziel<br />

gelangt.<br />

Tankstellen und Raststätten sind entlang der Autobahnen ausreichend<br />

vorhanden. Wer mit Bargeld bezahlen will, muss darauf achten, dass er nicht<br />

an einer Zapfsäule zu tanken versucht, die auf Kreditkarten ausgelegt ist. Der<br />

Hinweis kassa gibt an, wo Barzahlung möglich ist. Wer mit dem leicht anderen<br />

Aufbau der Zapfsäulen nichts anzufangen weiß (statt Super und Normal findet<br />

man die Bezeichnungen Benzin, Diesel, Gas sowie Wahlmöglichkeiten<br />

zwischen 95 und 98 Oktan), kann sich an das Personal vor Ort wenden und<br />

kommt mit Englischkenntnissen (oder natürlich Schwedisch) sicher weiter.<br />

Wer im August anreist, sollte bereits daran denken, Winterreifen aufzuziehen,<br />

da Schnee, Eis und niedrige Temperaturen schon relativ früh im Herbst<br />

vereinzelt auftreten können und dann bis zur Abreise im Januar eingeplant<br />

werden müssen. Des Weiteren muss man daran denken, dass die<br />

Scheinwerfer stets (und unabhängig von Lichtverhältnissen und Uhrzeit)<br />

eingeschaltet sein müssen.<br />

Alternativ ist auch die Anreise mit dem Flugzeug möglich. Von Lübeck aus<br />

steuert Ryanair den Flughafen Stockholm-Skavsta (100 km südwestlich von<br />

Stockholm) an. Von dort aus fahren regelmäßig Busse nach Linköping (ca.<br />

100 km entfernt).


Wohnen & Unterbringung<br />

Es besteht die Möglichkeit ein möbliertes Wohnheimzimmer direkt bei der<br />

Universität in Linköping zu beantragen. Die notwendigen Formulare habe ich<br />

zusammen mit den restlichen Dokumenten für das Auslandssemester<br />

eingereicht. Die Zimmer werden nach dem Prinzip „first come, first serve“<br />

vergeben.<br />

Ich hatte bei der Verteilung kein Glück und bekam eine Absage von der<br />

Universität. Daher musste ich mir auf eigene Faust eine Unterkunft suchen. Die<br />

Mitteilung, dass mir kein Zimmer zugeteilt werden konnte, zählte aber<br />

geeignete Ansprechpartner auf, so dass das weitere Vorgehen nicht schwer<br />

zu planen war. Die Verwaltungsgesellschaften für die Wohnheime der<br />

Studenten in Linköping sind in diesem Fall die richtigen Ansprechpartner. Sie<br />

heißen<br />

Studentbostäder<br />

(http://www.studentbostader.se/en/Pages/Start.aspx) und ByggVesta<br />

(http://www.byggvesta.se/). Auf den jeweiligen Internetseiten besteht die<br />

Möglichkeit, sich für einzelne Zimmer zu bewerben. Zu beachten ist, dass man<br />

für jeden Tag, der seit der (kostenlosen) Registrierung bei diesen<br />

Gesellschaften vergangen ist, einen Punkt bekommt und die Zimmer nach<br />

Ablauf einer gewissen Zeitspanne (meist eine Woche) an die Bewerber<br />

vergeben werden, die die höchsten Punktzahlen haben. Eine frühzeitige<br />

Anmeldung bietet somit Vorteile. Da die Registrierung an sich mit keinerlei<br />

Verbindlichkeiten und Kosten verbunden ist, empfiehlt sich dieser Schritt<br />

bereits, wenn man sich für ein Auslandssemester in Linköping entschieden hat.<br />

