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EINFÜHRUNG IN DIE PERMAKULTUR

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<strong>E<strong>IN</strong>FÜHRUNG</strong> <strong>IN</strong> <strong>DIE</strong> <strong>PERMAKULTUR</strong><br />

Bill Mollison<br />

unter Mitwirkung von<br />

Reny Mia Slay<br />

bebildert von Andrew Jeeves<br />

VORWORT<br />

Ich wuchs in einem kleinen Dorf in Tasmanien auf. Alles, was wir benötigten, stellten wir selbst<br />

her. Wir machten uns selbst Stiefel und Eisenwaren; wir fingen Fische, bauten unsere Nahrung an,<br />

machten Brot. Von denen, die dort lebten, kannte ich niemanden, der nur einen Beruf gehabt hätte<br />

oder auch nur etwas, was man als Beruf hätte bezeichnen können. Jeder arbeitete an vielen<br />

verschiedenen Dingen.<br />

Bis ich ungefähr 28 war, lebte ich in einer Art Traum. Die meiste Zeit verbrachte ich im Busch<br />

oder auf dem Meer; ich lebte vom Fischen und Jagen. Erst in den 1950er Jahren wurde ich darauf<br />

aufmerksam, daß große Teile des Gefüges, in dem ich lebte, zugrunde gingen. Fischbestände<br />

begannen zusammenzubrechen. Entlang der Küste lichtete sich der Seetang. Große Waldflächen<br />

begannen abzusterben. Bis dahin war mir nie bewußt geworden, daß mir all das sehr ans Herz<br />

gewachsen war, daß ich dieses mein Land liebte.<br />

Nach vielen Jahren als Wissenschaftler bei der CSIRO Wildbeobachtungsbehörde und der<br />

Tasmanischen Binnenfischereibehörde begann ich, gegen die politischen und wirtschaftlichen Systeme<br />

zu protestieren, die, wie ich sah, im Begriff waren, uns und unsere Welt zu zerstören. Aber mir wurde<br />

bald klar, daß es nichts nützte, auf einer Opposition zu beharren, die am Ende doch nichts erreichte.<br />

Zwei Jahre lang zog ich mich aus der Gesellschaft zurück; ich wollte mich nie mehr irgend etwas<br />

widersetzen und keine Zeit mehr vertun. Ich wollte nur mit etwas sehr Positivem zurückkehren, mit<br />

etwas, das es uns allen ermöglichen würde, zu existieren, ohne den totalen Zusammenbruch<br />

biologischer Systeme herbeizuführen.<br />

1968 begann ich, an der Universität von Tasmanien zu lehren, und 1974 entwickelten David<br />

Holmgren und ich gemeinsam ein Konzept für ein nachhaltiges Landwirtschaftsmodell, das auf einer<br />

vielfältigen Kultur von Nutzpflanzen, mehrjährigen Bäumen, Sträuchern, Kräutern (Gemüse und<br />

Wildkräuter), Pilzen und Wurzelsystemen aufbaute, wofür ich das Wort "Permakultur" prägte. Wir<br />

wendeten viel Zeit dafür auf, die Prinzipien dieser Permakultur herauszuarbeiten und einen<br />

artenreichen Garten anzulegen. Dies führte schließlich 1978 zur Veröffentlichung von "Permaculture<br />

One", dem ein Jahr später "Permaculture Two" folgen sollte.<br />

Permakultur wurde in der Öffentlichkeit unterschiedlich aufgenommen. Die Fachwelt war<br />

empört, weil wir Architektur mit Biologie, Landwirtschaft mit Forstwirtschaft und Forstwirtschaft mit<br />

Tierhaltung verbanden, so daß sich beinahe alle, die sich als Spezialisten betrachteten, ein bißchen<br />

beleidigt fühlten. Aber die Reaktion des einfachen Volkes war ganz anders. Viele Leute hatten bereits<br />

ähnlich gedacht. Sie waren unzufrieden mit der Art von Landwirtschaft, wie sie heute ausgeübt wird,<br />

und hatten natürlichere, ökologische Systeme im Sinn.<br />

In den 70er Jahren verstand ich Permakultur als nützliche Vergesellschaftung von Pflanzen und<br />

Tieren in bezug auf menschliche Siedlungen, vornehmlich auf die Eigenständigkeit von Haushalten<br />

und Gemeinschaften ausgerichtet, und eventuell als allein aus den Überschüssen dieses Systems<br />

gespeistes ”kommerzielles Unternehmen”.<br />

Permakultur hat nun jedoch eine Bedeutung angenommen, die über die bloße Selbstversorgung<br />

des Haushalts mit Nahrung hinausgeht. Eigenständigkeit in der Nahrungsversorgung ist sinnlos, wenn<br />

die Leute keinen Zugang zu Land, Informationen und Geldern haben. Daher befaßt sich das<br />

Permakultur-Konzept in den letzten Jahren auch mit geeigneten Rechts- und Finanzierungsstrategien –<br />

einschließlich Vorgangsweisen zum Erwerb von Grund und Boden –, Gewerbestrukturen und<br />

regionaler Eigenfinanzierung. Damit wird sie zu einem ganzheitlichen Lebenskonzept.<br />

1


1976 hielt ich Vorlesungen über Permakultur, und 1979 legte ich meinen Lehrauftrag zurück<br />

und stellte mich – in fortgeschrittenem Alter – einer unsicheren Zukunft. Ich beschloß, nichts anderes<br />

zu tun als zu versuchen, Menschen zu überzeugen, gute biologische Systeme aufzubauen. Ich<br />

gestaltete eine ganze Menge Grundstücke und lebte eine Zeitlang vom Fischfang und vom<br />

Erdäpfelernten. 1981 begannen die ersten Absolventen eines Standard-Permakulturkurses in<br />

Australien ebenfalls, Permakultur-Systeme zu gestalten. Heute (1991) gibt es über 4000 solcher<br />

Absolventen auf der ganzen Welt, die alle auf die eine oder andere Weise mit Umwelt- und<br />

Sozialarbeit befaßt sind.<br />

Bill Mollison.<br />

E<strong>IN</strong>LEITUNG<br />

Permakultur ist ein Planungssystem für die Schaffung nachhaltiger menschlicher Lebensräume.<br />

Die Bezeichnung selbst ist nicht nur eine Verkürzung von "Permanenter Agrikultur", sondern auch<br />

von "Permanenter Kultur", da Kulturen ohne nachhaltige landwirtschaftliche Basis und Ethik der<br />

Landnutzung nicht lange überleben können. In gewissem Sinn befaßt sich Permakultur mit Pflanzen,<br />

Tieren, Gebäuden und Versorgungseinrichtungen (Wasser, Energie, Verbindungswege). Jedoch befaßt<br />

sie sich nicht mit diesen Elementen an und für sich, sondern vielmehr mit den Beziehungen, die wir<br />

durch die Art und Weise, wie wir sie in die Landschaft einfügen, zwischen ihnen herstellen können.<br />

Ziel ist es, Gefüge zu schaffen, die ökologisch intakt und wirtschaftlich tragfähig sind, die ihren<br />

eigenen Bedarf decken, die nicht ausbeuten oder verschmutzen und die daher auf lange Sicht<br />

nachhaltig sind. Permakultur nutzt die den Pflanzen und Tieren innewohnenden Eigenschaften in<br />

Kombination mit den natürlichen Gegebenheiten von Landschaften und Bauwerken, um ein<br />

Versorgungssystem für Stadt und Land aufzubauen. Dazu verwendet sie auch die kleinste praktisch<br />

nutzbare Fläche.<br />

Permakultur beruht auf der Beobachtung natürlicher Systeme, auf der Erfahrung traditioneller<br />

bäuerlicher Wirtschaftsweisen und auf modernem wissenschaftlichem und technologischem Wissen.<br />

Obwohl sie auf ökologischen Modellen beruht, schafft die Permakultur bewirtschaftete Ökosysteme,<br />

die darauf ausgelegt sind, mehr Nahrung für Mensch und Tier zu produzieren, als üblicherweise in der<br />

Natur zu finden ist.<br />

Am besten hat vielleicht Fukuoka in seinem Buch "The One Straw Revolution" die<br />

grundlegende Idee der Permakultur erklärt. Kurz gesagt ist sie eine Philosophie des Arbeitens mit der<br />

und nicht gegen die Natur; des langwierigen und durchdachten Beobachtens anstelle langwierigen und<br />

undurchdachten Arbeitens; und der Wahrnehmung von Pflanzen und Tieren in allen ihren Funktionen,<br />

anstatt sie als Ein-Produkt-Systeme zu behandeln. Etwas profaner ausgedrückt, habe ich davon<br />

gesprochen, Aikido auf die Landschaft anzuwenden, davon, Schläge abzufangen, Widrigkeiten in<br />

