Ausgabe 01/2013 (PDF-Datei) - Ubi Bene
Ausgabe 01/2013 (PDF-Datei) - Ubi Bene
Ausgabe 01/2013 (PDF-Datei) - Ubi Bene
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1/2<strong>01</strong>3<br />
FRÜHJAHR<br />
5,00 €<br />
UBI BENE<br />
LIFESTYLE IN DER<br />
METROPOLREGION RHEIN-NECKAR<br />
www.ubibene.eu<br />
Feine englische Art<br />
Der Jaguar XFR<br />
Tanzunternehmerin<br />
Nanine Linning<br />
Aufgehübscht<br />
Kulturhauptstadt Marseille<br />
VERLAGE<br />
Es lebe<br />
das Buch!<br />
NEU!<br />
UBI BENE<br />
EVENT-<br />
KALENDER<br />
AB SEITE 83
editorial<br />
„Ein Haus ohne Bücher ist arm,<br />
auch wenn schöne Teppiche<br />
seine Böden und kostbare Tapeten<br />
und Bilder die Wände bedecken.”<br />
Ute Maag – Redaktion<br />
Hermann Hesse<br />
Gehören Sie zu den 20 Prozent der<br />
Deutschen, die „besonders gerne“ Bücher<br />
lesen oder zu den immerhin 33,6<br />
Prozent der Bevölkerung, die „gern“ zum Buch<br />
greifen? Und falls ja: Besitzen Sie eines der 12,3<br />
Millionen E-Books, die im vergangenen Jahr in<br />
Deutschland kostenpflichtig auf digitale Lesegeräte<br />
gespeichert wurden?<br />
Veränderte Freizeitgewohnheiten und der Siegeszug<br />
von Kindle und Co. stellen Verlage und<br />
Buchhandel vor große Herausforderungen. Seit<br />
Jahren schon stimmen Experten den Abgesang<br />
auf das gedruckte Buch an. Doch allen Unkenrufen<br />
zum Trotz: Der Umsatzanteil der elektronischen<br />
Bücher am gesamten Buchmarkt steigt<br />
zwar stetig, betrug 2<strong>01</strong>2 aber nur zwei Prozent.<br />
Denn für viele Lesefreunde ist immer noch die<br />
Haptik entscheidend. Sie wollen ein Buch in der<br />
Hand halten, das Rascheln beim Umblättern hören,<br />
sein Papier riechen und es nach dem Lesen<br />
ins Regal stellen. Oder, wie Klaus Kehrer es formuliert:<br />
„Ein Buch spricht alle Sinne an.“ Der<br />
Chef des Heidelberger Kehrer Verlags ist einer<br />
von vier Verlegern aus der Region, die wir gefragt<br />
haben, wie sie auf die sich stellenden Herausforderungen<br />
reagieren. Das Ergebnis der Recherche<br />
ist ein optimistisches: „Es lebe das Buch!“<br />
Die Frühjahrs-<strong>Ausgabe</strong> von UBI BENE ist<br />
aber auch ein Heft über Frauen. In Heidelberg<br />
mischt Nanine Linning als neue Ballett-<br />
Chefin des Theaters die Szene auf. Unser<br />
Autor Ralf-Carl Langhals hat mit dieser Tanz-<br />
Unternehmerin und Strahlefrau gesprochen. In<br />
Frankfurt und am 16. März auch in Bensheim<br />
darf sich die Schauspielerin Constanze Becker<br />
feiern lassen. Für ihre fulminante Darstellung<br />
der Medea am Schauspiel Frankfurt erhält sie<br />
den Eysoldt-Ring. Thomas Tritsch stellt sie<br />
vor. Und in Berlin und Mannheim schreibt die<br />
Nationaltheater-Hausautorin Felicia Zeller an<br />
einem Stück, das in der kommenden Spielzeit<br />
unter der Regie von Schauspielchef Burkhard<br />
C. Kosminski uraufgeführt werden soll. Außerdem<br />
machen gleich zwei Mode-Frauen von<br />
sich reden. Die eine kennt man als Designerin:<br />
Gabriele Franke. Doch die andere brachten wir<br />
bislang nur mit Sport in Verbindung. Turnerin<br />
Elisabeth Seitz entwirft aber auch ihre Anzüge<br />
selbst. Sibylle Dornseiff sprach mit ihr zwischen<br />
Training und Abiturstress über Farben und Formen.<br />
Und natürlich auch über ihre Vorfreude<br />
auf das Deutsche Turnfest im Mai in der Metropolregion<br />
Rhein-Neckar.<br />
Das Maimarkt-Turnier des Reitervereins Mannheim<br />
ist ein weiteres Highlight, das der Sportstadt<br />
Mannheim unmittelbar bevorsteht. 50 Jahre wird<br />
diese „Grande Dame“ der Turnierlandschaft alt.<br />
In die Jahre gekommen ist sie aber nicht, weil die<br />
Macher um den Organisationschef Peter Hofmann<br />
sie ständigen Verjüngungskuren aussetzen<br />
– zum dritten Mal wird das rasante Arena-Polo<br />
zum Programm gehören. Weitere Veranstaltungs-<br />
Highlights finden Sie übrigens in unserem neuen<br />
Eventkalender ab der Seite 83. Er erhebt keinen<br />
Anspruch auf Vollständigkeit, soll Sie aber auf<br />
dem Laufenden halten, was Sie in diesem Frühjahr<br />
in der Region erwartet.<br />
In diesem Sinne: Genießen Sie den Frühling.<br />
UBI BENE. Wo es gut ist<br />
Ihre UBI BENE Redaktion<br />
UBI BENE 3
INHALT<br />
Steigern Sie<br />
08<br />
60<br />
42<br />
38<br />
Ihr Wohlbefinden.<br />
70<br />
30<br />
83<br />
122<br />
TITELSTORY<br />
Das Buch ist tot.<br />
Es lebe das Buch!<br />
Verlage in der Region 08<br />
BACKSTAGE<br />
Perspektiven<br />
Die Ballett-Eigenproduktion<br />
des Heidelberger Frühling 22<br />
ladySpecial<br />
Die Tanzunternehmerin<br />
Heidelbergs Ballettchefin<br />
Nanine Linning 30<br />
TRENDART<br />
Keine Rose ohne Dornen<br />
Die Trends der<br />
Fashion Week Berlin 38<br />
pferdestärken<br />
Sportliche Grande Dame<br />
Das Maimarkt-Turnier wird 50 54<br />
Die feine englische Art<br />
Der Jaguar XFR im Test 60<br />
gastgeber<br />
Im Reich der süßen Dinge<br />
Chocolatier Daniel Rebert<br />
in Wissembourg 70<br />
uNTERNEHMEN<br />
Im siebten Pfälzer Himmel<br />
Das Weinhaus Henninger 76<br />
eventkalender<br />
Veranstaltungs-Highlights 83<br />
KUNSTSINN<br />
Die Leidensfähige<br />
Schauspielerin Constanze Becker 94<br />
Aus der Mitte des Lebens<br />
Felicia Zeller ist Hausautorin<br />
am Nationaltheater Mannheim 100<br />
Die Kunst des Weglassens<br />
Die Designerin Gabriele Franke 104<br />
Gehört und gelesen<br />
Neue Bücher und CDs 110<br />
KÖRPERGEFÜHL<br />
Wie es ihr gefällt<br />
Die Turnerin Elisabeth Seitz 112<br />
Bewegungsfreiheit<br />
Sportliche Funktionsbekleidung 118<br />
rEISEFREUDE<br />
Der Zauberhügel<br />
Das Resort Collina d’Oro im Tessin 130<br />
Die Liebe der Pavesi<br />
Die lebenswerte Universitätsstadt<br />
im Schatten Mailands 134<br />
SZENETREFF<br />
25 Jahre Galerie Arthea<br />
Geburtstagsfeier inmitten der Kunst 141<br />
1. UBI BENE-Weinseminar<br />
Sensorik-Experte Martin Darting<br />
begeistert 30 Teilnehmer 142<br />
altebekannte<br />
Neues<br />
von alten Bekannten 145<br />
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Nischenkultur<br />
Einzelhandelsaktionen<br />
in der Region 48<br />
fragebogen<br />
Nachgefragt<br />
bei Igor Levit 91<br />
Die Aufgehübschte<br />
Marseille ist Europäische<br />
Kulturhauptstadt 122<br />
Editorial 03<br />
Impressum / Adressen 144<br />
Ausblick 146<br />
www.pfitzenmeier.de<br />
6<br />
UBI BENE<br />
Mannheim | Schwetzingen | Heidelberg | Leimen | Wiesloch | Neustadt | Speyer | Bensheim
titelstory<br />
Das Buch ist tot.<br />
Es lebe das Buch!<br />
Das Gedruckte hat ausgedient und gerade die kleineren Verlage sind dem Untergang<br />
geweiht? Keine Sorge, so schlimm ist es nicht. Auch in der Metropolregion Rhein-<br />
Neckar gibt es Verleger, die sich Krisen entgegenstellen, kluge Antworten auf neue<br />
Herausforderungen geben und dem Buch eine gesicherte Zukunft prophezeien.<br />
8 UBI BENE<br />
UBI BENE 9
titelstory<br />
Bereits 1993 schrieb der Medienwissenschaftler<br />
Norbert Bolz in seinem<br />
Buch „Am Ende der Gutenberg-<br />
Galaxis“: „Wir leben in neuen Kommunikationsverhältnissen,<br />
die mit dem Leitmedium der<br />
Neuzeit, dem Buch, gebrochen haben. Computer<br />
und elektronische Medien befördern das<br />
Ende einer Welt, die von Gutenbergs Technik<br />
des Drucks mit beweglichen Lettern geprägt<br />
war.“ Zwanzig Jahre später widerlegen ihn – zumindest<br />
bislang – die neuesten Zahlen: Im Jahr<br />
2<strong>01</strong>1 listete das Verzeichnis lieferbarer Bücher<br />
insgesamt 96.273 Neuerscheinungen. Im Jahr<br />
2002 hatte der Börsenverein des Deutschen<br />
Buchhandels noch etwas weniger als 80.000<br />
Erstauflagen gezählt. Es gibt also nicht immer<br />
weniger Gedrucktes und Gebundenes, sondern<br />
immer mehr. Stimmt also eher die These der<br />
beiden Schriftsteller Umberto Eco und Jean-<br />
Claude Carrière, die in ihrem 2<strong>01</strong>0 bei Hanser<br />
erschienenen Dialogband dem Buch eine „große<br />
Zukunft“ prophezeien?<br />
Glaubt man Verlegern aus der Region, wird das<br />
gedruckte Buch seine Daseinsberechtigung behalten.<br />
Doch so unterschiedlich ihre Verlage<br />
auch aufgestellt sind und so verschieden sie ihre<br />
Schwerpunkte setzen – die beiden Mannheimer<br />
Barbara Waldkirch vom Verlag Waldkirch und<br />
Bernhard Wipfler von der Edition Panorama<br />
sowie Klaus Kehrer vom Heidelberger Kehrer<br />
Verlag berichten von immer neuen Herausforderungen,<br />
denen sich ihre Branche stellen muss.<br />
Manfred Metzner vom Verlag Das Wunder- <br />
10 UBI BENE<br />
UBI BENE 11
titelstory<br />
horn in Heidelberg formuliert es so: „Die Entwicklung<br />
der letzten 20 Jahre hat das traditionelle<br />
Verlegerdasein auf den Kopf gestellt.“<br />
Den Spagat zwischen schöngeistiger Kunst<br />
und Literatur hier und gewinnorientiertem<br />
Wirtschaftsbetrieb dort vollführten Verleger<br />
schon immer. Doch angesichts der Konzentrations-<br />
und Fusionsprozesse, die auch nicht vor<br />
dem traditionsreichen Bibliographischen Institut<br />
in Mannheim haltmachten, scheint das<br />
Postulat der Leipziger Verleger-Legende Kurt<br />
Wolff, „Am Anfang war das Wort und nicht die<br />
Zahl“, für viele immer weniger zu gelten.<br />
Verlag Das Wunderhorn:<br />
Die Poesie liegt auf der Straße<br />
Einen intellektuellen Diskurs anzustoßen war<br />
von Beginn an das Ziel von Manfred Metzner.<br />
1978 gründete er gemeinsam mit seinen Studienkollegen<br />
Angelika Andruchowicz und Hans<br />
Thill den Verlag Das Wunderhorn. „Wir kamen<br />
aus der 70er-Bewegung. Während viele Linke in<br />
die Metropolen gingen, sind wir in Heidelberg<br />
geblieben, um die Stadt zu verändern“, erzählt<br />
der heute 65-Jährige. Ihre Leitsätze waren: „Die<br />
Erneuerung der Literatur kommt aus den Peripherien<br />
und nicht aus den Metropolen. Und die<br />
Poesie liegt auf der Straße.“ Den Verlagsnamen<br />
wählten sie in Anlehnung an die Volkspoesie-<br />
Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“. „Das<br />
lag nahe. Heidelberg ist die Stadt der Romantik<br />
und die Romantiker waren in ihrer Zeit revolutionär.<br />
Es hat uns gefallen, diese Tradition wiederzubeleben<br />
und neu zu definieren“, begründet<br />
der Jurist.<br />
Heute ist Das Wunderhorn einer der profiliertesten<br />
Verlage für Lyrik in Deutschland.<br />
Schwerpunkte im Verlagsprogramm sind außerdem<br />
deutschsprachige und frankophone Literatur,<br />
Beiträge zur Geschichte der Stadt Heidelberg<br />
und insbesondere die Erforschung der <br />
Manfred Metzner,<br />
verlag das wunderhorn<br />
12 UBI BENE<br />
UBI BENE 13
titelstory<br />
klaus kehrer, chef des heidelberger kehrer verlags<br />
Zeit des Nationalsozialismus sowie seit 1990<br />
auch Kunst und Fotografie. Jüngstes Projekt ist<br />
die Reihe „AfrikAWunderhorn“ mit zeitgenössischer<br />
afrikanischer Literatur, die von der in<br />
Johannesburg lebenden Kulturvermittlerin Indra<br />
Wussow herausgegeben wird. Dem neuen<br />
Afrika ein Forum geben, junge Stimmen publizieren<br />
und aktuelle Themen aufgreifen ist die<br />
Intention, die dahinter steht. „Wir haben durch<br />
Autoren wie Édouard Glissant oder Abdelwahab<br />
Meddeb schon Literatur zur Kreolisierung<br />
der Gesellschaft und zum Islam im Programm,<br />
da ist die Beschäftigung mit dem südlichen<br />
Afrika nur logisch. Bei uns ist jedes Buch rhizomatisch<br />
mit dem anderen verbunden“, sagt<br />
Metzner in seinem Büro in der Rohrbacher<br />
Straße, in dem sich ein altes Holzregal unter<br />
Büchern und aufgestellten Fotos und Karten<br />
biegt. „Meinen Altar“ nennt er es. Darin findet<br />
sich der Katalog zur Ausstellung „Blau“ anlässlich<br />
der Einweihung des neuen Heidelberger<br />
Kunstvereins ebenso wie das Werk von Ré Soupault,<br />
die Metzner 1986 als Fotografin entdeckt<br />
hatte und deren Nachlassverwalter er ist. Über<br />
400 Buchprojekte hat der nur drei Mitarbeiter<br />
kleine Verlag in den 35 Jahren seines Bestehens<br />
realisiert. Die Erstauflagen sind klein: bei Lyrik<br />
in der Regel zwischen 300 und 800 Stück, bei<br />
Prosa meist 1.500 bis 3.000. Die Auswahlkriterien,<br />
ob ein Buch zum Verlag passt, sind, so<br />
Metzner „unser Geschmack, was wir lesen wollen<br />
und von dem wir glauben, dass es wichtige<br />
gesellschaftspolitische Diskurse anstößt oder<br />
die Geschichte der literarischen Moderne fortschreibt.<br />
Das ist durchaus avantgardistisch.“<br />
Nicht im Elfenbeinturm sitzen, sondern in die<br />
Stadt hineinwirken, ist das Motto des Verlegers,<br />
das sich in Michael Buselmeiers „Literarischen<br />
Führungen“ zur Kulturgeschichte Heidelbergs<br />
und auch in Metzners Engagement für ein Heidelberger<br />
Literaturhaus und die Bewerbung um<br />
den Titel „Unesco-City of Literature“ spiegelt.<br />
Ein paar Kilometer weiter, im ehemaligen<br />
Heinsteinwerk in Wieblingen, hat sich der<br />
Kehrer Verlag niedergelassen. Wo früher Keramik<br />
gebrannt und verarbeitet wurde, entstehen<br />
heute aufwendig produzierte Kunst- und Fotografiebände<br />
sowie hochwertige Ausstellungskataloge.<br />
Kehrer Verlag: Garant für Qualität<br />
und Beständigkeit<br />
Direkt am Eingang steht ein Tischkicker. „Den<br />
haben wir lange nicht benutzt“, sagt Verleger<br />
Klaus Kehrer. Keine Zeit. Seine 15 Mitarbeiter<br />
produzieren rund 100 Bücher pro Jahr. Sie<br />
machen mithilfe des angeschlossenen Büros für<br />
Gestaltung und Kommunikation alles im Haus:<br />
Bildbearbeitung, Gestaltung; den Verlag verlassen<br />
druckfähige Daten. „Das macht uns autark<br />
und ist ein Garant für Qualität und Beständigkeit,<br />
das geben wir ungern aus der Hand“,<br />
begründet Kehrer. Eigentlich wollte Klaus<br />
Kehrer Maler werden. Doch aus einer Familienverpflichtung<br />
heraus entschied er sich für ein<br />
BWL-Studium in Mannheim – ohne so rich- <br />
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14<br />
UBI BENE<br />
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titelstory<br />
bernhard und sebastian wipfler, edition panorama in mannheim<br />
tig glücklich zu werden. „Ich habe die Kurve gekriegt“,<br />
sagt er heute. Schon seine Diplomarbeit<br />
schrieb er über zeitgenössische Kunst, danach<br />
eröffnete er sein Gestaltungsbüro. „Der Verlag<br />
ist daraus entstanden.“ 1995 war das, und die<br />
ersten Jahre waren hart. „Ich bin relativ blauäugig<br />
an die Sache herangegangen, aber wir haben<br />
uns prima entwickelt“, bilanziert er zufrieden,<br />
während er von seinem u-förmigen Schreibtisch<br />
über Bücherstapel hinweg durch die Glaswand<br />
ins große Loft blickt, in dem seine Leute vor<br />
großen Bildschirmen sitzen. „Ein Buch selbst<br />
zu gestalten ist mir heute kaum mehr vergönnt“,<br />
erzählt er mit leichtem Bedauern und zeigt auf<br />
Mappen und Papiere auf dem Tisch. „Ich muss<br />
mich um Verträge und um das Wirtschaftliche<br />
kümmern. Insofern war das damals ungeliebte<br />
Wirtschaftsstudium sicher nicht umsonst.“<br />
Die Fotokunst hat in den vergangenen Jahren<br />
immer mehr Gewicht im Verlagsportfolio erhalten,<br />
zum einen aus persönlichem Interesse,<br />
zum anderen aber auch, weil die Fotografie ein<br />
Wachstumsmarkt ist. Und: „Sie ließ sich leichter<br />
internationalisieren.“ Die Internationalisierung<br />
war ein bewusster Schritt Kehrers: „Deutschland<br />
ist ein kleiner Markt. Unsere Hauptabsatzmärkte<br />
sind heute neben den anderen europäischen<br />
Ländern vor allem die USA.“ Seine<br />
Buchprojekte findet er auf drei Wegen, oder sie<br />
finden ihn. „Entweder Autoren oder Fotografen<br />
sprechen uns an. Oder Institutionen sprechen<br />
uns an, zum Beispiel für Ausstellungskataloge.<br />
Und wir halten selbst ständig Ausschau nach<br />
interessanten Künstlern und Projekten.“ Die<br />
Entscheidung, was interessant ist, wird im<br />
Team getroffen, ausschlaggebend sind Qualität<br />
und Absatzchancen. Wobei Kehrer immer wieder<br />
Überraschungen erlebt. „Wenn Sie einen<br />
medizinischen Fachverlag haben, kennen Sie<br />
Ihre Kunden und Leser relativ gut“, vergleicht<br />
er. „Aber bei einem Fotokunstverlag?“<br />
Edition Panorama:<br />
Opulenz im Design<br />
Diese Erfahrung hat auch Bernhard Wipfler<br />
gemacht: „Warum ein Buch sich gut verkauft<br />
und ein anderes gar nicht, ist oft schwer zu sagen.“<br />
Der Mannheimer führt gemeinsam mit<br />
seinem Sohn Sebastian die Edition Panorama<br />
in den Mannheimer G-Quadraten. Der Senior<br />
bezeichnet sich selbst als Quereinsteiger in die<br />
Verlagsbranche. Er spielte mal mit dem Gedanken,<br />
Psychologe zu werden, entschied sich aber<br />
für den Sortimentsbuchhandel. 1976 gründete<br />
er die Edition Quadrat als kleinen, regional<br />
ausgerichteten Verlag, der in enger Kooperation<br />
mit dem Stadtarchiv Dokumentationen zur<br />
Geschichte Mannheims herausgab. Zur Initialzündung<br />
wurde Mitte der 90er Jahre der Plan,<br />
gemeinsam mit dem damals noch unbekannten<br />
Mannheimer Fotografen Horst Hamann einen<br />
Bildband mit Panorama-Fotos der Pfalz aufzulegen.<br />
Das Buch wurde nie realisiert. Dafür aber<br />
ein anderes: „New York Vertical“. „Wir haben<br />
zunächst einen Dummy gemacht. Die Reaktion<br />
war gleich Null“, erinnert er sich. Obwohl kaum<br />
Vorbestellungen vorlagen, entschied Wipfler<br />
sich für das Risiko. Mit Erfolg: Die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung widmete der Fotokunst<br />
mit der senkrecht gestellten Panoramakamera<br />
eine ganze Zeitungsseite, und auch in New York<br />
wurden Buchhandel und Galerien aufmerksam.<br />
„Wir haben uns als kleiner, regionaler Verlag an<br />
ein Welt-Thema gewagt“, sagt Bernhard Wipfler,<br />
heute noch fast staunend. „Dabei hatten wir dafür<br />
gar nicht die Strukturen.“<br />
Doch die wurden schnell geschaffen. Schon<br />
die zweite Auflage des kiloschweren Buches<br />
erschien mit dem Siegel der neu gegründeten<br />
Edition Panorama, die seither mit sechs Mitarbeitern<br />
großformatige Werke in höchster Qualität<br />
produziert. Nur etwas mehr als die Hälfte der<br />
Fotografen arbeitet mit der Panorama-Kamera.<br />
„Aber der Name hat ja eine doppelte Bedeutung<br />
und signalisiert auch das breite Spektrum, das<br />
wir haben“, erklärt Wipfler. Seinen Verlag versteht<br />
er als Autorenverlag, der ein umfassendes<br />
Paket für seine Fotografen bietet, vom Druck der<br />
Bücher über Kalender und Kunstdrucke bis hin<br />
zum Lizenzgeschäft. Bis heute arbeiten er <br />
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16<br />
UBI BENE
titelstory<br />
barbara waldkirch,<br />
verlag waldkirch in<br />
mannheim<br />
und Horst Hamann eng zusammen. „Wir sind<br />
wie ein altes Ehepaar. Den einen würde es ohne<br />
den anderen so nicht geben.“<br />
Dem Regionalen hat sich Barbara Waldkirch<br />
bedingungslos verschrieben. „Büchermachen<br />
ist Leidenschaft mit Suchtpotenzial“, sagt<br />
die Chefin des Verlags Waldkirch, der auf die<br />
längste Tradition aller Verlage der Region zurückblicken<br />
kann. Bereits 1542 wurde das Familienunternehmen<br />
in Basel gegründet, 1587<br />
gab der Verlag die erste Miniaturausgabe des<br />
Neuen Testaments heraus. Ein Exemplar ist<br />
bis heute im Familienbesitz, wie etliche weitere<br />
Bücher vergangener Jahrhunderte. Im 19.<br />
Jahrhundert siedelten die Vorfahren zunächst<br />
nach Ludwigshafen und dann nach Mannheim<br />
über. Heute hat der Verlag seinen Sitz in<br />
Feudenheim, die Produktion, die von Eheman<br />
Ralf Waldkirch geleitet wird, befindet sich im<br />
Pfeifferswörth, mit Blick auf den Neckarkanal.<br />
Einen guten Verleger charakterisiert Barbara<br />
Waldkirch, selbst Diplom-Übersetzerin für<br />
Russisch und Englisch, als „vielfach interessiert,<br />
offen, tolerant und respektvoll. Man sollte<br />
ein Gefühl dafür haben, was die Menschen<br />
haben wollen.“<br />
Verlag Waldkirch: Entscheidung<br />
nach dem Herzen<br />
22 Bücher sind im vergangenen Jahr entstanden,<br />
darunter regionale Krimis ebenso wie<br />
Auftragsarbeiten, zum Beispiel Bildbände für<br />
die umliegenden Gemeinden oder Vereinschroniken.<br />
Besonders viel Zeit hat Barbara<br />
Waldkirch in den aufwendigen Band über das<br />
jüdische Leben, „Die Welt der Mannheimer<br />
Klaus“, investiert. „Ursprünglich sollte das nur<br />
ein kleines Bändchen werden, aber letzten Endes<br />
saßen der Herausgeber Volker Keller und<br />
ich eineinhalb Jahre an dem Projekt“, erzählt<br />
sie. Sie entscheide am liebsten „nach dem Herzen“,<br />
welches Buch der Verlag ins Programm<br />
nehme. Das können dann auch Publikationen<br />
für einen kleinen Leserkreis sein, wie der Bildband<br />
über die Puppensammlung Neckarau, die<br />
in Zusammenarbeit mit dem Verein Geschichte<br />
Alt-Neckarau entstand. „Ein Buch fixiert die<br />
Zeit auf Papier“, sagt Ralf Waldkirch: „Es dokumentiert<br />
und stiftet Identität.“<br />
Eines ist allen vier Verlagen gemein: Sie setzen<br />
bedingungslos auf Qualität. Papier, Design, Verarbeitung,<br />
alles muss passen. „Das hat bei uns<br />
meist Vorrang vor der Wirtschaftlichkeit“, sagt<br />
Bernhard Wipfler. Auch Klaus Kehrer arbeitet<br />
nur mit einer Handvoll Druckereien zusammen<br />
und lässt ausschließlich in Deutschland drucken,<br />
„auch wenn das in Asien billiger wäre. Aber da<br />
machen wir keine Experimente.“ Manfred Metzner<br />
vom Verlag Das Wunderhorn lässt gern bei<br />
Nino-Druck in Neustadt an der Weinstraße produzieren<br />
und leistet sich „nur die besten Übersetzer.<br />
Bei der Poesie gilt: Dichter übersetzen<br />
Dichter.“ Ein Buch müsse Charakter haben, findet<br />
nicht nur Wipfler. Für Metzner ist die Haptik<br />
entscheidend. Klaus Kehrer lässt sich auch schon<br />
mal Lackproben schicken, um den Duft zu testen:<br />
„Das Buch muss zum Objekt der Begierde<br />
werden und alle Sinne ansprechen, wenn man es<br />
in der Hand hält.“<br />
Der Anspruch: ein Buch, das alle<br />
Sinne anspricht<br />
E-Books sind da nur bedingt das Mittel der<br />
Wahl. Waldkirch und Das Wunderhorn haben<br />
die ersten Online-Bücher herausgebracht und<br />
Bernhard Wipfler ist sicher: „Für Belletristik<br />
macht das auch Sinn. Für Bildbände, wie wir<br />
sie haben, nicht.“ Klaus Kehrer ist derselben<br />
Meinung, auch wenn er gerade über ein Konzept<br />
nachdenkt, wie er die neue Technik für<br />
seine Produkte nutzen könnte: „Wir könnten sie<br />
zu Werbezwecken einsetzen, weil sie sich mit<br />
sehr wenig Aufwand weltweit streuen lassen.<br />
Wir könnten Making-ofs integrieren oder Sound<br />
und so zusätzlich Lust auf unsere gedruckten<br />
Bücher machen.“<br />
Den eigenen Qualitätsansprüchen gerecht zu<br />
werden, ist für die Verleger nicht immer leicht.<br />
„Bücher sind in den letzten zehn Jahren nicht<br />
teurer geworden, aber die Produktionskosten<br />
sind gestiegen und die verkaufte Auflage sinkt“,<br />
rechnet Barbara Waldkirch vor. Die rückläufigen<br />
Auflagen haben zum einen gesellschaftliche<br />
Gründe. In der Verbraucher-Analyse 2<strong>01</strong>2 der<br />
Axel Springer AG und der Bauer Media Group<br />
rangierte das Lesen auf dem elften Rang der<br />
beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen.<br />
Die Zahl der Menschen, die Bücher<br />
täglich oder mehrmals die Woche nutzen, sinkt<br />
langsam, aber stetig, wie das Institut für Demoskopie<br />
Allensbach ermittelte. Zum anderen ist es<br />
aber gerade für die kleinen, unabhängigen Verlage<br />
schwer geworden, ihre Bücher überhaupt an<br />
den Leser zu bringen, denn auch wenn immer<br />
mehr produziert wird: In den Buchhandlungen<br />
liegen immer weniger Titel. Und die, die angeboten<br />
werden, kommen meist aus den großen<br />
Verlagskonzernen.<br />
Bernhard Wipfler kann sich noch gut erinnern,<br />
wie er sich 1996 die Hacken ablief, um die<br />
Händler zu überzeugen, „New York Vertical“ in<br />
ihr Sortiment zu nehmen. „Zu groß, passt in kein<br />
Regal“, bekam er zu hören, bis er eigens einen<br />
Halter entwickeln ließ, mit dem man das Buch<br />
stehend ausstellen konnte.<br />
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18<br />
UBI BENE
titelstory<br />
zehn. „Wir haben dieses Experiment letztes Jahr<br />
gemacht, mit gutem Erfolg“, erzählt sie. Dieses<br />
Jahr werden weitere kleine Verlage der Region<br />
dort ausstellen, es soll eine Leselounge und Beratung<br />
durch zwei ehemalige Buchhändlerinnen<br />
geben.<br />
Seither hat sich die Lage für die kleinen Verlage<br />
deutlich zugespitzt, zumal viele unabhängige<br />
Buchhandlungen von großen Ketten verdrängt<br />
worden sind. Und dort stehen die Independent-<br />
Verlage zu großen Teil vor verschlossenen Türen.<br />
„Die Vertriebswege haben sich verändert“, stellt<br />
Manfred Metzner fest. Sein Verlag bietet auf der<br />
Website einen eigenen Online-Shop an. „Das<br />
war eine Investition, aber die musste sein“, findet<br />
er. Einen anderen Weg ist Barbara Waldkirch<br />
gegangen: Sie hat seit 2007 eine eigene Verlagsbuchhandlung,<br />
nachdem sie den ehemaligen<br />
Linde-Buchladen in der Feudenheimer Hauptstraße<br />
übernommen hat. „Es war ein Rettungsversuch“,<br />
sagt sie, der funktioniert habe. Seither<br />
hat sie nicht nur gute Präsentationsmöglichkeiten<br />
für ihre eigenen Publikationen und ein ausgewähltes<br />
Sortiment anderer Verlage, sondern<br />
auch ein Forum für Lesungen und Vernissagen<br />
– ähnlich wie Bernhard Wipfler in seiner Galerie<br />
im Neubau in G7 oder Klaus Kehrer, der in<br />
Berlin einen kleinen Showroom unterhält. Manfred<br />
Metzner hat ohnehin einen Gegentrend zur<br />
bisherigen Entwicklung im Buchhandel ausgemacht.<br />
„Die großen Flächen sind gescheitert, die<br />
Händler müssen umdenken“, sagt er. In Berlin<br />
und Brüssel hat er sich alternative Ladenmodelle<br />
angesehen, mit integrierten Cafés und Kommunikationszentren,<br />
tollem Service und gut informiertem<br />
Personal.<br />
In der Verlegerszene vernetzt sind alle vier.<br />
Manfred Metzner hat vor Jahren die Kurt-<br />
Wolff-Stiftung zur Förderung einer vielfältigen<br />
Verlags- und Literaturszene mitgegründet, zu<br />
deren Freundeskreis heute mehr als 60 unabhängige<br />
Verlage mit einem literarischen<br />
Programm und einem Jahresumsatz bis fünf<br />
Millionen Euro gehören. Klaus Kehrer vergibt<br />
gemeinsam mit Kollegen aus Frankreich, England,<br />
Italien und Spanien den „European Publishers<br />
Award for Photography“, mit dem die<br />
Publikation zeitgenössischer Fotografie gefördert<br />
werden soll. Teilnehmen können Fotografen<br />
aus aller Welt, der Sieger erhält nicht nur<br />
eine Ausstellung beim Fotofestival „Rencontres<br />
d’Arles“, sondern auch ein Buch, das in allen<br />
fünf Ländern verlegt wird. „Viel Arbeit, aber<br />
eine sehr schöne Aufgabe, nicht nur weil der<br />
Preis internationale Aufmerksamkeit bringt“,<br />
erzählt Kehrer, der in diesem Jahr die Federführung<br />
und damit auch die jährlich wechselnde<br />
Verantwortung für die Buchproduktion innehat.<br />
„Man kann einen Verleger ein bisschen<br />
mit einem Galeristen vergleichen: Er kann die<br />
Karriere eines Künstlers mit aufbauen.“<br />
Auszeichnungen helfen im Kampf<br />
um Aufmerksamkeit<br />
Trotz überschaubarer Werbebudgets – die großen<br />
und auch einige regionale Buchmessen sind<br />
Pflichttermine für Kehrer, Wipfler und Metzner.<br />
Barbara Waldkirch wird sich dieses Jahr zum<br />
zweiten Mal auf dem Maimarkt präsentieren,<br />
in der Fachschau Lesen und Wissen in Halle<br />
Zwischen den Messen helfen Auszeichnungen<br />
im Kampf um Aufmerksamkeit. Der Verlag<br />
Das Wunderhorn erhielt im vergangenen Jahr<br />
den „Kurt-Wolff-Preis“, den wichtigsten Verlegerpreis<br />
Deutschlands, Klaus Kehrer wurde<br />
2<strong>01</strong>2 auf der Messe PhotoEspana als „Publisher<br />
of the year“ geehrt und hat schon etliche<br />
Fotobuchpreise gewonnen. Bernhard Wipflers<br />
Edition Panorama gehört zu den meistausgezeichneten<br />
Verlagen weltweit, unter anderem<br />
mit etlichen RedDot-Awards für gutes Design.<br />
„Neben Social Media brauchen wir auch die<br />
Feuilletons“, sagt Klaus Kehrer – eine Rezension<br />
in einer großen Zeitung weckt bei Freunden<br />
der Fotografie nicht selten Begehrlichkeiten,<br />
das Buch als Sammlerobjekt zu erwerben. Und<br />
auch der ein oder andere Coup tut dem Selbstbewusstsein<br />
kleiner Verlage gut. So wie die<br />
Edition Panorama untrennbar mit dem Fotografen<br />
Horst Hamann verbunden ist, verbindet<br />
die Literaturszene den Verlag Das Wunderhorn<br />
mit den Nobelpreisträgern Herta Müller und<br />
vor allem Jean-Marie Gustave Le Clézio. „Als<br />
er 2008 überraschend ausgezeichnet wurde,<br />
waren wir der einzige Verlag, der sein neuestes<br />
Buch in der deutschen Übersetzung hatte“,<br />
erzählt Manfred Metzner. „Das hat uns eine<br />
gigantische Aufmerksamkeit gebracht.“ Ebenso<br />
wie der Deutsche Krimipreis International<br />
2<strong>01</strong>3 für seinen nigerianischen Autor Helon<br />
Habila.<br />
Sorgen, dass das Gedruckte ausgedient haben<br />
könnte, macht sich keiner der vier Verleger.<br />
Qualität setze sich durch, sagen sie unisono,<br />
das Bedürfnis nach toll gemachtem Handwerk<br />
bleibe. Bernhard Wipfler führt zusätzlich den<br />
Entschleunigungseffekt ins Feld, den ein Buch<br />
besitze, „auch gegenüber einem elektronischen<br />
Buch, mit dem ich ganz anders umgehe“. Manfred<br />
Metzner spricht für alle, wenn er sagt: „Wir<br />
machen das Besondere und das wird wahrgenommen<br />
und gesucht. Das ist wie bei gutem<br />
Essen.“ Und: „Wir sind das Land Gutenbergs<br />
und haben die Tradition des gedruckten Buchs<br />
wie kein zweites.“<br />
Text: Ute Maag Fotos: Christian Dammert •<br />
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20<br />
UBI BENE
ackstage<br />
Perspektiven<br />
Die zweite Eigenproduktion des Heidelberger Frühling ist<br />
erneut eine Zusammenarbeit mit dem Bundesjugendballett.<br />
Nach dem groSSen Erfolg der tänzerischen Interpretation<br />
von Franz Schuberts Liedzyklus „Die schöne Müllerin“ im<br />
vergangenen Jahr stehen diesmal „folk songs“ auf dem Programm.<br />
Mit im Team der Tänzer, Musiker und Choreographen<br />
sind auch ein Neu-Mannheimer und ein Rückkehrer.<br />
22 UBI BENE<br />
UBI BENE<br />
23
ackstage<br />
Choreograph Thiago Bordin<br />
mit Tänzerin Winnie Dias<br />
Kein Zweifel, der Plan hat funktioniert.<br />
Thorsten Schmidt, der Intendant<br />
des Festivals Heidelberger<br />
Frühling, ist ja immer auf der Suche nach Möglichkeiten,<br />
klassische Musik auf neuen Wegen<br />
zu vermitteln und den Kreis ihrer Fans zu erweitern.<br />
Im vergangenen Jahr hatte er deshalb für<br />
die erste Eigenproduktion eine Zusammenarbeit<br />
mit dem Bundesjugendballett initiiert. Das<br />
Ensemble aus Hamburg interpretierte damals<br />
zusammen mit Stipendiaten der Heidelberger<br />
Lied Akademie Franz Schuberts Zyklus „Die<br />
schöne Müllerin“ – mit beachtlichem Erfolg.<br />
„Das Publikum hat dieses neue Format so begeistert<br />
angenommen, dass wir eine zusätzliche<br />
Vorstellung ansetzten mussten“, erzählt<br />
Schmidt. Grund genug, die Kooperation in diesem<br />
Jahr fortzusetzen.<br />
Im Dialog mit dem Intendanten des Bundesjugendballetts,<br />
John Neumeier, und dessen<br />
künstlerischem Leiter Kevin Haigen entstand<br />
die Idee zu „folk songs“. Choreographen unterschiedlichen<br />
Alters und diverser Nationen <br />
24 UBI BENE<br />
UBI BENE<br />
25
ackstage<br />
wurden aufgefordert, sich tänzerisch mit Volksliedbearbeitungen<br />
und von Volksmusik beeinflussten<br />
Werken des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
auseinanderzusetzen. Der musikalische Bogen<br />
spannt sich von Benjamin Britten und Joseph<br />
Canteloube über Peter I. Tschaikowsky und Johannes<br />
Brahms bis zu Heitor Villa-Lobos und<br />
Carlos Gardel. Auch John Neumeier selbst<br />
steuert eine Choreographie bei. „Gleichzeitig<br />
haben wir das Konzept weiterentwickelt und<br />
die Verbindung von Ballett und Festival intensiviert,<br />
indem wir diesmal nicht nur Stipendiaten<br />
der Lied Akademie, sondern auch der Kammermusik<br />
einbinden“, sagt Thorsten Schmidt.<br />
Das passe auch zum diesjährigen Motto des<br />
Heidelberger Frühlings, „Perspektiven“.<br />
Hingabe, Demut,<br />
Menschlichkeit<br />
Für Kevin Haigen, den künstlerischen und pädagogischen<br />
Leiter des Bundesjugendballetts,<br />
war es keine Frage, die Zusammenarbeit fortzusetzen.<br />
„Ich habe sehr positive Erinnerungen<br />
an den letzten Heidelberger Frühling“, erzählt<br />
der Amerikaner, der an John Neumeiers Hamburg<br />
Ballett auch Erster Ballettmeister ist. „Die<br />
Arbeitsatmosphäre in der Hebelhalle ist sehr<br />
angenehm, die Menschen sehr freundlich. Wir<br />
hatten eine wunderbare Helferin für die Kostüme,<br />
sie hat ganz spontan ausgeholfen. Insgesamt<br />
