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Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

Mesopotamien<br />

Verein<br />

<strong>Augsburg</strong><br />

Anmeldung bei:<br />

Kulturhaus Kresslesmühle<br />

Barfüßerstraße 4,<br />

86150 <strong>Augsburg</strong><br />

Tel. 0821-37170<br />

Fax: 0821-516723<br />

Email: muehle@gmx.biz<br />

Anmeldeschluss: 5. Dezember 2007<br />

Die multikulturelle Stadt -<br />

Zukunftschance oder Krisenherd? Teil III<br />

(Inter)Kulturelle Bildung und<br />

Jugendszenen als Herausforderung<br />

für den Kulturbetrieb und die<br />

offene Jugendarbeit in der<br />

heterogenen Stadt<br />

Teilnehmergebühr: Euro 30,- / ermäßigt Euro 10,-<br />

Tagungsort:<br />

Freitag 7. Dezember<br />

Öffentliche<br />

Podiumsdiskussion:<br />

Freitag 7. Dezember<br />

VHS <strong>Augsburg</strong><br />

Willy-Brandt-Platz 3a,<br />

86153 <strong>Augsburg</strong><br />

9.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />

Raum 103, 1. Stock<br />

Offensive für Kulturelle Bildung!<br />

19.30 Uhr, StadtKino<br />

Zeughaus, Zeugplatz<br />

Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

Mesopotamien<br />

Verein<br />

<strong>Augsburg</strong><br />

Lehrstuhl<br />

für Europäische<br />

Ethnologie<br />

Die Interkulturelle Akademie wird durch das<br />

Kulturreferat und die Stadtsparkasse unterstützt<br />

Impressum:Hans-Joachim Ruile, Kresslesmühle,<br />

Interkulturelle Akademie, T.: (0821)37170, Fax: 516723<br />

muehle@gmx.biz, www.kresslesmuehle.de<br />

Mesopotamien Verein, www.bethnahrin.de<br />

Öffentliche Fachtagung<br />

07. Dezember 07, 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr in der<br />

Volkshochschule <strong>Augsburg</strong>, Raum 103, 1. Stock<br />

Willy-Brandt-Platz 3 a, 86153 <strong>Augsburg</strong><br />

Öffentliche Podiumsdiskussion<br />

Offensive für Kulturelle Bildung!<br />

07. Dezember, 19.30 Uhr, StadtKino, Zeughaus, Zeugplatz<br />

Veranstalter: Interkulturelle Akademie <strong>Augsburg</strong>,<br />

Universität <strong>Augsburg</strong>, Stadtjugendring <strong>Augsburg</strong>, Kulturpark West,<br />

Kulturpolitische Gesellschaft, Bonn


Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

Die multikulturelle Stadt -<br />

Zukunftschance oder Krisenherd? Teil III<br />

(Inter)Kulturelle Bildung und<br />

Jugendszenen als Herausforderung für<br />

den Kulturbetrieb und die offene<br />

Jugendarbeit in der heterogenen Stadt<br />

Nach den Tagungen der Interkulturellen Akademie im November 05 und 06<br />

setzt sich die Reihe: „Die vielkulturelle Stadt – Zukunftschance oder<br />

Krisenherd“ in ihrem 3. Teil mit dem demografischen Wandel als einer<br />

Herausforderung für die kulturelle Bildung, die Einrichtungen der<br />

Jugendhilfe und den Kulturbetrieb auseinander.<br />

In diesem Zusammenhang fordert z.B. der Nationale Integrationsplan der<br />

Bundesregierung: „Kulturelle Bildung ist ein Schlüsselfaktor der<br />

Integration, sie öffnet den Zugang zu Kunst und Kultur und damit zum<br />

gesellschaftlichen Leben. Zielgruppe sind in erster Linie Kinder und<br />

Jugendliche. Alle Institutionen und politischen Ebenen sind hier gefordert,<br />

Jugendszenen als Bildungsorten ergeben sich für die Jugendkulturarbeit<br />

völlig neue Ansätze im Umgang mit Jugendkulturen in der heterogenen<br />

Gesellschaft.<br />

Die Fachtagung bietet einen Einstieg in den aktuellen Diskurs zum Thema<br />

(Inter)Kulturelle Bildung und Jugendszenen in der vielkulturellen<br />

Gesellschaft und vermittelt Kenntnisse und <strong>Informationen</strong> zu konkreten<br />

