TU Contact - Technische Universität Clausthal
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Logistische<br />
Herausforderung<br />
In der Kabarett-Bundesliga steckt das<br />
Know-how einer <strong>Clausthal</strong>er Mathematikerin<br />
Von Christian Ernst<br />
Deutscher Kabarettmeister – dieser<br />
ungewohnte Titel ist nach Abschluss<br />
einer Bundesligarunde Ende Juni zum<br />
ersten Mal vergeben worden. Wenn<br />
die Liga der Humoristen demnächst<br />
in ihre zweite Saison startet, wird<br />
dahinter auch das Know-how einer<br />
<strong>Clausthal</strong>er Mathematikerin stecken.<br />
Aber der Reihe nach: Die Kabarett-<br />
Bundesliga ist nicht nur eine neue<br />
Idee, sondern eine logistische Herausforderung.<br />
18 Kleinkünstler haben<br />
seit vergangenem Oktober auf 18<br />
Bühnen in deutschen Landen – darunter<br />
auch im Kulturkraftwerk in<br />
Goslar und bei den Berliner Wühlmäusen<br />
– um den ersten Tabellenplatz<br />
gekämpft. In jedem Spiel traten<br />
zwei Kabarettisten oder Comedians<br />
gegeneinander an. Zunächst unterhielt<br />
der eine 45 Minuten, also eine<br />
Halbzeit lang, das Publikum, dann ist<br />
der zweite an der Reihe gewesen. Zum<br />
Schluss stimmten die Zuschauer über<br />
den Sieger ab.<br />
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen<br />
gilt dabei auch für die Kabarett-<br />
Bundesliga. Bevor eifrig gelacht wird,<br />
musste nämlich fleißig gegrübelt<br />
werden, und zwar über Spielpläne,<br />
Termine, Modus und einiges mehr.<br />
Etliche Nebenbedingungen waren zu<br />
berücksichtigen. Irgendwann wurde<br />
es Theo Vagedes, dem Initiator und<br />
Koordinator der Kabarett-Meisterschaft,<br />
zu bunt. Nachdem auch zwei<br />
Ingenieure sowie gebildete Verwandte<br />
und Bekannte daran gescheitert waren,<br />
Schwachstellen im Spielplan zu<br />
beseitigen, nahm der Kölner Kontakt<br />
zu Professorin Sigrid Knust von der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> auf. Am Institut für Mathematik<br />
beschäftigt sie sich mit schwierigen<br />
Optimierungsproblemen, unter<br />
anderem mit Sportligaplanung.<br />
Zunächst ging die Wissenschaftlerin<br />
dem praktischen Problem beim Besuch<br />
eines Bundesligaspiels in Goslar<br />
auf den Grund. Danach entwickelte<br />
sie ein Modell für das Problem und<br />
übertrug alle Bedingungen für den<br />
Spielplan in Gleichungen und Ungleichungen<br />
mit zahlreichen Variablen.<br />
In einem dritten Schritt wurden<br />
verschiedene Verfahren implementiert<br />
und getestet, damit schließlich<br />
ein Rechner eine Lösung bestimmen<br />
konnte. „Selbst nach einer Woche<br />
hatte der Rechner noch keine optimale<br />
Variante parat, so dass ich die<br />
Lösung schrittweise per Hand nachbessern<br />
musste“, erläutert die Professorin.<br />
Grundsätzlich arbeitet Sigrid Knust in<br />
der Forschung sehr anwendungsbezogen.<br />
So entwickelt sie beispielsweise<br />
Optimierungsverfahren bei Problemen<br />
in der Verkehrsplanung, der Logistik<br />
und der Schichteinteilung von<br />
Unternehmen oder Krankenhäusern.<br />
In der Lehre fließt ihr Gebiet außer in<br />
mathematische Fächer in die Studiengänge<br />
Informatik und Wirtschaftsinformatik<br />
ein. „Der neue Spielplan<br />
steht nun, im Regelwerk der Kabarett-<br />
Bundesliga sind aber noch Fragen offen.<br />
Das wäre sicher etwas für eine studentische<br />
Abschlussarbeit“, regt Frau<br />
Knust an. Initiator Vagedes verspricht<br />
beim Thema Kabarett-Bundesliga jedenfalls<br />
„ein Feuerwerk der Lachtränen<br />
und eine Herausforderung für die<br />
Gehirnwindungen“. Wenn das keine<br />
verlockende Kombination ist!<br />
<strong>TU</strong><strong>Contact</strong> 1/2010 Wissenschaft & Forschung 35