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60. Jahrgang · März 2013 · D: € 4,95 · A: € 5,00 · CH: CHF 8,20<br />

3 | 2013<br />

Häufige<br />

Brutvögel<br />

Postvertriebsstück G3045<br />

» Eine Erfolgsgeschichte:<br />

Datenlogger<br />

» Seelöwe erbeutet Albatrosse<br />

» Kuh- und Rallenreiher als<br />

erfolgreiche Vogeljäger


Forschung<br />

Eine Erfolgsgeschichte:<br />

Datenlogger in der<br />

Seevogelforschung<br />

Als Gerald Kooyman 1965 den ersten Prototypen eines Datenloggers an Weddellrobben<br />

befestigte, um deren Tauchverhalten zu erforschen, war die elektronische Aufzeichnung<br />

von Daten auf diese Art noch undenkbar. Damals speicherte der Rekorder seine Informationen<br />

in Form kleiner Linien, die in eine kohlegeschwärzte Platte eingeritzt wurden.<br />

Dies eröffnete vollkommen neue Möglichkeiten, Kenntnisse über Tiere zu gewinnen, die<br />

sich durch ihr Leben im Meer den begrenzten Beobachtungsmöglichkeiten des Menschen<br />

bislang weitgehend entzogen hatten. Bald darauf rüstete Kooyman mit einem weiteren<br />

Loggermodell den ersten Meeresvogel aus, einen Kaiserpinguin, der mit seinem Körpergewicht<br />

von bis zu 40 kg am ehesten in der Lage war, die seinerzeit noch recht schweren<br />

Geräte zu tragen. Inzwischen ist die Technik weit vorangeschritten und das Wissen über<br />

Seevögel wurde mithilfe von elektronischen Datenloggern regelrecht revolutioniert.<br />