Konzepten und Beispielen von „best practice“ der „neuen Allianz“ zwischen<br />

Kultur, Bildung und Sozialem auf lokaler und nationaler Ebene. Eingeladen<br />

sind StudentInnen, LehrerInnen, SchulleiterInnen, ErzieherInnen, VertreterInnen<br />

der Kulturinstitutionen, der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen,<br />

freie KünstlerInnen, KunstvermittlerInnen, Theater- und<br />

MusikpädagogInnen, sowie Gäste aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung<br />

und aus dem Stiftungsbereich.<br />

<strong>Augsburg</strong> ist eine multiethnische Großstadt. Über 30% der<br />

BewohnerInnen haben einen Migrationshintergrund und einzelne städtische<br />

Quartiere zeigen unterschiedliche Ausprägungen so genannter<br />

„parallelgesellschaftlicher“ Entwicklungstrends. In <strong>Augsburg</strong> führte die<br />

Wahrnehmung dieser Wirklichkeiten in den letzten Jahren zu vielfältigen<br />

Reaktionen und Resultaten: Dazu gehören der Interkulturelle Stadtplan,<br />

Fragen der Integration vermehrt in ihre Förderpraxis der kulturellen<br />

Bildung einzubeziehen und eigene Projekte zu entwickeln“.<br />

Gleichzeitig hat sich eine nahezu unüberschaubare Vielzahl von Jugendszenen<br />

herausgebildet, die in der gegenwärtigen - zunehmend unübersichtlicher<br />

und komplexer werdenden - Gesellschaft stetig an Bedeutung gewinnen.<br />

Szenen werden für immer mehr Jugendliche zu Orten, an denen sie<br />

Identität suchen und finden. Darüber hinaus entwickeln Jugendliche in<br />

Szenen Kompetenzen, die sie auch über Szenezusammenhänge hinaus<br />

nutzbringend einsetzen (können) - z.B. im außerszenischen Alltag, in der<br />

Schule oder im Beruf. In einer neuen Allianz zwischen Kultur, Bildung und<br />

Sozialem sollen der soziale Ausschluss und die kulturelle Exklusion von<br />

benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch Partnerschaften zwischen<br />

den Kultureinrichtungen, den Bildungsinstitutionen und den Organisationen<br />

der Jugendhilfe kompensiert werden. Vor dem Hintergrund eines erweiterten<br />

Kulturbegriffs und der Anerkennung des Stellenwerts von<br />

zahlreiche Hearings, die Einrichtung des „Pax-Büros“, das Modell eines<br />

interkulturellen, auf die verschiedenen Quartiere abgestimmten<br />

Sozialraummanagements, die Gründung der Interkulturellen Akademie,<br />

die Projekte „Smena“ und „Pusula“ und als zentrale Maßnahme das<br />

„Weißbuch: Eine Stadt für Alle“. Geprägt ist die augenblickliche stadtgesellschaftliche<br />

Situation durch ein (fragiles) Gleichgewicht der „friedlichen<br />

Koexistenz“ mit sehr unterschiedlichen Ausformungen in den einzelnen<br />

Quartieren der Stadt. Vor diesem Hintergrund möchte die Fachtagung<br />

praktische Forschungsberichte und themenorientierte Lösungsansätze im<br />

Kontext der <strong>Augsburg</strong>er Wirklichkeit diskutieren, die als Bausteine einer<br />

zukünftigen „Grammatik des Zusammenlebens“ eine wichtige Rolle spielen<br />

könnten. Die Tagung ist stark praxisorientiert und richtet sich nicht nur<br />

an wissenschaftliches Fachpublikum und Studierende, sondern ausdrükklich<br />

an alle in der praktischen (inter)kulturellen Arbeit Tätigen oder an ihr<br />

Interessierten.


