Kleine Papiergeschichte - gernsbacher-meister.de
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<strong>Papiergeschichte</strong><br />
Bevor es Papier gab<br />
Höhlenzeichnungen sind die ältesten<br />
Dokumente, die <strong>de</strong>r Mensch mit Pigmentfarbe<br />
auf einen Untergrund gezeichnet hat. Die<br />
Sumerer, die älteste bekannte Hochkultur,<br />
schrieben auf weiche Tontafeln in (Keilschrift)<br />
(ab ca. 3300 v. Chr.), die anschließend<br />
gebrannt wur<strong>de</strong>n. Aus Ägypten ist<br />
beispielsweise die Prunkpalette <strong>de</strong>s Königs Narmer 3100 v. Chr. aus<br />
Speckstein erhalten.<br />
Es wur<strong>de</strong>n auch schon organische Schriftträger wie Le<strong>de</strong>r, Pergament,<br />
Holz, Rin<strong>de</strong>, Papyrus (Ägypten ab ca. 3000 v. Chr.) und Papier<br />
verwen<strong>de</strong>t, über die wir nur von Zeichnungen auf haltbarerem Material (z.<br />
B. Fels) wissen.<br />
Papyrus besteht aus <strong>de</strong>n flach geschlagenen,<br />
über Kreuz gelegten und gepressten Stängeln<br />
<strong>de</strong>r am gesamten unteren Nil in ruhigen<br />
Uferzonen wachsen<strong>de</strong>n Schilfpflanze (Echter<br />
Papyrus). Geschrieben wur<strong>de</strong> darauf mit<br />
schwarzer und roter Farbe. Die schwarze Tusche<br />
bestand aus Ruß und einer Lösung von Gummi<br />
arabicum, die rote Farbe wur<strong>de</strong> auf Ocker-Basis hergestellt. Das<br />
Schreibgerät war ein Pinsel aus Binsen.<br />
Zwar gab es auch Papyrus im antiken Griechenland, jedoch war eine<br />
Verbreitung über Griechenland hinaus kaum bekannt. Im 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
ersetzten die Griechen <strong>de</strong>n Pinsel durch eine gespaltene Rohrfe<strong>de</strong>r. Von<br />
<strong>de</strong>m griechischen Wort pápyros leitet sich das Wort Papier ab.<br />
Im Römischen Reich nutzte man sowohl Papyrus als auch Wachstafeln, in<br />
letztere wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Text mittels eines angespitzten Stöckchens geritzt. Mit<br />
einem Schaber konnte man das Wachs wie<strong>de</strong>r glätten und die Tafel<br />
erneut beschreiben. In Indien verwen<strong>de</strong>te man Blätter von<br />
Palmengewächsen und in China Tafeln aus Knochen, Muscheln,<br />
Elfenbein. Später bestan<strong>de</strong>n die Tafeln aus anorganischem Material, wie<br />
Bronze, Eisen, Gold, Silber, Zinn, Ja<strong>de</strong>, Stein und Ton, sowie aus<br />
organischem Material, wie Holz, Bambusstreifen und Sei<strong>de</strong>. Dagegen<br />
wur<strong>de</strong>n Pflanzenblätter und Tierhäute nicht als Schriftträger benutzt. Die<br />
Orakelknochen wur<strong>de</strong>n mit Griffeln geritzt o<strong>de</strong>r mit Tinte aus Lampenruß<br />
und Zinnober beschriftet.
Die Erfindung <strong>de</strong>s Papiers<br />
Die chinesische Erfindung <strong>de</strong>s Papiers<br />
wird in einem Bericht von Fan Yeh aus<br />
<strong>de</strong>m 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt (späte Han-<br />
Dynastie) beschrieben: Von alters her<br />
wur<strong>de</strong>n zum Schreiben Bambusstreifen<br />
verwen<strong>de</strong>t, die man zusammenband.<br />
Es gab auch ein Papier, das aus<br />
Sei<strong>de</strong>nabfällen hergestellt war (Chi).<br />
Aber die Sei<strong>de</strong> war zu teuer und die<br />
Bambustafeln waren zu schwer, bei<strong>de</strong><br />
also zur Verwendung nicht geeignet. So<br />
fasste Tsai Lun <strong>de</strong>n Plan, aus<br />
Baumrin<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Bastfasern, Hanf und<br />
auch aus alten Lumpen und<br />
Fischnetzen, Papier zu bereiten. Im<br />
Jahre 105 v. Chr. berichtete er darüber<br />
<strong>de</strong>m Kaiser, und dieser lobte seine<br />
Fähigkeiten. Seit<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> das Papier allgemein gebraucht, und im<br />
gesamten Kaiserreich nannten es alle das Papier <strong>de</strong>s gnädigen Tsai.<br />
Bereits zuvor war Papier aus Hanf bekannt, wie fünf Papierfun<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n<br />
Jahren 1973 bis 1978 belegen. Die vergleichen<strong>de</strong> Datierung ergab, dass<br />
diese Papierproben aus <strong>de</strong>r Zeit 140 bis 87 v. Chr. stammen müssen.<br />
Dem mischte <strong>de</strong>r kaiserliche Hofbeamte Tsai Lun noch alte Lumpen und<br />
Fischnetze bei und ergänzte es mit Bast <strong>de</strong>s Maulbeerbaumes. Die<br />
Verwendung von Maulbeerbast lag nahe, da <strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>nspinner sich von<br />
<strong>de</strong>n Blättern <strong>de</strong>s Maulbeerbaums ernährt und somit dieses Material ein<br />
Koppelprodukt aus <strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>nproduktion ist. Wie alt die Verwendung von<br />
Bast ist, belegt die Gletschermumie Ötzi (ca. 3.300 v. Chr), die<br />
Kleidungsstücke aus Lin<strong>de</strong>nbast trägt. Die chinesische Erfindung bestand<br />
in <strong>de</strong>r neuartigen Zubereitung: Die gesäuberten Fasern und Fasernreste<br />
wer<strong>de</strong>n zerstampft, gekocht und gewässert. Anschließend wur<strong>de</strong>n<br />
einzelne Lagen mit einem Sieb abgeschöpft, getrocknet, gepresst und<br />
geglättet, <strong>de</strong>r entstehen<strong>de</strong> Brei verfilzte die Pflanzenfasern und bil<strong>de</strong>te ein<br />
relativ homogenes Papierblatt. Da Bast ein Material ist, das im Vergleich<br />
zu <strong>de</strong>m heute verwen<strong>de</strong>ten Holz längere Fasern und dadurch eine hohe<br />
(zeitliche) Haltbarkeit hat, war das Papier von Tsai Lun nicht nur zum<br />
Schreiben verwendbar, son<strong>de</strong>rn auch für Raum<strong>de</strong>korationen und<br />
Kleidungsstücke.