Sollte man ein Wohnheimzimmer von der Universität zugeteilt bekommen<br />

(Miete ist ähnlich), meldet man sich einfach wieder ab. Die Inserate sollte<br />

man genau lesen, da sie sich in den Punkten Zimmergröße, Einzugstermin und<br />

möbliert (ja/nein) unterscheiden.<br />

Ich habe mich relativ spät auf den genannten Seiten registriert und dennoch<br />

ein paar Wochen vor der geplanten Abreise den „Zuschlag“ für ein 20m²<br />

großes und möbliertes Zimmer mit eigenem Bad (Dusche und WC) erhalten.<br />

Die Warmmiete sollte ca. 2600 Kronen betragen. Wenn man sich in dieser<br />

Kategorie bewegt, teilt man sich eine relativ große Küche (mehrere<br />

Kühlschränke, Elektroherde und Mikrowellen) mit 7 weiteren „Zimmern“. Diese<br />

liegen Tür an Tür und bilden einen eigenen Korridor, für den nur die 8<br />

Bewohner den entsprechenden Schlüssel haben.<br />

Der Mietvertrag wurde zugeschickt und von mir unterschrieben<br />

zurückgesendet. Da er komplett auf Schwedisch ist, muss man notgedrungen<br />

ein bisschen Übersetzungsarbeit leisten, falls man genau verstehen will, was<br />

man eigentlich unterschreibt.<br />

Die Zimmer (generell, nicht nur mein eigenes) sind sauber, hell und mit dem<br />

notwendigsten Inventar versehen (Schreibtisch, Bett, Schrank, Bücherregal,<br />

Bürostuhl, kleiner Rollcontainer, Schreibtischlampe). Im ersten Moment fühlt<br />

man sich wie in einem IKEA-Ausstellungsraum, aus dem jegliche Dekoration


entfernt wurde. Dieser etwas kühle Ersteindruck ändert sich aber sehr schnell,<br />

nachdem man seine Sachen verstaut und für etwas Individualität gesorgt hat.<br />

Alles in allem war ich sehr zufrieden mit dem Zustand, in dem ich mein Zimmer<br />

vorgefunden habe und auch die Küche war auf einem akzeptablen Niveau.<br />

Hierzu muss ich sagen, dass diese Beurteilung nicht verallgemeinert werden<br />

kann. Wie man die Küche vorfindet, hängt stark von den vorherigen und<br />

jetzigen Nutzern ab, da sie für die hygienischen Bedingungen selbst<br />

verantwortlich sind. Während ein Putzservice die Böden im Korridor und in der<br />

Küche reinigt, müssen die üblichen Haushaltstätigkeiten (Abwaschen, Müll<br />

raustragen, etc.) dagegen (selbstverständlich) von den Studenten geregelt<br />

werden. An dieser Stelle ist man auf seine Mitbewohner angewiesen. Ich<br />

hatte in diesem Zusammenhang keinerlei Schwierigkeiten, habe aber auf<br />

anderen Korridoren auch Probleme mitbekommen.<br />

Wer dem ganz aus dem Weg gehen will, kann ein größeres Zimmer mit<br />

eigener Küche und eigenem Bad mieten. Allerdings verpasst man damit das<br />

Gemeinschaftsgefühl, das sich auf der Mehrzahl der Korridore recht bald<br />

einstellt.<br />

Abgesehen davon kann man sich natürlich auch auf die Suche nach einem<br />

WG-Zimmer oder einer Privatwohnung begeben. Auf der Internetseite bzw.<br />

dem Schwarzen Brett<br />

(http://www.student.liu.se/anslagstavlan/bostad_linkoping_erbjudes) finden<br />

sich Inserate und Kontaktmöglichkeiten.<br />

Der Stadtteil Ryd ist eine gute Wahl für die Wohnungs- bzw. Zimmersuche. Die<br />

Nähe zur Universität (ca. 10 Minuten zu Fuß) und die studentische Übermacht<br />

(im Sinne der Einwohnerzahl) sind hier ausschlaggebend. Die Unterkünfte in<br />

Flamman und Valla sind ebenfalls beliebt.<br />

Dennoch würde ich mich wieder für Ryd entscheiden, da es eine angenehme<br />

Erfahrung war, in einem so durch Studenten geprägten Stadtteil zu wohnen.<br />

Finanzielle Angelegenheiten & Lebenshaltungskosten<br />

Geldautomaten sind in ganz <strong>Schweden</strong> zahlreich vorhanden, so dass keinerlei<br />