9.00 - 9.30 Eröffnung<br />

Interkulturelle Akademie<br />

Universität <strong>Augsburg</strong><br />

Stadtjugendring<br />

Kulturpark West<br />

Moderation: Prof. Dr. Sabine Doering- Manteuffel, Universität<br />

<strong>Augsburg</strong>, Lehrstuhl für Europäische Ethnologie<br />

9.30 - 10.15 Referat: Unterwegs in Szenen<br />

Neue Gemeinschaftsformen in der Gegenwartsgesellschaft<br />

Prof. Dr. Ronald Hitzler, Universität Dortmund<br />

Grobgliederung: Aufgrund welcher Merkmale bezeichnen wir etwas als<br />

‚Szene’? / Was gibt es in, und was gibt es noch, außer Szenen? / Was<br />

‚geht ab’ in Szenen? / Wer geht (um) in Szenen? / Was bedeuten uns<br />

Szenen?<br />

Thesen: Trotz gegenläufiger demographischer Entwicklung breitet sich das<br />

Phänomen ‚Jugendlichkeit’ rapide aus / Jede Szene hat ihren Lifestyle,<br />

aber nicht jeder Lifestyle ist eine Szene / Szenen sind soziale Gefäße, in<br />

die wir unsere Idiosynkrasien füllen können / Wir lassen uns nicht mehr auf<br />

Gemeinschaft verpflichten, nur noch zu Gemeinschaft verführen / Das<br />

Prinzip „Verführung statt Verpflichtung“ transformiert sich derzeit in das<br />

Bedürfnis „Vorbilder statt Vorschriften“<br />

Ronald Hitzler, geb. 1950, Prof. Dr., Lehrstuhl für<br />

Allgemeine Soziologie am Fachbereich ‚Erziehungswissenschaft<br />

und Soziologie’ und an der Fakultät<br />

‚Wirtschafts- und Sozialwissenschaften’ der Universität<br />

Dortmund. Wichtigste Arbeitsgebiete: Dramatologische<br />

Anthropologie; Lebensweltanalyse; hermeneutische<br />

Wissenssoziologie; Modernisierung als Handlungsproblem; Materiale<br />

Kultursoziologie; Soziologie des Politischen; Konsumsoziologie.<br />

Publikationen und <strong>weitere</strong> <strong>Informationen</strong> unter www.hitzler-soziologie.de<br />

10.15 - 10.30 Fragen<br />

10.30 - 10.45 Kaffeepause<br />

Öffentliche Fachtagung<br />

(Inter)Kulturelle Bildung und Jugendszenen als<br />

Herausforderung für den Kulturbetrieb und die offene<br />

Jugendarbeit in der heterogenen Stadt<br />

anschließend Podiumsdiskussion<br />

10.45 - 11.15 Referat: „Älter – weniger – bunter“<br />

Folgen des demographischen Wandels für die Kulturpolitik<br />

Dr. Albrecht Göschel, Sozialwissenschaftler Berlin<br />

Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

Einschätzungen zu Folgen des demographischen Wandels sind in höchstem<br />

Maße umstritten. Eine pessimistische Sicht erwartet gravierende<br />

Beeinträchtigungen des Wirtschaftswachstums und daraus resultierende<br />

schwere Umverteilungskonflikte, in denen sich die Älteren wegen ihrer zahlenmäßigen<br />

Überlegenheit durchsetzen und dabei die Folgen des demographischen<br />

Wandels langfristig verschlimmern.<br />

Eine optimistische Gegenposition sieht den demographischen Wandel nicht<br />

nur als Folge, sondern geradezu als Vorraussetzung für <strong>weitere</strong>s<br />

Wirtschaftswachstum, so dass auch heftige neue Umverteilungskonflikte<br />

nicht notwendig entstehen müssen. Im ersten Fall würden kulturelle<br />

Symbolisierungen in verschärfter Weise Distinktionsfunktion annehmen,<br />

während bei einer optimistischen Sicht politische Versorgungsaspekte<br />

dominieren könnten. Sicher scheint nur eins zu sein, Kulturpolitik kann<br />

bestenfalls auf den demographischen Wandel reagieren. Sie kann ihn aber<br />

nicht nennenswert beeinflussen.<br />

11.15 - 11.30 Fragen<br />

Dr. Albrecht Göschel,<br />

Sozialwissenschaftler,<br />

bis Sommer 2006 Deutsches Institut für Urbanistik,<br />

Berlin<br />

11.30 - 12.45 Podiumsdiskussion<br />

„Verdrängung oder Öffnung“<br />

Reagieren die Kulturinstitutionen, die Schule und die Einrichtungen<br />

der Jugendhilfe auf den gesellschaftlichen Wandel?<br />

Teilnehmer: Markus Trabusch, Schauspieldirektor Theater <strong>Augsburg</strong>,<br />

