Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 113
2. Kontinuität oder Diskontinuität?
schen Theologie) und damit in gewisser Hinsicht ›statische‹
Entgegensetzung von Glaube und Religion angenommen,
sondern ein geschichtlicher Religionsbegriff entwickelt«.40
Bonhoeffer verstehe »religionslos« nicht »als systematisch-statische,
sondern als geistesgeschichtlich-genetische
Kategorie«41. Dieser beobachtete Gegensatz steht also in
engem Zusammenhang mit Bonhoeffers Rezeption von W.
Dilthey einerseits und seiner Auseinandersetzung mit K.
Barth andererseits.
In der grundsätzlichen Annahme eines Einflusses W.
Diltheys folgen wir E. Feil. Es schließen sich aber drei konkretisierende
Fragen an:
1. Wird W. Dilthey für Bonhoeffer erst 1944 wichtig
(und nicht schon 1931/32)?
2. Was wird für Bonhoeffer 1944 aus der Dilthey-Lektüre
wichtig: der Historismus oder der Lebensbegriff?
3. Woher stammt die Kritik an der Religion in ›Widerstand
und Ergebung‹, wenn nicht von Barth?
Die zweite Frage stellen wir zur Beantwortung noch zurück.
In Abschnitt C) wird zu fragen sein, ob Bonhoeffer
Diltheys philosophischem Konzept 1944 auch grundsätzlich
theologische Bedeutung beimißt: Hat er bloß den
Historismus zur Formulierung der Religionskritik angewandt
oder auch seinen Lebensbegriff konstruktiv rezipiert?
Immerhin wurde ihm die Lebensphilosophie in Gestalt
des amerikanischen Pragmatismus schon 1930/31 in
den USA wichtig.
40) E. FEIL, Die Theologie 364; vgl. auch DERS., Ende oder Wiederkehr
der Religion? Zu Bonhoeffers umstrittener Prognose eines ›religionslosen
Christentums‹, in: IBF 7, 1987, 27–49, bes. 37 f.
41) Ibid, 354.
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