Download - Klinergie 2020
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Sehr geehrter Herr Domke, Sie sind<br />
Leiter Energieplanung im Competence<br />
Center Nachhaltiges Bauen bei<br />
Ebert-Ingenieure (EB). Ich habe Ihre<br />
Referenzliste im Krankenhausbereich<br />
überflogen und über 70 große Projekte<br />
in Kliniken gezählt. Das ist eine<br />
sehr beeindruckende Zusammenstellung!<br />
Man darf EB also durchaus<br />
Experten im Bereich technischer Umbauten<br />
und Planungen in Kliniken<br />
nennen. Ich möchte den Fokus auf den<br />
Bereich von energetischen Einsparpotenzialen<br />
in Kliniken richten und hier<br />
auch meine erste Frage stellen:<br />
Wo sehen Sie die großen Einsparpotenziale<br />
in den Kliniken?<br />
Kliniken sind Gebäude mit überdurchschnittlich<br />
hohem technischem<br />
Installationsgrad – aus diesem<br />
Grund bietet die Optimierung<br />
der Technischen Anlagen hier auch<br />
einen überdurchschnittlich wirksamen<br />
Stellhebel.<br />
Wir sehen in unseren Projekten<br />
dominierende Themen in den Einsatzmöglichkeiten<br />
der Kraft-Wärme-Kopplung,<br />
der intelligenten<br />
Bereitstellung von Kälte, der Anpassung<br />
der Dampferzeugung an<br />
die Bedarfsstruktur, der Nutzung<br />
von Abwärme – generell also in der<br />
zentralen Erzeugungs-Infrastruktur.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt bildet<br />
die Effizienzsteigerung der Lüftungsund<br />
Klimatechnik: Wärmerückgewinnung,<br />
effiziente Antriebe, Optimierung<br />
der Anlagenregelung.<br />
„Überdurchschnittlich<br />
wirksamer Stellhebel“<br />
Matthias Domke, Ebert-Ingenieure,<br />
zum Umfeld der Energieoptimierung in Kliniken<br />
Sanierung ganzer Anlagensysteme<br />
auf der Agenda steht. Und so etwas<br />
geht einher mit der Definition eines<br />
Sanierungsfahrplans und mit Budgetplanung.<br />
Aber das ist nur die eine<br />
Seite des Themas.<br />
Unsere Aufmerksamkeit gilt genauso<br />
der Anpassung des Anlagenbetriebs<br />
an die Nutzungsanforderungen.<br />
Wir unterstützen die Klinik<br />
dabei, die vorhandene Anlagentechnik<br />
so zu betreiben, dass sie an den<br />
Bedarf angepasst ist. Das Stichwort<br />
heißt Betriebsoptimierung – und<br />
hier geht es um nicht-investive oder<br />
gering-investive Einsparpotenziale,<br />
die leicht zu heben sind und schnell<br />
wirksam werden.<br />
Die Kliniken haben also viel Potenzial<br />
Kosten zu sparen und aktiv Klimaschutz<br />
zu betreiben! Das ist doch<br />
eine sehr gute Nachricht für die Kliniken.Werden<br />
die Potenziale in den<br />
Kliniken denn als solche erkannt und<br />
auch realisiert?<br />
Zwei Voraussetzungen lassen sich<br />
festhalten: Das Thema Energie muss<br />
im Klinik-Management verankert<br />
und zugeordnet sein, und zwar mit<br />
der entsprechenden Priorität. Außerdem<br />
muss es einen „Kümmerer“<br />
geben, dem es ein persönliches Anliegen<br />
ist, hier etwas voranzutreiben<br />
und der auch mit den erforderlichen<br />
projektbezogenen Vollmachten ausgestattet<br />
ist.<br />
Was leisten Sie im <strong>Klinergie</strong>Check<br />
und wie unterstützen Sie die Kliniken<br />
dabei, ihre Potenziale zu identifizieren<br />
und zu heben?<br />
Die technische Expertise ist für eine<br />
erfolgreiche Beratung natürlich<br />
unerlässlich, reicht aber nicht aus.<br />
Wichtig ist uns der methodische Ansatz,<br />
mit dem wir die Kliniken dabei<br />
unterstützen, einen strukturierten<br />
Prozess aufzusetzen. Wir schaffen<br />
einen Überblick über Verbrauchsschwerpunkte,<br />
indem wir die aktuelle<br />
Verbrauchsstruktur transparent<br />
durchleuchten. Wir tragen dazu bei,<br />