haben wir dort ein sehr produktives, künstlerisches<br />
Umfeld erlebt.“ Für das junge Ensemble,<br />
das erst im September 2<strong>01</strong>1 gegründet worden<br />
war, hatte die Produktion gleich Maßstäbe gesetzt.<br />
„Es hat sich seitdem zum Markenzeichen<br />
der Compagnie entwickelt, dass viele unserer<br />
Projekte vom Austausch mit jungen Musikerinnen<br />
und Musikern leben“, sagt er.<br />
Das Bundesjugendballett ist keine gewöhnliche<br />
Compagnie. Die acht jungen Tänzerinnen und<br />
Intendant Thorsten Schmidt: „die Verbindung von Ballett und Festival intensivieren“.<br />
Tänzer, die aus sechs verschiedenen Ländern<br />
kommen, haben ihre Ausbildung abgeschlossen<br />
und nutzen die zwei Jahre, die sie dem Ballett<br />
angehören dürfen, zur persönlichen und künstlerischen<br />
Weiterentwicklung. „Ich versuche den<br />
Tänzerinnen und Tänzern jeden Tag zu vermitteln,<br />
dass unsere Kunstform Werte erfordert wie<br />
Hingabe, Demut, Menschlichkeit und vor allem<br />
Ehrlichkeit. Die Tänzer sollen zu selbstbewussten<br />
und vielseitigen Künstlerpersönlichkeiten<br />
werden, die selbst Choreografien entwickeln<br />
und ihre klassische Technik weiter verbessern.<br />
Und die an den unterschiedlichsten Orten tanzen<br />
und Menschen unterschiedlichster Herkunft<br />
durch Tanz zusammenbringen“, erklärt<br />
Kevin Haigen die Intention, mit der Neumeier<br />
die Gründung des Balletts, das vom Bund gefördert<br />
wird, vorangetrieben hatte. Ihr Publikum<br />
müssen sie sich erarbeiten, eine eigene Bühne<br />
haben sie nicht. Aber jede Menge Perspektiven.<br />
„Neben der klassischen Technik war vor allem<br />
das kreative Potenzial dieser jungen Menschen<br />
ein Aufnahmekriterium“, sagt der Ballettpädagoge.<br />
„Jeder ist gleichzeitig Gruppentänzer und<br />
Solist. Deshalb war auch die Improvisation ein<br />
wichtiger Teil des Vortanzens.“<br />
Bislang haben die einzelnen Elemente dieser<br />
Kooperation getrennt voneinander gearbeitet:<br />
Studierende der Musikhochschule Mannheim<br />
haben die Bearbeitung der Musikstücke übernommen.<br />
In Hamburg haben die Tänzer mit den<br />
Choreographen zu Musik vom Band ihre Bewegungen<br />
einstudiert. Gleichzeitig haben die Sänger<br />
und Musiker, zum großen Teil allein, geprobt.<br />
In diesen Tagen sollen diese verschiedenen Perspektiven<br />
zusammengeführt werden, damit am<br />
20., 21. und 24. März in der Heidelberger Hebelhalle<br />
eine perfekte Symbiose entsteht.<br />
Mehr Klangfarben<br />
durch die Streicher<br />
Alexander Fleischer ist gespannt. Der 31-jährige<br />
Pianist war als ehemaliger Stipendiat der<br />
Lied Akademie unter der Leitung von Thomas<br />
Hampson schon 2<strong>01</strong>2 mit von der Partie. „Auch<br />
damals haben wir nicht so viel zusammen geprobt,<br />
erst in der Endphase“, erinnert er sich.<br />
Das Timing sei extrem wichtig für die Tänzer,<br />
sagt er: „Das Ballett gibt das Tempo der Musik<br />
vor.“ Am Klavier habe er es ohnehin am schwersten,<br />
weil er bei allen Stücken spielen müsse,<br />
„aber im Ernst: Es hat großen Spaß gemacht<br />
und in diesem Jahr wird es noch interessanter<br />
werden, weil wir zusätzliche Arrangements für<br />
Streicher und damit mehr Klangfarben haben.“<br />
Das Stipendium an der Lied Akademie vor zwei<br />
kevin haigen ist künstlerischer und pädagogischer leiter des bundesjugendballetts.<br />
Jahren hatte er schon als ausgezeichnete Fortbildung<br />
erlebt, jetzt freut er sich, „dass die Förderung<br />
durch Thomas Hampson und Thorsten<br />
Schmidt nicht nur weitergeht, sondern dass ich<br />
auch bei einem Traumprojekt für jeden Liedpianisten<br />
dabei sein darf“.<br />
In Heidelberg wird Alexander Fleischer (fast)<br />
ein Heimspiel haben. Seit kurzem wohnt er in<br />
Mannheim, weil seine Frau, die Sopranistin<br />
Juliane Herrmann, ein Engagement am Nationaltheater<br />
hat. Der gebürtige Chemnitzer, der<br />
an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in<br />
Berlin studiert hat und nun dort Gastdozent an<br />
der Hochschule und Assistent von Bassbariton<br />
Thomas Quasthoff ist, pendelt regelmäßig in<br />
die Hauptstadt, denn: „Das gibt man nicht auf,<br />
ich kann dort so viel lernen.“ Am Projekt „folk<br />
songs“ reizt ihn nicht nur, dass es außerhalb des<br />
täglichen Repertoires eines Liedpianisten steht<br />
und dass die Musik so international ist. Sondern<br />
auch, die andere Perspektive des Balletts auf die<br />
Musik kennenzulernen. „Tanz ist für mich ein<br />
fremdes Metier, daher hat die Zusammenarbeit<br />
für mich experimentellen Charakter“, gibt er zu.<br />
„Ich finde es spannend, wie Tänzer und Choreograph<br />
die Musik in Bewegung umsetzen.“<br />
Ein anderer ist mittendrin in diesem Prozess.<br />
Thiago Bordin, Brasilianer und Erster Solist<br />
am Hamburg Ballett, ist einer der acht Choreographen<br />
und zuständig für die Musik seines<br />
Landsmannes Heitor Villa-Lobos. „Zum ersten<br />
Mal habe ich die Musik nicht selbst ausgewählt,<br />
sondern vorgegeben bekommen.“ Als Kevin Haigen<br />
anfragte, ob er bereit wäre, diesen Part in<br />
„folk songs“ zu übernehmen, sagte Bordin dennoch<br />
sofort zu. „Jeder Brasilianer kennt diese<br />
Musik“, erzählt er. Er habe sich in die Küche gesetzt<br />
und angefangen den Klängen zu lauschen.<br />
„Ein paar Momente später hatte ich die ersten<br />
Bilder im Kopf. Ich bin Brasilianer. Für uns gehört<br />
die Musik zum Leben wie der Fußball.“<br />
Dass das Gastspiel in Heidelberg stattfindet,<br />
erhöhe seine Vorfreude noch, verrät er. Schließlich<br />
hat er in Mannheim an der Akademie <br />
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26 UBI BENE<br />
UBI BENE 27
ackstage<br />
Pianist<br />
Alexander Fleischer<br />
des Tanzes bei Birgit Keil studiert. „Ich liebe<br />
Mannheim und Heidelberg“, schwärmt er. „Ich<br />
bin jetzt zwölf Jahre in Hamburg, aber ein ‚Grüß<br />
dich’ und die süddeutsche Sprache klingen für<br />
mich immer noch schöner als ‚Moin Moin’.<br />
Meine ersten Wintermonate in Mannheim fand<br />
ich grässlich. Aber jetzt weiß ich: In Hamburg<br />
ist es noch dunkler.“<br />
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Das Choreographieren gehörte für den heute<br />
29-Jährigen schon immer zum Tanzen dazu.<br />
„Ich wollte schon als Schüler beides, aber mein<br />
früherer Lehrer hat gesagt, ich müsse erst tanzen.<br />
Birgit Keil hat mich dann sehr unterstützt“,<br />
erzählt Thiago Bordin. Was ihn so sehr reizt am<br />
Choreographieren? „Als Tänzer tanzt du nur für<br />
dich. Aber als Choreograph gibst du etwas weiter.<br />
Du musst dich auf deine Tänzer einstellen.<br />
Die Bewegungen müssen passen“, antwortet er.<br />
„Und du bekommst auch etwas zurück.“ Auch<br />
das: eine ganz neue Perspektive.<br />
Wir sind der Überzeugung, dass es auf dem Markt<br />
kein vergleichbares Produkt in Sachen Qualität,<br />
handwerklicher Verarbeitung und Sitzkomfort gibt.<br />
<br />
Text: Ute Maag •<br />
Heidelberger Frühling<br />
16. März bis 20. April<br />
Neue Standpunkte wagen, alte Einschätzungen<br />
infrage stellen, Kontexte bewusstmachen<br />
– das internationale Musikfestival<br />
steht 2<strong>01</strong>3 unter dem Motto „Perspektiven“.<br />
Erneut wirken große Künstler wie John Neumeier,<br />
Thomas Hampson und Igor Levit als<br />
„Artist in Residence“ mit. Zu den musikalischen<br />
Sternstunden wird sicher das Orgelkonzert<br />
von Cameron Carpenter am 26. März<br />
im Kongresshaus der Stadthalle Heidelberg<br />
gehören. Das Ausnahmetalent wird weltweit<br />
gefeiert, aber auch kritisiert für die Unbekümmertheit,<br />
mit der er stilistische Grenzen<br />
überschreitet.<br />
Die internationale Tagung am 22. und 23.<br />
März im Kongresshaus steht im Zeichen der<br />
Frage „Festivals 3.0 – eine Möglichkeit Zukunft<br />
zu gestalten?“<br />
Erstmals kooperiert der Heidelberger Frühling<br />
mit der halle02: Der „Alternative Frühling<br />
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ladyspecial<br />
Die Tanzunternehmerin<br />
Die personifizierte Präsenz hat einen Namen: Nanine Linning.<br />
Zu sphärischen Streicherklängen hebt sich der Vorhang.<br />
Für Ballettvorstellungen tat er das in Heidelberg lange nicht.<br />
Jetzt hat man wieder ein eigenes Ballett – und ist dank der<br />
gutgelaunten Niederländerin wieder voll da.<br />
30 UBI BENE<br />
UBI BENE 31
ladyspecial<br />
Es gibt sie ja, diese Strahlefrauen. Nanine<br />
Linning gehört zu ihnen. Wer ihr<br />
gegenübertritt, spürt Energie, die von<br />
ihr ausgeht. Sie strahlt, hat große neugierige<br />
Augen und einen entschlossenen Zug um den<br />
Mund. Sie will – und sie kann. Hier und jetzt.<br />
Hinter dem Vorhang zu ihrer ersten Heidelberger<br />
Arbeit „Zero“ verziehen sich apokalyptische<br />
Nebelfronten, mit dem Einsatz der Harfe wird<br />
der Zuschauer im neuen Theatersaal Skulpturen<br />
gewahr, die wie Engel durch den Raum<br />
schweben. Am Boden arbeiten sich zehn Tänzer<br />
als Androiden wie Insekten im straffen Takt<br />
bedrohlich weit ausschreitend zur Bühnenrampe<br />
vor. Später werden wir mit offenem Mund<br />
zusehen, wie sie buchstäblich und täuschend<br />
echt die Schwerkraft überwinden, um über<br />
Baumkronen und Flüsse zu schweben …<br />
Physische Präsenz, aufwendige Kostüme von<br />
Modedesignerin Iris van Herpen, großartige<br />
Videokunst, akrobatische Finessen und fulminante<br />
Musik sind Teil des gelungenen Überwältigungskonzepts,<br />
mit dem Nanine Linning in<br />
Heidelberg als neue Tanzchefin angetreten ist.<br />
Briefe schreiben, um ans Ziel<br />
zu kommen<br />
Wie ist sie, die derzeit am Neckar alle begeistert?<br />
Energetisch voll da, klar. Doch was sie<br />
ausstrahlt, ist kein „Hoppla, hier komm ich“,<br />
sondern eher ein „Hey, hier bin ich, was geht?“.<br />
Wenn sie etwas will, dann schreibt sie und fragt<br />
nach. So einfach ist das für Nanine Linning.<br />
Holländer stehen ja im Ruf, praktisch und unkompliziert<br />
zu sein, doch selbst für niederländische<br />
Verhältnisse beweist die 1977 in Amsterdam<br />
geborene Frau ausnehmend fröhlichen<br />
Mut. Natürlich gehört auch eine Portion Glück<br />
dazu. Das weiß sie, aber meist hat sie es eben.<br />
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Kaum hatte sie ihre Ausbildung in Tanz und<br />
Choreographie in Rotterdam abgeschlossen,<br />
wusste sie: „Ich bin meine eigene Choreographin.“<br />
Nach den Ideen anderer zu tanzen, kam<br />
für Linning somit nicht in Frage. Da schrieb<br />
sie an Tanzlegende William Forsythe nach<br />
Frankfurt, ob sie nicht mit ihm arbeiten könne<br />
– und wurde prompt Assistentin für seinen<br />
Tanzfilm „From A Classical Position“, den<br />
der Meisterchoreograph mit Dana Caspersen<br />
drehte. In dieser kurzen, aber doch sehr intensiven<br />
und intimen Zusammenarbeit konnte<br />
Linning ihrem bewunderten Vorbild genau auf<br />
die Finger schauen.<br />
32<br />
UBI BENE<br />
Auch für ihre nächste Station ergriff sie zügig die<br />
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am renommierten Rotterdamer Scapino Ballet,<br />
für das sie von 20<strong>01</strong> bis 2006 zwölf Choreografien<br />
für das große Ensemble entwarf. Die Welt<br />
war weit, Freelancer-Projekte, die Gründung<br />
einer eigenen Compagnie und die Leitung des<br />
Osnabrücker Tanztheaters folgten Schlag auf<br />
Schlag – und irgendwie auch immer zeitgleich.<br />
Vielseitigkeit ist schließlich auch eine Spezialität<br />
Linnings, die Opern inszeniert, Musik liebt,<br />
in ihren Projekten Tanz, Skulptur, Film und<br />
Mode zu einer Art Gesamtkunstwerk verbindet.<br />
„In die Modewelt bin ich gut eingearbeitet,<br />
ich schätze die Theatralität der Mode, die eine<br />
totale Erfahrung ist, weil sie ein Lebensgefühl<br />
vermittelt und eben nicht nur Kleider verkauft.“<br />
Finanzielle Freiheit ist<br />
künstlerische Freiheit<br />
Lieblingsdesigner? „Balenciaga, Alexander Mc-<br />
Queen und natürlich Iris van Herpen“, kommt<br />
es wie aus der Pistole geschossen. Wie es dazu<br />
kam, dass letztere auch für sie Tanzkostüme<br />
entwirft? „Ich habe sie angeschrieben!“, lächelt<br />
sie entwaffnend. Berührungsängste kennt Linning<br />
definitiv nicht.<br />
Für die niederländische Nobelkaufhauskette<br />
De Bijenkorf hat sie mit ihrem Ensemble einen<br />
TV-Werbespot produziert, der ihr auch über die<br />
Grenzen Hollands – und der Tanzszene – hinaus<br />
große Popularität verschaffte. Ob ihr das, nun<br />
ja, nicht auch ein wenig peinlich sei, als Künstlerin<br />
Fernsehwerbung zu machen? Wir betreten<br />
spannendes Terrain. „Keineswegs!“, kontert die<br />
engagierte Choreographin, die von sich sagt: „Ich<br />
bin Tanzunternehmerin.“ Kommerzielle Projekte<br />
geben ihr Freiheit, und zwar finanzielle, die somit<br />
auch künstlerische sei, betont sie.<br />
Gesamtkunstwerke mit<br />
poetischem Zauber<br />
Dass das im deutschen Kunstbetrieb in der Regel<br />
anders gesehen wird, stört Linning nicht.<br />
Natürlich sei das toll, im Subventionsbetrieb<br />
feste Strukturen, verlässliche Etats und regelmäßige<br />
Kulturförderung zu haben, aber man<br />
sei dann eben von den Gemeinden, Gremien<br />
und Sponsoren auch stärker abhängig, die<br />
Forderungen und Erwartungen hätten. Also<br />
sucht sie nach anderen Möglichkeiten, persönliche<br />
Sicherheit für ihre Kunst zu haben. Ist<br />
die Abhängigkeit von kommerziellen Kunden<br />
nicht ebenso groß? „Wenn man eine Win-Win-<br />
Situation findet, nicht“, sagt Linning. Wenn<br />
die Kunden das wollen, was sie anzubieten hat,<br />
nämlich energiegeladene, kraftvolle körperliche<br />
Tanzsprache, findet sie auch einen Zugang<br />
zu der vom Kunden gestellten Aufgabe.<br />
Als Unternehmerin hat sie mit Stardesigner<br />
Marcel Wanders den „Happy Hour Chandelier“<br />
entwickelt, ein Konzept, in dem eine Akrobatin<br />
in einem riesigen Lüster hängt, um Sekt oder<br />
Konfekt an Partygäste oder Vernissagebesucher<br />
zu verteilen. Das Partykunstevent läuft weltweit<br />
gut und ermöglicht ihr, mit den Einnahmen<br />
daraus ihre eigene Compagnie „NANINELIN-<br />
NING.NL“, für die sie die erfolgreichen Choreografien<br />
„Bacon“, „Cry Love“ und „Dolby“ entwickelte,<br />
nominell über einen Manager in den<br />
Niederlanden aufrecht zu erhalten, obwohl sie<br />
derzeit in Heidelberg in der Präsenzpflicht ist.<br />
Ob ihr Heidelberg nicht zu eng ist? „Nein, keineswegs,<br />
man spürt, wie sich die Menschen<br />
hier freuen, wieder eine eigene Tanzcompagnie<br />
in der Stadt zu haben, das gibt eine wahnsinnige<br />
Energie“. Als gescheitertes Versuchsmodell<br />
hatten sich Heidelberg und Freiburg seit 2006<br />
eher halbherzig ein Minimaltanzprojekt geteilt.<br />
Wenn man sich um eine Sache bei Nanine Linning<br />
keine Sorgen machen muss, dann um ihren<br />
Energiehaushalt und ihre Entschlossenheit.<br />
In Heidelberg erleben Zuschauer und Kritiker<br />
derzeit eine ganz neue Welt. Es ist eine<br />
der vereinten Kunst - mit Mut zur Schönheit.<br />
Statt schwarzem Guckkasten und ebensolchen<br />
Gymnastikanzügen bietet Linning sinnliche<br />
Körperskulpturen, Kostüm, Video, Licht. Hier<br />
soll der Zuschauer nichts verstehen müssen,<br />
sondern sich poetisch verzaubern lassen dürfen.<br />
Ihre explodierende Euphorie zum Gesamtkunstwerk<br />
bricht sich in ihrer Osnabrücker,<br />
nun ebenfalls auf dem Heidelberger Theaterspielplan<br />
stehenden Arbeit „Requiem“ Bahn:<br />
Weiß gepuderte und üppig ausstaffierte Harpyien,<br />
Sirenen und Centauern interagieren als<br />
belebte Plastiken mit neugierig umherziehendem<br />
Publikum. Das führt einen buchstäblich<br />
ganz nah an die Kunst heran.<br />
Für ihr ästhetisches Vorhaben, die unterschiedlichen<br />
Sparten des Theaters und der Kunst zu<br />
verschmelzen, stehen die Aktien am Neckar<br />
derzeit gut: Ein neues, architektonisch begeisterndes<br />
Theater bietet ideale räumliche Voraussetzungen,<br />
Heidelbergs Intendant Holger<br />
Schultze steht voll hinter der Powerfrau, die er<br />
ja schließlich aus Osnabrück nach Heidelberg<br />
mitgebracht hat. Das Unternehmen ihrer sinnlichen,<br />
prallen und mitreißenden Tanzarbeit hat<br />
bereits beim Heidelberger Start-up enormen Erfolg.<br />
Und das Publikum platzt derzeit förmlich<br />
vor Neugier. Ja, Nanine Lininnig hat wirklich<br />
auch allen Grund zum Strahlen.<br />
Text: Ralf-Carl Langhals •<br />
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34 UBI BENE<br />
UBI BENE 35
Promotion<br />
rissen und detailgetreu wiederhergestellt, die Sandsteinmauern<br />
im Innern freigelegt. Die Decke, die nach der Schließung<br />
des alten Filmtheaters 1962 eingezogen worden war,<br />
haben sie wieder entfernt und durch eine Stahlkonstruktion<br />
ersetzt. Ein detailliertes Beleuchtungskonzept mit modernen<br />
Strahlern und geschmackvollen Leuchten setzt die Mode<br />
ins rechte Licht. Und wenn die Sonne durch die raumhohe<br />
Glasfassade an der Rückseite des Gebäudes scheint, wird<br />
der komplette Store von Licht durchflutet. Was der Kunde<br />
nicht sieht: Hinter einem großformatigen, goldgerandeten<br />
Spiegel im Obergeschoss verbirgt sich eine Tür, die in ein<br />
großzügiges Penthouse mit Dachterrasse führt. Hier planen<br />
die Stahlers Modenschauen oder andere Events.<br />
der neue Mode<br />
Hot-spot<br />
In neustadt FrIedrIchstrasse<br />
„Wir wollten weg vom Mainstream, sowohl was das Angebot<br />
als auch die Präsentation angeht“, begründet Jochen Stahler.<br />
Dass die Investition sich gelohnt hat, wurde schnell deutlich:<br />
Die Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ hat die neue Einkaufswelt<br />
bereits ausgezeichnet. Auch beim renommierten Award<br />
„Store of the year“, den der Handelsverband Deutschland<br />
(HDE) am 20. März vergeben wird, gehört der Store der Stahlers<br />
zu den vorgeschlagenen Kandidaten. „Das ist ein Ritterschlag“,<br />
freut sich der Chef.<br />
Modemeile<br />
FriedrichstraSSe<br />
Neustadt an der weinstrasse hat einen neuen Mode-Hotspot. Im vergangenen September<br />
eröffneten Jochen und Alexandra Stahler das Stahlers in der FriedrichstraSSe. Der Lohn für<br />
das ebenso innovative wie gelungene Ladenkonzept: Der Fashiontempel wurde für den<br />
„Store of the year“-Award vorgeschlagen.<br />
Seit Jochen und Alexandra Stahler das Modehaus Jacob<br />
2004 übernommen haben, ist viel passiert: 2006 der Umzug<br />
des Haupthauses in die Hetzelgalerie, später die Eröffnung<br />
des House of Gerry Weber am ehemaligen Stammsitz<br />
in der Friedrichstraße 14 und des Schiesser Outlet Store<br />
ein paar Häuser weiter. In der Eröffnung der neuen Räume<br />
sieht das Ehepaar aber nicht nur einen Meilenstein für<br />
das eigene Unternehmen, sondern auch für Neustadt. „Wir<br />
wollen dazu beitragen, Neustadt als Einkaufsstadt und insbesondere<br />
die Friedrichstraße aufzuwerten“, erklärt der Inhaber.<br />
Nicht nur der neue Straßenbelag und die Restaurierung<br />
etlicher weiterer Fassaden hätten in den vergangenen<br />
Jahren dazu geführt, dass heute mehr als doppelt so viele<br />
Kunden als früher durch die Straße bummeln: „Die Leute<br />
kommen gern hierher, denn sie finden hier auf hundert<br />
Metern Laufweg ein kompetentes Markenangebot.“<br />
Jahrelang hatte Jochen Stahler aus seinem<br />
Bürofenster auf das gegenüberliegende<br />
Gebäude geblickt und sich geärgert: „Schade,<br />
dass es nicht adäquat genutzt wurde.“<br />
Das ehemalige Kino, den älteren Neustädtern<br />
noch als „Palast-Theater“ in Erinnerung, verfiel,<br />
die Mieter wechselten häufig. „Ich kannte das<br />
Potenzial des Hauses und ich fand, das alte Flair<br />
sollte neu erlebbar gemacht werden“, erzählt<br />
der Inhaber des alteingesessenen Modehauses<br />
Jacob. Als sich die Chance bot, griff er zu und<br />
erwarb die Immobilie. Nach einer grundlegenden<br />
Sanierung ist sie nun ein Schmuckstück<br />
geworden – mit zwei Mode-Stores, die das Angebot<br />
des Modehauses Jacob zusätzlich zum<br />
Stammhaus in der Hetzelgalerie, dem wenige<br />
Schritte entfernten House of Gerry Weber und<br />
dem Schiesser Outlet Store auf das Schönste<br />
um trendige junge Mode ergänzen.<br />
Vom Filmtheater<br />
zum Modetempel<br />
Dass hier einmal ein Kino war, lässt sich beim<br />
Rundgang durch die zwei Etagen nur noch erahnen.<br />
Der vordere Teil des Erdgeschosses, den<br />
man von der Friedrichsstraße betritt, ist dem<br />
s.Oliver-Store vorbehalten. Im hinteren Bereich,<br />
zur Gutenbergstraße hin, flimmerten früher Filme<br />
über die Leinwand, jetzt finden sich im Stahlers-Store<br />
vor imposanten Sandsteinwänden von<br />
mehr als acht Metern Höhe Labels wie Marc<br />
O’Polo, Scotch&Soda oder Superdry für Herren.<br />
Über die Treppe erreicht der Kunde die Empore.<br />
Wo früher Logen und Projektorraum waren, ist<br />
heute das Reich der Damenmode mit Schönem<br />
von Comma, Drykorn, Maison Scotch, Mexx<br />
oder yaya sowie Accessoires, zum Beispiel von<br />
Codello und Liebeskind. Und eine Cafébar, die<br />
zum Schauen und Genießen einlädt.<br />
Denn nur die Mode wahrzunehmen, wäre trotz<br />
des reichhaltigen und hochwertigen Sortiments<br />
schade. Jochen Stahler und seine Frau Alexandra<br />
haben viel Wert auf Architektur und Einrichtung<br />
gelegt. Zusammen mit den renommierten<br />
Ladenbauern Blocher Blocher Partners aus<br />
Stuttgart und dem Gimmeldinger Architekten<br />
Thomas Ritzer haben sie ein Konzept entwickelt,<br />
das internationalen Vergleichen standhält.<br />
Die Außenfassade wurde zu großen Teilen abge-<br />
stahlers<br />
Friedrichstr. 5 / Gutenbergstr. 6<br />
s.Oliver store<br />
Friedrichstr. 5<br />
House of Gerry Weber<br />
Friedrichstr. 14<br />
Schiesser Outlet Store<br />
Friedrichstr. 19<br />
Modehaus Jacob<br />
Friedrichstr. 2<br />
67433 Neustadt / Weinstraße<br />
Telefon 06321 2100<br />
Fax 06321 33413<br />
E-Mail: info@modehaus-jacob.de<br />
www.modehaus-jacob.de<br />
friedrichstrasse 5 gutenbergstrasse 6 www.stahlers.de<br />
neustadt an der weinstrasse<br />
36<br />
UBI BENE<br />
Mo. - Fr. 10.00 - 19.00 Uhr<br />
Sa. 10.00 - 17.00 Uhr
trendart<br />
Jede<br />
Rose<br />
hat<br />
ihre<br />
Dornen<br />
Bei ihrer zwölften Auflage war die Fashion<br />
Week Berlin einmal mehr die wichtigste<br />
Leistungsschau etablierter deutscher Modedesigner<br />
und aufsehenerregender<br />
Newcomer. UBI BENE zeigt die Trends des<br />
kommenden Winters.<br />
38 UBI BENE<br />
UBI BENE<br />
39
trendart<br />
Lala Berlin<br />
Schwarz<br />
Um es vorwegzunehmen – diese<br />
Fotostrecke ist nur ein winziger Ausschnitt aus dem riesigen Bildangebot<br />
unseres Fashion-Week-Fotografen Michael Wittig. Nicht einmal er hat es<br />
geschafft, alle 50 Schauen im Zelt auf der Straße des 17. Juni und an zahlreichen<br />
Offsite-Plätzen in der ganzen Stadt zu sehen. Auch ohne den Stammgast<br />
Escada und das Berliner Label Kaviar Gauche, die diesmal fehlten, war<br />
die Mercedes Benz Fashion Week so gut besucht wie nie. Und auch wenn<br />
die Entwürfe der Designer so vielfältig wie selten waren, ließen sich einige<br />
Trends für den Winter 2<strong>01</strong>3/2<strong>01</strong>4 ablesen. Nicht alles wird anders im kommenden<br />
Winter! Schwarz bleibt ein wesentliches Element der Kollektionen.<br />
Nicht nur das Berliner Label Augustin Teboul blieb seiner Linie treu und<br />
zeigte Modelle in Schwarz und mit Spitze. Auch Lala Berlin schickte einige<br />
Models dunkel gewandet auf den Laufsteg. Vom unangepassten Neuling<br />
hat sich die Berlinerin Leyla Piedayesh längst zu einem der Stars in Berlin<br />
gemausert und steht für tragbare Mode für Frauen mit Power, die alles andere<br />
als trist ist: Kombinationen mit Weiß, transparente Stoffe und Sternenprints<br />
sorgten für Effekte, Hingucker waren auch ihre Neuinterpretation<br />
des klassischen Parka, Overalls aus Seide und kurze Wollkleider.<br />
40 UBI BENE<br />
UBI BENE 41
trendart<br />
Glitzer<br />
Nicht nur die klassischen Labels wie<br />
Marccain oder Minx setzten auf schillernde Effekte. Auch Kilian Kerner<br />
zeigte zum doppelten Jubiläum unter dem Motto „Sag mir, wie du heißt“<br />
eine phantastische Schau. Seit zehn Jahren arbeitet der Kölner in Berlin,<br />
die Winterkollektion 2<strong>01</strong>3/2<strong>01</strong>4 war seine zehnte Präsentation im Berliner<br />
Zelt. Wie schon in den Vorjahren kam die Musik nicht vom Band.<br />
Zu melancholischen Liveklängen der Rockband „Tunes of Dawn“ schritten<br />
Models in kastigen Jacken und Breakfest-at-Tiffany’s-Kostümen im<br />
Stil der 60er Jahre über den Laufsteg. Gebrochen wurde die schlichte<br />
Linienführung durch die kubistischen und asymmetrischen Formen seiner<br />
Kleider und durch tausende aufgesetzte Pailletten. Und: Er verhalf<br />
Mireille Mathieu zu einem Comeback. Zumindest ihrer Frisur. Alle Models,<br />
ob blond oder dunkel, Frau oder Mann, trugen den klassischen<br />
Pagenkopf mit dem kurzen eingerollten Pony.<br />
Kilian Kerner<br />
42 UBI BENE<br />
UBI BENE 43
trendart<br />
Silber<br />
Metallische Kühle strahlte nicht nur die<br />
Laurèl-Kollektion aus. Aufgesetzte Aluminium-Plättchen, metalldurchwirkte<br />
Stoffe und vor allem Nieten waren auch bei anderen Designern<br />
zu sehen. Dimitri inszenierte seine Schönheiten als Kämpferinnen in<br />
Fransenkleidern und eisblauen Tönen. Die Kombination mit Grau signalisierte:<br />
„Komm’ mir nicht zu nah“. Gold- und Bronzetöne komplettierten<br />
den Metallic-Chic.<br />
Laurel<br />
44<br />
UBI BENE<br />
Joleen<br />
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trendart<br />
Zugeknöpft<br />
Klar, herb, gedämpft<br />
– nicht gerade sinnliche Attribute verliehen viele Kritiker der Mode für<br />
den kommenden Winter. Das stimmt alles: Die Blusen sind hochgeschlossen,<br />
die Schultern akzentuiert, Hosen sind ein großes Thema und an den<br />
Füßen darf Frau gern klobige Boots und warm gefütterte Stiefel tragen.<br />
Auch die Farben sind eher gedeckt: Tiefdunkles Bordeaux, Marine- und<br />
Erdtöne dominieren. Doch es gibt sie durchaus, die leuchtenden Akzente<br />
in Rot und Rosa, Türkis und Grün. Die Mainzerin Anja Gockel, seit Jahren<br />
Garantin für Farbtupfer und exklusive Prints, wartete mit einem satten<br />
Senfgelb auf. Hugo Boss stattete seine Businessfrauen zwar im gewohnt<br />
klaren Look aus, ließ zwischen Lederkleidern in Flanellgrau und Weiß<br />
aber auch immer wieder tomatenrote Töne durchscheinen. Neonfarben<br />
waren dagegen nur noch in Details und Accessoires zu finden.<br />
Beispielhaft für diesen Spagat aus femininer Sinnlichkeit und unnahbarer<br />
Kühle steht die Mannheimerin Dorothee Schumacher. Schmale Hosen<br />
und kurze Capes, Lederröcke und Oberteile mit Trompetenärmeln<br />
spielen mit den Silhouetten und sind opulent in den Details. Neben<br />
Pelz und Lurex setzt sie laminierte Spitze und grafische Prints. Schwarz,<br />
Weiß und Mitternachtsblau kontrastiert sie mit Rosé- und Olivtönen.<br />
Ihre Schau im vollbesetzten, mit Rosenduft parfümierten Zelt – die das<br />
Publikum zu Beifallsstürmen hinriss – stand unter dem Motto „Every<br />
rose has ist thorn“, das die Designerin folgendermaßen erklärte: „Die<br />
Rose, so wunderschön, sinnlich und facettenreich, kann unglaublich zart<br />
und fragil sein, denn sie hat ihren Dorn, der sie schützt. Sie entspricht<br />
meinem Bild moderner Frauen. Doch ihr Stachel kann auch gefährlich<br />
werden – nehmen wir es als charmante Warnung.“<br />
Text: Ute Maag<br />
Fotos: Michael Wittig •<br />
schumacher<br />
46<br />
UBI BENE
trendart<br />
Die Identität einer Stadt definiert sich in ihrem Kern. Der<br />
Einzelhandel prägt die City. Hier formen sich unterschiedliche<br />
Charaktere zu einem unverwechselbaren Profil. Eine<br />
Innenstadt ohne inhabergeführte Geschäfte wirkt austauschbar, gesichtslos<br />
und fad. Eine bunte, lebendige Einkaufslandschaft spiegelt immer einen<br />
gesunden Mix aus vielen Fachgeschäften mit hochwertigen Angeboten<br />
und kreativem Service. Das garantiert eine attraktive Innenstadt mit<br />
Charme und starker Persönlichkeit.<br />
WORAUF<br />
STEHEN<br />
erfolgreiche Männer?<br />
Doch die Kleinen haben es schwer. Zwischen Filialisten, Franchise-<br />
Shops und in geklonten Shoppingcentern müssen sie dafür sorgen, dass<br />
sie nicht zum Auslaufmodell werden. Die Zahl der inhabergeführten<br />
Läden, zum Teil mit langer Vergangenheit, hat sich in den vergangenen<br />
Jahren stark reduziert. Die Marktanteile sacken ab. In den größeren<br />
Städten macht sich indes ein entgegengesetzter Trend bemerkbar:<br />
Kleine Geschäfte in exzellenten Lagen, die mit hohem Personaleinsatz<br />
ausgewählte Waren und Dienstleistungen anbieten, überzeugen mit einem<br />
Einkaufserlebnis abseits der ausgehöhlten Trampelpfade. Auch in<br />
Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen.<br />
Mannheim: Passgenaue Plattform<br />
abseits des Mainstreams<br />
In den Metropolen der Metropolregion haben sich einige Einzelhändler<br />
zu Initiativen zusammengeschlossen. Mit dem Ziel, das Besondere im<br />
Allgemeinen zu betonen und die Vielfalt des Standorts zu bewahren.<br />
Nach dem Motto: Eine Stimme für die Kleinen. „Viele Kunden kommen<br />
mit dem Shopping-Guide unterm’ Arm“, berichtet Wolfhard Federhaff<br />
vom Erfolg des Projekts. Der Mitgeschäftsführer der Kurfürsten-Verwaltungsgesellschaft<br />
hat mit seinem Team gerade die dritte Auflage eines<br />
exklusiven kleinen Einkaufsführers fertig gestellt, die im März erscheinen<br />
wird: „Der Mannheimer“ weist den Weg zu einigen der feinsten<br />
Angebote der Stadt. Eine edel ausgestattete Navigationshilfe zu individuellen<br />
Adressen abseits des Mainstreams. „Mannheim steht für den<br />
inhabergeführten Einzelhandel“, so Federhaff, der darin ein wertvolles<br />
Alleinstellungsmerkmal sieht – das es stärker zu betonen gelte.<br />
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Der Anspruch des Netzwerks ist, den höherwertigen Einzelhandel zu bündeln<br />
und dieses niveauvolle Konzentrat ansprechend zu vermarkten. Damit<br />
sind vor fünf Jahren vier Einzelhändler und eine Grafikerin an den Start<br />
gegangen. Heute ist „Der Mannheimer“ 34 Händler groß. Auch die Gastronomie<br />
macht mit: Restaurants, Caterer, Feinkostläden. Aktuell denkt man<br />
darüber nach, das Cross-Selling zu forcieren und damit noch enger zusammenzurücken,<br />
damit jeder noch stärker vom anderen profitieren kann.<br />
nischenkultur<br />
Den Machern ging und geht es darum, den kleinen Händlern eine passgenaue<br />
Plattform anbieten zu können, über die sie sich inszenieren und<br />
bemerkbar machen können. Das Label ist ein geschütztes Markenzeichen.<br />
Der Shopping-Guide erschien erstmals 2009 und wird heute an prominenten<br />
öffentlichen Umschlagplätzen gestreut. „Quadratisch, praktisch und<br />
immer frisch“, kommentiert Wolfhard Federhaff den kleinen Kompass zu<br />
den außergewöhnlichen Adressen im Zentrum Mannheims.<br />
Exklusive Marken bei Schuh-Keller<br />
48<br />
UBI BENE<br />
Wer auf den HauptverkehrsstraSSen bleibt, fährt an den echten Sehens-<br />
würdigkeiten meist vorbei. Auch beim Shopping. Die kostbarsten Perlen sind oft<br />
am schwersten zu finden. Urbane Lebenswelten brauchen exklusive<br />
Nischen, um nicht in die Anonymität abzugleiten.<br />
Die Heidelberger Altstadt ist noch komprimierter. Ein Herz, dessen Pulsschlag<br />
sich unmittelbar auf die Befindlichkeit der Gesamtstadt auswirkt.<br />
Um den Interessen des Einzelhandels und der Gastronomie ein Forum zu<br />
geben, haben sich die citynahen Akteure Anfang der 80er Jahre unter dem<br />
Dach des Marketingvereins „Pro Heidelberg e.V.“ zusammengeschlossen.<br />
Erster Vorsitzender ist der Augenoptiker Volker Dieterich. Motivation des<br />
Vereins war und ist eine Fokussierung auf die Zielgruppe. Man woll- <br />
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der Versuchung“<br />
Oscar Wilde<br />
te nicht als eine Klientel unter mehreren verloren gehen, sondern sich<br />
selbst als prominenten Innenstadt-Player inszenieren. Ein langer Weg, so<br />
Dieterich, der im 15. Jahr den Vorstand anführt. Zweiter Mann ist der Geschäftsführer<br />
der Galeria Kaufhof am Bismarckplatz, Charles Klein.<br />
Heidelberg: Kleine und Große<br />
verstehen sich gut<br />
Kleine und Große verstehen sich gut, wenngleich das Gros der aktuell<br />
160 Mitglieder zum inhabergeführten Einzelhandel gehört. Viele davon<br />
sind tief in der Heidelberger Historie verwurzelt. Klangvolle Namen,<br />
Traditionshäuser und Filialisten agieren gemeinsam. Eine lokale Integrationsleistung.<br />
Zum Selbstverständnis des Netzwerks gehört die Zusammenarbeit mit Institutionen<br />
aus Wirtschaft und Verwaltung. Volker Dieterich macht sich<br />
seit Jahren erfolgreich für eine enge Vernetzung mit der Wirtschaftsförderung<br />
stark. Möglich wird das auch durch die professionelle Geschäftsführung<br />