Die Verbreitung <strong>de</strong>s Papiers<br />
Bereits im 2. Jahrhun<strong>de</strong>rt gab es in China Papiertaschentücher und im<br />
Jahr 363 erschien die erste Ausgabe <strong>de</strong>r Pekinger Zeitung (1936<br />
eingestellt).<br />
Im 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt stellte man Toilettenpapier aus billigstem Reisstrohpapier<br />
her. Alleine in Peking wur<strong>de</strong>n jährlich 10 Millionen Päckchen mit<br />
1000 bis 10 000 Blatt produziert. Die Abfälle an Stroh und Kalk bil<strong>de</strong>ten<br />
bald große Hügel, Elefanten-Gebirge genannt. Für Zwecke <strong>de</strong>s<br />
chinesischen Kaiserhofes stellte die kaiserliche Werkstatt 720.000 Blatt<br />
Toilettenpapier her. Für die kaiserliche Familie waren es noch einmal<br />
15.000 Blatt hellgelben, weichen, parfümierten Papiers.<br />
Bekannt ist, dass um das Jahr 300 die Thais die Technik <strong>de</strong>s<br />
schwimmen<strong>de</strong>n Siebs zur Papierherstellung verwen<strong>de</strong>ten und um das<br />
Jahr 600 die Technik <strong>de</strong>s Schöpfsiebs in Korea und um 625 in Japan<br />
verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Amtsrobe <strong>de</strong>r japanischen Shinto-Priester, die auf die A<strong>de</strong>lstracht <strong>de</strong>r<br />
Heian-Zeit (794-1185) zurückgeht, besteht aus weißem Papier (Washi)<br />
und in Polynesien und Melanesien wer<strong>de</strong>n die traditionellen Stoffe aus<br />
Tapa-Rin<strong>de</strong>nbaststoff, das vorwiegend aus Maulbeerbaum-Bast besteht,<br />
hergestellt.<br />
Papiergeld<br />
Kaiser Gaozong (650 bis 683, Tang-Dynastie)<br />
ließ erstmals Papiergeld ausgeben. Auslöser<br />
war ein Mangel an Kupfer für die<br />
Münzprägung. Seit <strong>de</strong>m 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt hatten<br />
sich Banknoten in <strong>de</strong>r Song-Dynastie<br />
durchgesetzt. Ab etwa 1300 waren sie in<br />
Japan, Persien und Indien im Umlauf und ab<br />
1396 in Vietnam unter Kaiser Tran Thuan Tong (1388 - 1398).<br />
Im Jahr 1298 berichtete Marco Polo über die starke Verbreitung <strong>de</strong>s<br />
Papiergel<strong>de</strong>s in China, wo es zu dieser Zeit eine Inflation gab, die <strong>de</strong>n<br />
Wert auf ca. 1 % <strong>de</strong>s ursprünglichen Wertes fallen ließ. Im Jahre 1425<br />
(Ming-Dynastie) wur<strong>de</strong> das Papiergeld allerdings wie<strong>de</strong>r abgeschafft, um<br />
die Inflation zu been<strong>de</strong>n.<br />
Um das in Umlaufbringen von Falschgeld zu erschweren wur<strong>de</strong><br />
Papiergeld zeitweise aus einem Spezialpapier gefertigt, welches Zusätze<br />
an Sei<strong>de</strong>nfasern, Insektizi<strong>de</strong>n und Farbstoffen enthielt.
Papier in <strong>de</strong>r arabischen Welt<br />
Wann genau das erste Papier in <strong>de</strong>r arabischen Welt produziert wur<strong>de</strong>, ist<br />
umstritten. So wird als Datum 750 o<strong>de</strong>r 751 genannt, als vermutlich bei<br />
einem Grenzstreit gefangen genommene Chinesen die Technik <strong>de</strong>r<br />
Papierherstellung nach Samarkand gebracht haben sollen. An<strong>de</strong>rerseits<br />
gibt es Erkenntnisse, die zu <strong>de</strong>r Annahme führen, dass in Samarkand<br />
bereits 100 Jahre früher Papier bekannt war und auch hergestellt wur<strong>de</strong>.<br />
Als Papierrohstoff benutzte man Flachs und Hanf und so hatten die<br />
Araber bald eine blühen<strong>de</strong> Papierindustrie aufgebaut.<br />
In Bagdad errichtete man um 795 eine Papiermühle, 870 erschien dort<br />
das erste Papierbuch. In <strong>de</strong>n Kanzleien <strong>de</strong>s Kalifen Harun ar-Raschid<br />
wur<strong>de</strong> auf Papier geschrieben. Es folgten Papierwerkstätten in Damaskus,<br />
Kairo, in nordafrikanischen Provinzen bis in <strong>de</strong>n Westen.<br />
Die Araber entwickelten die Herstellungs-<br />
Technik weiter. Das Schöpfsieb aus<br />
Metalldraht ermöglichte es nun,<br />
Wasserzeichen zu verwen<strong>de</strong>n. Durch<br />
Verwendung von Stärke konnte die Leimung<br />
(dünner Überzug, um Papier glatter und<br />
weniger saugfähig zu machen; die Tinte o<strong>de</strong>r<br />
Tusche verläuft weniger stark) <strong>de</strong>utlich<br />
verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />
Genormte Flächenmaße wur<strong>de</strong>n eingeführt.<br />
500 Bogen waren ein Bün<strong>de</strong>l (rizma), worauf<br />
<strong>de</strong>r heute noch in <strong>de</strong>r Papierwirtschaft übliche<br />
Begriff Ries zurückgeht.<br />
Vom 8. bis zum 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt dauerte die hohe Blütezeit <strong>de</strong>s<br />
islamischen Reiches. Als Kulturzentrum zog Bagdad Künstler,<br />
Philosophen und Wissenschaftler, insbeson<strong>de</strong>re Christen und Ju<strong>de</strong>n aus<br />
Syrien an.
Papier in Europa<br />
Über <strong>de</strong>n Kulturkontakt zwischen <strong>de</strong>m christlichen Abendland und <strong>de</strong>m<br />
arabischen Orient sowie <strong>de</strong>m islamischen Spanien gelangte das<br />
Schreibmaterial seit <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt nach Europa. In San Felipe<br />
(Xativa) bei Valencia gab es nach einem Reisebericht von Al-Idrisi bereits<br />
in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 12. Jahrhun<strong>de</strong>rts eine blühen<strong>de</strong> Papierwirtschaft, die auch<br />
in die Nachbarlän<strong>de</strong>r hochwertige Produkte exportierte. Auch nach <strong>de</strong>r<br />
Vertreibung <strong>de</strong>r Araber aus Spanien blieb das Gebiet um Valencia<br />
be<strong>de</strong>utend für die Papierwirtschaft, da hier viel Lein angebaut wur<strong>de</strong>,<br />
welcher ein hervorragen<strong>de</strong>r Rohstoff für die Papierherstellung ist.<br />
Mit <strong>de</strong>r Ausbreitung <strong>de</strong>r Schriftlichkeit in immer weitere Bereiche <strong>de</strong>r<br />
Kultur (Wirtschaft, Recht, Verwaltung usw.) trat das Papier gegenüber<br />
Pergament seit <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt seinen Siegeszug an. Mit <strong>de</strong>m<br />
Buchdruck auf billigerem Papier seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts war<br />
die Rolle <strong>de</strong>s Pergaments als reines Luxusschreibmaterial besiegelt.<br />
Allerdings dauerte es bis ins 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, bis das Papier das<br />
vergleichsweise teure Pergament als Beschreibstoff endgültig verdrängt<br />
hatte.