Ohne den Einsatz von technischen<br />

Geräten ist der<br />

Mensch kaum in der Lage,<br />

Informationen über das Leben von<br />

Meerestieren in freier Wildbahn zu<br />

bekommen. Beobachtungen waren<br />

lange Zeit nur von Schiffen oder<br />

Flugzeugen aus möglich und so ist es<br />

wenig verwunderlich, dass die meisten<br />

Daten früherer Seevogelstudien<br />

aus der Brutzeit stammen, zu der<br />

die Koloniebrüter für einige Wochen<br />

an Land gehen müssen, um ihren<br />

Nachwuchs aufzuziehen. Um die<br />

Biologie der Tiere und ihre Rolle im<br />

Ökosys tem zu verstehen, ist es jedoch<br />

unumgänglich, auch Informationen<br />

über ihr Verhalten und ihre Lebensweise<br />

im Verlauf des gesamten Jahres<br />

zu erhalten.<br />

Basstölpel mit GPS-Logger<br />

(Global Positioning System).<br />

Hiermit kann die Position des<br />

Vogels sekündlich mit einer<br />

Genauigkeit von wenigen<br />

Metern aufgezeichnet werden.<br />

Zur besseren Wiedererkennung<br />

wird jeder Loggervogel<br />

farbmarkiert. Bislang konnten<br />

keine Reaktionen anderer<br />

Individuen auf die Markierung<br />

beobachtet werden.<br />

Foto: S. Garthe. Funk Island,<br />

Neufundland, Kanada, Juli 2011.<br />

92 Der Falke 60, 2013


Silbermöwe mit GPS-Logger. Foto: U. Kubetzki. Spiekeroog, Mai 2012.<br />

Geduldig und sehr zutraulich: Gelbschnabelsturmtaucher mit<br />

Kompasslogger. Foto: U. Kubetzki. Berlenga, Portugal, August 2005.<br />

» Die Anfänge<br />

Die technischen Möglichkeiten waren<br />

zu Kooymans Zeiten noch sehr<br />

begrenzt und so konzentrierte man<br />

sich zunächst auf einen einzelnen<br />

Parameter, die Messung von Tauchtiefen.<br />

Da Kooymans Weddellrobben-<br />

Rekorder zu groß und schwer für<br />

eine Anwendung bei Seevögeln war,<br />

schlug Per Scholander ein anderes<br />

System vor, das auf der Kapillar-<br />

Röhren-Methode basierte. Diese hatte<br />

Lord Kelvin Mitte der 1880er Jahre<br />

für den Schiffsverkehr zur Messung<br />

von Wassertiefen entwickelt.<br />

In Teamarbeit bauten die Forscher<br />

eine Konstruktion, die schließlich<br />

Mitte der 1970er Jahre <strong>zum</strong> ersten Mal<br />

bei Pinguinen und seitdem in fortgeschrittenen<br />

Varianten an einer Vielzahl<br />

von Seevögeln eingesetzt wurde.<br />

Dieses Gerät enthüllte trotz seines<br />

simplen Aufbaus und der technischen<br />

Grenzen, dass Kaiserpinguine<br />

bei ihren Tauchgängen auf der<br />

Jagd nach Beute in mehrere Hundert<br />

Meter Tiefe vordringen können, was<br />

die Erwartungen der Forscher bei<br />

Weitem übertraf.<br />

Die Entwicklung von datenspeichernden<br />