Udo Legner, Leiter Fachstelle Schulentwicklung<br />

Matthias Garte, Sozialraumplanung<br />

Helmut Jesske, Geschäftsführer Stadtjugendring<br />

Peter Bommas, Geschäftsführer Kulturpark West<br />

Moderation: Prof. Dr. Doering-Manteuffel, Universität <strong>Augsburg</strong><br />

12.45 - 14.00 Mittagspause<br />

14.00 - 16.00 PANEL 1<br />

Moderation: Peter Bommas, Junges Theater <strong>Augsburg</strong>, Kulturpark West<br />

14.00 - 14.30 Referat 1<br />

Jugendszenen als Lernorte<br />

Prof. Dr. Michaela Pfadenhauer, Universität Karlsruhe<br />

Unter den gegebenen Bedingungen (drastisch) erhöhter Komplexität des<br />

Lebensvollzugs scheinen die ‚Antworten’ herkömmlicher Agenturen der<br />

Sozialisation – wie Ausbildungsstätten und Familie, aber ebenso wie kirchliche<br />

und, im <strong>weitere</strong>n Sinne: politische Organisationen bzw. Jugendverbände<br />

– den tatsächlichen existentiellen Fragen junger und jugendlicher<br />

Menschen immer weniger gerecht werden zu können. Entwicklung und<br />

Aneignung von durch praktische Interessen motivierten und zunächst einmal<br />

auf so geartete Interessen gerichteten Kompetenzen geschehen infol-


Öffentliche Fachtagung<br />

(Inter)Kulturelle Bildung und Jugendszenen als<br />

Herausforderung für den Kulturbetrieb und die offene<br />

Jugendarbeit in der heterogenen Stadt<br />

anschließend Podiumsdiskussion<br />

gedessen immer weniger in institutionellen Sozialisationsmilieus, sondern<br />

wesentlich im Umgang und Austausch, im Zusammenleben mit ‚peers’,<br />

wie wir es aktuell vor allem in jenen – labilen – Gesellungsgebilden<br />

beobachten können, die wir als ‚Szenen’ bezeichnen.<br />

Michaela Pfadenhauer, geb. 1968, Prof. Dr., Lehrstuhl<br />

für Soziologie – unter besonderer Berücksichtigung des<br />

Kompetenzerwerbs an der Geistes- und<br />

Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität<br />

Karlsruhe (TH). Wichtigste Arbeitsgebiete:<br />

Kompetenzforschung, Soziologie professionellen<br />

Handelns, Soziologie des Organisierens, Methoden nichtstandardisierter<br />

Sozialforschung. Publikationen und <strong>weitere</strong> <strong>Informationen</strong> unter<br />

http://soziologie.geist-soz.uni-karlsruhe.de/content/view/66/90/ und unter<br />

http://www.professionssoziologie.de/?page_id=13<br />

Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

Jörg Hagedorn, geb. 1972, Dr. phil, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Professur für Pädagogik,<br />

Prof. Dr. Leonie Herwarts-Emden, Universität <strong>Augsburg</strong>.<br />

Arbeitsgebiete: Rekonstruktiv-hermeneutische Jugend- und<br />

Medienforschung, Jugend- und Medienkulturen,<br />

Mediensozialisation, Schulforschung; Publikationen und <strong>weitere</strong><br />

<strong>Informationen</strong>: http://www.philso.uniaugsburg.de/de/lehrstuehle/paedagogik/paed3/Mitarbeiter/hagedorn/<br />

16.15 - 16.30 Fragen<br />

16.30 - 17.45 Plenum mit Berichten aus den Panels 1/2 und Diskussion<br />

16.00 PANEL 2<br />

14.30 - 14.45 Fragen<br />

Moderation:<br />

Udo Legner, Fachstelle für Schulentwicklung<br />

14.45 - 15.15 Einschub:<br />

Unterwegs in den Szenen von <strong>Augsburg</strong><br />

Lehrstuhl für Europäische Ethnologie <strong>Augsburg</strong><br />

15.15 - 15.45 Pause<br />

15.45 - 16.15 Referat 2<br />

„Von Widerstandskulturen und Fluchtlinien<br />

Über den (Un-) Sinn von modernen Jugendkulturen“<br />

Dr. Jörg Hagedorn, Universität <strong>Augsburg</strong><br />

Jugendkulturen galten lange Zeit als Protest- und Widerstandskulturen, in<br />

denen sich Jugendliche in ihrer kulturellen und politischen Originalität ausdrücken<br />