Stärke zu verwandeln und alles positiv zu verwerten. Die andere Methode ist die, Karate auf die<br />

Landschaft anzuwenden, zu versuchen, gewaltsam Erträge herauszuholen und manchen harten Schlag<br />

gegen sie zu führen. Aber wenn wir die Natur bekämpfen, bekämpfen (und zerstören) wir uns letztlich<br />

selbst.<br />

Ich glaube, daß Harmonie mit der Natur nur möglich ist, wenn wir von der Idee der Herrschaft<br />

über die natürliche Welt ablassen. Levi-Strauss sagte, daß unser fundamentaler Irrtum darin besteht,<br />

uns selbst immer als die "Herren der Schöpfung", im Sinne von Abgehobenheit, betrachtet zu haben.<br />

Wir stehen nicht über anderen Lebensformen; alles Lebendige ist Ausdruck des Lebens. Wenn wir<br />

diese Wahrheit erkennen könnten, dann würden wir sehen, daß alles, was wir anderen Lebensformen<br />

antun, wir auch uns selbst zufügen. Eine Kultur, die dies versteht, zerstört kein Leben ohne unbedingte<br />

Notwendigkeit.<br />

Permakultur ist ein System, mit dem wir auf der Erde existieren können, indem wir Energie<br />

verwenden, die natürlicherweise in Fluß und vergleichsweise unschädlich ist, und indem wir Nahrung<br />

und natürliche Ressourcen nutzen, die derart reichlich vorhanden sind, daß wir nicht fortwährend<br />

Leben auf Erden vernichten. Es sind bereits alle Methoden, schonend mit der Erde umzugehen und sie<br />

zu regenerieren, bekannt; jedoch ist nicht absehbar, daß irgendein Land oder eine große Zahl von<br />

Menschen bereit ist, die Wende zu vollziehen. Dennoch sind Millionen gewöhnlicher Leute dabei, dies<br />

ohne Unterstützung staatlicher Institutionen selbst in die Hand zu nehmen.<br />

2


Wo immer wir leben, sollten wir damit beginnen, etwas zu tun. Wir können damit anfangen,<br />

unseren Energieverbrauch zu senken - wir können tatsächlich von 40% der Energie leben, die wir jetzt<br />

verbrauchen, ohne irgend etwas von Wert zu opfern. Wir können unsere Häuser energiesparend<br />

ausstatten. Wir können den Autoverkehr verringern, indem wir Autos mit Freunden teilen und<br />

öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Wir können Wasser von unseren Dächern in Fässern sammeln<br />

oder Grauwasser zum Spülen von Toiletten oder zum Gießen des Gartens wiederverwenden. Wir<br />

können auch damit beginnen, zur Herstellung von Nahrungsmitteln beizutragen. Das heißt nicht, daß<br />

wir alle unsere eigenen Erdäpfel anzubauen brauchen, aber es könnte bedeuten, daß wir sie direkt von<br />

jemandem kaufen, der die Erdäpfel bereits verantwortungsbewußt anbaut. In der Tat wäre es<br />

wahrscheinlich sinnvoller, eine Direktvermarktungsgruppe in der Nachbarschaft auf die Beine zu<br />

stellen, als selber Erdäpfel anzubauen.<br />

In allen dauerhaften Landwirtschaften, oder allgemein in nachhaltigen menschlichen Kulturen,<br />

wird der Energiebedarf eines Systems von diesem System selbst gedeckt. Der moderne<br />

ertragsorientierte Landbau ist vollkommen von fremder, von außen kommender Energie abhängig. Die<br />

Verschiebung von produktiven dauerhaften Systemen (bei denen das Land Gemeinbesitz ist) zu<br />

einjährigen, kommerziellen Landwirtschaften (bei denen Grund und Boden als Ware aufgefaßt<br />

werden) bedingt einen Wechsel von einer Niedrigenergie- zu einer Hochenergiegesellschaft, die<br />

Nutzung von Land auf eine ausbeuterische und zerstörerische Weise und einen Bedarf an fremden<br />

Energiequellen, der hauptsächlich von der Dritten Welt gedeckt wird – in Form von Brenn- und<br />

Treibstoffen, Düngern, Eiweiß, Arbeit und Fertigkeiten.<br />

Die herkömmliche Landwirtschaft berücksichtigt und bezahlt ihre wahren Kosten nicht: Das<br />

Land wird seiner Fruchtbarkeit beraubt, um einjährige Getreide und Gemüse zu produzieren; nicht<br />

erneuerbare Rohstoffe werden verbraucht, um die Erträge zu steigern; das Land wird durch<br />

Überweidung und ausgedehntes Pflügen erodiert; Boden und Wasser werden mit Chemikalien<br />

verseucht.<br />

Wenn der Bedarf eines Systems nicht aus dem System heraus gedeckt wird, dann zahlen wir den<br />

Preis in Form von Energieverbrauch und Verschmutzung. Wir können uns die wahren Kosten unserer<br />

Landwirtschaft nicht mehr leisten. Sie vernichtet unsere Welt, und sie wird uns vernichten.<br />

Wenn wir auf der Schwelle unserer Hintertür sitzen, dann ist alles, was wir brauchen, um ein<br />

gutes Leben zu führen, um uns herum. Sonne, Wind, Menschen, Häuser, Steine, Meer, Vögel und<br />

Pflanzen umgeben uns. Mit all diesen Dingen zusammenzuwirken, bringt Harmonie, ihnen zuwider zu<br />

handeln bringt Unheil und Chaos.<br />

ELEMENTE E<strong>IN</strong>ER VOLLSTÄNDIGEN <strong>PERMAKULTUR</strong>-GESTALTUNG<br />

GELÄNDEFAKTOREN: Wasser, Boden, Landschaft, Klima, Pflanzen<br />

ENERGIEFAKTOREN: Technologien, Gebäude, Quellen, Verbindungen<br />

ABSTRAKTE FAKTOREN: Zeitabläufe, Daten, Ethik<br />

GESELLSCHAFTLICHE FAKTOREN: Rechtliche Hilfsmittel, Menschen, Kultur, Handel und<br />

Finanzen<br />

<strong>DIE</strong> GESTALTUNG: "Ein produktives Zusammenwirken von Bestandteilen in ihren besonderen<br />

Beziehungen"<br />

D I E E T H I K D E R P E R M A K U L T U R<br />

Ethik meint moralische Überzeugungen und Taten in in bezug auf das Überleben auf unserem<br />

Planeten. In der Permakultur hegen wir eine dreifache Ethik: Sorge für die Erde, Sorge für die<br />

Menschen und die Bereitstellung von mehr Zeit, Geld und Material hierfür.<br />

Sorge für die Erde bedeutet Sorge für alle belebten und unbelebten Dinge: Böden, Arten und<br />

Unterarten, Atmosphäre, Wälder, Kleinlebensräume, Tiere und Gewässer. Sie umfaßt unschädliche<br />

und wiederherstellende Tätigkeiten, aktiven Naturschutz, verantwortungsvolle und sparsame Nutzung<br />

von Ressourcen und "rechtschaffene Arbeit" (Arbeit für nützliche und produktive Systeme).<br />

Sorge für die Erde bringt auch Sorge für die Menschen mit sich, damit für unsere<br />

Grundbedürfnisse nach Nahrung, Unterkunft, Bildung, sinnvoller Beschäftigung und geselligem<br />

menschlichem Kontakt gesorgt wird. Sorge für die Menschen ist wichtig, denn obgleich die<br />

Menschheit nur einen kleinen Teil des gesamten Lebensgefüges der Welt ausmacht, haben wir doch<br />

3


entscheidenden Einfluß darauf. Wenn wir unseren Grundbedarf decken können, dann brauchen wir<br />

uns auf keine großflächig zerstörerischen Methoden gegen die Erde einzulassen.<br />

Der dritte Teil der grundlegenden Ethik der "Sorge für die Erde" ist der Beitrag von<br />

überschüssiger Zeit, Geld und Energie, um die Ziele der Sorge für Erde und Menschen zu erreichen.<br />

Das bedeutet, daß, nachdem wir uns um unsere Grundbedürfnisse gekümmert und unsere Systeme<br />

nach unserem besten Vermögen gestaltet haben, wir unseren Einfluß und unsere Energien ausdehnen<br />

können, um anderen zu helfen, dieses Ziel zu erreichen.<br />

Das Permakultur-System hat auch eine grundlegende Lebensethik, die den Eigenwert jedes<br />

lebenden Wesens anerkennt. Ein Baum hat einen Wert an sich, selbst wenn er für uns keinen<br />

kommerziellen Wert hat. Daß er lebendig ist und funktioniert, darauf kommt es an. Er erfüllt seine<br />