unter der Regie von Pavlo Stroblja und dem städtischen Einzelhandelsbeauftragten<br />
Matthias Friedrich. Die Geschäftsstelle ist bei der noch<br />
jungen Heidelberger Event GmbH angesiedelt, einer einhundertprozentigen<br />
Tochter der Stadt. Die gezielte Förderung des Einzelhandels spiegelt<br />
sich auch in der Stelle eines direkten Ansprechpartners: „Kümmerer“ Jörg<br />
Hormann ist der direkte Draht zu den Geschäftsleuten.<br />
Klasse statt Masse: Sein durchdachter Aktivismus ist die große Stärke des<br />
Vereins. Gerade bei Themen wie verkaufsoffenen Sonntagen braucht es<br />
einen langen Atem. Die Resonanz ist jedes Mal riesig, doch die Hürden<br />
liegen heute höher als früher. Hier ist auch politische Überzeugungsarbeit<br />
gefragt. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat erst jüngst verlauten lassen,<br />
dass verkaufsoffene Feiertage grundsätzlich an eine konkrete örtliche<br />
Veranstaltung mit einem außerordentlich großen Publikumsinteresse gebunden<br />
sein müssten. Sprich: Der Anlass muss ein großer sein.<br />
Auch Dieterich will eine ausgewogene Balance, von der alle profitieren –<br />
auch und gerade die Kollegen in den Winkeln der Altstadt. Denn während<br />
bei den langen Einkaufsnächten eher die Hauptstraße angesteuert wird,<br />
verzeichnen die kleineren, inhabergeführten Geschäfte in den Seitengassen<br />
vor allem bei den offenen Sonntagen eine hohe Beachtung. „Auch<br />
diese Händler möchten wir gezielt fördern.“<br />
Ludwigshafen: Roter Teppich<br />
für die Kunden<br />
Vor genau einem Jahr hat sich auch in Ludwigshafen eine Qualitätsoffensive<br />
formiert, die Einkauf und Genuss in Einklang bringen will: Unter<br />
dem Markenzeichen „TOP in LU“ bündeln sich Unternehmen, die<br />
Fachkompetenz und Anspruch mit einem klaren Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort<br />
vereinen. Motto: „Alles Beste für Sie!“ Dafür sind zehn<br />
gute Adressen aus Einzelhandel und Gastronomie eng zusammengerückt.<br />
Heute sind es zwölf. Motivation dieser abgestimmten Marketing-Initiative<br />
war die Ausrichtung auf eine gemeinsame Zielgruppe: qualitätsbewusst,<br />
anspruchsvoll und mit hohen Erwartungen an Service und Atmosphäre.<br />
Die Vorgeschichte begann vor gut acht Jahren. Marcus Keller-Leist, Juniorchef<br />
des Familienunternehmens Schuh-Keller, wollte dem Standort<br />
und seinen Geschäften mehr Selbstbewusstsein geben. Gemeinsam zeigen,<br />
was man drauf hat. „Ich dachte, Mensch, das muss doch möglich<br />
sein!“ Der erste Versuch scheiterte trotz positiver Resonanz. Es haperte<br />
an Teamgeist und belastbaren Strukturen. „Als Einzelkämpfer hat man<br />
wenig Chancen“, so Keller-Leist, der das Projekt 2<strong>01</strong>2 mit einem verfeinerten<br />
Konzept und klarer Aufgabenverteilung neu gestartet hat. Diesmal<br />
professionell unterstützt von einer Agentur, die Infos streut und Projekte<br />
koordiniert. Die Resonanz spricht für sich. Mit der Überzeugung, dass<br />
es in Ludwigshafen hervorragende Geschäfte gibt, gehen die Mitglieder<br />
offensiv an die Öffentlichkeit. Das wirkt. „Ehrlich, nicht elitär“, beschreibt<br />
Marcus Keller-Leist das Selbstverständnis der Kollegen.<br />
Man versteht sich als Interessengemeinschaft. Alle für einen, einer für<br />
alle. Auf der linken Rheinseite wird Empfehlungsmarketing groß geschrieben:<br />
Der Kunde, der nach Ludwigshafen kommt, soll auch das Angebot<br />
der anderen Fachgeschäfte kennenlernen. „Wir glauben, dass in dieser<br />
Strategie der Schlüssel für eine positive Weiterentwicklung am Standort<br />
liegt“, so Marcus Keller-Leist. Der Ansatz: Ein guter Name verweist auf einen<br />
anderen. Jeder bürgt für jeden. Voraussetzung ist maximales Vertrauen<br />
unter den Verbündeten. Die Initiative ist überzeugt: Kunde wie Händler<br />
können dadurch gleich mehrfach profitieren.<br />
Damit diese besondere Einkaufskultur schon aus der Distanz erkennbar<br />
ist, haben sich die Geschäfte ein einheitliches Entrée gegeben und einen<br />
roten Teppich ausgerollt, der auf das lokale Bündnis hinweist. Mit einem<br />
eigenen Gütesiegel legt der Verbund die Messlatte noch höher. Durch<br />
das Zertifikat verpflichten sich die Geschäftsinhaber, die Werte und Ziele<br />
der Initiative nicht aus den Augen zu verlieren und sich in deren Sinne<br />
gegenseitig zu unterstützen. Die Kriterien sind unermüdlicher Qualitätsanspruch,<br />
Fachkompetenz und eine nachhaltige, verantwortungsbewusste<br />
Unternehmensführung. Nicht zu vergessen die Identifikation mit der<br />
Einkaufsstadt Ludwigshafen – das elementare Glaubensbekenntnis eines<br />
ambitionierten Händlernetzes. Weitere Mitstreiter sind willkommen. Aber<br />
es muss passen. Behutsames Wachstum bevorzugt. Das Kern-Geschäft<br />
soll nicht nur einen Frühling blühen.<br />
<br />
Text: Thomas Tritsch •<br />
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Erstens: Die GroSSen des Reitsports kommen jährlich zum gratulieren.<br />
Und zweitens: Neuerungen, wie zum Beispiel die Aufnahme der Arena Polo<br />
Championships vor zwei Jahren ins Turnierprogramm, halten jung.<br />
Das Jahr 2<strong>01</strong>3 ist das Jahr der Jubiläen:<br />
im 400. Jahr des Maimarkts feiert das<br />
Maimarkt-Turnier seinen 50. Geburtstag.<br />
Seit zehn Jahren sind die Wettbewerbe der<br />
Reiter mit Handicap fester Bestandteil des<br />
Turnierprogramms und seit 30 Jahren ist<br />
Peter Hofmann, Vorsitzender des Reiter-<br />
Vereins Mannheim, Organisationschef. Mit<br />
UBI BENE sprach der 62-jährige Jurist über<br />
Vergangenheit und Zukunft des Turniers.<br />
Herr Hofmann, Sie waren schon beim allerersten<br />
Maimarkt-Turnier 1964 mit von<br />
der Partie. Welche Erinnerungen haben Sie<br />
daran?<br />
Peter Hofmann: An was ich mich noch gut erinnere,<br />
ist , dass ich das Schleifenpony zu den<br />
Siegerehrungen führen durfte. Das wollte ich<br />
unbedingt, weil ich die großen Idole meiner<br />
Kindheit ganz aus der Nähe sehen konnte.<br />
Ich hatte in meinem Zimmer eine ganze Wand<br />
vollgeklebt mit Fotos und Zeitungsausschnitten<br />
von Alwin Schockemöhle.<br />
Stimmt es, dass Sie schon als Bub zu Ihrer<br />
Mutter gesagt haben, dass Sie das Turnier<br />
später einmal übernehmen würden?<br />
Hofmann: Das habe ich auch gelesen (lacht).<br />
Aber weder meine Mutter noch ich können<br />
sich daran erinnern. Das Turnier hat mich<br />
von Beginn an fasziniert, und ich hatte im<br />
Lauf der Zeit fast alle Funktionen inne. Aber<br />
es zu organisieren? Dieser Wunsch kam erst<br />
viel später.<br />
Wann und wie?<br />
Hofmann: 1968, nach dem Abitur, bin ich<br />
zu Springderbysieger Achaz von Buchwaldt<br />
nach Warendorf gegangen, weil ich mich reiterlich<br />
weiterentwickeln wollte. Dort habe ich<br />
geritten und war als Pfleger bei den großen<br />
internationalen Turnieren dabei. So habe ich<br />
gelernt, Turniere aus der Sicht von Reitern<br />
und Pflegern zu beurteilen, und dabei gemerkt,<br />
was man bei uns in Mannheim noch<br />
alles verbessern könnte: zum Beispiel ausreichend<br />
Duschen für Männer und Frauen.<br />
Eine Gastronomie, die von morgens um<br />
fünf, wenn Reiter und Pfleger anfangen, bis<br />
nachts um zwölf, wenn sie schlafen gehen,<br />
besetzt ist. Einen Fahrdienst. Und so weiter.<br />
Ich wollte, dass unser Turnier auch für die<br />
Pfleger ein schönes Turnier wird. 1982 wurde<br />
ich Vorsitzender des Reiter-Vereins, 1983<br />
hatte ich erstmals die volle Verantwortung.<br />
Damals hatte das Maimarkt-Turnier schon<br />
seinen festen Platz im Kalender der großen<br />
nationalen Turniere.<br />
Hofmann: Meine Amtsvorgänger im Reiter-<br />
Verein haben das Turnier 1964 ins Leben gerufen,<br />
weil sie der Überzeugung waren, dass<br />
Mannheim an seine pferdesportliche Tradition<br />
anknüpfen sollte. Mannheim war vor dem<br />
Zweiten Weltkrieg ja einer der großen Rennplätze<br />
in Europa. Weil die Rennbahn kaputt<br />
war, wurde entschieden, zur Zeit des Maimarkts<br />
ein großes Reit- und Springturnier<br />
zu veranstalten. Erster Turnierort war das<br />
alte Maimarktgelände, wo heute das Landesmuseum<br />
für Technik und Arbeit steht.<br />
Mithilfe der Amerikaner wurde ein Platz angelegt<br />
und schon im ersten Jahr hatten wir<br />
eine Super-Besetzung. Später sind Stars wie<br />
Josef Neckermann, Alwin Schockemöhle<br />
oder Hans-Günter Winkler geritten. Fast alle<br />
Olympiasieger, Welt- und Europameister aus<br />
dieser langen Zeit seit 1964 sind irgendwann<br />
einmal in Mannheim gestartet. Insofern ist<br />
Mannheim wirklich einer der bedeutendsten<br />
Plätze in Deutschland.<br />
Gab es nie einen Tiefpunkt?<br />
Hofmann: Ende der 70er Jahre haben wir<br />
eine kleine Talsohle durchschritten. Auch<br />
durch die Maimarktverlegung auf das neue<br />
Gelände stand das Turnier Mitte der 80er<br />
kurz am Scheideweg. Aber zum Glück ist es<br />
uns gelungen, auch durch die Unterstützung<br />
des Gemeinderats, 1985 ein neues, für große<br />
nationale und internationale Meisterschaften<br />
und Championate taugliches Stadion<br />
zu bauen. Damit hatte Mannheim einen der<br />
allerbesten Plätze in Deutschland mit den<br />
modernsten Standards. Insbesondere der<br />
Boden war hervorragend. Dadurch konnten<br />
wir in der frühen Phase der Saison trotz unbeständiger<br />
Wetterverhältnisse mit Bedingungen<br />
aufwarten, die kaum ein anderes<br />
Turnier hatte. 1986 haben wir dann erstmals<br />
Deutsche Meisterschaften ausgerichtet, die<br />
im Jahr 2002 war schon unsere fünfte – es<br />
gibt keinen Platz in Deutschland, der so viele<br />
Meisterschaften in so kurzer Zeit ausgerichtet<br />
hat. Das alles ist aus dem Erfolg des<br />
Maimarkt-Turniers heraus entstanden, weil<br />
man uns, aufgrund dieser Erfahrungen, die<br />
Organisation zugetraut hat.<br />
Dazu kamen noch zwei Europameisterschaften<br />
und zwei Bundes-Championate.<br />
Hofmann: Mit dem Umzug ins neue Stadion<br />
begann eine neue Zeit. Gerd Wiltfang fragte<br />
mich schon wenige Jahre später, warum<br />
hier eigentlich noch keine Europameisterschaft<br />
gewesen sei. Ich dachte mir: Gute<br />
Frage! Also haben wir uns beworben. Im ersten<br />
Anlauf, 1995, sind wir St. Gallen knapp<br />
unterlegen. Die nächste EM zwei Jahre später<br />
haben wir ohne Ausschreibung gekriegt,<br />
weil zum einen unsere Präsentation für 1995<br />
einen gewaltigen Eindruck hinterlassen hatte<br />
und wir uns darüber hinaus bereit erklärt<br />
hatten, die Weltmeisterschaft der Voltigierer<br />
auszurichten, die keiner so recht haben<br />
wollte. Hier in Mannheim sind wir die Sache<br />
mit gewohnter Professionalität angegangen<br />
und hatten mit 25.000 Zuschauern einen<br />
phantastischen Rekord. Das war der <br />
54 UBI BENE<br />
UBI BENE 55
pferdestärken<br />
TRONCONE-Anz_<strong>Ubi</strong><strong>Bene</strong>_<strong>01</strong>-13.qxd:Layout 1 28.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3 9:41 Uhr Seite 1<br />
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Durchbruch für die Sportart Voltigieren vor<br />
großem Publikum. Unser Konzept für die internationalen<br />
Championate ging immer weit<br />
über den Sport hinaus. Wir haben das Pferd<br />
als großes Kulturerbe in Kunst und Kultur<br />
präsentiert. Das war in Mannheim einzigartig.<br />
Sie haben das Maimarkt-Turnier im Lauf<br />
der Jahre auch durch andere Facetten des<br />
Pferdesports wie Fahr-Wettbewerbe, Westernreiten<br />
oder jetzt das Polo-Turnier bereichert,<br />
die zu Publikumsmagneten wurden.<br />
Sind Sie ein Visionär?<br />
Hofmann: Wenn, dann bin ich nicht der einzige.<br />
Als wir 1997 die erste Europameisterschaft<br />
ausgerichtet haben, ist mir ein Zitat<br />
von einem gewissen Amtmann Adler vom<br />
Sport- und Bäderamt der Stadt Mannheim<br />
aus dem Jahr 1963 in die Hände gefallen.<br />
Der hat vor dem ersten Turnier gesagt:<br />
„Macht aber was Richtiges. Es kann schon<br />
die Größe von Aachen haben.“ Da hab ich<br />
mir gedacht: Schade, dass der Herr Adler<br />
die EM nicht mehr miterleben konnte! Aber<br />
ganz im Ernst: Was mir später besonders<br />
am Herzen lag, war, die Paraequestrians<br />
ins Turnierprogramm einzubinden, die jetzt<br />
auch schon zehn Jahre dabei sind. Wir sind<br />
die einzige Veranstaltung in Kontinentaleuropa,<br />
bei der die Reiter mit Handicap voll<br />
integriert in ein Turnier sind. Wo sie die<br />
Chance haben, sich einem großen Publikum<br />
zu zeigen. Die Zuschauer sind immer<br />
sehr beeindruckt, wenn sie sehen, was die<br />
Paraequestrians leisten. Das ist auch für<br />
uns ein Ansporn, es weiter so zu machen.<br />
Auch im Breiten- und Gesundheitssport tut<br />
der Reiter-Verein Mannheim viel für Behinderte.<br />
Wieso?<br />
Hofmannn: Das Thema Integration behinderter<br />
Menschen ist uns ein großes Anliegen.<br />
Das Pferd bietet darüber hinaus eine<br />
wunderbare Möglichkeit der Inklusion. Wir<br />
können zum Beispiel Menschen mit Einschränkungen<br />
auf unseren Schulpferden<br />
in einer Gruppe Nichtbehinderter mitreiten<br />
lassen. Außerdem bieten wir durch unsere<br />
Reitlehrerin Marion Blumrich-Brauer seit<br />
vielen Jahren heilpädagogisches Reiten an.<br />
Über das ganze Jahr haben wir rund 160<br />
Teilnehmer. Mit großen Erfolgen. Das bekommen<br />
wir immer wieder bestätigt.<br />
Neben der Teilhabe: Welche Effekte hat das<br />
therapeutische Reiten für Menschen mit<br />
Einschränkungen?<br />
Hofmann: Sie werden individuell gefördert<br />
auch in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung<br />
und in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit.<br />
Wir haben auch eine Gruppe<br />
Sehbehinderter. Die Experten sagen, dass<br />
sich durch die Arbeit mit dem Pferd mögliche<br />
weitere Einschränkungen entdecken<br />
lassen, die nichts mit der fehlenden Sehkraft<br />
zu tun haben, und an denen dann gezielt gearbeitet<br />
werden kann.<br />
Das klingt nach einem hohen Aufwand.<br />
Hofmann: Das ist es auch. Wir haben derzeit<br />
fünf Pferde im Einsatz und sind gerade dabei,<br />
ein sechstes zu kaufen. Dazu kommt der<br />
personelle Aufwand. Leider gibt es zu wenige<br />
ausgebildete Therapeuten. Zum Glück können<br />
wir immer wieder junge Leute gewinnen, die<br />
sich der Verantwortung stellen und viel Einfühlungsvermögen<br />
mitbringen. Und wir haben<br />
verlässliche Partner wie Radio Regenbogen<br />
und sein Palazzo oder auch die Sparkasse.<br />
Denn der allergrößte Teil der Kosten wird<br />
durch Spenden und Patenschaften gedeckt.<br />
Stichwort Partner: Auch bei der Durchführung<br />
des Maimarkt-Turniers sind Sie auf die<br />
Unterstützung von Sponsoren angewiesen …<br />
Hofmann: … natürlich, immerhin reden wir<br />
über einen Etat von rund 800.000 Euro für<br />
das diesjährige Turnier. Wir haben drei Partner,<br />
die schon seit 1964 dabei sind. Das sind<br />
die Bäckerei Grimminger und die Firma Karl<br />
Berrang, das Unternehmen meiner Familie.<br />
Die Mannheimer Ausstellungsgesellschaft<br />
ist ebenfalls seit Anbeginn mit dabei. Auch<br />
die Nürnberger Versicherung unterstützt<br />
uns seit Jahren, ebenso die Heinrich-Vetter-<br />
Stiftung. Und, ganz wichtig: Ohne unseren<br />
Hauptsponsor MVV, dessen Namen ja auch<br />
das Stadion trägt, hätte das Maimarkt-Turnier<br />
nie diese Entwicklung genommen. Auch<br />
die nationalen und internationalen Meisterschaften<br />
wären ohne die MVV nicht möglich<br />
gewesen. Dafür sind wir sehr dankbar. Aber:<br />
Die Sponsorensituation in Deutschland ist<br />
schwierig geworden. Wir haben in der Region<br />
viele börsennotierte Unternehmen, tun<br />
uns aber dennoch schwer, Partner zu finden.<br />
Vieles läuft über persönliche Kontakte.<br />
Macht Ihnen das Sorgen?<br />
Hofmann: Das treibt mich schon um. Aber<br />
ich bin von Haus aus Optimist. Das Jubiläum<br />
gibt uns sicher Gelegenheit, auch mit<br />
neuen Leuten zu sprechen. Zumal wir auch<br />
hier professioneller geworden sind. Früher<br />
gab es am Montagabend den Empfang der<br />
Stadt Mannheim und des Reiter-Vereins im<br />
legendären Eichbaum-Keller. Danach im<br />
Maritim-Hotel, unserem Turnierhotel. Seit<br />
einigen Jahren findet der Empfang in unserem<br />
VIP-Zelt statt mit der Orientierung<br />
„Wirtschaft trifft Sport“. Das kommt gut an.<br />
Außerdem achten wir darauf, dass wir beim<br />
Turnier immer die Politik zu Gast haben.<br />
Die Akzeptanz bei den Sportlern hat natürlich<br />
höchste Priorität. Aber eine gewisse<br />
gesellschaftliche und mediale Resonanz ist<br />
auch wichtig. Bundeskanzler Helmut Kohl<br />
war viele Jahre Stammgast, auch Ministerpräsidenten<br />
und der IOC-Vizepräsident<br />
Thomas Bach sind regelmäßig da. Letztes<br />
Jahr ist uns ein besonderer Coup gelungen,<br />
als Bahnchef Rüdiger Grube bei unserem<br />
Empfang die bahnbrechende Äußerung gemacht<br />
hat, es werde keinen Personenzug-<br />
Bypass an Mannheim vorbei geben.<br />
Welche Reiter werden in diesem Jahr<br />
beim Maimarkt-Turnier zu sehen sein?<br />
Hofmann: Für die Dressur hat Isabell Werth<br />
sehr früh zugesagt, außerdem auch die<br />
Springreiter Ludger Beerbaum und Christian<br />
Ahlmann, der Weltranglisten-Erste.<br />
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56 UBI BENE<br />
UBI BENE 57
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„polo ist sehr<br />
kurzweilig und<br />
spannend“<br />
Ab 13. April<br />
bei uns erleben!<br />
wird die mehrfache Paralympics-Siegerin<br />
Hanne Brenner starten. Und wir werden wieder<br />
ein spannendes Polo-Turnier haben.<br />
Hatten Sie vor der Premiere vor zwei Jahren<br />
damit gerechnet, dass die doch relativ<br />
unbekannte Sportart Arena-Polo in Mannheim<br />
so ein Erfolg werden würde?<br />
Hofmann: Ja. Ganz ehrlich. Ich bin seit vielen<br />
Jahren hinter diesem Sport her. Lange<br />
ist die Aufnahme in unser Turnierprogramm<br />
daran gescheitert, dass wir in Mannheim<br />
keinen Rasenplatz haben. Als ich gelesen<br />
habe, dass Polo auch auf Sand gespielt wird,<br />
dachte ich: Das ist unsere Chance. Ich habe<br />
es mir angeschaut und war begeistert. Polo<br />
ist sehr kurzweilig, spannend und auch für<br />
Laien gut nachvollziehbar und verständlich.<br />
Das hat uns eine ganz neue Klientel erschlossen.<br />
Nicht nur bei den Zuschauern,<br />
sondern auch bei den Sponsoren.<br />
Was machen die Pläne für einen ständigen<br />
Polo-Platz in Mannheim?<br />
Hofmann: Unsere Idee ist, ein Gelände auf<br />
den frei werdenden Konversionsflächen zu<br />
bekommen. Wir haben bereits Gespräche<br />
aufgenommen.<br />
Wird es zum 50-jährigen Bestehen des Maimarkt-Turniers<br />
besondere Feierlichkeiten<br />
geben?<br />
Hofmann: Zum Jubiläum haben wir alle<br />
noch lebenden Badenia-Sieger seit 1964 eingeladen.<br />
Ein Highlight wird sicherlich unsere<br />
Dressur-Matinee am 5. Mai, die wir erstmals<br />
im Programm haben. Die Elite wird eine<br />
Grand Prix Kür mit Musik reiten, außerdem<br />
werden wir Nachwuchspferde und junge<br />
Dressurreiter aus Mannheim präsentieren.<br />
Am Nachmittag findet dann das Championat<br />
von Mannheim statt, einer der Höhepunkte<br />
im Springen.<br />
Ist es nicht einmal wieder an der Zeit für<br />
eine internationale Meisterschaft im Mannheimer<br />
Reitstadion?<br />
Hofmann: Der Reiter-Verein ist Risikoträger<br />
jeder Veranstaltung, die wir ausrichten, daher<br />
muss die Finanzierung gesichert sein.<br />
Derzeit sind wir zusammen mit Hamburg<br />
in der Endausscheidung um den Nationenpreis<br />
2<strong>01</strong>5. Dieser Preis der Nationen wird<br />
in jedem Land nur ein Mal pro Jahr ausgetragen<br />
und wurde seit 1920 mit einer Ausnahme<br />
im Jahr 1986 ausschließlich beim<br />
Weltfest des Pferdesports in Aachen präsentiert.<br />
Für 2<strong>01</strong>5 hat Aachen erneut verzichtet.<br />
Das wäre eine ganz große Aufgabe<br />
und Chance. Was ich toll finde: Die Reiter<br />
haben sich für Mannheim als Austragungsort<br />
ausgesprochen.<br />
Was mögen die so sehr an Mannheim?<br />
Hofmann: Sicherlich die hochprofessionelle<br />
Organisation gepaart mit der familiären Atmosphäre.<br />
Wir sind eines von ganz wenigen<br />
großen Turnieren, die auf einer privaten<br />
Vereinsbasis und nicht durch eine Agentur<br />
organisiert werden. Ich kann mich jederzeit<br />
auf ein äußerst motiviertes Team von Helfern<br />
verlassen. Und wir haben jedes Maimarkt-Turnier<br />
mit so viel Herzblut gemacht,<br />
als wäre es ein Championat. So werden wir<br />
auch in Zukunft arbeiten, ob beim Maimarkt-<br />
Turnier oder beim Nationenpreis. Wir wollen<br />
unverwechselbar bleiben. Mannem halt.<br />
Das 50. Maimarkt-Turnier im<br />
MVV-Reitstadion Mannheim<br />
Maimarkt ARENA Polo Championship 2<strong>01</strong>3<br />
26. bis 28. April 2<strong>01</strong>3<br />
Bis Redaktionsschluss dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
hatten die Teams „Engelhorn“,<br />
„Maimarkt“, „Maritim Parkhotel<br />
Mannheim“, „Juwelier Franco Troncone“,<br />
„Geldermann“ und „UBI BENE“ gemeldet.<br />
Internationale Springprüfungen<br />
3. bis 7. Mai 2<strong>01</strong>3<br />
Höhepunkte:<br />
Das Championat von Mannheim am 5. Mai<br />
Die Badenia – Der Große Preis von<br />
MVV Energie am 7. Mai<br />
Internationale Dressurprüfungen<br />
3. bis 5. Mai 2<strong>01</strong>3<br />
Höhepunkte:<br />
Grand Prix de Dressage am 3. Mai<br />
Dressur-Matinee im<br />
MVV-Reitstadion am 5. Mai<br />
Internationale Dressurprüfungen<br />
für behinderte Sportreiter<br />
4. bis 7. Mai 2<strong>01</strong>3<br />
Höhepunkte:<br />
Preis von MVV Energie am 7. Mai<br />
Präsentation von Sportreitern mit<br />
Behinderung am 7. Mai<br />
Weitere Informationen und Zeitpläne:<br />
www.maimarkt-turnier-mannheim.de<br />
Weitere Infos zu den Arena Polo<br />
Championships während der Turniertage<br />
auf www.facebook.com/ubibene.eu<br />
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
Partner vor Ort: Mercedes-Benz Niederlassung Mannheim-Heidelberg-Landau<br />
Mannheim, Gottlieb-Daimler-Str. 11-17, Telefon 0621 453-833<br />
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Landau, Am Schänzel 1, Telefon 06341 970-378<br />
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58<br />
UBI BENE<br />
1<br />
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,2-4,2 l/100 km, CO2-Emissionen kombiniert: 144-109 g/km. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug<br />
und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen. Die Abbildung enthält Sonderausstattungen.
pferdestärken<br />
Die<br />
feine<br />
englische<br />
art<br />
Er ist auf dem Sprung. Jaguar setzt wieder an, die deutsche Eliteklasse<br />
ernsthaft das Fürchten zu lehren. Mit der Limousine XFR zeigen die Briten<br />
unmissverständlich, dass sie die Erfolgsfährte gewittert haben. Und dass<br />
sie nicht nur legendäre Sportwagen bauen können.<br />
60 UBI BENE<br />
UBI BENE<br />
61
pferdestärken<br />
Gelungene Mischung aus Eleganz und Dynamik mit einem gehörigem Schuss britischen<br />
Understatements: Der Jaguar XFR beeindruckt optisch und fahrtechnisch.<br />
Fällt der Name Jaguar nicht in Zusammenhang<br />
mit der Tierwelt, so kann er<br />
– zumindest für bekennende Auto-Enthusiasten<br />
– nur eines bedeuten: Kult. Vor den<br />
Augen erscheint zuallererst in Großformat der<br />
„E-Type“ aus den 60er Jahren, einer der schönsten<br />
Sportwagen, der je gebaut wurde. Sogar Jerry<br />
Cotton steuerte jene automobile Legende bei<br />
seiner Jagd auf Verbrecher durch die Straßen von<br />
New York. Jedenfalls in den Romanheften. Doch<br />
die britische Edelschmiede mit der markanten<br />
Raubkatze kann noch anders, nämlich gediegener<br />
und komfortabler. Was sie mit der viertürigen<br />
Limousine XFR mit ihren fünf Sitzplätzen beeindruckend<br />
unter Beweis stellt. Zunächst einmal<br />
seitens des optischen Auftritts.<br />
monische Mischung aus Eleganz und Dynamik<br />
dar. Wenngleich mit einem gehörigem Schuss<br />
britischen Understatements.<br />
Kein Macho-<br />
Imponiergehabe<br />
So kommt der Jaguar XFR denn auch nicht<br />
als kraftstrotzendes Muskelpaket mit Macho-<br />
Imponiergehabe daher. Sondern stilvoll und<br />
souverän, selbstbewusst. Den Charakter des<br />
Fahrzeugs prägen auch das hoch liegende<br />
Heck und die eindrucksvolle Front, die durch<br />
einen großen ovalen Lufteinlass und in die<br />
Breite gezogene, einteilige Scheinwerfergehäuse<br />
dominiert wird. Viele Details wirken<br />
Doch hier gibt es erst einmal Irritationen. „Die<br />
Japaner nähern sich im Design ziemlich einander<br />
an“, sind sich zwei Passanten beim Anblick<br />
des XFR einig. Aber hallo! Sorry, bitte noch mal<br />
genauer hinschauen. Dieses Fahrzeug stammt<br />
aus dem englischen Castle Bromwich bei Birmingham.<br />
Zwar bedient man sich bei Jaguar<br />
aktueller automobiler Formensprache, die<br />
XF-Serie verrät aber klar eine eigene Charakteristik.<br />
Das „R“ beim XFR der XF-Reihe steht<br />
nach Firmenauskunft übrigens „für die Intensivierung<br />
des sportlichen Fahrerlebnisses und<br />
des für Jaguar typischen Komforts“. Vor allem<br />
die coupéartige Linienführung dieser Limousinen,<br />
kreiert vom Team um Designdirektor Ian<br />
Callum, ist überaus gelungen, stellt eine harwie<br />
sorgfältig geschmiedete Schmuckstücke.<br />
Etwa die einteiligen Seitenfenstereinfassungen<br />
aus Aluminium, die an Propellerblätter<br />
erinnernden Chromstreben in den seitlichen<br />
Lufteinlässen des Frontstoßfängers sowie die<br />
Jaguar-Embleme im schwarzen Maschendrahtgrill<br />
und am Kofferraumdeckel. Optisch<br />
besonders heraus ragt der XFR mit seinen<br />
exklusiven 20-Zoll-Rädern, einer Front mit<br />
deutlich voluminöseren seitlichen Lufteinlässen<br />
und sowie Lüftungsschlitzen auf der Haube.<br />
Ein Detail jedoch vermissen viele Jaguar-<br />
Freunde schmerzlich: den springenden Jaguar<br />
als Kühlerfigur. Doch gemäß gesetzlicher Vorschriften<br />
(StVZO) dürfen seit <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.1993<br />
solche Elemente nicht mehr als starre Motorhaubenfigur<br />
montiert werden. Die Raubkatze<br />
findet sich beim XFR nun als flache Variante<br />
am Heck wieder.<br />
Tierisch gut und<br />
tierisch stark<br />
Was auffällt: Die flache, windschnittige Silhouette<br />
täuscht über die wahren Platzverhältnisse<br />
hinweg. Auch im Fond haben die Fahrgäste ausreichend<br />
Platz. Die aerodynamische Konzeption<br />
offenbart noch einen weiteren Pluspunkt: Der<br />
XFR überrascht mit einem respektablen Cw-<br />
Wert von 0,29, was eine Bestmarke für Jaguar-<br />
Serienfahrzeuge bedeutet. Mit diesem Modell<br />
bleiben die Engländer dem Credo vom Bau<br />
schöner, komfortabler und schneller Autos treu.<br />
Steigen wir doch einmal ein. Kaum hat man<br />
es sich in den reichlich gepolsterten Sitzen bequem<br />
gemacht, beginnt eine nette kleine Show:<br />
Aus der Mittelkonsole fährt dezent ein Drehschalter<br />
für das Automatikgetriebe aus, ebenso<br />
geschmeidig schwenken die Belüftungsgitter<br />
im Cockpit in eine offene Position, ein großes<br />
Display mit vielerlei Anzeigen macht ebenso<br />
Eindruck wie die phosphorblaue Innenbeleuchtung,<br />
die bei eintretender Dunkelheit<br />
besonders effektiv und nobel anmutet. Eine<br />
elektrische Ent- und Verriegelungsfunktion des<br />
Kofferraums gehört zu den weiteren angenehmen<br />
Features. Adel verpflichtet. Vor allem eben<br />
in Sachen Komfort. Und den bietet der <br />
Geländer I Tore I Überdachungen I Treppen I Zaunanlagen<br />
Stahlkonstruktionen I Sonderkonstruktionen<br />
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62 UBI BENE<br />
UBI BENE 63
pferdestärken<br />
Jaguar XFR reichlich. Die Limousine besticht<br />
im Interieur durch hochwertige, handgefertigte<br />
Materialien. Dieses luxuriöse Ambiente wird<br />
manifestiert durch elegante Paneele, Aluminium-Applikationen<br />
oder exklusive Soft-Grain-<br />
Ledersitze, die sowohl geheizt als auch gekühlt<br />
werden können. Nach dieser beeindruckenden<br />
Inspektion des Innenraums müsste eigentlich<br />
die Zeit gekommen sein, dass von hinten Butler<br />
James zum Fünf-Uhr-Tee auf einem Tablett ein<br />
Tässchen Earl Grey reicht – selbstredend mit<br />
einem Pfefferminzschokoblättchen.<br />
Träumen wir aber nicht weiter, sondern testen<br />
wir noch eine weitere Technik-Premiere:<br />
den „JaguarSense“. Mit einer berührungslosen<br />
Handbewegung wird damit die vordere Innenbeleuchtung<br />
aktiviert. Tierisch gut. Tierisch stark<br />
präsentiert sich die Leistung des Audiosystems<br />
an Bord. Schon die Basis-Version (inklusive CD-<br />
und DVD-Player) des Audio-Spezialisten Meridian<br />
mit satten 380 Watt und hammerhartem<br />
Zwölf-Kanal-Surround-Sound vermittelt über elf<br />
Lautsprecher echte Konzertarena-Atmosphäre.<br />
Voller Genuss mit britischen Rock-Heroen wie<br />
den Stones, Led Zeppelin oder Coldplay. Funktioniert<br />
auch bei Beethoven und Schubert. Im Bereich<br />
Audio kann zudem „upgegradet“ werden:<br />
mit der 825-Watt-Variante, die 15 Audio-Kanäle<br />
für sogar 17 Lautsprecher nutzt.<br />
Wolf im Schafspelz mit<br />
sportlichen Genen<br />
Mag der XFR äußerlich gediegen und distinguiert<br />
daherkommen – Zweifel an der Bescheidenheit<br />
erhalten bei näherer Betrachtung Nahrung.<br />
Vier stattliche Endrohre signalisieren<br />
britisches Understatement in Reinkultur. Und<br />
in der Tat: Der Jaguar entpuppt sich bald als<br />
ausgewachsener Wolf im Schafspelz. Und verrät<br />
sportliche Gene: Die Briten haben nämlich<br />
unter der Haube einen bärenstarken V8-Kompresssor-Motor<br />
mit 5.0 Liter Hubraum und<br />
510 PS platziert. Ergebnis zunächst: Der XFR<br />
sprintet von Null auf 100 km/h in beeindruckenden<br />
4,9 Sekunden. Und spurtet dann locker<br />
weiter über die 200-km/h-Marke. Bei 250<br />
Stundenkilometern hat Jaguar eine Spaßbremse<br />
eingebaut: Die elektronische Geschwindigkeitsabregelung<br />
lässt der Raubkatze die Puste<br />
ausgehen. Was man mit großem Bedauern zur<br />
Kenntnis nimmt. Wo doch gerade erst der Adrenalin-Kick<br />
einsetzt.<br />
Die Sechsgangautomatik mittels dem „Drive<br />
Selector“-Drehrädchen in der Mittelkonsole<br />
funktioniert einwandfrei. Harmonisch gleiten<br />
die Gänge ineinander über. Erstaunlich, mit<br />
welcher Ruhe die Limousine über die Straßen<br />
rollt. Geradezu majestätisch scheint sie über<br />
den Asphalt zu schweben. Dabei schnurrt die<br />
Raubkatze, wo andere Krawallschachteln brüllen.<br />
Lediglich bei höheren Drehzahlen tritt ein<br />
sportlicherer Sound zu Tage. Die Lenkung arbeitet<br />
präzise, der XFR wedelt auch handlich<br />
und sicher um Kurven.<br />
Zur aktiven und passiven Sicherheit tragen<br />
mehrere Komponenten bei. So etwa die dynamische<br />
Stabilitätskontrolle DSC oder der Notfall-<br />
Bremsassistent (EBA). Dabei wird schon beim<br />
abrupten Lupfen des Gaspedals der Hydraulikdruck<br />
in den Bremszylindern leicht erhöht. Im<br />
Ernstfall kann damit bei einer Notbremsung<br />
der Bremsweg um wichtige Meter verkürzt<br />
werden. Ein Sicherheitsplus ist daneben die<br />
radargeführte Überwachung der „toten Winkel“<br />
in den Außenspiegeln. Nicht unattraktiv sind<br />
schließlich vordere und hintere Parksen- <br />
64 UBI BENE<br />
UBI BENE 65
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soren oder eine Rückfahrkamera. Auch bei der<br />
Beleuchtung spielt das Thema Sicherheit eine<br />
Rolle. So beherbergen die Scheinwerfergehäuse<br />
bi-funktionale HID-Xenon-Einsätze. Diese ermöglichen<br />
eine optimierte Lichtausbeute. Der<br />
Jaguar ist mit Kurvenlicht sowie einer automatische<br />
Fernlicht-Funktion ausgestattet. Bei Heckleuchten<br />
übernehmen ebenfalls leuchtstarke<br />
und optisch attraktive LEDs die Funktionen<br />
von Rück- und Bremslicht sowie des Blinkers.<br />
Das Fazit:<br />
„very amused“<br />
„wir gehen<br />
dem Problem<br />
auf den Grund“<br />
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Bleibt noch eine Aussage zum Verbrauch. Bei<br />
den Werksangaben zeigt sich der typisch britische<br />
Humor: Gemittelte 11,8 Liter lautet die<br />
Mitteilung. Aber solche Scherze treibt auch die<br />
Konkurrenz. Beim Jaguar darf man etwa zwei<br />
Liter bei mittelflotter Fahrt dazurechnen. Und<br />
wenn wir schon beim Meckern – auf kleinem<br />
Level – sind: Für die fachgerechte Bedienung<br />
der Bordheizung empfiehlt sich ein abgeschlossenes<br />
Ingenieurstudium. Die Grenze zwischen<br />
ärmelkanalfrischer Brise und Sauna-Niveau<br />
sind nicht einfach auszuloten. Trotz dieser kleinen<br />
Unebenheiten: „Very amused“ kann denn<br />
als Fazit der näheren Betrachtung stehen.<br />
Zum Schluss noch eine gute Nachricht für alle<br />
Golf- oder Polo-Spieler: Der Kofferraum fasst ordentliche<br />
540 Liter, die geteilt klappbaren Rücksitzlehnen<br />
machen weitere 423 Liter frei. Genug,<br />
um zusätzlich noch Mr. Goldfinger oder Mitglieder<br />
