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Kurzfingrigkeit - Engelhardt Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

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PDF 01185<br />

<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />

<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong><br />

<strong>Kurzfingrigkeit</strong><br />

Synonyme<br />

Brachydaktylie; Brachymetakarpie; Brachybasophalangie; Brachymesophalangie; Brachytelephalangie<br />

Englischer Begriff<br />

Brachydactyly; Brachymetacarpia<br />

Definition<br />

Angeborene ein- oder beidseitige Deformität der Hand mit Längenreduktion der Mittelhandknochen oder<br />

einzelner Phalangen der Fingerstrahlen.<br />

Pathogenese<br />

Die <strong>Kurzfingrigkeit</strong> kann exogen (z. B. durch viralen Infekt oder Noxe), durch einen autosomal-dominanten<br />

Erbgang oder durch chromosomale Aberrationen (z. B. Trisomie 18, Turner-Syndrom) hervorgerufen werden.<br />

Familiäre Häufungen sind bekannt. Traumatische oder entzündliche Schädigungen einer Epiphyse können<br />

ebenso wie eine juvenile rheumatoide Arthritis zur Ausbildung einer Brachydaktylie führen.<br />

Symptome<br />

Die Patienten klagen über eine ästhetisch auffallende Verkürzung eines oder mehrerer Finger, die mit einer<br />

Achsenabweichung kombiniert sein kann, oder über eine deutliche Funktionsbehinderung. Die Verkürzung eines<br />

Mittelhandknochens um etwa einen Zentimeter kann bereits eine deutliche Kraftminderung beim Faustschluss<br />

bedingen. Die Längenreduktion kann an einem oder mehreren Fingerstrahlen ausgebildet sein.<br />

Neben einem isolierten Vorkommen ist die <strong>Kurzfingrigkeit</strong> gelegentlich mit einer Polydaktylie oder beim<br />

Krankheitsbild der Symbrachydaktylie mit Syndaktylien kombiniert.<br />

Diagnostik<br />

Die <strong>Kurzfingrigkeit</strong> kann die Mittelhandknochen (Brachymetakarpie), die Gr<strong>und</strong>glieder (Brachybasophalangie),<br />

die Mittelglieder (Brachymesophalangie) oder die Endglieder (Brachytelephalangie) betreffen. Die Verkürzung<br />

der unterschiedlichen Skelettelemente kann nur wenige Millimeter betragen, im Extremfall auch bis zum Fehlen<br />

der End- oder Mittelglieder (Assimilationshypophalangie) reichen. Die funktionelle Beeinträchtigung ist deshalb<br />

unterschiedlich stark ausgebildet. Die klinische Untersuchung umfasst deshalb vor allem die funktionelle<br />

Beeinträchtigung durch die Brachydaktylie. Dies kann auch bei gleichzeitiger transversaler Achsenabweichung<br />

im Mittel- oder im Endglied vorliegen. Differentialdiagnostisch kann die <strong>Kurzfingrigkeit</strong> durch die Ausbildung von<br />

Nagelanlagen gegenüber der Spalthand <strong>und</strong> transversalen Fingerdefekten abgegrenzt werden.<br />

Röntgenologisch können die verkürzten Skelettanteile erkannt <strong>und</strong> morphologische Störungen der Phalangen<br />

identifiziert werden.<br />

Differenzialdiagnose<br />

Spalthand, transversale Fingerdefekte, Thiemann-Krankheit.<br />

Therapie<br />

Bei vielen Formen der <strong>Kurzfingrigkeit</strong> ergibt sich keine funktionelle Beeinträchtigung, so dass auch keine<br />

Therapie erforderlich ist. Transversale Achsenabweichungen, die auf eine trapezförmige Ausbildung der Phalanx<br />

zurückzuführen sind, können durch Korrekturosteotomien ausgeglichen werden. Diese Eingriffe werden in der<br />

Regel im späten Vorschulalter durchgeführt. Verlängerung <strong>und</strong> Achsenkorrekturen von Mittelhandknochen<br />

sollten erst nach dem 14. Lebensjahr vorgenommen werden.<br />

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Operative Therapie<br />

Bestehen transversale Achsenabweichungen durch Ausbildung einer trapezförmigen Phalanx, kann eine<br />

Korrekturosteotomie durchgeführt werden. Um keine weitere Verkürzung durch die Entnahme eines<br />

Korrekturkeils zu riskieren, werden in der Regel additive Korrekturosteotomien (Open-wedge-Osteotomien)<br />

durchgeführt. Verlängerungen der Gr<strong>und</strong>phalangen werden meist durch kontinuierliche Distraktion<br />

herbeigeführt. Gleiches gilt für die Verlängerung der Mittelhandknochen. Selten kann bei Brachybasophalangie<br />

aus kosmetischen Gründen eine Vertiefung der Kommissur durchgeführt werden.<br />

Bewertung<br />

Die operative Korrektur führt zwar zu einer kosmetischen Verbesserung, kann jedoch vor allem nach<br />

Verlängerungsosteotomie zu einer unterschiedlich starken Bewegungseinschränkung der Fingergelenke führen.<br />

Nachsorge<br />

Nach der Korrekturosteotomie muss für vier bis sechs Wochen eine Immobilisation des Fingers durchgeführt<br />

werden. Die Distraktion eines Mittelhandknochens oder der Gr<strong>und</strong>phalanx über einen Distraktor erfordert eine<br />

mehrwöchige kontinuierliche fachärztliche Betreuung, da der Distraktor in der Regel bis zum Abschluss der<br />

knöchernen Konsolidierung belassen wird. Anschließend sind eine intensive Physiotherapie bzw. Ergotherapie<br />

indiziert.<br />

Autor<br />

Renée Fuhrmann<br />

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