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zeit und nautik - Uhrsachen

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ZEIT UND NAUTIK – TEIL 3<br />

NAUTISCHE<br />

KURIOSITÄTEN<br />

Seit es Uhren gibt sind die Tüftler der Branche darauf aus, zusätzliche Funktionen zu<br />

erfinden. Allerlei Skalen auf den Zifferblättern erlauben es, bestimmte Informationen<br />

einfach abzulesen. Anspruchsvoller in Entwicklung <strong>und</strong> Produktion sind die so<br />

genannten Komplikationen, die ausgefeilte mechanische Konstruktionen bedingen.<br />

<strong>Uhrsachen</strong>-Inhaber Hans Erb stellt exklusiv in SwissboatYachting einige «Exoten» vor,<br />

die einen Zusammenhang mit dem Leben auf oder unter dem Wasser haben.<br />

SwissboatYachting 1


Der Blick auf<br />

die Uhr kann<br />

entscheidend<br />

sein – Start zu<br />

einem Match<br />

Race.<br />

Die Liste der möglichen Sonderfunktionen<br />

bei Uhren ist beinahe<br />

unendlich lang – eine Beschränkung<br />

auf Uhren mit analoger Anzeige<br />

drängt sich darum auf. Der praktische<br />

Nutzen im seemännischen Alltag<br />

bildet im Zeitalter von GPS,<br />

Bordcomputer <strong>und</strong> weiteren technischen<br />

Errungenschaften sicher nur<br />

noch einen Nebenaspekt – im<br />

Vordergr<strong>und</strong> steht bei der Anschaffung<br />

solcher Stücke die Freude an<br />

der aussergewöhnlichen Mechanik<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt auch die Eignung<br />