des Hochadels und deren Ausrüstung zu den<br />
entsprechenden Wirkungsstätten mitzunehmen.<br />
Text: Michael Hörskens •<br />
DER JAGUAR XFR IN ZAHLEN<br />
Motor: V8 Kompressor<br />
Hubraum: 5.000 ccm<br />
Leistung: 510 PS (375 kW)<br />
Maximales Drehmoment: 625 Nm<br />
Getriebe: 8-Gang-Automatik<br />
Kraftstoffverbrauch (Werksangaben):<br />
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außerorts 7,9 l/100km<br />
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CO2-Emission: 268 g/km<br />
CO2-Efizienzklasse: G<br />
Tankinhalt: 70 Liter<br />
Beschleunigung: 4,9 Sek. Von 0 – 100 km/h<br />
Höchstgeschwindigkeit:<br />
250 km/h (abgeregelt)<br />
Kosten: ab 92.900 Euro<br />
Dr. Uwe Radmacher ist Spezialist für Endodontie<br />
und 3D-Implantologie. Besonders am<br />
Herzen liegt dem Mannheimer Zahnmediziner<br />
die Diagnostik, in die er nicht nur viel<br />
Zeit, sondern auch seine ganze Erfahrung<br />
investiert. In seiner Praxis Zahnraum am<br />
Schloss haben wir mit ihm über die Notwendigkeit<br />
einer sorgfältigen Erstuntersuchung<br />
seiner Patienten gesprochen.<br />
Herr Dr. Radmacher, warum ist eine umfassende<br />
Diagnostik so wichtig?<br />
Dr. Uwe Radmacher: Für mich ist die Diagnostik<br />
die Basis der Zahnheilkunde. Daher<br />
beginnt bei uns jede Behandlung mit einer<br />
ausführlichen Untersuchung. Denn nur so<br />
können wir Probleme frühzeitig erkennen.<br />
Unser Ziel ist es, vorausschauend zu planen<br />
und gemeinsam mit dem Patienten ein<br />
strukturiertes Konzept zu entwickeln, um initiativ<br />
zu behandeln.<br />
Wie läuft eine diagnostische Untersuchung<br />
ab?<br />
Radmacher: Wir bieten unseren Patienten<br />
ein Rundumpaket und bedienen uns der<br />
kompletten Klaviatur der Diagnostik, zum<br />
Beispiel mithilfe der fotografischen Dokumentation<br />
und einem Videoscan der Zähne,<br />
aber auch durch Röntgenaufnahmen in 3D.<br />
Dafür braucht es neben den technischen<br />
Voraussetzungen auch die nötige Erfahrung<br />
und vor allem Zeit und Ruhe. Im anschließenden<br />
Gespräch mit dem Patienten visualisieren<br />
und erklären wir die Diagnose und<br />
zeigen Behandlungsoptionen auf.<br />
Wie hilft Ihnen die 3D-Diagnostik?<br />
Radmacher: Beim herkömmlichen Röntgenbild<br />
fehlt immer die dritte Dimension. Ich<br />
arbeite bereits seit dem Jahr 2000 mit 3D-<br />
Bildern und verwende die modernste Technik.<br />
Mit dem nötigen Know-how für die systematische<br />
Interpretation der Bilder lassen<br />
sich neben dem offensichtlichen Problem,<br />
mit dem der Patient zu uns kommt, häufig<br />
auch Nebenbefunde feststellen, also Schäden,<br />
von denen er nichts ahnt, weil er noch<br />
keine Schmerzen hat.<br />
Man sollte also mit der Behandlung nicht<br />
warten, bis Schmerzen auftreten?<br />
Radmacher: Schmerz ist ein ganz schlechter<br />
Indikator für eine Behandlungsentscheidung.<br />
Die Probleme fangen weit vorher an.<br />
Nehmen Sie das Beispiel Karies: Entdeckt<br />
man sie früh, lässt sie sich gut beherrschen.<br />
Daher versuchen wir früh gegenzusteuern<br />
und warten nicht, bis das Loch größer und<br />
größer wird. Verursacht sie Schmerzen, ist<br />
die Karies bereits am Nerv angelangt und<br />
der Erhalt des Zahns in Gefahr. Ähnlich ist es<br />
bei der Parodontose oder bei Entzündungen<br />
im Kiefer, die eine Wurzelbehandlung erforderlich<br />
machen. Durch eine gründliche<br />
Diagnostik können wir viel dafür tun, dass<br />
Schmerzen erst gar nicht auftreten und ein<br />
Zahn seine Stabilität bewahrt.<br />
Wie sieht ein strukturiertes Behandlungskonzept<br />
aus?<br />
Radmacher: Wir gehen dem Problem auf<br />
den Grund. Liegt ein struktureller Defekt vor,<br />
also beispielsweise eine Fehlstellung des<br />
Kiefers, die abgeknirschte Zähne zur Folge<br />
hat, müssen wir zunächst diesen beheben.<br />
Dabei arbeiten wir mit Kieferorthopäden<br />
zusammen. Übrigens auch, um schrägstehende<br />
Zähne zu korrigieren, weil sich hier<br />
häufig Bakterien einnisten können. Sind einzelne<br />
Zähne schadhaft oder ist eine Wurzelbehandlung<br />
erforderlich, entwickeln wir mit<br />
dem Patienten zusammen einen sequenziellen,<br />
oft langfristigen Behandlungsplan.<br />
Erschreckt eine so umfassende Diagnose<br />
nicht viele Patienten?<br />
Radmacher: Im Gegenteil. Indem wir Probleme<br />
früh erkennen, halten wir sie klein<br />
und vermeiden ein Behandlungs-Patchwork.<br />
In Kombination mit der regelmäßigen<br />
Zahnreinigung alle drei Monate stellen wir<br />
die Weichen auf den Erhalt der Zähne. Die<br />
umfassende Diagnostik weist uns und dem<br />
Patienten den Weg zur dauerhaften Zahngesundheit.<br />
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66 UBI BENE<br />
UBI BENE 67
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50. MAIMARKT-TURNIER 2<strong>01</strong>3<br />
Wenn die Schulter<br />
schmerzt<br />
Erkrankungen der Schulter können äuSSerst schmerzhaft sein und eine Einschränkung<br />
der Beweglichkeit des Arms zur Folge haben. Eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung<br />
kann dies verhindern. In der Mannheimer Orthopädischen Praxis-Klinik von Dr. Rupp und<br />
Dr. Jacobsen erfolgen Schulterbehandlungen besonders häufig.<br />
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Herr Dr. Rupp, wie entstehen Erkrankungen<br />
am Schultergelenk und mit welchen Beschwerden<br />
kommen die Patienten zu Ihnen?<br />
Dr. Thomas Rupp: Das Schultergelenk ist ein<br />
technisches Wunderwerk der Natur, kann<br />
aber auch überlasten und verschleißen und<br />
sehr schmerzhaft sein. Die Schulter wird<br />
muskulär von der sogenannten Rotatorenmanschette<br />
umschlossen und muskulär<br />
gesteuert. Diese dreht und stabilisiert das<br />
Schultergelenk in alle Richtungen. Allerdings<br />
ist der Raum zwischen dem Oberarmkopf und<br />
dem Schulterdach relativ eng, so dass es im<br />
Laufe des Lebens infolge von Verletzungen,<br />
Reizungen und Entzündungen zu einer<br />
schmerzhaften Bewegungseinschränkung<br />
kommen kann. Die dadurch entstehenden<br />
Probleme werden als Impingement bzw. Engpass-Syndrom<br />
zusammengefasst. Auch der<br />
lange Teil der Bizepssehne kann entzündet<br />
und eingeengt sein und so bei Belastung und<br />
in Ruhe erhebliche Schmerzen verursachen.<br />
Sie nutzen zu therapeutischen Zwecken<br />
auch die „Arthroskopische Operation“.<br />
Wann macht diese Schlüsselloch-OP Sinn<br />
und wie kann man sich das vorstellen?<br />
Rupp: Die Behandlung wird in den meisten<br />
Fällen zunächst konservativ durchgeführt.<br />
Neben entzündungshemmenden Medikamenten<br />
und Physiotherapie kommen auch<br />
Injektionen in Betracht. Kommt es innerhalb<br />
von drei bis sechs Monaten zu keiner wesentlichen<br />
Besserung der Beschwerden, wird<br />
eine arthroskopische Behandlung mit Arthroskopischer<br />
Subakromialer Dekompression<br />
(ASD) empfohlen. Bei der meist ambulant erfolgten<br />
Operation wird der eingeengte Raum<br />
zwischen der Rotatorenmanschette und dem<br />
Schulterdach erweitert, neu angelagerte<br />
Knochensporne und der häufig entzündete<br />
Schleimbeutel entfernt. Das benachbarte<br />
Schultereck-Gelenk ist in diesen Fällen nicht<br />
selten mit erkrankt und wird dabei mit behandelt.<br />
Ebenso die entzündete und teilgerissene<br />
Bizepssehne. Um Risse in der Rotatorenmanschette<br />
zu vermeiden, sollte die Arthroskopie<br />
nicht zu lange verzögert werden. Der Eingriff<br />
kann übrigens auch bei Kalkeinlagerungen,<br />
bereits bestehenden Rissen der Rotatorenmanschette,<br />
Instabilitäten und frühen Arthrosestadien<br />
schonend erfolgen.<br />
Herr Dr. Jacobsen, wie bald nach einer solchen<br />
OP kann man den Arm wieder belasten?<br />
Dr. Olaf Jabobsen: Nach der arthroskopischen<br />
Operation wird die Schulter nur<br />
wenig ruhiggestellt und der Arm kann frei<br />
pendeln. Mit der Physiotherapie wird sofort<br />
begonnen, zunächst mit abschwellenden<br />
Maßnahmen und passiver Mobilisierung,<br />
später mit Muskeltraining, um eine für die<br />
Schulter enorm wichtige Muskelbalance zu<br />
erhalten. Zusätzlich erhält der Patient für<br />
zuhause eine Schulter-Motorschiene, die die<br />
Beweglichkeit zusätzlich fördert. Volle Funktionsfähigkeit<br />
der Schulter ist nach cirka<br />
zwei bis drei Monaten zu erwarten.<br />
Orthopädische Gemeinschaftspraxis<br />
Dr. med. Thomas Rupp<br />
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UBI BENE 69
gastgeber<br />
Im<br />
Reich<br />
der<br />
süSSen<br />
Dinge<br />
Grenzen waren für Daniel Rebert schon immer zum<br />
Überwinden da. Längst gehört der reiselustige Elsässer<br />
zu den besten Chocolatiers Frankreichs,<br />
der Ruf seiner süSSen Köstlichkeiten reicht nicht nur<br />
bis Mannheim, sondern auch nach Japan. Ein Besuch im<br />
Allerheiligsten – den Backstuben an<br />
der Place du Marché aux Coux in Wissembourg.<br />
70 UBI BENE<br />
UBI BENE 71
gastgeber<br />
Die Mittagszeit ist gerade vorüber,<br />
die drei Teesalons hinter der<br />
hübschen Barockfassade haben<br />
sich geleert, doch die ersten Nachmittagsgäste<br />
sind schon im Anmarsch. Vier Damen in Wanderkluft<br />
haben sich eine Belohnung verdient<br />
und der Blick, mit dem sie die Auslagen in den<br />
gläsernen Vitrinen betrachten, signalisiert: Der<br />
Höhepunkt des gemeinsamen Ausflugs steht<br />
unmittelbar bevor. Die Wahl fällt nicht leicht.<br />
Ein Stück Apfelkuchen oder lieber eins von diesen<br />
zarten Éclairs? Ein Obsttörtchen probieren<br />
oder doch ein paar Macarons?<br />
Hinter dieser Bühne der Genüsse wird schon<br />
am Nachschub gearbeitet. Ein Konditormeister<br />
ist tief versunken. Mit der leichten Hand des<br />
Routiners spritzt er aus einer Tülle cremige Verzierungen<br />
auf kleine Sahneschnitten, eine sieht<br />
aus wie die andere. Er lässt sich nicht stören,<br />
weder von neugierigen Beobachtern noch vom<br />
Kollegen, der aus dem mannshohen Backofen<br />
Bleche voller Macaron-Hälften holt. Daniel Rebert<br />
ist in seinem Element. „Riechen Sie“, fordert<br />
er auf und hebt den Deckel eines großen<br />
Plastikeimers. Haselmüsse verströmen einen<br />
betörenden Duft. „Aus dem Piemont“, verrät er.<br />
„Das sind die besten.“<br />
Ein Praktikum in Paris<br />
wird zur Offenbarung<br />
Heimatstadt Wissembourg nach Paris zu einem<br />
Praktikum beim Papst der Pâtissiers, Gaston<br />
Lenôtre. Bis heute schwärmt er von dieser<br />
ersten Begegnung, die für ihn „ein Schock, ein<br />
Anstoß, totales Glück, eine Offenbarung“ war.<br />
Und ein Karrieresprungbrett. „Lenôtre hat damals<br />
schon wie kein anderer auf die Qualität<br />
der Zutaten, Geruch, Geschmack und Textur<br />
und auch auf die ästhetische Präsentation der<br />
Produkte geachtet“, erzählt er. Dem jungen Pâtissier,<br />
der seine Lehre in Haguenau als „bester<br />
Lehrling des Elsass“ abgeschlossen hatte, eröffnete<br />
der Meister eine neue Sicht auf den Beruf,<br />
eine Ahnung vom Potenzial, das in ihm steckte.<br />
Fortan steig er ein- bis zweimal pro Jahr in den<br />
Käfer und tuckerte in die Hauptstadt, um dazuzulernen.<br />
Denn: „In der Pâtisserie ist es wie<br />
in der Musik oder der Malerei: Man muss erst<br />
lernen, kopieren, die Grundlagen beherrschen,<br />
ehe man selbst erschaffen kann.“<br />
Nicht alle waren begeistert, als er begann, die<br />
elterliche, vom protestantischen Arbeitsethos<br />
geprägte Bäckerei-Konditorei, die der Vater<br />
1960 in Wissembourg gegründet hatte, umzukrempeln<br />
und bis dahin unbekannte Kreationen<br />
zu servieren. Doch als sich kurz vor Weihnachten<br />
erstmals eine Menschenschlange vor dem<br />
damals noch kleineren Betrieb bildete, war er<br />
sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.<br />
Eine Alternative kam ohnehin nicht infrage.<br />
„Als Kinder haben wir nach der Schule immer<br />
beim Putzen der Bleche geholfen“, blickt er zurück.<br />
„Ich habe schon früh angefangen, eigene<br />
Produkte zu kreieren.“ Während Bruder und<br />
Schwester studieren gingen, entschied er sich<br />
für das Handwerk. Angesichts der Leidenschaft,<br />
mit der er bis heute, mehr als 30 Jahre später,<br />
seinen Beruf ausübt, könnte man meinen, die<br />
Pâtisserie sei sein Leben. Doch weit gefehlt. <br />
Diesen Satz wird er noch einige Male sagen. Als<br />
er Vanilleschoten, dick wie Bleistifte, präsentiert.<br />
„Aus Tahiti.“ Oder als er zum Verkosten<br />
von kandierten Orangenstäbchen einlädt. „Die<br />
lasse ich aus Korsika liefern. Ein ganz spezielles<br />
Verfahren. Nicht so süß und zuckrig.“ Oder<br />
als er das Geheimnis seiner Butter lüftet: „Aus<br />
Échiré in der Charente. Sehr trocken und nussig<br />
im Geschmack.“ Das Beste ist gerade gut genug<br />
für den Pâtissier aus dem Elsass, daran lässt er<br />
keinen Zweifel, denn: „Aus Schlechtem kann<br />
nichts Gutes entstehen.“<br />
Seit 1977 hat er diesen Satz verinnerlicht. Damals<br />
fuhr der junge Konditormeister zum ersten<br />
Mal in seinem alten grünen Käfer aus seiner<br />
Aus Schlechtem kann nichts Gutes entstehen. Daher verwendet Daniel<br />
Rebert nur die besten Zutaten für seine Leckereien wie mit Schokolade<br />
überzogene Ingwerstäbchen oder die sehr französischen Macarons.<br />
72 UBI BENE<br />
UBI BENE 73
gastgeber<br />
„Es gibt nicht nur Pâtisserie im Leben, man<br />
muss für alles offen sein, zuhören, reisen“, korrigiert<br />
er. Und sich selbst vertrauen, aber auch<br />
misstrauen.<br />
Chantal – Ehefrau und<br />
kongeniale Partnerin<br />
Anfang der 90er Jahre lernt er seine heutige<br />
Frau Chantal kennen. Sie ist damals leitende<br />
Angestellte der Industrie- und Handelskammer<br />
Straßburg und organisiert ein grenzübergreifendes<br />
Seminar für Handwerker aus dem Elsass<br />
und Südwestdeutschland, zu dem er eingeladen<br />
wird. 1996 wird geheiratet, doch erst vier Jahre<br />
später gibt sie ihre Stellung auf. „Ich habe lange<br />
gezögert, denn ich hatte einen guten Job“, gibt<br />
sie zu. Ihr Einstieg ins Unternehmen sprengt<br />
eine weitere Grenze: Daniel Rebert kann sich<br />
nun ganz seinen Kreationen widmen, sie hält<br />
ihm in der Organisation den Rücken frei, bringt<br />
die Marke Rebert auf Messen, kümmert sich<br />
um neue Verpackungen, gestaltet den Laden um<br />
und legt nicht nur die neuen Teesalons, sondern<br />
auch die Gartenterrasse an, auf der heute in den<br />
Sommermonaten zwischen Blumenrabatten und<br />
blühendem Lavendel 80 Gäste Platz finden.<br />
Weitere Inspiration gewinnt Rebert aus dem<br />
Austausch mit den Besten der Zunft. Seit Anfang<br />
der 90er ist der Mitglied der Gastronomen-<br />
Organisation Étoiles d’Alsace, 1998 listete ihn<br />
der renommierte Club des Croquers de Chocolat<br />
erstmals unter den besten zehn Chocolatiers<br />
Frankreichs. 20<strong>01</strong> wurde er in die Vereinigung<br />
Relais Dessert International aufgenommen,<br />
in der weltweit rund 90 Pâtissiers und Chocolatiers<br />
regelmäßig um die besten Süßigkeiten<br />
wetteifern und Rezepte tauschen. „Das ist ein<br />
Geben und Nehmen, jeder profitiert von den<br />
Erfahrungen des anderen“, erklärt Daniel Rebert.<br />
Im Lauf der Jahre sind so viele internationale<br />
Kontakte entstanden. Er hat, vermittelt<br />
durch Kollegen, Verbindungen zu den besten<br />
Erzeugern geknüpft und, inspiriert durch die<br />
vermeintliche Konkurrenz, seine Rezepturen<br />
verfeinert. „Die Herstellung von Pâtisserie ist<br />
sehr technisch. Sie erfordert genaues Arbeiten,<br />
man braucht die richtigen Mengenverhältnisse<br />
und muss die Zutaten bei den richtigen Temperaturen<br />
verarbeiten. Da entscheiden Nuancen.“<br />
Nicht nur seine Kontakte, sondern auch seine<br />
Mitarbeiter sind international: Seit rund zehn<br />
Jahren sind ständig japanische Konditoren bei<br />
ihm beschäftigt, weitere Angestellte kommen<br />
aus Brasilien, Kanada und Madagaskar.<br />
Ein Abenteuer<br />
und neue Ziele<br />
Das beflügelt auch die ohnehin große Reiselust<br />
des Ehepaars Rebert. Italien, Spanien, Thailand<br />
– die Ziele sind so vielfältig wie die Aromen in<br />
den Gebäcken und Pralinen. Als nächstes stehen<br />
Kanada und Brasilien auf der Liste. „In Japan<br />
waren wir schon mehrfach“, erzählt Chantal<br />
Rebert. Ein Mitbringsel ist der Erdbeerkuchen<br />
„Ichigo“, den es immer im Frühjahr gibt. „Bei<br />
vielen Produkten orientieren wir uns an den Jahreszeiten“,<br />
erzählt der Chef. Die Äpfel kommen<br />
die Hälfte des Jahres aus dem eigenen Garten.<br />
Längst hat sein guter Ruf die Grenze zu<br />
Deutschland passiert. Seit fünf Jahren ist er<br />
mit einem Stand im Mannheimer Modehaus<br />
Engelhorn vertreten, und Daniel Reberts Augen<br />
blitzen vergnügt, wenn er von den Anfängen der<br />
Partnerschaft erzählt: „Richard Engelhorn war<br />
schon lange Kunde bei uns. Aber wir wussten<br />
gar nicht, wer er war, und er hat sich auch nie zu<br />
erkennen gegeben.“ Erst 2007 lernten sie sich<br />
kennen und für den Elsässer begann ein „wunderschönes<br />
Abenteuer“. „Zu Ostern haben wir<br />
einen 14-tägigen Probelauf gemacht, aber schon<br />
am zweiten Tag war uns klar, das würde funktionieren“,<br />
bekennt Chantal Rebert. Im Herbst<br />
wurde der Stand offiziell eröffnet, der seitdem<br />
aus dem Angebot des Mannheimer Traditionshauses<br />
nicht mehr wegzudenken ist. „Wir sind<br />
sehr zufrieden“, fügt sie bescheiden hinzu.<br />
Sich auf den Erfolgen auszuruhen, kommt für<br />
das Pâtisserie-Unternehmerpaar aber nicht in<br />
Frage. „Mein Leben ist ständig in Bewegung.<br />
Wer stehenbleibt, bleibt zurück“, sagt Daniel<br />
Rebert. Die nächsten Ziele? Natürlich neue<br />
feine Gebäcke und „Bonbons de Chocolat“,<br />
wie er die leckeren Pralinen nennt. Vielleicht<br />
irgendwann die fünfte Tafel, die höchste Auszeichnung<br />
für einen Chocolatier in Frankreich,<br />
die jährlich durch das Magazin „L’Express“ vergeben<br />
wird. Vier hält er seit Jahren. Und: „Eine<br />
eigene Schokolade entwickeln.“ Derzeit verwendet<br />
er das Premiumprodukt Valrhona. In Venezuela<br />
hat er die besten Kakaobohnen entdeckt.<br />
Mit einem angenehmen Aroma, nicht zu bitter<br />
und einer besonderen Länge im Geschmack.<br />
Was man daraus alles kreieren könnte … Die<br />
Reise geht also weiter.<br />
Text: Ute Maag<br />
Weitere Informationen<br />
www.rebert.fr<br />
Fotos: Christian Dammert •<br />
74<br />
UBI BENE
unternehmen<br />
Im siebten<br />
Pfälzer Himmel<br />
Zwei Tage vor Abflug: Franz Weber ist fast schon unterwegs ins berühmte<br />
Raffles Hotel, als ihn ein Anruf vom Kurs abbringt. Die Wirtlegende<br />
Walter Henninger bietet dem damals 25-Jährigen höchstpersönlich an,<br />
sein renommiertes Kallstadter Weinhaus Henninger zu übernehmen.<br />
Pfalz oder Singapur? Keine Frage!<br />
76 UBI BENE<br />
UBI BENE 77
unternehmen<br />
Dass er die gehobene Position im Hotel-Management hat<br />
sausen lassen, bereitet dem Restaurantfachmann bis heute<br />
keine Fältchen. Franz Weber ist gebürtiger Grünstädter. Er<br />
kennt die Gegend bestens. Stammt aus einer Gastronomenfamilie. Dennoch<br />
war diese biografisch bedeutsame Entscheidung alles andere als ein<br />
Schuss aus der Hüfte. Nach Stationen in London, Berlin und Rom doch<br />
wieder in die alte Heimat zurückzukehren, erfordert Mut und Selbstbewusstsein.<br />
Statt prachtvollem Glanz und internationalem Flair erwarteten ihn in Kallstadt<br />
Kachelofen, Hirschgeweih und Pfälzer Gemütlichkeit. Doch Weber<br />
wusste schon damals, was er konnte – und wollte. „Ein eigenes Restaurant<br />
war immer eine Perspektive.“ Also überlegte er nicht lange, dankte in<br />
Singapur für die freundliche Einladung und startete im Januar 2003 als<br />
Inhaber und Geschäftsführer zuhause durch.<br />
Die Gästeliste reicht von<br />
Carl Benz bis zur Queen<br />
Das Henninger: Ein Traditionshaus mit bald 160-jähriger prägnanter Geschichte.<br />
Kaum da, hat der Einsteiger die Fenster aufgerissen und kräftig<br />
gelüftet. Aber vorsichtig genug, um nicht den historischen Duft authentischer<br />
Pfälzer Gastlichkeit zu verlieren. Mit diesem Konzept war er schnell<br />
auf Erfolgskurs. Das schmucke Weinhaus präsentiert sich modern, ohne<br />
modisch zu sein - und zeitgenössisch, ohne die Vergangenheit zu verdrängen.<br />
Warum sollte man auch? Schließlich haben hier seit 1855 so prominente<br />
Köpfe wie Queen Elisabeth II., Aristoteles Onassis und der Champagner-König<br />
Remy Heidsieck gern und lange Platz genommen.<br />
Zumindest kulinarisch nicht weniger weltbewegend waren die Verdienste<br />
der Weinhaus-Wirtin Luise Henninger (1871-1951), die aus einer beinahe<br />
vergessen Spezialität eine berühmte Delikatesse gemacht hat: Der Pfälzer<br />
Saumagen ist längst ein Klassiker und sein internationaler Ruf eng mit<br />
dieser prominenten Gastwirtschaft verbunden. Hartnäckig hält sich das<br />
Gerücht, dass Carl Benz das Automobil nur deshalb erfunden hat, um den<br />
Weg von Ladenburg nach Kallstadt etwas flotter zu bewältigen. Der große<br />
Erfinder war Stammgast im Weinhaus. Wenn man durch den Innenhof in<br />
die geschmackvolle Gaststube kommt und sich hier sofort wohl fühlt, weiß<br />
man, warum.<br />
In den vergangenen Jahren hat Weber die bodenständige Premium-Gastronomie<br />
pointiert ausgebaut und behutsam erweitert. Er hat das Neue<br />
ins Alte integriert, ohne die historische Patina zu verwischen. Geblieben<br />
ist nicht nur der original Saumagen nach altem Hausrezept - es ist die<br />
Collage aus heimsicher Küche und regionalen Weinen, aus eleganter Gemütlichkeit<br />
und unaufdringlicher Gastfreundschaft, die überzeugt. Das<br />
Weinhaus ist ein Synonym für Pfälzer Delikatessen, es besitzt Charme,<br />
Konturen und Identität weit abseits kurzlebiger Trends. Das sehen auch<br />
andere so. Wiederholt wurde es in den vergangenen Jahren unter die besten<br />
Gasthäuser Deutschlands gewählt. Unter Webers Regie hat sich eine<br />
typische Regionalküche etabliert, die mit verfeinerten Pfälzer Genüssen<br />
behutsam garniert ist.<br />
Ausflüge in die gehobene Küche sind das i-Tüpfelchen, mit dem der Gastronom<br />
seine Gäste begeistert. Mit Küchenchef Thomas Pesec hat er einen<br />
kreativen wie virtuosen Kopf in zentraler Position, der das in jeder Hinsicht<br />
frische Konzept des Inhabers seit sechs Jahren kulinarisch übersetzt. Seit<br />
2004 lädt Weber berühmte Gastköche nach Kallstadt ein, darunter Alfons<br />
Schuhbeck, Dieter Müller und, erst kürzlich, den Drei-Sterne-Koch Juan<br />
Amador. Der Anspruch: Große Küche hautnah.<br />
Große Küche hautnah<br />
Wie eine erstklassige Menükarte liest sich auch die Biografie des sympathischen<br />
Hausherrn: Mitte der 90er Jahre beginnt er seine Ausbildung<br />
im Hotel Bareiss in Baiersbronn. Seine berufliche Karriere führt ihn zum<br />
„Gravetye Manor“ bei London über das Ritz-Carlton in Berlin bis ins Cavalieri<br />
Hilton nach Rom. Fünf-Sterne-Häuser von Weltrang. Während<br />
seiner Lehr- und Wanderjahre hat Franz Weber zahlreiche prominente<br />
Persönlichkeiten bestens bedient. Darunter Sean Connery, Leonardo <br />
78 UBI BENE<br />
UBI BENE 79
unternehmen<br />
unternehmen<br />
fast einjähriger Umbauphase in neuem Glanz. Die neuen Besitzer Jochen<br />
Lampert und Frank Nickel haben kräftig investiert und das traditionsreiche<br />
Fachwerkgehöft aus dem Jahr 1615 aufwendig saniert, umgebaut und<br />
erweitert. Altes Gebälk wurde erneuert, das gesamte Ensemble energetisch<br />
optimiert. Ein Meisterwerk. Die Weinstube, das Herzstück, hat nichts von<br />
ihrem Charme verloren. Der neue, 120 Quadratmeter große Küchentrakt<br />
ist in der ehemaligen Kelterhalle untergebracht. Die stammt von 1923. Hier<br />
hat alles ein Geburtsdatum. Das macht Persönlichkeiten aus.<br />
Text: Thomas Tritsch Fotos: Christian Dammert •<br />
Wintergartenbeschattungen<br />
Henningers landhotel<br />
Gebäude erzählen Geschichten. Und manche Gebäude sind selbst<br />
Geschichte. Der historische Vierkanthof an der beschaulichen Weinstraße<br />
mitten in Kallstadt gehört dazu. Umso anspruchsvoller erscheint<br />
die Vision, einer über vier Jahrhunderte gewachsenen Persönlichkeit<br />
architektonisch auf den Leib zu rücken. Der Dürkheimer<br />
Architekt Jochen Ziegler hat es geschafft.<br />
Glasdachsysteme<br />
Wintergartenbeschattungen<br />
di Caprio, Andre Agassi und Steffi Graf. „Drei Tage lang war ich sozusagen<br />
der Privatbutler von Jennifer Lopez“, stöbert er für UBI BENE in seinem<br />
beruflichen Privatarchiv.<br />
Thurnhers Alpenhof in Zürs war dann die letzte Station vor Kallstadt, wo<br />
der erfahrene und motivierte Jungchef seither pausenlos die Ärmel hochkrempelt<br />
und hartnäckig an der Zukunft arbeitet. Weber verliert keine<br />
Zeit. Gleich im ersten Jahr wird die Hofterrasse umgebaut und der Thekenbereich<br />
erneuert.<br />
Das Werk ist vollendet. Heute zeigt sich das behutsam renovierte<br />
Fachwerkgehöft in altem Glanz - und neuer Nachbarschaft. Hauteng<br />
an den bestehenden Komplex schmiegt sich ein zeitgemäßes Gästeressort,<br />
das in seiner modernen Formensprache einen ästhetischen<br />
Kontrast zum erfrischten Altbestand bildet.<br />
Zwei Jahre Planung und ein Jahr Bauzeit wurden investiert, um dem<br />
Weinhaus Henninger ein Hotel zu schenken. Der Komplex passt sich<br />
harmonisch an das Traditionshaus an und bietet Gästen eine entspannte,<br />
großzügige und weltoffene Atmosphäre, die von dezentem<br />
Luxus und puristischer Eleganz geprägt ist. Pfälzer Lebensart zum<br />
Übernachten.<br />
Pergolamarkisen<br />
Ab 2004 startet er den Catering-Service sowie einen Wein- und Feinkosthandel<br />
mit bundesweiter Vertriebsstruktur. Im Folgejahr kommt die Weinwirtschaft<br />
im alten Kallstadter Pfarrhaus dazu. Der Vollblut-Gastronom<br />
bekommt den Zuschlag als Festwirt im „Winzergarten“ auf dem Dürkheimer<br />
Wurstmarkt 2007, später übernimmt er die Weinstube Bach-Mayer<br />
im nahen Bad Dürkheim. Parallel dazu widmet sich Weber weiterhin dem<br />
Feinschliff am heimischen Anwesen. Viele Baustellen. Aber keine Gefahr<br />
eines Kontrollverlusts. Im Business ist Weber ein Macher mit sensorischem<br />
Talent und innovativen Visionen.<br />
Komplizen im Auftrag des guten Geschmacks<br />
Im Smalltalk bei Tisch ist er ganz Gastgeber. „Alles recht?“, fragt er immer<br />
wieder. Der Wildschweinbraten vom Frischling ist vorzüglich, ebenso<br />
die Kartoffelsuppe als Entrée. Dazu passt eine gereifte Riesling Spätlese<br />
trocken aus dem Kallstadter Saumagen vom Weingut Koehler-Ruprecht.<br />
Noch eine Legende. Die wohnt gleich gegenüber. Mit Spitzenwinzer<br />
Bernd Philippi ist Weber eng befreundet. Die Henninger-Weinkollektionen<br />
werden von der Elite des Pfälzer Weinbaus abgefüllt. Neben seinem<br />
persönlichen Freund Markus Schneider gehören auch die Weingüter<br />
Neiss und Bassermann-Jordan zu seinen Komplizen im Auftrag des guten<br />
Geschmacks. Der Hausherr bleibt in Bewegung. Das gegenüberliegende<br />
„Weinkastell Zum Weißen Ross“ wird gerade umfassend renoviert. Ab diesen<br />
Monat wird ein neuer Pächter das Haus mit 14 Doppelzimmern weiter<br />
führen. Er heißt Franz Weber. Sein Anspruch: Auf der anderen Straßenseite<br />
soll keine Dependance des Henninger eröffnen, sondern ein Haus<br />
mit eigenständigem Profil. Das Schmuckstück Henninger erstrahlt nach<br />
In Zusammenarbeit mit Ziegler und der Kölner Innenarchitektin Susanne<br />
Brandherm entstand ein charismatisches Landhotel mit exklusiver<br />
Ausstattung und sympathischem Interieur, das auf jeglichen<br />
Ballast verzichtet und das Besondere unterstreicht. Sieben Suiten<br />
und sechs Zimmer, jedes mit individuellem Gesicht und doch unverkennbar<br />
eine gemeinsame Sprache sprechend.<br />
Die Suiten bieten ein überwältigendes Raumgefühl und durch die<br />
großen Panoramafenster eine eindrucksvolle Aussicht über die<br />
Weinberge direkt vor der Tür. Wer mit Blick auf die Premiumlage Kallstadter<br />
Saumagen aufwacht, wähnt sich wahrlich im siebten Pfälzer<br />
Himmel. Kronjuwel des Hotels ist die Penthouse-Gartensuite mit<br />
spektakulären Perspektiven im Innern wie nach draußen.<br />
Die Planer haben den verfügbaren Platz nicht in Masse übersetzt. Die<br />
Zahl der Zimmer wurde mehrmals reduziert: weniger Räume, mehr<br />
Raum. Im unteren Bereich zieht eine elegante Weinbar neben der<br />
großzügigen Lobby alle Blicke auf sich, im Weinatelier finden Verkostungen<br />
oder Meetings statt. Auch der alte Barrique-Gewölbekeller<br />
ist für Veranstaltungen aller Art reserviert.<br />
Mit dem neu eröffneten Hotel wurde dem Henninger-Chef ein Traum<br />
erfüllt: anspruchsvollen Gästen mit Faible für Pfälzer Lebensart ein<br />
zauberhaftes Ressort bieten zu können, in dem sich Vergangenheit<br />
und Gegenwart harmonisch umarmen. Einem Risiko sollte Franz<br />
Weber allerdings beherzt ins Auge blicken: Es könnte sein, dass hier<br />
keiner mehr ausziehen will.<br />
67227 Frankenthal . August-Bebel-Straße 4<br />
Telefon 06233 2 84 44 . Fax 06233 2 16 57<br />
67433 Neustadt . Friedrichstraße 23<br />
Telefon 06321 80699<br />
67547 Worms . Obermarkt 14<br />
Telefon 06241 2 34 47
eventkalender<br />
GERTRU<br />
eysoldt<br />
RING<br />
PROGRAMM<br />
Gertrud-Eysoldt-Ring Verleihung<br />
16. März | 19.00 Uhr | Parktheater Bensheim<br />
Gala 20.30 Uhr | Bürgerhaus<br />
Matinee der Akademie<br />
der Darstellenden Künste<br />
17. März | 11.00 Uhr | Parkhotel Krone<br />
WWW.STADTKULTUR-BENSHEIM.DE<br />
HERZLICHEN DANK<br />
veranstaltungshighlights<br />
März bis Juni<br />
2<strong>01</strong>3<br />
UBI BENE<br />
Porsche Zentrum Mannheim<br />
SPORTWAGENZENTRUM<br />
UBI BENE<br />
83
eventkalender<br />
März<br />
Ausstellungen<br />
Jörn Kausch: Bis Jetzt<br />
bis 6. April<br />
Galerie Angelo Falzone Mannheim<br />
Die Galerie Falzone zeigt neue Arbeiten des<br />
Bildhauers Jörn Kausch.<br />
www.galerie-falzone.de<br />
Leipzig am Rhein<br />
bis 14. April<br />
Rudolf-Scharpf-Galerie Ludwigshafen<br />
In der losen Reihe von Präsentationen deutscher<br />
Kunstakademien wird die Malerei-<br />
Klasse von Heribert C. Ottersbach (ehemals<br />
Klasse Neo Rauch), der Hochschule für<br />
Grafik und Buchkunst in Leipzig vorgestellt.<br />
www.wilhelmhack.museum<br />
Annabell Stübe: Treemotion<br />
bis 20. April<br />
Tom.Co Mannheim<br />
Die Natur prägt die Arbeiten der österreichischen<br />
Fotokünstlerin Annabell Stübe. In den<br />
vergangenen Jahren hat sie sich dem Thema<br />
Bäume gewidmet. Mit Hilfe einer analogen<br />
Mittelformatkamera entstanden bewegte<br />
und bewegende Bilder in Schwarz-Weiß. Im<br />
Anschluss ist die Schau vom 29. April bis 8.<br />
Juni im Tom.Co-Salon in Saarbrücken (Kaiserstr.<br />
15) zu sehen. www.tomco.de<br />
Miroslav Tichý: Stadt der Frauen<br />
bis 26. Mai<br />
ZEPHYR Mannheim<br />
Nicht nur das künstlerische Werk, sondern<br />
Annabell Stübe – Treemotion. Zu sehen bei Tom.Co in Mannheim und Saarbrücken.<br />
auch das weitgehend unbekannte Leben des<br />
tschechischen Künstlers Miroslav Tichý (1926<br />
bis 2<strong>01</strong>1), der sich der Inbesitznahme seitens<br />
der Kunstwelt konsequent verweigerte, steht<br />
im Mittelpunkt der Ausstellung.<br />
www.zephyr-mannheim.de<br />
Die Medici<br />
bis 28. Juli<br />
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim<br />
Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen<br />
blicken mit der Ausstellung „Die Medici –<br />
Menschen, Macht und Leidenschaft" hinter<br />
die Kulissen einer der berühmtesten Familien<br />
der Welt. www.medici2<strong>01</strong>3.de<br />
Florenz genießen<br />
bis 28. Juli<br />
Café Prag Mannheim<br />
Passend zur Sonderausstellung „Die Medici“<br />
in den Reiss-Engelhorn-Museen präsentiert<br />
das Café Prag Bilder von Adonis Malamos<br />
aus dem aktuellen Florenz.<br />
www.medici2<strong>01</strong>3.de<br />
Geschichte der Arbeiterbewegung<br />
bis 25. August<br />
Technoseum Mannheim<br />
1863 trat die erste politische Organisation<br />
der deutschen Arbeiterbewegung auf den<br />
Plan. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums<br />
zeigt das Technoseum eine große Landesausstellung<br />
zu Erfolgen, Niederlagen<br />
und neuen Herausforderungen.<br />
www.technoseum.de<br />
Königreich Pfalz<br />
bis 27. Oktober<br />
Historisches Museum der Pfalz Speyer<br />
Die Ausstellung stellt die Geschichte der<br />
Pfalz unter der bayerischen Herrschaft in<br />
den Jahren 1816 bis 1918 in den Fokus der<br />
Betrachtung. www.museum.speyer.de<br />
Internationaler WeldeKunstpreis: Longlist<br />
8. bis 10. März<br />
Alte Feuerwache Heidelberg<br />
Erstmals nicht in der hauseigenen Flaschenfüllerei,<br />
sondern in der Alten Feuerwache in<br />
Heidelberg sind die Bewerber um den Fotokunstpreis<br />
zu sehen, die von renommierten<br />
Experten vorgeschlagen wurden. Die Besucher<br />
der Ausstellung stimmen über den<br />
Publikumspreis ab. www.welde.de<br />
Nur Skulptur!<br />
16. März bis 17. November<br />
