Allgemeine Erklärung über Bioethik und Menschenrechte - Unesco
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Entstehungsprozess <strong>und</strong> Bedeutung | 29<br />
Konsensbildung über eine internationale <strong>Bioethik</strong><br />
In der Vergangenheit hat die UNESCO zwei Erklärungen auf dem Feld der <strong>Bioethik</strong><br />
angenommen: Die <strong>Allgemeine</strong> Erklärung über das menschliche Genom <strong>und</strong><br />
<strong>Menschenrechte</strong> (1997) <strong>und</strong> die Internationale Erklärung über menschliche Gendaten<br />
(2003). Im Oktober 2001 forderte die Generalkonferenz mit Unterstützung<br />
des R<strong>und</strong>en Tisches der Wissenschaftsminister den Generaldirektor der UNESCO<br />
auf, Möglichkeiten der Entwicklung eines allgemeinen Instruments auf dem Feld<br />
der <strong>Bioethik</strong> zu untersuchen.<br />
Die vom Internationalen Ausschuss für <strong>Bioethik</strong> (International Bioethics Committee,<br />
IBC) vorgelegte Machbarkeitsstudie kam zu dem Schluss, dass unter den divergierenden<br />
Einstellungen zur <strong>Bioethik</strong> Gemeinsamkeiten durch Konzentration auf<br />
f<strong>und</strong>amentale Gr<strong>und</strong>sätze gef<strong>und</strong>en werden können 2 . Einige dieser f<strong>und</strong>amentalen<br />
Gr<strong>und</strong>sätze waren bereits in vorangegangenen Erklärungen benannt worden. Die<br />
Studie betonte auch die Notwendigkeit, angesichts der schnellen <strong>und</strong> alle nationalstaatlichen<br />
Grenzen überschreitenden Entwicklungen der wissenschaftlichen Praxis<br />
ein allgemeingültiges Instrument zu entwickeln. Regelungen <strong>und</strong> Politiken sowohl<br />
von entwickelten Ländern als auch von Entwicklungsländern sollten daher<br />
auf weitgehende Übereinstimmung abstellen.<br />
Im Oktober 2003 erachtete es die Generalkonferenz als wünschenswert, allgemeine<br />
Standards auf dem Feld der <strong>Bioethik</strong> festzusetzen. Sie erteilte das Mandat, innerhalb<br />
von zwei Jahren den Entwurf für eine Erklärung vorzulegen. In der Sitzung<br />
sprach sich der französische Staatspräsident Jacques Chirac energisch für einen allgemeingültigen<br />
normativen Rahmen aus, vorzugsweise für ein Übereinkommen,<br />
das dem Fortschritt der Lebenswissenschaften als Richtschnur dienen <strong>und</strong> die<br />
Integrität <strong>und</strong> Würde des Menschen schützen sollte. Der Geltungsbereich der Standardsetzung<br />
wurde mit diesem Mandat beträchtlich erweitert. Vorangegangene<br />
Erklärungen hatten sich auf einzelne Teilbereiche der Genetik <strong>und</strong> Genomik konzentriert.<br />
Mit diesem neu erteilten Mandat wurden alle einschlägigen <strong>Bioethik</strong>-<br />
Themen zur Verhandlungsmasse.<br />
Die Ausarbeitung des Textes wurde dem IBC als einzigem globalem Expertengremium<br />
auf dem Feld der <strong>Bioethik</strong> anvertraut. Der darauf folgende Entwurfsprozess<br />
zeichnete sich vor dem Hintergr<strong>und</strong> des kurzen Zeitfensters, der enormen Bandbreite<br />
ethischer Kulturen <strong>und</strong> Traditionen <strong>und</strong> der kontroversen Natur zahlreicher<br />
bioethischer Themen durch vier Besonderheiten aus: