Umb Sep 09 - Tulfes - Land Tirol
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16 TULFER GEMEINDEBLATT • DEZEMBER 20<strong>09</strong><br />
Die 134. Etappe im Langzeitgedächtnis des Alpenvereins<br />
Alpenvereins-Jahrbuch Berg 2010<br />
Das Alpenvereinsjahrbuch<br />
ist so etwas wie<br />
unser Langzeitgedächtnis“,<br />
beschreibt OeAV-<br />
Vizepräsident Oskar Wörz die<br />
Bedeutung von „Berg 2010“,<br />
dem bereits 134. Band der Jahrbuchreihe.<br />
Das Jahrbuch 2010<br />
widmet sich den Tuxer Alpen<br />
als Schwerpunkt-Gebietsthema.<br />
Dem AV-Jahrbuch ist eine<br />
neue Sommerkarte der Tuxer<br />
beigelegt. <strong>Sep</strong>arat gibt es dazu<br />
eine Winterkarte mit den Ski -<br />
routen.<br />
Die Tuxer Alpen und eine<br />
neue Alpenvereinskarte<br />
Warum die „stillen Tuxer“<br />
ihren Namen zu Recht tragen,<br />
welche Möglichkeiten sie besonders<br />
für den Skitourengeher<br />
bieten, aber auch welchen<br />
Gefahren dieser ursprüngliche<br />
und noch weitgehend intakte<br />
Naturraum ausgesetzt ist, wird<br />
im Karten- und Gebietsthema<br />
beschrieben. „Jahrhundertelang<br />
waren die Tuxer nur für<br />
Senner, Hirten, Bergleute oder<br />
Jäger interessant, heute sind sie<br />
unter anderem ein Drehkreuz<br />
internationaler Trekkingrouten“,<br />
beschreibt Gerald Aichner,<br />
einer der besten Kenner<br />
der Tuxer Alpen, das Gebiet<br />
zwischen Wipp-, Inn- und Zillertal.<br />
„Die stillen Tuxer“<br />
Der Haller Alpenverein betreut<br />
seit 125 Jahren als Arbeitsgebiet<br />
einen erheblichen<br />
Teil der Tuxer Alpen, es ist eines<br />
der größten Arbeitsgebiete,<br />
mit ca. 60 km Wegen und<br />
Steigen und drei Hütten in den<br />
Tuxern. Erstmals seit 80 Jahren<br />
widmet sich ein AV-Jahrbuch<br />
wieder dem Thema „Tuxer“, „in<br />
unserem 125-Jubiläumsjahr,<br />
was die Sektion besonders<br />
freut“, sagte Gerald Aichner<br />
vom Alpenverein Hall, bei der<br />
Präsentation des AV-Jahrbuchs<br />
in den Räumen des Haller Alpenvereins.<br />
„Das unbekannteste<br />
Gebirg’"<br />
Die Tuxer scheinen als Gebirge<br />
erstmals 1877 als „Zillertaler<br />
Voralpen“ auf. Im Jahrbuch<br />
1920 erfolgt die erste Beschreibung<br />
der Tuxer Vorberge durch<br />
Julius Mayr-<br />
Branneburg:<br />
“Von allen<br />
Gebirgen <strong>Tirol</strong>s<br />
ist die<br />
Gruppe der<br />
Tuxer Vorberge<br />
das wenigst<br />
begangene, das<br />
unbekannteste,<br />
wenngleich es<br />
dem Touristenverkehr<br />
so nahe<br />
liegt. Zwischen Nördl. Kalkalpen<br />
und Zentralalpen vereinigt<br />
das Tuxer Vorgebirge in einer<br />
Zwischenstufe die Reize beider.<br />
Oberhalb des größten<br />
geschlossenen Zirbenbestandes<br />
<strong>Tirol</strong>s liegt die Alpe Lizum,<br />
das größte Almdorf <strong>Tirol</strong>s.“<br />
Kennzeichen der Tuxer<br />
Diese Beschreibung von 1920<br />
stimmt im weiten immer noch:<br />
Die touristische Erschließung<br />
hat relativ spät eingesetzt, im<br />
19. Jh., später und zögerlicher<br />
als anderswo. 1893 erfolgte die<br />
Klettererschließung der Kalkwand<br />
durch Wattner.<br />
Um die Jahrhundertwende<br />
1900 lebt der Skisport auf.<br />
Auch heute noch sind die Tuxer<br />
vom großen Touristenstrom<br />
ziemlich unbehelligt, aber ein<br />
beliebtes, geschätztes Skitourengebiet.<br />
Es gibt „Touren in<br />
einer Fülle, die in <strong>Tirol</strong> einzig<br />
ist“, schreibt Walter Klier im<br />
Tuxeralpen-Führer 1976. Die<br />
großen Tourenparadiese sind<br />
Glungezer, Lizum, Weertal, Gilfert,<br />