Nutzungsanforderungen klar und<br />
ggf. neu zu definieren, indem wir alte<br />
Gewohnheiten hinterfragen. Wir<br />
identifizieren Handlungsschwerpunkte<br />
und erstellen aus diesen „top<br />
runnern“ gemeinsam mit unserem<br />
Auftraggeber einen priorisierten<br />
Fahrplan zur weiteren Vorgehensweise.<br />
Sehr geehrter Herr Domke, ich danke<br />
Ihnen für dieses interessante Interview<br />
und hoffe mit Ihnen, dass<br />
Kliniken, Verbände und die Politik<br />
die Chancen erkennen, die in der energetischen<br />
Gebäudesanierung und<br />
der Betriebsoptimierung stecken<br />
und diese Chancen aktiver nutzen.<br />
Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg.<br />
Das Interview führte Markus Loh,<br />
Projektleiter <strong>Klinergie</strong> <strong>2020</strong><br />
bei der viamedica Stiftung.<br />
Energieeffizienzmaßnahmen erfolgreich finanzieren<br />
Der deutsche Gesundheitsmarkt ist hart umkämpft. Krankenhäuser<br />
stehen seit Jahren vor komplexen Herausforderungen,<br />
um hier zu bestehen. Das betrifft vor allem die Kostenstruktur.<br />
Die aktuelle Krankenhausstatistik zeigt weiterhin steigende<br />
Sachkosten. Die Aufwendungen für Wasser, Energie und Brennstoffe<br />
haben daran einen Anteil von 6,5 Prozent. Sie wachsen<br />
seit 2001 im Schnitt mit über 6,2 Prozent pro Jahr deutlich<br />
schneller als die Gesamtkosten. Die Ursachen hierfür sind der<br />
Mehrverbrauch, aber insbesondere auch Preissteigerungen,<br />
die die Kosten für Strom, Wärme und Kälte in die Höhe treiben.<br />
Mit Einsparmaßnahmen im täglichen Verbrauch und Modernisierungen<br />
von Gebäudebestand und Haustechnik versuchen<br />
die Krankenhäuser, ihre Energieeffizienz zu erhöhen. Diese<br />
Investitionen gestalten sich angesichts sinkender Fördermittel<br />
durch das Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) zunehmend<br />
schwieriger. Der folgende Beitrag zeigt weitere mögliche<br />
Wege der Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen.<br />
Vielfältige Finanzierungsmodelle<br />
Für die Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen stehen<br />
einem Krankenhaus verschiedene Möglichkeiten offen.<br />
Kleinere Investitionen können meist aus dem freien Cashflow<br />
des Geschäftsbetriebs getätigt werden. Für größere Vorhaben,<br />
die Kapital für längere Zeit binden, bieten Banken wie die Deutsche<br />
Kreditbank AG (DKB) klassische Kreditfinanzierungen an.<br />
Sollten dem Krankenhaus keine Investitionsmittel zur Verfügung<br />
stehen, kann auch ein Energiespar-Contracting die Finanzierung<br />
der Modernisierung sicherstellen. Hierbei garantiert<br />
der Contractingpartner Einsparungen von Energiekosten bei<br />
Umsetzung der geplanten Investition. Daraus refinanzieren<br />
sich die Investitionskosten während der Vertragslaufzeit. Da<br />
diese Modelle meist sehr komplex sind, empfiehlt es sich, mit<br />
erfahrenen Contractingpartnern zusammenzuarbeiten. In den<br />
vergangenen beiden Jahren hat zudem das Interesse an klassischen<br />
Leasing- oder Mietkaufmodellen deutlich zugenommen.<br />
Einbindung von Fördermitteln<br />
Bei Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen können oftmals<br />
Fördermittel in die Finanzierungsstruktur einbezogen<br />
werden. EU, Bund und Länder stellen hierfür über Ministerien<br />
und Förderbanken verschiedene Programme zur Verfügung. In<br />
Abhängigkeit des jeweiligen Vorhabens können zinsgünstige<br />
Darlehen aufgenommen oder nichtrückzahlbare Zuschüsse<br />
beantragt werden. So genehmigt das Bundesamt für Wirtschaft<br />
und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beispielsweise Investitionszuschüsse<br />
