10 Zug und Druck - Umwelt-Campus Birkenfeld
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<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />
Technische Mechanik II<br />
<strong>10</strong>. 9.4 Stoffgesetze <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
der Fachhochschule Trier<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
<strong>Zug</strong>- <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>beanspruchungen werden durch Kräfte hervorgerufen, die<br />
senkrecht zur Wirkfläche stehen. Zur Übertragung großer <strong>Zug</strong>kräfte eignen<br />
sich Seile <strong>und</strong> Stäbe, <strong>Druck</strong>kräfte können durch knicksteif ausgeführte<br />
Träger aufgenommen werden.<br />
Olympiapark München, Dachkonstruktion<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />
Technische Mechanik II<br />
<strong>10</strong>.1 Prinzip von St. Vernant<br />
der Fachhochschule Trier<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
Wird ein eingespannter Rechteckstab axial durch eine Einzelkraft<br />
beansprucht, wird der Bereich der der Lasteinleitung <strong>und</strong> der Lagerung am<br />
stärksten verzerrt, während in den dazwischenliegenden Abschnitte die<br />
Verformung gleichmäßig verteilt ist.<br />
Schnitte<br />
Belastung verzerrt die Gitterlinien an der Lasteinleitungsstelle<br />
Gitterlinien entfernt von der Lasteinleitungsstelle<br />
bleiben unverzerrt<br />
Reaktionskräfte verzerren die Gitterlinien nahe<br />
der Lagerung<br />
aus Hibbeler: Technische Mechanik II<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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<strong>Umwelt</strong>-<strong>Campus</strong> <strong>Birkenfeld</strong><br />
Technische Mechanik II<br />
der Fachhochschule Trier<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
Da bei elastischem Material die Spannungen mit den Verformungen über das<br />
Hook‘sche Gesetz zusammenhängen, sind auch die Spannungen in einem<br />
ausreichendem Abstand von der Störstelle über dem Querschnitt gleichmäßig<br />
verteilt.<br />
a<br />
a<br />
aus Hibbeler: Technische Mechanik II<br />
Das Prinzip von Saint-Vernant sagt aus, dass die Störung des Kraftflusses<br />
im Abstand der größten Querschnittsabmessung a von der<br />
Störstelle entfernt bereits abgeklungen ist.<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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Technische Mechanik II<br />
der Fachhochschule Trier<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
<strong>10</strong>.2 Axiale Beanspruchung<br />
Wird ein konischer Stab der Länge L in seiner Längsachse durch axiale Streckenlasten<br />
q beansprucht, treten axial veränderliche Normalkräfte N(x) auf.<br />
x<br />
dx<br />
dx<br />
<strong>und</strong> mit der Verlängerung dl des Elements die Dehnungen<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
q<br />
σ =<br />
ε =<br />
L<br />
N ( x)<br />
A(<br />
x)<br />
dl<br />
dx<br />
<br />
N(x)<br />
Betrachtet man im Abstand x ein Stabelement der Länge dx mit der<br />
Querschnittsfläche A(x), ergibt sich die Normalspannungen<br />
dl<br />
N(x)<br />
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Technische Mechanik II<br />
der Fachhochschule Trier<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
Für linear-elastisches Materialverhalten folgt aus dem Hook´schen Gesetz<br />
σ = E ⋅ε<br />
⇒<br />
N ( x)<br />
=<br />
E<br />
⋅<br />
dl<br />
dx<br />
A(<br />
x)<br />
Durch Integration über die Länge L erhält man die Verlängerung <strong>und</strong> damit<br />
die Gesamtdehnung des Stabes<br />
∆L<br />
L<br />
N ( x)<br />
1<br />
= ∫ dx =<br />
E ⋅ A(<br />
x)<br />
E<br />
0<br />
L<br />
∫<br />
0<br />
σ ( x)<br />
dx<br />
Für Stäbe mit konstantem Querschnitt, die bereichsweise unterschiedlichen<br />
Normalkräften, Querschnitte oder Materialeigenschaften besitzen, gilt<br />