Rolle in der Natur: Er führt Biomasse in den Kreislauf zurück, liefert Sauerstoff für die Region und<br />

nimmt Kohlendioxid auf, bietet kleinen Tieren Unterschlupf, baut Böden auf und so weiter.<br />

Wir sehen also, daß die Ethik der Permakultur alle Aspekte umweltorientierter,<br />

gemeinschaftlicher und wirtschaftlicher Systeme durchdringt. Kooperation statt Konkurrenz, darum<br />

geht es.<br />

Es gibt folgende Möglichkeiten, die Ethik der "Sorge für die Erde" in unserem Leben umzusetzen:<br />

- Denk an die Langzeitfolgen deiner Handlungen. Plane auf Nachhaltigkeit hin.<br />

- Wo immer möglich, verwende im Gebiet heimische Arten oder jene eingebürgerten Arten, die als<br />

verträglich bekannt sind. Die unbedachte Einführung potentiell invasiver Arten könnte das natürliche<br />

Gleichgewicht deines Heimatgebietes kippen.<br />

- Kultiviere möglichst kleine Flächen. Plane energieeffiziente, intensive Systeme in kleinem Maßstab<br />

anstelle energieverschlingender extensiver Systeme in großem Maßstab.<br />

- Strebe nach Vielfalt und Polykultur (in Gegensatz zu Monokultur). Das schafft Stabilität und hilft<br />

uns, für soziale und ökologische Veränderungen gewappnet zu sein.<br />

- Erhöhe die Summe der Erträge: Schau auf den Gesamtertrag des Systems, den ein- und mehrjährige<br />

Pflanzen, Feldfrüchte, Bäume und Tiere abwerfen. Betrachte auch gesparte Energie als Gewinn.<br />

- Verwende physikalische (Sonne, Wind und Wasser) und biologische (Pflanze und Tier)<br />

Niedrigenergiesysteme, um Energie zu erhalten und zu gewinnen.<br />

- Bring den Nahrungsanbau zurück in die Städte, wo er in nachhaltigen Kulturen traditionellerweise<br />

immer gewesen ist.<br />

- Unterstütze Leute dabei, eigenständig zu werden, und setze dich für Gemeinschaftsverantwortung<br />

ein.<br />

- Forste die Erde wieder auf und stelle die Fruchtbarkeit des Bodens wieder her.<br />

- Nutze alles auf bestmögliche Art und verwerte alle Abfälle.<br />

- Sieh Lösungen, nicht Probleme.<br />

- Arbeite, wo es einen Sinn hat (pflanze einen Baum, wo er überleben wird; unterstütze Leute, die<br />

lernen wollen).<br />

DER <strong>PERMAKULTUR</strong>-BAUM<br />

Wissen wird in Produktivität umgesetzt. Permakultur ist, wie ein Baum, ein ganzheitliches System,<br />

eine Synthese von Disziplinen, übersetzt in Erträge und Produkte. Wer kann sagen, ob die Idee oder<br />

das Potential der Medien dieses Muster auslöst? Spielt das eine Rolle? Es gibt unzählige Wege und<br />

Möglichkeiten, von den Wurzeln bis zur Frucht. Alles ist mit allem verbunden.<br />

Kapitel 1<br />

GRUNDLAGEN DER <strong>PERMAKULTUR</strong><br />

1 . 1<br />

E I N L E I T U N G<br />

4


Es gibt zwei wichtige Schritte zu guter Permakultur-Gestaltung. Der erste befaßt sich mit<br />

Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien, die auf alle klimatischen und kulturellen Bedingungen anwendbar<br />

sind, während der zweite mehr mit praktischen Methoden zu tun hat, die je nach Klima und Kultur<br />

verschieden sind.<br />

Die auf den folgenden Seiten dargelegten Prinzipien gehören zu jedem Permakultur-Entwurf, in<br />

jedem Klima und für jede Größenordnung. Sie sind den Grundlagen verschiedener Wissenschaften<br />

entnommen: Ökologie, Energiesparen, Landschaftsgestaltung und Umweltwissenschaften. Es sind, in<br />

Kürze, die folgenden:<br />

� Lage zueinander: Jedes Element (wie Haus, Teich, Straße, usw.) ist zu den anderen so in<br />

Beziehung gesetzt, daß sie einander unterstützen.<br />

� Jedes Element erfüllt viele Funktionen.<br />

� Jede wichtige Funktion wird von vielen Elementen getragen.<br />

� Effiziente Energieplanung für Haus und Siedlung (Zonen und Sektoren).<br />

� Bevorzugung biologischer Ressourcen gegenüber fossilen Brennstoffen.<br />

� Wiederverwertung von Energie vor Ort (sowohl Brennstoffe als auch menschliche Energie).<br />

� Nutzung und Beschleunigung natürlicher Pflanzensukzession zur Schaffung günstiger Lagen<br />

und Böden.<br />

� Polykultur und Vielfalt nützlicher Arten für ein produktives, wechselwirkendes System.<br />

� Verwendung von Randzonen und natürlicher Muster zur Erzielung höchsten Nutzens.<br />

1 . 2<br />

L A G E Z U E I N A N D E R<br />

Der Kern der Permakultur ist die Gestaltung. Gestaltung ist Verbindung von Dingen. Sie ist<br />

nicht das Wasser oder ein Huhn oder der Baum. Sie ist die Art, wie das Wasser, das Huhn und der<br />

Baum zusammenhängen. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was uns in der Schule beigebracht<br />

wird. Die Schule nimmt alles und zupft es auseinander und stellt überhaupt keine Verbindungen her.<br />

Permakultur stellt die Verbindung her, denn sobald man sie hat, kann man die Hühner mithilfe des<br />

Baumes füttern. Um einem Teil des Ganzen (Teich, Haus, Waldstück, Garten, Windschutz, usw.)<br />

effizientes Funktionieren zu ermöglichen, müssen wir ihn an den richtigen Platz setzen.<br />

Zum Beispiel werden Dämme und Wasserbehälter über dem Haus und dem Garten angelegt, so<br />

daß anstelle einer Pumpe die Schwerkraft benutzt wird, um die Fließrichtung zu bestimmen.<br />

Windschutz beim Haus wird so plaziert, daß er den Wind abwehrt, aber das Haus nicht vor der<br />

Wintersonne abschirmt. Der Garten liegt zwischen Haus und Hühnerverschlag, so daß Gartenabfälle<br />

auf dem Weg zu den Hühnern gesammelt und Hühnermist leicht in den Garten geschaufelt werden<br />

kann, und so weiter.<br />

Wir stellen funktionelle Beziehungen zwischen allen Elementen auf eine Art her, die den Bedarf<br />

eines Elements durch die Produkte eines anderen deckt. Um dies zu erreichen, müssen wir die<br />

Grundmerkmale eines jeden Elements, seine Bedürfnisse und seine Produkte herausfinden (siehe<br />

Kasten).<br />

Die Bestandteile einer typischen Kleinlandwirtschaft können umfassen: Haus, Glashaus, Garten,<br />

Hühnerställe, Wasserbehälter, Komposthaufen, Bienenstöcke, Anzuchtfläche und<br />

Pflänzchenschuppen, Waldstück, Damm, Wirtschaftsteich, Windschutz, Scheune, Geräteschuppen,<br />

Holzstoß, Gästehaus, Weide, Hecken, Wurmbeete und so weiter. Diese können - auf dem Papier -<br />

herumbewegt werden, bis sie am vorteilhaftesten arbeiten.<br />

Bei jedem einzelnen Element können wir unsere Verbindungsstrategie auf diese Fragen<br />

gründen:<br />

"Welchen Nutzen haben die Produkte dieses speziellen Bestandteils für den Bedarf anderer<br />

Teile?"<br />

"Welche Ansprüche dieses Teils können von anderen Teilen erfüllt werden?"<br />

"Inwiefern ist dieser Teil mit anderen Teilen unverträglich?"<br />

"Wo fördert dieser Teil andere Teile des Systems?"<br />

Am besten beginnt man mit dem Mittelpunkt des Geschehens (z. B. dem Haus oder auch einem<br />

wirtschaftlichen Zentrum wie der Baumschule, dem Freilaufhühnerhof, dem Teich usw.). Damit alles<br />

richtig funktioniert, müssen wir uns vor Augen halten, daß:<br />

5


� die Zufuhr, die ein Element braucht, von anderen Elementen des Systems bereitgestellt wird<br />

und daß<br />

� die Erträge, die ein Element liefert, von anderen Elementen (einschließlich uns selbst) genutzt<br />

werden.<br />

1 . 3<br />

J E D E S E L E M E N T E R F Ü L L T V I E L E F U N K T I O N E N<br />

Jedes Element im System sollte so gewählt und angelegt werden, daß es möglichst viele<br />