als Gesprächsthema in der abendlichen<br />

R<strong>und</strong>e im Yachtclub.<br />

DIE GEZEITENUHR<br />

«Les Marées» heisst<br />

ein Modell der<br />

Marke Corum aus<br />

La Chaux-de-Fonds<br />

– französische Bezeichnung<br />

für die<br />

Ge<strong>zeit</strong>en. Corum<br />

machte sich in<br />

Seglerkreisen einen<br />

Namen als jahrelanger<br />

Sponsor des<br />

legendären Admiral’s<br />

Cup, der seine Blüte<strong>zeit</strong><br />

Ende des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

erlebte. Aus diesem Sponsoring entstand<br />

eine ganze Serie «Admiral’s<br />

Cup»-Uhren. Der Cup ist unterdessen<br />

in der Versenkung verschw<strong>und</strong>en,<br />

die geplante Ausgabe in diesem<br />

Sommers musste mangels genügend<br />

Beteiligung gar abgesagt werden.<br />

Die Ge<strong>zeit</strong>enuhr von Corum zeigt<br />

– neben Zeit, Datum <strong>und</strong> Mondphasen<br />

– den Ge<strong>zeit</strong>enstand (Spring<strong>und</strong><br />

Nippflut), den Wasserstand<br />

gemessen in 25er-Abschnitten (20-<br />

45, 95-120), den Zeitpunkt von<br />

Ebbe <strong>und</strong> Flut, den Ge<strong>zeit</strong>enstand<br />

zu jeder Tages<strong>zeit</strong>, die Ge<strong>zeit</strong>enhöhe<br />

<strong>und</strong> die Stromstärke an.<br />

Das Ablesen der Ge<strong>zeit</strong>eninformationen<br />

auf der «Les Marées» ist<br />

relativ einfach. Auf dem Zifferblatt<br />

der Ge<strong>zeit</strong>enuhr werden auf der<br />

Position 9 Uhr der Wasserstand <strong>und</strong><br />

die Strömung abgelesen. Die Nadel<br />

braucht zwölf St<strong>und</strong>en für eine<br />

volle Umdrehung. Auf «high tide»<br />

zeigt sie den höchsten Wasserstand<br />

<strong>und</strong> eine schwache Strömung an.<br />

Anschliessend zeigt sie den sinkenden<br />

Wasserstand <strong>und</strong> die Zunahme<br />

der Strömung, die zur Halb<strong>zeit</strong> der<br />

Ebbe (half falling) am stärksten ist,<br />

an. Die Strömungsstärke <strong>und</strong> der<br />

Foto: Alinghi / zvg<br />

Wasserstand nehmen danach kontinuierlich<br />

ab, bis bei Ebbe die Strömung<br />

gleich null ist. Bei Halb<strong>zeit</strong><br />

der Flut (half rising) erreicht die<br />

Strömungsstärke erneut einen<br />

Höchststand <strong>und</strong> nimmt mit zunehmender<br />

Flut erneut ab.<br />

Auf dem kleinen Zifferblatt bei<br />

12 Uhr werden die Mondphasen,<br />

die Spring- <strong>und</strong> Nipptiden <strong>und</strong> die<br />

Ge<strong>zeit</strong>enkoeffizienten (in 25er-<br />

Abschnitten) angezeigt.<br />

Das Zifferblatt bei 6 Uhr schliesslich<br />

ist für den Ge<strong>zeit</strong>en<strong>zeit</strong>punkt<br />

da. Der Zeiger zeigt die aktuelle<br />

Zeit (auf 24-St<strong>und</strong>en-Skala) <strong>und</strong> die<br />

beiden Dreiecke den Zeitpunkt von<br />

Ebbe <strong>und</strong> Flut.<br />

Fazit: Die Corum Admiral’s Cup<br />

«Les Marées» bietet eine gewisse<br />

Hilfe beim Bestimmen der Ge<strong>zeit</strong>en.<br />

Sie muss allerdings für bestimmte<br />

Orte auf der Welt jeweils neu<br />

justiert werden (was aber über die<br />

Krone <strong>und</strong> die Drücker relativ einfach<br />

zu bewerkstelligen ist). Für<br />

genaues Navigieren in Gewässern<br />

mit starken Ge<strong>zeit</strong>enphänomenen<br />

kommt man selbst mit dieser Uhr<br />

am Handgelenk nicht darum herum,<br />

die hydrographischen Tafeln genau<br />

zu konsultieren. Reizvoll an der<br />

Uhr sind der unverkennbare Corum-<br />

Look mit den Flaggenzahlen, die<br />

wuchtige Erscheinung (44 mm<br />

Durchmesser) sowie die Eigenschaft<br />

als «conversation piece» –<br />

jeder Besitzer wird Ihnen diese<br />

Funktion gerne erläutern…<br />

UHREN UND GEZEITEN – «EINFACHE» MECHANISMEN<br />

Den Ge<strong>zeit</strong>en liegt ein relativ einfacher Mechanismus zu Gr<strong>und</strong>e. Wenn der Mond oder<br />

die Sonne direkt über einer bestimmten Stelle stehen, ziehen sie alles an, was sich dort<br />

befindet: Erde, Gegenstände, Lebewesen <strong>und</strong> Flüssigkeiten. Diese zumeist nicht spürbare<br />

Anziehungskraft wirkt sich besonders stark auf die riesigen Wassermassen der Meere <strong>und</strong><br />

Ozeane aus: Ebbe <strong>und</strong> Flut. Die Stärke der Ge<strong>zeit</strong>en hängt auch davon ab, in welcher<br />

Konstellation Mond, Sonne <strong>und</strong> Erde zueinander stehen. Wenn beide Himmelskörper<br />

durch das komplexe Zusammenspiel ihrer Umlaufbahnen hintereinander stehen – der<br />

Mond ist dann nicht zu sehen, es ist Neumond – wirken beide Anziehungskräfte in die<br />

gleiche Richtung <strong>und</strong> führen zu stärker ausgeprägten Ge<strong>zeit</strong>en, der so genannten Springflut.<br />

Der gleiche Effekt tritt ein, wenn 14 Tage später Sonne <strong>und</strong> Mond auf entgegengesetzten<br />

Seiten des Globus die Wassermassen an sich ziehen. Die Konstellation zwischen<br />

diesen beiden Perioden, wenn Sonne, Erde <strong>und</strong> zunehmender Mond im rechten Winkel<br />

zueinander stehen, nutzt das Wasser – unentschlossen, in welche Richtung es sich<br />

bewegen soll – um an einem Ort zu verweilen. Diese Zeit der schwachen Ge<strong>zeit</strong>en wird<br />

Nipptiden genannt. Das Gesamtbild ist allerdings viel komplexer. Die Anziehungskraft<br />

von Mond <strong>und</strong> Sonne ändert sich auch mit den Jahres<strong>zeit</strong>en, weil die Entfernung der Erde<br />

von der Sonne <strong>und</strong> die Neigung der Erdachse variabel sind. Springfluten sind deshalb je<br />

nach Jahres<strong>zeit</strong> stärker oder schwächer, <strong>und</strong> auch Nippfluten unterliegen diesem Einfluss.<br />