und sich gegen gesellschaftliche Dominanzkulturen auflehnen sollten<br />

um ihrer Rolle als gesellschaftlicher Innovationsmotor gerecht zu werden.<br />

Nun sind die kulturellen Felder und Kampfplätze von Jugendkulturen weitläufiger<br />

und vielfältiger geworden. So wird immer schwerer erkennbar, wofür<br />

und wogegen sich Jugendliche in ihren kulturellen Feldern einzusetzen<br />

gedenken. Dies brachte ihnen den Vorwurf ein, weitestgehend unpolitisch zu<br />

sein und die Teilhabe am gesellschaftspolitischen Diskurs gegen pure<br />

Selbstbezogenheit einzutauschen. Der ‚blinde Fleck’ liegt aber eher in der<br />

Logik der Außenperspektive: jugendkulturelles Handeln folgt niemals nur den<br />

Prinzipien einer rationalen Vernunft, sondern gleichzeitig einer Sorge um das<br />

eigene Selbst in der gegenwärtigen Weltstunde in einem ästhetischen<br />

Modus. Diese Sorge um das eigene Selbst taugt freilich nichts in der<br />

Lösung gesellschaftlicher Alltagsgeschäfte, da sie keine neuen rationalen<br />

Potenzialitäten und keinen neuen verwertbaren Sinn hervorbringt. Sind<br />

aktuelle Jugendkulturen aber deshalb sinnlos und unpolitisch geworden?<br />

14.00 - 14.30 Referat 1<br />

Offensive Kulturelle Bildung: Partnerschaften zwischen<br />

Kultur, Bildung und Jugendhilfe als Strukturen kultureller<br />

Bildung<br />

Barbara Meyer, Nils Steinkrauss,<br />

Kulturelle Bildung, Kulturprojekte Berlin GmbH<br />

„Die bildungsbürgerliche Familie, jahrhundertelang Lordsiegelbewahrer unserer<br />

Kultur und entscheidender Initiator und Träger kultureller Bildung, hat<br />

im Zuge der post-industriellen Gesellschaft ihre Funktion als Garant für den<br />

Erhalt und Transfer kultureller Interessen und selbstverständlicher Teilhabe<br />

am Kulturleben ebenso verloren, wie die einst selbstverständliche Gültigkeit<br />