Anfänge <strong>de</strong>r Papierherstellung in einigen Län<strong>de</strong>rn<br />
1100 Spanien: San Felipe (Xativa) bei Valencia<br />
1109 Siziliens ältestes auf Papier geschriebenes Dokument<br />
1225 Frankreichs ältestes Papierdokument<br />
1228 Kaiser Friedrich II. sen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n ältesten auf <strong>de</strong>utschsprachigem<br />
Bo<strong>de</strong>n noch vorhan<strong>de</strong>n Brief aus Papier an das<br />
Nonnenkloster Göss in Österreich. Das Mandat befin<strong>de</strong>t sich heute<br />
im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.<br />
1231 Für Urkun<strong>de</strong>n verbietet Kaiser Friedrich II. die Verwendung von<br />
Papier<br />
1236 Laut <strong>de</strong>r Statuten Paduas sind Urkun<strong>de</strong>n auf Papier ohne<br />
Rechtskraft<br />
1246 Das Registerbuch <strong>de</strong>s Passauers Dechanten Behaim aus<br />
italienischem Papier ist die älteste <strong>de</strong>utsche Papierhandschrift<br />
1268 In Italien (Fabriano) wird Papier hergestellt<br />
1283 Papiermühle in Treviso<br />
1293 Papiermühle in Bologna<br />
1390 Deutschlands erste Papiermühle:<br />
Die Gleismühl wur<strong>de</strong> von Ulman Stromer in Nürnberg gegrün<strong>de</strong>t<br />
Weitere Papiermühlen:<br />
* 1393 Ravensburg<br />
* 1398 Chemnitz<br />
* 1407 Augsburg<br />
* 1415 Straßburg<br />
* 1420 Lübeck<br />
* 1460 Wartenfels<br />
* 1468 Kempten<br />
* Bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts: 190 Papiermühlen in Deutschland<br />
1469 St. Pölten in Österreich<br />
1494 Stevenage in England<br />
1573 Klippan in Schwe<strong>de</strong>n<br />
1575 Mexiko<br />
1576 Moskau in Russland<br />
1586 Dordrecht in Holland<br />
1690 Germantown in <strong>de</strong>n USA
Die Gleismühl bei Nürnberg<br />
Die erste <strong>de</strong>utsche<br />
Papiermühle stand<br />
1389 bei Nürnberg.<br />
Gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> die<br />
Gleismühl vom Rats-<br />
Herren und Export-<br />
Kaufmann Ulman<br />
Stromer. Stromer<br />
unternahm Geschäftsgreisen,<br />
u. a. auch in<br />
die Lombar<strong>de</strong>i und<br />
kam dort mit <strong>de</strong>r<br />
Papierherstellung in<br />
Berührung. Stromer<br />
ließ Mitarbeiter und<br />
Erben einen Eid ablegen, die Kunst <strong>de</strong>r Papierherstellung geheim zu<br />
halten.<br />
Die Gleismühl bestand aus zwei Werkseinheiten. Die kleinere Mühle<br />
besaß zwei Mühlrä<strong>de</strong>r, die größere verfügte über drei, die mit Wasserkraft<br />
angetrieben wur<strong>de</strong>n. (vgl. Wasserrad). Insgesamt wur<strong>de</strong>n 18 Stampfen<br />
angetrieben.<br />
1389 bis 1394 leitete Stromer selbst die Papiermühle und verpachtete sie<br />
dann gegen eine Pacht von „30 Ries gross Papier“ an Jörg Tirman, seinen<br />
Mitarbeiter. Die Sche<strong>de</strong>lsche Chronik von 1493 zeigt sie als früheste<br />
Darstellung einer Papiermühle auf <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Stadt Nürnberg.<br />
Die Gleismühl brannte später ab<br />
Papier im vorkolumbischen Amerika<br />
Auch schon im vorkolumbischen Amerika<br />
war Pflanzen-Papier bekannt. Bei <strong>de</strong>n<br />
Maya hieß dieses Papier Huun und Amate<br />
bei <strong>de</strong>n Azteken.
Papierherstellung<br />
Unabhängig von <strong>de</strong>r Faserart kann Papier in<br />
Handarbeit o<strong>de</strong>r maschinell hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Papier besteht hauptsächlich aus<br />
Zellulosefasern, die wenige Millimeter bis zu<br />
einigen Zentimeter lang sind. Die Zellulose<br />
wird zunächst weitgehend freigelegt, also<br />
von Hemicellulosen, Harzen und an<strong>de</strong>ren<br />
Pflanzenbestandteilen getrennt. Der so<br />
gewonnene Zellstoff wird mit viel Wasser<br />
versetzt und zerfasert. Diesen dünnen Brei<br />
nennt <strong>de</strong>r Papiermacher "Stoff". Wenn dieser<br />
in einer dünnen Schicht auf ein feines Sieb<br />
gegeben wird, enthält er einen Wassergehalt<br />
von über 99 %. Ein Großteil <strong>de</strong>s Wassers tropft ab. Das Sieb muss<br />
bewegt wer<strong>de</strong>n, so legen sich die Fasern aneinan<strong>de</strong>r und bil<strong>de</strong>n ein Vlies,<br />
das Papierblatt. Wenn das Papier getrocknet ist, kann die Oberfläche mit<br />
Hilfe von Stärke, modifizierter Zellulose (z.B. CMC) o<strong>de</strong>r Polyvinylalkohol<br />
geglättet wer<strong>de</strong>n (gestrichene Papiere).<br />
Wird auf dieses Sieb ein Muster aus Draht angebracht, lagern sich an<br />
dieser Stelle weniger Fasern ab und das Muster ist beim fertigen Papier<br />
zumin<strong>de</strong>st in Gegenlicht als Wasserzeichen zu erkennen.<br />
In Japan verfeinerte man die Technik und setzte <strong>de</strong>m Faserbrei<br />
Pflanzenschleim <strong>de</strong>r Wurzel <strong>de</strong>s Abelmoschus manihot zu. Die Fasern<br />
waren nun gleichmäßiger verteilt, es traten keine Klümpchen mehr auf.<br />
Dieses Papier bezeichnet man als Japanpapier.<br />
Zunächst wur<strong>de</strong> Papier mit <strong>de</strong>m schwimmen<strong>de</strong>n Sieb geschöpft. Das<br />
Bo<strong>de</strong>ngitter <strong>de</strong>s Siebes war fest mit <strong>de</strong>m Rahmen verbun<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>s<br />
geschöpfte Blatt musste im Sieb trocknen und konnte erst dann<br />
herausgenommen wer<strong>de</strong>n. Entsprechend viele Siebe waren nötig. Diese<br />
Technik gelangte um das Jahr 300 zu <strong>de</strong>n Thai.<br />
Um das Jahr 600 gelangte die weiter entwickelte Technik <strong>de</strong>s Schöpfens<br />
mit <strong>de</strong>m Schöpfsieb nach Korea und später nach Japan. Bei <strong>de</strong>m<br />
Schöpfsieb kann <strong>de</strong>r Rahmen vom Sieb gelöst wer<strong>de</strong>n. Das frisch<br />
geschöpfte Blatt kann feucht entnommen und zum Trocknen ausgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese Technik wird heute noch bei handgeschöpftem Papier<br />
verwen<strong>de</strong>t.<br />
Daraus ergibt sich, dass das Schöpfsieb in <strong>de</strong>r Zeit zwischen 300 und 600<br />
erfun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.
Der Prozess <strong>de</strong>r Papierherstellung besteht aus rund 60 Arbeitsschritten.<br />
Die benötigten Zellstofffasern wur<strong>de</strong>n bis in die zweite Hälfte <strong>de</strong>s 19.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts aus abgenutzten Leinentextilien gewonnen (Lumpen,<br />
Ha<strong>de</strong>rn (von althochdt. hadara, "Schafspelz") gewonnen.<br />
Lumpensammler und -händler versorgten die Papiermühlen mit <strong>de</strong>m<br />
Rohstoff. Lumpen waren zeitweise so begehrt und rar, dass für sie ein<br />
Exportverbot bestand, welches auch mit Waffengewalt durchgesetzt<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
In <strong>de</strong>n Papiermühlen wur<strong>de</strong>n die Ha<strong>de</strong>rn in Fetzen geschnitten, manchmal<br />
gewaschen, einem Faulungsprozess unterzogen und schließlich in einem<br />
Stampfwerk zerfasert. Das Stampfwerk wur<strong>de</strong> mit Wasserkraft<br />
angetrieben.<br />
Die Rohstoffaufbereitung erfolgte noch im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt in handwerklich<br />
organisierten Betrieben sowie teilweise in größeren Manufakturen mit<br />
einem höheren Grad <strong>de</strong>r Arbeitsteilung. Im frühen 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n<br />
halbmechanische Lumpenschnei<strong>de</strong>r eingeführt, die zunächst nach <strong>de</strong>m<br />
Fallbeilprinzip sowie später nach <strong>de</strong>m Scherenprinzip arbeiteten.<br />
In <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts ging man dazu über, die Ha<strong>de</strong>rn<br />
statt <strong>de</strong>s Faulens und Reinigens mit Chlor zu bleichen. Der Verlust an<br />
Fasern war so geringer, es konnten außer<strong>de</strong>m auch farbige Stoffe<br />
verarbeitet wer<strong>de</strong>n.