Ebbe <strong>und</strong> Flut erfolgen nicht plötzlich; sie folgen in pendelartigen, natürlichen Bewegungen.<br />

Für die genauen Berechnungen müssen ausserdem zahlreiche weitere Faktoren<br />

einbezogen werden, denn die Ge<strong>zeit</strong>en sind ja nicht nur das Ergebnis von Kräften, die auf<br />

Meere <strong>und</strong> Ozeane wirken. Vielmehr spielt auch die jeweilige Topographie eine wichtige<br />

Rolle, ebenso wie der Luftdruck oder die Stärke <strong>und</strong> Richtung des Windes.<br />

fachen Bodens, der einerseits als<br />

Resonanzkörper dient, anderseits<br />

die Wasserdichtigkeit garantiert.<br />

Eine praktische Zusatzfunktion ist<br />

die Skala für die Dekompressions<strong>zeit</strong>en.<br />

Mit Hilfe der Krone bei<br />

4 Uhr kann das ganze Zifferblatt<br />

gedreht werden. In einer Aussparung<br />

werden die Zeiten für die<br />

Dekompression aus verschiedenen<br />

Tiefen angezeigt.<br />

2002 legte Vulcain eine exakte<br />

Replika des legendären Modells<br />

auf, lediglich in einigen kleinen<br />

Details an die heutigen technischen<br />

Möglichkeiten angepasst. Die Uhr<br />

gibt es in Stahl <strong>und</strong> in Gold, mit<br />

Bändern aus Leder (wenig sinnvoll,<br />

wenn man damit wirklich tauchen<br />

will…), Kautschuk oder Stahl. Die<br />

«Cricket Nautical» hat einen Durchmesser<br />

von stattlichen 42 mm, ein<br />

Glas aus Hesalit <strong>und</strong> ist wasserdicht<br />

bis 300 Meter. Das Manufakturwerk<br />

mit Handaufzug verfügt über<br />

eine Gangreserve von r<strong>und</strong> 42 St<strong>und</strong>en.<br />

Ein Modell mit Datumsanzeige<br />

wird demnächst auf dem<br />

Markt erscheinen.<br />

Fazit: Die Vulcain «Cricket Nautical»<br />

ist ein schöner, stilechter<br />

Begleiter auf See. Selbst wer nicht<br />

taucht wird die hohe Wasserdichtig-<br />

DER UNTERWASSER-<br />

WECKER<br />

«Cricket» heisst die zirpende Grille<br />

auf englisch. 1947 stellte die Uhrenfabrik<br />

Vulcain ein Modell gleichen<br />

Namens vor, einen Wecker fürs<br />

Handgelenk, der mit lautem Gezirpe<br />

an einen Termin erinnerte. Zur<br />

Legende wurde die Cricket als<br />

«President’s Watch», da sie von den<br />

amerikanischen Präsidenten sehr<br />

gerne getragen wurde. 1961 folgte<br />

dann die Präsentation der «Cricket<br />

Nautical», der ersten Taucheruhr<br />

mit Wecker.<br />

Das Besondere an dieser Uhr ist die<br />

unter Wasser hörbare (<strong>und</strong> durch die<br />

Vibration am Arm spürbare) Alarmfunktion<br />

– die bei einem Tauchgang<br />

natürlich weniger zum Wecken<br />

dient, als zur Warnung, dass es Zeit<br />

für den Aufstieg wird. Das Uhrwerk<br />

hat zwei voneinander unabhängige<br />

Federhäuser – eines für die Zeitanzeige<br />

<strong>und</strong> eines für das Schlagwerk<br />

des Weckers. Der Alarm der Uhr<br />

läutet lange 20 Sek<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ist<br />