∆L<br />
=<br />
n<br />
i<br />
i= 1 Ei<br />
⋅<br />
∑<br />
N<br />
⋅ L<br />
A<br />
i<br />
i<br />
⇒ ε =<br />
∆L<br />
L<br />
=<br />
1<br />
E ⋅ L<br />
L<br />
∫<br />
0<br />
σ ( x)<br />
dx<br />
L 1 L 2 L 3<br />
q 1 q 2 q 3<br />
wobei für jedes Segment n die Normalkraft<br />
aus den Gleichgewichtsbedingungen<br />
zu ermitteln ist.<br />
A 1 , E 1 A 2 , E 2 A 3 , E 3<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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Technische Mechanik II<br />
der Fachhochschule Trier<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
Beispiel: Holzpfosten in Erdreich<br />
Gegeben: F = 2,5 kN, q = 5 kN/m, d = 25 mm, L = 2 m<br />
E = 12 000 N/mm 2<br />
Gesucht: Einschlagtiefe t <strong>und</strong> Verlängerung ∆L<br />
x<br />
t<br />
S 2<br />
S 1<br />
q<br />
F<br />
L<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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Technische Mechanik II<br />
Übung: Herausziehen eines Bohrgestänges<br />
Gegeben: t = 5000 m, d i = 120 mm, d a = 140 mm,<br />
q = 300 N/m, E = 2<strong>10</strong> 000 N/mm 2<br />
Gesucht: <strong>Zug</strong>kraft F, Spannung σ <strong>und</strong> Verlängerung ∆L<br />
x<br />
der Fachhochschule Trier<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
t<br />
q<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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Technische Mechanik II<br />
Die Gewichtskraft ergibt sich für homogene Körper aus<br />
G = m ⋅ g = g ⋅ ρ ⋅V<br />
<br />
L<br />
der Fachhochschule Trier<br />
<strong>10</strong>.2.1 Axialer Beanspruchung durch Eigengewicht<br />
Prof. Dr.-Ing. T. Preußler<br />
mit der Masse m, dem spezifischen Gewicht (Dichte) ρ <strong>und</strong> dem Volumen V.<br />
Wird ein Stab mit konischem Querschnitt A <strong>und</strong> der Dichte ρ aufgehängt<br />
ergibt sich die Normalkraft aus dem Kräftegleichgewicht am herausgeschnittenen<br />
Volumenelement<br />
∑<br />
⇒<br />
F x<br />
= 0 = ( N + dN ) − dG − N<br />
dN<br />
=<br />
dG<br />
= g ⋅ ρ ⋅ dV<br />
= g ⋅ ρ ⋅ A(<br />
x)<br />
dx<br />
Integration liefert die Stabkraft<br />
N ( x)<br />
= g ⋅ ρ ⋅∫ A(<br />
x)<br />
dx + C<br />
dx<br />
x<br />
dV<br />
A(x)<br />
Die Integrationskonstante C ergibt sich aus den Randbedingungen.<br />
dG<br />
N<br />
N+dN<br />
dx<br />
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Für einen Stab mit konstantem Querschnitt A ergibt sich<br />
N ( x)<br />
= g ⋅ ρ ⋅ A⋅∫ dx = g ⋅ ρ ⋅ A⋅<br />
x + C<br />
Bei x = 0 gilt<br />
L dx<br />
N ( x = 0) = 0 = C ⇒ C = 0<br />
L<br />
∆L<br />
=<br />
L<br />
2<br />
L<br />
2<br />
1<br />
1 ⎡g<br />
⋅ ρ ⋅ x ⎤ g ⋅ ρ ⋅ L<br />
∫ ( x)<br />
dx =<br />
E ∫(<br />
g ⋅ ρ ⋅ x)<br />
dx = ⎢ ⎥ =<br />
0 E 0 ⎣ 2 ⎦ 2E<br />
Einsetzen der Integrationskonstante liefert<br />
x<br />
N ( x)<br />
= g ⋅ ρ ⋅ A⋅<br />
x<br />
<strong>und</strong> daraus folgt mit σ = N/A die veränderliche Spannung<br />
σ ( x)<br />
= g ⋅ ρ ⋅ x<br />
Die Verlängerung ergibt sich aus<br />
E<br />
0<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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Die größte Spannung tritt im Aufhängepunkt bei x = L auf<br />
σ max<br />
= g ⋅ ρ ⋅ L<br />
Als Reißlänge L R<br />
wird diejenige Länge bezeichnet, bei der<br />
ein Seil nur unter seinem eigenen Gewicht abreißen würde<br />
Rm<br />
= g ⋅ ρ ⋅ L ≤ R m ⇒ LR<br />
=<br />
g ⋅ ρ<br />
d. h., dass die Maximalspannung σ max<br />
die <strong>Zug</strong>festigkeit R m<br />
des Werkstoffs<br />
erreicht. Die Reißlänge ist unabhängig vom Querschnitt.<br />
L R<br />
σ max<br />
7850<br />
Beispiel: g = 9,81 m/s 2 , ρ = 7850 kg/m 3 <strong>und</strong> R m<br />
= 400 N/mm 2<br />
L<br />
R<br />
Damit wird klar, warum es nicht möglich ist, von einem Satelliten in einer<br />