Leistungen erbringt. Ein Teich kann zur Bewässerung, als Viehtränke, zur Bewirtschaftung und zum<br />

Feuerlöschen verwendet werden. Er ist auch Lebensraum für Wassergeflügel, dient der Fischzucht und<br />

als Lichtreflektor (s. Abb. 2.8). Die Mauer eines Dammes dient als Straße, als Feuerschutz und als<br />

Produktionsfläche für Bambus.<br />

Dasselbe können wir mit Pflanzen tun. Einfach dadurch, daß wir eine nützliche Art auswählen<br />

und sie an einen speziellen Platz setzen, können wir sie für einen oder mehrere der folgenden Zwecke<br />

einsetzen:<br />

Windschutz<br />

Rückzugsraum<br />

Spalier<br />

Feuerschutz<br />

Mulch<br />

Nahrung<br />

Tierfutter<br />

Brennstoff<br />

Erosionsschutz<br />

Lebensraum für Wildtiere<br />

Klimapuffer<br />

Bodenverbesserung<br />

Ein Windschutz kann mit Bäumen angelegt werden, die Futter oder Zuckerschoten für Kühe<br />

(Weiden, honey locust, tagasaste, taupata, Johannisbrotbaum) liefern; Unterholz für Zunder und<br />

Brennholz (Leucaena); Nektar und Pollen für Bienen (Acacia fimbriata) geben; und die ihren eigenen<br />

Stickstoffbedarf decken können (Leguminosen). Akazien erfüllen viele Funktionen: sie geben Samen<br />

für Geflügelnahrung und Laub für größeres Vieh und binden Stickstoff im Boden, während die Blüten<br />

Pollen für Bienen liefern. Sie sind auch Pioniergewächse, die den Boden für langsamer wachsende und<br />

empfindlichere Pflanzen vorbereiten und schützen.<br />

Passende Arten auszuwählen, bedarf eines fundierten Wissens über die in Frage kommende<br />

tierische oder pflanzliche Kultursorte, ihre Verträglichkeiten, Ansprüche und Produkte. Wenn wir z.<br />

B. Pflanzen hernehmen, dann wollen wir wissen: Ist sie laubabwerfend oder immergrün? Sind ihre<br />

Wurzeln wuchernd? Welche Wuchshöhe wird sie erreichen? Ist sie schnellwüchsig und kurzlebig oder<br />

langsamwüchsig und langlebig? Hat sie ein dichtes oder lichtes Blätterdach? Ist sie widerstandsfähig<br />

oder anfällig für Krankheiten? Kann sie beweidet oder geschnitten werden, oder wird sie durch<br />

Überbeweidung oder Schneiteln zugrunde gehen?<br />

Beginnen Sie damit, ein Artenverzeichnis anzulegen; oder machen Sie sich Notizen zu jeder<br />

Pflanze (ihre Merkmale, Verträglichkeiten und Verwendungsmöglichkeiten) auf Karten in einem<br />

Karteisystem (siehe die kommentierte Artenliste im Anhang). Was Sie sich notieren sollten, sind<br />

folgende Dinge:<br />

1. Form: Lebensrhythmus (einjährig, mehrjährig, laubwerfend, immergrün) und Gestalt<br />

(Strauch, Kletterpflanze, Baum) sowie Wuchshöhe.<br />

2. Verträglichkeiten: Klimazone (trocken, gemäßigt, tropisch, subtropisch); Schatten- oder<br />

Sonnenverträglichkeit (bevorzugt Schatten, Halbschatten, Vollsonne); Lebensraum (feucht, trocken,<br />

6


naß, geringe oder große Seehöhe); Bodenverträglichkeit (sandig, lehmig, felsig); pH-Toleranz (saure<br />

oder alkalische Böden).<br />

3. Nutzung: Nahrung (menschliche Nahrung oder Gewürz); Heilmittel; Viehfutter (für<br />

bestimmte Tiere, z. B. Hühner, Schweine, Rotwild); Bodenverbesserung (Stickstoffbindung,<br />

Deckfrucht und Gründüngung); Geländeschutz (Erosionsschutz, lebender Zaun, Windschutz);<br />

Holzschnitt (Brennholz, Stangenholz, Pfähle); Baumaterial (Stangen, Bauholz, Möbel) und andere<br />

Verwendungen (Fasern, Brennstoff, Insektenabwehr, Verzierung, Nektar und Pollen für Bienen,<br />

Wurzelstock, Färben).<br />

Verschiedene Faktoren können die Artenwahl begrenzen:<br />

�Ungeeignet für Klima oder Boden<br />

�Örtlich überhandnehmend oder giftig<br />

�Nicht erhältlich oder selten (meist nicht außerhalb des Herkunftslandes gehandelt)<br />

�Vorliebe (Vegetarier werden keine Futterpflanzen oder Fleischvieh wählen)<br />

�Verfügbares Gebiet (kleinere Arten für kleine Grundstücke)<br />

�Nützlichkeit im Verhältnis zur Schwierigkeit des Anbaus, zu geringem Ertrag oder zur<br />

Reifezeit<br />

ABBILDUNG 1 Analyse der Merkmale, Ansprüche und Produkte jedes Elements im System, um es<br />

in bezug auf andere Elemente des Systems an die richtige Stelle zu setzen<br />

(silbergetupfte Hamburgerhenne)<br />

ANSPRÜCHE: Andere Hühner - Nahrung - Luft - Wasser - Staub - Kies - Unterschlupf<br />

PRODUKTE & VERHALTEN: Eier - Fleisch - Federn - Dung - Methan - CO 2 - Scharren -<br />

Futtersuche - Fliegen - Kämpfen<br />

TYPISCHE MERKMALE: Rasse - Farbe - Klimaverträglichkeit - Rassenspezifisches Verhalten<br />

FUNKTIONSANALYSE DES HUHNS<br />

Ich greife gern das Huhn heraus, um den Vorgang der beziehungsvollen Plazierung zu<br />

zeigen(Abbildung 1.1).<br />

Zuerst listen wir die dem Huhn eigenen Merkmale auf: seine Farbe, Größe und sein Gewicht,<br />

seine Hitze- und Kälteverträglichkeit, seine Fähigkeit, eigene Junge aufzuziehen usw. Hühner haben<br />

unterschiedliche Zuchtmerkmale: Hellfärbige Hühner vertragen mehr Hitze als dunkelfärbige;<br />

schwerere Rassen können nicht so hoch fliegen wie leichtere (was bedeutet, daß es unterschiedlicher<br />

Zaunhöhen bedarf); einige Rassen sind bessere Mütter, andere bessere Leger. Wir ziehen auch das<br />

Verhalten des Huhns in Betracht: Wie ist seine "Persönlichkeit"? Wir sehen, daß alle Hühner nach<br />

Futter scharren, gehen, fliegen, in der Nacht in Bäumen oder auf Sitzstangen schlafen, Scharen bilden<br />

und Eier legen.<br />

Dann listen wir Grundbedürfnisse auf:<br />

Hühner brauchen Unterschlupf, Wasser, ein Staubbad, um Läuse fernzuhalten, einen<br />

geschützten Schlafbereich und Nester. Sie brauchen eine Quelle für Muschelkies, um die Nahrung in<br />

ihren Kröpfen zu zermahlen. Und sie sind gerne mit anderen Hühnern zusammen. Ein einzelnes Huhn<br />

ist eine ziemlich traurige Angelegenheit - am besten gibt man ihm ein paar Gefährtinnen. Das alles ist<br />

leicht zu beschaffen und kann in wenigen Tagen eingerichtet werden. Hühner brauchen auch Nahrung,<br />

und da beginnen wir, Verbindungen zu anderen Teilen unseres Systems herzustellen, denn wir wollen<br />

die Hühner auf einen Platz geben und in eine Lage versetzen, wo sie sich ihren Lebensbedarf selbst<br />

erscharren können. Immer, wenn wir das Huhn daran hindern, sich natürlich zu verhalten - z. B. bei<br />

der Futtersuche - müssen wir für sie die Arbeit tun. Sowohl Arbeit als auch Umweltverschmutzung<br />

sind Ergebnisse falsch gestalteter oder unnatürlicher Systeme.<br />

Zuletzt führen wir die Produkte oder Erträge des Huhns an. Es liefert Fleisch, Eier, Federn,<br />

Federstaub, Mist, Kohlendioxid (vom Atmen), Geräusche, Wärme und Methan. Wir wollen das Huhn<br />

an einer Stelle so plazieren, daß seine Produkte von anderen Elementen des Systems genutzt werden.<br />