kultureller Werte für unsere Identität. Die Schule übernimmt diesen Part<br />

nur sehr unzulänglich. Wenn die grundlegende Bedeutung kultureller Bildung<br />

weiterhin bejaht wird, müssen neue Verantwortungspartnerschaften zwischen<br />

Kultur, Bildung und Jugendhilfe entwickelt werden.“<br />

(aus der Defizitanalyse des Readers für die Werkstatt-Tagung<br />

OFFENSIVE KULTURELLE BILDUNG IN BERLIN, September 2006)<br />

In diesem Sinne stellen die neu verabredeten Patenschaften zwischen<br />

Berliner Kunstinstitutionen und Bildungseinrichtungen der Stadt ein<br />

zentrales Aktionsfeld des Programms der Offensive Kulturelle Bildung<br />

in Berlin dar: In einer „familiären“ Zusammenarbeit sind viele Kunstund<br />

Kulturinstitutionen über gemeinsame punktuelle künstlerische<br />

Projekte hinaus bereit, eine Schule mindestens drei bis fünf Jahre auf<br />

ihrem Weg zu begleiten, indem sie sie bei der Entwicklung ihres<br />

Schulprofils unterstützen, Schülern Einblicke in künstlerische Produktion<br />

ermöglichen, die Kulturinstitution als Arbeitsplatz zeigen, die Schule


14.30 - 14.45 Fragen<br />

14.45 - 15.15 Einschub:<br />

Matthias Garte, Sozialraumplanung <strong>Augsburg</strong><br />

Konkrete Projekte aus <strong>Augsburg</strong><br />

15.15 - 15.45 Pause<br />

Öffentliche Fachtagung<br />

(Inter)Kulturelle Bildung und Jugendszenen als<br />

Herausforderung für den Kulturbetrieb und die offene<br />

Jugendarbeit in der heterogenen Stadt<br />

anschließend Podiumsdiskussion<br />

bei besonderen Aktivitäten unterstützen, in Kooperation mit Lehrern<br />

Projektunterricht mitgestalten, als Praktikumsort zur Verfügung stehen<br />

und Mentorenaufgaben übernehmen. Erwartet wird aber nicht nur ein<br />

Gewinn für die Schulen: die Kunsthäuser lassen Lebenswirklichkeit von<br />

Kindern und Jugendlichen in ihre Wahrnehmungsräume, von der die<br />

Kunst- und Kulturplaner oft sehr weit entfernt sind.<br />

Zur Entwicklung der langfristigen Kooperationen und entsprechender<br />

nachhaltiger Programme werden von der landeseigenen Kulturprojekte<br />

GmbH momentan strukturelle Anpassungen für eine ressortübergreifende<br />

Bildungsplanung in diesem Feld eingeleitet.<br />

Barbara Meyer, Künstlerin und Kunstvermittlerin, leitet den<br />

Geschäftsbereich Kulturelle Bildung der Kulturprojekte Berlin GmbH<br />

Nils Steinkrauss, Dramaturg, ist ebendort zuständig für die Koordination<br />

der Offensive Kulturelle Bildung<br />

15.45 - 16.15 Referat 2<br />

Kunst, Kulturelle Bildung und soziale Inklusion<br />

Ulrich Hardt, JugendKunst- und Kulturzentrum<br />

Schlesische 27, Berlin<br />

Das JugendKunst- und Kulturzentrum „Schlesische 27“, das nach seiner<br />

Adresse in Berlin Kreuzberg benannt ist, will Kinder und Jugendliche in<br />

ihrer Selbstwirksamkeit stärken. Die Idee der Einrichtung ist es, junge<br />

Menschen aus sozialen Brennpunkten mit den Mitteln der Kunst nachhaltig<br />

zu fördern und ihnen einen Ort der Neugierde und Verständigung,<br />

der Selbstbewusstwerdung und Anerkennung zu bieten. Unterschiedliche<br />

Welten, verschiedene Ethnien oder verschiedene kulturelle Hintergründe,<br />

Lebensstile und Milieus miteinander ins Gespräch zu bringen, ist an sich<br />

ganz einfach. Es basiert auf den gleichen Voraussetzungen wie eine gelingende<br />

künstlerische Produktion. Das wesentliche Credo der künstlerischen<br />

Projekt-Arbeit ist eine Pädagogik der Stärke und der<br />

Unterbrechung. Was die einzelnen Kinder und Jugendlichen an Potenzialen<br />

mitbringen, wird voraussetzungslos miteinander ins Spiel gebracht. Das<br />

Projekt besteht seit mehr als 20 Jahren und wird jährlich von mehr als<br />

2000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen besucht, die unter<br />

der Anleitung professioneller Künstlerinnen und Künstler ergebnisoffen<br />

arbeiten und ihr Produkt der Öffentlichkeit vorstellen.<br />

Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

16.15 - 16.30 Fragen<br />

Ulrich Hardt,<br />

Stellvertretender Künstlerischer Leiter,<br />

JugendKunst- und Kulturzentrum Schlesische 27,<br />

Berlin<br />

16.30 - 17.45 Plenum mit Berichten aus den Panels 1/2 und Doskussion<br />

PAUSE<br />

19.30 Öffentliche Podiumsdiskussion/StadtKino<br />

Offensive für Kulturelle Bildung! - Jugendszenen und<br />

Vielkulturalität als eine gemeinsame Herausforderung für<br />

die Kulturinstitutionen, die Bildungsstrukturen und die<br />

Einrichtungen der Jugendhilfe<br />

Impulsreferat von Dr. Dorothea Kolland,<br />

Leiterin des Kulturamts Neukölln, Berlin<br />

Konkurrenz belebt das Geschäft!? oder: Gemeinsam sind wir stärker!?<br />

Die Notwendigkeit kultureller Bildung ist erkannt - aber wer ist dafür<br />

zuständig? Die Notwendigkeit auf einem Konzept von Diversität aufbauender<br />

Jugendarbeit spricht sich auch herum - aber wer ist Akteur?<br />

An vielen Orten bundesweit wird darüber gerade gestritten - denn schließlich<br />

geht es um Geld und um Arbeitsfähigkeit - auch in <strong>Augsburg</strong>.<br />