Loggern basiert grundsätzlich<br />

auf zwei Kernideen: Zur ersten<br />

Voraussetzung gehört, dass die ausgewählte<br />

Tierart überhaupt in der<br />

Lage ist, derartige Utensilien transportieren<br />

zu können. Dieser Ansatz<br />

entstammt der Brieftauben-Ära und<br />

wurde von den Wissenschaftlern<br />

übernommen. Zum anderen muss die<br />

befestigte Apparatur selbstständig<br />

Daten aufzeichnen können.<br />

Nahrungsflüge einer Heringsmöwe aus der Brutkolonie<br />

auf Spiekeroog: Der eingesetzte GPS-Logger zeichnete im<br />

Mai 2010 elf Tage lang alle drei Minuten die Positionen<br />

des Vogels auf. Für die Forscher war die Frequenz der<br />

Binnenlandflüge unerwartet hoch, da Heringsmöwen aus<br />

früheren Studien überwiegend als Schwimmkrabben- und<br />

Fischfresser bekannt waren.<br />

Foto Heringsmöwe: S. Garthe. Spiekeroog, Mai 2010.<br />

Der Falke 60, 2013 93


Forschung<br />

»»Weiterentwicklung in den<br />

1980er/90er Jahren in Deutschland<br />

Insgesamt wurden 26 Basstölpeln mit Lichtloggern GeoLT ausgerüstet.<br />

Foto: U. Kubetzki. Bass Rock, Schottland, August 2002.<br />

Obwohl uns heute im digitalen Zeitalter<br />

besonders der zweite Punkt als<br />

selbstverständlich erscheint, sicherte<br />

man Wissen und Informationen in<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

in erster Linie mithilfe von Tinte und<br />

Papier. So stellten die ersten Rekorder<br />

von Kooyman und seinem Team<br />

seinerzeit eine beachtliche technische<br />

Errungenschaft dar.<br />

Große Erfolge erzielte in diesem<br />

Zeitraum vor allem die Pinguinforschungsgruppe<br />

am damaligen Kieler<br />

Institut für Meereskunde, heute GEO-<br />

MAR, um die Professoren Dieter Adelung,<br />

Rory Wilson und Boris Culik.<br />

Im Rahmen zahlreicher Reisen in<br />

die Antarktis- und Subantarktis, nach<br />

Südafrika, Chile und Argentinien wurden<br />

zunächst vor allem Tauchtiefen-<br />

Logger an verschiedenen Pinguinarten<br />

eingesetzt. Prof. Wilson wurde<br />

schließlich <strong>zum</strong> Vorreiter und Pionier<br />

bei der Entwicklung zahlreicher<br />

neuer Loggertypen, deren Größe und<br />

Gewicht kontinuierlich verringert und<br />

deren Zuverlässigkeit weiter verbessert<br />

werden konnte. In Zusammenarbeit<br />

mit Ingenieuren und Doktoranden<br />

entstanden Geräte, die weitere<br />

Parameter wie <strong>zum</strong> Beispiel Temperatur<br />

und Magen-pH-Werte messen<br />

konnten und damit einen vollkommen<br />

neuen Einblick in die Lebensweise von<br />

Seevögeln ermöglichten.<br />

Basstölpel mit GPS-Logger. Foto: U. Kubetzki. Bonaventure, Quebec, Kanada, August 2012.<br />