Kunsthalle Mannheim<br />
Künstlerkurator Bogomir Ecker und seine<br />
Bildhauerkollegen Kiki Smith, Roman Signer<br />
und John Bock interpretieren und inszenieren<br />
den historischen Skulpturenbestand<br />
der Kunsthalle aus zeitgenössischer Perspektive.<br />
Mit etwa 380 Werken von Auguste<br />
Rodin über Henry Moore bis Thomas Hirschhorn<br />
wird die Hälfte der Mannheimer Skulpturensammlung<br />
zu erleben sein.<br />
www.kunsthalle-mannheim.eu<br />
L/B: Struktur und Zufall<br />
17. März bis 20. Mai<br />
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen<br />
Das Schweizer Künstlerpaar Sabina Lang<br />
und Daniel Baumann wird den Ausstellungsbereich<br />
des Museums komplett bespielen.<br />
Inspiriert von der offenen 1970er-Jahre<br />
Architektur des WHM schaffen Lang/Baumann<br />
eine raumgreifende Installation aus<br />
riesigen Luftschläuchen, die sich an Boden,<br />
Wänden, Stufen und der Decke entlang<br />
schmiegen und den Raumeindruck komplett<br />
verändern. www.wilhelmhack.museum<br />
Robert Häusser: Im Auftrag<br />
24. März 2<strong>01</strong>3 bis 12. Januar 2<strong>01</strong>4<br />
Museum Zeughaus Mannheim<br />
Die Schau stellt Auftragsarbeiten in den<br />
Mittelpunkt, die Robert Häusser für Industriebranchen<br />
und Berufsgenossenschaften<br />
ausgeführt hat. Der Hasselblad-Preisträger<br />
von 1995 wird heute als Wegbereiter der<br />
zeitgenössischen Fotografie bezeichnet.<br />
www.rem-mannheim.de<br />
Bühne<br />
Power! Percussion<br />
9. März, 20 Uhr<br />
Capitol Mannheim<br />
Die fünf Musiker entführen ihre Zuhörer in<br />
die faszinierende Welt des Rhythmus. Alltagsgegenstände<br />
zählen dabei ebenso zum<br />
musikalischen Repertoire wie das klassische<br />
Instrumentarium.<br />
www.capitol-mannheim.de<br />
Premiere: Götterdämmerung<br />
22. März, 17 Uhr<br />
Nationaltheater Mannheim<br />
Mit der „Götterdämmerung“ in der Inszenierung<br />
von Achim Freyer und unter der<br />
musikalischen Leitung von Dan Ettinger<br />
vollendet das Nationaltheater Wagners Ring.<br />
(weitere Vorstellungen am 1. und 6. April).<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Heute Abend: Lola Blau<br />
24. März, 19 Uhr<br />
Schatzkistl Mannheim<br />
Glanzrolle für Anna Krämer in Georg Kreislers<br />
Solostück über das Leben der jüdischen<br />
Sängerin Lola. In zwanzig Kabarettsongs<br />
schlüpft sie in viele Rollen und Charaktere<br />
und zeigt Kreislers Spannweite von Komödie<br />
bis Tragödie (weitere Vorstellung am 10. Mai).<br />
www.schatzkistl.de<br />
Konzerte<br />
Patricia Kaas: Kaas chante Piaf<br />
15. März, 20 Uhr<br />
Rosengarten Mannheim<br />
„Kaas chante Piaf“ ist eine außergewöhnliche<br />
Hommage, die zwei Stimmen und zwei<br />
Schicksale gegenüberstellt. 50 Jahre nach<br />
dem Tod von Edith Piaf erinnert Patricia<br />
Kaas an die berühmteste französische Sängerin.<br />
www.rosengarten-mannheim.de<br />
5. Kammermusikmatinee<br />
17. März, 11 Uhr<br />
Nationaltheater Mannheim<br />
Sopranistin Juliane Herrmann und Mezzosopranistin<br />
Susanne Scheffel singen,<br />
begleitet von Alexander Fleischer am Klavier,<br />
Lieder und Duette von Richard Wagner,<br />
Olivier Messiaen und anderen.<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Gregory Porter: Be good<br />
17. März, 20 Uhr<br />
Capitol Mannheim<br />
Gregory Porter hat sich seit seinem Debütalbum<br />
„Water“ zu einem der weltweit erfolgreichsten<br />
Jazzsänger entwickelt. „Be Good“<br />
ist das zweite Album des kalifornischen<br />
Ausnahmekünstlers.<br />
www.capitol-mannheim.de<br />
Nightmoves: Daniel Prandl Quartett<br />
18. März, 20.30 Uhr<br />
Nationaltheater Mannheim<br />
Für sein aktuelles Projekt fables&fiction<br />
bei den Thomas Siffling’s Nightmoves hat<br />
Daniel Prandl Figuren, Geschichten und<br />
Legenden aus Literatur und Mythologie in<br />
beredte Jazz-Kompositionen verwandelt.<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Wormser Blue Nite: Anke Helfrich Trio<br />
18. März, 20 Uhr<br />
Das Wormser – Theater<br />
Die in Hilversum und New York ausgebildete<br />
deutsche Pianistin Anke Helfrich zählt zu<br />
den herausragenden Jazzmusikern in Europa.<br />
Mit ihrem Trio verbindet sie amerikanische<br />
Tradition und europäische Freiheit zu<br />
einem swingenden, aufregenden Stil.<br />
www.das-wormser.de<br />
Zehn Jahre „Menschen am Fluss“<br />
21. März, 20 Uhr<br />
Capitol Mannheim<br />
Das Oder-Hochwasser im Jahr 2002 hat die<br />
„Menschen am Fluss“ zusammengebracht.<br />
Nun treffen sie sich wieder. Laith Al Deen,<br />
Max Mutzke, Mousse T. & Band und andere<br />
spielen, um Geld für die Stiftung von Initiator<br />
Rolf Stahlhofen zu sammeln, die sich für<br />
sauberes Trinkwasser in aller Welt einsetzt.<br />
www.capitol-mannheim.de<br />
3. Bachchor-Konzert<br />
23. März, 19 Uhr<br />
Peterskirche Heidelberg<br />
Bachs h-Moll-Messe für fünf Solostimmen,<br />
Chor, Orchester und Basso continuo<br />
ist eines der bedeutendsten geistlichen <br />
Auftragsarbeiten von Robert Häusser für die Industrie sind im Zeughaus Mannheim zu sehen.<br />
84 UBI BENE<br />
UBI BENE 85
eventkalender<br />
Werke Johann Sebastian Bachs. Die groß<br />
dimensionierte und reich besetzte Messekomposition<br />
nimmt Elemente des konzertanten<br />
Stils der Kantate auf.<br />
www.theaterheidelberg.de<br />
SWR-Konzertreihe Mannheim: Amerika!<br />
23. März, 19.30 Uhr<br />
Rosengarten Mannheim<br />
Das SWR Vokalensemble Stuttgart präsentiert<br />
unter der Leitung von Marcus Creed<br />
populäre amerikanische A-capella-Musik<br />
von Leonard Bernstein, Samuel Barber und<br />
Individualisten wie John Cage, Morton Feldman<br />
und Steve Reich, die in keine Schublade<br />
passen und zum American Dream gehören<br />
wie die Sterne aufs Streifenbanner.<br />
www.rosengarten-mannheim.de<br />
The 12 Tenors in Concert<br />
24. März, 20 Uhr<br />
Das Wormser – Theater<br />
Begleitet von einer rein weiblichen Live-<br />
Band beweisen die stimmgewaltigen Ausnahmesänger,<br />
dass kein Genre vor ihnen<br />
sicher ist und kein Publikum ihrem Charme<br />
widerstehen kann. www.das-wormser.de<br />
Messe<br />
Veterama<br />
15. bis 17. März<br />
Hockenheimring<br />
Mit dem Umzug auf den Hockenheimring<br />
wird die bislang zweigeteilte Frühjahrs-Veterama<br />
als eine geschlossene Veranstaltung an<br />
den Start gehen. Auto und Motorrad bilden<br />
das Herzstück des Dauerbrenners unter den<br />
Oldtimermärkten. www.veterama.de<br />
Festivals<br />
Heidelberger Frühling<br />
16. März bis 20. April<br />
siehe Seite 22 – 28 und 91<br />
Neuer Deutscher Jazzpreis<br />
22. und 23. März<br />
Alte Feuerwache Mannheim<br />
Zum achten Mal vergibt die IG Jazz Rhein-<br />
Neckar e. V. in Kooperation mit der Alten Feuerwache<br />
Mannheim gGmbH den mit 10.000<br />
Euro höchstdotierten Preis für professionelle<br />
Jazzbands und den einzigen Publikumspreis<br />
der deutschen Jazzszene. Am ersten Festivalabend<br />
tritt der französische Klarinettist<br />
Louis Sclavis mit dem „Atlas Trio“ auf, am<br />
zweiten Abend folgen die Wettbewerbskonzerte<br />
der drei vorausgewählten Bands und<br />
die Publikumsabstimmung.<br />
www.altefeuerwache.com<br />
Event<br />
hack-museumsgARTen: Frühlingserwachen<br />
21. März, 18 Uhr<br />
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen<br />
Seit März 2<strong>01</strong>2 ist das Wilhelm-Hack-Museum<br />
mit dem Kunstprojekt hack-museumsgARTen<br />
auf dem Hans-Klüber-Platz aktiv.<br />
Mitgärtnern darf jeder, mittlerweile pflanzen<br />
etwa 200 Personen in Kisten und auf<br />
Paletten Blumen, Gemüse und Kräuter an.<br />
Der Platz ist zu einer erweiterten Plattform<br />
des Museums geworden. Auch Künstler<br />
beteiligen sich an dem Projekt. Regelmäßige<br />
Gartentreffs finden jeden Donnerstag ab<br />
18 Uhr statt.<br />
www.wilhelmhack.museum<br />
Im April gibt das Mannheimer Capitol Ben Becker und Giora Feidman sowie Chako Habekost eine Bühne.<br />
April<br />
Ausstellungen<br />
Faszination Landschaft<br />
13. April bis 14. Juli<br />
Museum Zeughaus Mannheim<br />
2<strong>01</strong>1 erhielt der Mannheimer Altertumsverein<br />
als Schenkung aus Privatbesitz eine<br />
Sammlung mit nahezu 500 Zeichnungen und<br />
Druckgrafiken. Ihr thematischer Schwerpunkt<br />
liegt auf der Landschaftsdarstellung<br />
vom 17. bis ins 19. Jahrhundert. Die Auswahl<br />
von rund 150 Arbeiten wird in der Ausstellung<br />
ergänzt durch Gemälde aus den Sammlungen<br />
der Reiss-Engelhorn-Museen.<br />
www.rem-mannheim.de<br />
Internationaler WeldeKunstpreis: Shortlist<br />
19. April bis 10. Mai<br />
Volksbank Kur- und Rheinpfalz Speyer<br />
Voraussichtlich fünf Bewerber um den Fotokunstpreis<br />
werden von einer namhaften Jury<br />
in die Shortlist aufgenommen. Der Sieger<br />
erhält im November eine Einzelausstellung im<br />
Mannheimer Zephyr. www.welde.de<br />
Lange Nacht der Museen<br />
20. April<br />
Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg<br />
Museen in Mannheim, Ludwigshafen und<br />
Heidelberg öffnen eine ganze Nacht für Ausstellungen,<br />
Performances, Installationen,<br />
Lesungen, Tanz und Konzerte.<br />
TEN GAMES 80<br />
20. April bis 18. Mai<br />
Ten Gallery Mannheim (T6, 10)<br />
Die TEN GALLERY ist seit Oktober 2<strong>01</strong>1 als<br />
Galerie für zeitgenössische Fotografie, Medien<br />
und Kunst in den Mannheimer Quadraten<br />
aktiv. Die interaktive Ausstellung widmet sich<br />
Computerspieleklassikern und Konsolen der<br />
1980er-Jahre. www.ten-gallery.com<br />
Bühne<br />
Premiere: Die Fledermaus<br />
7. April, 19 Uhr<br />
Theater Heidelberg<br />
Turbulent, ironisch, witzig und eingängig –<br />
nicht umsonst gehört die komische Operette<br />
in drei Akten von Johann Strauss zu den<br />
meistgespielten Singspielen (weitere Vorstellungen<br />
am 24. März, 14. April, 8., 10. 16.<br />
18. und 20. Mai).<br />
www.theaterheidelberg.de<br />
Compañia Flamenco Solera<br />
7. April, 20 Uhr<br />
Schatzkistl Mannheim<br />
Die Essenz des Flamenco, Liebe, Tod, Armut,<br />
Freude und Hoffnung, werden von den Künstlern<br />
nicht einfach nur dargeboten, sondern<br />
gelebt (weitere Vorstellung am 1. Juni).<br />
www.schatzkistl.de<br />
Ballett: Reading Tosca<br />
9. April, 19.30 Uhr<br />
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen<br />
Opernkenner werden Giacomo Puccinis<br />
Oper Tosca durchblitzen sehen. Doch das<br />
Tanzstück erzählt Tosca nicht einfach nach,<br />
sondern stellt eine zeitgenössische Neukomposition<br />
in Bewegung und Klang dar.<br />
www.theater-im-pfalzbau.de<br />
Buddenbrooks<br />
12. April, 19.30 Uhr<br />
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen<br />
Autor John von Düffel hat Thomas Manns<br />
großen Familienroman für die Bühne bearbeitet.<br />
Die Inszenierung von Harald Demmer<br />
ist eine Koproduktion von Pfalztheater Kaiserslautern<br />
und Theater im Pfalzbau Ludwigshafen<br />
(weitere Aufführungen am 12. und<br />
14. April). www.theater-im-pfalzbau.de<br />
Premiere: B for Baby<br />
12. April, 20 Uhr<br />
Theater Heidelberg<br />
Im Drama von Carmel Winters, das in Heidelberg<br />
seine deutschsprachige Erstaufführung<br />
erfährt, werden in rasanten Szenenwechseln<br />
die zwei weiblichen sowie die zwei männlichen<br />
Rollen von jeweils gleichen Darstellern<br />
gespielt (weitere Vorstellung am 19. April).<br />
www.theaterheidelberg.de<br />
Chako Habekost: Habekostbarkeiten<br />
12. April, 20 Uhr<br />
Capitol Mannheim<br />
Habekost präsentiert eine neue Show mit<br />
seinen beliebtesten Nummern, kultigsten<br />
Figuren und berüchtigtsten Stand-ups. Dazu<br />
kommen Texte aus seinem aktuellen Buch<br />
„Habekostbarkeiten“.<br />
www.capitol-mannheim.de<br />
Ben Becker & Giora Feidman: Zweistimmig<br />
15. April, 20 Uhr<br />
Capitol Mannheim<br />
Giora Feidman, der Magier mit der Klarinette,<br />
und der unverwechselbare Schauspieler und<br />
Sänger Ben Becker treten erstmals gemeinsam<br />
auf. Ben Becker liest Gedichte von<br />
Paul Celan, Giora Feidman und sein starkes<br />
Ensemble treten mit dem Wort in einen musikalischen<br />
Dialog. www.capitol-mannheim.de<br />
Richards Ring<br />
18. April, 19 Uhr<br />
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen<br />
Bevor die einzelnen Opern des Ring-Zyklus<br />
innerhalb einer Woche (am 21., 23., 25. und<br />
27. April) in Ludwigshafen zu sehen sein werden,<br />
bietet der Pianist und Komponist Richard<br />
Vardigans eine fundierte und zugleich unterhaltsame<br />
Vorbereitung auf die Operntetralogie<br />
Richard Wagners. In drei Stunden erzählt<br />
und spielt er den gesamten Ring des Nibelungen.<br />
www.theater-im-pfalzbau.de<br />
Wladimir Kaminer: Onkel Wanja kommt<br />
19. April, 20 Uhr<br />
Alte Wollfabrik Schwetzingen<br />
Wladimir Kaminers Geschichten über<br />
Ost und West sind längst Kult. In seinem<br />
ersten Roman fängt der wahrscheinlich<br />
berühmteste Russe Deutschlands skurrile<br />
Gestalten und eigentlich unbeschreibliche<br />
Atmosphären stilsicher ein und spielt mit<br />
Klischees. www.alte-wollfabrik.de<br />
Festlicher Opernabend: Parsifal<br />
20. April, 17 Uhr<br />
Nationaltheater Mannheim<br />
Unter der musikalischen Leitung von Alois<br />
Seidlmeier gibt Kammersängerin Evelyn<br />
Herlitzius die Kundry, Stephen Milling singt<br />
die Partie des Gurnemanz.<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Caveman: Du sammeln – Ich jagen!<br />
24. April, 20 Uhr<br />
Capitol Mannheim<br />
Mannheims beliebtester Höhlenbewohner<br />
in neuer Besetzung: Erstmals schlüpft der<br />
gebürtige Berliner und heutige Wahlstuttgarter<br />
Martin Luding in die Rolle des Höhlenmannes<br />
(weitere Vorstellungen vom 25.<br />
bis 27. April und 3. bis 5. Mai).<br />
www.capitol-mannheim.de<br />
Premiere: König Ubu<br />
27. April, 19.30 Uhr<br />
Theater Heidelberg<br />
Nicht nur das Stück hat Premiere im Neuen<br />
Saal, auch Regisseur Viktor Bodó arbeitet<br />
erstmals in Heidelberg und bringt das Drama<br />
von Alfred Jarry aus dem Jahr 1896 um<br />
Macht, Krieg und Geldgier auf die Bühne<br />
(weitere Vorstellungen am 9., 11. und 28. Mai<br />
sowie am 8., 12. und 14. Juni).<br />
www.theaterheidelberg.de<br />
Konzerte<br />
Celtic Angels live<br />
10. April, 19.30 Uhr<br />
Das Wormser – Theater<br />
Traditionelle irische Folklore, große Hits aus<br />
Pop und Klassik neu interpretiert und eine<br />
Auswahl der schönsten Lieder der Welt –<br />
eine berührende und mitreißende Show für<br />
alle Fans der keltischen Kultur.<br />
www.das-wormser.de<br />
Chris de Burgh - Live in Concert<br />
13. April, 20 Uhr<br />
SAP-Arena Mannheim<br />
Der Meister singt die Songs seiner neuen<br />
Alben „Footsteps 1&2“ mit ausgewählten<br />
Stücken, die seine Karriere besonders<br />
beeinflusst haben.<br />
www.saparena.de<br />
VI. Akademiekonzert<br />
15. April, 20 Uhr<br />
Rosengarten Mannheim<br />
Generalmusikdirektor Dan Ettinger dirigiert<br />
das Klaviertrio g-Moll op. 17 (1. Satz – Allegro<br />
moderato) von Clara Schumann, Robert<br />
Schumanns 4. Sinfonie d-Moll op. 120 und<br />
die 4. Sinfonie e-Moll op. 98 von Johannes<br />
Brahms (weitere Aufführung am 16. April).<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Wormser Blue Nite: Gary Fuhrmann Trio<br />
15. April, 20 Uhr<br />
Das Wormser – Theater<br />
Gary Fuhrmann zählt zu den aufstrebenden<br />
jungen Saxophonisten des deutschen Jazz,<br />
2009 gewann er den Jazzpreis der Stadt<br />
Worms. Sein neues Trio vereint zwei weitere<br />
kongeniale Musiker aus der Region: den<br />
Bassisten Thomas Stabenow und Schlagzeuger<br />
Holger Nesweda.<br />
www.das-wormser.de<br />
<br />
86 UBI BENE<br />
UBI BENE 87
eventkalender<br />
DAS WORMSER<br />
PROGRAMM<br />
LINCOLNTHEATER<br />
FR 08.03.<br />
20.00 UHR<br />
LINCOLNTHEATER<br />
SA 09.03.<br />
20.00 UHR<br />
THEATER<br />
SO 10.03.<br />
19.30 UHR<br />
THEATER<br />
SA 16.03.<br />
20.00 UHR<br />
THEATER<br />
SO 24.03.<br />
20.00 UHR<br />
REICH UND TROTZDEM SEXY!<br />
OLE LEHMANN<br />
Ein Ausnahme-Comedian von<br />
allererster Güte<br />
WAHN.SINN!!!<br />
PATRIZIA MORESCO<br />
Zu alt für Limbo, zu jung zum<br />
Sterben<br />
HIGHLIGHTS MÄRZ/APRIL 2<strong>01</strong>3<br />
LIEBE<br />
HAGEN RETHER<br />
Das ständig aktualisierte, immer<br />
neue Programm<br />
BALLETT DES NATIONALTHEA-<br />
TERS BRÜNN<br />
DIE SCHÖPFUNG<br />
Ballett mit der Musik von Joseph<br />
Haydn in der legendären Fassung<br />
von Uwe Scholz<br />
WORLD WIDE EVENTS, KIEL<br />
THE 12 TENORS IN<br />
CONCERT<br />
Nie war Musik von einer einzigen<br />
Stimmlage so vielfältig<br />
THEATER<br />
SA 06.04.<br />
20.00 UHR<br />
KULTURZENTRUM<br />
SO 07.04.<br />
18.00 UHR<br />
THEATER<br />
DI 16.04.<br />
16.00 UHR<br />
THEATER<br />
28.04.<br />
20.00 UHR<br />
WORMSER KANTOREI / ST.<br />
ALBANS CHAMBER CHOIR / U.A.<br />
KONZERT IM RAHMEN<br />
DER STÄDTE-PARTNER-<br />
SCHAFT WORMS-ST.<br />
ALBANS<br />
UNSERE DAMEN SIND<br />
ECHTE KERLE<br />
CHAPEAU CLAQUE<br />
Travestietheater im Mozartsaal<br />
MUSIKBÜHNE MANNHEIM<br />
SCHNEEWITTCHEN UND<br />
DIE SIEBEN ZWERGE<br />
Familienmusical nach dem Märchen<br />
der Gebrüder Grimm für alle<br />
ab 5 Jahren<br />
KONZERTDIREKTION SCHUTTE,<br />
MÜNCHEN<br />
CISNE NEGRO DANCE<br />
COMPANY, SAO PAULO<br />
Brasilianisches Tanz-Feuerwerk<br />
voller Hingabe!<br />
INFOS UND TICKETS:<br />
TELEFON: (06241) 2000-450<br />
WWW.DAS-WORMSER.DE<br />
—<br />
DAS WORMSER / RATHENAUSTRASSE 11<br />
67547 WORMS<br />
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Abonnieren<br />
oder<br />
verschenken:<br />
1 Jahr UBI BENE für 18 Euro<br />
Mehr unter www.ubibene.eu oder Tel. 0621 3921448<br />
6. Philharmonisches Konzert<br />
17. April, 20 Uhr<br />
Stadthalle Heidelberg<br />
Ursprünglich als einsätzige Symphonische<br />
Dichtung angelegt, gedieh Gustav Mahlers Auferstehungssymphonie<br />
Nr. 2 c-Moll in den sechs<br />
Jahren ihrer Entstehung zu einem abendfüllenden,<br />
fünfsätzigen Monumentalzyklus.<br />
www.theaterheidelberg.de<br />
Lang Lang<br />
17. April, 20 Uhr<br />
Rosengarten Mannheim<br />
Der populärste Pianist der Gegenwart spielt<br />
Klaviersonaten Mozarts – darunter die leidenschaftliche<br />
a-Moll-Sonate – und vier Balladen<br />
Chopins. www.rosengarten-mannheim.de<br />
77. Silke Hauck Nacht mit Gästen<br />
27. April, 20 Uhr<br />
Schatzkistl Mannheim<br />
Silke Hauck, Mannheimer Sängerin mit besonderem<br />
Charisma, empfängt musikalische Gäste<br />
aller Stilrichtungen. www.schatzkistl.de<br />
Messe<br />
400. Maimarkt Mannheim<br />
und 50. Maimarktturnier<br />
27. April bis 7. Mai<br />
siehe Seite 54 – 58<br />
Festival<br />
Heidelberger Stückemarkt<br />
24. April bis 5. Mai<br />
Theater Heidelberg<br />
Neue Theaterautoren entdecken und fördern<br />
– mit dieser Idee hat sich der Heidelberger<br />
Stückemarkt zu einem der wichtigsten deutschsprachigen<br />
Schauspiel-Festivals entwickelt.<br />
Eröffnet wird er mit der Premiere von Thomas<br />
Arzts „Alpenvorland“, dem Gewinner des Autorenpreises<br />
2<strong>01</strong>2.<br />
www.theaterheidelberg.de<br />
Schwetzinger SWR Festspiele<br />
26. April bis 8. Juni<br />
Schloss Schwetzingen, Speyerer Kirchen<br />
Die Schwetzinger Schlosstore öffnen sich für<br />
großartige Künstler. Neben der Opern-Uraufführung<br />
„Thomas“ von Georg Friedrich Haas<br />
und der Wiederentdeckung „Indian Queen“ von<br />
Henry Purcell stehen Konzerte mit den Geigenstars<br />
Patricia Kopatchinskaja und Frank Peter<br />
Zimmermann, der Klarinettistin Sabine Meyer,<br />
dem Cellisten Johannes Moser und den Pianisten<br />
Andreas Staier und Ragna Schirmer sowie<br />
Liederabende auf dem Spielplan.<br />
www.swr.de<br />
Event<br />
Time Warp<br />
6. April<br />
Maimarkthalle Mannheim<br />
Elektronische Musik, Video-, Licht- und Lasertechnik<br />
– die Time Warp ist ein Magnet für Technofans<br />
aus der ganzen Welt. www.time-warp.de<br />
Mai<br />
Bühne<br />
São Paulo Companhia de Dança<br />
1.Mai, 19.30 Uhr<br />
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen<br />
Internationale klassische sowie moderne Choreographien<br />
gehören ebenso zum Repertoire<br />
der jungen Company wie eigens für sie geschaffene<br />
(weitere Aufführung am 2. Mai).<br />
www.theater-im-pfalzbau.de<br />
Madeleine Sauveur<br />
4. Mai, 20 Uhr<br />
Schatzkistl Mannheim<br />
Die Chansonette und Kabarettistin nimmt sich<br />
des Verständigungsproblems zwischen Männern<br />
und Frauen an. Am Piano: Clemens Maria<br />
Kitschen. www.schatzkistl.de<br />
Uraufführung: Der Idiot<br />
5. Mai, 18.30 Uhr<br />
Nationaltheater Mannheim<br />
Mieczyslaw Weinberg gehörte bis vor kurzem zu<br />
den zu Unrecht vergessenen Komponisten des<br />
20. Jahrhunderts. Seine letzte Oper, entstanden<br />
1986/1987, wurde bisher nur in einer reduzierten<br />
Version aufgeführt. Die Uraufführung am<br />
NTM inszenierte Regula Gerber (weitere Vorstellungen<br />
am 9. und 16. Mai).<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Szenen aus Goethes Faust<br />
15. Mai, 19.30 Uhr<br />
Nationaltheater Mannheim<br />
Robert Schumann widmete sich fast ein Jahrzehnt<br />
lang dem Faust-Stoff. Durch Krankheit<br />
und Tod des Komponisten blieb das Werk ein<br />
Fragment. Solisten und der Opernchor des<br />
Nationaltheaters singen zur Musik der Philharmonie<br />
Baden-Baden (weitere Vorstellungen am<br />
24. und 30. Mai sowie am 1. Juni).<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Festlicher Opernabend: Eugen Onegin<br />
20. Mai, 19 Uhr<br />
Nationaltheater Mannheim<br />
Die international gefeierten Opernstars Bo<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
SWR Konzertreihe Mannheim<br />
Rosengarten, 19.30 Uhr<br />
2<strong>01</strong>3_Mae-Apr_Medici.indd 1 28.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3 12:39:32<br />
Sa 09. März 2<strong>01</strong>3 I Abo 4<br />
James MacMillan<br />
Hector Berlioz<br />
Jean-Yves Thibaudet,<br />
Klavier<br />
Radio-Sinfonieorchester<br />
Stuttgart des SWR<br />
Dirigent:<br />
Stéphane Denève<br />
Sa 23. März 2<strong>01</strong>3 I Abo +<br />
Amerika!<br />
Chorwerke von Copland,<br />
Bernstein, Barber<br />
Reich, Cage<br />
und Schwartz<br />
Franz Vitzthum, Countertenor<br />
SWR Vokalensemble Stuttgart<br />
Dirigent: Marcus Creed<br />
Karten und Informationen:<br />
swr2kulturservice.de • Telefon: 07221 300200<br />
Rhein-Neckar Ticketshop, Mannheim P3, 4-5<br />
Jean-Yves Thibaudet<br />
88 UBI BENE<br />
UBI BENE 89
eventkalender<br />
Fragebogen<br />
tionsprojekts „Junges Theater im Delta“, in<br />
dem sich die Theater der Städte Heidelberg,<br />
Ludwigshafen, Mannheim, Speyer und Worms<br />
engagieren. www.das-wormser.de<br />
Deutsches Turnfest<br />
18. bis 25. Mai<br />
siehe Seite 112 – 117<br />
Juni<br />
nachgefragt<br />
Igor Levit ist laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />
„einer der groSSen Pianisten dieses Jahrhunderts“ –<br />
mit gerade einmal 26 Jahren. Beim „Heidelberger Frühling“<br />
zeigt er jetzt mehrfach sein Können.<br />
Bühne<br />
Premiere: Un Ballo in Maschera<br />
2. Juni, 19 Uhr<br />
Theater Heidelberg<br />
In der Oper von Giusppe Verdi wird das -<br />
wahre – Attentat auf den schwedischen<br />
König Gustav III. mit einer – fiktiven – Liebesgeschichte<br />
zwischen Gustav und Amelia,<br />
der Frau seines Sekretärs, verknüpft.<br />
www.theaterheidelberg.de<br />
Zu Gast im Rosengarten: Pianist Till Fellner.<br />
Skovhus (Eugen Onegin) und Pavol Breslik<br />
(Lenski) gastieren in Mannheim.<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
Konzerte<br />
VII. Akademiekonzert<br />
13. Mai, 20 Uhr<br />
Rosengarten Mannheim<br />
Zur Aufführung kommen Sergei Prokofjews<br />
Ouvertüre über hebräische Themen, Gustav<br />
Mahlers 1. Sinfonie D-Dur und ein neues<br />
Orchesterwerk von Richard Danielpour<br />
(weitere Aufführung am 14. Mai).<br />
www.nationaltheater-mannheim.de<br />
SWR-Konzertreihe Mannheim<br />
15. Mai, 19.30 Uhr<br />
Rosengarten Mannheim<br />
Pianist Till Fellner spielt, begleitet vom SWR<br />
Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg,<br />
Ludwig van Beethovens drittes Klavierkonzert<br />
und Sergej Prokofjews erste und<br />
vierte Sinfonie.<br />
www.rosengarten-mannheim.de<br />
Sweet Soul Music – Best of Soul<br />
17. Mai, 20.30 Uhr<br />
Alte Wollfabrik Schwetzingen<br />
Seit den 60er Jahren gibt es die 22-köpfige<br />
Formation Soulfinger um den Soulfather<br />
Klaus Gassmann mit einem fetten Bläsersatz,<br />
einer groovenden Rhythmusgruppe<br />
und bis zu acht Sängerinnen und Sängern.<br />
www.alte-wollfabrik.de<br />
Events<br />
Meile der Religionen<br />
8. Mai, 18 Uhr<br />
Innenstadt Mannheim<br />
Entlang der alten Kirchenstraße zwischen<br />
R2 und F4 werden bis zu 2.000 Menschen<br />
an einer etwa 250 Meter langen Tafel Platz<br />
nehmen und gemeinsam essen können.<br />
Initiatoren sind die abrahamitischen Religionen<br />
in Mannheim – repräsentiert durch<br />
das Forum der Religionen und die Arbeitsgemeinschaft<br />
Christlicher Kirchen (ACK).<br />
Kirchen, Moscheen und die Synagoge sind<br />
an diesem Abend geöffnet. www.kathma.de<br />
Bühnenreif! – Workshops für Jugendliche<br />
9. bis 12. Mai<br />
Das Wormser<br />
„Bühnenreif!“ lädt Jugendliche ab 14 Jahren<br />
ein, sich, angeleitet durch Regisseure, Schauspieler,<br />
Theaterpädagogen, Musiker und Maskenbildner,<br />
in Theaterimprovisation, Choreografie,<br />
Stimmtraining, Körpertraining, Maske,<br />
Pantomime oder Musikworkshops zu versuchen.<br />
Die Workshops sind Teil des Koopera-<br />
Immer noch Sturm<br />
5. Juni, 19.30 Uhr<br />
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen<br />
In Peter Handkes Stück verwebt sich die<br />
Geschichte einer Familie mit der politischen<br />
zwischen 1936 und 1942. Prosa und Drama<br />
verschwistern sich zu einem sprachmächtigen<br />
Text. Es spielt das Ensemble des Theaters<br />
an der Ruhr Mülheim.<br />
www.theater-im-pfalzbau.de<br />
Festival<br />
19. Heidelberger Literaturtage<br />
5. bis 9. Juni<br />
Universitätsplatz Heidelberg<br />
Das Literaturfestival gehört seit 1994 zu<br />
den Höhepunkten des kulturellen Lebens in<br />
Heidelberg. Das Programm aus Lesungen,<br />
Autorengesprächen und Musik im besonderen<br />
Ambiente des Jugendstilzelts genießt<br />
überregionale Aufmerksamkeit.<br />
www.heidellittage.de<br />
Event<br />
Tüten und Töne<br />
1. Juni<br />
Innenstadt Mannheim<br />
In den Mannheimer Quadraten steckt Musik.<br />
Den Beweis dafür tritt jedes Jahr das Einkaufs-<br />
und Musikerlebnis „Tüten und Töne“<br />
an. Der Handel lockt mit ausgeweiteten Öffnungszeiten<br />
bis 22 Uhr.<br />
www.mannheim.de<br />
Zur Person<br />
Orchester wie das London und das Israel<br />
Philharmonic und renommierte Podien wie<br />
das Wiener Konzerthaus und das Concergebouw<br />
in Amsterdam reißen sich um Igor<br />
Levit. Und das, obwohl der junge Russe, der<br />
als Achtjähriger mit seiner Familie nach<br />
Deutschland übersiedelte, sein Studium an<br />
der Musikhochschule in Hannover gerade<br />
erst abgeschlossen hat. Das allerdings mit<br />
der höchsten Punktzahl in der Geschichte<br />
des Instituts. Live erleben kann man Levit<br />
beim Musikfestival „Heidelberger Frühling“,<br />
denn dort ist er für zunächst drei Jahre zum<br />
Künstlerischen Leiter der Kammermusik<br />
Akademie ernannt worden. Als Artist in Residence<br />
gibt er zudem am 10. April ein Solorezital<br />
in der Heidelberger Stadthalle mit<br />
Werken von Bach, Beethoven, Schubert und<br />
Prokofjew. Und auch beim Festivalfinale am<br />
20. April mit der Deutschen Kammerphilharmonie<br />
Bremen wirkt Levit mit, dann als Solist<br />
in Schumanns Klavierkonzert.<br />
Jemand schenkt Ihnen 1.000 Euro. Was machen<br />
Sie damit?<br />
Bücher, kaufen … und Hemden.<br />
Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?<br />
Feuerwehrmann.<br />
Ihr Vorbild?<br />
Da gibt es zu viele.<br />
Welches Talent hätten Sie gern?<br />
Kochen!!!<br />
Was haben Sie immer im Kühlschrank?<br />
Fisch.<br />
Was gehört nicht in Ihren Kühlschrank?<br />
„Gesunde“ Fruchtjoghurts.<br />
Wie kann man Sie kulinarisch verwöhnen?<br />
Mit Austern und Fisch.<br />
Wobei entspannen Sie?<br />
Beim Arbeiten.<br />
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?<br />
„Allein unter Deutschen“ von Tuvia Tenenbom.<br />
Wie sieht für Sie ein perfekter Tag aus?<br />
Den perfekten Tag gibt es nicht.<br />
Welchen Traum hatten Sie mit 17?<br />
Oh, es gab so sehr viele ...<br />
Sie bekommen eine Woche frei. Wohin fahren<br />
Sie?<br />
Nach Rom oder Paris.<br />
90<br />
UBI BENE<br />
UBI BENE 91
Promotion<br />
Stein erleben<br />
Der Birkenauer Fachbetrieb Bräumer – Stein erleben bietet auSSergewöhnliche<br />
Naturstein-Lösungen für Wohnräume, Küchen, Bäder und AuSSenbereiche an. Sie sind perfekt<br />
auf die Bedürfnisse jedes Kunden abgestimmt und ebenso hochwertig wie exklusiv.<br />
Vielfältige Materialien, perfekte Verarbeitung: Der Werkstoff Naturstein bietet fast<br />
unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten für Innen- und AuSSenbereiche.<br />
Der Ästhet schätzt das edle Material, der Pragmatiker seine<br />
Robustheit, der Individualist seine Einzigartigkeit – der Werkstoff<br />
Naturstein bietet fast unbegrenzte Möglichkeiten für alle<br />
Lebens- und Wohnbereiche. Wie vielfältig die Materialien sind, zeigt<br />
ein Rundgang durch die Ausstellung bei „Bräumer – Stein erleben“ in<br />
Birkenau. Rund 100 verschiedene Gesteinsarten lagern hier. Ein grauer<br />
Granit mit geflammter Oberfläche zum Beispiel, der einmal eine Außentreppe<br />
werden könnte. Oder ein blau-grün marmorierter Quarzit, wie<br />
geschaffen für eine Dusche. Oder ein sandfarbener, polierter Shivakashi,<br />
der perfekt mit einer Massivholz-Küche harmonieren würde. Ob rustikal,<br />
zeitlos-klassisch oder modern – die Varianten tragen jedem persönlichen<br />
Geschmack Rechnung.<br />
Dieter Bräumer führt seinen Meisterbetrieb in dritter Generation. Gemeinsam<br />
mit seiner Frau, Diplom-Betriebswirtin Monika Dehmel, ist der<br />
Steinmetzmeister und staatlich geprüfte Steintechniker ständig auf der<br />
Suche nach der optimalen Lösung für jeden noch so ausgefallenen Kundenwunsch.<br />
Für beide ist der Beruf auch Berufung. „Die perfekte Arbeit<br />
mit Stein setzt viel Fachwissen, Erfahrung und Leidenschaft voraus“, sagt<br />
Monika Dehmel. Und die beinhaltet neben dem technischen Know-how<br />
auch Kreativität in der Gestaltung und ein geschultes Auge für das Material<br />
und seine Maserung, die erst durch die richtige Verlegung ihre volle<br />
Wirkung entfaltet. „Je nach Gesteinsart ist das wie ein großes Puzzle“,<br />
erklärt Dieter Bräumer und zeigt eine Dusche mit zwei großformatigen<br />
Steinplatten, die von Maserungen in verschiedenen Blautönen durchzogen<br />
sind. In der Ecke stoßen sie exakt aufeinander. „Azul Imperial Quarzit.<br />
Einer der exklusivsten Natursteine überhaupt”, schwärmt er.<br />
Jedes Bad ein Unikat<br />
Dieter Bräumer und Monika Dehmel beziehen ihre Steine aus der ganzen<br />
Welt. Brasilianische Quarzite sind ebenso darunter wie Granite und<br />
granitähnliche Hartgesteine aus Alaska, Afrika oder Indien. In Birkenau<br />
erwachen sie zum Leben – dank der Veredelung und eines millimetergenauen<br />
Zuschnitts, den Bräumer und sein Team in der Werkshalle computergesteuert<br />
vornehmen. „Wir liefern das komplette Material fertig zugeschnitten<br />
beim Kunden an. So erzielen wir die maximale Genauigkeit und<br />
vermeiden Schmutz und Staub“, erklärt Monika Dehmel. Zur Planung<br />
gehört daher auch herauszufinden, wie die quadratmetergroßen Platten<br />
ins Haus oder die Wohnung kommen. Notfalls wuchtet der Kran den<br />
Stein mittels Vakuumheber auch über den Balkon ins Bad oder die Küche.<br />
Doch zuvor gilt es für die Fachleute zu wissen, was der Kunde will<br />
und braucht. Wie soll das Bade- oder Wohnzimmer gegliedert werden?<br />
Soll die Arbeitsplatte der Küche durch eine Wandverkleidung ergänzt<br />
werden? Ist bereits Mobiliar vorhanden, das weiter genutzt werden soll?<br />
„Für uns gilt: Alles ist möglich“, erzählt Monika Dehmel. „Aber wir beraten<br />
natürlich umfassend. Hartgesteine wie Granit oder Quarzit sind<br />
unempfindlicher als Weichgesteine wie Marmor. Kommt der Stein viel<br />
mit Wasser in Berührung, ist die polierte Ausführung leichter zu reinigen<br />
als eine nicht ganz so glatte Oberfläche.“ Dieter Bräumer ist ein Fan<br />
von großen, fugenlosen Formaten. „So entsteht ein unvergleichliches<br />
Bild der Natur“, begründet er. Pflegeleicht und angenehm für nackte<br />
Füße sei diese Variante außerdem.<br />
Maßgeschneiderte Lösungen<br />
Doch nicht nur Maßanfertigungen für Waschbecken oder Kommoden<br />
aus Stein ergänzen das Portfolio des Fachmanns. Auch bei komplexen<br />
Raumlösungen und allen Vorarbeiten dürfen sich Kunden auf Bräumer<br />