Gefahr besteht, auf dem Trockenen zu sitzen, weil man keine Möglichkeit<br />

findet, Geld abzuheben. Je nach Bank und Vertrag kann eine<br />

Auslandsgebühr für jede Auszahlung fällig werden, die man an einem<br />

Geldautomaten tätigt. Hier gilt es, sich vor der Abreise zu informieren und ggf.<br />

ein Konto bei der SEB-Bank Deutschland zu eröffnen. Für Kunden dieses<br />

Geldinstitutes sind auch die schwedischen SEB-Automaten kostenfrei<br />

benutzbar.<br />

Überweisungen lassen sich am leichtesten mittels Online-Banking erledigen.<br />

Schwedische Firmen geben auf ihren Rechnungen meist die internationale<br />

Bankleitzahl IBAN und die internationale Kontonummer BIC/SWIFT an, so dass


Transaktionen aus dem Ausland problemlos möglich sind. Sind diese Angaben<br />

nicht ausgewiesen, lassen sie sich durch Nachfrage erlangen.<br />

Eine Kreditkarte kann hilfreich sein, da man in <strong>Schweden</strong> nahezu überall<br />

damit buchen und zahlen kann. Ich hatte allerdings auch ohne keinerlei<br />

Schwierigkeiten.<br />

Die Lebenshaltungskosten in Linköping (und <strong>Schweden</strong> allgemein) sind etwas<br />

höher als in Deutschland. Der Supermarkt, der sich direkt in Ryd befindet, ist<br />

eher teuer, dafür aber in weniger als 5 Minuten zu erreichen. Wer die<br />

Möglichkeit hat, einige Lebensmittel bei einem der größeren Discounter bzw.<br />

Supermärkte im Gewerbegebiet Tornby einzukaufen, kann an dieser Stelle die<br />

Mehrausgaben etwas begrenzen. Andere Dinge wie Miete, frisches Obst und<br />

Gemüse sowie alkoholische Getränke (sehr teuer!) sind dagegen im Preis<br />

kaum zu beeinflussen und können teilweise schon am Budget zehren.<br />

Generell sollte man von Preisen ausgehen, die im Durchschnitt 5-15 % höher<br />

liegen als in Deutschland. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. So ist z. B.<br />

Tanken um mindestens 10 % günstiger.<br />

Auch die Finanzierung von Ausflügen, Reisen, Partys und anderen Aktivitäten<br />

muss berücksichtigt und eingeplant werden.<br />

Abschließend die Mehrausgaben zu beziffern, ist nicht möglich, da viele<br />

Faktoren darauf Einfluss haben und viel vom Organisationsgeschick (z. B.<br />

Fahrgemeinschaft bei Ausflügen bilden, Vorbuchungen vornehmen,<br />

Sonderangebote nutzen) und den eigenen Bedürfnissen abhängt.<br />

Verpflegung & Einkaufen<br />

Linköping<br />

Wer in Ryd wohnt, hat ein (sehr kleines) Einkaufszentrum praktisch direkt vor<br />

der Nase. Es liegt ziemlich zentral zwischen allen Studentenunterkünften und<br />

deckt mit einem umfangreich ausgestatteten Supermarkt, einer Poststelle,<br />

einer Apotheke, einem Bäcker und einem Pizzabäcker die grundlegenden<br />

Bedürfnisse ab.<br />

Das große Gewerbegebiet Tornby (u. a. IKEA, mehrere sehr große<br />

Supermärkte vergleichbar z. B. mit CITTI, Einkaufspassage, Baumarkt) liegt<br />

etwas außerhalb von Linköping. Sieht man von der trivialen Lösung Auto ab,<br />

ist Tornby in ca. 30-40 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen und auch Busse<br />

verkehren regelmäßig.<br />

Die Innenstadt von Linköping (ca. 97000 Einwohner) bietet alles, was man von<br />

einer Stadt dieser Größenordnung erwartet (Kino, Bibliothek,<br />

Bekleidungsgeschäfte, Fast-Food-Läden, Restaurants, Cafe). Die Strecke lässt<br />

sich problemlos in 20 Minuten und sicher auf Radwegen zurücklegen.