94 Der Falke 60, 2013


Stecknadeln im Heuhaufen: Wiederfang der 26 Loggervögel unter knapp 100000 Individuen.<br />

Wie gut, dass Basstölpel so nistplatztreu sind.<br />

Foto: U. Kubetzki. Bass Rock, Schottland, April 2003.<br />

Winterwanderung von drei Basstölpeln der Brutkolonie<br />

Bass Rock, Schottland ( ), und ihre unterschiedlichen<br />

Überwinterungsgebiete: vor Westafrika, im Mittelmeerraum<br />

sowie vor Portugal. Im Rahmen dieser Studie wurden<br />

im August 2002 an den Beinen der Vögel jeweils<br />

ein nur 8 g leichter Lichtlogger GeoLT (Earth & Ocean<br />

Technologies Kiel) befes tigt und im April 2003 wieder<br />

abgenommen. Die Geräte hatten alle 30 Sekunden die<br />

Lichtintensität sowie alle 120 Sekunden die Temperatur<br />

aufgezeichnet. Mit einer speziellen Software ließen sich<br />

daraus, mit einer Genauigkeit von bis zu 50 km, die Positionen<br />

der Tiere bestimmen.<br />

1994 setzte der damalige Kieler<br />

Doktorand Gerrit Peters an Magellanpinguinen<br />

in Argentinien sowie an<br />

weiteren Pinguinarten in der Antarktis<br />

erstmals seine selbst entwickelten<br />

Peristaltik- und Magen-pH-Logger<br />

ein, um den Verdauungsmechanismus<br />

der Vögel zu erforschen.<br />

Diese Geräte zeichnen Datum und<br />

Uhrzeit sowie den Säuregehalt, die<br />

Muskelbewegungen (Peristaltik) und<br />

die Temperatur im Magen des Vogels<br />

auf. Fiel Letztere schlagartig ab,<br />

hatte der Pinguin als Warmblüter ein<br />

kaltes Beutetier verspeist. Ging der<br />

pH-Wert im Magen zurück, zeigte<br />

die Ausschüttung von Magensäure<br />

das Einsetzen der Verdauung an,<br />

ebenso wie die verstärkten Bewegungen<br />

der Magenmuskulatur. Die<br />

Ergebnisse entschlüsselten schließlich<br />

eine faszinierende Regulationsfähigkeit<br />

bei Pinguinen: Brechen<br />

die Vögel während der Brutzeit zu<br />

ihren mehrtägigen Jagdausflügen<br />

auf hoher See auf, verdauen sie die<br />

gefangene Beute zunächst für ihren<br />

eigenen Bedarf. Nach hinreichender<br />

Sättigung jagt der Pinguin weitere<br />

Beute, um diese nach seiner Rückkehr<br />

an Land in Form eines angedauten<br />

Nahrungsbreis an seinen<br />

Nachwuchs zu verfüttern. Die Rückreise<br />

kann allerdings mitunter ein<br />

bis zwei Tage dauern, je nachdem,<br />

wie weit das Tier schwimmen muss,<br />

um Nahrung zu finden. Der Verdauungsprozess<br />

im Magen wird nun<br />

kurzerhand gestoppt und das Organ<br />

quasi <strong>zum</strong> Transportgefäß umfunktioniert.<br />

So bleibt die Mahlzeit für das<br />

Küken erhalten, ohne vom Elterntier<br />

während der Rückreise zur Kolonie<br />

selbst verdaut zu werden.<br />

Das Diagramm auf Seite 97 zeigt<br />

weitere Ergebnisse aus der Kieler<br />

Arbeitsgruppe. Innerhalb dieser Studie<br />

wurden Basstölpel zeitgleich<br />

mit einem Außentemperatur- und<br />

Drucklogger sowie einem Logger zur<br />

Aufzeichnung der Magentemperatur<br />

ausgerüstet. So ließ sich der genaue<br />

Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme<br />

bestimmen (plötzlicher Temperaturabfall<br />

durch Aufnahme kälterer<br />

Beute), in welcher Tiefe die Beute<br />

gefangen und welche Beutemenge<br />

aufgenommen wurde. Letzteres lässt<br />

sich durch die Zeitspanne errechnen,<br />

die bis zur Wiederherstellung<br />

der ursprünglichen Magentemperatur<br />

benötigt wird. Durch Vergleiche<br />

zwischen verschiedenen Individuen<br />

Der Falke 60, 2013 95


Forschung<br />

Nur für Schwindelfreie: Loggereinsatz an Basstölpeln, die auf Steilklippen brüten.<br />

Fotos: S. Garthe. Hermaness, Schottland, Juli 1997.<br />

einer Kolonie bzw. Individuen verschiedener Kolonien bekommt<br />

man Informationen, wie weit ein Vogel fliegen musste, um Beute<br />

zu finden, oder wie erfolgreich das jeweilige Tier beim Beutefang<br />

im Vergleich zu anderen Vögeln aus seiner Brutkolonie gewesen<br />

ist.<br />

Ausgehend von den umfangreichen Erfahrungen aus der Pinguinforschung<br />

wurden in der Kieler Arbeitsgruppe auch Loggertypen<br />

für andere Meerestiere, wie <strong>zum</strong> Beispiel Meeresschildkröten<br />