unglaublich laut – dies dank eines<br />

ausgeklügelten Systems eines dreikeit<br />

schätzen. Man erhält mit der<br />

Uhr einen praktischen Nutzen in<br />

Form eines schlicht unüberhörbaren<br />

Weckers. Auch hier dürfte der<br />

Gesprächsstoff-Faktor relativ hoch<br />

liegen, wenn denn der Wecker zum<br />

richtigen Zeitpunkt losgeht…<br />

DER EWIGE KALENDER<br />

Der Ewige Kalender gilt neben<br />

Tourbillon <strong>und</strong> Minutenrepetition<br />

nach wie vor als eines der Paradestücke<br />

der Uhrmacherkunst. Die<br />

komplexen Gesetze der verschieden<br />

langen Monate <strong>und</strong> der Schaltjahre<br />

in einen Mechanismus zu packen,<br />

ist immer noch sehr anspruchsvoll.<br />

Entsprechend kompliziert <strong>und</strong> teuer<br />

sind die Uhren, die über eine ewige<br />

Kalenderfunktion verfügen.<br />

Jahrzehnte, ja sogar Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

beschäftigten sich Uhrenkonstrukteure<br />

mit Variationen <strong>und</strong> Interpretationen<br />

dieses Themas. Bis anfangs<br />

der 90er Jahre der geniale Ludwig<br />

Oechslin für Ulysse Nardin einen<br />

Ewigen Kalender konstruierte, der<br />

in seinem Aufbau vollkommen neuartig<br />

war. Die ganze Konstruktion<br />

des Kalendermechanismus basiert<br />

dabei auf einem Zusammenspiel<br />

2 SwissboatYachting<br />

SwissboatYachting 3


von sehr speziellen<br />

Zahnrädern <strong>und</strong> verzichtet<br />

auf Hebel <strong>und</strong><br />

Klinken. Dadurch wird<br />

das Uhrwerk sehr<br />

zuverlässig <strong>und</strong><br />

robust.<br />

Kopfzerbrechen<br />

bereitete den<br />

Uhrmachern der<br />

Umstand, dass<br />

zwar alle durch 100<br />

teilbaren Jahre keine<br />

Schaltjahre sind (also z.B.<br />

1900, 2100), aber alle durch<br />

400 teilbaren Jahre schon<br />

(z.B. 2000). Deshalb müssen<br />

die meisten Ewigen Kalender<br />

im Jahr 2100 von der Fabrik<br />

neu geregelt werden, nicht aber<br />

derjenige von Ulysse Nardin. Im<br />

Gegensatz zu den meisten anderen<br />

Ewigen Kalendern können hier<br />

sämtliche Funktionen sehr einfach<br />

<strong>und</strong> schnell über die Krone gesteuert<br />

werden. Seien Sie also beruhigt,<br />

wenn Sie eine solche Uhr weitervererben<br />

wollen – Ihre Nachkommen<br />

werden die Korrektur ganz<br />

autonom ausführen können!<br />

Ewige Kalender stecken meist in<br />

filigranen Goldgehäusen <strong>und</strong> werden<br />

eher zum Anzug als zur Segelkluft<br />

getragen. Ulysse Nardin<br />

wollte mit den Modellen «Aqua<br />

Perpetual» <strong>und</strong> «Marine Perpetual»<br />

absolut alltagstaugliche Uhren im<br />

Stahlgehäuse bauen, die auch das<br />

Wasser nicht zu scheuen brauchen.<br />

Die «Aqua Perpetual» ist 300 Meter,<br />

die auf 500 Exemplare limitierte<br />

«Marine Perpetual» 200 Meter<br />

wasserdicht. Die einseitig drehbare<br />

Lunette ist nicht nur beim Tauchen,<br />

sondern generell im Alltag eine<br />

Hilfe. Das Band aus Stahl oder<br />

Kautschuk hat eine Verlängerung<br />