verlassen. „Wir bieten alles aus einer Hand an, von der Demontage bis zu<br />
Estricharbeiten und dem Verlegen der Fußbodenheizung“, sagt Monika<br />
Dehmel. Selbst bei der Beleuchtung der Räume wird nichts dem Zufall<br />
überlassen: In den passenden Stein eingelassene Deckenstrahler bringen<br />
die Maserungen an Wänden und Boden perfekt zur Geltung.<br />
Auch im Außenbereich kreiert Dieter Bräumer ständig maßgeschneiderte<br />
Lösungen für Terrasse, Beeteinfassung oder Sichtschutz. Seine Spezialität:<br />
beleuchtete und beheizte Außentreppen. Energiesparende Heizschleifen<br />
sorgen auch bei Eis und Schnee für trittsichere Oberflächen, und in die<br />
Stufen integrierte LEDs schaffen nicht nur interessante Effekte, sondern<br />
helfen auch Stolperfallen zu vermeiden. Bräumer sagt, es sei genau diese<br />
Kombination aus solidem Handwerk, kreativer Gestaltung und Formvollendung,<br />
die ihn an seiner Arbeit reize. Denn am Ende sollen alle zufrieden<br />
sein. Der Pragmatiker, der Wert auf Funktionalität legt. Der Ästhet, der<br />
sich jahrelang an seinem Stein erfreuen will. Und der Individualist, für<br />
den das Werk vor allem eines ist: einzigartig.<br />
Bräumer – Stein erleben<br />
Hauptstr. 19 + 21<br />
69488 Birkenau<br />
Telefon: 062<strong>01</strong> 31193<br />
Fax: 062<strong>01</strong> 34267<br />
E-Mail: info@stein-erleben.de<br />
www.stein-erleben.de<br />
92 UBI BENE<br />
UBI BENE 93
kunstsinn<br />
Die<br />
Leidensfähige<br />
Mit 34 Jahren hat sie fast alle groSSen Frauenrollen der griechischen<br />
Tragödie hinter sich. Für das grausamste Weib von allen bekommt Constanze<br />
Becker den Gertrud-Eysoldt-Ring 2<strong>01</strong>2: Ihre Verkörperung der „Medea“<br />
in der Frankfurter Inszenierung von Michael Thalheimer hat die Juroren<br />
überzeugt. „Es scheint so“, betont der Jury-Vorsitzende Frank Baumbauer,<br />
„als hätte Euripides` Medea auf diese Schauspielerin gewartet“.<br />
94 UBI BENE<br />
UBI BENE 95
kunstsinn<br />
Am 16. März findet im Bensheimer<br />
Parktheater die Preisverleihung<br />
statt. Nach dem Titel „Beste<br />
Schauspielerin des Jahres 2008“ wird Constanze<br />
Becker jetzt mit dem Eysoldt-Ring, dem bedeutendsten<br />
Theaterpreis im deutschsprachigen<br />
Raum, gewürdigt. Eine hohe Anerkennung für<br />
eine junge Schauspielerin, die sich ganz in den<br />
Dienst ihrer Figuren stellt, ohne dabei die eigene<br />
Persönlichkeit zu verleugnen. So auch in der<br />
weit und breit eindrucksvollsten Inszenierung<br />
des Jahres, in der sie mit maximaler Bühnenpräsenz<br />
und Intensität das Publikum in ihren Bann<br />
zieht. Sie hat die exklusive Fähigkeit, den Zuschauer<br />
mitleiden zu lassen. Ein Talent für Dramatik.<br />
„Eine geborene Tragödin“, überschlagen<br />
sich die Feuilletons in ganz Deutschland.<br />
Sie ist früh oben angekommen. So früh, dass<br />
die weiteren Meilen einen zwangsläufigen Abstieg<br />
vermuten lassen. Doch Constanze Becker<br />
wittert keinerlei Gefahr, konzentriert sich mit<br />
voller Wucht immer auf die nächste künstlerische<br />
Herausforderung. In ihrem Beruf vereint<br />
sie Leidenschaft und Ehrgeiz mit einer tiefen<br />
Ernsthaftigkeit, was ihr von außen regelmäßig<br />
als streng, zugeknöpft und ein bisschen düster<br />
ausgelegt wird. In diese Schublade wird sie<br />
häufig gesteckt. Doch ihre chronische Lust an<br />
fokussierter Professionalität will sie sich nicht<br />
übelnehmen lassen. Nicht in den antiken Dramen,<br />
die sie wegen ihrer elementaren Konflikte<br />
und brachialen Sprachgewalt so liebt. Und<br />
ebenso wenig in den leichteren, komischen Rollen,<br />
in die sie nicht weniger Aufwand investiert.<br />
Beklemmendes Spiel und<br />
komödiantisches Talent<br />
Als die Akademie der Darstellenden Künste<br />
mit Sitz in Bensheim die Entscheidung bekannt<br />
gibt, steht Constanze Becker abends am<br />
Frankfurter Schauspiel in der Premiere von<br />
Moritz Rinkes neuem Stück „Wir lieben und<br />
wissen nichts“ auf der Bühne. An der Seite<br />
ihres Manns Oliver Kraushaar. Als verhuschte<br />
Tiertherapeutin auf High-Heels wuchert<br />
sie mit komödiantischem Talent. Sie sei froh,<br />
kommentierte sie während der Proben, einmal<br />
nicht mit fettigen Haaren auf der Bühne herumschreien<br />
zu müssen.<br />
Am Schauspiel Frankfurt spielt Constanze Becker die Medea<br />
(oben) und den Mephisto (unten) an der Seite von<br />
Wolfgang Michael in der Inszenierung „Faust. Zweiter Teil“.<br />
Man kennt sie als blutüberströmte Klytaimnestra<br />
in Thalheimers „Orestie“ (der Durchbruch),<br />
als besessene Frau John in dessen Inszenierung<br />
von „Die Ratten“ und als verzweifelte Jelena in<br />
Jürgen Goschs „Onkel Wanja“. Während und<br />
nach ihrer Zeit am Deutschen Theater in Berlin<br />
waren die beiden Regisseure die prägenden<br />
Spielleiter ihrer Wanderjahre. Vier Mal Thalheimer,<br />
zwei Mal Gosch. Und immer wieder Figuren<br />
in tragischen Verstrickungen, Mörderinnen<br />
und Furien. In Constanze Becker fusionieren<br />
radikale Härte und schleierhafte Verletzlichkeit.<br />
„Als Medea ist sie eine offene Wunde, ein Schrei<br />
auch in der Stille, ist Schmerz und zugleich klar<br />
und stark und messerscharf“, so Baumbauer.<br />
In dieser Rolle sei sie so beklemmend, dass sie<br />
die Zuschauer in eine Anspannung versetze, die<br />
man im Theater nicht oft erleben könne.<br />
Sie leidet gern, aber nicht<br />
an Größenwahn<br />
Constanze Becker besitzt schauspielerisches<br />
Selbstbewusstsein. Sie leidet gern, aber sicher<br />
nicht an Größenwahn. Sie schätzt das Epochale,<br />
Spektakuläre, ohne das Subtile zu vernachlässigen.<br />
Sie spielt nicht für die Resonanz,<br />
sondern vor allem für die bewusste Kollision<br />
mit sich selbst. Abgründe erforschen. Um der<br />
Geschichte Willen.<br />
Ihre eigene Geschichte wird in der Langzeit-<br />
Doku „Die Spielwütigen“ hautnah begleitet.<br />
Von 1996 bis 2003 hat Andres Veiel sie und<br />
drei weitere angehende Schauspieler bei der<br />
Ausbildung an der Ernst-Busch-Hochschule<br />
beobachtet. Damals war ihr längst klar, dass es<br />
auf dem Weg ins Theater keine Umwege geben<br />
soll. Als sie mit zwölf Jahren Robert Wilsons<br />
„The Black Rider“ im Thalia sieht, steht ihre<br />
Zukunft fest. Aus der Idylle von Lübeck entfernt<br />
sie sich nach dem Abi zum Vorsprechen<br />
nach Berlin. Die Schauspielschule nimmt sie<br />
beim ersten Versuch. Die Spielwut bleibt. Über<br />
Leipzig und Düsseldorf kommt sie zurück in<br />
die Hauptstadt, bis sie vom Metropolen-Hype<br />
die Nase voll hat. Seit 2009 arbeitet sie am<br />
Main. Als ungekrönte Königin des Frankfurter<br />
Ensembles. Pah, Krone: Welcher Kopfschmuck<br />
kann es mit diesem Ring schon aufnehmen?<br />
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96 UBI BENE<br />
UBI BENE 97
kunstsinn<br />
Wesenszüge in sich zu entdecken und im<br />
Sinne der Rolle weiter zu entwickeln – auf<br />
einer Bühne, im Rahmen und unter dem<br />
Schutz eines Stückes.<br />
Im Dokumentarfilm „Die Spielwütigen“<br />
über vier Studenten der Ernst-Busch-<br />
Schule begleitet man Sie ein Stück weit auf<br />
Ihrer Ausbildung. Wie spielwütig sind Sie<br />
tatsächlich? Wie viel von sich geben Sie in<br />
eine Rolle hinein?<br />
Becker: Ich liebe meinen Beruf sehr und verbringe<br />
viel Zeit damit. Ich weiß nicht genau,<br />
ob das was mit Wut zu tun hat, das klingt<br />
immer so ekstatisch und unkontrolliert. Natürlich<br />
hat der Beruf auch mit Kontrolle, Ernüchterung<br />
und Routine zu tun. Darüber bin<br />
ich sehr froh. Wie viel von mir in einer Rolle<br />
steckt, wird nicht verraten. Manchmal weiß<br />
ich es auch selber nicht.<br />
Wie gehen Sie mit Kritik um? Was hilft, was<br />
schmerzt?<br />
Becker: Den Umgang mit Kritik muss man<br />
in diesem Beruf früh lernen. Hilfreich ist immer<br />
die Kritik an der Sache, schwer die Kritik<br />
an der Person. Das zu trennen fällt den<br />
Kritisierenden oftmals schwer.<br />
In Moritz Rinkes neuem Stück „Wir lieben und wissen nichts“ steht Constanze Becker an der Seite<br />
ihres Manns Oliver Kraushaar auf der Bühne und wuchert mit komödiantischem Talent.<br />
„Ich halte mich für<br />
einen Menschen,<br />
der recht wenig hasst.“<br />
Ihr Bühnendrang ist offensichtlich. Könnte<br />
man die Theaterschauspielerin Constanze<br />
Becker für einen Kinofilm begeistern?<br />
Wenn ja, mit welchen Argumenten wäre<br />
man siegreich?<br />
Becker: Ich merke häufig: Theater und Film<br />
zu vereinen ist nicht einfach, allein von der<br />
Zeit und der Organisation her. Um richtig in<br />
den Film einzusteigen, müsste ich das Theater,<br />
zumindest das Theater im Ensemble,<br />
wohl eine Zeit aufgeben – und das fällt mir<br />
schwer. Aber interessieren würde mich die<br />
Arbeit beim Film natürlich schon.<br />
Eine Frau, die aus Rachsucht ihre eigenen<br />
Kinder tötet: Die Medea ist eine innerlich<br />
gebrochene, äußerlich aber harte Frau. Haben<br />
Sie sich mit dieser rätselhaften Rolle<br />
auch psychologisch auseinandergesetzt?<br />
Constanze Becker: Wir haben uns in der Arbeit<br />
natürlich auch mit psychologischen Fragen<br />
beschäftigt, sonst ist es auch schwierig,<br />
aus einer Figur in einem Stück einen Menschen<br />
zu machen. Aber wir hatten nie den<br />
Anspruch, die Figur bis ins Letzte zu erklären<br />
oder ein moralisches Urteil über sie zu<br />
fällen. Vielleicht ist es auch ein Reiz für mich<br />
bei antiken Stücken, dass sich die Figuren<br />
nur bedingt mit heutiger Psychologie erklären<br />
lassen."<br />
Dramatische Rollen mit dunklen Seelen<br />
liegen Ihnen. In der „Orestie“ ersticht eine<br />
blutbefleckte Klytaimnestra ihren Mann<br />
Agamemnon. Glauben Sie, dass Hass und<br />
Gewalt im menschlichen Repertoire fest<br />
angelegt sind?<br />
Becker: Das nehme ich an, denn wenn es<br />
keine gäbe, fände man für derartige Stücke<br />
auch nur schwer ein Publikum. Ich halte<br />
mich für einen Menschen, der in seiner Freizeit<br />
recht wenig hasst, aber das war für mich<br />
schon immer die größte Herausforderung:<br />
Rollen, die möglichst wenig mit meinem<br />
Wesen oder meiner Lebenserfahrung zu tun<br />
haben.<br />
Muss man wesentliche Grundzüge einer Figur<br />
in sich haben, um sie sehr gut spielen<br />
zu können?<br />
Becker: Ich glaube, jeder Mensch hat vielfältigste<br />
Wesenszüge in sich, und es geht bei<br />
der Erarbeitung einer Figur darum, diese<br />
Stimmt es, dass Robert Wilsons „Black<br />
Rider“ Sie für das Theater begeistert hat?<br />
Was hat diese düstere Inszenierung in Ihnen<br />
ausgelöst?<br />
Becker: Ich war damals noch recht klein.<br />
Aber ich denke, mich hat einfach diese<br />
Bilder-, diese Kunstwelt, in Verbindung<br />
mit der Musik fasziniert. Aber das ist über<br />
zwanzig Jahre her und heute sehr schwer<br />
zu beantworten.<br />
Text und Interview: Thomas Tritsch<br />
Fotos: Birgit Hupfeld •<br />
98<br />
UBI BENE
kunstsinn<br />
Aus der Mitte<br />
des Lebens<br />
Felicia Zeller gehört zu den meistgespielten jungen<br />
Autorinnen des deutschen Theaters. In dieser Spielzeit ist<br />
die gebürtige Stuttgarterin, die in Berlin-Neukölln lebt,<br />
Hausautorin am Mannheimer Nationaltheater.<br />
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Stoffe erleben<br />
Vor der außergewöhnlichen Zuhörerin<br />
Felicia Zeller ist kein noch so leichtfertig<br />
dahingesagter Satz sicher. Als<br />
die Mitarbeiterin des Nationaltheaters Mannheim<br />
die derzeitige Hausautorin von einer Probe<br />
im Werkhaus zum Interview im Café des Theaters<br />
begleitet, verabschiedet sie sich mit den<br />
Worten: „Meine Kollegin führt Sie anschließend<br />
wieder zurück.“ Felicia Zeller guckt verzweifelt.<br />
„Oh Gott, schreiben Sie das bloß nicht. Frau<br />
Zeller muss geführt werden. So weit ist es gekommen.“<br />
Die 42-jährige Autorin hat ihre eigene Art, Menschen<br />
zu beobachten. „Gesichter kann ich mir<br />
nicht merken“, gibt sie zu. Dafür aber umso besser<br />
ihre Gestik, ihre Handlungen und vor allem<br />
das Gesprochene. Und was sich nicht sofort in<br />
ihr Gehirn einprägt, wird aufgeschrieben. In kleine<br />
Hefte und Büchlein, von denen sie immer eines<br />
mit sich herumträgt. Irgendwann gehen viele<br />
dieser Notizen in ihre Stücke ein, persifliert,<br />
ironisiert und überhöht. Ihre Themen sind die<br />
Themen unserer Zeit, die sich im Alltäglichen,<br />
Banalen, in der Verstörtheit oder Verzweiflung<br />
der Protagonisten spiegeln. Aus Alliterationen,<br />
eingeflochteten Reimen und Satzwiederholungen<br />
baut sie Sprachkaskaden von stakkatohaftem<br />
Rhythmus, die sie sich beim Schreiben immer<br />
wieder selbst vorliest, um ihre Wirkung zu<br />
überprüfen. Das klingt nach Komik, ist es aber<br />
nur bedingt. Klug inszeniert, entwickeln sich auf<br />
der Bühne Szenen, bei denen dem Zuschauer<br />
ein ums andere Mal das Lachen im Hals stecken<br />
bleibt. „Eigentlich habe ich gar keinen Humor“,<br />
findet Felicia Zeller. Vieles ist ironisch. Was sie<br />
schreibt, und auch, was sie sagt.<br />
Rückblende. Zur Karriere als Schriftstellerin gab<br />
es keine Alternative. „Nie.“ Als Jugendliche versucht<br />
sie sich in Liebeslyrik. „Das ist alles vernichtet.“<br />
Ihren Durchbruch als Dramatikerin feiert<br />
sie 1990 mit dem Stück „Meine Mutter war<br />
einundsiebzig und die Spätzle waren im Feuer in<br />
Haft“. Seitdem hat Felicia Zeller 17 Theaterstücke<br />
geschrieben, darunter den Publikumsrenner<br />
„Kaspar Häuser Meer“, der ihr den Publikumspreis<br />
bei den Mülheimer Theatertagen 2008<br />
bescherte, und „Gespräche mit Astronauten“,<br />
das unter der Regie von Schauspieldirektor<br />
Burkhard C. Kosminski 2<strong>01</strong>1 in Mannheim uraufgeführt<br />
wurde. Außerdem erschien der Prosaband<br />
„Einsam lehnen am Bekannten“, für den<br />
sie 2009 den Clemens Brentano Förderpreis für<br />
Literatur der Stadt Heidelberg erhielt. Nebenbei<br />
erwarb sie 1998 ihr Diplom an der Filmakademie<br />
Baden-Württemberg in Stuttgart, ehe sie<br />
nach Berlin zog, wo sie seither immer wieder<br />
auch Kurzfilme produziert.<br />
Bemerkungen,<br />
die Befehle sind<br />
Sie selbst findet dieses Pensum gar nicht so beachtlich.<br />
„Das scheint nur so. Derzeit arbeite ich<br />
nur an dem Stück für Mannheim. Auch wenn<br />
ich hoffe, dass ich auch noch ein paar andere<br />
Gedanken habe.“ Ihr Auftrag als Hausautorin<br />
am Nationaltheater ist es, ein Stück zu schreiben,<br />
das voraussichtlich im Herbst uraufgeführt<br />
werden soll. Dass sie für die aktuelle Spielzeit<br />
ausgewählt wurde, habe sicher mit der Zusammenarbeit<br />
mit Kosminski für „Gespräche mit<br />
Astronauten“ vor zwei Jahren zu tun, glaubt die<br />
Schwäbin. Es scheint für beide Seiten gepasst<br />
zu haben. „Kosminski ist ein Regisseur, der sich<br />
nicht vor Autoren fürchtet“, sagt sie. Und umgekehrt?<br />
Fürchtet sie sich vor Regisseuren? „Man<br />
kann sich Regisseure nicht immer aussuchen.<br />
Furcht ist sicher übertrieben. Hass wäre das<br />
bessere Wort.“ Ein Regisseur müsse den Motor<br />
des Textes verstehen, seine innere Sprachstruktur<br />
und Rhythmik. Sie selber habe beim Schreiben<br />
keine inszenatorischen Gedanken, daher<br />
gebe sie auch keine Regieanweisungen. „Wenn<br />
ein Regisseur das Stück versteht, braucht er sie<br />
nicht. Wenn nicht, helfen sie auch nicht.“ Dennoch<br />
stellt sie jedem Stück „Bemerkungen der<br />
Autorin“ voran. „Aber eigentlich sind das doch<br />
eher Befehle.“ Die Zusammenarbeit mit <br />
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100 UBI BENE<br />
UBI BENE 1<strong>01</strong>
kunstsinn<br />
dem Mannheimer Schauspielchef ist intensiver. Am Morgen saßen sie zusammen<br />
über dem Textentwurf. Und? „Jetzt geh‘ ich wieder ran.“ Felicia<br />
Zeller schätzt dieses Feedback, das sie als Förderung versteht. Und das<br />
über die finanzielle Förderung eines Stipendiums hinausgeht, auf die sie<br />
trotz aller Erfolge angewiesen ist.<br />
Schreiben zur Kinderladen-Zeit<br />
Seit drei Jahren ist sie Mutter einer kleinen Tochter, Ada. Die hat ihren<br />
Schreibrhythmus verändert. „Ich arbeite von neun bis 16 Uhr, da ist Kinderladen-Zeit“,<br />
erzählt sie. Früher habe sie das Schreiben oft bis in die<br />
Abend- oder Nachstunden ausgedehnt. Heute nicht mehr. „Wenn man<br />
konzentriert ist, reicht das aus.“ Sie ist während ihres Jahres als Hausautorin<br />
in Berlin geblieben und kommt nur zu Besuchen in die Stadt, anders<br />
als beispielsweise der Schweizer Reto Finger. Der zog seinerzeit in die<br />
Mannheimer Quadrate und ließ sich vom benachbarten Discounter zu<br />
dem wunderbaren Stück „Norma“ inspirieren. Dass sie in Neukölln lebe,<br />
sei ohnehin Zufall, findet die gebürtige Stuttgarterin. „Berlin als Stadt ist<br />
für mich keine Inspirationsquelle.“ Wohl aber Menschen, und die trifft sie<br />
überall. Zum Beispiel im Zug, wo ihr die Idee zu „X Freunde“ kam, einer<br />
Auftragsarbeit für das Schauspiel Frankfurt, die derzeit Erfolge feiert. „Mir<br />
gegenüber saß eine Frau, die hat mehrere Dinge gleichzeitig gemacht und<br />
war völlig hektisch. Ordnung versuchte sie zu schaffen, indem sie eine<br />
Liste abarbeitete. Aber auch die war völlig planlos“, erzählt Felicia Zeller.<br />
Das Resultat ist eine Studie über die Leistungsgesellschaft, über Arbeitssüchtige<br />
und Verlierer. Eigentlich sind alle Verlierer.<br />
Auch in ihrem neuen Stück geht es um ein gesellschaftspolitisches Thema,<br />
Arbeitstitel: „Die Welt von hinten wie von vorne“. Im Mittelpunkt steht eine<br />
PR-Agentur, die eine Kampagne gegen eine Gesetzesänderung initiieren soll.<br />
Gleichzeitig erhält dieselbe Agentur aber auch den Auftrag, die gegenteilige<br />
Kampagne für die Gesetzesänderung zu entwickeln. „Es geht ein bisschen<br />
um Meinungsdesign“, erklärt Felicia Zeller. Die Idee sei ihr gekommen, als<br />
sie las, dass der Politiker Wolfgang Clement gleichzeitig auch als Lobbyist<br />
gearbeitet habe. Dennoch, darauf legt sie Wert: Das Stück ist fiktiv. „Ich<br />
habe Reales ausprobiert. Aber die echten Dinge sind plump und unglaubwürdig.<br />
Daher transferiere ich alles ins Fiktive, Erfundene“, begründet sie.<br />
Wie viel von ihr selbst in ihren Stücken liegt, lässt die 42-Jährige offen.<br />
Verständlich. Nur so viel gibt sie preis: „Ich bin gerade in der Midlife-<br />
Crisis. Heute bin ich durch Mannheim getaumelt und habe meiner Trübseligkeit<br />
gefrönt.“ Als Nachwuchsautorin geht sie nicht mehr durch, dazu<br />
ist sie längst zu bekannt und zu erfolgreich. Den arrivierten Autoren wie<br />
René Pollesch oder gar Elfriede Jelinek, mit denen sie zu ihrem großen<br />
Unmut ab und an verglichen wird, fühlt sie sich aber auch nicht zugehörig.<br />
Vielleicht ist es diese Midlife-Phase, die ihr zu schaffen macht. Und<br />
vielleicht hätte sie auch einfach einen anderen Weg wählen sollen. „Ich<br />
war am Collini-Center und habe lange auf einem Spielplatz herumgesessen“,<br />
erzählt sie. „Auf einem Balkon stand eine Frau im bordeauxfarbenen<br />
Schlafanzug und hat geraucht. Ich rauche keine Zigaretten mehr.“ Auch<br />
diese Beobachtung: ein Fall fürs Notizbuch.<br />
Text: Ute Maag •<br />
Weitere Informationen<br />
www.felicia-zeller.de<br />
Lesung<br />
Felicia Zellers Themen sind die Themen unserer Zeit. Oben: X Freunde am Schauspiel Frankfurt, unten: Gespräche mit Astronauten am Nationaltheater.<br />
Am 11. März ab 20 Uhr wird NTM-Hausautorin Felicia Zeller in der Lobby<br />
des Werkhauses in einer Lesung ihr neues Stück für Mannheim „Die Welt<br />
von hinten wie von vorne“ (Arbeitstitel) vorstellen. Der Eintritt ist frei.<br />
102 UBI BENE<br />
UBI BENE 103
kunstsinn<br />
Die Kunst des<br />
Weglassens<br />
Die Unikatmode von Gabriele Franke steht für luxuriöse<br />
Schlichtheit und klare Konturen. Doch die Mannheimer<br />
Designerin hat auch eine romantische Seite.<br />
Frau Franke, Ihr Leitspruch ist ein Zitat Albert<br />
Einsteins: „Alles sollte so einfach wie<br />
möglich gemacht werden, aber nicht einfacher.“<br />
Wie spiegelt sich das in Ihrer Mode<br />
wider?<br />
Gabriele Franke: Ich sehe mich in der Tradition<br />
des Bauhauses und übe mich in der Kunst<br />
des Weglassens. Ich mag das Lineare, Funktionale,<br />
vielleicht, weil ich selbst eine bekennende<br />
Pragmatikerin bin. Trotzdem ist meine<br />
Mode nicht minimalistisch, sondern hat eine<br />
gewisse subtile Raffinesse. Um es auf den<br />
Punkt zu bringen: Meine Mode soll tragbar<br />
und bequem, zeitlos und feminin sein, einen<br />
gewissen Charme haben. Diese luxuriöse<br />
Schlichtheit steht fast allen Frauen.<br />
Sie sind Mitglied im Bundesverband Kunsthandwerk<br />
und bezeichnen sich selbst als<br />
Kunsthandwerkerin. Wäre Designerin nicht<br />
treffender?<br />
Franke: Der Begriff Kunsthandwerk ist schon<br />
problematisch, weil damit gern Patchwork<br />
assoziiert wird. Und das mache ich ja gerade<br />
nicht. Aber ich bin beides: Designerin und<br />
Handwerkerin, denn ich mache von A bis Z<br />
alles selbst und bei Stoffen und Verarbeitung<br />
achte ich kompromisslos auf Qualität. Wenn<br />
der Begriff in diesem Sinne verwendet wird,<br />
finde ich ihn schon passend.<br />
Sie haben keine Mitarbeiter?<br />
Franke: Ich bin und bleibe ein Ein-Frau-Betrieb<br />
und will gar nicht größer werden. Ich<br />
hatte auch nie den Traum, im weltweiten<br />
Modezirkus aufzutreten, denn dazu wäre<br />
vermutlich eine Produktion im Ausland<br />
notwendig. Ich halte nichts von anonymer,<br />
Ressourcen verschwendender Massenproduktion.<br />
Mir macht es viel mehr Spaß, ganz<br />
individuell für meine und mit meinen Kundinnen<br />
Unikate zu erarbeiten – da möchte<br />
ich nichts aus der Hand geben.<br />
Wie entsteht ein Kleidungsstück?<br />
Franke: Am besten im direkten Dialog mit der<br />
Kundin. Sie kommt in mein Atelier, erzählt<br />
von ihren Wünschen, gibt oft auch ein Stückchen<br />
von ihrer Lebensgeschichte preis, wir<br />
schauen Stoffe an, ich nehme Maß und schon<br />
sind einige Stunden vergangen, bis überhaupt<br />
genäht wird. Das ist vielleicht altmodisch,<br />
kommt aber gut an. Wenn ich Kleidungsstücke<br />
entwerfe, die ich auf einer Messe zeigen<br />
will, orientiere ich mich an Grundformen,<br />
die ich variiere, oder ich verfeinere oder verbessere<br />
bereits existierende Modelle. Ich mache<br />
Zeichnungen, aber die endgültige Form<br />
entwickelt sich oft erst in der Produktion.<br />
Ich habe den Ehrgeiz, auf jeder Messe etwas<br />
Neues zu zeigen, das ich bislang noch nie gezeigt<br />
habe. Gleichzeitig will ich aber auch eine<br />
gewisse Kontinuität wahren.<br />
Klassische Sommer- oder Winterkollektionen<br />
gibt es bei Ihnen nicht.<br />
Franke: Das wird von mir nicht erwartet. Ich<br />
lasse mich sowieso nicht von kurzfristigen<br />
Trends leiten und meine Mode ist auch keine<br />
Saisonware, sondern langlebig und in gewisser<br />
Weise zeitlos. Und sie kann das ganze<br />
Jahr getragen werden. Nehmen Sie meine<br />
Mäntel: Die kann man als Mantelkleid <br />
104 UBI BENE<br />
UBI BENE 105
kunstsinn<br />
tragen oder mit einer schmalen Hose kombinieren.<br />
Meine Kundinnen kommen zu mir,<br />
wenn sie etwas Neues möchten. Nicht weil<br />
Frühling ist.<br />
Ihre Stücke sind farbenfroh, aber immer uni.<br />
Mögen Sie keine Muster oder Prints?<br />
Franke: Das entspringt wahrscheinlich meiner<br />
Sehnsucht nach Klarheit. Außerdem finde<br />
ich, ein Uni-Teil bringt die Form besser zur<br />
Geltung. Es gibt nur eine Ausnahme: Ich habe<br />
einen sehr schönen Organza-Stoff entdeckt,<br />
der eingewebte Ornamente hat.<br />
Wo holen Sie sich die Inspiration für Ihre<br />
Entwürfe?<br />
Franke: Naja, manchmal ist es eine Anti-Inspiration.<br />
Ich sehe etwas, was mir gar nicht<br />
gefällt und überlege: Wie würde ich das machen?<br />
Außerdem stelle ich seit Jahren auf<br />
den Messen „Ambiente“ und „Tendence“ in<br />
Frankfurt aus und auch auf der neuen Messe<br />
für Angewandte Kunst und Design „Eunique“<br />
in Karlsruhe. Das internationale Flair<br />
und interessante Kontakte sind für mich ein<br />
wichtiger Ansporn. Und einmal im Jahr besuche<br />
ich meine Tochter, die in Kolumbien<br />
lebt. Dort sind die Farben übermächtig, die<br />
ganze Stimmung inspiriert mich. Vermutlich<br />
ist meine aktuelle Kollektion deshalb so farbenprächtig.<br />
Ihre Tochter Annelie Franke de Vergara ist<br />
auch für die Inszenierung Ihrer Modefotos<br />
zuständig. Wie arbeiten Sie zusammen?<br />
Franke: Die meisten Shootings machen wir in<br />
Bogotà. Annelie ist dort Professorin an der<br />
Uni Los Andes und unterrichtet auch Fotografie.<br />
Ich begebe mich sehr gern in ihre<br />
Hand und weil wir total auf einer Linie liegen,<br />
kann ich ihre Ideen sehr leicht akzeptieren.<br />
Da habe ich großes Glück.<br />
<br />
106 UBI BENE<br />
UBI BENE 107
kunstsinn<br />
Diese Fotos sind wie Ihre Mode: klar, reduziert,<br />
mit einfarbigen Hintergründen. Jetzt<br />
aber haben Sie etwas ganz anderes gemacht<br />
…<br />
Franke: … Ja! Und das hat großen Spaß gemacht.<br />
Erzählen Sie von dieser neuen Seite.<br />
Franke: Es ist eher eine andere Seite, keine<br />
neue. Ich habe im vergangenen Jahr zwei<br />
Kleider aus Seide und Leinen wiedergefunden,<br />
die ich vor etlichen Jahren entworfen<br />
hatte. Indian-Summer-Stil, natürlich, ein<br />
bisschen romantisch. Sie sind überhaupt<br />
nicht aus der Zeit gefallen. Jetzt lege ich sie<br />
neu auf.<br />
Die Inszenierung ist diesmal eine völlig andere.<br />
Franke: Das hat eine Vorgeschichte. Ich habe<br />
eine Freundin, Christina Kinle. Sie modelt<br />
regelmäßig und pflegt in ihrer Freizeit einen<br />
wild-romantischen Garten mit einem verfallenen<br />
Teehaus in Ruppertsberg. Bei einem<br />
Besuch im letzten Spätsommer war ich fasziniert<br />
von dieser Schönheit und dem besonderen<br />
September-Licht und bekam Lust, meine<br />
Mode einmal in die Natur zu versetzen. Das<br />
passt in diesem Fall ja auch gut. Zeitgleich<br />
habe ich einen älteren Fotoband entdeckt,<br />
„Georgia O'Keeffe auf Ghost Ranch“, den ich<br />
sehr inspirierend fand. Also haben wir ein<br />
Shooting gemacht: Christina als Model, der<br />
Fotograf Pietro Sutera und ich.<br />
Ältere Models liegen im Trend …<br />
Franke: Den Hessischen Staatspreis für das<br />
Deutsche Kunsthandwerk, ja! Das hat natürlich<br />
gutgetan und hat mir Aufwind gegeben,<br />
meiner Linie treu zu bleiben. Diese andere Art<br />
der Inszenierung meiner Mode war eine Ausnahme<br />
und keine strategische Entscheidung.<br />
Ich hab‘s einfach gemacht.<br />
Interview: Ute Maag<br />
Fotos: Annelie Franke deVergara, Pietro Sutera •<br />
Zur Person<br />
Interesse an Mode hatte Gabriele Franke<br />
schon immer. Dennoch studierte sie zunächst<br />
Soziologie und Bibliothekswissenschaften an<br />
der Humboldt-Universität Berlin und arbeitete<br />
bis 1984 als Diplom-Soziologin in der DDR.<br />
1985 machte sie ihre Leidenschaft schließlich<br />
zum Beruf und eröffnete eine eigene Textil-<br />
Werkstatt in ihrer Heimat Brandenburg. Nach<br />
der Wende zog sie zunächst nach Maxdorf,<br />
20<strong>01</strong> ließ sie sich mit ihrem Atelier für Modedesign<br />
in Mannheim am Wasserturm nieder.<br />
Hier entwirft und schneidert sie zeitlose,<br />
leger-elegante Mode für Frauen aller Altersgruppen<br />
und neuerdings auch Hemden für<br />
Männer. Im vergangenen Herbst wurde sie mit<br />
dem Hessischen Staatspreis für das Deutsche<br />
Kunsthandwerk ausgezeichnet.<br />
Weitere Informationen<br />
www.gabrielefranke.com<br />
Modenschau<br />
Rendezvous von Mode und Schmuck<br />
25. und 26. April, 19 Uhr<br />
Goldschmiede am Wasserturm<br />
Telefonische Anmeldung unter<br />
0621 1674515<br />
Franke : … ja, aber häufig sind sie sehr zurechtgemacht.<br />
Das wollte ich gerade nicht.<br />
Ich wollte die natürliche Schönheit dieser<br />
Frau zeigen. Sie ist auf den Fotos völlig ungeschminkt.<br />
Beschäftigen Sie sich selbst mit dem Alter?<br />
Franke: Natürlich. Ich werde älter, meine<br />
Kunden werden älter, obwohl immer neue,<br />
junge hinzukommen. Ich habe ein Kundenspektrum<br />
von 25 bis 85. Dem Älterwerden<br />
etwas Tolles abzugewinnen, ist mir ein Anliegen.<br />
Deshalb: Keine Sorge, ich werde jetzt<br />
nicht Old School! (lacht)<br />
So war das auch nicht gemeint. Immerhin<br />
haben Sie gerade eine hohe Auszeichnung<br />
erhalten.<br />
öffnungszeiten:<br />
di. - fr. 10.00 - 13.00 uhr<br />
14.00 - 18.30 uhr<br />
sa. 10.00 - 14.00 uhr<br />
und nach vereinbarung<br />
www.goldschmiede-am-wasserturm.de<br />
pohl@goldschmiede-am-wasserturm.de<br />
108 UBI BENE<br />
UBI BENE 109
kunstsinn | buch-tipps<br />
cd-tipps | kunstsinn<br />
Ein wunderbar erzählter Schelmenroman, ein fundiert recherchiertes Begleitbuch und<br />
ein brillant fotografierter Bildband – die UBI BENE-Leseentdeckungen für das Frühjahr.<br />
Ein Alters-Meisterwerk, das Debüt des Jahres und ein Tenor, der auch Wagner-<br />
Skeptiker in seinen Bann schlägt – drei eindrucksvolle CDs zum Immer-Wieder-Hören.<br />
Gut und Böse<br />
Der Mann, der sich dem Leser als Joel Spazierer<br />
vorstellt, ist ein Hochstapler, Verräter,<br />
Lügner und Mörder, für den die Begriffe Gut<br />
und Böse keine Bedeutung haben. Als nicht<br />
ganz Vierjähriger bleibt er tagelang verlassen<br />
in einer Budapester Wohnung zurück. Später<br />
wird er zum Stricher und Drogendealer, weiter<br />
trägt ihn das Leben mit wechselnden Identitäten<br />
nach Mexiko und in die DDR, wo er den<br />
Lehrstuhl für wissenschaftlichen Atheismus<br />
innehat. Doch wer ist er wirklich?<br />
Dem Österreicher Michael Köhlmeier ist auf<br />
mehr als 600 Seiten ein grandioser Schelmenroman<br />
gelungen, der den Leser mit der Frage<br />
zurücklässt, ob er selbst noch weiß, was Gut<br />
und Böse ist.<br />
Michael Köhlmeier<br />
Die Abenteuer des Joel Spazierer<br />
Hanser 2<strong>01</strong>3<br />
Erfolg und Misserfolg<br />
Das Fragezeichen ist berechtigt. „Eine Erfolgsgeschichte?“<br />
nennen die Herausgeber im Untertitel<br />
den Begleitband zum älteren Teil der<br />
Wittelsbacher-Ausstellung, die ab September<br />
in Mannheim zu sehen sein wird. 1214 übertrug<br />
der Staufer Friedrich II. die Pfalzgrafschaft bei<br />
Rhein an den bayerischen Herzog Ludwig I. und<br />
seinen Sohn Otto II. Zahlreiche Autoren zeichnen<br />
die Geschichte vom 13. bis zum Beginn des<br />
16. Jahrhunderts nach.<br />
Dramaturgisch geschickt, aber auch wissenschaftlich<br />
begründet, endet das Buch mit der<br />
desaströsen Niederlage Kurfürst Philipps im<br />
Landshuter Erbfolgekrieg im Jahre 1504. Der<br />
zweite Band zur Neuzeit erscheint im Sommer.<br />
Jörg Peltzer u.a. (Hg.)<br />
Die Wittelsbacher und<br />
die Kurpfalz im Mittelalter<br />
Schnell+Steiner 2<strong>01</strong>3<br />
Liebe und Leiden<br />
„Etwas Unnennbares, etwas, das man begreifen<br />
kann, ohne verstehen zu müssen.“ So charakterisiert<br />
die Journalistin Gudrun Norbisrath<br />
die Kunst der Tänzerin und Choreographin<br />
Pina Bausch. Rund dreieinhalb Jahre nach deren<br />
Tod ist eine umfassende Dokumentation zu<br />
Leben und Werk der Gründerin des Wuppertaler<br />
Tanztheaters erschienen.<br />
Die Fotografin Ursula Kaufmann hat die Aufführungen<br />
Pina Bauschs über viele Jahre begleitet.<br />
Aus ihrem Fundus hat sie 380 Fotografien aus 40<br />
Theaterstücken ausgewählt. Die Akribie dieser<br />
Zusammenstellung und die hohe Qualität von<br />
Druck und Gestaltung machen den schweren<br />
Bildband zu einer Hommage an die Avantgardistin<br />
des modernen Ausdruckstanzes.<br />
Ursula Kaufmann<br />
Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal<br />
Edition Panorama 2<strong>01</strong>2<br />
Nick Cave & The Bad Seeds<br />
Push The Sky Away<br />
42 Minuten wie aus einem Guss: Das 15. Studioalbum<br />
von Nick Cave & The Bad Seeds<br />
zeigt, dass die Kombination aus dem inzwischen<br />
55-jährigen düster-melancholischen<br />
Frontmann und seinen Musikern auch nach<br />
30 Jahren immer noch Songs für die Ewigkeit<br />
erschaffen kann. Dabei haben die neun Stücke<br />
keineswegs die explosive Energie, den Himmel<br />
in die Luft zu jagen, wie noch zu Blixa Bargelds<br />
Zeiten an der Seeds-Gitarre. Aber unter purer<br />
streicherumflorter Schönheit wie in „We<br />
Real Cool“ brodelt der Bass unheilschwanger<br />
wie Höllenfeuer. Aus derlei Gegensätzen ziehen<br />
die neun Songs trotz ihres beschaulichen<br />
Tempos enorme Spannung. Die hält das Album<br />
durchgängig reizvoll – obwohl es neben<br />
den kommerziellen „Murder Ballads“ von 1996<br />
wohl das einzige der Bad Seeds ist, das man<br />
gefahrlos auch „nebenher“ laufen lassen kann.<br />
Ein (Alters)Meisterwerk. (Rough Trade)<br />
Jake Bugg<br />
Jake Bugg<br />
Jake Bugg scheint aus einer Zeitkapsel gefallen<br />
zu sein. Er sieht aus wie der kleine, milchgesichtige<br />
Bruder von Keith Richards um 1960<br />
