02.11.2012 Aufrufe

Februar

Februar

Februar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ihr erstes Solo-Album „Mamani“ ist 2002 erschienen.<br />

Es war sehr erfolgreich und wurde auch von<br />

der Kritik gefeiert als famoses Debüt - Soul und<br />

R&B mit guten deutschen Texten. Das aktuelle<br />

Album „Born & Raised“ ist im Sommer 2006 erschienen,<br />

alle Titel sind englisch gesungen. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Das hat sich in der Schreibphase ergeben. Ursprünglich<br />

hatte ich geplant, ein deutschsprachiges<br />

Album zu machen mit drei, vier englischsprachigen<br />

Songs. Auch „Mamani“ hatte ich ja schon gemischt<br />

mit anderen Sprachen. So wollte ich es mit<br />

dem Folgealbum im Grunde wieder machen. Aber<br />

dann wurden die englischsprachigen Titel einfach<br />

immer mehr, weil wir die Musik und die Texte in<br />

einer Konstellation geschrieben haben, die wahnsinnig<br />

viel Output gebracht hat. Sékou Neblett,<br />

mein Mann Max Herre und ich sind lange befreundet<br />

und hatten auch jeweils schon zu zweit gearbeitet,<br />

aber zu dritt hatten wir bis dahin noch nie<br />

produziert. Dass dabei soviel Output herauskommen<br />

würde, wussten wir vorher gar nicht.<br />

Wollen Sie mit den englischsprachigen Titeln über<br />

Deutschland hinaus Europa erobern?<br />

Das war nicht der Ansatz bei der Produktion der<br />

Platte, aber natürlich bin ich offen für andere Märkte.<br />

Es gibt auch Interesse. Europa zu bereisen fi nde<br />

ich sehr interessant. In diesem Jahr werde ich in einigen<br />

Ländern spielen, und dann sehen wir einfach<br />

mal weiter.<br />

In welchen Ländern ist das Album bisher<br />

erschienen?<br />

In Südafrika, in den Niederlanden und ... hm, ich<br />

vergesse das immer wieder ... dann noch in Italien<br />

und Griechenland. In diesem Jahr kommt es in<br />

Frankreich, England und Japan raus.<br />

Wie würden Sie Ihre Musik charakterisieren?<br />

Es ist Blackmusic, sehr an Soul, HipHop und R&B<br />

orientiert. Soulmusik.<br />

Vor einigen Jahren haben Sie eine Konzertreihe mit<br />

dem bekannten Jazz-Trompeter Till Brönner gemacht.<br />

Steht etwas ähnliches auch in Zukunft an?<br />

Jazzmusik ist natürlich etwas, das mich beschäftigt.<br />

Aber ich habe nicht vor, in den nächsten Jahren<br />

zum Beispiel eine Jazzplatte zu machen. Jazz und<br />

Soul, HipHop und R&B sind Musiken, die voneinander<br />

und durcheinander leben. Sie unterscheiden<br />

sich natürlich durch bestimmte Merkmale, trotzdem<br />

gibt es keinen Jazz ohne Soul, keinen Hiphop<br />

ohne R&B und umgekehrt. All das fasse ich im<br />

Grunde unter den Begriff Blackmusic. Jeder R&B-<br />

Sänger hat auch die Techniken drauf, die ein Jazzsänger<br />

beherrscht.<br />

Ihr Vater ist Südafrikaner, das Album „Mamani“ hat<br />

deutliche Bezüge zu Südafrika. Wie ist Ihr Verhältnis<br />

zu diesem Land?<br />

Der Großteil meiner Familie lebt in Südafrika. Ich<br />

sage bewusst „Großteil“, weil die Familie väterlicherseits<br />

wahnsinnig groß ist und alle leben in Südafrika.<br />

Trotzdem haben wir einen sehr engen Kontakt.<br />

Demnächst heiratet meine Cousine, und wir<br />

wollen mit der ganzen Familie aus Deutschland rüberfl<br />

iegen und dabei sein.<br />

Als ich 2002 „Mamani“ aufgenommen habe,<br />

waren mir meine südafrikanischen Wurzeln extrem<br />

wichtig, so wichtig wie vorher nie. In dem<br />

Jahr bin ich selbst Mutter geworden und habe in<br />

der gleichen Zeit meine Mutter verloren. Es gab<br />

„Es gab viele Gründe nachzuforschen und richtig<br />

einzutauchen in die südafrikanische Musik ...“<br />

viele Gründe nachzuforschen und richtig einzutauchen<br />

in die südafrikanische Musik. Denn nun hatte<br />

ich ein eigenes Kind, mein erstes, und habe natürlich<br />

auch die Verantwortung wahrgenommen. Ich<br />

wollte meinem Kind – und zwar im Detail - erzählen<br />

können, wo es herkommt. Deswegen bin ich<br />

in die südafrikanische Geschichte der Denalanes<br />

eingetaucht.<br />

stadtgespräch<br />

Joy Delanane bei ihrem Auftritt in der Jahrhunderthalle bei der Verleihung der 1Live-Krone im letzten Jahr<br />

Wo ist diese Geschichte genau verortet?<br />

In Johannesburg und in Soweto. Ursprünglich<br />

kommt mein Vater aus Johannesburg, aber dann<br />

gab es in den sechziger Jahren die Gesetzeserlasse,<br />

durch die die gesamte schwarze Bevölkerung in die<br />

Townships ziehen musste. Mein Vater ist dann zum<br />

Studieren nach Deutschland gegangen, seine Familie<br />

musste nach Soweto ziehen. Dort leben heute<br />

immer noch die meisten von ihnen, auch wenn einige<br />

mittlerweile nach Johannesburg zurückgezogen<br />

sind. Wenn wir in Südafrika sind, dann auch<br />

immer in Soweto. Wir ziehen dann von Tante zu<br />

Tante, ein paar Tage hier, ein paar Tage dort. Ich<br />

fühle mich da sehr wohl.<br />

Haben Sie auch Kontakt zu südafrikanischen<br />

Musikern?<br />

Mein sogenannter Onkel zum Beispiel, ein Cousin<br />

meines Vaters, ist Hugh Masekela. Das ist einer der<br />

berühmtesten südafrikanischen Musiker weltweit.<br />

Da gibt es natürlich einen Kontakt, der einfach<br />

auch familiär bedingt ist.<br />

Rührt Ihr Engagement gegen Aids von Ihren südafrikanischen<br />

Wurzeln?<br />

Ja natürlich. Ich unterstütze eine Gruppe, die sich<br />

„Wolanani“ nennt. Das sind Frauen, die HIV-positiv<br />

sind und die nicht angewiesen sein wollen auf<br />

Spenden, sondern die durch Arbeit ihr Geld verdienen<br />

wollen. Damit vermitteln sie auch ihren Kindern,<br />

dass man als Mensch eine Würde hat, dass<br />

es einen Arbeitsmarkt gibt, auf dem man bestehen<br />

kann und soll.<br />

Diese Frauen leben in Townships in Südafrika, alle<br />

sind HIV-positiv. In der Regel haben sie keine Män-<br />

stadtblatt: 1 l 2007 <strong>Februar</strong>-März 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!