Getränke mit einem Alkoholgehalt von mehr als 3,5 Volumenprozent dürfen in<br />

<strong>Schweden</strong> nicht in den normalen Supermärkten, Tankstellen oder in ähnlichen<br />

Einrichtungen verkauft werden. Dies ist nur Filialen des staatlichen<br />

Unternehmens systembolaget erlaubt. Es ist in Linköping mehrfach vertreten –<br />

allerdings nicht in Ryd. Daher ist der Einkauf etwas umständlicher.<br />

Universität<br />

Auf dem weitläufigen Campus befinden sich 2 Buchläden, die neben<br />

Lehrbüchern, Übungsmaterialen und Romanen auch Schreibbedarf<br />

verkaufen. Mehrere Mensen und Cafeterien, die gut verteilt liegen, bieten die<br />

Gelegenheit zwischen den Vorlesungen für das leibliche Wohl zu sorgen.<br />

Außerdem sind sie ein guter Treffpunkt, da die Preise auf einem akzeptablen<br />

Niveau liegen und einige Einrichtungen sehr einladend und gemütlich sind.<br />

Weiterhin gibt es einige Studentenküchen, die die Möglichkeiten bieten,<br />

mitgebrachte Speisen zu erwärmen.<br />

Verkehrsmittel & Entfernungen<br />

Wichtigstes Verkehrsmittel in Linköping ist eindeutig das Fahrrad. Mit ihm<br />

reduzieren sich die Fahrzeiten zur Universität, in die Innenstadt oder zu nahen<br />

Ausflugszielen sehr deutlich und schon allein die bloße Masse an Fahrrädern<br />

auf dem Campus zeugt davon, dass es hier herausragende Bedeutung hat.<br />

Noch dazu sind die Fahrradwege gut ausgebaut. Man sollte einzig und allein<br />

darauf achtgeben, ein verkehrstaugliches Exemplar zu erstehen (bei einem<br />

der vielen Gebrauchthändler oder aus dem Baumarkt für um die 100 Euro),<br />

da die schwedische Polizei bei solchen Dingen wenig Humor zeigt.<br />

Busse fahren in regelmäßigen Abstand und bedienen auch das Umland.<br />

Allerdings waren die Fahrpreisregelungen nur schwer zu verstehen und<br />

schreckten viele eher ab. Weitere Informationen finden sich unter<br />

http://www.ostgotatrafiken.se/.<br />

Innerhalb von Linköping bin ich daher fast nur Fahrrad gefahren oder habe<br />

das Auto zum Einkaufen im Gewerbegebiet genutzt. Wer kein Auto zur<br />

Verfügung hat, findet problemlos eine Mitfahrgelegenheit. Daher ist man auf<br />

die Busse nicht wirklich angewiesen.<br />

Ausflüge ins nähere Umland (z. B. nach Motala) lassen sich bei zu mindestens<br />

brauchbarer Kondition mit dem Fahrrad oder auch mit dem Bus<br />

unternehmen.<br />

Tagesausflüge nach Stockholm oder Kalmar sind mit dem Auto problemlos zu<br />

schaffen.<br />

Freizeit<br />

Schon die Stadt und die Universität Linköping alleine bieten zahlreiche<br />

Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Über die Stadtgrenzen hinaus finden sich


in ganz <strong>Schweden</strong> zahlreiche kulturell wertvolle oder landschaftlich<br />

beeindruckende Ausflugsziele.<br />

Linköping<br />

Sehenswürdigkeiten in Linköping sind die Kathedrale und das Schloss im<br />

Stadtzentrum sowie das Freiluftmuseum Gamla Linköping am Stadtrand.<br />

Zahlreiche Cafés laden nach der Erkundung zu einer Pause mit Kaffee und<br />

Kuchen ein, die der Schwede als fika bezeichnet.<br />

Das Nachtleben ist auf die große Anzahl an Studenten ausgerichtet. Mehrere<br />

Clubs bieten sich abhängig von Geldbeutel und Musikgeschmack an.<br />

Im HG (http://www.hg.se/) findet man im Erdgeschoss einen täglich<br />

geöffneten Pub, der neben zahlreichen Biersorten auch ein warmes Essen<br />

anbietet. In der oberen Etage wird außer am Montag und Mittwoch ein<br />

teilweise sehr bunter Mix aus Dance, Hip-Hop, Rock und Pop gespielt, der<br />

immer wieder für Überraschungen gut ist. Weiterhin gibt es dort ein paar<br />

Sitzgelegenheiten und die Möglichkeit Blackjack zu spielen. Zu „Stoßzeiten“<br />