Dorothea Kolland, geboren 1947, Studium von Gesang,<br />

Musikwissenschaften, Soziologie und Italienisch in<br />

München, Florenz und Berlin. Promotion über die Jugendmusikbewegung.<br />

1978 bis 1981 Bildungsreferentin bei<br />

der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung. Seit<br />

1981 Leiterin des Kulturamtes Berlin-Neukölln, seit<br />

2000 Leiterin des Amtes für Kultur und Bibliotheken. Vorstandmitglied<br />

der Kulturpolitischen Gesellschaft. Publikationen zu musik-, kultur- und<br />

regionalgeschichtlichen Themen, Jugendkultur, Stadtentwicklung und zahlreiche<br />

Aufsätze zu kulturpolitischen Themen.<br />

plus Statements von<br />

Thomas Weitzel, Leiter Kulturbüro; Katharina Steppe, Kunstschule Palette ;<br />

Helmut Jesske, Geschäftsführer Stadtjugendring; Markus Trabusch,<br />

Schauspieldirektor Theater <strong>Augsburg</strong>, Peter Bommas, Geschäftsführer<br />

Kulturpark West, Udo Legner, Leiter Fachstelle Schulentwicklung<br />

Moderation:<br />

Matthias Garte, Sozialraumplanung<br />

Ausschnitt aus „RAP goes Romeo & Juliet“


Stellungnahmen zur<br />

Kulturellen Bildung,<br />

Jugendszenen und zur<br />

sozialen Inklusion<br />

„Die Kultureinrichtungen müssen ihre Beiträge zur Integration verstärken. Vor allem<br />

für die etablierten Kultureinrichtungen wird die Einbeziehung junger Menschen mit<br />

Migrationshintergrund zur Zukunftsfrage. Kulturelle Institutionen müssen die<br />

Nachfrage aktivieren, neue Kooperationsformen mit Bildungseinrichtungen erfinden<br />

und niedrigschwellige Zugänge ermöglichen. Meist durch öffentliche Mittel gefördert,<br />

werden sie damit auch ihrer sozialen Mitverantwortung gerecht.<br />

Auch die Kulturpolitik muss ein klares politisches Bekenntnis zur Integration ablegen<br />

und sie als eine ressortübergreifende Querschnittsaufgabe verstehen. Die<br />

Kulturinstitutionen sind aufgefordert, ein kulturelles Angebotsmanagement speziell<br />

im Hinblick auf Integration zu organisieren und Verbund- und Schnittstellen herzustellen<br />

- etwa zwischen Künstlern und Schulen, Musikschulen und Kindergärten,<br />

Museen und Jugendverbänden.“ Nationaler Integrationsplan 2007<br />

„Kulturelle Bildung und demografischer Wandel. Im Zuge des demografischen<br />

Wandels hat Kultur eine wichtige identitätsstiftende, wertevermittelnde und sinngebende<br />

Funktion. Kulturelle Bildung hat darüber hinaus persönlichkeitsbildendes<br />

Interkulturelle<br />

Akademie <strong>Augsburg</strong><br />

typischerweise mit der Ausbildung bereits im Kindesalter begonnen. Kulturelle<br />

Bildung legt hier den Grundstein für einen späteren künstlerischen Berufsweg und<br />

ist damit Nachwuchsförderung.“ Deutscher Kulturrat 2006<br />

„Soziale Verantwortung der Kultur“ „Corporate cultural responsibility“ als Programm<br />

Meist beinhaltet soziale Exklusion auch kulturellen Ausschluss. „Rhythm is it“ riss<br />

viele zu Begeisterung hin, die dabei übersahen, dass dieses Projekt eine hervorragende<br />

Übertragung eines in Großbritannien entwickelten umfangreichen „Education<br />

Programms“ war, das sich dort eben nicht in einer punktuellen großartigen Aktion<br />

realisiert, sondern in einem nationalen Programm kultureller Teilhabe als Beitrag zur<br />

sozialen, gesellschaftlichen Teilhabe. Auf diesem Hintergrund macht Eliteförderung<br />

Sinn, ohne Basis jedoch dünnt Elite sehr rasch aus.<br />

Ästhetische und künstlerische Innovation<br />

Entwicklung und Innovation der Künste, Veränderungen der ästhetischen Produktion<br />

bedarf der Involvierung immer neuer Menschen und immer neuer Vorstellungen, die<br />