Wenn wir diese Erträge nicht verwenden, um andere Teile unseres Systems zu unterstützen, sind wir<br />

mit mehr Arbeit und Verschmutzung konfrontiert.<br />

Jetzt haben wir alle Informationen, die wir brauchen, um einen Plan für den Hühnerauslauf zu<br />

skizzieren, um festzulegen, wo Zäune, Unterschlupf, Nester, Bäume, Samen und Grünfutter, Teiche,<br />

Glashäuser und Verarbeitungseinrichtungen in Bezug zum Huhn hinkommen sollen. Also:<br />

7


DAS HAUS benötigt Nahrung, Brennstoff zum Kochen und Heizen in der kalten Jahreszeit,<br />

Warmwasser, Beleuchtung usw. Es gibt den Menschen Unterkunft und Wärme. Das Huhn kann einige<br />

dieser Bedürfnisse befriedigen (Nahrung, Federn, Methan). Es konsumiert auch die meisten<br />

Nahrungsabfälle, die im Haus anfallen.<br />

DER GARTEN braucht Dünger, Mulch, Wasser. Er gibt Blätter, Samen, Gemüse. Das Huhn<br />

gibt Dünger ab und frißt überschüssige Gartenprodukte. Nahe beim Garten angelegte<br />

Hühnerverschläge ermöglichen einfache Mistsammlung und ein "Wirf´s-über-den-Zaun"-<br />

Fütterungssystem. Hühner können in den Garten gelassen werden, allerdings nur unter kontrollierten<br />

Bedingungen.<br />

DAS GLASHAUS benötigt Kohlendioxid für die Pflanzen, Methan zum Keimen, Dünger,<br />

Wärme und Wasser. Tagsüber gibt es Wärme ab, und es liefert Nahrung für die Menschen, mit etwas<br />

Ernteabfall für die Hühner. Das Huhn kann offensichtlich viel von diesem Bedarf decken und die<br />

meisten Abfälle verwenden. Es kann in der Nacht das Glashaus auch mit Wärme in Form von<br />

Körperwärme versorgen, wenn wir das Hühnerhaus daran anschließend errichten (Abbildung 6.8).<br />

DER OBSTGARTEN erfordert Unkrautjäten, Schädlingsbekämpfung, Düngung und etwas<br />

Beschneidung. Er gibt Nahrung (Obst und Nüsse) und liefert Insekten für die Nahrungssuche der<br />

Hühner. So können Obstgarten und Hühner nutzbringend zusammenwirken, wenn die Hühner von Zeit<br />

zu Zeit hineingelassen werden.<br />

DAS WALDSTÜCK braucht Bewirtschaftung, Feuerschutz, eventuell Schädlingsbekämpfung,<br />

etwas Düngung. Es bietet festen Brennstoff, Beeren, Samen, Insekten, Unterschlupf und etwas<br />

Wärme. Hühner können auf den Bäumen schlafen, sich von Insektenlarven ernähren und durch<br />

Scharren und Weiden von Brennstoffen wie Gräsern zum Feuerschutz beitragen.<br />

DAS ACKERLAND bedarf des Pflügens, Düngens, Säens, Erntens und der Lagerung der Ernte.<br />

Es liefert Futter für Hühner und Menschen. Die Hühner tragen als Düngerlieferanten und<br />

Bodenbearbeiter ihren Teil bei (eine große Zahl von Hühnern auf einer kleinen Fläche putzt die ganze<br />

Vegetation wirksam weg und gräbt den Boden durch Scharren um).<br />

<strong>DIE</strong> WEIDE benötigt Beweidung, Düngung und Lagerung von Heu oder Silage. Sie gibt den<br />

Tieren Futter (Würmer und Insekten eingeschlossen).<br />

DER TEICH benötigt ein wenig Düngung. Er liefert Fische und Wasserpflanzen als Nahrung,<br />

kann Licht spiegeln und Wärme speichern.<br />

Indem wir die Hühner einfach sich natürlich verhalten und dort frei laufen lassen, wo sie von<br />

Nutzen sind, holen wir aus ihnen eine Menge "Arbeit" heraus. Bei Anwendung der obigen Information<br />

weisen wir den Hühnern einen Platz nahe am (umzäunten) Gemüsegarten zu, wahrscheinlich zum<br />

Glashaus hin. Die Tore zum Obstgarten, zur Weide und zum Waldstück werden zu den richtigen<br />

Zeiten geöffnet, damit die Hühner Fallobst, Samen und Insekten fressen, Unkräuter herauskratzen und<br />

Dünger zurücklassen können.<br />

1 . 4<br />

J E D E W I C H T I G E F U N K T I O N<br />

W I R D V O N V I E L E N E L E M E N T E N E R F Ü L L T<br />

Wichtige Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung, Energie und Feuerschutz sollten auf zwei<br />

oder mehr Arten abgedeckt werden werden. Eine umsichtige Gestaltung der Landwirtschaft wird zum<br />

Beispiel sowohl einjähriges als auch Dauergrünland sowie auch Futterbäume (Pappeln, Weiden, honey<br />

locust und tagasaste) umfassen, die entweder geschneitelt und dem Stallviehverfüttert werden, oder<br />

das Vieh wird für kurze Zeiträume hineingelassen, um die Blätter, Schoten oder abgeschnittenen Äste<br />

zu fressen.<br />

Auf gleiche Weise kann ein Haus mit einem sonnenbetriebenen Warmwassersystem als Ersatz<br />

zusätzlich einen Holzofen mit Wasserkühlmantel haben, der heißes Wasser liefert, wenn die Sonne<br />

nicht scheint. Und zur Feuerbekämpfung werden viele Elemente (Teich, Einfahrt, langsam brennende<br />

Windschutzbäume und Swales) in die Grundstücks- oder Dorfgestaltung einbezogen, um dann, wenn<br />

es zu einem Brand kommt, den Schaden gering zu halten.<br />

In anderen Beispielen wird Wasser auf viele verschiedene Arten gesammelt, von Dämmen und<br />

Wasserspeichern zu Swales und Grubbern (um das Wasser wieder zu ergänzen), und an Meeresküsten<br />

8


werden Winde zuerst durch eine starke erste Windschutzreihe von Bäumen und Büschen, weiter innen<br />

durch halbdurchlässige Zäune oder Spalieranlagen gebremst.<br />

1 . 5<br />

E F F I Z I E N T E E N E R G I E P L A N U N G<br />

Der Schlüssel zu effizienter Energieplanung (die eigentlich effiziente wirtschaftliche Planung<br />

ist) ist die Plazierung in Zonen und Abschnitten von Pflanzen, von Bereichen für Tiere und Gebäuden.<br />

Die einzigen Einflüsse sind lokale Marktverhältnisse, Zugänglichkeit, Hanglage, lokale klimatische<br />

Eigenarten, Gegenden von besonderem Interesse (Schwemmflächen oder felsige Hänge) sowie<br />

besondere Bodenverhältnisse wie harte Laterite oder Sumpfböden. Die folgenden Abschnitte<br />

behandeln Zonen-, Sektoren- und Hangpläne für ein "ideales" Grundstück, sagen wir, ein sanfter,<br />

sonnenseitiger Hang, wo wenige Variablen anzutreffen sind. "Wirkliche" Landschaft hingegen ist<br />

anders, so daß deine Entwürfe komplexer sein werden als die hier beschriebenen.<br />

ZONENPLANUNG<br />

Zonenplanung heißt, Elemente je nach der Häufigkeit, mit der wir sie benutzen oder pflegen<br />

müssen, zu plazieren. Bereiche, die jeden Tag aufgesucht werden müssen (z. B. Glashaus, Hühnerstall,<br />

Gemüsegarten), werden nah angelegt, während Bereiche, die weniger oft besucht werden (Obstgarten,<br />

Weideland, Waldstück), entfernter angelegt werden (Abbildung 1.2). Um Bereiche in Zonen<br />

anzuordnen, geh von einem Mittelpunkt aus, üblicherweise dem Haus, obwohl es auch ein Stall, eine<br />

Baumschule oder, in größerem Maßstab, ein ganzes Dorf sein kann.<br />

Die Zonierung wird eingeteilt nach (1) der Häufigkeit, mit der man das Element (Pflanze, Tier<br />

oder Gebäude) aufsuchen muß, um etwas zu ernten oder zu pflücken; und (2) wie oft das Element<br />

besucht werden muß.<br />

Beispielsweise würden wir übers Jahr den Geflügelstall<br />

� wegen der Eier 350mal,<br />

� wegen des Dungs 20mal,<br />

� zur Auslese 5mal und,<br />

� 20mal aus anderen Gründen,<br />

also insgesamt 395mal aufsuchen; wohingegen man eine Eiche nur zweimal im Jahr besucht,<br />

um Eicheln zu sammeln. Je mehr Besuche nötig sind, um so näher müssen die Objekte liegen. Jene<br />