kann es sein, dass man ein paar Minuten (oder auch mal eine Stunde) vor<br />

dem HG warten muss, bevor man Einlass findet.<br />

In der Innenstadt finden sich mehrere Clubs. Dazu gehört u. a. das Plata<br />

(http://www.plata.se/). Je nach Wochentag kann man House oder Dance<br />

und Hip-Hop erwarten. Ein Besuch am Donnerstag (bis 22 Uhr) ist mit freiem<br />

Eintritt verbunden. Danach sind 80 Kronen zu bezahlen.<br />

Es gibt noch einige andere Clubs und Pubs, die einen Besuch wert sind. Dazu<br />

zählen beispielsweise das Flamman Pub (http://www.flamman.org/) oder der<br />

VilleValla Pub (http://www.villevallapub.se/).<br />

Größere Partys (kravalle), die meist auf dem Universitätsgelände stattfinden<br />

und von den Studenten organisiert werden, finden regelmäßig (alle 1-2<br />

Wochen) statt und werden durch Transparente auf dem Campus<br />

angekündigt. Der Ticketverkauf startet meist um 8 Uhr oder 12 Uhr am<br />

genannten Termin. Je nach Bedeutung des kravalls muss man sich aber<br />

schon wesentlich früher auf den Weg machen und ein paar Stunden<br />

Wartezeit einplanen, um nicht in der Warteschlange so weit hinten zu stehen,<br />

dass die Karten ausverkauft sind, wenn man an der Reihe ist. (Persönliches<br />

Highlight in dieser Hinsicht: Treffen um Mitternacht)<br />

Wer sich sportlich betätigen möchte, findet schon direkt auf dem<br />

Universitätsgelände eine Kombination aus Fitnessstudio und Sporthallen mit<br />

der Bezeichnung Campushallen (http://www.campushallen.se/). Eine<br />

monatliche Gebühr von umgerechnet 30 € ist zu entrichten.<br />

Völlig kostenfrei sind die zwei Joggingpfade (2,5 km und 5 km Länge), die sich<br />

in unmittelbarer Nähe der Studentenwohnheime in Ryd befinden. Die kürzere<br />

Strecke ist bis in die späten Abendstunden beleuchtet.


In Linköping sind zahlreiche Sportvereine beheimatet, die man sicherlich<br />

kontaktieren kann, falls man eine bestimmte Sportart ausüben möchte.<br />

<strong>Schweden</strong><br />

In der näheren Umgebung von Linköping sind der Roxensee, der Göta-Kanal<br />

und Motala einen Besuch wert. Fahrradtouren zwischen 5 und 40 km Länge<br />

ermöglichen die Erkundung landschaftlich reizvoller Gegenden.<br />

Natürlich sollte auch Stockholm mindestens einmal (besser mehrmals) besucht<br />

werden. Die Stadt bietet viele Sehenswürdigkeiten und ist durch ihre Struktur<br />

(bestehend aus 14 Inseln) schon selbst ein einmaliger Anblick. Ohne Auto lässt<br />

sich die Hauptstadt auch per Zug oder Bus (http://www.swebusexpress.se/,<br />

ca. 175 Kronen) erreichen.<br />

Ein lohnendes Ziel ist auch Kalmar im Südosten <strong>Schweden</strong>s. Der Trip dorthin<br />

lässt bei Interesse auch mit einem Besuch in einem Elchpark kombinieren.<br />

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Ausflugsziele, die in keinem Reiseführer<br />

vermerkt sein dürften und uns nur zufällig begegnet sind, weil wir auch einmal<br />

ohne große Planung aufgebrochen sind.<br />

Regelmäßig finden in <strong>Schweden</strong> auch Konzerte und Sportveranstaltungen<br />

statt, die in Deutschland vielleicht weniger wahrscheinlich sind. Wer sich<br />

frühzeitig um günstige Eintrittskarten bemüht, kann hier interessante Eindrücke<br />

sammeln.<br />

Sonstiges<br />

Einige der schönsten Erlebnisse während meiner Zeit in <strong>Schweden</strong> hatte ich in<br />