<strong>und</strong> kann somit sogar über dem<br />

Tauchanzug getragen werden. Die<br />

Uhren mit automatischem Aufzug<br />

haben eine Gangreserve von etwa<br />

42 St<strong>und</strong>en.<br />

Fazit: «Aqua Perpetual» <strong>und</strong><br />

«Marine Perpetual» sind die perfekten<br />

Begleiter für den Alltag, insbesondere<br />

aber für die ganz grosse<br />

Reise auf See. Beim Segeln um die<br />

Welt dürfte mancher die Zeit vergessen<br />

– da ist es doch beruhigend,<br />

Wochentag, Datum, Monat <strong>und</strong><br />

Jahr am Handgelenk<br />

ablesen zu<br />

können. Dazu<br />

erhält man mit<br />

dem Namen<br />

Ulysse Nardin<br />

auch ein gutes<br />

Stück Marinegeschichte<br />

(vergleiche<br />

Ausgabe<br />

Juni 2005 von SwissboatYachting).<br />

DER LÄNGENGRAD<br />

«Arnold & Son Longitude Timekeeper<br />

II» heisst dieses Modell der<br />

kleinen Uhrenschmiede The British<br />

Masters aus La Chaux-de-Fonds.<br />

Dank einem cleveren System einer<br />

drehbaren Skala kann mit Hilfe dieser<br />

Uhr die aktuelle Position mit<br />

erstaunlicher Präzision bestimmt<br />

werden.<br />

The British Masters in La Chauxde-Fonds<br />

ist eine relativ junge<br />

Firma. Seit ihrer Gründung 1994<br />

produziert sie unter den Namen der<br />

englischen Uhrmacherlegenden<br />

George Graham (1673-1751) <strong>und</strong><br />

John Arnold (1735-1799) aussergewöhnliche<br />

Uhren. Der Schriftzug<br />

Arnold & Son war einst Synonym<br />

für die exakte Zeitmessung auf<br />

DER AUTOR<br />

Hans Erb, 43, ehemaliger Journalist<br />

<strong>und</strong> langjähriger Hochseesegler.<br />

Heute ist er Inhaber von<br />

<strong>Uhrsachen</strong>, einem «Delikatessengeschäft<br />

für Uhren» in der Berner<br />

Altstadt. Neben renommierten<br />

Marken der Haute Horlogerie hat<br />

<strong>Uhrsachen</strong> verschiedene nautische<br />

<strong>und</strong> andere Uhrenspezialitäten für<br />

Sammler im Angebot, darunter<br />

antike Marine Chronometer wie<br />

den Hamilton Model 22 (Bild).<br />

<strong>Uhrsachen</strong>, 3011 Bern<br />

Tel: 031 318 01 18, www.uhrsachen.ch<br />

hoher See – darum<br />

spielen Geografie <strong>und</strong><br />

Navigation in der Modellpalette<br />

von Arnold & Son bis heute<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Auffällig an der «Longitude II» ist<br />

die aussen liegende Gradskala. Mit<br />

der Krone bei der Position 2 Uhr<br />

kann diese gedreht werden. Wer seinen<br />

Standort bestimmen will, muss<br />

also zuerst die Skala in die Position<br />

der gegenwärtigen Zeitzone bringen.<br />

Anschliessend erfolgt die Messung<br />

des Zeniths der Sonne. Je nach<br />

Standort ist die Sonne vor oder nach<br />

zwölf Uhr mittags an ihrem höchsten<br />

Punkt im Tagesablauf. Mit Hilfe<br />

des langen St<strong>und</strong>enzeigers kann<br />

nun auf der äusseren Skala die<br />

Bezugsposition im Verhältnis zur<br />

Zeitzone abgelesen werden.<br />

Dieser Artikel gehört zu einer kleinen Serie über Zeit <strong>und</strong> Nautik.<br />