Bestandteile, die sehr häufiger Beobachtung, regelmäßiger Besuche und Arbeitsleistung oder<br />

komplexer Bewirtschaftungsmethoden bedürfen, müssen in unmittelbarer Nähe angelegt werden;<br />

andernfalls verschwenden wir viel Zeit, Aufwand und Energie, um sie aufzusuchen.<br />

Die goldene Regel ist, die nächstgelegenen Bereiche zuerst zu erschließen, unter Kontrolle zu<br />

kriegen, und dann über die Ränder hinaus zu erweitern. Allzu oft wählt der Anfänger den Garten weit<br />

vom Haus und erntet die Pflanzen dann weder effizient noch kümmert er sich ausreichend um sie. Mit<br />

der Zeit kann jeder Boden für einen Garten nutzbar gemacht werden; bleib also nahe beim Haus, wenn<br />

du Garten und Obstgarten anlegst.<br />

Zone 0 ist der Mittelpunkt des Geschehens (Haus, Stall oder Dorf bei Entwürfen in großem<br />

Maßstab). Sie ist so angelegt, daß sie Energie bewahrt und den Bedürfnissen der Bewohner entspricht.<br />

Zone I ist der Nahbereich des Hauses. Sie ist der am meisten bearbeitete und am intensivsten<br />

genutzte Bereich und kann Garten, Arbeitsschuppen, Glashaus und Anzuchtkästen, Kleinvieh<br />

(Kaninchen, Meerschweinchen), Brennstoffe fürs Haus (Gas, Holz), Kompost, Mulchmaterial,<br />

Wäscheleine und Getreide-Trockenplatz einschließen. Hier gibt es keine großen frei weidenden Tiere<br />

und vielleicht gerade ein paar größere Bäume (abhängig vom Schattenbedarf). Häufig aufgesuchte<br />

oder wichtige Kleinbäume können in diese Zone gestellt werden, z. B. ein verläßlich tragender<br />

Zitronenbaum.<br />

Zone II ist auch noch intensiv betreut und enthält dichte Pflanzungen (größere Sträucher, ein<br />

kleiner gemischter Obstgarten, Windschutz). An Elementen gehören Terrassen, Hecken, Spaliere und<br />

Teiche hierher. Es gibt einige große Bäume mit einer vielfältigen Krautschicht und Unterwuchs,<br />

insbesondere Beerenobst. Pflanzen- und Tierarten, die Pflege und Beobachtung brauchen, finden sich<br />

in dieser Zone, und Wasser wird netzförmig verteilt (Tropfbewässerung für Bäume). Geflügel wird<br />

9


zum Weiden in ausgewählte Bereiche (Obstgarten, Waldstück) gelassen, und als Verbindung zur<br />

nächsten Zone kann ein Bereich für eine Milchkuh eingezäunt werden.<br />

Zone III umfaßt unbeschnittene und ungemulchte Obstgärten, größere Weiden oder Flächen für<br />

Fleischvieh oder Zuchtherden sowie Hauptfeldfrüchte. Wasser ist nur für einige Pflanzen vorhanden,<br />

aber es gibt Tränken für die Tiere. Dies sind Kühe, Schafe und halbwilde Vögel. An Pflanzungen gibt<br />

es Windschutzhecken, Dickichte, Waldstücke und große Bäume (wie Nuß und Eiche) als Tierfutter.<br />

Zone IV ist halb bewirtschaftet, halb wild, und dient dem Sammeln und der Wild- und<br />

Forstwirtschaft, trägt winterfeste Futterpflanzen und unbeschnittene Bäume. Zu den erwirtschafteten<br />

Materialien gehört Holz, auch andere Erträge (Pflanzen und Wild) sind möglich.<br />

Zone V besteht aus kaum oder gänzlich unbewirtschafteter natürlicher Wildnis. Bis zu diesem<br />

Punkt gestalten wir. In Zone V beobachten und lernen wir; sie ist unser wichtiger Ort zum<br />

Nachdenken, wo wir Besucher, nicht Bewirtschafter sind.<br />

Lesezeichen 22. 2.<br />

Tabelle 1.1 Einige Faktoren, die sich beim Planen der Zonen mit zunehmender Entfernung<br />

verändern.<br />

Die Zonen stellen eine handliche und allgemein anwendbare Methode dar, mit Entfernungen<br />

umzugehen; in der Praxis jedoch werden die Zonengrenzen verschwimmen, oder Geländeform und<br />

Grundstückszugang können manchmal bewirken, daß der am wenigsten genutzte Bereich (Zone V)<br />

neben den am intensivsten genutzten Bereich (Zone I) liegt (zum Beispiel ein steiler, bewaldeter Hang<br />

direkt hinterm Haus).<br />

Tatsächlich können wir Keile der Zone V bis vor unsere Haustür bringen, als Durchgang für<br />

Wild, Vögel und Natur. Auch können wir Zone I einem vielbenutzten Pfad entlang ausdehnen (ein<br />

geschlungener Weg, der uns vom Haus zum Stall, am Hühnerstall vorbei, in den Garten, an den<br />

Holzstoß und wieder zurück zum Haus führt). Die Abbildungen 1.3 und 1.4 zeigen Muster-<br />

Zonierungspläne für einen kleinen Bauernhof.<br />

Die Zoneneinteilung kann sich ändern, wenn wir mit zwei oder mehr Mittelpunkten arbeiten,<br />

nehmen wir an mit dem Haus und einem Gästehaus oder mit Haus und Stall oder, in größerem<br />

Maßstab, mit den Häusern in einem Dorf. In diesem Fall müssen wir die Verkettungen zwischen<br />

diesen Zentren sorgfältig herausarbeiten, die vornehmlich in Zugang, Wasser- und Energieversorgung,<br />

Abwasserentsorgung und Umzäunungen bestehen. David Holmgren nennt dies "Netzwerk-Analyse",<br />

die bei komplexeren Grundstücken Verbindungen zwischen Straßen, Rohrleitungen,<br />

Windschutzanlagen und so weiter plant, um mehr als ein Zentrum zu versorgen.<br />

SEKTORENPLANUNG<br />

Sektoren haben zu tun mit den Naturkräften, den Elementen Sonne, Licht, Wind, Regen, Feuer<br />

und Wasserfluß (einschließlich Überflutung). All diese kommen von außerhalb und gehen durch unser<br />

System hindurch. Für sie erstellen wir ein Sektorendiagramm, das auf dem gegebenen Grundstück<br />

beruht, üblicherweise in keilförmige Bereiche aufgeteilt, die von einem Mittelpunkt des Geschehens<br />

ausgehen (im allgemeinen das Haus, aber es können auch andere Bauten sein). Abbildung 1.5.<br />

Einige der Faktoren, die man auf so einem Grundrißplan skizziert, sind:<br />

�feuergefährdeter Bereich<br />

�kalte oder schädliche Winde<br />

�heiße, salzige oder staubige Winde<br />

�Sichtschutz<br />

�Einstrahlwinkel der Winter- und Sommersonne<br />

�Spiegelung auf Teichen<br />

�Überflutungsbereiche<br />

Wir plazieren passende Pflanzenarten und bauliche Strukturen in jeden Sektor, um (1) die<br />

einfallenden Energien oder Blicke zu hemmen oder abzuschirmen, (2) sie für besondere Zwecke zu<br />

kanalisieren oder (3) den Sektor beispielsweise maximalem Sonnenlicht zu öffnen. Wir legen<br />

Gestaltungselemente also derart an, daß wir einfallende Energie zu unserem Vorteil nutzen können.<br />

Für den feuergefährdeten Sektor wählen wir Elemente, die nicht brennen oder einen<br />

Feuerschutz darstellen, wie Teiche, Steinmauern, Straßen, offenes Gelände, feuerhemmenden<br />

Bewuchs oder Weidevieh, das die Vegetation kurz hält.<br />

10


HANG<br />

Schließlich schauen wir uns das Grundstück im Profil an, wobei wir relative Erhebungen<br />

berücksichtigen, um die Lage von Dämmen, Wasserspeichern oder Brunnen (oberhalb des Hauses;<br />

Wasser fließt abwärts) zu bestimmen; um Zufahrtsstraßen, Drainagen, Überflutungs- oder<br />

Strömungsableitungen zu planen und um Abwasseraufbereitungs- oder Biogasanlagen anzuordnen und<br />

so weiter. Die Abbildungen 1.6 und 1.7 veranschaulichen einige ideale Beziehungen von Bauten und<br />