Der Papyrer aus Jost Ammans Stän<strong>de</strong>buch, 1568<br />
Aus <strong>de</strong>m dünnen Papierbrei (Stoff) in <strong>de</strong>r Bütte<br />
(= Bottich, daher <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s Büttenpapiers)<br />
schöpfte <strong>de</strong>r Papiermacher das Blatt mit Hilfe<br />
eines sehr feinmaschigen, flachen, rechteckigen<br />
Schöpfsiebes aus Kupfer von Hand. Das<br />
Schöpfsieb zeichnet sich durch einen<br />
abnehmbaren Rand, <strong>de</strong>n Deckel aus. Die Größe<br />
<strong>de</strong>s Papierbogens wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s<br />
Siebes bestimmt.<br />
Nun drückte <strong>de</strong>r Gautscher <strong>de</strong>n frischen Bogen vom Sieb auf einen Filz<br />
ab, während <strong>de</strong>r Schöpfer <strong>de</strong>n nächsten Bogen schöpfte. Nach <strong>de</strong>m<br />
Gautschen wur<strong>de</strong>n die Bögen in großen trockenen Räumen, vornehmlich<br />
auf Speichern und Dachbö<strong>de</strong>n zum Trocknen aufgehängt. Anschließend<br />
wur<strong>de</strong> das Papier nochmals gepresst, geglättet, sortiert und verpackt.<br />
Han<strong>de</strong>lte es sich um Schreibpapier, wur<strong>de</strong> es geleimt. Dazu wur<strong>de</strong> es in<br />
Leim getaucht, gepresst und getrocknet. Der Leim hin<strong>de</strong>rt die Tinte am<br />
Verlaufen.<br />
Bei Handarbeit, die heute in <strong>de</strong>r Regel nur bei Fasern - und somit Papier -<br />
hoher Qualität angewen<strong>de</strong>t wird, nehmen die Fasern keine bevorzugte<br />
Richtung ein (Isotropie).<br />
Der mo<strong>de</strong>rne technische Durchbruch<br />
begann sich mit <strong>de</strong>r Erfindung <strong>de</strong>s<br />
Hollän<strong>de</strong>rs um 1670 abzuzeichnen. Es<br />
han<strong>de</strong>lt sich um eine Maschine, die <strong>de</strong>n<br />
Faserbrei (Pulpe), <strong>de</strong>r das<br />
Ausgangsmaterial für je<strong>de</strong><br />
Papierherstellung ist, nicht mehr aus<br />
Lumpen, son<strong>de</strong>rn überwiegend alten<br />
Seilen, Schiffstauen und Fischernetzen<br />
gewinnt. Diese sehr festen Materialien<br />
wur<strong>de</strong>n zunächst in <strong>de</strong>r Kapperij, einem<br />
Stampfwerk mit wenigen Stempeln und<br />
scharfen Schneidmessern, zerkleinert<br />
und dann in einem Kollergang weiter<br />
zerkleinert. Der Hollän<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>utschen Papiermühlen ab etwa<br />
1710 eingesetzt.
Der historische Beruf <strong>de</strong>s Papiermachers<br />
Ein Papiermacher ist ein Handwerker, <strong>de</strong>r Papier herstellt, in <strong>de</strong>r Regel in<br />
einer Papiermühle mit entsprechen<strong>de</strong>n Produktionseinrichtungen.<br />
In <strong>de</strong>r größten Zahl <strong>de</strong>r Fälle hat je<strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong> Papiermüller ein Wasser-<br />
Zeichen verwen<strong>de</strong>t, das allein für seine Wirkungszeit typisch war.<br />
Da die Papiermacher ein Son<strong>de</strong>rberuf mit<br />
einer aus-geprägten Berufstradition<br />
innerhalb bestimmter Familien waren, so<br />
ergänzen sich genealogische und Wasserzeichenforschung<br />
gegenseitig. Aus<br />
diesem Grun<strong>de</strong> ist das Deutsche Buchund<br />
Schriftmuseum in <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Bücherei in Leipzig zugleich Standort einer<br />
Papiermacherkartei, in <strong>de</strong>r die Daten von<br />
über 8.000 Papiermachern, Papiermühlen-<br />
Besitzern, Lumpensammlern und<br />
Papierhändlern samt ihren Familien<br />
erfasst wor<strong>de</strong>n sind und einer Kartei <strong>de</strong>r<br />
Papiermühlen mit <strong>de</strong>n Papiermachern, die<br />
jemals auf ihnen erwähnt wor<strong>de</strong>n sind.
Die Industrialisierung <strong>de</strong>r Papierherstellung<br />
Der Mangel an Lumpen (Ha<strong>de</strong>rn), die<br />
für die Papierherstellung notwendig<br />
waren, wur<strong>de</strong> zum Engpass <strong>de</strong>r<br />
Papierherstellung. Deshalb suchte<br />
man bereits um 1700 nach<br />
Alternativen für die Ha<strong>de</strong>rn. Der<br />
französische Physiker René Antoine<br />
Ferchault <strong>de</strong> Réaumur schrieb 1719<br />
<strong>de</strong>r französischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />
Wissenschaften in Paris:<br />
"Die amerikanischen Wespen bil<strong>de</strong>n<br />
ein sehr feines Papier, ähnlich <strong>de</strong>m<br />
unsrigen. Sie lehren uns, dass es<br />
möglich ist, Papier aus Pflanzen-<br />
Fasern herzustellen, ohne Ha<strong>de</strong>rn<br />
o<strong>de</strong>r Leinen zu brauchen; sie scheinen uns gera<strong>de</strong>zu aufzufor<strong>de</strong>rn zu<br />
versuchen, ebenfalls ein feines und gutes Papier aus gewissen Hölzern<br />
herzustellen. Wenn wir Holzarten ähnlich <strong>de</strong>nen besäßen, welche die<br />
amerikanischen Wespen zu ihrer Papierherstellung benutzen, so könnten<br />
wir das weißeste Papier herstellen."<br />
Jacob Christian Schäffer führte umfassen<strong>de</strong> Experimente durch, um<br />
Papier aus Pflanzenfasern o<strong>de</strong>r Holz zu gewinnen; in sechs Bän<strong>de</strong>n<br />
beschrieb er zwischen 1765 und 1771 seine Versuche und Muster, ohne<br />
alle Lumpen o<strong>de</strong>r doch mit einem geringen Zusatze <strong>de</strong>rselben, Papier zu<br />
machen. Seine Verfahren zur Papierherstellung aus Pappelwolle, Moos,<br />
Hopfen, Weinreben, Disteln, Brennnesseln, Kartoffelpflanzen, Torf,<br />
Tannenzapfen und Sägespänen ergaben aber kein qualitativ gutes Papier<br />
und wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>n Papiermüllern nicht verwen<strong>de</strong>t.<br />
1798 erhielt <strong>de</strong>r Franzose Nicolas-Louis Robert ein Patent auf eine<br />
Längssiebmaschine, die eine maschinelle Fabrikation <strong>de</strong>s Papiers<br />
ermöglichte. Bei dieser Papierschüttelmaschine wur<strong>de</strong> das Schöpfen <strong>de</strong>s<br />
Papierbreis durch <strong>de</strong>ssen Aufgießen auf ein rotieren<strong>de</strong>s Metallssieb<br />
ersetzt.<br />
Friedrich Gottlob Keller erfand Anfang Dezember 1843 das Verfahren zur<br />
Herstellung von Papier aus Holzschliff, wobei er auf einem Schleifstein<br />
Holz in Faserquerrichtung mit Wasser zu Holzschliff verarbeitete, das zur<br />
Herstellung von qualitativ gutem Papier geeignet war.
