07.10.2014 Aufrufe

Zeit für Zähne - Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein

Zeit für Zähne - Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein

Zeit für Zähne - Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

INTERVIEW<br />

Vertrauensverhältnis statt Billigmedizin<br />

Niemand kennt<br />

Ihre Zähne besser<br />

Bei Haushaltsgeräten und Elektronik fast normal:<br />

Geiz-ist-Geil-Mentalität und die Suche<br />

nach günstigen Angeboten. Jetzt droht die<br />

Welle auch auf das Gesundheitswesen und<br />

die (zahn‐)medizinische Versorgung überzuschwappen.<br />

Dr. Uwe Neddermeyer sprach über<br />

die Risiken mit dem Zahnarzt Martin Hendges.<br />

Martin Hendges: „Gerade die<br />

ZZ: „Geiz ist geil!“ Was früher mancher<br />

heimlich dachte, ist heute Motto einer ganzen<br />

Käuferschicht und prägt das Verhalten<br />

vieler Menschen!<br />

Hendges: Natürlich spielen Kostenfragen<br />

für die meisten von uns berechtigterweise<br />

eine große Rolle – jedoch selten in allen<br />

Lebensbereichen. Der eine will nicht beim<br />

Auto sparen, der andere schaut im Urlaub<br />

nicht auf den Euro. Bei allem Verständnis für<br />

knappe Budgets, jeder sollte sich gut überlegen,<br />

tatsächlich gerade an der eigenen<br />

Gesundheit zu sparen.<br />

ZZ: Immerhin werben jetzt einige gesetzliche<br />

Krankenkassen beim Zahnersatz mit einem<br />

„Nulltarif“! Was ist davon zu halten?<br />

Hendges: Dahinter verbergen sich Sonderverträge<br />

(sogenannte Selektivverträge) mit<br />

wenigen Zahnärzten, über die Zahnersatz<br />

aus China oder anderen Billiglohnländern<br />

angeboten wird. Einige Kassen drängen<br />

diesen ihren Mitgliedern geradezu auf. Das<br />

Kleingedruckte in der dazugehörigen Teilnahmeerklärung<br />

sollte man sehr genau lesen.<br />

Dann zeigt sich, die Sache hat mehr als<br />

nur einen Haken. Zum einen gibt es Zahnersatz<br />

zum Nulltarif nur, wenn man in den<br />

zurückliegenden zehn Jahren im Bonusheft<br />

alle Vorsorgeuntersuchungen nachweisen<br />

kann, zum anderen beschränken sich die<br />

Angebote auf die Regelversorgung.<br />

Qualität „Made in Germany“<br />

wählen<br />

ZZ: Kann sich der Patient beim Zahnersatz<br />

denn nicht für ganz unterschiedliche<br />

Varianten entscheiden, etwa für Keramik,<br />

Gold oder Nichtedelmetall, Brücke oder<br />

Implantat?<br />

Hendges: Ja! Die Einführung der Festzuschüsse<br />

hat ermöglicht, dass der Patient frei<br />

wählen kann, welche zahnmedizinisch sinnvolle<br />

Zahnersatzversorgung er in Anspruch<br />

nehmen will, ohne seinen Festzuschuss zu<br />

verlieren. Die „Nulltarif-Angebote“ beziehen<br />

sich nur auf die sogenannte Regelversorgung.<br />

Diese beinhaltet z. B. Kronen und<br />

freie Arztwahl sollte man sich<br />

nicht nehmen lassen. Durch dieses<br />

hohe Gut zeichnet sich das<br />

deutsche Gesundheitssystem im<br />

Vergleich zu vielen anderen Ländern<br />

besonders aus.“<br />

Brücken aus Nichtedelmetall (NEM). Nur die<br />

vorderen Zähne sind teilweise in Zahnfarben<br />

verblendet.<br />

ZZ: Muss man nicht außerdem eventuell<br />

weite Wege in Kauf nehmen?<br />

Hendges: Wer teilnimmt, kann seinen<br />

Zahnarzt nicht mehr frei wählen, sondern<br />

muss zu jemandem gehen, der sich mit einen<br />

Sondervertrag an eine bestimmte Krankenkasse<br />

gebunden hat – von insgesamt<br />

55 000 Zahnärzten nur einige Hundert. Außerdem<br />

muss er sich vertraglich verpflichten,<br />

seinen Zahnersatz in einem bestimmten<br />

Dentallabor im Ausland über eine Dentalhandelsgesellschaft<br />

fertigen zu lassen. Die<br />

freie Arztwahl sollte man sich nicht nehmen<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!