Funktionen unter der Annahme, daß ein brauchbarer Hang vorliegt. Beginnend vom Plateau oder<br />

Kamm:<br />

� Oberhalb des Hauses gelegene Dämme nehmen den Überschuß höher gelegener<br />

Wasserbehälter auf, die das Dachwasser von Heuschobern, Werkstätten oder Versammlungshäusern<br />

sammeln, die alle wenig Wasser benötigen, aber große Dachflächen haben. Verteilungskanäle um<br />

Hügel- oder Bergkämme herum, die zu Dämmen führen, erfüllen denselben Zweck.<br />

� Alle überdachten Wasserspeicher auf Erhebungen sind sehr nützlich und können als<br />

Unterkellerung oder Fundament der Gebäude errichtet werden, wodurch sie einen Hitze-/Kältepuffer<br />

im Unterboden von Werkstätten bilden. Wasser von solchen überdachten Tanks ist mit Sicherheit frei<br />

von biologischer Verschmutzung und sollte strikt der Trinkwassernutzung in niedrigeren Lagen, dem<br />

Siedlungsbereich, vorbehalten sein. Der Großteil häuslichen Wasserbedarfs (zum Duschen, fürs Klo,<br />

für Gärten) wird von den Hochdämmen gespeist.<br />

�Oberhalb des Hauses, besonders bei rauhem, felsigem und trockenem Gelände, sollte eine<br />

sorgfältige Auswahl trockenheitsliebender Pflanzen getroffen werden, die nur bei der Pflanzung<br />

Bewässerung "vor Ort" brauchen. Diese Wälder oder Obstgärten tragen zum Erosionsschutz und zur<br />

Wasserspeicherung bei. In niedrigeren Lagen wähle man Pflanzen mit höherem Wasserbedarf.<br />

�Beim Haus werden kleine Tanks für die Wasserversorgung im Notfall benötigt, und das Haus<br />

sollte aus Feuerschutzgründen hinter den unteren Dämmen oder Teichen liegen. Grauwasser vom<br />

Haushalt (Abwasser von Spülbecken und Duschen, nicht von Toiletten) wird von dichter Vegetation<br />

entweder im Gemüsegarten oder im Obstgarten aufgenommen.<br />

� Von unten wird Wasser vom Talsee oder von tiefer gelegenen großvolumigen Speichern in<br />

Notfällen wie Feuer oder Dürre zu den hochgelegenen Speichern und Dämmen gepumpt.<br />

Ein Punkt, der bei der Planung oft unberücksichtigt bleibt, ist der Zugang zum Oberhang als<br />

Weg oder Straße. Dieser Zugang ermöglicht Wasserdrainage oder -verteilung zu Dämmen am<br />

Mittelhang, Feuerschutz an Hängen und zur Erntezeit Zugang zum Wald, zu Schuppen oder Ställen.<br />

Oft kann - auf kleinen Grundstücken - das Mulchmaterial aus den Wäldern und Dung von Ställen am<br />

Oberhang einfach hangabwärts geschafft werden, um einen Stall-zu-Haus-Garten anzulegen. Gerippte<br />

Böden in den Scherschuppen, Ziegen- und anderen Ställen auf dem Oberhang ermöglichen leichten<br />

Zugang zum Mist.<br />

Um die grundlegenden Energiespar-Regeln zu wiederholen:<br />

��Ordne jeden Teil (Pflanze, Tier oder Gebäude) so an, daß er zumindest zwei oder mehr<br />

Aufgaben erfüllt.<br />

� Jede wichtige Funktion (Wassersammlung, Feuerschutz) wird auf zwei oder mehr Arten<br />

erfüllt.<br />

� Die Elemente werden gemäß der Intensität der Nutzung (Zonen), der Handhabung äußerer<br />

Energien (Sektoren) und des wirksamen Energieflusses (Hang oder Konvektion) plaziert.<br />

Wenn diese Hausverstands-Überlegung einmal erfolgt ist, wissen wir, daß sich jeder Bestandteil<br />

aus drei Gründen an einem passenden Platz befindet (in bezug auf die Gegebenheiten des<br />

Grundstücks, die von außen einwirkenden Kräfte sowie den Hang oder die Erhebung). Um es<br />

zusammenzufassen: Keinen Baum, kein Gebäude, keine Pflanze oder Tätigkeit sollte es geben, der/die<br />

nicht entsprechend diesen Kriterien angeordnet werden. Wenn wir zum Beispiel eine Kiefer pflanzen,<br />

dann in Zone IV (selten aufgesucht), weg vom feuergefährdeten Sektor (sie speichert Brennstoff und<br />

brennt wie ein Teerfaß), zum Kaltwind-Sektor hin (Kiefern sind ein robuster Windschutz), und sie<br />

sollte eßbare Nüsse für Tierfutter tragen.<br />

Wenn wir ein kleines Gebäude wie etwa einen Geflügelstall plazieren wollen, dann sollte er an<br />

Zone I angrenzen (für häufige Besuche), abseits des Feuersektors liegen, an den einjährigen Garten<br />

anschließen (zwecks einfacher Dungsammlung), mit der Rückseite zum Futterbereich liegen, in<br />

gemäßigtem Klima an ein Glashaus angebaut werden und Teil eines Windschutzsystems sein.<br />

11


1 . 6<br />

V E R W E N D U N G L E B E N D E R R E S S O U R C E N<br />

In einem Permakultur-System verwenden wir lebende Ressourcen (Pflanzen und Tiere) wo<br />

immer möglich, um Energie zu sparen und um die Farmarbeit zu besorgen. Pflanzen und Tiere werden<br />

herangezogen, um Brennstoff, Dünger, Bodenbearbeitung, Insektenbekämpfung, Unkrautbekämpfung,<br />

Nährstoffverwertung, Standortverbesserung, Bodenbelüftung, Feuerschutz, Erosionsschutz zu<br />

gewähren und so weiter.<br />

Lebende Ressourcen auf dem Grundstück aufzubauen, ist eine Langzeitinvestition, die in den<br />

Planungsstadien des Nachdenkens und der Lenkung bedarf, da sie eine Schlüsselstrategie ist, um<br />

Energiekreisläufe zu schließen und nachhaltige Systeme zu entwickeln. Wir verwenden pflanzliche<br />

Dünger und Leguminosen-Bäume anstelle von Stickstoffdünger; lieber Weidegänse und kurze Kräuter<br />

als Rasenmäher; lieber biologische Insektenbekämpfung als Pestizide; und Tiere wie Hühner oder<br />

Schweine anstelle von Rotivatoren, Herbiziden und Kunstdüngern.<br />

Dennoch ist sorgsamer und angemessener Gebrauch nicht lebender Ressourcen (Maschinen mit<br />

fossilen Treibstoffen, Kunstdünger, technische Geräte) in den Anfangsstadien einer Permakultur<br />

akzeptabel, wenn sie dazu verwendet werden, langfristige, nachhaltige lebende Systeme und<br />

dauerhafte, feste Einrichtungen zu schaffen.<br />

Zum Beispiel wurden zur Herstellung technischer Geräte wie photovoltaischer Zellen, Solar-<br />

Thermen und Plastikrohren nicht erneuerbare Rohstoffe eingesetzt, aber wir können diese wirksam<br />

einsetzen, um vor Ort unsere eigene Energie zu erzeugen. Auch können wir Baumaschinen mieten, um<br />

Straßen, Dämme, Senken und Verteilungskanäle zu bauen; Traktoren, um harten, unergiebigen Boden<br />

zu grubbern oder in trockenen Gegenden kleine Vertiefungen zu machen, um Schlick und Samen für<br />

späteres Pflanzenwachstum aufzufangen; Lastwägen, um Mist und Mulch von nahegelegenen Quellen<br />

herbeizuschaffen, um unsere eigenen Systeme starten zu können.<br />

Ebenso schafft die Einbringung von Kunstdüngern in ausgezehrte Böden Pflanzen für die<br />

Gründüngung, mit denen biologische Fruchtbarkeit aufgebaut wird. Die Probleme beginnen, wenn wir<br />

in einer jährlichen Düngungs- oder Maschinentretmühle gefangen sind, anstatt diese Ressourcen klug<br />

einzusetzen, um unsere eigenen biologischen Systeme vor Ort oder in der Gemeinde aufzubauen.<br />

Verwende auf jeden Fall vorsichtig, was dir zur Verfügung steht, verwende es für bestmögliche<br />

Zwecke und entwickle so schnell wie möglich Alternativen.<br />

Es folgen nun einige Beispiele, wie man Pflanzen und Tiere einsetzen kann, um Ertrag und<br />

Vitalität zu steigern und um den Bedarf an Düngern und Pestiziden zu vermindern. Anstatt auf<br />