geostationären Umlaufbahn (Höhe ca. 36000 km) ein Stahlseil auf die Erdoberfläche<br />
herabzulassen, um etwa Versorgungsgüter heraufzuziehen.<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
Rm<br />
= g ⋅ ρ<br />
6<br />
400⋅<strong>10</strong><br />
= = 5194m<br />
≈ 5 km<br />
9,81⋅<br />
<br />
<strong>10</strong>
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Beispiel: Hängender konischer Stab unter Eigengewicht<br />
Gegeben: H = <strong>10</strong>0 m, ρ = 7850 kg/m 3 , E = 2<strong>10</strong> 000 N/mm 2<br />
Gesucht: Max. Spannung σ max Verlängerung ∆L<br />
A(x)<br />
x<br />
2R<br />
H<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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<strong>10</strong>.2.2 Körper gleicher axialer Beanspruchung<br />
der Fachhochschule Trier<br />
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Bauteile, deren Spannung in jedem Querschnitt gleich ist, werden als Körper<br />
gleicher Beanspruchung bezeichnet. Für die Belastung durch Eigengewicht<br />
ergibt sich aus dem Kräftegleichgewicht die Bedingung<br />
σ zul<br />
=<br />
dG<br />
dA<br />
Durch Trennung der Variablen<br />
dA<br />
A<br />
=<br />
g<br />
⋅ ρ<br />
dx<br />
σ zul<br />
dV A<br />
= g ⋅ ρ = g ⋅ ρ dx = const.<br />
dA dA<br />
liefert die Integration in den Grenzen von 0 bis h<br />
h<br />
x<br />
dx<br />
F<br />
V<br />
A 0<br />
A u<br />
A(x)<br />
dV<br />
A<br />
∫<br />
A<br />
u<br />
0<br />
dA<br />
A<br />
=<br />
g ⋅ ρ<br />
σ<br />
zul<br />
h<br />
∫<br />
0<br />
dx<br />
⇒<br />
g ⋅ ρ<br />
ln[<br />
0<br />
σ<br />
A<br />
h<br />
A]<br />
A<br />
u = [ x]<br />
0<br />
zul<br />
⇒ ln<br />
A<br />
A<br />
u<br />
0<br />
=<br />
g ⋅ ρ<br />
⋅ h<br />
σ<br />
zul<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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Nach Umformung ergibt sich damit die Gr<strong>und</strong>fläche<br />
A<br />
u<br />
= A 0<br />
⋅ e<br />
g⋅ρ⋅h<br />
σ<br />
zul<br />
Für Körper gleicher <strong>Druck</strong>beanspruchung unter Eigengewicht ändern<br />
sich die Querschnitte exponentiell.<br />
Beispiel: Fernsehturm aus Beton<br />
Gegeben: G = <strong>10</strong>00 to, h = 300 m, ρ = 2500 kg/m 3 , σ zul = 2,4 N/mm 2<br />
Gesucht: Flächen A 0 <strong>und</strong> A u<br />
G<br />
h<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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<strong>10</strong>.2.3 Beanspruchung durch Fliehkräfte<br />
Rotierende Bauteile (z. B.Turbinenschaufeln, Rotoren) werden durch Zentrifugalkräfte<br />
beansprucht.<br />
Rotiert ein Stab mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω um eine Drehachse,<br />
wirkt auf das Massenelement dm die Zentrifugalkraft<br />
2<br />
dF = r ⋅ω<br />
⋅ dm<br />
R<br />
Gleichgewicht am Massenelement<br />
ω<br />
m dm<br />
∑ F r<br />
= 0 = ( N + dN ) + dF − N<br />
r dr<br />
liefert<br />
dN<br />
= −dF<br />
2<br />
= −r<br />
⋅ω<br />
⋅ dm<br />
Mit dm = ρ·dV = ρ·A·dr folgt<br />
2<br />
dN = −ρ<br />
⋅ω<br />
⋅ A⋅<br />
r dr<br />
<strong>und</strong> mit dN =A·dσ· ergibt sich die Axialspannung<br />
2<br />
dσ<br />
= −ρ<br />
⋅ω<br />
⋅ r dr<br />
N<br />
dm<br />
dF<br />
N+dN<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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Die Integration liefert<br />
1 2 2<br />
σ = − ρ ⋅ω<br />
⋅ r + C<br />
2<br />
Mit der Randbedingung σ (r=R) = 0 folgt C = ρ R 2 ω 2 /2 <strong>und</strong> somit<br />
1 2<br />
2 2<br />
σ = ρ ⋅ω<br />
⋅(<br />
R − r<br />
2<br />
)<br />
Die größte Spannung tritt im Drehpunkt bei r = 0 auf<br />
1 2 2<br />
σ<br />
max<br />
= ρ ⋅ω<br />
⋅ R<br />
2<br />
Die Normalspannung in einem rotierenden Stab sind unabhängig von seinem<br />
Querschnitt.<br />
Beispiel: Turbinenschaufel aus Titan<br />
Gegeben: ρ = 4500 kg/m 3 , R = 800 mm, ω = 18000 min -1<br />
1 2 2 1<br />
