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Dr. Peters - Management der Terminüberschreitung - 09-03-2011

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<strong>Management</strong> <strong>der</strong> <strong>Terminüberschreitung</strong><br />

<strong>Dr</strong>. med. Dörthe <strong>Peters</strong><br />

UEK Aurich, Frauenklinik<br />

<strong>09</strong>.<strong>03</strong>.<strong>2011</strong>


<strong>Management</strong> <strong>der</strong> <strong>Terminüberschreitung</strong><br />

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und<br />

Geburtshilfe e.V. hat im Februar 2010 die Leitlinien,<br />

Empfehlungen und Stellungnahmen zum Vorgehen bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong> und Übertragung in einer S1-Leitlinie<br />

neu zusammengefasst.<br />

AWMF 015/065<br />

„Vorgehen bei <strong>Terminüberschreitung</strong> und Übertragung“


<strong>Management</strong> <strong>der</strong> <strong>Terminüberschreitung</strong><br />

Definition<br />

Inzidenz<br />

Ätiologie<br />

Pathophysiologische Aspekte <strong>der</strong> Übertragung<br />

Perinatale Mortalität und Morbidität bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong> und Übertragung<br />

Maternale Morbidität bei <strong>Terminüberschreitung</strong> und<br />

Übertragung<br />

Empfehlungen zur Diagnostik<br />

Empfehlungen zum klinischen <strong>Management</strong><br />

Methoden zur Geburtseinleitung


S1 Leitlinie – Vorgehen bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong> und<br />

Übertragung


Definition:<br />

<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong>:<br />

40 + 1 SSW – 41 + 6 SSW<br />

<br />

Übertragung:<br />

ab 42 + 0 SSW


Inzidenz:


Ätiologie<br />

Die Ätiologie <strong>der</strong> Übertragung ist bisher nicht<br />

abschliessend geklärt.<br />

Mögliche Einflussfaktoren: Primigravidität,<br />

niedriger sozioökonomischer Status, BMI >35,<br />

männliches Geschlecht des Feten (ACOG 2004,<br />

Zachary 2007).


Wie<strong>der</strong>holungsrisiko einer Übertragung:<br />

30 – 40 % (Oleson 20<strong>03</strong>)


Pathopyhsiologische Aspekte <strong>der</strong><br />

Übertragung<br />

Plazentafunktion bzw. Reservekapazität


Pathopyhsiologische Aspekte <strong>der</strong><br />

Übertragung<br />

Wenn die Plazentafunktion unbeeinträchtigt bleibt,<br />

resultiert daraus eine fortschreitende fetale<br />

Gewichtszunahme:<br />

- protahierten Geburtsverläufe <br />

- vaginal operative Entbindungen <br />

- maternale Weichteilverletzungen <br />

- erschwerte Kindsentwicklungen/<br />

Verletzungsrisiken


Pathopyhsiologische Aspekte <strong>der</strong><br />

Übertragung<br />

Zeichen <strong>der</strong> Plazentainsuffizienz:<br />

Oligohydramnion, Mekoniumhaltiges vermin<strong>der</strong>tes<br />

Fruchtwasser etc.


Perinatale Mortalität und Morbidität bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong> und Übertragung


Die Risiken <strong>der</strong> perinatalen Mortalität und<br />

Morbidität treten nicht erst bei <strong>der</strong> Übertragung<br />

auf (ab 42 + 0 SSW). Es handelt sich vielmehr um<br />

ein relativ kontinuierlich ansteigendes Risiko ab<br />

<strong>der</strong> 38 + 0 SSW mit einem steileren Anstieg ab<br />

<strong>der</strong> 41 + 0 und noch deutlich steileren Anstieg ab<br />

<strong>der</strong> 42 + 0 SSW.


Perinatal Risk Index =<br />

kumulative Wahrscheinlichkeit eines perinatalen<br />

Todes auf 1000 Geburten bezogen<br />

Smith 2001:<br />

Datengrundlage<br />

700.878 Fälle mit<br />

Einlingsgraviditäten<br />

zwischen 37 und 43<br />

SSW


Das niedrigste<br />

statistische Risiko für den<br />

Feten zeigt sich in <strong>der</strong><br />

38+0 SSW (1,8 / 1000)<br />

Kontinuierlicher Anstieg<br />

bis 41+0 SSW (3,8/<br />

1000)<br />

Deutlicher Anstieg des<br />

Mortalitätsrisikos von<br />

5,4/1000 in <strong>der</strong> 42+0<br />

SSW auf 9,3/1000 in <strong>der</strong><br />

43 + 0 SSW


Risiko IUFT; Reddy et al. 2006<br />

Dies beschreibt.......


Risiko IUFT; Reddy et al. 2006<br />

Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Parität zeigten<br />

Erstgebärende im Vergleich zu Mehrgebärende in<br />

allen Altersgruppen eine ca. doppelt so hohe Rate<br />

an IUFT ab <strong>der</strong> 37. SSW. Die Ursache hierfür ist<br />

unklar.