und Seehunde, entwickelt.<br />

Für zahlreiche ehemalige Mitglieder<br />

der Arbeitsgruppe, die heute<br />

als Wissenschaftler in anderen Forschungseinrichtungen<br />

tätig sind,<br />

kommen Logger nach wie vor bei<br />

vielfältigen Fragestellungen <strong>zum</strong><br />

Einsatz. Dr. Gerrit Peters spezialisierte<br />

sich schließlich im Rahmen<br />

einer Unternehmensgründung auf<br />

die Entwicklung und Herstellung von<br />

elektronischen Datenloggern.<br />

»»Ethische Aspekte<br />

Der Einsatz von Datenloggern hat in<br />

erster Linie <strong>zum</strong> Ziel, Informationen<br />

über das natürliche Verhalten und die<br />

Lebensweise von frei lebenden Wildtieren<br />

zu erhalten. Solche Ergebnisse<br />

sind aber nur brauchbar, wenn sich<br />

das ausgerüstete Tier auch mög-<br />

Seevogelkolonie auf dem Flachfelsen Funk<br />

Island mit bequemerem Zugang.<br />

Foto: S. Garthe. Funk Island, Neufundland, Kanada, Juli 2011.<br />

96 Der Falke 60, 2013


lichst normal verhält und nicht zu<br />

stark durch die Geräte beeinträchtigt<br />

wird. Dafür sind Vergleiche zwischen<br />

beloggerten und nicht beloggerten<br />

Tieren von großer Bedeutung.<br />

Das Tier sollte auch möglichst<br />

weder durch die Geräte selbst noch<br />

durch Fang und Wiederfang zu Schaden<br />

oder gar zu Tode kommen.<br />

Vögel haben zudem nur wenig<br />

Spielraum, um erhöhte energetische<br />

Kosten bei einer zu schweren Ausrüstung<br />

zu kompensieren und so muss<br />

hier besonders auf ein möglichst<br />

geringes Gewicht der Logger geachtet<br />

werden. Als Faustregel wird derzeit<br />

für die Seevogelforschung empfohlen,<br />

dass ein Gerät maximal 5 %<br />

des Körpergewichtes wiegen sollte,<br />

am besten 3 % oder weniger. Bei der<br />

Auswahl von Gerätegröße, -form und<br />

-anbringung sollte natürlich stets<br />

die Anatomie und Lebensweise der<br />

jeweiligen Art berücksichtigt werden,<br />

<strong>zum</strong> Beispiel auch in Bezug auf Strömungswiderstände<br />

beim Fliegen oder<br />

Tauchen. Nicht zuletzt ist auch der<br />

Austausch zwischen den Anwendern<br />

von Loggern wichtig, um ungute<br />

Erfahrungen <strong>zum</strong> Wohl der Tiere und<br />

auch der eigenen Forschungsergebnisse<br />

schnell ausbessern zu können.<br />

Temperatur (°C)<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

Vogel fliegt<br />

Nahrungsaufnahme<br />

Vogel schwimmt<br />

10<br />

10<br />

10:45:00 10:55:00 11:05:00 11:15:00 11:25:00 11:35:00 11:45:00<br />

Uhrzeit<br />

Magentemperatur<br />

Tauchtiefe<br />

Außentemperatur<br />

Vogel fliegt<br />

Gleichzeitiger Einsatz von zwei Loggertypen, die sowohl die Außentemperatur, die Magentemperatur<br />

als auch die Tauchtiefen des Vogels aufzeichnen können. Nimmt der Vogel als Warmblüter<br />

kalten Fisch auf, sinkt die Magentemperatur. Somit lässt sich der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme<br />

und über den Drucksensor zusätzlich die Tauchtiefe <strong>zum</strong> Fangereignis bestimmen. Der externe<br />

Temperatursensor liefert Informationen darüber, wie viel Zeit des Tages der Vogel schwimmend<br />

(stabile Außentemperatur) oder fliegend (unstetere Außentemperatur) verbracht hat.<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

Tauchtiefe (m)<br />

»»Loggerforschung heute<br />

Die Fragestellungen, die sich mithilfe<br />

der aktuell verfügbaren Loggertypen<br />

bearbeiten lassen, sind äußerst vielfältig.<br />

Der Einsatz der Geräte findet<br />

längst breite Anwendung in verschiedensten<br />

Themenfeldern, wie Physiologie,<br />

Verhaltensforschung, Ökologie<br />

und entsprechenden Aspekten zu<br />

Tauch- und Schwimmverhalten, Flugmustern,<br />

Ernährungsstrategien, Energiebedarf,<br />

Wanderungen, Verbreitung<br />

➀<br />

➁<br />

➂<br />

Auswahl verschiedener Datenlogger:<br />

1: Tauchtiefen-Logger (Druck und Temperatur);<br />

(Fa. Lotek, Kanada).<br />

2: GeoLT-Logger (Licht und Temperatur);<br />

(Fa. Earth & Ocean Technologies, Kiel).<br />

3: Kompass-Logger mit Temperatursensor;<br />

(Fa. Earth & Ocean Technologies, Kiel).<br />

4: Cat-Track (GPS); (Fa. Catnip Technologies,<br />

USA).<br />

5: Mini-GPS-Logger; (Fa. Earth & Ocean<br />

Technologies, Kiel).<br />

6: GPS-Logger; (Fa. Earth & Ocean Technologies,<br />

Kiel).<br />

7: GPS-Logger der ersten Generation mit<br />

Temperatur- und Drucksensoren;<br />

(Fa. Earth & Ocean Technologies, Kiel).<br />

➃<br />

➄<br />

➅<br />

➆<br />

Der Falke 60, 2013 97


Forschung<br />

Was sind Datenlogger?<br />

Hierbei handelt es sich um kleine Geräte, die an Wildtieren befestigt werden,<br />

um Informationen über ihr natürliches Verhalten in freier Wildbahn<br />

zu erhalten. Die Geräte zeichnen Daten auf und speichern sie über einen<br />

bestimmten Zeitraum. Nach dem Wiederfang der Tiere und Rückgewinnung<br />

der Geräte können die Daten auf einen Computer geladen und ausgewertet<br />

werden.<br />

Woraus bestehen Datenlogger?<br />

Die Geräte verfügen über eine Batterie, einen Datenspeicher, eine Uhr zur<br />

Aufzeichnung von Datum und Uhrzeit sowie eine Schnittstelle für die Verbindung<br />