Potenzial und macht es dem Einzelnen möglich, auf die biografischen Anforderungen<br />

flexibel zu reagieren. Der demografische Wandel erfordert vor dem Hintergrund<br />

zunehmender Bevölkerungsanteile von Migrantinnen und Migranten einen deutlichen<br />

Zuwachs interkultureller Kompetenz im Berufsleben wie in der Verständigung zwischen<br />

den Generationen. Die Vermittlung kultureller Vielfalt als gesellschaftlichen<br />

Mehrwert und nicht als Bedrohung ist und bleibt eine Kernaufgabe der Kulturellen<br />

Bildung für alle Generationen. Kulturelle Bildung dient der Persönlichkeitsbildung und<br />

der sozialen Kompetenz. Angebote der kulturellen Bildung richten sich an Menschen<br />

aller Altersgruppen. Mit Blick auf die Integration von Migranten und für die notwendige<br />

interkulturelle Kompetenz in der Gesellschaft wachsen Kultureller Bildung neue<br />

Aufgaben zu. Kulturelle Bildung, die auch auf nonverbalen Ausdrucksformen basiert,<br />

bietet Integrationschancen, die stärker ins Blickfeld rücken sollten." Deutscher<br />

Kulturrat 2006<br />

Der Deutsche Kulturrat fordert den <strong>weitere</strong>n Erhalt und die Weiterentwicklung der<br />

Infrastruktur außerschulischer Bildung: „Im Kinder- und Jugendhilfegesetz wird die<br />

Kulturelle Bildung als einer der Schwerpunkte der Jugendarbeit genannt. Dieser<br />

Verpflichtung muss mit einer ausreichenden Anzahl und einer adäquaten Ausstattung<br />

an Einrichtungen der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung wie Jugendkunstschulen,<br />

Musikschulen, theaterpädagogischen Zentren usw. nachgekommen<br />

werden. Kultureller Bildung muss immer ein zeitgemäßes, breites Verständnis<br />

zugrunde liegen, dass besonders neue innovative Formen einbezieht. Einrichtungen<br />

der außerschulischen Kulturellen Bildung sind von großer Bedeutung für die<br />

Förderung des künstlerischen Nachwuchses. In einigen künstlerischen Sparten wird<br />

Wissen über und Interesse an den Künsten mitbringen und entwickeln müssen:<br />

Ohne kulturelle Bildung keine innovative Kunstproduktion.<br />

Kunstvermittlung, Kunstproduktion, Kunstrezeption in der vielkulturellen Gesellschaft<br />

Kunst – ob innovativ oder bewahrend – benötigt ein Gegenüber, das in Sachen Kunst<br />

auch alphabetisiert ist. Dies ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Auf die Institutionen<br />

der Kunstproduktion kommt jedoch stärker die Aufgabe zu, ihre Position der ästhetischen<br />

Formulierung und das darin ausgedrückte Veränderungspotential zu vermitteln,<br />

eine Auseinandersetzung mit Innovation möglich zu machen. Die Vermittlung<br />

muss innerhalb der Institution stattfinden und die Gesellschaft einbinden.<br />

Rat der Künste, Berlin 2006<br />

Theater als Sozialarbeit also? Theaterprojekte, die mit Marginalisierten arbeiten<br />

oder in die Stadt hinausgehen, fördert seit 2006 auch die Bundeskulturstiftung, was<br />

Matthias Lilienthal glücklich macht und Shermin Langhoff als Schritt zur<br />

Institutionalisierung von kultureller Vielfalt begrüßt. Ob gesellschaftliche Relevanz<br />

und künstlerisches Gelingen so gut zusammengehen, darüber ist man sich nicht<br />

ganz einig. Das Theater hat seinen Ort in der Debatte noch nicht gefunden, aber es<br />

ist auf der Suche. Shermin Langhoff macht klar, warum: „Die Demographie erzwingt<br />

es ja geradezu, sich mit solchen Themen zu beschäftigen.“ Der Bevölkerungsanteil<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund steigt, das Bildungsbürgertum stirbt aus.<br />

Die Migranten von heute sind die Zuschauer von morgen. Zeit für die Theater, sich<br />

neu zu positionieren und sich ihrer Umwelt anzupassen. Und Identität bleibt besser<br />

Sache des Einzelnen.“<br />

Shermin Langhoff, Kuratorin des Festivals „Beyond Belonging Migration“

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