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Umb Sep 09 - Tulfes - Land Tirol

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6 TULFER GEMEINDEBLATT • DEZEMBER 20<strong>09</strong><br />

Eine Weihnachtsgeschichte aus dem Jahr 1967<br />

erzählt von Franz Maislinger,<br />

Gründer der Skischule Glungezer und Obmann des Fremdenverkehrsverbandes zur Zeit der Erbauung der Glungezerbahn<br />

Im Winter 1967 traf sich eine kleine Gruppe in der Nudelfabrik<br />

Recheis in Hall. Man legte die alten Pläne vor,<br />

nach denen bereits Jahre vorher Hofrat Dr. Kneissl und<br />

der Planer Ing. Sohanka eine Gondelbahn von Hall zum<br />

Glungezer bauen wollten. Schmiedemeister Sigfried Flörl,<br />

der die Pläne noch hatte, war dabei, ebenso Stadtrat Arnold<br />

Max aus Hall. Wir versuchten Unternehmer, Unterstützer<br />

und Geldgeber zu finden. Der Metzgermeister Zach aus Innsbruck<br />

wollte sofort mitmachen und verkündete, die Bahn<br />

alleine zu finanzieren. Bald darauf trafen wir uns im Parkhotel<br />

Hall mit dem späteren Planer, Ing. Pendl aus Innsbruck.<br />

Ich hatte die Aufgabe, die Gemeinden <strong>Tulfes</strong> und Rinn wegen<br />

der Kosten für die Vorplanung zu gewinnen.<br />

Es kam anders. Zach stieg aus, da er in seiner Nachbarschaft<br />

in Innsbruck die einmalige Chance hatte, ein Speiselokal zu<br />

seinem Fleischerbetrieb zu eröffnen. Der Schwiegersohn von<br />

Stadtrat Max Arnold, Albuin Fischler, damals bei der Firma<br />

Elin für das Seilbahnwesen zuständig, stellte die Verbindung<br />

zu Dr. Klier her, mit dem er ein Jahr vorher die Sesselbahn in<br />

Walchsee baute.<br />

Dr. Klier ging in der Sache schnell weiter, und bereits im<br />

Juni 1967 traf man im Hotel Volderwald die Entscheidung,<br />

die Bahn zu bauen, die dann auch wirklich in sieben Monaten<br />

Bauzeit errichtet wurde.<br />

Heiliger Abend anno 1967.<br />

Viele Versammlungen und Sitzungen waren notwendig. Die<br />

Gemeinden übernahmen Bürgschaften und der FVV <strong>Tulfes</strong><br />

mit einem Haushaltsplan von 20.000,-- Schilling sollte mit<br />

100.000,-- Schilling Gesellschafter werden. Aber wie sollte<br />

das gehen?<br />

Bei einer Vollversammlung im Gasthof Reifen hatte ich 70<br />

Ja-Stimmen und nur 1 Gegenstimme. Stolz unterzeichnete<br />

ich den Gesellschaftervertrag. Nun war es aber auch notwendig,<br />

die 100.000,-- Schilling aufzutreiben. Mit dem Wahlergebnis<br />

in der Tasche fuhr ich zur Sparkasse in Hall – noch bevor<br />

ich mich setzen konnte, erklärte man mir dort, man brauche<br />

zwei gute Bürgen und sonst nichts. Aber woher zwei Bürgen<br />

nehmen für das Geld, das ich nun privat aufleihen musste?<br />

Schlaflose Nächte folgten, war doch diese Summe soviel,<br />

dass man damals ein bis zwei Baugründe dafür bekam.<br />

Einen Bürgen zu finden ist mir nicht gelungen und so<br />

brachte ich meine Sorgen bei der nächsten Sitzung im<br />

FVV vor. Hermann Schonger, mein Obmannstellvertreter<br />

und Besitzer des Gasthof Lavieren, hörte sich meine<br />

Sorgen an und erklärte sich spontan bereit, mir 50.000,--<br />

Schilling zinsenlos zu leihen. Und zur großen Überraschung<br />

und Freude verkündeten Ausschußmitglied Alois Mähr und<br />

Gemeindevertreter Hans Laimgruber, Bauer zu Gasteig, mir<br />

Bürge für weitere 50.000,-- Schilling bei der Raiffeisenkasse<br />

<strong>Tulfes</strong>/Rinn zu machen. Verhandlungen mit der Raiffeisenkasse<br />

<strong>Tulfes</strong>/Rinn und deren Zahlmeister Andreas<br />

Kößler folgten.<br />

Dann verging einige Zeit bis zur Darlehensaufnahme<br />

in der Geschäftsstelle im alten Schulhaus in<br />

<strong>Tulfes</strong>. So ganz einfach war das aber nicht, ging dem<br />

doch eine längere Stärkung im Gasthof Neuwirt<br />

voraus. Ich schlich mich dazwischen zum Andreas<br />

Kößler, mit der Bitte: auf uns zu warten, es könne<br />

noch dauern… Andreas Kößler wartete und es wurde<br />

weit nach 12.00 Uhr am Heiligen Abend 1967<br />

als die Darlehensaufnahme unterzeichnet war. Ich<br />

möchte Herrn Andreas Kößler heute noch für das<br />

Vertrauen und seine Geduld danken. Das Geld<br />

wurde von mir pünktlich bei Hermann Schonger<br />

und der Raika <strong>Tulfes</strong> zurückbezahlt. Durch den<br />

Verkauf von Freikarten, die jeder Aktionär 10 Jahre<br />

lang bekam, ist das gelungen.<br />

Welches Vertrauen der Vorstand und der Aufsichtsrat<br />

der Raiffeisenkasse <strong>Tulfes</strong>/Rinn damals zu<br />

mir hatten (ich war ja erst 26 Jahre alt), ist mir erst<br />

heute so richtig bewußt. Ich werde das nie vergessen<br />

und immer dankbar dafür sein. Bei Andreas Kößler<br />

kann ich mich noch persönlich bedanken, alle anderen<br />

sind leider nicht mehr unter uns.<br />

30 Jahre lang war ich Inhaber und Leiter der Skischule<br />

Glungezer. – aber der Heilige Abend 1967<br />

bleibt mir als schönstes Weihnachten in <strong>Tulfes</strong> in<br />

Erinnerung.<br />

Franz Maislinger, Enkel von Michael Strasser - Glockenhofbauer

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