Mit 100 Mann ins deutsche Highbury - SC Fortuna Köln
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REGIONALLIGA<br />
<strong>Mit</strong> <strong>100</strong> <strong>Mann</strong> <strong>ins</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Highbury</strong><br />
Von Christian Krämer, 20.05.12, 20:25h<br />
Unterwegs mit den Fans des <strong>SC</strong> <strong>Fortuna</strong> <strong>Köln</strong> im letzten Saisonspiel der<br />
Fußball-Regionalliga. In Essen bilden fast 1<strong>100</strong>0 Zuschauer eine<br />
beeindruckende Kulisse. Die Partie endet 1:1.<br />
KÖLN Es ist eine berechtigte Frage, auf die kein Fan eine<br />
rationale Antwort geben kann. „Warum tue ich mir das<br />
immer wieder an?“ Mühevolle Anreise, schwaches Spiel<br />
und späte Heimkehr. So können die Tage eines Fußball-<br />
Enthusiasten aussehen, der sein Team zu<br />
Auswärtsfahrten begleitet.<br />
Da können einem Zweifel kommen, immer mal wieder.<br />
<strong>Fortuna</strong>s Torschütze<br />
Maurice Kühn (li.) (Bild: Auch die Anhänger des <strong>SC</strong> <strong>Fortuna</strong> <strong>Köln</strong> sind nicht frei<br />
Dahmen)<br />
davon, zumal ihre <strong>Mann</strong>schaft sie zuletzt in fremden<br />
Stadien regelmäßig enttäuscht hat. „Meistens geht mir<br />
das bis Montag oder Dienstag so“, gesteht Werner Kelz. Sein Gedanke: „Warum<br />
tue ich mir das immer wieder an?“ Weil sein Herz seit 1973 der <strong>Fortuna</strong> gehört,<br />
deshalb ist er auch an diesem Samstag wieder mit seinem Klub unterwegs,<br />
diesmal zum letzten Spiel der Regionalliga-Saison bei Rot-Weiß Essen.<br />
Kelz (51) ist einer von <strong>100</strong> <strong>Fortuna</strong>-Fans, die sich vormittags um elf zur<br />
geme<strong>ins</strong>amen Bahn-Anreise getroffen haben. Jeder hofft, dass diesmal alles<br />
besser wird, das verbindet. Besser als in den fünf Auswärtsspielen zuvor, in<br />
denen das Team von Trainer Uwe Koschinat ohne einen Punkt blieb.<br />
Und der Tag beginnt mit einem guten Omen: Aus Platzmangel werden die <strong>Köln</strong>er<br />
von ihrer Polizei-Eskorte <strong>ins</strong> Erste-Klasse-Abteil des Regionalexpress gesetzt.<br />
„Nur das Beste für die besten Fans Deutschlands“, ist zu hören.<br />
Das Lied-Gut ist in der Tat erstklassig, kaum ein Schlachtruf wiederholt sich bis<br />
zur Ankunft am Georg-Melches-Stadion. Auch die Polizisten in der kompakten<br />
Kampfmontur sind mit der Anreise zufrieden. Nicht, weil der Gesang so schön<br />
abwechslungsreich ist („Sie liebt den DJ“ für den Beamten mit dem Megafon),<br />
sondern weil alles friedlich bleibt. Selbstverständlich ist das ja nicht.<br />
Ankunft an der Hafenstraße in Essen. Nach mehreren Kontrollen und dem „Okay“<br />
eines Bombenspürhundes entschädigt spätestens der Anblick der 10 907 Fans im<br />
„<strong>deutsche</strong>n <strong>Highbury</strong>“. So stimmungsvoll wie im früheren Stadion des FC Arsenal<br />
muss es auch fast schon sein, um die vorherigen Reisen nach Verl (286<br />
Zuschauer, 0:2) oder Elversberg (200 Zuschauer, 1:2) vergessen zu können. Für<br />
RWE ist es das letzte Pflichtspiel an der legendären Hafenstraße. Es folgt eine<br />
sensationelle Choreographie mit Musik und einem Plakat, das über die ganze<br />
Tribüne reicht. „Ein Bild sagt mehr als <strong>100</strong>0 Worte“, steht darauf.<br />
Anstoß. Eine Rauchbombe verirrt sich aufs Spielfeld. Die <strong>Fortuna</strong>-Fans geben ihr<br />
Bestes, um der mächtigen Essener Geräusch-Kulisse Paroli zu bieten. Der Lohn:<br />
Maurice Kühn wuchtet einen Ball per Kopf <strong>ins</strong> Tor – 1:0 (7.). Doch der<br />
RWE-Anhang wird nicht leiser, im Gegenteil. Die Essener wollen sich ihre<br />
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Abschiedsparty nicht vermiesen lassen. Als Kerim Avci sehenswert zum 1:1 in<br />
den Winkel trifft (22.), jubeln sie noch lauter. Auch die <strong>Fortuna</strong>-Fans singen<br />
weiter. Halbzeit.<br />
Nach der Pause geht eine „La Ola“ über die Ränge, die Welle. „Das ist schon<br />
etwas anders als im Südstadion“, sagt ein <strong>Mit</strong>glied des Fanclubs „Schäng-Gäng“.<br />
Er ist beeindruckt. Auch Kelz ist angetan von der Atmosphäre, doch seine<br />
Gedanken gehen schon über den Tag hinaus. „Ich glaube, dass Uwe Koschinat ein<br />
sehr kompetenter Trainer ist“, sagt er. „Nachdem der Aufstieg letzte Saison<br />
überraschend kam, hat er nun eine richtige Vorbereitung. Er wird ein gutes Team<br />
zusammenstellen.“<br />
Geme<strong>ins</strong>amer Urlaub in Irland<br />
Spielende. Der befürchtete Platzsturm der Fans bleibt aus. Der <strong>Köln</strong>er Anhang<br />
tritt die Heimreise an und ist zufrieden, genau wie der Trainer. „Wir sind bester<br />
Aufsteiger“, betont Koschinat stolz. Die Fans beschäftigen sich schon mit der<br />
nächsten Spielzeit. „Die Heimspiele werden wieder echte Familien-Events“, sagt<br />
Sascha Maurer (38), Fan, Immobilienmakler und Familienvater. „Auch die<br />
Auswärtsspiele sind Highlights. Da trifft man jeden, vom Anwalt bis zum<br />
Obdachlosen.“ Einer der Fanclubs plant sogar einen geme<strong>ins</strong>amen Urlaub in<br />
Irland. Auch das kann ein Grund sein, sich das alles immer wieder anzutun.<br />
http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1337320867591<br />
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