und singt wie der große von Bob Dylan zu Beginn<br />
seiner Karriere, der sich dann in Donovan<br />
verwandelt. Dabei ist der Songwriter aus Nottingham<br />
Jahrgang 1994. Wer die 14 allesamt<br />
selbst geschriebenen Songs auf seiner Albumpremiere<br />
„Jake Bugg“ unvorbereitet hört,<br />
käme nie auf die Idee, dass hier ein Teenager<br />
am Werk ist - zu reif klingt die Stimme, zu versiert<br />
ist das Fingerpicking auf der Gitarre, das<br />
sogar extrem puristische Folkblues-Nummern<br />
reif und authentisch klingen lässt. Aber der<br />
junge Mann hat auch die Beatles und Oasis gehört,<br />
was sich in vereinzeltem 60s-Pop-Geklingel<br />
niederschlägt. Jetzt schon das Debüt des<br />
Jahres. (Universal)<br />
Kaufmann<br />
Wagner<br />
Als Wagnertenor, der so viel Bariton- und<br />
überhaupt so viel typische Wagnerfarbe hat,<br />
steht Jonas Kaufmann derzeit wohl weltweit<br />
allein da. Dass der gebürtige Münchner Sunnyboy<br />
dann auch noch äußerlich einiges vorzuweisen<br />
hat, macht ihn zum Idealtypus der<br />
Wagnerei. Die neue Scheibe mit Exzerpten<br />
aus „Walküre“, „Siegfried“, „Rienzi“, „Tannhäuser“,<br />
„Meistersinger“ und „Lohengrin“<br />
sowie – was echten Seltenheitswert hat – den<br />
Wesendonck-Liedern für Tenor stellt dies eindrucksvoll<br />
unter Beweis. Kaufmann hat sogar<br />
seine vielleicht einzige Schwäche, nämlich im<br />
Piano etwas abgedeckt und mulmig zu klingen,<br />
erfolgreich bekämpft. Und im Forte kann<br />
ihm derzeit keiner das Wasser reichen. Der<br />
Mann strahlt wie herrlich gerundeter Stahl.<br />
Wunderbar. Überhaupt ist dieses Album dafür<br />
gemacht, auch Wagner-Skeptiker zu überzeugen.<br />
(Decca)<br />
Texte: Ute Maag •<br />
Texte: Stefan M. Dettlinger, Jörg-Peter Klotz •<br />
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110 UBI BENE<br />
UBI BENE 111
körpergefühl<br />
Im Turnen gibt es – wie in vielen Sportarten<br />
– eine Kleiderordnung. Anzüge für<br />
Frauen müssen undurchsichtig sein, der<br />
Halsausschnitt wird vorne von der Mitte<br />
des Brustbeins, hinten von der unteren<br />
Linie der Schulterblätter begrenzt, der Beinausschnitt<br />
liegt zwischen Leistenbeuge und<br />
einer Linie, die cirka zwei Zentimeter unterhalb<br />
des Gesäßes verläuft. Verstöße werden mit<br />
Punktabzügen bestraft. Soviel zum Schnitt. Was<br />
das Design betrifft, so ist die Kleidung für National-<br />
oder Landesmannschaften vom jeweiligen<br />
Verband vorgeschrieben. Ein gewisses Mitspracherecht<br />
haben Turnerinnen zwar, wenn es um<br />
Vereinsanzüge geht, doch die Entscheidung, wie<br />
ein Anzug aussieht, gründet meistens auf einem<br />
Kompromiss. Nur in Einzelwettbewerben heißt<br />
die Devise: Ich trage, was mir gefällt.<br />
Wie viele ihrer Kolleginnen träumte auch die<br />
Olympiasechste Elisabeth Seitz schon als junges<br />
Mädchen von eigenen Entwürfen, vor drei<br />
Jahren machte die zehnfache Deutsche Meisterin<br />
und Vize-Europameisterin von 2<strong>01</strong>0<br />
dann Nägel mit Köpfen. „Ich hatte bis dahin<br />
immer Anzüge aus den USA getragen. Aber <br />
ihrWie<br />
gefällt<br />
es<br />
Elisabeth „Eli“ Seitz ist auf dem besten Weg, eine Marke zu werden.<br />
Nicht nur ein Flugelement am Barren ist nach ihr benannt. Neuerdings<br />
trägt auch ein Wettkampfanzug ihren Namen. Sie hat ihn selbst<br />
entworfen – neben täglichem Training und Abiturstress.<br />
112 UBI BENE<br />
UBI BENE 113
körpergefühl<br />
„Ich habe<br />
es lieber gemütlich<br />
und bequem“<br />
die waren teuer und die Lieferzeit war lang.<br />
Dann entdeckte ich auf der Homepage des<br />
Herstellers Christian Moreau die Möglichkeit,<br />
eigene Muster und Farbzusammenstellungen<br />
zu wählen. Für die Deutschen Meisterschaften<br />
2<strong>01</strong>1 habe ich meinen ersten eigenen Anzug<br />
entworfen, für 2<strong>01</strong>2 dann einen weiteren.“<br />
Dass dieses Modell im Herbst dann sogar unter<br />
ihrem Namen verkauft werden würde, damit<br />
hätte die 19-Jährige von der TG Mannheim<br />
nicht gerechnet. „Es wurde als Sondermodell<br />
vorgestellt. Soweit ich weiß, wird jede Bestellung<br />
extra produziert.“ Die Verkaufszahlen<br />
kennt die Abiturientin des Ludwig-Frank-<br />
Gymnasiums nicht, und dass sie möglicherweise<br />
finanziell profitiert, spielt keine Rolle. „Als<br />
ich gefragt wurde, ob ich einverstanden bin,<br />
ging es mir eher darum, dass ein Modell unter<br />
dem Namen Elisabeth Seitz angeboten wird.“<br />
Hochgeschlossen<br />
geht gar nicht<br />
Bis es fertig war, dauerte es einige Stunden.<br />
„Der erste Entwurf geht normalerweise schnell,<br />
braucht etwa 15 Minuten. Aber ich probiere<br />
dann noch sehr viel aus, bis mir etwas rundum<br />
gefällt.“ Ein Kriterium ist „viel Glitzer, der von<br />
allen Seiten zu sehen sein muss“. Lange Arme<br />
müssen sein, weil sie „besser wirken, eleganter<br />
sind“. Was den Ausschnitt betrifft, ist sie eher<br />
offen. „Nur hochgeschlossen geht gar nicht! Ich<br />
ziehe auch keine Rollis an.“ Als Stoff zieht Eli<br />
Lycra dem Samt vor, der Look darf gerne extravagant<br />
sein. „Entweder wähle ich ein auffälliges<br />
Muster, dann halte ich mich bei den Farben<br />
zurück, oder ich greife zu einem schlichten<br />
Design, spiele dann aber mit ungewöhnlichen<br />
Farbkombinationen.“ Wie beim Modell 2<strong>01</strong>2.<br />
„Ich war sehr gespannt, wie es live aussehen<br />
würde und war positiv überrascht. Die Kombi<br />
aus Blau, Weiß und Orange wirkt so, wie ich es<br />
mir vorgestellt habe: bunt, knallig, frisch und<br />
mutig.“ Für den perfekten Sitz greift Seitz zu<br />
einem Trick. „Wer, wie ich, keine engen Gummis<br />
mag, der klebt sich den Stoff an die Haut.<br />
Mit einem Kleber, der auch für medizinische<br />
Strümpfe verwendet wird. Ihn gibt es in Form<br />
von Spray oder als eine Art Deo-Roller.“<br />
Das Abitur hat<br />
Vorrang<br />
Auch für das Training im Mannheimer Leistungszentrum,<br />
wo sie zwischen 24 und 30 Stunden<br />
pro Woche verbringt, hat sie zwei eigene<br />
Entwürfe. „Doch da habe ich es lieber gemütlich<br />
und bequem.“ Das heißt, Kombinationen<br />
aus verschiedenen Stoffen kommen nicht in<br />
Frage, denn „die Nähte stören, das Tragegefühl<br />
ist da an jeder Stelle anders“. Und die Anzüge<br />
sind allesamt ärmellos. „Sie sind schwarz, ziemlich<br />
schlicht, aber mit farbigen Streifen. Beim<br />
einen Pink-Grün, beim anderen Blau-Orange.“<br />
Für die Deutschen Meisterschaften 2<strong>01</strong>3, die<br />
während des internationalen Deutschen Turnfestes<br />
in der Metropolregion Rhein-Neckar stattfinden,<br />
würde sie nur zu gerne wieder ein neues<br />
Seitz-Modell tragen, doch derzeit hat das Abitur<br />
absoluten Vorrang. „Ich weiß nicht, ob die Zeit<br />
reicht, denn die schriftlichen Prüfungen sind<br />
erst kurz vor den Titelkämpfen. Ich habe 2<strong>01</strong>2<br />
alles getan, um mein großes Ziel Olympia zu erreichen,<br />
wusste, dass ich viel Schule versäume.<br />
Jetzt tue ich alles, um auch ein gutes Abitur zu<br />
machen – und muss eben sehr viel nachholen,<br />
habe mein Training auf 24 Wochenstunden <br />
114 UBI BENE<br />
UBI BENE 115
körpergefühl<br />
etwas Großes gibt. Und diesmal sogar bei uns.“<br />
Obwohl Elisabeth Seitz einen großen Teil ihres<br />
Lebens in Turnkleidung verbringt und auch sehr<br />
gerne Jogginganzüge trägt, bezeichnet sie sich als<br />
modischen Typ. „Aber ich bin selten topgestylt.<br />
Wenn ich chic angezogen sein will, dann mag ich<br />
es sportlich-chic: also eine schöne Hose, hohe<br />
Schuhe und ein schlichtes Oberteil.“ Ab und<br />
zu schlüpft sie auch in einen Rock oder in ein<br />
Abendkleid. Zuletzt bei der Sportlerwahl im Dezember<br />
in Baden-Baden. „Ich war diesmal eigentlich<br />
gar nicht eingeladen, erhielt erst kurzfristig<br />
zwei Karten. Ich habe dann vor Ort erfahren, dass<br />
der siebenmalige Kunstradfahrer David Schnabel,<br />
den ich 2<strong>01</strong>1 in Baden-Baden kennenlernte,<br />
mir zwei Karten überlassen hat, die er in einem<br />
Gewinnspiel gewonnen hat. Er machte mit, weil<br />
er nicht glaubte, im Olympiajahr eingeladen zu<br />
werden und hatte plötzlich vier Karten.“ Eli trug<br />
übrigens dieselbe schwarze Robe wie das Jahr<br />
zuvor. „Ich finde sie immer noch sehr schön. Außerdem<br />
habe ich es nicht leicht, etwas Passendes<br />
zu finden. Meine Schultern sind halt etwas breit.<br />
Ich vermeide alles, was den Rücken betont.“<br />
Deutsches Turnfest<br />
Das Internationale Deutsche Turnfest findet<br />
vom 18. bis 25. Mai in der Metropolregion<br />
Rhein-Neckar statt. Es ist die größte<br />
Wettkampf- und Breitensportveranstaltung<br />
der Welt. Erwartet werden 80.000 aktive<br />
Teilnehmer. Um die Oberzentren Mannheim,<br />
Ludwigshafen und Heidelberg herum<br />
werden in 18 weiteren Orten in Nordbaden,<br />
Rheinland-Pfalz und Südhessen Deutsche<br />
Meisterschaften, Pokal- und Turnfestwettbewerbe<br />
in 25 zum Turnen gehörenden<br />
Sportarten ausgetragen. Zahlreiche über<br />
die Städte verteilte Mitmachangebote richten<br />
sich auch an Besucher.<br />
Zentrale ist das Maimarktgelände in Mannheim,<br />
wo auch die Turnfestmesse aufgebaut<br />
wird. Die Maimarkthalle ist Schauplatz der<br />
Deutschen Titelkämpfe, in der SAP-Arena<br />
und der Friedrich-Ebert-Halle Ludwigshafen<br />
finden die großen Abendveranstaltungen<br />
statt. Die Mannheimer Augustaanlage wird<br />
zur Turnfestmeile.<br />
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Funktionales Design, ungewöhnliche Farbkombination: Der Anzug,<br />
den Turnerin Eli Seitz selbst entworfen hat, trägt ihren Namen.<br />
reduziert. Aber das ist okay, denn meine Lebenszukunft<br />
ist nicht der Sport, sondern der Beruf<br />
und dafür brauche ich einen guten Abschluss.“<br />
Ihr Stil:<br />
sportlich-chic<br />
Zurzeit steht ein Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaft<br />
hoch im Kurs. „Ich<br />
will aber auch weiterturnen und habe in Claudia<br />
(Rödinger-Schunk, Anm. d. Red.) eine tolle<br />
Trainerin. Zum Glück ist der Studiengang in<br />
Mannheim möglich, denn ich spiele schon mit<br />
dem Gedanken an die Olympischen Spiele in<br />
Rio 2<strong>01</strong>6. Ich würde London 2<strong>01</strong>2 zu gerne noch<br />
einmal erleben.“ Müsste sie ihren Sport aufgeben,<br />
„dann könnte ich mir gut vorstellen, wo ganz<br />
anders zu studieren. Aber nur dann.“<br />
Doch der sportliche Fokus richtet sich zunächst<br />
auf die deutschen Titelkämpfe im Mai, bei denen<br />
sie trotz allen schulischen Stresses wieder gut<br />
sein will. „Ich war schon zweimal bei einem Turnfest,<br />
2009 in Frankfurt und 2005 in Berlin. Da<br />
nahm ich erstmals an Deutschen Jugendmeisterschaften<br />
teil. Es waren immer tolle Erlebnisse.<br />
So viele Menschen haben Spaß, machen tolle<br />
Stimmung und sind glücklich. Schön, dass es so<br />
Text: Sibylle Dornseiff<br />
Weitere Informartionen<br />
www.turnfest.de<br />
Zur Person<br />
Fotos: Alexander Grüber •<br />
Elisabeth Seitz wurde am 4. November<br />
1993 in Heidelberg geboren, lebt in Altlußheim,<br />
ist Abiturientin am Mannheimer<br />
Ludwig-Frank-Gymnasium und startet für<br />
die TG Mannheim. Sie begann 2000 mit<br />
dem Turnen, ihre Heimtrainerin ist Claudia<br />
Rödinger-Schunk, mit der sie den<br />
„Seitz“ entwickelte, ein Flugelement am<br />
Barren vom unteren zum oberen Holm<br />
mit einer ganzen Längsachsendrehung.<br />
Der „Seitz“ wurde im Januar 2<strong>01</strong>2 in den<br />
internationalen Code de Pointage aufgenommen,<br />
erstmals seit 26 Jahren wurde<br />
damit ein nach einer deutschen Turnerin<br />
benanntes Element anerkannt.<br />
Seitz ist zehnfache Deutsche Meisterin, sie<br />
ist Spezialistin für den Mehrkampf und den<br />
Barren. 2<strong>01</strong>1 gewann sie bei den Europameisterschaften<br />
im Vierkampf Silber. Als<br />
erste Mannheimer Turnerin qualifizierte<br />
sie sich für Olympische Spiele, in London<br />
2<strong>01</strong>2 wurde sie Zehnte im Mehrkampf und<br />
Sechste am Barren. Im Weltcup und in der<br />
Weltrangliste (Mehrkampf) liegt sie derzeit<br />
auf Platz zwei.<br />
Veranstaltungshöhepunkte (kartenpflichtig):<br />
DM Geräteturnen – u.a. mit Eli Seitz:<br />
19. bis 22. Mai, Maimarkthalle<br />
Turnfestgala:<br />
19./20. Mai, 20 Uhr, SAP-Arena<br />
TuJu-Stars Bundesfinale:<br />
21. Mai, 20 Uhr Friedrich-Ebert-Halle<br />
Ludwigshafen<br />
Japanese Gymnastic and Culture Night:<br />
21. Mai, 20 Uhr, SAP-Arena<br />
Gala „Rendezvous der Besten“:<br />
22. Mai, 20 Uhr, SAP-Arena<br />
DM Rhythmische Sportgymnastik/Gruppe:<br />
23. Mai, 19.30 Uhr, Maimarkthalle<br />
Stadiongala/Abschlussfeier:<br />
24. Mai, 15 und 20 Uhr, Carl-Benz-Stadion<br />
Mannheim<br />
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116 UBI BENE<br />
UBI BENE 117
körpergefühl<br />
Wer sich neue Laufkleidung anschafft, hat meist viele Wünsche<br />
auf einmal: Sie sollte einen Schutz gegen Schnee, Regen,<br />
Wind und Kälte bieten, atmungsaktiv sein und so das hauseigene<br />
Thermomanagement des Körpers unterstützen. Dabei sollte sie leicht,<br />
bequem und praktisch sein. Gut aussehen muss sie sowieso. Funktionalität<br />
und Ästhetik aus einem Guss: für Hersteller eine sportliche Herausforderung.<br />
Wer neben optischen und pragmatischen Ansprüchen auch noch ethische<br />
Maßstäbe anlegt, steht schnell vor einem ziemlich kleinen Regal. Doch<br />
es gibt sie, die Produzenten von professioneller und nachhaltig gefertigter<br />
Bewegungs-Software. Auch in der Metropolregion Rhein-Neckar.<br />
„Laufbekleidung muss können, was der Läufer will“, weiß André Kossmann<br />
aus eigener Erfahrung. Der gebürtige Regensburger hat in Mannheim BWL<br />
studiert. Und er ist gelaufen. Viel gelaufen. Erst in Ludwigshafen, dann bei<br />
den Stuttgarter Kickers, später beim TV Mannheim-Rheinau. Bis zu zwölf<br />
Mal die Woche. Seine Bestzeit auf der Marathon-Distanz beträgt zwei Stunden,<br />
25 Minuten und 32 Sekunden. Nach dem Studium hat Kossmann seine<br />
Top-Leistungen ins Business verlegt. Die Motivation hat sich verändert<br />
– statt Zeiten zählen Qualität und Innovation.<br />
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118<br />
UBI BENE<br />
BEWEGUNGS<br />
Freiheit<br />
Wenn’s heiSS wird, springt die natürliche Kühlung an: Schwitzen ist eine<br />
regulierende Gegenreaktion auf körperliche Bewegung. Beim Sport kann es<br />
zwischen der ersten und zweiten Haut unangenehm stickig werden. Hier<br />
kommen moderne Hightech-Hüllen ins Spiel, die den persönlichen<br />
Klimawandel gekonnt ausbalancieren können.<br />
Kossmann: Alles passiert<br />
in Deutschland<br />
Schlicht und einfach „Kossmann“ heißt die Marke, mit der er sich Anfang<br />
2<strong>01</strong>0 selbstständig gemacht hat. Im Alter von 50 Jahren. Die man ihm<br />
aber nicht ansieht. Nach jahrelangen Erfahrungen in der Branche, unter<br />
anderem mit eigenen Laufläden in Mannheim und Stuttgart, wagt er<br />
von St.Leon-Rot aus den Sprung in einen heiß umkämpften Markt. Vom<br />
Startschuss an setzt er auf Laufkleidung made in Germany. Alles passiert<br />
in Deutschland, vom ersten Entwurf bis zum letzten Reißverschluss. Zuvor<br />
hatte er als Produktmanager bei Zewa gearbeitet. Von den Blümchen<br />
auf den Küchenrollen wechselte André Kossmann zu Membran-Jacken und<br />
Sport-Tech-Tights. Die überschaubare Kollektion zeigt eine durchweg klare<br />
Linie. Puristisches Design paart sich mit elementarer Funktionalität und<br />
maximaler Qualität. Schnörkellose Hüllen für ambitionierte Läufer, die eine<br />
optimale Leistung, elegante Optik und lange Lebensdauer wollen. Statt billig<br />
zusammengenähter Stöffchen aus dem asiatischen Raum konzentriert<br />
sich Kossmann auf geprüfte Qualität und konsequente Materialtransparenz.<br />
Die Zulieferer kommen aus Deutschland und Westeuropa. Sämtliche Stoffe<br />
sind Ökotex-zertifiziert. Etwa 50 Händler verkaufen die Kossmann-Lauftextilien<br />
deutschlandweit.<br />
Produziert wird nahe Chemnitz. „Nachhaltigkeit ist ein zentrales Unternehmenscredo“,<br />
betont der Unternehmer, der heute „nur noch“ fünf bis sechs<br />
Mal die Woche laufen geht. Den Spaß an der Bewegung will er auch seinen<br />
Kunden vermitteln. Der ehemalige Leistungssportler protzt nicht mit<br />
vermeintlich wichtigen Gimmicks, sondern liefert schöne und sehr gute<br />
Kleidung, die lange hält. „Wer sich eine Laufjacke für 200 Euro kauft, der<br />
will sie länger als eine Saison tragen.“ Zwei Mal im Jahr wird die Kollektion<br />
erfrischt: Sommer und Winter. Neben neuen Produkten kommen dezente<br />
farbliche Veränderungen. Außer dem konstanten Schwarz gibt es meist nur<br />
vier, fünf verschiedene Farben. Das macht die Kleidung ebenso geradlinig<br />
wie kombinationsstark. Die Designs wechseln nur alle zwei Jahre. Rund 25<br />
Stücke umfasst das Sortiment. Tops und Tights, Jacken und Mützen. Alles<br />
nüchtern, pur und ohne Schnickschnack. Damit man auch in voller Bewegung<br />
eine gute Figur macht.<br />
Auch Michael Schneider und die Geschwister Till und Florian Backfisch<br />
sind begeisterte Sportler und waren viele Jahre lang im Leistungssport aktiv.<br />
Drei bewegungsfrohe Kinder der Region. Bei ihren regelmäßigen<br />
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Prävention<br />
● Botox, Hyaluronsäure<br />
und andere Filler,<br />
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körpergefühl<br />
Treffen im Fitnessstudio haben sie nicht nur gemeinsam trainiert, sondern<br />
auch an einer außergewöhnlichen Geschäftsidee getüftelt: Spezielle Sportkleidung,<br />
die die Leistung eines Athleten unterstützt oder sogar steigern<br />
kann. Daraus entstand das Label „Entorch by Cameron Three“ mit Sitz in<br />
Hockenheim. Im Dialog mit befreundeten Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern<br />
hat das Trio muskuläre Wirkungslinien am Körper definiert<br />
und in ein Shirt integriert. Das Ergebnis: ein starker Kompressionseffekt,<br />
der dem Körper Stabilität verleiht, ohne die Beweglichkeit einzuschränken.<br />
Das Verletzungsrisiko wird reduziert und die Regenerationsphase optimiert.<br />
Entorch: positives Feedback<br />
von Adlern und Löwen<br />
Professionelles Feedback erhalten die Jungunternehmer unter anderem<br />
von den Handballprofis der Rhein-Neckar-Löwen und den Mannheimer<br />
Adlern. Löwen-Spieler Uwe Gensheimer hat sogar direkt an der Entwicklung<br />
dieser dünnen und nahtlosen Textilstütze mitgewirkt. „Das Feedback<br />
der Profis hat uns enorm unterstützt“, so der Mittdreißiger Michael<br />
Schneider. Regelmäßig berichten die Leistungssportler über ihre Erfahrungen<br />
mit den Performance-Shirts. Von Sportlern für Sportler: Eine wertvollere<br />
Rückkopplung ist nicht möglich. Die Produkte sind unter realen<br />
Trainings- und Wettkampfbedingungen höchsten Belastungen ausgesetzt.<br />
Der Sportwissenschaftler Till Backfisch (32) erläutert die Funktionsweise:<br />
Die stützende zweite Haut verbessert die Blutzirkulation in den Muskeln<br />
und versorgt diese mit möglichst viel Sauerstoff. Das führt zu einer<br />
spürbaren Leistungssteigerung. Das Start-up-Unternehmen orientiert sich<br />
an der medizinischen Kompressionsklasse 1, was zu einer nachweisbaren<br />
Wirksamkeit führt. „Wir konnten orthopädische Technik in den aktiven<br />
Sport übertragen“, kommentiert Backfisch das Alleinstellungsmerkmal des<br />
Labels. Die Fackel assoziiert den olympischen Geist. Und die flammende<br />
Leidenschaft der Macher für ihr Produkt.<br />
Die Bekleidung kann noch mehr. Sie reguliert das Betriebsklima des Körpers,<br />
indem die Feuchtigkeit direkt in die äußere Hülle der Textilie abtransportiert<br />
wird und dort verdunsten kann. Das passiert über ein zweilagiges<br />
Polyamid-Polypropylen-Gemisch, dessen innere Schicht keine Flüssigkeit<br />
aufnimmt. Der Effekt ist ein permanentes Trockenheitsgefühl durch ein<br />
eingespieltes Feuchtigkeitsmanagement – High-tech auf der Haut. „Ein<br />
optimales Tragegefühl“, versichert Florian Backfisch, Diplom-Physiker,<br />
Volkswirt und Mitbegründer der GmbH. Das junge, innovative Sportlabel<br />
aus Hockenheim produziert ausschließlich in Deutschland und nach allerhöchsten<br />
Standards. Shirts und Pants für ambitionierte und professionelle<br />
Sportler, die einen Dreiklang aus optimaler Funktionalität, kompromissloser<br />
Qualität und schlankem Design zu schätzen wissen. „Wir wollen Höchstleistungen<br />
auch in der Sportbekleidung“, sagt Till Backfisch, der mit seinem<br />
Team im vergangenen Jahr einen Online-Store gestartet hat. Die Premium-<br />
Kollektion ist noch im Aufbau. Entorch ist hoch eingestiegen und will in<br />
der Branche mit Kraft, Ausdauer und guten Ideen neue Akzente setzen. Der<br />
Startschuss ist gerade erst erfolgt. Der Bewegungsdrang ungebrochen.<br />
Weitere Informationen<br />
www.andrekossmann.com<br />
www.entorch.de<br />
Text: Thomas Tritsch •<br />
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eisefreude<br />
Le<br />
soleil<br />
se<br />
lève<br />
Ein schlechter Ruf verpflichtet,<br />
sagten sich Marseilles Verantwortliche<br />
und nahmen viel Geld in die<br />
Hand, um der Stadt ein neues Image<br />
zu verpassen. Das Jahr 2<strong>01</strong>3 soll<br />
allen zeigen, was aus der einst abgetakelten<br />
Hafenstadt geworden ist.<br />
Denn da ist Marseille europäische<br />
Kulturhauptstadt.<br />
122 UBI BENE<br />
UBI BENE 123
eisefreude<br />
Die mächtigen Türme der Basilika St. Victor sind ebenso beeindruckend wie<br />
die Kuppel der Charité, die vom Architekten Pierre Puget geplant wurde.<br />
Die Marseiller haben eine ganz<br />
prominente Schutzpatronin. Sie<br />
ist elf Meter hoch, sechzehn<br />
Tonnen schwer, innen Kupfer, außen Gold. Es<br />
ist Maria mit dem Jesuskind, die von der Turmspitze<br />
der Kirche „Notre Dame de la Garde“<br />
auf Marseille hinunterschaut. Ob sie mit dem,<br />
was sie zu ihren Füßen sieht, zufrieden ist? Die<br />
Betonwohnblöcke, die einförmig langweiligen<br />
Hochhäuser, die das Stadtbild zu ersticken drohen,<br />
werden ihr nicht besonders gefallen. Wahrscheinlich<br />
auch nicht der Riesenturm, der von<br />
überall zu sehen ist. Dass er von der Architektin<br />
Zara Hadid gebaut wurde, beeindruckt die<br />
Madonna sicherlich nicht sonderlich. Für ihr<br />
ästhetisches Empfinden, das im 19. Jahrhundert<br />
geprägt wurde, ist er zu grau, zu wuchtig<br />
und nimmt sich zu wichtig. Die goldene Dame<br />
ist jedoch darüber informiert, dass diese Art<br />
von Architektur „in“ und jede Stadt davon infiziert<br />
ist. Der Blick auf die Altstadt, die sich<br />
rund um die Hafenanlage zieht, gefällt ihr bestimmt<br />
besser. Die roten Ziegeldächer strahlen<br />
Geborgenheit und Wärme aus, von wuchtigen<br />
Festungen gegen jetzt nicht mehr existierende<br />
Feinde beschützt. Im Hafen liegen Segler, Containerschiffe,<br />
Kreuzfahrtschiffe. Das macht die<br />
Schutzpatronin zufrieden. Zufrieden, weil sie<br />
sieht, dass das Geschäft im Hafen wieder floriert,<br />
dass sich einiges da unten zu ihren Füßen<br />
tut und sich die Marseiller aus der „misère“, die<br />
die Stadt jahrzehntelang im Griff hatte, befreien.<br />
Zufrieden lässt sie den Blick über das Meer<br />
schweifen, das vertraulich und fast zahm dahinplätschert.<br />
Spezifischer Charme<br />
und pralles Leben<br />
Mit Paukenschlag, Glockengeläut und Riesenfeuerwerk<br />
wurde das – fast – neue „Marseille<br />
2<strong>01</strong>3“ am 12. Januar begrüßt. Erwartungen und<br />
Neugier sind groß. Doch auch ohne die angekündigten<br />
Attraktionen ist und war Marseille<br />
immer schon eine interessante Stadt. Nur hat<br />
das bisher niemanden interessiert. Abseits vom<br />
Kulturstress für Marseille 2<strong>01</strong>3, in den bürgerlichen<br />
Vierteln rund um die Oper, den <br />
124 UBI BENE<br />
UBI BENE 125
eisefreude<br />
Elf Meter hoch, sechzehn Tonnen<br />
schwer: Von der Turmspitze der<br />
Kirche „Notre Dame de la Garde“<br />
schaut die Schutzpatronin Maria<br />
auf die Stadt.<br />
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Cours Julien oder im Panier, entwickelt die<br />
Stadt ihren spezifischen Charme. Hier wird<br />
plurale Kultur nicht gepredigt, sondern schon<br />
seit Langem gelebt. Nicht immer ganz freiwillig.<br />
Denn Marseille war 1962, im Jahr der Unabhängigkeit<br />
Algeriens, das Ziel aller „pieds noirs“,<br />
wie die Expatriierten genannt werden. Dass<br />
die meisten blieben, hat zu manchen Schwierigkeiten<br />
geführt. Mit den Zuwanderern aus<br />
Tunesien, Marokko und anderen afrikanischen<br />
Staaten wurde die Situation immer kritischer.<br />
Marseilles Ruf als gefährliche Stadt, in der man<br />
seines Lebens nicht sicher ist, war einbetoniert.<br />
Doch heute, fünfzig Jahre später, scheint sich<br />
die Lage entspannt zu haben. Zwar berichten<br />
Taxifahrer von gefährlichen Situationen in<br />
den Randvierteln, aber in den alten „quartiers“<br />
des Zentrums rund um den Cours Julien zum<br />
Beispiel hat sich das Leben zwischen den Zugewanderten<br />
und den Einheimischen eingespielt.<br />
Da schaukelt ein blitzblondes Mädchen<br />
mit einer farbigen Freundin höher und höher.<br />
Sie krähen vor Vergnügen, Locken und Zöpfe<br />
fliegen. Da duftet die Rue Bussy L’ Indien doch<br />
tatsächlich nach indischen Aromen, um die<br />
Ecke strömt aus dem Bistro „Mina“ der Geruch<br />
von afrikanischen Gewürzen. Hier kocht Mina<br />
Rouabah-Roux, die Berberin aus Algerien, nach<br />
Rezepten ihrer Großmutter. Ihre „pastilla“, eine<br />
Minitajine im Backteig, gefüllt mit Zwetschgen,<br />
Huhn, Ei, Maroni und Rosinen, ist bei kleinen<br />
und großen Gästen so beliebt, dass zu Mittag<br />
kein Tisch frei bleibt. Wie ein Zitat aus der Vergangenheit<br />
mutet die „Savonnerie de la Licorne“<br />
an, wo im Hinterzimmer Seifen mit Honig<br />
oder Olivenöl in den verschiedensten Formen<br />
und Farben noch händisch produziert werden.<br />
Ein paar Schritte weiter stellt Alain Le Gouic<br />
Gitarren und Mandolinen her. Still versunken in<br />
seine Arbeit sitzt er in seinem mit Instrumenten<br />
bis zum Plafond voll gestopften Geschäft.<br />
Rund um die Oper<br />
spielt ein Theaterstück<br />
Im Nachbarbezirk Belsunce ist Afrika zu Hause.<br />
Da sitzen, wie zu einem Bild gefügt, dicke,<br />
schwarze Mamis. In den weiten Kleidern und<br />
mit den phantasievollen Kopfbedeckungen aus<br />
afrikanischen Waxstoffen fallen sie nicht sonderlich<br />
auf. Es ist ihre Tracht, ihre Mode, die<br />
zum Straßenbild gehört. Sie haben auf dem<br />
nahen Markt eingekauft, wo man ihre Sprache<br />
spricht und sie Produkte aus ihrer Heimat bekommen.<br />
Jetzt sitzen sie im Straßencafé. Der<br />
um sie brausende Verkehr stört sie nicht. Sie haben<br />
Zeit. Vielleicht werden sie am Abend noch<br />
immer da sein.<br />
Im Viertel rund um die Oper spielt ein anderes<br />
Theaterstück: In den Straßen herrscht ein<br />
fröhlicher Mix aus hipper Mode, bürgerlichen<br />
Fassaden und frustrierten Damen aus dem Rotlicht.<br />
Diese stöckeln gelangweilt in ihren High<br />
Heels und minikurzen Röckchen über das Katzenkopfpflaster.<br />
Aufsehen erregen sie schon<br />
lange nicht mehr. Auch nicht bei den mit Einkaufstüten<br />
beschwerten Madames. Die haben<br />
nur Augen für die Modeboutiquen, die sich in<br />
der Rue de Paradis aneinanderreihen.<br />
Im Le Panier, dem allerältesten Viertel Marseilles,<br />
hat sich das Leben anders entwickelt. Wo<br />
einst die Armen der Armen in eng aneinan- <br />
Frühlings-<br />
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126 UBI BENE<br />
UBI BENE 127
eisefreude<br />
der geklebten vier- und mehrstöckigen Häusern<br />
ohne Licht und Wasser lebten, da ziehen jetzt<br />
Künstler und Kunsthandwerker ein und verleihen<br />
dem Panier einen Hauch von Bohème. Obwohl<br />
auch schon einige Spekulanten mit dem<br />
Viertel liebäugeln, hat es seinen Dorfcharakter<br />
bewahrt. Kleine Plätze, auf denen Kinder spielen<br />
und Mütter stricken, Läden, in denen Kunst<br />
(oder was für Kunst gehalten wird) verkauft<br />
wird, dunkle Cafés und die bei den Marseillern<br />
beliebten Schokoläden bestimmen den Charakter.<br />
Mit dem Flair von künstlerischer Unbekümmertheit<br />
– da schwingt sich mitten in der Gasse<br />
eine junge Athletin auf dem Stiegengeländer<br />
zum Handstand auf, die Vorbeigehenden klatschen,<br />
da malt ein recht begabter Straßenmaler<br />
die Figur eines Mädchens als Trompe-l’oeil an<br />
die Hausmauer – zieht Le Panier Touristen an.<br />
Viele kommen auch, um die „Vieille Charité“ zu<br />
besuchen. Von dem Barockarchitekten Pierre<br />
Puget als Armenhospiz erbaut, wurde der mächtige<br />
Bau 1962 zu einem interessanten Museumskomplex<br />
umgebaut, dessen ägyptische, afrikanische<br />
und mediterrane Kunstsammlung zum<br />
Besten auf diesem Gebiet gehört. Ungeachtet<br />
des wohl durchdachten Kulturhauptstadtprogramms<br />
hatte Marseille immer schon das älteste<br />
Theater der Welt zu bieten: das bunte und pralle<br />
Leben in den Straßen.<br />
Man isst ausgezeichnet mitten zwischen Büchern,<br />
die man auch kaufen kann. Der Cours<br />
d’ Estienne ist der Platz mit der größten Restaurantdichte.<br />
Mina Kouk<br />
21, rue Fontange<br />
Algerische Gerichte nach Rezepten von Minas<br />
Großmutter. Beliebt bei Müttern mit Kindern.<br />
Fröhliches Ambiente.<br />
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Klaus Simon: Marseille, Dumont direkt 2<strong>01</strong>1<br />
Gut recherchiert, doch der Autor neigt ein<br />
wenig zur Verklärung.<br />
Extratipp<br />
Eine halbe Autostunde von Marseille entfernt<br />
liegt das ehemalige Fischerdorf Cassis, von<br />
den berühmten „Calanques“, wie die steil zum<br />
Meer abfallenden Felswände heißen, und Weinbergen<br />
eingeschlossen. In den bunten Häusern<br />
am Hafen locken zahlreiche Restaurants und<br />
Cafés. Bootsfahrten täglich mehrmals zu den<br />
Calanques – so der Wind es zulässt.<br />
Auskünfte und Websites<br />
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Ausstellungen<br />
Rodin, L’ombre de l’Antique, Arles, April bis Juli<br />
De Van Gogh à Bonnard, Marseille, Mitte Juni<br />
bis Mitte Oktober<br />
Eröffnung des „Musée des Civilisations de<br />
L’Europe et de La Mediterranée“ Ende Mai<br />
Transhumance – 17. Mai bis 9. Juni<br />
Eine der aufregendsten Aktivitäten: Hirten treiben<br />
ihre Herden über die Alpes de Provence<br />
und treffen in Marseille zusammen.<br />
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128 UBI BENE<br />
UBI BENE 129
eisefreude<br />
Im späten schrägen Goldlicht steht<br />
Das Volk der Häuser still durchglüht,<br />
In kostbar tiefen Farben blüht<br />
Sein Feierabend wie Gebet.<br />
Der<br />
Zauberhügel<br />
Einst war die stattliche Herberge nahe Lugano ein Sanatorium für Lungenkranke,<br />
dann Ruinierten die Nationalsozialisten ihren Ruf und sie verfiel. Dem Engagement<br />
einer Tessiner Unternehmerfamilie ist es zu danken, dass das frühere „Deutsche Haus“<br />
seine Vergangenheit abgestreift hat und heute mehr Grandezza ausstrahlt als je zuvor –<br />
als Resort Collina d’Oro mit einem ganz besonderen Wellnesskonzept.<br />
Im Jahr 1930 notierte der Literatur-Nobelpreisträger<br />
Hermann Hesse: „Mir das Leben<br />
leicht und bequem zu machen, habe<br />
ich leider niemals verstanden. Eine Kunst aber<br />
ist mir immer zu Gebote gestanden: die Kunst,<br />
schön zu wohnen. (...) Nie aber habe ich so<br />
schön gewohnt wie im Tessin.“* Die „charakteristische,<br />
große, weite Landschaft“, die sich<br />
vor seinen Fenstern auftat, hat der Schriftsteller<br />
nicht nur in zahlreichen Gedichten, Novellen<br />
und Aufzeichnungen gepriesen, sondern auch<br />
in rund 3.000 Aquarellen festgehalten. Einige<br />
von ihnen, und auch sein Arbeitszimmer mit der<br />
alten Schreibmaschine und zahlreichen Korrespondenzen,<br />
die der Autor penibel geführt und<br />
archiviert hat, sind im Museo Hermann Hesse<br />
in der Torre Camuzzi in Montagnola zu besichtigen.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg war das Dörfchen<br />
südlich von Lugano zu seiner Wahlheimat<br />
geworden. Mehr als 40 Jahre blieb er, auf dem<br />
kleinen Friedhof St. Abbondio ist er begraben.<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft, nur einen gemütlichen<br />
Spaziergang entfernt, hat im vergangenen<br />
Herbst ein außergewöhnliches Wellness-<br />
Hotel eröffnet. Es steht in vollkommener Ruhe<br />
und Abgeschiedenheit am Ortsrand von Agra,<br />
hoch über dem Lago di Lugano auf dem Collina<br />
d’Oro, dem Goldhügel, der ihm auch seinen<br />
Namen gab. Auf 650 Metern über Meereshöhe<br />
schweift der Blick über die von Hesse gerühmte<br />
„charakteristische, große, weite Landschaft“. Die<br />
belebte schweizerisch-italienische Grenzstadt,<br />
die den grünen Hängen am See mit den Jahren<br />
immer mehr Natur geraubt hat, ist nur acht Kilometer<br />