Russland. Dies mag zunächst merkwürdig klingen, erklärt sich aber relativ<br />

einfach.<br />

Ein finnisches Reiseunternehmen hat sich auf Reisen nach Russland spezialisiert<br />

und bietet diese Touren regelmäßig für Studenten an schwedischen<br />

Universitäten an. Es gibt verschiedene Arrangements, die sich im Preis und der<br />

Reisedauer unterscheiden. Ich habe 9 Tage auf einem „Road Trip“ verbracht<br />

und in dieser Zeit Helsinki, St. Petersburg und Moskau gesehen. Zwar sind je 2,5<br />

Tage in St. Petersburg und Moskau nicht annähernd ausreichend, aber dafür<br />

sehr eindrucksvoll. Unter anderem konnten wir eine Aufführung im<br />

Bolschoitheater, den Kreml und das Bernsteinzimmer besuchen. Allein zu<br />

diesen 9 Tagen könnte man einen eigenen <strong>Erfahrungsbericht</strong> schreiben.<br />

Problematisch ist nur, dass die Reisetermine in die Vorlesungszeit fallen und<br />

man vom Wohlwollen des Dozenten abhängig ist, falls man auf bestimmte<br />

Kurse angewiesen ist. Wer auch nur annähernd die Gelegenheit dazu hat,<br />

sollte diese Reise unbedingt mitmachen. Es lohnt sich.


Sprachkenntnisse<br />

Da meine Entscheidung für das Auslandssemester relativ kurzfristig fiel, konnte<br />

ich nicht mehr an einem organisierten Sprachkurs teilnehmen und bin daher<br />

mit sehr bescheidenen Grundkenntnissen aufgebrochen. Ich hatte mich zu<br />

diesem Zeitpunkt allerdings bereits für einen semesterbegleitenden Kurs an<br />

der Universität angemeldet. Eine Alternative dazu ist ein Intensivkurs, der<br />

bereits vor Beginn des Semesters in Linköping stattfindet und eine frühe<br />

Anreise voraussetzt. Dies war mir aus Zeitgründen nicht möglich, stellt aber<br />

generell eine interessante Variante da.<br />

Meine mangelnden Vorkenntnisse waren allerdings zu keinem Zeitpunkt des<br />

Aufenthaltes ein Problem, denn Englisch ist in <strong>Schweden</strong> fast so verbreitet wie<br />

Schwedisch selbst. Egal ob in der Apotheke, beim Baumarkt, an der Tankstelle<br />

oder beim Bäcker – mit einer Kombination aus Englisch und zur Not<br />

„Zeichensprache“ kommt man ohne Einschränkungen durch alle Situationen<br />

des Alltags.<br />

Auch im Gespräch mit den anderen Austauschstudenten, die (abgesehen<br />

von sehr vielen deutschen Studenten) größtenteils aus Frankreich, Japan,<br />

China, Spanien, Österreich und dem Nahen Osten kommen, ist Englisch die<br />

gebräuchlichste Sprache. Des Weiteren werden viele Vorlesungen von<br />

vornherein auf Englisch gehalten oder auf Nachfrage auf Englisch umgestellt.<br />

Im Laufe des Semesters habe ich mehr und mehr versucht, meine Kenntnisse<br />

in der schwedischen Sprache zu nutzen und weniger Gebrauch von Deutsch<br />

und Englisch zu machen. Mir ist es dennoch sehr oft passiert, dass mein<br />

Gegenüber auf Englisch geantwortet hat. Die typische schwedische<br />

Sprachmelodie lässt sich eben nur schwer erlernen.<br />

Studienangebot & Betreuung<br />

Für einen Informatikstudenten bietet Linköping einige interessante<br />

Möglichkeiten. Die Kurse unterscheiden sich hinsichtlich Themen und<br />

Anforderungsniveau deutlich, so dass eine individuelle Auswahl nach eigenen<br />