<strong>zum</strong> Computer. Je nach Sensoren können unterschiedlichste Parameter<br />

gemessen werden: z. B. Temperatur (Körper-, Luft- und Wassertemperatur),<br />

Druck (Tauchtiefe bzw. Flughöhe), pH-Werte im Magen, Verdauungsaktivität<br />

(Peristaltik), Herzschlagraten, Lichtintensität, Flugrichtung<br />

und Positionsbestimmung (Kompass bzw. GPS).<br />

Vorteile:<br />

Logger sind in sehr kleinen und leichten Ausführungen erhältlich, sodass<br />

auch Vogelarten mit geringen Körpermaßen damit ausgerüstet werden können.<br />

Besonders leichte Geräte lassen sich am Vogelbein befestigen und können<br />

so auch über längere Zeiträume, z. B. über die Wintermonate, Daten<br />

aufzeichnen. Geräte, die am Gefieder platziert werden, lösen sich spätestens<br />

bei der Mauser vom Vogel ab.<br />

Nachteile:<br />

Im Unterschied zur Satellitentelemetrie besaßen Datenlogger bislang keine<br />

Sender, um Daten zu übertragen, während das Gerät noch am Tier befestigt<br />

ist. So gelangte man nur an die gespeicherten Informationen, wenn sich die<br />

Geräte durch den Wiederfang des Tieres zurückgewinnen ließen. Inzwischen<br />

sind die ersten Logger-Generationen mit integrierten Sendern auf dem Markt,<br />