Mütterliche Morbidität bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong><br />

<br />

Caughey et al. 2007: Untersuchung <strong>der</strong> maternalen<br />

Morbidität bei 119 254 Schwangeren in Relation zum<br />

Geburtszeitpunkt


Zusammenfassung<br />

• Perinatale Mortalität und Morbidität steigt an<br />

• Maternale Morbidität steigt an


Empfehlungen zur Diagnostik<br />

• Frühzeitige und möglichst exakte<br />

Feststellung des Gestationsalters im I.<br />

Trimenon. Terminkorrektur erfolgt nach<br />

Frühultraschall bei Diskrepanz zum<br />

rechnerischen ET um mehr als 5 Tage.<br />

• Ruhe-CTG: aktueller Zustand des Feten.<br />

Ein Oxytocinbelastungstest ist heute<br />

obsolet (Nebenwirkungen, hohe<br />

falschpositive Ergebnisse, hoher<br />

zeitlicher Aufwand).


Empfehlungen zur Diagnostik<br />

-Fruchtwasser: FWI o<strong>der</strong> Messen des<br />

grössten FW Depot<br />

-Dopplersonographie: die Wertigkeit <strong>der</strong><br />

Dopplersonographie wird bei risikoarmen<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong>en kontrovers<br />

diskutiert<br />

-Additive Zusatzuntersuchungen wie z.B.<br />

computerisiertes CTG o<strong>der</strong> Beurteilung<br />

des biophysiologischen Profils werden<br />

kontrovers diskutiert


Zur Dopplersonographie<br />

• Abschliessende Studien müssen abgewartet werden<br />

!<br />

• Das Risiko einer relativen uteroplazentaren<br />

Insuffizienz ist dopplersonographisch nicht exakt<br />

darstellbar.<br />

• Wi<strong>der</strong>standsabnahme <strong>der</strong> A.cerebri media (MCA) ist<br />

physiologisch. Jedoch kein Unterschreiten <strong>der</strong> 10er<br />

Perzentile !<br />

• Screeninguntersuchung <strong>der</strong> A. umbilicalis (UA) bei<br />

risikoarmer Einlingsschwangerschaft hat keine<br />

Einfluss auf das perinatale Outcome (Zimmermann<br />

1995)<br />

• Evtl. erweist sich die cerebroplacental ratio<br />

(CPR=MCA/UA) als zusätzlicher Prädiktor


Empfehlungen zum klinischen<br />

<strong>Management</strong><br />

• S1 Leitlinie „Vorgehen bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong> und Übertragung“


40 + 0 SSW bis 40 + 6 SSW<br />

Bei komplikationsloser Schwangerschaft<br />

besteht keine Empfehlung zu einer<br />

Schwangerschaftsbeendigung. Keine<br />

routinemässige Einleitung am Termin !<br />

• Überwachung:<br />

1. Sonographie und Biometrie des Feten und<br />

Bestimmung <strong>der</strong> FW Menge, wenn in den<br />

letzten 4 Wochen keine Sonograhie des Feten<br />

stattgefunden hat → Ausschluss chronische<br />

Plazentainsuffizienz<br />

2. Bestimmung <strong>der</strong> FW Menge alle 3 Tage


3. Ruhe CTG alle 3 Tage<br />

4. Wenn die Schwangere den Wunsch <strong>der</strong><br />

Einleitung äussert und ein geburtshilflicher reifer<br />

Befund vorliegt (Bishop Score > 6, s.u.) ist eine<br />

Geburtseinleitung eine mögliche Option<br />

Es wird anhand von fünf<br />

Kriterien eine<br />

Gesamtpunktzahl erstellt,<br />

wobei jeweils 0–3 Punkte<br />

vergeben werden, so dass<br />

ein Score von 0 bis 15<br />

erreicht werden kann.<br />

Befund<br />

0 Punkte 1 Punkt 2<br />

Punkte<br />

3<br />

Punk<br />

te<br />

Portiolänge > 2 cm 1 cm verstric<br />

hen<br />

-<br />

Portiokonsistenz Derb Mittel Weich -<br />

Portiolage Sakral Mediosakral Zentrier<br />

t<br />

-<br />

Muttermundsweite Geschlossen 1 cm 2 cm ><br />

3cm<br />

Höhenstand des<br />

vorangehendes Teiles<br />

2 cm über<br />

Interspinalebene<br />

(ISP)<br />

0 - 1 cm über<br />

ISP<br />

unter<br />

ISP<br />

-


41 + 0 SSW bis 41 + 6 SSW<br />

Schwangerschaftsbeendigung / Einleitung


Neue Studien zeigen, dass sich bei einer<br />

Einleitung ab <strong>der</strong> 41 + 0 SSW ....<br />

1. die perinatale Mortalität signfikant verringert<br />

(Gülmezoglu 2006)<br />

2. Mekoniumaspirationen weniger auftreten<br />

(Gülmezoglu 2006)<br />

3. die Sectiorate NICHT erhöht (Sanchez-Ramos<br />

20<strong>03</strong>; Gülmezoglu 2006)


• S1 Leitlinie „Vorgehen bei<br />

• S1 Leitlinie „Vorgehen bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong> und Übertragung“