Interessen und der eigenen Situation erfolgen kann. Ein Großteil der<br />

Veranstaltungen wird von vornherein auf Englisch angeboten. Ich habe aber<br />

auch erlebt, dass Kurse auf Nachfrage sprachlich umgestellt (Schwedisch -><br />

Englisch) werden, wenn dies gewünscht wird. Schwerpunkte sind<br />

Einchipsysteme, eingebettete Systeme, künstliche Intelligenz, Software<br />

Engineering und Entwicklung. Natürlich werden auch Vorlesungen zu anderen<br />

Feldern und Themen der Informatik angeboten. Darüber hinaus gibt es eine<br />

Vielzahl von Kursen aus anderen naturwissenschaftlichen Bereichen<br />

(Mathematik, Physik, Biologie etc.), die ggf. interessant sein könnten.<br />

Die Betreuung durch das Institute of Technology verläuft zufriedenstellend.<br />

Fragen per Email werden ausführlich beantwortet und auch der persönliche<br />

Kontakt ist möglich, wenn gewünscht. Der Kontakt zu den Professoren,


Mitarbeitern und Verantwortlichen ist unkompliziert. Ich hatte stets das Gefühl<br />

bei möglichen Schwierigkeiten einen Ansprechpartner zu finden.<br />

Wer sich dafür anmeldet und Glück hat, kann einen einheimischen Studenten<br />

zugeteilt bekommen, der einem in der Anfangszeit mit Rat und Tat zur Seite<br />

steht. Ich denke allerdings, dass dies nicht zwingend notwendig ist, da auch<br />

die Mitbewohner auf dem Korridor meist alle Fragen beantworten können<br />

und dies auch gerne tun.<br />

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sowohl das Studienangebot als auch<br />

die Betreuung positiv zu beurteilen sind. Zwar sind die Wege nicht so kurz und<br />

direkt wie in Lübeck, aber wer wollte das bei 25000 Studenten und 3500<br />

Mitarbeitern auch verlangen. Wer etwas längere Wartezeiten verkraften<br />

kann, wird sich sicher gut aufgehoben fühlen.<br />

Akademische Beurteilung<br />

TDTS06 Computer Networks (6 ECTS)<br />

Der Kurs besteht aus Vorlesungen und praktischen Übungen (Labs). Er geht<br />

detailliert auf alle Schichten des OSI-Referenzmodells ein und setzt den<br />

Schwerpunkt auf dem TCP/IP-Protokoll, welches sehr ausführlich behandelt<br />

wird. Themen wie kabellose Netzwerke, Multimedia, Sicherheitskonzepte und<br />

Netzwerkmanagement runden diesen sehr interessanten und umfangreichen<br />

Kurs ab. In den Übungen wird sukzessive ein Netzwerkprotokoll in C entwickelt,<br />

das letztlich einen sicheren Datentransfer garantiert und sich dabei an<br />

ausgewählten Mechanismen von TCP orientiert. Die Entwicklung erfolgt in 2er-<br />

Gruppen und gestaltet sich sowohl interessant als auch zeitaufwändig.<br />

Dennoch kann ich diesen Kurs sehr empfehlen, da er eine gute Ergänzung<br />

und Erweiterung zu entsprechenden Vorlesungen in Lübeck ist und die<br />

Übungen ein hohes, aber ausgewogenes Niveau haben.<br />

THSV04 Beginners Course in Swedish for Exchange Students (7.5 ECTS)<br />

Der Sprachkurs findet einmal wöchentlich statt (jeweils 3 Zeitstunden) und<br />

bietet einen guten Einstieg in die schwedische Sprache. Von der Aussprache<br />

der einzelnen Buchstaben, über die Zahlen von 1-100 und die<br />

Selbstbeschreibung der eigenen Person (Name, Alter, Wohnort, Studienfach<br />

etc.) bis hin zur Beschreibung von Orten und Gegenständen werden<br />

Wortschatz und Grammatikkenntnisse ständig erweitert. Die Veranstaltung hat<br />

einen sehr ungezwungenen Charakter und ist uneingeschränkt<br />

empfehlenswert für alle, die die Grundlagen der schwedischen Sprache in<br />

der Gruppe erlernen wollen. Wem es eher auf schnelle Lernfortschritte<br />

ankommt, kann autodidaktisch sicherlich schneller voranschreiten. Am Ende<br />

stehen eine schriftliche und mündliche Prüfung, die allerdings für jeden<br />

ernsthaften Teilnehmer des Kurses keine Hürden darstellen sollten.


