Contusio spinalis - Engelhardt Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie
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PDF 02266<br />
<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />
<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong><br />
<strong>Contusio</strong> <strong>spinalis</strong><br />
Synonyme<br />
Traumatische Rückenmarksschädigung<br />
Englischer Begriff<br />
Spinal cord contusion<br />
Definition<br />
Traumatische Schädigung (Läsion) des Rückenmarks, welche mit morphologischen Veränderungen einhergeht<br />
<strong>und</strong> zu einer Querschnittsschädigung führt.<br />
Pathogenese<br />
Mechanische Schädigung des Rückenmarks durch Prellung oder Quetschung, welche häufig mit einer Blutung<br />
oder einem Ödem einhergeht. Es kommt zu einer zellulären Infiltration <strong>und</strong> Ischämie des Schädigungsgebiets.<br />
In diesem tritt eine Gewebsnekrose ein. Sek<strong>und</strong>äre Veränderungen im Sinne einer Syringomyelie können ober<strong>und</strong><br />
unterhalb der Schädigung auftreten. Veränderungen an Knochen <strong>und</strong> Bandscheibe können sek<strong>und</strong>är zu<br />
einer Rückenmarkkompression führen. Die Inzidenz der akuten Rückenmarkläsionen beträgt 30–50 Fälle pro<br />
1.000.000 Einwohner. 61 % der traumatischen Rückenmarkläsionen betreffen Menschen im Alter zwischen 16<br />
<strong>und</strong> 30 Jahren, nur 20 % der Betroffenen sind Frauen.<br />
Symptome<br />
Zu Beginn einer schweren traumatischen Rückenmarkschädigung liegt unterhalb der Läsionshöhe ein spinaler<br />
Schock. Der spinale Schock geht mit schlaffen Paresen, fehlenden Muskeleigenreflexen <strong>und</strong> Ausfall der<br />
autonomen Funktionen (paralytischer Ileus, Störung der Blasenfunktion) einher. Erhalten bleibt der Analreflex<br />
<strong>und</strong> der Bulbocavernosusreflex. Der spinale Schock kann bis zu sechs Wochen anhalten. Bei Vorliegen einer<br />
Myelomalazie unterhalb der Schädigung kann eine Areflexie bestehen bleiben. Die Rückbildung des spinalen<br />
Schocks geht mit der Ausbildung gesteigerter Reflexe einher. Der spastische Muskeltonus bildet sich nach<br />
Wochen bis Monaten aus, Veränderungen in den Muskeln tragen zur Entwicklung der Spastik bei. Bei<br />
Schädigung des Zervikalmarks liegen sensomotorische Ausfälle an allen vier Extremitäten vor (Tetraparese bzw.<br />
-plegie), eine Schädigung unterhalb des Zervikalmarks führt zur Paraparese bzw. -plegie. 54 % der<br />
traumatischen Rückenmarkschädigungen zeigen eine Tetraplegie, 46 % eine Paraplegie. Die Lokalisation der<br />
Schmerzen weist auf die Schädigungshöhe hin, die Schmerzen können aber auch höher oder tiefer lokalisiert<br />
werden. Atemstörungen treten bei hohen Querschnittssyndromen oberhalb von TH6 auf; oberhalb von TH5<br />
treten Zwerchfellstörungen auf. Bei Abfall der Vitalkapazität unter 1 l muss eine Atemunterstützung erfolgen.<br />
Die Schädigung des Patienten sollte anhand der American Spinal Cord Injury Association (ASIA 1982)<br />
eingestuft werden (siehe Tabelle 1). Störungen des sympathischen Nervensystems <strong>und</strong> der kardiovaskulären<br />
Funktionen treten bei Läsionen oberhalb von TH6 auf (Bradykardie, Hypotonie, orthostatische Hypotonie, später<br />
Dysreflexie mit hypertonen Krisen). Auf Dehnung von Blase <strong>und</strong> Darm können hohe Blutdruckwerte,<br />
Kopfschmerzen <strong>und</strong> profuses Schwitzen auftreten. Die Regulation der Körpertemperatur ist bei Läsionen<br />
oberhalb von TH10 gestört; liegt die Läsion oberhalb von C6, ist der gesamte Körper betroffen. Es kann sowohl<br />
zur Hyper- als auch zur Hypothermie kommen.<br />
Tabelle 1.<br />
ASIA-Score.<br />
A = Komplett<br />
Keine sensible oder motorische Funktion, auch nicht in den sakralen<br />
Segmenten S4–S5.<br />
B = Inkomplett Keine motorischen Funktionen. Sensible Funktion unterhalb des<br />
neurologischen Niveaus erhalten, dehnt sich nach S4/S5 aus.<br />
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to046610.html[12.10.2010 08:15:59]
PDF 02266<br />
C = Inkomplett Motorische Funktion unterhalb des neurologischen Niveaus erhalten. Die<br />
Mehrzahl der Kennmuskeln unterhalb der Läsion Kraftgrad