Bereits erschienen:<br />

• Die Macht der genauen Uhren<br />

• Wasserdichte Uhren<br />

Es folgt:<br />

• Ulysse Nardin: Uhrmacher der Meere <strong>und</strong> der Sterne<br />

4 SwissboatYachting


Dieser abgelesene Gradwert ist<br />

jedoch erst ein Teil der Wahrheit.<br />

Auf der Rückseite der Uhr ist ein<br />

Deckel angebracht, der geöffnet<br />

wird <strong>und</strong> dann eine Zeitgleichungsskala<br />

freigibt. Eine bewegliche Anzeige<br />

ermöglicht es nun, den Unterschied<br />

zwischen mittlerer Zeit <strong>und</strong><br />

der Sonnen<strong>zeit</strong> abzulesen, um die<br />

genaue Position zu berechnen.<br />

Neben dieser Berechnungsfunktion<br />

für den Längengrad verfügt die Uhr<br />

in der Mitte des Zifferblatts noch<br />

über einen justierbaren Sonnenkompass.<br />

Dieser basiert auf dem<br />

Prinzip, dass am Mittag die Sonne<br />

genau in Süden steht. Man muss<br />

jetzt lediglich den St<strong>und</strong>enzeiger<br />

auf die Sonne richten, um Süden zu<br />

kennen. Mit der Krone bei 4 Uhr<br />

kann nun das innen liegende Zifferblatt<br />

mit der Weltkarte <strong>und</strong> den<br />

Himmelsrichtungen entsprechend<br />

eingestellt <strong>und</strong> folglich die Himmelsrichtung<br />

abgelesen werden.<br />

Die «Longitude II» wird im Stahlgehäuse<br />

mit Kautschukband angeboten,<br />

ist wasserdicht bis 100 Meter<br />

<strong>und</strong> verfügt über ein chronometerzertifiziertes<br />

Werk mit automatischem<br />

Aufzug <strong>und</strong> ca. 45 St<strong>und</strong>en<br />

Gangreserve, das durch den Boden<br />

aus Saphirglas sichtbar ist.<br />

Fazit: Wenn Ihnen an Bord mitten<br />

auf dem Ozean das GPS-System<br />

aussteigt <strong>und</strong> Sie wissen, wie mit<br />

einem Sextanten der Zenith der<br />

Sonne bestimmt werden kann, dürften<br />

Sie froh sein, eine «Longitude<br />

Timekeeper II» dabei zu haben.<br />

Alles in allem ist natürlich auch<br />

diese Uhr eine Spielerei – allerdings<br />

eine sehr hochwertig <strong>und</strong> mit<br />

viel Liebe zum Detail produzierte.<br />

DIE REGATTATIMER<br />

Jeder Regattasegler weiss, wie<br />

wichtig der genaue Start<strong>zeit</strong>punkt<br />

ist. Schon vor vielen Jahren kamen<br />

Uhren mit den entsprechenden<br />

Hilfsfunktionen auf den Markt. Stolz<br />

jedes ambitionierten Seglers war in<br />

den 70er Jahren die legendäre<br />

Memosail, bei der nach dem damals<br />

üblichen Regatta-Countdown von<br />

10 Minuten das Wort «START» auf<br />

dem Zifferblatt prangte (s. Bilder).<br />

Basis für diese Technik bildete eine<br />

Aussparung im Zifferblatt <strong>und</strong> eine<br />

Scheibe, die sich darunter drehte.<br />

Wer sich auch heute noch nicht mit<br />

einem (viel präziseren <strong>und</strong> besser<br />

ablesbaren…) digitalen Regattatimer<br />

abfinden will, findet auf dem<br />

Markt mehrere Modelle, die sich<br />

immer noch dieses Funktionsprinzips<br />

bedienen – unter anderem von<br />

Louis Vuitton <strong>und</strong> von Omega; ein<br />

wenig günstiger in der Anschaffung<br />

auch von Atlantic Watch oder von<br />

Mondaine Watch.<br />

Die Verb<strong>und</strong>enheit der Marke<br />

Omega mit dem Segelsport hat eine<br />

lange Tradition. Schon die französische<br />

Seglerlegende Eric Tabarly<br />

war in den 70er-Jahren mit Omega-<br />

Uhren unterwegs. Es folgte ab 1990<br />

eine lange Serie von Sponsoring-<br />

Engagements, unter anderem mit<br />

dem verstorbenen Sir Peter Blake,<br />

als Zeitmesser im Whitbread Race<br />

1993/1994, beim America’s Cup<br />

mit Team New Zealand <strong>und</strong> jüngst<br />

als Sponsor von Ellen MacArthur<br />

oder Russell Coutts.<br />

Der «Racing Chronometer» basiert<br />

auf dem «normalen» Seamaster<br />

Chronographen, einer hoch robusten<br />

wasserdichten Stoppuhr. Der<br />

Regatta Countdown-Timer ist mit<br />

seinem 44 Millimeter-Gehäuse aus<br />

Titan oder Stahl noch etwas grösser<br />

geraten. Auf einem Halbkreis auf<br />

dem Zifferblatt sind 5 Punkte sichtbar.<br />

Nach dem ersten Signalschuss<br />

wird der Timer gestartet. Nach jeder<br />

vergangenen Minute werden die<br />

Punkte mit einer anderen Farbe<br />

angezeigt, die ersten 5 Minuten<br />

erscheinen in blau, die nächsten 5<br />

Minuten in Rot. Ein Minutenzähler<br />

bei der Position 9 Uhr zeigt in<br />

den selben Farben die bereits abgelaufene<br />

Zeit an.<br />

Der «Racing Chronometer» hat ein<br />

automatisches Werk mit r<strong>und</strong> 44<br />

St<strong>und</strong>en Gangreserve, ist wasserdicht<br />

bis 300 Meter <strong>und</strong> verfügt<br />

über ein kratzfestes Saphirglas.<br />

Fazit: Eine alltagstaugliche mechanische<br />

Uhr mit hohem Nutzwert.<br />

Als Timer für die Regatta sicher<br />

sehr geeignet – <strong>und</strong> am Handgelenk<br />

unübersehbar.<br />

Hans Erb, <strong>Uhrsachen</strong> AG<br />

5 SwissboatYachting

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