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Großzehengrundgelenk, Arthrose - Engelhardt Lexikon Orthopädie ...

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PDF 00877<br />

<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />

<strong>Lexikon</strong> Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Großzehengrundgelenk, <strong>Arthrose</strong><br />

Synonyme<br />

Hallux rigidus; Hallux malleus; Hallux limitus; Hallux flexus<br />

Englischer Begriff<br />

Hallux rigidus<br />

Definition<br />

Degenerative Erkrankung des Großzehengrundgelenks mit Ausbildung einer schmerzhaften<br />

Bewegungseinschränkung und einem Verlust der Abrollfähigkeit des Fußes.<br />

Pathogenese<br />

Ätiologisch werden neben einer flachen Konfiguration des ersten Mittelfußkopfs repetitive Traumen, eine<br />

Elevation oder Überlänge des ersten Mittelfußstrahls angenommen. Es kommt zur Ausbildung eines<br />

Knorpelschadens im dorsalen Drittel des Mittelfußkopfs und zur Ausbildung dorsaler Osteophyten. Der<br />

bevorzugte Befall der dorsalen Gelenkabschnitte ist damit zu erklären, dass die Gelenkkinematik einer<br />

Gleitbewegung gleicht, die aufgrund der plantar liegenden Bewegungsachse dorsal eine Kompression der<br />

Gelenkpartner und damit eine mechanische Mehrbelastung bewirkt.<br />

Symptome<br />

Es kommt zur Ausbildung einer schmerzhaft eingeschränkten Dorsalextension im Großzehengrundgelenk, so<br />

dass ein Abrollen des Fußes erschwert wird. Die dorsalen Osteophyten am ersten Mittelfußkopf können zu<br />

lokalen Druckbeschwerden in geschlossenem Schuhwerk führen.<br />

Diagnostik<br />

Die Kontur des Großzehengrundgelenks ist vergrößert und vor allem dorsal aufgetrieben. Über den dorsalen<br />

Osteophyten am Mittelfußkopf können Bursitiden auftreten. Die aktive und passive Beweglichkeit im<br />

Großzehengrundgelenk ist vor allem für die Dorsalextension eingeschränkt. Die Streckbarkeit im<br />

Großzehenendgelenk kann kompensatorisch erhöht sein. Röntgenaufnahmen des Vorfußes bestätigen im<br />

Frühstadium die Gelenkspaltverschmälerung, die im Frühstadium dorsal betont, später konzentrisch sein kann.<br />

Zusätzlich können sich dorsal und medial ausladende Osteophyten abbilden.<br />

Differenzialdiagnose<br />

Bakterielle Arthritis; Gicht (Arthritis urica); Osteochondrosis dissecans<br />

Therapie<br />

In Abhängigkeit vom Stadium der Erkrankung und dem körperlichen Anspruch des betroffenen Patienten sind<br />

konservative oder operative Maßnahmen indiziert.<br />

Akuttherapie<br />

Hochlagerung der betreffenden Extremität, Ruhigstellung, Kühlung, Antiphlogistika, intraartikuläre Injektionen<br />

(Lokalanästhetikum oder Kortikoid).<br />

Konservative/symptomatische Therapie<br />

Die konservative Therapie beim Hallux rigidus besteht in einer Entlastung des Gelenks. Dies kann durch<br />

Anpassung einer Ballenrolle bei gleichzeitiger Sohlenversteifung geschehen. Durch die konvexe Gestaltung der<br />

Schuhsohle in Höhe der Zehengrundgelenke erfolgt das Abrollen über den Schuh, während der erforderliche<br />

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Bewegungsumfang in den Zehengelenken eingeschränkt wird.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

In der akuten Phase der <strong>Arthrose</strong> des Großzehengrundgelenks können Antiphlogistika oder intraartikuläre<br />

Injektionen (Lokalanästhetikum oder Kortikoid) zu einer vorübergehenden Besserung der<br />

Beschwerdesymptomatik führen.<br />

Operative Therapie<br />

Die Möglichkeiten einer operativen Therapie orientieren sich am Stadium der Erkrankung und den körperlichen<br />

Ansprüchen des Patienten. Im Frühstadium mit einem bevorzugten Befall der dorsalen Gelenkabschnitte kann<br />

eine Cheilektomie (Entfernung der dorsalen Anteile des Mittelfußkopfs) in Kombination mit einer dorsal<br />

extendierenden Osteotomie der Grundphalanx (Kessel-Bonney-Operation) zur Beschwerdereduktion und<br />

Verbesserung der Beweglichkeit führen. Im Spätstadium ist die Arthrodese des Großzehengrundgelenks die<br />

Methode der Wahl. In seltenen Fällen kann eine Resektionsarthroplastik oder eine Endoprothese indiziert sein.<br />

Dauertherapie<br />

Die Schuhzurichtung ist als Dauertherapie bei konservativer Behandlung der <strong>Arthrose</strong> des<br />

Großzehengrundgelenks zu verstehen. Eine gleichartige Versorgung ist auch nach einer Arthrodese des Gelenks<br />

erforderlich.<br />

Bewertung<br />

Bei geringem körperlichen Anspruch und der Akzeptanz einer Schuhzurichtung kann die konservative Therapie<br />

das Geh- und Stehvermögen deutlich erleichtern. Eine Arthrodese des Großzehengrundgelenks führt meist zur<br />

Beschwerdefreiheit, wobei einer kompensatorischen Mehrbelastung des Großzehenendgelenks Rechnung zu<br />

tragen ist. Eine Endoprothese bleibt Ausnahmeindikationen vorbehalten, da das zu erwartende<br />

Bewegungsausmaß aufgrund der degenerativen Veränderungen der Sesambeine und der Kapselfibrose oft nicht<br />

den Erwartungen gerecht wird. Die Resektionsarthroplastik kann bei geringem körperlichen Anspruch und<br />

älteren Patienten (> 70 Jahre) zu einer Verbesserung der Beweglichkeit und Schmerzreduktion führen.<br />

Nachsorge<br />

Die operativen Maßnahmen erfordern bis zum Abschluss der knöchernen Heilung eine regelmäßige fachärztliche<br />

Kontrolle. Die Endoprothesen sollten standardisiert einmal jährlich kontrolliert werden.<br />

Autor<br />

Renée Fuhrmann<br />

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