2 2<br />
8<br />
σ<br />
max<br />
= ρ ⋅ω<br />
⋅ R = ⋅ 4500⋅<br />
300 ⋅0,8<br />
= 1,296 ⋅<strong>10</strong><br />
Pa (130 N/mm 2 )<br />
2<br />
2<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
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In einem mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω um eine Drehachse rotierenden<br />
dünnwandigen Ring treten am Massenelement dm nur Tangentialspannungen<br />
auf, die über dem Querschnitt A als gleichmäßig verteilt angenommen<br />
werden können.<br />
Aus dem Kräftegleichgewicht in radialer Richtung<br />
∑<br />
F t<br />
F<br />
= 0 = dF − 2 ⋅ ⋅sin(<br />
ϕ / 2)<br />
r<br />
F t<br />
mit dF = r·ω 2·dm <strong>und</strong> dm = ρ·dV = ρ·r·A·dϕ folgt für<br />
kleine Winkel sin(dϕ/2) ≈ dϕ/2 die Tangentialkraft<br />
2<br />
= ϕ ⋅ω<br />
⋅ r<br />
2<br />
<strong>und</strong> mit σ = F/A die Tangentialspannung<br />
2<br />
σ = ϕ ⋅ω<br />
⋅ r<br />
t<br />
2<br />
⋅<br />
A<br />
Die Tangentialspannung in einem dünnwandigen, rotierendem Ring ist<br />
unabhängig von seinem Querschnitt. Bei gegebenem r <strong>und</strong> ω ist sie doppelt so<br />
groß wie die Normalspannung in einem umlaufenden Stab.<br />
ω<br />
dϕ<br />
r<br />
F t<br />
F t<br />
A<br />
dm<br />
dF<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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<strong>10</strong>.3 Flächenpressung<br />
Flächenpressung p tritt in den Kontaktfläche A zweier gegeneinander<br />
gedrückter Körper auf <strong>und</strong> spielt bei Bolzen, Schrauben, in Lagern <strong>und</strong><br />
F<strong>und</strong>amenten eine Rolle.<br />
A<br />
F<br />
p<br />
Bei starren, ebenen Berührflächen geht man von einer gleichmäßig verteilten<br />
Flächenpressung<br />
F<br />
p m<br />
=<br />
A<br />
Bei ungleichmäßig verteilter Pressung (z. B. infolge unterschiedlicher Steifigkeiten<br />
der Körper) stellt p m die mittlere Flächenpressung dar. Die Einheit<br />
der Flächenpressung entspricht der einer Spannung [N/m 2 , N/mm 2 , MPa].<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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Steht die Kontaktfläche schräg zur Presskraft, so ist diese in Richtung der<br />
Flächennormalen zu zerlegen.<br />
F<br />
Die Normalkraft setzt sich vektoriell aus<br />
F A<br />
der <strong>Druck</strong>kraft <strong>und</strong> der Lagerkraft zusammen.<br />
Die mittlere Flächenpressung ergibt sich<br />
p<br />
m =<br />
Fn<br />
A<br />
F<br />
= A ⋅ cosα<br />
wobei man die Fläche A proj<br />
durch Projektion<br />
der Kontaktfläche senkrecht zur Presskraft<br />
erhält.<br />
=<br />
F<br />
A proj<br />
α<br />
A<br />
F n<br />
p m<br />
A proj<br />
l proj<br />
b<br />
F<br />
αF A<br />
F n<br />
Die Normalkraft F n<br />
greift nicht im Schwerpunkt der Kontaktfläche A an, so<br />
dass die Flächenpressung i. allg. nicht gleichmäßig verteilt ist. Die reale<br />
<strong>Druck</strong>verteilung ist von der örtlichen elastischen Verformung abhängig.<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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Beispiel: Eingepresster Kegelstumpf<br />
Gegeben: F = <strong>10</strong> kN, D = 20 mm, h = 30 mm, α = 80°<br />
Gesucht: Flächenpressung p<br />
h<br />
F<br />
α<br />
Bei gewölbten Pressflächen (z. B. in Gleitlagern, Gelenkbolzen oder Stiftverbindungen)<br />
ist die Flächenpressung ebenfalls nicht konstant. In Abhängigkeit<br />
vom Lagerspiel <strong>und</strong> den elastischen Eigenschaften der Bauteile kommt es zu<br />
einer parabel- oder sinusförmigen Verteilung der Pressung (Lochleibung).<br />
F<br />
F<br />
F<br />
D<br />
A proj<br />
p m = F / A proj<br />
p max ≈ 1,5·p m<br />
<strong>10</strong>. <strong>Zug</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong><br />
<br />
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