Allgemeine Erklärung über Bioethik und Menschenrechte - Unesco
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a. Schrittweise Ausarbeitung<br />
Noch vor der Aufnahme seiner Arbeit am Textentwurf beschloss der IBC, die Bandbreite<br />
der Positionen zu einer potentiellen Erklärung abzufragen. Alle Mitgliedstaaten<br />
wurden zwischen Januar <strong>und</strong> März 2004 schriftlich zu ihren Vorstellungen bezüglich<br />
des Geltungsbereichs <strong>und</strong> der Struktur der Erklärung konsultiert. Der IBC<br />
organisierte im April 2004 ein Treffen von zwischenstaatlichen Organisationen wie<br />
der Welternährungsorganisation (Food and Agriculture Organization, FAO), der<br />
Weltorganisation für geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organization,<br />
WIPO) <strong>und</strong> dem Europarat, von Nichtregierungsorganisationen wie dem Weltärzteb<strong>und</strong><br />
(World Medical Association, WMA) <strong>und</strong> der Human Genome Organisation<br />
(HUGO), von Nationalen Ethikräten unter anderem aus Japan, Südkorea, Neuseeland,<br />
Mexiko <strong>und</strong> der Republik Kongo <strong>und</strong> von internationalen <strong>Bioethik</strong>-Gesellschaften.<br />
Die in diesem Stadium debattierten Fragen lauteten unter anderem, ob<br />
sich die Erklärung auf das menschliche Leben konzentrieren oder weiter gefasst<br />
werden sollte, welche bioethischen Gr<strong>und</strong>sätze als f<strong>und</strong>amental verstanden werden<br />
sollten <strong>und</strong> ob besondere Anwendungsbereiche der Gr<strong>und</strong>sätze genauer untersucht<br />
werden sollten. Ein strittiger Punkt während der Erarbeitungsphase war der Geltungsbereich<br />
der <strong>Bioethik</strong>. Zumindest drei Standpunkte wurden vorgebracht. Diese<br />
lauteten, dass <strong>Bioethik</strong> (1) Medizin <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung, (2) das gesellschaftliche<br />
Umfeld, z.B. den Zugang zu Ges<strong>und</strong>heitsversorgung, <strong>und</strong>/oder (3) die<br />
Umwelt betrifft. Offensichtlich existieren in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche<br />
Vorstellungen, Definitionen <strong>und</strong> geschichtliche Entwicklungen der<br />
<strong>Bioethik</strong>. Ausgehend von diesen vorbereitenden Konsultationen kam die Redaktionsgruppe<br />
des IBC zu dem Schluss, dass der Fokus zunächst auf den Menschen<br />
als moralischen Akteuren liegen sollte, dass jedoch gleichzeitig anerkannt werden<br />
sollte, dass Menschen eine besondere Verantwortung gegenüber Umwelt <strong>und</strong> Biosphäre<br />
tragen. Weiter wurde betont, dass die <strong>Bioethik</strong> primär die Medizin <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung betrifft, wobei aber berücksichtigt wurde, dass bioethische<br />
Fragen auch das gesellschaftliche <strong>und</strong> ökologische Umfeld mit einbeziehen. Angesichts<br />
der Tatsache, dass viele bioethische Einzelprobleme auf regionaler <strong>und</strong> auf<br />
nationaler Ebene kontrovers diskutiert werden <strong>und</strong> dass diese Kontroversen sich<br />
nicht innerhalb solch kurzer Zeit lösen lassen, falls Themen wie Abtreibung,<br />
Sterbehilfe oder Stammzellforschung überhaupt gelöst werden können, wurde<br />
schließlich festgehalten, dass sich hier die Anstrengungen auf die Formulierung<br />
von Gr<strong>und</strong>sätzen richten würden, die auf globaler Ebene als Richtschnur dienen<br />
<strong>und</strong> künftig dabei helfen können, bioethische Einzeldilemmata zu lösen.