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Strecksehnenabriss - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...

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PDF 01928<br />

<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />

<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>Strecksehnenabriss</strong><br />

Synonyme<br />

Strecksehnenavulsion; Busch-Fraktur<br />

Englischer Begriff<br />

Avulsion of the extensor digitorum<br />

Definition<br />

Ausriss der Sehnen des M. extensor digitorum longus von den Endphalangen der Finger oder Zehen oder der<br />

Sehne des M. extensor pollicis longus vom Daumenendglied bzw. der Sehne des M. extensor hallucis longus<br />

vom Großzehenendglied.<br />

Pathogenese<br />

An den Langfingern <strong>und</strong> den Zehen kann es bei einer forcierten Flexion im Endgelenk (z. B. bei Ballsportarten)<br />

zum Abriss der Sehne des M. extensor digitorum longus von der Basis eines Langfingerendglieds kommen<br />

(Hammerfinger). Der Mittelfinger ist am häufigsten betroffen. Ein knöcherner Abriss mit Fraktur der Endphalanx<br />

(Busch-Fraktur) ist bei einer passiven Hyperextension möglich. Ein <strong>Strecksehnenabriss</strong> am Daumen bzw. an der<br />

Großzehe ist selten, kann jedoch bei einem entsprechenden Unfallmechanismus entstehen.<br />

Symptome<br />

Die Patienten beklagen eine plötzlich eingetretene schmerzhafte oder auch schmerzlose Streckbehinderung im<br />

betreffenden Endgelenk.<br />

Diagnostik<br />

An den Fingern <strong>und</strong> Zehen imponiert eine eingeschränkte oder aufgehobene Streckfähigkeit im Endgelenk. Das<br />

Endglied nimmt spontan eine unterschiedlich starke Beugestellung ein, die passiv redressierbar ist. Gelegentlich<br />

sind eine geringe Schwellung <strong>und</strong> Druckschmerzhaftigkeit vorhanden. Besteht die Strecksehnenruptur<br />

unbehandelt über längere Zeit, so kann sich kompensatorisch eine Überstreckstellung im Mittelgelenk<br />

entwickeln.<br />

Röntgenologisch muss eine Fraktur der Endphalanx ausgeschlossen werden.<br />

Differenzialdiagnose<br />

Schwanenhalsdeformität<br />

Therapie<br />

Offene Verletzungen <strong>und</strong> knöcherne Ausrisse an der Endphalanx, die mehr als ein Drittel des Gelenks betreffen,<br />

werden primär operativ versorgt. Die geschlossenen subkutanen <strong>Strecksehnenabriss</strong>e können an den<br />

Langfingern <strong>und</strong> Zehen primär konservativ behandelt werden, am Daumen <strong>und</strong> an der Großzehe hingegen<br />

primär operativ.<br />

Akuttherapie<br />

Bei offenen Verletzungen mit Ausriss der Strecksehne oder knöchernen Ausrissen mit Bildung eines großen<br />

Fragments ist eine primär operative Therapie indiziert. Bei gedeckten subkutanen Strecksehnenrupturen sollte<br />

an den Langfingern unmittelbar posttraumatisch eine konfektionierte oder individuell geformte Orthese<br />

angepasst werden, die das Fingerendgelenk in Extension hält. An den Kleinzehen reicht ein Zügelverband aus.<br />

file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to038120.html[12.10.2010 08:05:41]


PDF 01928<br />

Konservative/symptomatische Therapie<br />

Bei der Verordnung bzw. Anpassung einer Schiene oder Orthese für die Langfinger ist zu berücksichtigen, dass<br />

nur bei Beugung im Mittel- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gelenk des Langfingers eine optimale Adaptation der distalen Strecksehne<br />

zu erreichen ist. Deshalb ist die individuelle Versorgung mit einer Kunststoffschiene den konfektionierten Stack-<br />

Schienen, die nur das Endgelenk immobilisieren, vorzuziehen. Die Dauer der Immobilisation beträgt vier bis<br />

sechs Wochen, wobei anschließend noch ein Tape-Verband oder das Tragen einer Stack-Schiene<br />

empfehlenswert ist. An den Zehen sind redressierende Tape- oder Pflasterzügelverbände ausreichend, die das<br />

Kleinzehenendgelenk in Extensionsstellung halten.<br />

Operative Therapie<br />

Bei offenen Verletzungen mit Abriss der Strecksehne wird an den Langfingern <strong>und</strong> den Kleinzehen eine primäre<br />

Sehnennaht durchgeführt <strong>und</strong> das Endgelenk temporär mit einem Kirschner-Draht in Streckstellung stabilisiert.<br />

Ausrisse am knöchernen Ansatz können durch transossäre Nähte oder Fadenanker versorgt werden. Liegt ein<br />

knöcherner Strecksehnenausriss vor, der mehr als ein Drittel der Endphalanx betrifft <strong>und</strong> sich nicht ausreichend<br />

reponieren lässt, ist eine offene Reposition <strong>und</strong> Stabilisation mit Kirschner-Drähten indiziert. Die früher häufig<br />

verwendete Lengemann-Naht wird heute weitgehend durch schonendere Sehnennahtmethoden ersetzt. Am<br />

Daumen <strong>und</strong> an der Großzehe sollte ebenfalls eine Sehnennaht oder eine knöcherne Reinsertion der Sehne<br />

durchgeführt werden.<br />

Bewertung<br />

Wenn der betreffende Finger oder die Kleinzehe nach einer subkutanen distalen Strecksehnenruptur unmittelbar<br />

postoperativ konsequent immobilisiert wird, ist mit einem funktionell guten Ausheilungsergebnis zu rechnen.<br />

Auch wenn die aktive endgradige Streckung des Endglieds nicht vollständig erreicht wird, resultiert hieraus<br />

keine Funktionsbehinderung. Sek<strong>und</strong>äre Rekonstruktionen distaler Strecksehnenausrisse führen oft nicht zu dem<br />

angestrebten Ergebnis, weshalb die Indikation zur operativen Revision alter <strong>Strecksehnenabriss</strong>e nach<br />

ausführlicher Information des betreffenden Patienten streng gestellt werden sollte. Die operative Reinsertion am<br />

Daumen <strong>und</strong> an der Großzehe führen in der Regel zu guten funktionellen Ergebnissen, auch wenn die aktive<br />

Beugefähigkeit endgradig eingeschränkt sein kann.<br />

Nachsorge<br />

Bis zum Abschluss der Sehnenheilung (sechs bis zwölf Wochen) sollte der Patient in fachärztlicher Kontrolle<br />

verbleiben.<br />

Autor<br />

Renée Fuhrmann<br />

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