entfernt und scheint doch unendlich<br />
weit weg. Nicht nur die 46 Zimmer und Suiten,<br />
sondern auch weitere 40 vollausgestattete Luxusapartments,<br />
die zur Miete oder zum Verkauf angeboten<br />
werden, bieten alle Annehmlichkeiten.<br />
Und das großzügige Spa will nicht nur ein Refugium<br />
der Entspannung sein, sondern soll nach<br />
dem Willen der Betreiber zu einem der führenden<br />
Well-Aging-Zentren Europas werden. „Wer<br />
hierher kommt, zieht den Stecker und taucht in<br />
eine neue Welt ein. Hier stehen Gesundheit und<br />
Wohlbefinden, vor allem in der zweiten Lebenshälfte,<br />
im Mittelpunkt“, erklärt Silvio Tarchini.<br />
Ambitioniertes<br />
Well-Aging-Konzept<br />
Der 69-jährige Patriarch einer Tessiner Unternehmerfamilie<br />
hatte das stattliche Anwesen mit<br />
25 Hektar Land 2004 gekauft und seinen mehr<br />
als 40 Jahre währenden Verfallsprozess beendet.<br />
Gebaut worden war es Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
als Sanatorium für Lungenkranke. In den<br />
20er Jahren kurten Erich Kästner und Gerhard<br />
Hauptmann in dem Ableger des Davoser „Zauberbergs“,<br />
der Chirurg Ferdinand Sauerbruch<br />
führte Operationen durch. Auch Hermann Hesse<br />
war viele Male als Gast kultureller Veranstaltungen<br />
zu Besuch. Doch als der Chefarzt Hanns<br />
Alexander sich als glühender Anhänger der Nationalsozialisten<br />
entpuppte und jüdischen Patienten<br />
die Aufnahme verweigerte, mied nicht<br />
nur Hesse das „Deutsche Haus“. Nach dem<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs blieb der Ruf des<br />
Sanatoriums ruiniert. 1963 wurde es geschlossen<br />
und verrottete.<br />
Vom einstigen Kurhaus steht heute nur noch das<br />
Fundament. Tarchini hat die alten Mauern niederreißen<br />
und, zum Teil mit dem Originalmaterial,<br />
wieder aufbauen lassen. Das Collina d’Oro<br />
ist das erste Hotelprojekt des Immobilienmagnaten,<br />
der mit seinen drei Töchtern unter anderem<br />
die Foxtown-Factory-Outlets in Mendrisio und<br />
Shanghai betreibt. Nicht alles lief planmäßig,<br />
doch das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch<br />
wenn die Außenanlagen erst in diesem Frühjahr<br />
ihren letzten Schliff erhalten können.<br />
Vor allem das ambitionierte Well-Aging-Konzept<br />
macht das Resort zu einer erstklassigen Wellness-Destination.<br />
Verantwortliche Ärztin ist Dr.<br />
Heidi Wolf Pagani. Die erfolgreiche Zürcher<br />
Neurologin, die in Lugano niedergelassen ist,<br />
weiß als „Best Agerin“ genau, wovon sie spricht,<br />
wenn sie ihre Ziele lebhaft und mit viel Fachwissen<br />
erläutert: „Mein Credo ist: Mens sana<br />
in corpore sano. Ich möchte jedem Men- <br />
Eins lehnt dem andern innig an,<br />
Verschwistert wachsen sie am Hang,<br />
Einfach und alt wie ein Gesang,<br />
Den keiner lernt und jeder kann.<br />
Gemäuer, Tünche, Dächer schief,<br />
Armut und Stolz, Verfall und Glück,<br />
Sie strahlen zärtlich, sanft und tief<br />
Dem Tage seine Glut zurück.<br />
Häuser<br />
am Abend<br />
Hermann Hesse<br />
*zitiert aus: Hermann Hesse, Tessin,<br />
Insel Taschenbuch 1993, Seite 224<br />
130 UBI BENE<br />
UBI BENE 131
eisefreude<br />
schen in seiner Individualität begegnen und<br />
ihm helfen, seine eigenen körperlichen und mentalen<br />
Fähigkeiten zu erkennen.“ Das tut sie im<br />
Einzelgespräch zu Beginn des Aufenthalts, um<br />
aus ihren Erkenntnissen ein Behandlungs- und<br />
Wellnessprogramm zu entwickeln, das der Gast<br />
in vier, sieben oder 14 Tagen absolvieren kann.<br />
Neben Massagen und Spa-Behandlungen steht<br />
die Entspannung im Vordergrund, unter anderem<br />
mit der „Floating Therapy“. Dabei schwebt<br />
der Gast in einem abgedunkelten Raum auf einer<br />
hochkonzentrierten Salzlösung, Verspannungen<br />
lösen sich, vollkommende Ruhe stellt sich ein.<br />
Der Koch ist auch Gärtner<br />
In ihren Konsultationen geht Frau Doktor mit<br />
einer entwaffnenden Unverblümtheit zu Werke.<br />
„Wie, Sie rauchen?“ Ihre rechte Augenbraue<br />
hebt sich. „Das ist nicht gut und das wissen<br />
Sie auch.“ Ein Gast erzählt beim Frühstück,<br />
sie habe ihm dringend geraten, zehn Kilo abzunehmen.<br />
Gern gehört hat er das ganz offensichtlich<br />
nicht. Und auch die onkelhafte Erwiderung<br />
des Kellners, als er ein Rührei bestellt,<br />
verschlägt ihm zunächst die Sprache: „Eier sind<br />
sehr cholesterinreich. Möchten Sie nicht lieber<br />
ein Müsli und etwas Obstsalat?“ Doch der Gast<br />
fügt sich und bereut es nicht: Denn auch wenn<br />
das Personal den Auftrag, gesundheitsbewusste<br />
Kost anzubieten, offenkundig ernst nimmt –<br />
darben muss im Resort Collina d’Oro niemand,<br />
selbst die Gäste nicht, die sich freiwillig zu einer<br />
Diät bereiterklären, bei der sie nur 1.000 Kalorien<br />
pro Tag zu sich nehmen.<br />
Verantwortlich für die Küche ist der erst 30-jährige<br />
Arcangelo Gioia, ein in Deutschland geborenes<br />
Naturtalent mit italienischen Wurzeln.<br />
Zuvor hat er in Italien, den USA und Australien<br />
gekocht, jetzt zaubert er im Tessin mediterrane<br />
Menüs vorzugsweise mit Gemüse, das er im hoteleigenen<br />
Bio-Garten selbst anbaut. „Kochen ist<br />
wie das Malen eines Bildes“, vergleicht er, „eine<br />
Reihe von kleinen manuellen Bewegungen, die<br />
Schritt für Schritt aufeinander abgestimmt ausgeführt<br />
werden.“ Dass da ein Künstler am Werk<br />
ist, hat sich auch im genussfreudigen Lugano<br />
schnell herumgesprochen. Das Restaurant ist<br />
zum Mittagstisch und allabendlich gut besucht.<br />
Angesichts solcher Kompetenz in Küche und<br />
Kur-Abteilung und der traumhaften Landschaft<br />
ringsum ließen sich bei unserem ersten Besuch<br />
noch vor der offiziellen Eröffnung des Hotels<br />
Schwächen beim Service lässig verzeihen. Wie<br />
schrieb Hermann Hesse in seinem Gedicht<br />
„Stufen“? „Jedem Anfang wohnt ein Zauber<br />
inne.“ Nach wenigen Monaten ist das einstige<br />
Sanatorium auf dem Weg zu einer Top-Adresse<br />
in Sachen Wellness und Gesundheit. Viel<br />
spricht dafür, dass der Zauber anhält.<br />
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132 UBI BENE<br />
UBI BENE 133
eisefreude<br />
Die<br />
Liebe der<br />
Pavesi<br />
Städte beginnen einander zu gleichen. Auch und gerade italienische<br />
Städte verlieren immer mehr ihren charakteristischen Charme. Pavia, im Schatten<br />
von Mailand gelegen, hat sich sein Charisma bewahrt.<br />
Die Mauern des mächtigen Castello Visconti<br />
leuchten im Abendlicht tiefrot<br />
vor dem sich verdunkelnden Abendhimmel.<br />
Im Turm rufen Papageien. Schrill<br />
durchstoßen sie die Stille. Auf der Piazza Leonardo<br />
da Vinci wandern Studenten langsam<br />
heim. Elegante Paare – es könnten Eheleute<br />
sein, so vertraut ist ihnen der Schritt ihres<br />
Partners – schlendern gesetzten Schrittes auf<br />
und ab. Die Absätze ihrer Schuhe hallen auf<br />
dem Kieselsteinpflaster wider. Der Herr mit<br />
dem grau gelockten Haar, der Pullmankappe,<br />
unter der sich ein intelligentes, scharfkantiges<br />
Gesicht verbirgt, schreitet mit seinem weiten<br />
Mantel würdevoll über den Platz. Ein Radfahrer<br />
weicht ihm geschickt aus, ohne auch nur<br />
einmal ungeduldig zu klingeln. Mattes Abendlicht<br />
fällt auf die roten Ziegelmauern der drei<br />
Geschlechtertürme, die einst die reichen Familien<br />
zum Zeichen ihrer Macht errichteten.<br />
Fast wähnt man sich im Mittelalter, wenn wie<br />
auf geheimen Ruf die Glocken der Kirchen<br />
ringsum zur Abendmesse läuten.<br />
Studieren in nobler<br />
Atmosphäre<br />
Pavia ist eine mystische Stadt, besonders wenn<br />
die Nebel in die engen Gassen und über den<br />
Fluss Ticino ziehen. Dann leuchten die rötlichen<br />
Mauern der Paläste und Dome umso stärker<br />
auf, die Menschen werden zu schemenhaften<br />
Figuren. Manchmal kann der Nebel<br />
so dicht werden, dass er die mächtige Brücke<br />
über den Fluss und die alten Fischerhäuser am<br />
anderen Ufer verschluckt. Die Menschen mögen<br />
den Nebel, weil er einen geheimnisvollen<br />
Zauber über alles legt.<br />
Pavia ist eine Stadt, in der man gerne leben<br />
möchte. Ohne Hektik, ohne optischen Ballast<br />
Charmante Winkel einer charismatischen Stadt, die der Athene zu FüSSen liegt:<br />
der Hof des Palazzo Broletto (oben), die Certosa (linke Seite oben) und die Altstadtgässchen.<br />
wie Werbeplakate, protzige Geschäftsschilder,<br />
ohne randalierende Jugendliche. Die haben anderes<br />
zu tun, nämlich studieren. Stadtväter und<br />
Bewohner haben sich einem Motto verschrieben,<br />
das da heißt: Lebensqualität. Deshalb ist die<br />
Altstadt Fußgängerzone, deshalb hat man Gassen<br />
und Plätze mit den „ciottoli“ – Flusssteinen<br />
– nach traditioneller Weise bepflastert, deshalb<br />
gibt es ein Theater, das das ganze Jahr über bespielt<br />
wird, deshalb wurden die Paläste, Kirchen<br />
und Türme nicht abgerissen, sondern liebevoll<br />
restauriert. Aus all diesen Gründen lieben die Pavesi<br />
ihre Altstadt und wandeln abends oder am<br />
Wochenende lieber den Corso auf und ab, statt<br />
vor dem Fernseher zu sitzen. „Sabato pomeriggio<br />
la gente fa lo struscio“, erzählt Marta und meint<br />
damit, dass am Samstagnachmittag die Menge<br />
dicht an dicht, sich aneinander reibend, über<br />
den Corso schlendert. Marta hat über die Geschlechtertürme<br />
der Stadt, von denen es an die<br />
fünfzig und mehr in Pavia gibt, ihre Diplomarbeit<br />
geschrieben und ist auf ihre Stadt sehr stolz: „Ich<br />
würde nirgendwo anders leben wollen. Für mich<br />
ist die Altstadt ein erweitertes Wohnzimmer, wo<br />
ich Freunde treffe, ins Theater gehe oder mich in<br />
eine Bar auf ein Glas Wein setze.“<br />
Die Geschichte Pavias lässt sich auf verschiedene<br />
Arten erzählen. Zum Beispiel über die Universität.<br />
Wer darf sich mit dem Titel „erste Universität“<br />
schmücken? Bologna oder Pavia? Die Pavesi<br />
schlagen eine diplomatische Lösung vor: In <br />
134 UBI BENE<br />
UBI BENE 135
eisefreude<br />
Bologna erfand man das Wort „Università“, in<br />
Pavia gab es das erste „centro di studi“. Später<br />
borgte man sich von Bologna den Namen aus.<br />
Dass im Mittelalter und auch später das Studium<br />
absolut nicht unterhaltsam war, weiß man:<br />
Die Studenten langweilten sich gehörig, wenn<br />
der Professore seine Weisheiten von der Kanzel<br />
leierte. Bücher gab es keine, wer eine Abschrift<br />
des Manuskriptes wollte, musste kräftig zahlen.<br />
Erst unter Maria Theresia wurde alles anders.<br />
Sie beauftragte den berühmten Architekten<br />
Giuseppe Piermairini mit einem zentralen Bau<br />
der Universität, gründete die wertvolle Bibliothek,<br />
ließ das „teatro anatomico“ bauen, damit<br />
die Studenten sezieren lernten, was bis dahin<br />
verboten war. Die Medizin lag der weisen Herrscherin<br />
besonders am Herzen. Sie installierte<br />
die Chirurgie, die bis dahin nur auf dem Markt<br />
praktiziert wurde, als Studienfach und schickte<br />
Joseph Frank, einen ihrer besten Ärzte, um<br />
die hygienischen Zustände in den Spitälern zu<br />
verbessern. Kein Wunder, wenn die Pavesi noch<br />
heute von dieser Frau schwärmen!<br />
Die Stadt, die sich so stark über die Universität<br />
definiert, lässt ihre Studenten nicht in irgendwelchen<br />
Buden studieren. Zahlreiche Seminarien<br />
bieten Kost und Quartier zu moderaten<br />
Preisen oder auch kostenlos an. Berühmt ist<br />
das „Collegio Borromeo“, das der Kardinal Carlo<br />
Borromeo Mitte des 15. Jahrhunderts für arme<br />
Studenten aller Fakultäten errichten ließ. In dieser<br />
noblen, schlossähnlichen Unterkunft würde<br />
jeder gerne studieren! Barocke Üppigkeit in<br />
Ausstattung und Größe der Räume ist selbstverständlich.<br />
In der mit herrlichen Fresken ausgemalten<br />
Mensa wird gegessen, im Schlossgarten<br />
studiert oder was auch immer. Wer im Studium<br />
bummelt, muss gehen. Eine sehr effiziente Weise,<br />
den Ehrgeiz der Studenten wach zu halten.<br />
Gut essen, gut denken,<br />
gut lieben<br />
Die Geschichte Pavias lässt sich auch über<br />
die Genussfreudigkeit der Bewohner erzählen.<br />
Niemand soll glauben, die Pavesi seien „verstudierte“<br />
Leute! Im Gegenteil, arrivierte Bürgersleute<br />
ebenso wie Studenten genießen das<br />
Leben in vollen Zügen. Dass alles im Rahmen<br />
der Vernunft bleibt, dafür sorgt die weise Göttin<br />
Athene, der Pavia ein riesiges Standbild am<br />
Eingang zur Altstadt errichtet hat.<br />
Sie sorgt nicht nur in den Studentenlokalen,<br />
sondern auch in den Restaurants für wirklich<br />
gute Speisen zu akzeptablen Preisen. Immer<br />
zum Brechen voll ist das Studentenlokal „Pane<br />
Salame“ vis à vis der Universität. Auf bunten<br />
Wachstüchern wird das selbstgebackene Hausbrot<br />
serviert, ein leichter Soave schmeckt zu<br />
Pasta della casa. Das Motto des Hauses, „Uno<br />
non può pensare bene, amare bene, se non ha<br />
mangiato bene“ – nur wer gut gegessen hat,<br />
kann auch gut denken und lieben – steht in großen<br />
Lettern an der Wand. Die bei allen Pavesi<br />
beliebte Osteria „La Torre degli aquila“ hat sich<br />
ganz offensichtlich demselben Motto verschrieben:<br />
Adamo Perins „gnudi“ (spezielle Polentaknödelchen)<br />
oder seine Ravioli mit piemontesischem<br />
Bergkäse gefüllt sind Legende. Für<br />
Dessertfeinschmecker gibt es im „Ristorante<br />
Peo“ ein Sorbet mit frisch gepresstem Mandarinensaft.<br />
Die Liste der Gourmetbesonderheiten<br />
ließe sich beliebig fortsetzen.<br />
Einer, der Macht und Reichtum voll genossen<br />
hat, war Graf Galeazzo Visconti. Weil er sicher<br />
gehen wollte, dass er und seine Familie im<br />
Jenseits gut aufgenommen werden, ließ er die<br />
„Certosa“ bauen – eine gigantische Anlage <br />
Pavia ist eine Universitätsstadt mit reich geschmückten Kirchenportalen<br />
und hoch aufragenden Geschlechtertürmen.<br />
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Die hauchdünnen ProWell ® -Veneers verstecken<br />
leichte Zahnschäden, korrigieren<br />
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136 UBI BENE<br />
UBI BENE 137
eisefreude<br />
Promotion<br />
Keine Kompromisse<br />
In seiner Klinik für Ästhetisch Plastische Chirurgie Rhein-<br />
Neckar in Ludwigshafen bietet Dr. Martin Koschnick ein facettenreiches<br />
Spektrum ästhetischer Korrekturen an, um Gesicht<br />
und Körper ihre harmonischen Formen zurückzugeben.<br />
Gerade im Gesicht spiegeln sich Alterungsprozesse<br />
wider: Das Volumen der<br />
Wangen und Lippen nimmt ab, die Haut<br />
verliert an Elastizität und das verbliebene Gewebe<br />
sinkt zum Kinn und dem Hals ab. „Das führt<br />
dazu, dass das Gesicht seine harmonische ovale<br />
Form verliert“, erklärt Dr. Martin Koschnick. Seit<br />
zwei Jahren behandelt der Facharzt für Chirurgie,<br />
Plastische und Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie<br />
in seiner Klinik am Berliner Platz Patientinnen<br />
und Patienten, die jugendliche Frische<br />
zurückgewinnen wollen. Dabei setzt der erfahrene<br />
Mediziner das klassische Facelift ebenso ein<br />
wie nicht-invasive Verfahren. „Allein das Glätten<br />
der Falten führt nicht in jedem Fall zu einem<br />
jüngeren Aussehen“, erklärt er. Die Behandlung<br />
müsse daher individuell abgestimmt werden:<br />
„Häufig ist eine Kombination aus straffenden<br />
Maßnahmen und dem gezielten Einbringen von<br />
körpereigenem Fett sinnvoll, um dem Gesicht<br />
seine ursprüngliche Fülle zurückzugeben.“ Der<br />
Vorteil ist ein dauerhaft sichtbarer Behandlungserfolg.<br />
Das Skalpell kommt nicht in jedem Fall<br />
zum Einsatz. „Die Radiofrequenztherapie hat<br />
sich ebenfalls als hoch wirksam erwiesen, weil<br />
sie die Collagenproduktion des Gewebes stimuliert<br />
und Falten reduziert“, stellt Koschnick fest.<br />
Auch bei Brustkorrekturen, Fettabsaugungen<br />
oder Bauchstraffungen macht der Nachfolger<br />
des Schönheitschirurgen Dr. Rüdiger Fuchs am<br />
Standort Ludwigshafen keine Kompromisse. Er<br />
sagt: „Hohe medizinische Kompetenz, Sensibilität<br />
und Einfühlungsvermögen sind in der ästhetischen<br />
Medizin von größter Bedeutung.“<br />
Klinik für Ästhetisch Plastische Chirurgie<br />
Rhein-Neckar<br />
Dr. med. Martin Koschnick<br />
Berliner Platz 1<br />
67059 Ludwigshafen<br />
Telefon 0621 5292793<br />
kontakt@schoenheitschirugie-rhein-neckar.de<br />
www.schoenheitschirurgie-rhein-neckar.de<br />
Die Piazza Vittoria zählt zu den schönsten Plätzen der Stadt am Fluss Ticino.<br />
mit Kirche, Kloster und Gärten. Dort sollten er<br />
und seine Familie begraben sein. Ein riesiger<br />
Park, der ihm und seinen Gästen als Jagdgebiet<br />
diente, verband die Certosa direkt mit dem<br />
Kastell. Es ging weniger darum, den Hirsch zu<br />
erlegen, als vielmehr um das gesellschaftliche<br />
Drumherum: Man speiste königlich, schwamm<br />
und saunierte ausgiebig, verspielte oder gewann<br />
viel Geld und freute sich an schönen<br />
Frauenkörpern. Zum Abschluss solch eines<br />
Wellness-Tages betete man ein wenig in der<br />
Certosa. Auch den dort wohnenden Mönchen<br />
ging es nicht schlecht: Jeder hatte seine eigene<br />
Behausung mit mehreren Zimmern und Bad<br />
und diskretem, uneinsichtigem Garten. Schade,<br />
dass es dieses Jagdgebiet nicht mehr gibt.<br />
Text und Fotos: Silvia Matras •<br />
INFORMATIONEN<br />
Wohnen<br />
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der Visconti ein. Alles sehr edel bis zu den<br />
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Casteggio.<br />
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Nur Mittagstisch. Immer voll, unbedingt<br />
reservieren. Gekocht wird nach Rezepten<br />
der Mamma und Nonna. Getrunken wird<br />
der Edelwein der Kantine „Olmo Antico“<br />
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138 UBI BENE<br />
UBI BENE 139
Szenetreff<br />
Regina Reim, Clapeko, Werner Schmidt, Gabi Streile, Karl Schwarzenberg, Thea Gänzler<br />
mit Enkelin Lene, Sibylle Wagner und Bruno Kurz<br />
Ian Fullwood<br />
Anthony Foskett<br />
Bruno Kurz, Thea und Werner Gänzler<br />
Sabine und Christoph Mosmann<br />
25 Jahre Galerie Arthea<br />
Ende 1987 gründete Thea Gänzler ihre Galerie Arthea, die seit 2007 in der Mannheimer StresemannstraSSe<br />
ihr Zuhause gefunden hat. Zum 25-jährigen Jubiläum gratulierten hier zahlreiche<br />
Freunde, Künstler und Kunden. Statt Geschenken hatte sich die Galeristin groSSzügige Spenden<br />
für das Kinderhospiz Sterntaler gewünscht.<br />
Karl Schwarzenberg und Thea Gänzler<br />
Monica Ruppert, Ulrike Gaffga<br />
Roland Heinzmann, Jürgen und Ellen Müller, Sabine Petri<br />
140 UBI BENE<br />
UBI BENE 141
Szenetreff<br />
Martin Darting<br />
Frank und Martina Püschel<br />
Thomas Boxberger-von Schaabner<br />
Ralph Schmich und Christian Weckauf<br />
Gregor und Tanja Püschel<br />
Beate und Julian Schraut<br />
UBI BENE-Weinseminar<br />
Ganz im Zeichen des Riechens und Schmeckens edler Weine und der darin enthaltenen<br />
Aromen stand das 1. UBI BENE-Weinseminar. Insgesamt 30 Teilnehmer lieSSen sich in<br />
zwei Gruppen vom Sensoriker Martin Darting und Thomas Boxberger-von Schaabner,<br />
dem Chef der Weinhandlung Extraprima in Mannheim, Einblicke in die Welt des Wein-<br />
baus und Begrifflichkeiten wie „Spontanvergärung“ oder „Terroir“ geben.<br />
Britta Meyer-Hübner<br />
Seminarraum der Weinhandlung Extraprima in Mannheim<br />
Thomas Magin<br />
Martin Baumgart<br />
Katharina Göpner<br />
Raum für Notizen<br />
Dr. Wolfgang Hapke<br />
Karlfred Bodmer<br />
Michele Losurdo<br />
Erika Hauß-Delker<br />
Jürgen Bichelmeier<br />
Ute Maag und Dr. Wolfgang Hapke<br />
Hermann Grüning, Walter Siegmund, Ulrike Grüning, Marion Siegmund<br />
Hans-Georg Willhauck, Klaus Ell<br />
Freddy von Bettendorf<br />
Dr. Alexander Wünsche<br />
Mario Paba<br />
Thomas Beißwanger<br />
142 UBI BENE<br />
UBI BENE 143
impressum<br />
Altebekannte<br />
Herausgeber<br />
Redaktionsleitung<br />
Anschrift der Redaktion<br />
Autoren dieser <strong>Ausgabe</strong><br />
Fotos /Bildmaterial<br />
Objektleitung<br />
Anzeigen<br />
Für Fragen und Informationen<br />
Art Director<br />
Gestaltungskonzept & Layout<br />
Druck<br />
Beilagenhinweis<br />
Abonnement<br />
Verlosung<br />
Mannheimer Morgen, Großdruckerei & Verlag GmbH, Dudenstr. 12–26, 68167 Mannheim<br />
Ute Maag, Stefan Wagner (V.i.S.d.P.)<br />
impuls Verlags GmbH, Redaktion UBI BENE,<br />
Dudenstr. 12–26, 68167 Mannheim, E-Mail: swagner@mamo.de<br />
Stefan M. Dettlinger, Sibylle Dornseiff, Michael Hörskens, Jörg-Peter Klotz,<br />
ralf-Carl Langhals, Silvia Matras, Thomas Tritsch<br />
Silvano Ballone (24), Christoph Blüthner (58, 142-143), Felix Broede (91), Felix Broede/Arne Meister<br />
(86 links), Christian Dammert (Titel, Seite 3, 8-20, 22, 25, 28, 31, 54, 70-74, 76-80, 100, 145 unten, 146),<br />
Decca/Universal (111), Ben Ealovega (90), Edition Panorama (110), Entorch by Cameron Three (120 oben),<br />
FotodesignBERLIN (26), fotolia (128 unten, 131, 136 unten rechts, 138)Annelie Franke deVergara (104-107,<br />
109), Alexander Grüber (113-117), Robert Häusser (85), Hanser (110), Birgit Hupfeld für Schauspiel<br />
Frankfurt (94-98, 102 oben), Jaguar Land Rover Deutschland GmbH (60-65), Christian Kleiner für Nationaltheater<br />
Mannheim (102 unten), Gerhard Kopatz (141, 142-143), André Kossmann (118, 120 unten), Kalle<br />
kuikkaniemi für Theater Heidelberg (30, 32, 34), Bernhard Kunz (56, 57), Longchamp Paris (50), Marc O'Polo<br />
(48), Thommy Mardo (86 rechts), Silvia Matras (122-128 oben, 134-136), Resort Collina d'Oro (132-133),<br />
Jens Ritter Instruments (145 oben), Rough Trade (111), Schnell und Steiner (110), Yohan Stegli (27), Annabell<br />
stübe (84), Pietro Sutera (108), Universal (111), Michael Wittig (38-46)<br />
Andrea Heckel<br />
Gerhard Haeberle<br />
ubibene@mamo.de, www.ubibene.eu<br />
Nadja Kohl<br />
xmedias GmbH, Mannheim / www.xmedias.de<br />
DruckhausDiesbach GmbH, Weinheim<br />
Die komplette Auflage enthält eine Beilage von Sportiv Kampmann, Heidelberg,<br />
und BoConcept, Mannheim. Einer Teilauflage liegt ein Flyer von UBI BENE bei.<br />
UBI BENE ist im Abo viermal im Jahr für 18 Euro inkl. Mwst. und<br />
Versand erhältlich. Bestellung unter ubibene@mamo.de und www.ubibene.eu<br />
Das Kunstwerk „Sommer“ von Susanne Zuehlke gewann<br />
Dr. Heidi Jung-König aus Edingen-Neckarhausen.<br />
In früheren UBI BENE-<strong>Ausgabe</strong>n haben wir viele Menschen aus der<br />
Region vorgestellt. Was tun sie heute? Neues von alten Bekannten.<br />
jens ritter<br />
Berühmte Musiker wie Prince, George Benson, Mary J. Blige oder Phil<br />
Lesh von Grateful Dead spielen auf Jens Ritters Instrumenten und sind<br />
begeistert von dem unverwechselbaren Design, dem wundervollen<br />
Sound und der perfekten Bespielbarkeit dieser außergewöhnlichen<br />
Kunstwerke, die der Gitarrenbauer in handwerklicher Vollendung in<br />
Deidesheim fertigt. Bereits 2<strong>01</strong>1 nahm das Smithsonian Museum in<br />
Washington D.C. als erstes Museum eine seiner Gitarren in die ständige<br />
Sammlung auf, jetzt startet das Metropolitan Museum of Art in<br />
New York seine Bass-Gitarren-Sammlung ausgerechnet mit einem<br />
Instrument aus Ritters Werkstatt. Die Gitarre aus der Pfalz wird somit<br />
Teil einer der weltweit hochkarätigsten Sammlungen bedeutender<br />
Musikinstrumente und neben Geigen von Stradivari und Amati sowie<br />
legendären Jazz-Gitarren der 20er Jahre zu sehen sein. Jens Ritter<br />
ist mächtig stolz: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, offiziell als<br />
Teil der Instrumentenbaugeschichte definiert zu werden.“<br />
www.ritter-instruments.com<br />
Dietmar Brixy<br />
adressen<br />
AHM GmbH & Co. KG Autohaus Oster, An der Fohlenweide 17, 67112 Mutterstadt, www.autohaus-mutterstadt.de / Ästhetik-Zentrum Ludwigshafen<br />
GmbH, Berliner Platz 1, 67059 Ludwigshafen, www.schoenheitschirurgie-rhein-neckar.de / Arthea Galerie am Rosengarten, Stresemannstr.<br />
4, 68165 Mannheim, www.arthea.de / Art Niveau, L 8, 2, 68161 Mannheim, www.art-niveau.de / Beauty Corner, Scheffelstr. 53, 68259 Mannheim,<br />
www.parfuemerie-frank.de / Beier Blumen, Viernheimer Weg 43, 68307 Mannheim, www.beierblumen.de / Bethmann Bank, Niederlassung<br />
Mannheim, Am Oberen Luisenpark 5, 68165 Mannheim, www.bethmannbank.de / Betten Lang, Schnurgasse 24, 67227 Frankenthal, www.<br />
betten-lang.de / BoConcept, D 2, 5–8, 68159 Mannheim, www.boconcept.de / Born Brillen Optik, O 4, 5, 68161 Mannheim, www.born-brillen-optik.<br />
de / Bräumer Natursteine, Hauptstr. 19, 69488 Birkenau, www.braeumer-natursteine.de / Büro Krumb, C 1, 1, 68159 Mannheim, www.buerokrumb.de<br />
/ Cars and Art, Alois-Senefelder-Str. 5-7, 68167 Mannheim, www.cars-and-art.com / Chocolat Noir, L 8, 4, 68161 Mannheim, www.<br />
chocolatnoir.de / Conceptform Einrichtungen GmbH, Am Herrschaftsweiher 39, 67071 Ludwigshafen, www.conceptform-gmbh.de / dermaforum<br />
Dr. Kisiel, Bahnhofstr. 29, 68526 Ladenburg, Tel. 06203 – 18 <strong>01</strong> 18 / Dobrzynski Leihhaus GmbH, E 3, 68159 Mannheim, www.doby-gold.de /<br />
Druckhaus Diesbach GmbH, Bergstr. 249, 69469 Weinheim, www.druckhausdiesbach.de / Elektro Gordt, Q 3, 20, 68161 Mannheim, www.gordtelektro.de<br />
/ Engelhorn Mode GmbH, O 5, 68161 Mannheim, www.engelhorn.de / Expert Esch, Kaiserring 42 / 44, 68161 Mannheim, Brückeswasen<br />
36–40, 68199 Mannheim, Sofienstr. 3, 69115 Heidelberg, www.expert-esch.de / FliesenHandel Walldorf, Daimlerstr. 57, 69190 Walldorf, www.<br />
fliesenhandel-walldorf.de / Fotoatelier Keil, N 3, 6, 68161 Mannheim, www.keil-fotoatelier.de / Geiß & Niedersetz GmbH, Untermühlaustr. 81 A,<br />
68169 Mannheim, www.geiss-niedersetz.de / Georg Seyfarth Einrichtungen GmbH, Augustaanlage 21–23, 68165 Mannheim, www.seyfartheinrichtungen.de<br />
/ Goldschmiede am Wasserturm, Friedrich-Karl-Str. 7, 68165 Mannheim, www.goldschmiede-am-wasserturm.de / Grothe<br />
Neue Gärten GmbH, Rheintalstr. 45, 68723 Schwetzingen, www.gartengestaltung-grothe.de / Habermehl & Wallé GmbH, Saarburger Str. 23,<br />
67071 Ludwigshafen, www.habermehlundwalle.de / Häse Keramik + Mosaik GmbH, Coblitzallee 8, 68163 Mannheim, www.haese-keramik.de<br />
/ Hammer Stahl-Manufaktur e.K., Neulandstr. 19, 74889 Sinsheim, www.ths-hammer.de / HWS-GAWAS Wassertechnik GmbH, Daimlerstr. 2,<br />
67141 Neuhofen, http://www.hwt-gawas.info / ICHP Deutschland, Postfach 12 06 10, 68057 Mannheim, www.ichp.de / Joleen Shoes & More, P 7<br />
24, 68161 Mannheim, www.joleen-schuhe.de / Juwelier Franco Troncone, Q 1, 18, 68161 Mannheim, www.troncone.de / Juwelier Nitsch, P 7,<br />
2–3, 68161 Mannheim, www.nitsch.de / KAHL Büroeinrichtungen GmbH, Industriestr. 17–19, 68169 Mannheim, www.kahlgmbh.de / Kindermann<br />
Catering GmbH, Adolf-Kolping-Str. 18, 67071 Ludwigshafen, www.kindermann-catering.de / Kosmetikinstitut Wachenheim, P 6, 23–25, 68161<br />
Mannheim, www.kosmetik-mannheim.de / Kozlowski Immobilien, Friedrichsplatz 19, 68165 Mannheim, www.kozlowski-immobilien.de / Kultur<br />
und Veranstaltungs GmbH Worms, Von-Steuben-Str. 5, 67549 Worms, www.kvg-worms.de / Ladwig Fenstertechnik GmbH, Riedstr. 28, 67125<br />
Dannstadt-Schauernheim, www.ladwig-fenstertechnik.de / Lauth Kunsthandlung, Mundenheimer Str. 252, 67061 Ludwigshafen, www.galerielauth.de<br />
/ Lipowa Polsterwarenfabrik, Heidelberger Str.18, 68535 Edingen-Neckarhausen, www.lipowa.de / MAG Mannheimer Ausstellungs<br />
GmbH, Xaver-Fuhr-Str. 1<strong>01</strong>, 68163 Mannheim, www.maimarkt.de / med.BodyForming, O 7, 13, 68161 Mannheim, www.med-body-forming.de /<br />
Mercedes Benz Niederlassung Mannheim-Heidelberg-Landau der Daimler AG, MA-Fahrlachstr. 50, HD-Rohrbach-Süd, Haberstr. 26, LD-Am<br />
Schänzel 1, www.unser-mercedes.de / Modehaus Jacob GmbH, Friedrichstr. 2, 67433 Neustadt, www.modehaus-jacob.de / Optik Wagner GmbH,<br />
Römerplatz 8, 67098 Bad Dürkheim, www.optik-wagner-gmbh.de / Orthopädische Praxis Dr. Rupp, Auf dem Sand 76 a, 68309 Mannheim, www.<br />
ortho-rupp.de / Pfitzenmeier Wellness & Fitness Park, MA-Angelstr. 7, Schwetzingen-Duisburger Str. 3, www.pfitzenmeier.de / Raum-Konzepte<br />
Sabine Kümmel oHG, Lorscher Str. 26, 68519 Viernheim, www.raum-konzepte.com / Reiter-Verein Mannheim e.V., Gartenschauweg 8, 68165<br />
Mannheim, www.reiter-verein-mannheim.de / rem Reiss-Engelhorn Museen, D 5, 68159 Mannheim, www.rem-mannheim.de / Rhein-Neckar-<br />
Zentrum Viernheim, Robert-Schumann-Str. 8, 68519 Viernheim, www.rhein-neckar-zentrum-viernheim.de / Roetzel Raumausstattung,<br />
Käfertaler Str. 27, 68167 Mannheim, www.roetzel-raumausstattung.de / Sanitherm, Hans-Thoma-Str. 89–99, 68163 Mannheim, www.sanithermmannheim.de<br />
/ Schuh-Keller KG, Wredestr. 10, 67059 Ludwigshafen, www.keller-klassik.de / Schuhschachtel, August-Bebel-Str. 4 a, 67227<br />
Frankenthal, Tel. 06233 – 2 84 44 / Segmüller, Seckenheimer Landstr. 252–256, 68163 Mannheim, www.segmueller.de / Sportiv Kampmann,<br />
Sofienstraße 25, 69115 Heidelberg, www.sportiv-kampmann.de / Stadt Bensheim, Kirchbergstr. 18, 64625 Bensheim, www.stadtkultur-bensheim.<br />
de / Stärk GmbH, Rheinhorststr. 16–20, 67071 Ludwigshafen, www.diestaerk.de / SWR, Wilhelm-Varnholt-Allee 5, 68165 Mannheim, www.swr.de<br />
/ Triptic, S-Quadrat-Konzepte GmbH, www.3d-spiegel.com, Will pools & wellness, Am Weidensatz 4, 76756 Bellheim, www.whirlpool-info.de /<br />
Willer Sanitär + Heizung GmbH, Oppauer Straße 81, 67069 Ludwigshafen, www.willergmbh.de / Zahnraum am Schloss, L 8, 1, 68161 Mannheim,<br />
www.zahnraum.de<br />
www.facebook.com/ubibene.eu<br />
Avantgarde Acoustik<br />
Nach mehr als einjähriger Umbauzeit ist der<br />
neue Master Showroom des Lautsprecher-<br />
Bauers aus Lautertal im Odenwald nun eröffnet.<br />
„Unser Showroom ist nicht nur das<br />
größte Hornstudio der Welt, sondern auch<br />
ein besonderer Ort der musikalischen Erlebnisse<br />
und Begegnungen“, erklärt Firmengründer<br />
Holger Fromme. Schon vor<br />
30 Jahren war der Klang-Fanatiker auf den<br />
Trichter gekommen, dass das Horn der natürlichste<br />
und effizienteste Schallverstär-<br />
ker ist, der sich denken lässt. Gemeinsam<br />
mit seinem Partner Matthias Ruff machte<br />
er sich an die Entwicklung, 1991 wurde<br />
Avantgarde Acoustik gegründet. Die außergewöhnlichen<br />
Klangskulpturen haben sich<br />
bis heute optisch kaum verändert, ihr High-<br />
Tech-Innenleben aber stetig optimiert. Die<br />
ihnen entströmenden Hörgenüsse kann die<br />
akustische Avantgarde nun im perfekten<br />
Ambiente erleben.<br />
www.avantgarde-acoustic.de<br />
leominda<br />
Der Mannheimer Künstler präsentierte seine<br />
Werke erstmals in Zermatt. Unter dem<br />
Motto „Discover“ waren nicht nur neueste<br />
Arbeiten zu sehen, sondern auch Gemälde<br />
aus den Serien Eden und Ripe & Juicy sowie<br />
eine große Bubbles-Installation. Bürgermeister<br />
Michael Grötsch ließ es sich nicht nehmen,<br />
ein Grußwort zu sprechen. Den rund 90<br />
Gästen in den Kunsträumen Zermatt erklärte<br />
er: „Wenn Sie an Mannheimer Kultur denken,<br />
dann kennen Sie jetzt nicht mehr nur<br />
die Musik der Söhne Mannheims, sondern<br />
auch die Bilder von Dietmar Brixy.“ Vom 23.<br />
März bis 11. Mai wird die Ausstellung in der<br />
Galerie Arrigoni in Baar im Schweizer Kanton<br />
Zug zu sehen sein.<br />
www.brixy.de<br />
Designerin Nina Blatz hat zu ihren handbestickten Polo-Shirts nun<br />
die passenden Accessoires entworfen. Seit kurzem gibt es Armbänder,<br />
Schlüsselanhänger und iPhone-Hüllen in hochwertigem Rindsleder<br />
in den Farben Leinenblau, Orange und Taupe, alle geprägt mit<br />
dem stilisierten Pferdekopf, der auch ihren Kleidungsstücken ihre<br />
Unverwechselbarkeit gibt und nicht nur Pferdefreunden gefällt. „Ich<br />
möchte mein Portfolio stetig erweitern und damit noch mehr Leute<br />
ansprechen“, begründet sie. Die in Deutschland gefertigten Accessoires<br />
kommen, so die Mannheimerin, „dem derzeitigen Drang nach<br />
Farbe nach, ohne aber allzu bunt zu sein.“<br />
www.leominda.de<br />
144 UBI BENE<br />
UBI BENE 145
ausblick<br />
Full-Service<br />
Agentur<br />
Die nächste ausgabe UBI BENE sommer 2<strong>01</strong>3<br />
erscheint am 6. Juni mit folgenden Themen:<br />
mobiles Internet<br />
Social-Media-<br />
Marketing<br />
Im Wein liegt die Wahrheit ...<br />
... aber auch jede Menge anderer Aromen und Inhaltsstoffe.<br />
Die Experten Martin Darting und Thomas Boxberger-von Schaabner<br />
schauen ins Glas. In einer neuen UBI BENE-Kolumne.<br />
App-<br />
Programmierung<br />
E-Mail-<br />
Marketing<br />
Am Wasser gebaut ...<br />
... haben einige Städte in der Metropolregion Rhein-Neckar. Was machen<br />
sie aus dieser Lage? UBI BENE stellt spannende Projekte vor.<br />
xmedias GmbH<br />
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Im Wagen vor mir ...<br />
... fährt zwar nicht Bertha Benz. Aber ihre Nachfahrinnen<br />
und Nachfahren, die in diesem Jahr in ihren liebevoll gepflegten<br />
Oldtimern zur Jubiläumsfahrt aufbrechen werden.