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Transzendentalmusik. Theorien und Modelle ›deutscher‹ Tonkunst

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Das Institut für Europäische Kulturgeschichte<br />

lädt in der Reihe COLLOQUIUM AUGUSTANUM ein<br />

zu einem Vortrag von<br />

PD Dr. Wolf Gerhard Schmidt (Bayreuth)<br />

zum Thema<br />

<strong>Transzendentalmusik</strong>. <strong>Theorien</strong> <strong>und</strong> <strong>Modelle</strong><br />

>deutscher< <strong>Tonkunst</strong><br />

Montag, 3. Juni 2013, 18 Uhr c. t.<br />

Ort: HS III, Hörsaalzentrum, Universität Augsburg<br />

Während des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entstanden verschiedene <strong>Theorien</strong> <strong>und</strong> <strong>Modelle</strong> ›deutscher‹<br />

<strong>Tonkunst</strong>, die darin übereinstimmten, dass sie ihrem Gegenstand eine transzendentale<br />

Qualität zuschrieben. So schien allein die ›deutsche‹ Musik in der Lage, eine rhetorisch depravierte<br />

Kunstgattung wieder zur Bedingung der Möglichkeit umfassender Welterkenntnis<br />

zu erheben.<br />

Dieses Ziel erreicht die ›deutsche‹ <strong>Tonkunst</strong>, in dem sie kosmisches Gesetz <strong>und</strong> lebensweltliche<br />

Vielfalt organisch zusammenfügt, ohne dabei der Trübung durch Konventionen zu<br />

verfallen <strong>und</strong>/oder das Inkommensurable ebendieses Syntheseversuchs aufzuheben. Die<br />

›deutsche‹ Musik war daher „bodenlos“ <strong>und</strong> ein „Abgr<strong>und</strong>“, gleichwohl einer der „Mitte“<br />

(Thomas Mann) – eine Vorstellung, die Heideggers „offene Mitte“ eines existentiellen Weltzugangs<br />

vorwegnimmt, in der „die größte Gefahr des Schwindelns gleichfalls die höchste<br />

Möglichkeit der Echtheit des Denkens <strong>und</strong> Fragens“ einschließt. D.h. der ›deutsche‹ Klang<br />

legt dem (›deutschen‹) Menschen nahe, sich in ortloser Mesonität einzurichten: ›unpolitisch‹<br />

<strong>und</strong> alle ideologischen Sinnentwürfe übersteigend bzw. ironisierend (wie u.a. auch bei<br />

Weber, Wagner, Pfitzner, Schönberg <strong>und</strong> Furtwängler). Dieser Tiefenkontingenz wird ein<br />

größerer Wahrheitsgehalt zugesprochen als der durch kulturelle Konventionalisierung entstandenen<br />

Oberflächenkontingenz ›fremder‹ Klänge (italienisch, französisch), weshalb das<br />

›Deutsche‹ in der Musik letztlich nur „als reines Metaphysicum“ (Richard Wagner) begreifbar<br />

scheint.<br />

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Durch ihre Inkommensurabilität ist die ›deutsche‹ <strong>Tonkunst</strong> aber nicht nur epistemologisch<br />

privilegiert, sondern auch als einzige übernational. Sie umfasst „alles Vorzügliche anderer<br />

Nationen“ (Weber) <strong>und</strong> bleibt – wie in Mozarts Zauberflöte – universell, polystilistisch <strong>und</strong><br />

bar jeder Folkloristik (Schönberg). Die damit verb<strong>und</strong>ene Forderung einer Assimilation<br />

›fremder‹ an die ›deutsche‹ Musik dient zweifellos kulturimperialen Zwecken, dennoch ist<br />

das Ziel – anders als in vielen politischen Diskursen – nicht die Genese uniformer nationaler<br />

Identität, sondern die Herstellung einer quasi übernationalen Gemeinschaft erhabener Weltaneignung.<br />

PD Dr. Wolf Gerhard Schmidt, geb. 1973, studierte an den<br />

Universitäten Saarbrücken, Cambridge <strong>und</strong> Frankfurt am Main die<br />

Fächer Germanistik, Musikwissenschaft, Philosophie <strong>und</strong><br />

Komparatistik. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University<br />

of Cambridge (2001) erfolgte 2003 die Promotion am Institut<br />

für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der Universität des<br />

Saarlandes. Ab 2003 war Wolf Gerhard Schmidt zunächst Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Universität des Saarlandes, dann<br />

ab 2009 Wissenschaftlicher Assistent an der Katholischen Universität<br />

Eichstätt-Ingolstadt. 2008 erfolgte dort auch die Habilitation<br />

am Institut für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Venia<br />

legendi: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft/Komparatistik).<br />

Seit dem Wintersemester 2012/2013 hat Wolf Gerhard Schmidt<br />

die Stelle eines Akademischen Rates an der Universität Bayreuth<br />

inne.<br />

Monographische Veröffentlichungen: Friedrich de la Motte Fouqués Nibelungentrilogie »Der Held<br />

des Nordens«. Studien zu Stoff, Struktur <strong>und</strong> Rezeption. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag 2000 (=<br />

Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft; 68); ›Homer des Nordens‹ <strong>und</strong> ›Mutter der<br />

Romantik‹. James Macphersons Ossian <strong>und</strong> seine Rezeption in der deutschsprachigen Literatur. 4<br />

Bde. Berlin/New York: Walter de Gruyter 2003/04; Zwischen Antimoderne <strong>und</strong> Postmoderne. Das<br />

deutsche Drama <strong>und</strong> Theater der Nachkriegszeit im internationalen Kontext. Stuttgart/Weimar:<br />

Metzler 2009.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Stefan Paulus<br />

Institut für Europäische Kulturgeschichte<br />

Universität Augsburg<br />

Eichleitnerstraße 30<br />

86159 Augsburg<br />

Tel.: 0821 / 598 5843<br />

stefan.paulus@iek.uni-augsburg.de<br />

http://www.uni-augsburg.de/institute/iek/<br />

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