für die Modernisierung von Klima- und Kälteanlagen.<br />
Anforderungen der Bank<br />
Für die Kreditentscheidung einer Bank ist ein umfassender Einblick<br />
in die Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses erforderlich.<br />
Es wird festgestellt, ob das Krankenhaus nachhaltig kapitaldienstfähig<br />
ist, ob es Zins und Tilgung über die Kreditvertragslaufzeit<br />
leisten kann. Dazu werden rückblickend die Daten<br />
aus den Jahresabschlüssen der letzten beiden Geschäftsjahre<br />
sowie aktuelle Zwischenzahlen geprüft. Darüber hinaus ist es<br />
unabdingbar, der Bank die Unternehmensstrategie zu erläutern<br />
und diese mit einem Wirtschaftsplan für die kommenden<br />
Jahre zu unterlegen. In die Kreditentscheidung fließen auch<br />
krankenhausspezifische Faktoren, wie die Entwicklung der Fallzahlen,<br />
die Höhe des Case Mix Index (CMI) oder eine angemessene<br />
Verweildauer mit ein. Eine gute Vorbereitung und eine<br />
offene kontinuierliche Informationspolitik mit der Bank sind<br />
optimale Voraussetzungen für eine positive Kreditentscheidung<br />
und damit für eine erfolgreiche Investition.<br />
Referenzbeispiele:<br />
Klinikum Region Hannover (KRH)<br />
energetische Sanierung von acht Standorten<br />
Das KRH hat sein Klinikum Neustadt am<br />
Rübenberge als „Pilothaus“ im Rahmen<br />
eines Energieeinspar-Contracting-Modells<br />
energetisch saniert - 2012/13 folgten weitere<br />
acht Standorte. Auch hier hat man sich<br />
für ein Energieeinspar-Contracting entschieden.<br />
Das KRH trägt die notwendigen<br />
Investitionen in die Modernisierung und<br />
Optimierung der Wärmeerzeugung, der<br />
Lüftungs- und Kälteanlagen sowie der Beleuchtung;<br />
insgesamt belaufen sich diese<br />
auf rund 24 Mio. Euro. Der Contracting-Partner<br />
garantiert die Kosteneinsparungen von<br />
3,6 Mio. Euro pro Jahr über eine Vertragslaufzeit<br />
von 10 Jahren. Basierend auf diesen<br />
Eckpunkten hat die DKB eine Bankfinanzierung<br />
mit gleicher Laufzeit bereitgestellt.<br />
Sankt Rochus Kliniken Bad Schönborn<br />
Errichtung eines Blockheizkraftwerks<br />
Im Rahmen eines Energiespar-Contractings<br />
wurde im Jahr 2011 die Cofely Deutschland<br />
GmbH (Contractor) von den Sankt Rochus<br />
Kliniken mit der Errichtung eines Blockheizkraftwerks<br />
beauftragt. Auf eigene Kosten<br />
errichtete der Contractor alle notwendigen<br />
Anlagen und hält diese über die Vertragslaufzeit<br />
von 10 Jahren instand. Der Contractor<br />
bekommt vom Auftraggeber für seine<br />
Dienstleistungen eine Grundvergütung als<br />
Anteil der von ihm garantierten Energieeinsparungen.<br />
Zur Refinanzierung der angefallenen<br />
Investitionskosten verkauft der<br />
Contractor nunmehr einen festen Anteil<br />
seiner Forderung aus der Grundvergütung<br />
an die DKB.<br />
Als Partner im <strong>Klinergie</strong>Check der<br />
Stiftung viamedica arbeiten Sie<br />
Hört sich alles danach an, als schon seit einiger Zeit zusammen<br />
Markus Höhne<br />
müssten dafür erst mal schwere Investitionen<br />
gestemmt werden…<br />
Ja – natürlich sind die Einsparpotenziale<br />
mit der Stiftung daran, den Entscheidern<br />
in den Kliniken das Thema<br />
Energieeffizienz und die damit verbundenen<br />
hohen Einsparpotenziale<br />
Ansprechpartner:<br />
Matthias Domke<br />
m.domke@eb-ing.com<br />
Fachbereich Gesundheit und Pflege<br />
E-Mail: Markus.Hoehne@dkb.de<br />
Tel.: 030 12030-3531<br />
www.DKB.de/gesundheit<br />
dann besonders hoch, wenn die nahe zu bringen.<br />
089 149812-35<br />
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