Er verfeinerte das Verfahren bis zum Sommer 1846 durch die<br />
Konstruktion von 3 Holzschleifermaschinen. Am 11. Oktober 1845 ließ er<br />
eine Reihe von Exemplaren <strong>de</strong>r Nummer 41 <strong>de</strong>s Intelligenz- und<br />
Wochenblattes für Frankenberg mit Sachsenburg und Umgebung auf<br />
seinem Holzschliffpapier drucken.<br />
Die industrielle Auswertung seiner Erfindung blieb Friedrich Gottlob Keller<br />
versagt, da ihm die Geldmittel zur technischen Erprobung und die<br />
Patentierung <strong>de</strong>s Verfahrens vom Sächsischen Ministerium <strong>de</strong>s Inneren<br />
verweigert wur<strong>de</strong>n. So übertrug er am 20. Juni 1846 die Rechte zur<br />
Nutzung <strong>de</strong>s Verfahrens gegen ein geringes Entgelt an <strong>de</strong>n vermögen<strong>de</strong>n<br />
Papierfabrikanten Heinrich Voelter, <strong>de</strong>r das Kellersche<br />
Holzschliffverfahren weiterentwickelte, in die Praxis einführte und durch<br />
die Entwicklung von Hilfsmaschinen zur großtechnischen Nutzung<br />
gebracht hat.<br />
Holzschleifer im Industriemuseum "Alte Dombach" in Bergisch<br />
Gladbach<br />
Seit etwa 1850 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Holzschleifer<br />
eingesetzt, mit <strong>de</strong>r die Papierherstellung<br />
aus <strong>de</strong>m preiswerten Rohstoff Holz im<br />
industriellen Maßstab möglich wur<strong>de</strong>; um<br />
1879 arbeiteten allein in Deutschland<br />
rund 340 solcher Holzschleifereien.<br />
Die Holzschliffpapiere erwiesen sich<br />
aufgrund von Säureresten aus <strong>de</strong>m<br />
Prozess <strong>de</strong>r chemischen Aufschließung<br />
durch saures Ammoniumsulfit u. ä. als<br />
problematisch; mittel- und langfristig<br />
bil<strong>de</strong>t sich im Papier Schwefelsäure, die das Papier braun und brüchig<br />
wer<strong>de</strong>n lässt o<strong>de</strong>r es gänzlich zerstören kann; daher wird seit <strong>de</strong>n 1980er<br />
Jahren für <strong>de</strong>n Druck hochwertiger Publikationen überwiegend ein<br />
teureres, aber auch dauerhafteres säurefreies Papier verwen<strong>de</strong>t.<br />
Da die Lebensdauer <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m säurehaltigem Papier hergestellten<br />
Bücher und Archivalien sehr begrenzt ist, müssen die Archivbestän<strong>de</strong> auf<br />
säurefreies Papier umkopiert o<strong>de</strong>r aber in speziellen Geräten entsäuert<br />
wer<strong>de</strong>n. So hat das Holzschliffpapier nicht nur einen Nutzen für die<br />
kostengünstige Herstellung von Papier gebracht, son<strong>de</strong>rn auch einen<br />
großen Scha<strong>de</strong>n für die schriftliche Überlieferung <strong>de</strong>s 19. und 20.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts.
Rohstoffe<br />
Die für das Papier notwendigen Ausgangsstoffe kann man in drei Gruppen<br />
einteilen: Die Zellulose (Halbstoffe), die Leimung, die Füllstoffe und die<br />
Farbstoffe (Hilfsstoffe).<br />
Die Zellulose ist ein Polysaccharid <strong>de</strong>r Kohlenhydrate mit <strong>de</strong>r chemischen<br />
Formel C6H10O5 und die häufigste organische Verbindung <strong>de</strong>r Welt, aus<br />
<strong>de</strong>r fast alle Zellwän<strong>de</strong> von Pflanzen und Hölzern bestehen.<br />
Zellulose kann aus Holz, in geringem Umfange Stroh, Ha<strong>de</strong>rn und heute<br />
etwa zur Hälfte Altpapier gewonnen wer<strong>de</strong>n. Zellulose besteht aus sehr<br />
vielen, kettenförmig miteinan<strong>de</strong>r verknüpften Glukoseresten. Die<br />
einzelnen Zellulosemoleküle sind also kettenförmige Makromoleküle,<br />
<strong>de</strong>ren kleinste Glie<strong>de</strong>r Glukoseeinheiten sind. Das Glukosemolekül<br />
(C6H12O6), das Monomer <strong>de</strong>r Zellulose, bil<strong>de</strong>t mit einem weiteren<br />
Glukosemolekül durch Lösung eines Wassermoleküls eine Zellobiose.<br />
Das Aneinan<strong>de</strong>rreihen solcher Zellobiosen zu einer Kette bil<strong>de</strong>t ein<br />
Zellstoffmolekül (es entsteht ein Polymer).<br />
Die Kettenmoleküle bil<strong>de</strong>n miteinan<strong>de</strong>r Mizellen, das sind Molekülbün<strong>de</strong>l,<br />
aus <strong>de</strong>nen sich die Fibrillen aufbauen. Erst eine größere Anzahl Fibrillen<br />
bil<strong>de</strong>n die sichtbare Zellulosefaser. Die Molekülbün<strong>de</strong>l bestehen aus<br />
kristallinen Bereichen (regelmäßige Molekül-Führung) und amorphen<br />
Bereichen (unregelmäßige Molekülführung). Die kristallinen Bereiche sind<br />
für die Festigkeit und Steifheit, die amorphen Bereiche für die Flexibilität<br />
und Elastizität <strong>de</strong>s Papiers verantwortlich.<br />
Die Länge <strong>de</strong>r Kette, d. h. die Anzahl <strong>de</strong>r Monomere, variiert je nach<br />
Papierrohstoff und ist für die Qualität und Alterungsbeständigkeit von<br />
großer Be<strong>de</strong>utung.<br />
Das Fasermaterial zur Papierherstellung nennt <strong>de</strong>r Papiermacher<br />
Halbstoff.<br />
Zu 95 % wird Papier heute aus Holz(Holzstoff) hergestellt. Faserbildung<br />
und Härte <strong>de</strong>s Holzes spielen bei <strong>de</strong>r Auswahl als Papierrohstoff eine<br />
Rolle, nicht je<strong>de</strong>s Holz ist geeignet.<br />
Als beson<strong>de</strong>rs geeignet gelten bei <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lhölzer und Laubhölzer:<br />
Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Buche, Pappel, Birke, Eukalyptus
Die Verfügbarkeit und die regionalen Gegebenheiten bestimmen, welche<br />
Holzart als Primärrohstoff eingesetzt wird. Schnellwüchsige Hölzer, wie z.<br />
B. Pappeln kommen <strong>de</strong>m großen Bedarf entgegen. Zellstoffe aus<br />
Laubhölzern haben kürzere und dünnere Fasern als jene aus<br />
Na<strong>de</strong>lhölzern. Entsprechend <strong>de</strong>n späteren Anfor<strong>de</strong>rungen an das Papier<br />
wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Mischungen von diesen Kurzfaser- und<br />
Langfaserzellstoffen eingesetzt. Während für die Herstellung von<br />
graphischen Papieren hohe Anteile von Laubholz verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, um<br />
eine möglichst gleichmäßige Formation zu erreichen, wird für<br />
Zeitungsdruckpapiere überwiegend Holzstoff aus Na<strong>de</strong>lholz verwen<strong>de</strong>t, da<br />
dieses eine höhere Reißfestigkeit besitzt. Alle zellulosehaltigen Stoffe sind<br />
grundsätzlich zur Papierherstellung geeignet. Zunehmend ist die<br />
Be<strong>de</strong>utung von Altpapier als Rohstoff. Stroh und Papierabfälle wer<strong>de</strong>n in<br />
geringen Mengen für weniger wertvolle Papiersorten eingesetzt. Der<br />
früher wichtigste Rohstoff, die Ha<strong>de</strong>rn (Lumpen), fin<strong>de</strong>n heute nur noch in<br />
verschwin<strong>de</strong>nd geringen Mengen Verwendung.<br />
Einen Anteil von etwa 65 % hat <strong>de</strong>r Sekundärrohstoff Altpapier an <strong>de</strong>n<br />
heute in Deutschland eingesetzten Rohstoffen für Papier, Pappe und<br />
Kartonagen. Da Altpapier bereits einmal zu Papier verarbeitet wur<strong>de</strong>,<br />
enthält es viele Zusatzstoffe und wur<strong>de</strong> bereits gemahlen. Die Fasern<br />
wer<strong>de</strong>n durch die erneute Verarbeitung zu Papier weiter geschädigt, <strong>de</strong>r<br />
Anteil <strong>de</strong>r Zusatzstoffe im Verhältnis zu <strong>de</strong>n Faserstoffen nimmt weiter zu.<br />
In Europa und Amerika wer<strong>de</strong>n vor allem Weizen und Roggen zur<br />
Strohfasergewinnung genutzt, aber auch Grassorten aus Nordafrika (Alfaund<br />
Espartogras) können verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. In Japan verwen<strong>de</strong>t man<br />
auch heute noch Reisstroh, in Indien <strong>de</strong>n Schnellwachsen<strong>de</strong>n Bambus.<br />
Für beson<strong>de</strong>rs wertvolle, dauerhafte und stark beanspruchte Papiere<br />
wer<strong>de</strong>n auch heute noch in geringem Umfang Ha<strong>de</strong>rn verwen<strong>de</strong>t.