die z. B. über Funk oder Mobilnetze (per SMS) Daten übertragen können.<br />

oder auch zu Aktivitätsmustern während<br />

und außerhalb der Brutzeit. Aber<br />

nicht nur in der reinen Forschung,<br />

auch im Bereich Meeres naturschutz<br />

leisten Logger große Dienste. Die<br />

Meere befinden sich durch den Einfluss<br />

des Menschen und seine vielfältigen<br />

Aktivitäten und Nutzungen<br />

sowie nicht zuletzt durch klimatische<br />

Änderungen im steten Wandel. Somit<br />

ist die Informationsgewinnung durch<br />

beloggerte Vögel besonders wichtig<br />

für die Entwicklung von Schutz- und<br />

Managementstrategien.<br />

Mithilfe von GPS-Loggern kann<br />

eine Positionsbestimmung inzwischen<br />

bis auf wenige Meter genau durchgeführt<br />

werden. So lassen sich <strong>zum</strong> Beispiel<br />

die Nahrungsgründe von Seevögeln<br />

eingrenzen, um sie gegebenenfalls<br />

unter Schutz zu stellen.<br />

Auch bestehende oder potenzielle<br />

Konflikte zwischen Vogel<br />

und Mensch, der das Meer und die<br />

Küstenregionen in vielfältiger Weise<br />

nutzt, wie <strong>zum</strong> Beispiel durch die<br />

zunehmende Offshore-Windkraft,<br />

Schiffsverkehr, Fischerei, Abbau von<br />

Sedimenten, militärische Übungen<br />

etc. können besser eingeschätzt und<br />

konstruktive Lösungen erarbeitet<br />

werden und somit zu einer nachhaltigeren<br />

Meeresnutzung beitragen.<br />

Nicht zuletzt können Seevögel<br />

auch als Datenlieferanten für ozeanografische<br />

und klimatologische Fragestellungen<br />

genutzt werden, indem<br />

beispielsweise Werte über Meerwassertemperaturen<br />

mitsamt genauer<br />

Positionsbestimmung, Datum und<br />

Uhrzeit aufgezeichnet werden.<br />

»»Ausblick<br />

Eines der vorrangigsten Ziele für die<br />

zukünftige Anwendung von Loggern<br />

wird auch weiterhin sein, Gewicht<br />

und Größe der Geräte zu verringern,<br />

um auch die kleinsten Seevogelarten<br />

ausrüsten zu können und mögliche<br />

nachteilige Geräteeffekte auf<br />

ein Minimum zu reduzieren. Weitere<br />

Ziele werden ebenso sein, die Speicherkapazitäten<br />

der Geräte zu erhöhen,<br />

die Erfassung weiterer Parameter<br />

zu ermöglichen sowie den notwendigen<br />

Wiederfang der Loggervögel<br />

zur Rückgewinnung der Geräte, <strong>zum</strong><br />

Beispiel durch ferngesteuerte Ablösungsmechanismen<br />

zu ersetzen.<br />

In einer sich ständig verändernden<br />

Welt ist die Fähigkeit, anhand von<br />

Modellen Vorhersagen und Prognosen<br />

treffen zu können, von großer<br />

Bedeutung.<br />

Gerade die Meere gehören aber<br />

immer noch zu den geheimnisvollsten<br />

Regionen unseres Planeten. Seevögel<br />

sind bekannt als gute Bioindikatoren<br />

und die Erforschung ihrer Überlebensstrategien<br />

und ihrer Rolle im<br />

Ökosystem kann erheblich dazu beitragen,<br />

unser Wissen allgemein und<br />

besonders im Bereich der Meereswissenschaften<br />

erheblich zu erweitern.<br />

Die Loggertechnologie wird dabei<br />

auch in der Zukunft weiterhin einen<br />

zentralen Stellenwert einnehmen.<br />

Ulrike Kubetzki<br />

Literatur <strong>zum</strong> Thema:<br />

Burger AE, Shaffer SA 2008: Application<br />

of tracking and data-logging<br />

technology in research and conservation<br />

of seabirds. Auk 125: 253-265.<br />

Garthe S, Gremillet D, Furness RW<br />

1999: At-sea-activity and foraging<br />

efficiency in chick-rearing northern<br />

gannets Sula bassana: a case study<br />

in Shetland. Mar Ecol Prog Ser 185:<br />

93-99.<br />

Hooker SK, Biuw M, McConnell<br />

BJ, Miller PJO, Sparling CE 2007:<br />

Bio-logging science: Logging and<br />

relaying physical and biological data<br />

using animal-attached tags. Deep-Sea<br />

Research II 54: 177-192.<br />

Kubetzki U, Garthe S, Fifield D, Mendel<br />

B, Furness RW 2009: Individual<br />

migratory schedules and wintering<br />

areas of northern ganntes. Mar Ecol<br />

Prog Ser 391: 257-265.<br />

Ropert-Coudert Y, Wilson RP 2005:<br />

Trends and perspectives in animalattached<br />

remote sensing. Front Ecol<br />

Environ 3: 437-444.<br />

Wilson RP, Vandenabeele SP 2012:<br />

Technological innovation in archival<br />

tags used in seabird research. Mar<br />

Ecol Prog Ser 451: 245-262.<br />

Wilson, RP, McMahon CR 2006: Measuring<br />

devices on wild animals: what<br />

constitutes acceptable practise? Front<br />

Ecol Environ 4: 147-154.<br />

Dr. Ulrike Kubetzki arbeitet<br />

als Meeresbiologin am Forschungs-<br />

und Technologiezentrum<br />

Westküste der Universität<br />

Kiel (FTZ) in Büsum.<br />

Parallel dazu ist sie als Fachjournalistin<br />

für Wissenschaft (FJS) tätig.<br />

98 Der Falke 60, 2013


www.falke-journal.de<br />

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9 | 2012<br />

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10 | 2012<br />

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» Schwarze Vögel<br />

» Beobachtungen im Haff Réimech<br />

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schriftlich beim Verlag zu widerrufen. Zeitschriften-Abonnements können jederzeit <strong>zum</strong> Ende<br />

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