TDDC90 Software Security (6 ECTS)<br />

Der Kurs besteht aus Vorlesungen, Labs und Seminaren. Schwerpunkte sind<br />

die Identifikation und Analyse von Fehlern bei der Softwareentwicklung, die<br />

Formulierung von Sicherheitsanforderungen sowie Methoden und Modelle zur<br />

Entwicklung sicherer Software.<br />

Der Kurs ist empfehlenswert, da Dozenten aus der Industrie lehrreiche Einblicke<br />

in die „Wirklichkeit“ geben und dieser Themenbereich in Lübeck bisher kaum<br />

behandelt wird.<br />

Allerdings war die Kommunikation mit den Veranstaltern dieses Kurses sehr<br />

schwierig und schwächte den guten Eindruck der Vorlesungen etwas ab.<br />

TSTE70 Design of Digital Systems (7.5 ECTS)<br />

Der Kurs besteht aus Vorlesungen, kleinen Übungen, Labs und einer großen<br />

Projektarbeit. Es werden Methoden und Werkzeuge zur Beschreibung und<br />

Entwicklung von digitalen Systemen vorgestellt. Schwerpunkt ist die<br />

Hardwarebeschreibungssprache VHDL.<br />

Die Übungen sind individuell zu bearbeiten und dienen vor allem der<br />

Einarbeitung in VHDL und zur Vorbereitung der Projektarbeit.<br />

Die Labaufgaben bearbeitet man in 2er-Gruppen. Es werden einfache<br />

Anwendungen (z. B. Ausgabe eines Bildes im SRAM auf einem VGA-Monitor)<br />

entwickelt und in der Realität getestet.<br />

Die Projektarbeit wird von Gruppen aus 5-6 Studenten geleistet und ist äußerst<br />

zeitaufwändig. Neben der eigentlichen praktischen Arbeit muss das<br />

Projektmanagement nach LiU-eigenen Modellen erfolgen. Dies beinhaltet viel<br />

Schriftverkehr mit dem Auftraggeber (=Dozent) und regelmäßige<br />

Teambesprechungen.<br />

Da die Mehrzahl meiner Teammitglieder im Laufe der Projektarbeit aus<br />

Zeitgründen abgesprungen sind und die Arbeit zu dritt nicht mehr zu schaffen<br />

war, konnte ich diesen Kurs nicht abschließen. Aufgrund der Tatsache, dass<br />

der Dozent die Gruppen zufällig zusammenstellt, hat man an dieser Stelle<br />

keinerlei Einfluss und muss einfach hoffen, dass alle dabei bleiben. Dennoch<br />

ein interessanter Kurs, der einen guten Überblick über die Thematik gibt.<br />

Allerdings sind die praktischen Arbeiten nicht allein mithilfe der Vorlesung zu<br />

erledigen. Es ist relativ viel Eigenrecherche notwendig.<br />

Fazit<br />

Mein Auslandssemester in Linköping war in jeder Hinsicht richtig und eine<br />

Bereicherung in vielerlei Gesichtspunkten. Ich hatte vor der Abreise ein paar<br />

Zweifel bzgl. meiner Entscheidung, aber ich kann nun sagen, dass ich jedem,<br />

der die zusätzliche (zwar nicht extreme aber doch spürbare) finanzielle<br />

Belastung verkraften kann, dazu rate. Wen es nach<br />

Nordeuropa/Skandinavien zieht, dem kam ich auch speziell Linköping


empfehlen, da sowohl die Lehre als auch das „Studentenleben“ sehr<br />

interessant sind.

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