Der Kugelkocher und <strong>de</strong>r Pulper<br />
Im Kugelkocher wer<strong>de</strong>n Ha<strong>de</strong>rn gekocht.<br />
Dazu wer<strong>de</strong>n sie zunächst sortiert, im<br />
Ha<strong>de</strong>rndrescher gereinigt. Mit Kalklauge<br />
und Soda wer<strong>de</strong>n die Ha<strong>de</strong>rn unter<br />
Dampfdruck von 3 bar bis 5 bar im<br />
Kugelkocher gekocht. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />
Farbstoffe zerstört, Fett verseift und<br />
Schmutz gelöst. Während <strong>de</strong>s<br />
mehrstündigen Kochens lockert sich das<br />
Gewebe <strong>de</strong>r Ha<strong>de</strong>rn und sie lassen sich anschließend leicht zu Halbstoff<br />
zerfasern.<br />
Der Pulper (Stoffauflöser) ist eine Bütte<br />
mit rotieren<strong>de</strong>m Propeller. In ihm wird<br />
nach Güteklassen sortiertes, zu Ballen<br />
gepresstes Altpapier mit viel Wasser<br />
zerkleinert und mechanisch aufgelöst. So<br />
wer<strong>de</strong>n die Fasern <strong>de</strong>s Altpapiers<br />
geschont. Ein Arbeitsgang, <strong>de</strong>r früher<br />
häufig mit <strong>de</strong>m Kollergang durchgeführt<br />
wur<strong>de</strong>. Der pumpfähige Faserbrei ist<br />
noch verunreinigt. Er gelangt im Pulper in<br />
einen Zylin<strong>de</strong>r und wird von einem Rotor<br />
zerfasert. Dann wird <strong>de</strong>r grob gelöste<br />
Stoff durch ein Sieb gedrückt. In Folge<br />
<strong>de</strong>r Zentrifugalkraft wer<strong>de</strong>n grobe Verunreinigungen ausgeschie<strong>de</strong>n. An<br />
<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>rachse sammelt sich <strong>de</strong>r leichte Schmutz. Weitere Fremdstoffe<br />
wie Wachse und Druckfarben wer<strong>de</strong>n in Spezialanlagen herausgelöst.<br />
De-inking (Entfärbung) von Altpapier<br />
Druckfarben wer<strong>de</strong>n mit Hilfe von Chemikalien (Seifen und Natriumsilicat)<br />
von <strong>de</strong>n Fasern <strong>de</strong>s Altpapiers gelöst. Durch Einblasen von Luft bil<strong>de</strong>t sich<br />
an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Faserbreis Schaum in welchem sich die<br />
Farbbestandteile sammeln und abgeschöpft wer<strong>de</strong>n können. Dieses<br />
Trennverfahren nennt man Flotation.
Aufbereitung zum Ganzstoff<br />
Der Halbstoff wird durch Mahlung und Mischung zum Ganzstoff<br />
verarbeitet. Die Halbstoffe wer<strong>de</strong>n in Refinern (Kegelstoffmühle) weiter<br />
zerfasert. Als dicker Brei fließt das Halbfertigprodukt im Refiner zwischen<br />
einer Messerwalze und seitlich befestigter Grundmesser hindurch. Die<br />
Faser wer<strong>de</strong>n dabei zerschnitten (rösche Mahlung) o<strong>de</strong>r zerquetscht<br />
(schmierige Mahlung), je nach Einstellung <strong>de</strong>r Messer. Die En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
gequetschten Fasern sind fibrilliert (ausgefranst), was bei <strong>de</strong>r Blattbildung<br />
zu einer besseren Verbindung <strong>de</strong>r Fasern führt.<br />
- Weiche, voluminöse, saugfähige und samtige Papiersorten entstehen<br />
aus rösch gemahlenen Fasern, z. B. Löschpapier.<br />
- Schmierig gemahlene Fasern führen zu festen harten Papieren mit<br />
geringer Saugfähigkeit und wolkiger o<strong>de</strong>r gleichmäßiger Transparenz<br />
z.B. transparentes Zeichenpapier aber auch Urkun<strong>de</strong>n- Banknoten- und<br />
Schreibmaschinenpapier.<br />
Außer<strong>de</strong>m können die Fasern bei <strong>de</strong>r Mahlung lang o<strong>de</strong>r kurz gehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Es ergeben sich daraus vier verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Mahlung. Faserlänge und Mahlart bestimmen Faser- und Papierqualität.<br />
Übliche Kombinationen sind rösch/lang und schmierig/kurz. Lange Fasern<br />
verfilzen stärker als kurze.<br />
Die Messer <strong>de</strong>s Refiners liegen bei <strong>de</strong>r Kurzfasermahlung sehr eng<br />
aneinan<strong>de</strong>r, Zwischenraum ist fast keiner mehr vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Das Mischen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Halbstoffe sowie die Zugabe von Füll-,<br />
Leim- und Farbstoffen gehört zur Herstellung <strong>de</strong>s Ganzstoffes.<br />
Auf <strong>de</strong>r Papiermaschine wird die Papierbahn gebil<strong>de</strong>t. Folgen<strong>de</strong><br />
Maschinenstationen sind hintereinan<strong>de</strong>r geschaltet:<br />
- Stoffauflauf<br />
- Siebpartie<br />
- Nasspressenpartie<br />
- Trockenpartie<br />
- Aufrollung
Die Blattbildung fin<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>r industriellen Papierproduktion auf <strong>de</strong>r<br />
Papiermaschine statt.<br />
Der Papierbrei, welcher zu 99 % aus Wasser besteht, fließt nach<br />
mehrfacher Reinigung aus <strong>de</strong>r Vorratsbütte auf die Siebpartie <strong>de</strong>r<br />
Langsiebpapiermaschine. Auf <strong>de</strong>m endlosen Sieb, welches <strong>de</strong>n Papierbrei<br />
transportiert, läuft ein sehr großer Teil <strong>de</strong>s Wassers ab und die<br />
Papierstruktur entsteht. Soll das Papier ein Wasserzeichen enthalten, ist<br />
dieses in das Sieb eingearbeitet. Maschinell gefertigtes Papier hat zwei<br />
verschie<strong>de</strong>ne Seiten: Die Siebseite und die glatte Filz- o<strong>de</strong>r Schönseite.<br />
Bei Papieren aus maschineller Produktion verlaufen fast alle Fasern in<br />
eine Richtung (vgl. Laufrichtung).<br />
Unter <strong>de</strong>m Sieb angebrachte Sauger tragen zur Entwässerung <strong>de</strong>s<br />
Faserstoffs bei. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Siebes erreicht die weiche Papierbahn <strong>de</strong>n<br />
Filz <strong>de</strong>r ersten Saugpresse/Gautschpresse.<br />
In <strong>de</strong>r Nasspresse wird das Papier weiter mechanisch entwässert. Der<br />
Nassfilz nimmt das ausgepresste Wasser auf.<br />
In <strong>de</strong>r Trockenpartie fin<strong>de</strong>t die endgültige Entwässerung statt. Hier läuft<br />
die Papierbahn durch eine Anzahl dampfbeheizter Hohlzylin<strong>de</strong>r<br />
(Trockenzylin<strong>de</strong>r) und wird anschließend geglättet und aufgerollt.