Ab <strong>der</strong> 42 + 0 SSW<br />

Einleitung o<strong>der</strong> eine Beendigung <strong>der</strong><br />

Schwangerschaft per Sectio ist indiziert !<br />

Erheblicher Anstieg folgen<strong>der</strong> Risiken:<br />

- IUFT<br />

- Neonatale Morbidität (Schulterdystokie,<br />

Mekoniumaspiration, peripartale Asphyxie, Pneumonie<br />

etc.<br />

- Neonatale Mortalität<br />

- Maternale Morbidität<br />

Diese Risiken sollten bei <strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong><br />

Schwangeren besprochen UND dokumentiert<br />

werden (insb. bei Entscheidung des Zuwartens)


Prävention<br />

• Regelmässiger Coitus um den Termin.<br />

• Prophylaktische wöchentliche Eipollösung ab<br />

<strong>der</strong> 38 SSW wird kontrovers diskutiert. Diese<br />

Technik sollte jedoch – wenn überhaupt –<br />

speziellen Fällen vorbehalten sein (Z.n.<br />

Sectio, <strong>Terminüberschreitung</strong>)


Schema<br />

• Aus S1 Leitlinie<br />

„Vorgehen bei<br />

<strong>Terminüberschreitung</strong><br />

und Übertragung“


Methoden <strong>der</strong> Geburtseinleitung<br />

• ProstaglandinE2 zur Zervixreifung und<br />

Weheninduktion


Synthetisches PGE1 Analogon = Misoprostol<br />

(Cytotec)<br />

Cytotec wurde zur Prävention und Behandlung<br />

von gastroduodenalen Ulzera entwickelt. Zwar<br />

seit 1992 in Deutschland zur Geburtseinleitung<br />

eingesezt, jedoch in dieser Indikation nie<br />

zugelassen worden (off label use). Dilemma !<br />

Hocheffektives Medikament zur<br />

Geburtseinleitung. Somit ausführliche<br />

Aufklärung <strong>der</strong> Patientin notwendig (schriftliche<br />

Einwilligung empfohlen)


Methoden <strong>der</strong> Geburtseinleitung<br />

• Intravenöse Oxytocin Applikation (bei reifer<br />

Zervix; Bishop Score >8) → Kontinuierliche<br />

CTG Überwachsung, maximale Dosierung<br />

32mE/min nicht überschreiten, maximale<br />

Gesamtdosis 10 IE Oxytocin unter <strong>der</strong><br />

Entbindung, empfohlende Maximaldauer <strong>der</strong><br />

Oxytocininfusion 6 Stunden<br />

• An<strong>der</strong>e medikamentöse Einleitungen: z.B.<br />

Rizinusöl (kontrovers)


Methoden <strong>der</strong> Geburtseinleitung<br />

• Mechanische Methoden zur Freisetzung von<br />

endogenen Prostaglandinen: z.B. Eipollösung,<br />

transzervikale Einlage eines<br />

Doppelballonkatheters (kontrovers)<br />

Homöopathische Substanzen: Caulophyllum


Geburtseinleitung bei Z.n Sectio<br />

• Der Geburtshelfer steht vor einem Dilemma !<br />

• Der Geburtshelfer steht vor einem Dilemma !<br />

Nach den aktuellen Produktinformationen<br />

dürfen sämtliche ProstaglandinE2 Präparate<br />

NICHT zur Geburtseinleitung bei Z.n. Sectio<br />

eingesetzt werden


Risiken und Komplikationen bei Z.n. Sectio<br />

• Plazenta prävia: 1 x Sectio ca. 0,8%; 2 x<br />

Sectio ca. 2%<br />

• Plazenta accreta/ increta ca. 0,7 %<br />

• Uterusruptur ->


Risikofaktoren für eine Uterusruptur<br />

• Sectio innerhalb <strong>der</strong> letzten Monate:


Nach den AWMF Leitlinien steigt das Rupturrisiko<br />

in folgen<strong>der</strong> Reihenfolge: Oxytocin,<br />

Prostaglandin E2 Vaginalgel/tablette,<br />

Prostaglandin E2 Vaginalinsert (10mg),<br />

Misoprostol (bis zu 18,8 %!)


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Geburtseinleitung bei Z.n Sectio<br />

• Aus:<br />

„Medikamentöse<br />

Geburtseinleitung“;<br />

Rath, 2. Auflage<br />

2010<br />

> Individuelle Risiko-<br />

Nutzen Analyse !


Leitlinien sind richtungsweisend ----><br />

Richtungsweisend für die Erstellung eines<br />

INDIVIDUELLEN Therapieplans<br />

einer Patientin unter Einbeziehung<br />

INDIVIDUELLER FAKTOREN !


Schön, dass Medizin<br />

nicht so einfach<br />

wie Fussball ist....


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Fussball ist wie Schach. Nur ohne Würfel.<br />

Lukas Pudolski


Vielen Dank und gute Heimreise !<br />

• „Mama, jetzt hör`<br />

endlich auf zu<br />

quatschen....“

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