Rastkogel. Die Hütten in<br />
den Tuxern wurden im Hinblick<br />
auf den Skitourensport erbaut,<br />
vor und um 1900.<br />
Die Tuxer sind in ihrer Form<br />
sanft und rund und doch bis<br />
2884 m hoch: Reckner, also<br />
doch auch ein „Hochgebirge“.<br />
Typisch für die Tuxer sind lange,<br />
einsame Gratwanderungen,<br />
von Joch zu Joch, kreuz und<br />
quer, von Hütte zu Hütte, wie<br />
z. B. der neue „Inntaler Höhenweg“<br />
vom Patscherkofel<br />
über<br />
Glungezer, Lizum,<br />
Weertal<br />
zum Kellerjoch.<br />
Diesen Themen<br />
widmen sich<br />
vier Beiträge<br />
im Jahrbuch.<br />
• „Die stillen<br />
Tuxer“ – Gerald<br />
Aichner<br />
beschreibt die „einsamen<br />
Tuxer“, die nicht überlaufen<br />
sind.<br />
• Drehkreuz internationaler<br />
Trekkingrouten: Inntaler<br />
HW, Via Alpina, 02A Zentralalpenweg;<br />
Zirbenwege,<br />
Haller Kristallroute, Olympiaweg,<br />
Tuxer Durchquerung,<br />
Alpine Wallfahrt, Europaweg,<br />
Adlerweg.<br />
• „Der Weg ist die Zirbe“ –<br />
Lene Wolny befasst sich mit<br />
der Neuinterpretation des<br />
Sinns der Gebirgspfade, am<br />
Beispiel des Arbeitsgebietes<br />
der Sektion Hall rund um<br />
Glungezer und Lizum.<br />
• „Die Zukunft der Tuxer Alpen“<br />
– Peter Hasslacher<br />
(OeAV-Raumordnung und<br />
Naturschutz) geht es darum,<br />
„das stille Potenzial der Tuxer<br />
auf Dauer zu sichern.“<br />
• „Blätterteig zwischen Tux<br />
und Brenner“ – Martin<br />
Roos, befasst sich mit der<br />
Geologie der Tuxer.<br />
Och’n geh i nit ...<br />
Hermi Lottersberger aus<br />
Mayrhofen im Zillertal steigt<br />
mit 82 Jahren noch immer im<br />
steilen Fels herum. Was diese<br />
besondere Bergsteigerpersönlichkeit,<br />
die mit Größen wie Peter<br />
Habeler oder Darshano Rieser<br />
geklettert ist, schildert Birgit<br />
Antes im Kapitel „Alpine<br />
Geschichte“.<br />
Die Alpen als Lebensraum<br />
Die gegenwärtige Krisensituation<br />
verleiht dem diesjährigen<br />
Topthema des Alpenvereinsjahrbuchs<br />
„Lebensraum Alpen<br />
im Wandel“ Aktualität und ein<br />
scharfes Profil. Wandel bedeutet<br />
Veränderung, aber – wie wir<br />
derzeit verstärkt erfahren –<br />
nicht selbstverständlich immer<br />
bloß in Richtung mehr und<br />
größer. Angst und Zweifel verunsichern<br />
und erschüttern gewohnte<br />
Selbstverständlichkeiten,<br />
verlangen neue Orientierungen<br />
und zwingen zu Kurs -<br />
korrekturen.<br />
Verschwinden die Alpen?<br />
Schlagworte wie „Das Hochgebirge<br />
im Schwitzkasten“<br />
oder „Auf der Suche nach Korsikas<br />
Gletscher“ deuten auf die<br />
massiven klimatischen Veränderungen<br />
hin, die die Menschen<br />
und natürlich auch den<br />
Alpenverein schon früher beschäftigten,<br />
es aber auch heute<br />
noch tun.<br />
Aber auch andere Themen<br />
wie „grenzenlose Mobilität“<br />
oder „Spielplatz Berg“ werden<br />
im Hauptthema „Lebensraum<br />
Alpen im Wandel“ kritisch unter<br />
die Lupe genommen.<br />
Berg 2010 –<br />
Alpenvereinsjahrbuch<br />
Band 134 der Zeitschrift,<br />
320 Seiten mit zahlreichen<br />
Abbildungen,<br />
Format 21 x 26 cm, gebunden,<br />
kartoniert,<br />
Alpenvereinskarte Tuxer<br />
Alpen, Nr. 33, 1:50.000, mit<br />
Wegmarkierung.<br />
ISBN –13: 978-3-937530-50-5,<br />
Deutscher und Oester -<br />
reichischer Alpenverein mit<br />
Alpenverein Südtirol (Hsg.)<br />
Preis der Mitgliederausgabe<br />
15,80 Euro (zzgl. Versand -<br />
kosten)<br />
Die Auslieferung an den<br />
Buchhandel erfolgt in<br />
Österreich über freytag &<br />
berndt Artaria KG. (EUR 22,60)