Die größten Papier- und Pappeproduzenten<br />
Das bei weitem be<strong>de</strong>utendste Herstellerland für Papier und Pappe sind<br />
die Vereinigten Staaten, gefolgt von China, Japan und Kanada. In Europa<br />
sind die drei wichtigsten Produzenten Deutschland, Finnland und<br />
Schwe<strong>de</strong>n.<br />
Die größten Produzenten von Papier und Pappe (2003)<br />
Quelle: Han<strong>de</strong>lsblatt - Die Welt in Zahlen (2005)<br />
Produktion<br />
Rang Land<br />
Rang Land<br />
(in Mio. t)<br />
1 USA 80,8 11 Brasilien 7,8<br />
2 China 37,9 12 Indonesien 7,0<br />
3 Japan 30,5 13 Großbritannien 6,5<br />
4 Kanada 20,1 14 Russische Föd. 6,3<br />
5 Deutschland 19,3 15 Spanien 5,4<br />
6 Finnland 13,1 16 Österreich 4,6<br />
7 Schwe<strong>de</strong>n 11,1 17 Indien 4,1<br />
8 Südkorea 10,1 18 Mexiko 4,1<br />
9 Frankreich 9,9 19 Thailand 3,4<br />
10 Italien 9,4 20 Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> 3,3<br />
Produktion<br />
(in Mio. t)
Zählmaße<br />
1877 wur<strong>de</strong>n in Deutschland die Zählmaße <strong>de</strong>zimal festgelegt:<br />
1 Heft = 10 Bogen<br />
1 Buch (B) = 10 Heft = 100 Bogen<br />
1 Ries = 10 Buch = 1 000 Bogen<br />
1 Ballen = 10 Ries = 10 000 Bogen<br />
1 Pack = 15 Ballen = 150 000 Bogen<br />
Heute ist ein Ries nach DIN 6730 immer 500 Blatt Papier.<br />
Papier zum Beschriften<br />
Beim Beschriften wird ein Farbstoff (z. B. Tinte, Toner und Druckfarbe) mit<br />
einem Gerät auf Papier aufgetragen. Dies kann von Hand mit einer<br />
Schreibmaschine, einem Füllfe<strong>de</strong>rhalter, einem Bleistift o<strong>de</strong>r einem<br />
Fe<strong>de</strong>rkiel geschehen. Seit <strong>de</strong>r Erfindung <strong>de</strong>s Buchdrucks gibt es<br />
Maschinen, die einen Text seitenweise auf Papier übertragen können.<br />
Dies ist mit einer Druckmaschine millionenfach und z. B. mit einem<br />
Laserdrucker für nur wenige Seiten möglich. Während zu Anfangs noch<br />
<strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Rohstoff die Eigenschaften <strong>de</strong>s Papiers<br />
bestimmte, kann heute Papier <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Bil<strong>de</strong>rdruckpapier zum Kunstdruck, zum Zeitungsdruck ein billiges,<br />
reißfestes Papier und als Kopierpapier holzfreies, ungestrichenes Papier.
Papier in <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst<br />
Pappmaché ist ein Gemisch aus Papier, Bin<strong>de</strong>mittel und Krei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Ton,<br />
das im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt als Ersatz für Stuck in <strong>de</strong>r Innenausstattung<br />
verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. So gab es in Ludwigslust eine Manufaktur, in <strong>de</strong>r aus<br />
alten Akten Deckenverzierungen, Büsten, etc. und sogar Statuen, die<br />
wenige Monate im Freien aufgestellt wer<strong>de</strong>n konnten, hergestellt wur<strong>de</strong>n.<br />
Heute fin<strong>de</strong>t man Papier im Mo<strong>de</strong>llbau, in <strong>de</strong>r japanischen Papierfaltkunst<br />
Origami und bei Collagen und Assemblagen. Aquarellpapier für Aquarelle<br />
hat eine Flächenmasse von bis zu 850 g/m² und Fotopapier muss speziell<br />
beschichtet wer<strong>de</strong>n, um als Träger <strong>de</strong>r Farbstoffe für z. B.<br />
Tintenstrahldrucker o<strong>de</strong>r die Fotos zu dienen.<br />
Technische und Spezialpapiere<br />
Pappe hat eine Flächenmasse von min<strong>de</strong>stens 600 g/m² und 1,5 mm<br />
Dicke. Dünneres Material, ab 130 g/m², heißt Karton und wird vorwiegend<br />
als Kartonage verwen<strong>de</strong>t. Mit einer Kunststoffbeschichtung und eventuell<br />
einer Aluminiumfolie als Zwischenlage kann sie als Getränkekarton sogar<br />
Flüssigkeiten verpacken. Die verbreitetste Pappe ist die Wellpappe, die in<br />
<strong>de</strong>n vielfältigsten Sorten vorkommt. Pappe und Kartons wer<strong>de</strong>n<br />
vorwiegend aus Recyclingpapier produziert, da es hierbei nicht so sehr<br />
auf die Farbe <strong>de</strong>s Materials ankommt. Das Papier mit <strong>de</strong>r größten,<br />
relativen Zugfestigkeit wird Kraftpapier genannt. Es besteht zu beinahe<br />
100 % aus langfaserigen Zellstofffasern von Na<strong>de</strong>lhölzern. Es wird z. B.<br />
für Papiersäcke verwen<strong>de</strong>t. Es gibt Kabelisolierpapiere, Medizinische<br />
Papiere, Klebezettel, Zigarettenpapier und Thermopapiere. Papiere fin<strong>de</strong>n<br />
sich ebenfalls in Metallpapierkon<strong>de</strong>nsatoren und Elektrolytkon<strong>de</strong>nsatoren,<br />
wo sie als Isolator o<strong>de</strong>r Träger <strong>de</strong>s flüssigen Elektrolyts dienen.
Fliegen mit Papier<br />
Es gibt Flugdrachen aus Papier in<br />
China seit<strong>de</strong>m es dieses Material<br />
gibt.<br />
Der 1783 erbaute Montgolfière, <strong>de</strong>r<br />
Gebrü<strong>de</strong>r Montgolfier, war ein<br />
Heißluftballon aus Leinwand, <strong>de</strong>r mit<br />
einer dünnen Papierschicht luftdicht<br />
verklei<strong>de</strong>t war. Im Zweiten Weltkrieg<br />
produzierte Japan ca. 10.000<br />
Ballonbomben aus Papier, die mit<br />
Lack gasdicht gemacht wur<strong>de</strong>n und<br />
Brand- und Sprengsätzen (5 Kg bis 15 kg) über <strong>de</strong>n Pazifik nach Amerika<br />
transportierten. Im Flugzeugmo<strong>de</strong>llbau wird Papier als Bespannung<br />
(Spannpapier) von Tragflächen in Holm-Rippen-Bauweise und für<br />
Flugzeugrümpfe verwen<strong>de</strong>t, in<strong>de</strong>m es aufgeklebt, mit Spannlack getränkt<br />
und, wenn es nach <strong>de</strong>m Trocknen die nötige Oberflächenspannung hat,<br />
überlackiert wird.<br />
Papiermarkt<br />
Weltweit wer<strong>de</strong>n jährlich über 300 Millionen Tonnen Papier verwen<strong>de</strong>t.<br />
Der Papierverbrauch pro Kopf lag im Jahr 2000 in <strong>de</strong>n USA bei über 300<br />
kg, in Westeuropa bei 200 kg und weltweit bei etwa 50 kg. In Deutschland<br />
gingen davon jeweils 30 % in Schreibpapiere und Verpackungen, 15 % in<br />
Zeitungspapiere und 25 % in Hygiene-Papiere, Pappen, Technische und<br />
Spezialpapiere.
Umwelt<br />
Bei <strong>de</strong>r Papierproduktion ist vor allem <strong>de</strong>r Verbrauch an Holz, Wasser und<br />
Energie problematisch. 10 % bis 15 % <strong>de</strong>s weltweit eingeschlagenen<br />
Holzes wer<strong>de</strong>n zu Papier verarbeitet. Vornehmlich wird allerdings so<br />
genanntes "Durchforstungsholz", Sturmholz, o<strong>de</strong>r Sägerestholz verwen<strong>de</strong>t.<br />
(Problematisch ist dies vor allem dann, wenn dafür Urwäl<strong>de</strong>r<br />
abgeholzt wer<strong>de</strong>n, wie es z. B. in Kanada und im russischen Karelien<br />
geschieht. Das Holz wird meist durch Kahlschläge “geerntet”. Dabei wird<br />
die Lebensgemeinschaft Wald zerstört, <strong>de</strong>nn Tiere, Flechten und Moose<br />
können ohne schützen<strong>de</strong> Bäume nicht überleben. In <strong>de</strong>n großen<br />
Papierproduzieren<strong>de</strong>n Industrielän<strong>de</strong>rn steht <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r nachhaltigen<br />
Forstwirtschaft mittlerweile an erster Stelle.<br />
Kahlschläge wer<strong>de</strong>n meist mit Wirtschaftswäl<strong>de</strong>rn bepflanzt, die in <strong>de</strong>r<br />
Regel aus art- und altersgleichen Bäumen bestehen und nur wenige Tierund<br />
Pflanzenarten beheimaten. Der große Flächenbedarf für solche<br />
Forste beschleunigt das Abholzen <strong>de</strong>r Primärwäl<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer<br />
ursprünglicher Vegetation. Zellstofffabriken in Brasilien und Indonesien<br />
etwa legen ihre Eukalyptus- und Akazienplantagen häufig auf ehemaligen<br />
Regenwaldflächen an.<br />
Der hohe Wasserverbrauch stellte die Papierindustrie bereits vor 1900 vor<br />
Probleme. Deshalb setzten früh Bemühungen ein, <strong>de</strong>n Verbrauch zu<br />
reduzieren, vor allem durch die mehrfache Nutzung <strong>de</strong>s Wassers. In <strong>de</strong>n<br />
Papiermühlen benötigte man - ohne je<strong>de</strong>n Wasserkreislauf - rund 1.200<br />
Liter pro Kilogramm Papier, um 1900 waren es 600 bis 800 Liter, heute ist<br />
es zumin<strong>de</strong>st technisch möglich, mit knapp 2 Litern auszukommen.<br />
In enger Verbindung mit <strong>de</strong>m Wasserbrauch steht die Frage <strong>de</strong>r<br />
Abwässer. Mit <strong>de</strong>r Industrialisierung erreichten die Probleme ganz neue<br />
Dimensionen. Durch Chlorbleiche und Zellstofferzeugung fielen bisher<br />
unbekannte Schadstoffe an, und die Menge <strong>de</strong>r Abwässer stieg gewaltig.<br />
Nach bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Vorschriften dürfen Abwässer aus<br />
Zellstofffabriken eine Belastung bis 70 Kilogramm CSB pro Tonne Zellstoff<br />
aufweisen (CSB: chemischer Sauerstoffbedarf, das heißt Menge an<br />
Sauerstoff, die zur Oxidation <strong>de</strong>r organischen Verschmutzungen<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist), bei <strong>de</strong>r Papierherstellung sind 2 bis 12 Kilogramm CSB<br />
pro Tonne üblich. Zum Vergleich: Seit 1997 gelten für Abwässer aus<br />
kommunalen Kläranlagen als Grenzwerte 0,075 bis 0,15 Kilogramm CSB<br />
pro Tonne, je nach Verschmutzung <strong>de</strong>r ungeklärten Abwässer. Aus<br />
diesem Grund besitzen die meisten Papierfabriken eigene 3-stufige<br />
(mechanisch, biologisch, chemisch) Kläranlagen, die das eingesetzte<br />
Wasser reinigen und anschließend in <strong>de</strong>n Vorfluter einleiten.<br />
Der Energieverbrauch liegt pro Kilogramm Papier bei etwa 8 kWh Energie.
Schädlinge und Konservierung<br />
Ein be<strong>de</strong>utsamer tierischer Schädling ist das Silberfischchen, wobei es<br />
das Papier entwe<strong>de</strong>r oberflächlich frisst o<strong>de</strong>r gar Löcher macht. Natürliche<br />
Gegenspieler sind <strong>de</strong>r Bücherskorpion und die Speispinnen. Ein weiterer<br />
tierischer Schädling sind die Bücherläuse, die sich parthenogenetisch<br />
fortpflanzen und somit schnell massenhaft feucht gewor<strong>de</strong>ne Papiere<br />
befallen können. Unter <strong>de</strong>n Pilzen ist <strong>de</strong>r Schimmelpilz von großer<br />
Be<strong>de</strong>utung, <strong>de</strong>r beispielsweise in Folge von Wasserschä<strong>de</strong>n auftreten<br />
kann. Ein wichtiger Schritt bei <strong>de</strong>r Konservierung von nass gewor<strong>de</strong>nem<br />
Papier ist die umgehen<strong>de</strong> Gefriertrocknung.<br />
Zur Konservierung von Papierprodukten wur<strong>de</strong>n schon automatisierte<br />
Anlagen gebaut, um so „saures“ Papier zu neutralisieren und puffern und<br />
so <strong>de</strong>m Säurefraß entgegen zu wirken.<br />
Papiermuseen<br />
- Deutsches Museum München: Dauerausstellung Papier<br />
- Österreichisches Papiermacher-Museum<br />
- Rheinisches Industriemuseum Bergisch Gladbach<br />
- Basler Papiermühle Basel, Museum für Papier, Schrift und Druck in <strong>de</strong>r<br />
Schweiz. Historische Papiermühle (1453) mit Ausstellungen zu Papier,<br />
Schrift und Druck. Werkstätten in Betrieb: Papierschöpferei, Schriftguss,<br />
Maschinensatz, Setzerei, Druckerei und Buchbin<strong>de</strong>rei.<br />
Zitat<br />
Der in Dortmund herausgebrachte Westfälische Anzeiger schrieb 1800:<br />
Auch die Papiermüller treten nun auf und klagen über<br />
<strong>de</strong>n Luxus bei Beerdigungen <strong>de</strong>r Leichen. Sie rechnen,<br />
dass bloß in einer einzigen Stadt, darin jährlich 3.000<br />
Menschen sterben, in je<strong>de</strong>m Jahr 9.000 und in 10 Jahren<br />
90.000 Pfund feiner Leinwand, daraus uns herrliches<br />
Papier gemacht wer<strong>de</strong>n könnte, unverantwortlich <strong>de</strong>n<br />
Würmern zur Speise in die Er<strong>de</strong> vergraben wird.<br />
Quelle: Internet<br />
Heiko Watermann