Maschinen oder rohe Kraft zu setzen, können wir die Bewirtschaftung und Pflege unserer Grundstücke<br />

mit Denken bewerkstelligen.<br />

Tier-Traktoren: Hühner und Schweine sind dafür bekannt, daß sie den Boden auf der Suche<br />

nach Würmern, Insekten und Wurzeln aufscharren und aufgraben. Tier-Traktor-Systeme werden in<br />

Kapitel 6 beschrieben; dennoch in aller Kürze: Hühner, Schweine oder Ziegen zerstören jede<br />

Vegetation, wenn man sie auf einer überwucherten oder mit Dornengestrüpp bewachsenen Fläche<br />

einschließt, arbeiten teilweise den Boden um und düngen ihn. Dann werden sie in ein anderes Gehege<br />

gegeben, bevor sie durch Überdüngung oder Durchwühlen des Bodens tatsächlich Schaden anrichten.<br />

Schädlingsbekämpfung: Pflanzen aus den Familien der Umbelliferae (Schirmblütler) und der<br />

Compositae (Korbblütler) wie Dill, Fenchel bzw. Gänseblümchen oder Ringelblume locken, um die<br />

Gartenbeete gepflanzt, Raubinsekten an (Insekten, die Schädlinge fressen oder als Parasiten befallen).<br />

Teiche im Garten ziehen insektenfressende Frösche an. Passende Nistkästen oder Dornensträucher<br />

bieten Lebensraum für insektenfressende Vögel. Pilze und nützliche Bakterien oder Fadenwürmer<br />

werden ebenfalls benutzt, um Insekten kurz zu halten, und viele Pflanzen wirken bremsend auf<br />

Insekten oder Fadenwürmer.<br />

Dünger: Alle Tiere wirken an Nährstoffkreisläufen mit, indem sie Pflanzen oder andere Tiere<br />

fressen und stickstoffhaltigen Kot auf Feldern, in Obstgärten und Gärten ausscheiden. Enten- und<br />

Schweinemist in einem großen Teich oder See erhöht das Nährstoffangebot für viele Fischarten.<br />

Regenwürmer pumpen Luft in Böden und liefern Humus und Nährstoffe für Pflanzen oder werden als<br />

Geflügel- oder Fischfutter gesammelt. Garten- und Obstgartenabfälle werden von Würmern wieder in<br />

den Kreislauf zurückgebracht, die dabei etwaige Schädlinge und Krankheiten beseitigen.<br />

12


Beinwell kann zusammen mit Mist zu einer flüssigen Mixtur kompostiert oder fermentiert<br />

werden, die wichtige Nährstoffe für Gartenpflanzen liefert. Viele kräftige und tiefwurzelnde<br />

Baumarten dringen in die tieferen Bodenschichten vor und erschließen Nährstoffe, die für<br />

flachwurzelnde Pflanzen nicht erreichbar sind. Das Laub kann dann zum Mulchen und somit zum<br />

Aufbau von Bodenhumus verwendet werden.<br />

Kräuter und Bäume aus der Familie der Leguminosen (Luzerne, Bohnen, leucaena, Akazien),<br />

die ebenfalls Nährstoffe in den Boden abgeben, indem sie Stickstoff aus der Luft aufnehmen und in<br />

Wurzelknöllchen verarbeiten, haben angepaßte Bakterien (Rhizobium), die in ihren Wurzelknöllchen<br />

arbeiten. Indem das richtige Rhizobium der Topfpflanzenerde beigefügt wird, kann das<br />

Pflanzenwachstum um bis zu 80% über das nicht behandelter Exemplare gesteigert werden.<br />

(Anmerkung: Nicht alle Leguminosen binden Stickstoff; wichtige Ausnahmen sind honey locust und<br />

carob). Von über 150 nicht leguminosen Pflanzen wie der Erle (Alnus), der Ölweide (Eleagnus) und<br />

dem Känguruhbaum (Casuarina) weiß man ebenfalls, daß sie Stickstoff binden.<br />

Weidekräuter, Sträucher und Bäume der Leguminosen-Familie werden zwischen Obst- und<br />

Waldbäume gepflanzt, und leguminose Feldfrüchte wie Saubohnen und Erbsen werden in Gärten und<br />

als Unterwuchs in Obstgärten gepflanzt. Wenn sie vor der Blüte zurückgeschnitten werden, wird<br />

Stickstoff von den Wurzelknöllchen in den Boden abgegeben, wo er von umstehenden Pflanzen<br />

aufgenommen wird.<br />

Viele dieser Pflanzen, besonders Leguminosen, haben auch anderweitigen Nutzen; der<br />

Sibirische Erbsenstrauch (Caragana) und tagasaste (Chaemocytisus palmensis) beispielsweise<br />

verbessern nicht nur den Boden, sondern sind auch in Windschutzhecken und als Lieferanten von<br />

Hühnerfutter (Samen) und Futter für größeres Vieh (Blätter) von Nutzen.<br />

Andere biologische Ressourcen sind Bienen (befruchten Blüten und sammeln Nektar),<br />

stachelige Pflanzen (zum Einzäunen), allelopathische Pflanzen (Pflanzen, die Unkrautwuchs hemmen)<br />

und Hunde (als Hirtenhunde, besonders für Schafe) dar.<br />

Der Schlüssel zur wirksamen Verwendung biologischer Ressourcen ist die Handhabung. Wenn<br />

sie nicht gesteuert werden, können solche Ressourcen außer Kontrolle geraten, zerstörerisch und<br />

schließlich zu Umweltverschmutzern werden. Dies sieht man bei uneingezäuntem Vieh, das<br />

Jungbäume frißt, bei Ziegen, die in den Obstgarten entwischen, bei Hühnern, die ihren Stall<br />

verschmutzen; und an ungepflegten leguminosen Bäumen, die den Garten verschatten.<br />

Die meisten Strategien zur Handhabung beruhen auf dem richtigen Zeitpunkt. Zum Beispiel<br />

können Gänse in einem Garten mit Erdbeeren, Stachelbeeren, Wurzelgemüse wie Zwiebel und<br />

Erdäpfel sowie Paradeiser usw. das Gras jäten. Der Clou dabei ist, die Gänse erst in den Garten zu<br />

lassen, nachdem die Pflanzen groß genug sind (um nicht von den Füßen der Gänse zertreten zu<br />

werden), und bevor die Früchte reif sind (die Gänse würden die reifen Erdbeeren und Paradeiser<br />

fressen).<br />

Hühner sollten, bei all ihren Vorzügen im Düngen und in der Vertilgung von Insekten und<br />

Unkrautsamen, nicht in einen gemulchten Garten oder Obstgarten gelassen werden, da sie beim<br />

Scharren nach Insekten die Mulchschicht zerfleddern würden. Falls der Obstgarten nicht gemulcht,<br />

sondern mit einem Unterwuchs von stickstoffbindenden Leguminosen bewirtschaftet wird, kann man<br />

die Hühner hineinlassen, um sie zwischen Fallobst, Insekten und Grünzeug nach Futter suchen zu<br />

lassen. Die Mulchschicht in Hühnergehegen kann mit Steinen oder Maschendraht bedeckt werden.<br />

1 . 7<br />

E N E R G I E K R E I S L Ä U F E<br />

In der modernen Lebensmittelversorgung wird vollständige und abwechslungsreiche Kost durch<br />

ein weltweites Netzwerk von Transport, Lagerung und Vermarktung geboten. Dieser Vertrieb von<br />

Lebensmitteln ist natürlich energieaufwendiger als lokale landwirtschaftliche Vielfalt und nur über<br />

den Einsatz fossiler Treibstoffe möglich. Die Kosten des Nahrungsvertriebs sind bereits außer<br />

Kontrolle geraten und haben ihre Rückwirkungen auf den Bauernhof. "Effiziente" Methoden wurden<br />

dem Produzenten aufgezwungen, obgleich das langfristig zum Schaden des Landes und des<br />

Erzeugnisses ist. Pestizide, große Mengen an Dünger sowie unkluge Fruchtfolgen und<br />

Bearbeitungsmethoden sind im Streben nach Kostensenkung und Ertragssteigerung im hoffnungslosen<br />

Rennen um wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit Allgemeingut geworden.<br />

13


Eine Gemeinschaft, die von einer vielfältigen Permakultur versorgt wird, ist unabhängig vom<br />

Handel und einer abwechslungsreichen Kost sicher, die allen Ernährungsansprüchen Rechnung trägt,<br />

ohne Abstriche an Qualität und ohne das Land zu zerstören, das sie ernährt. Die größten Einsparungen<br />

an Energie liegen in der Ausschaltung des kostspieligen Transports, der Verpackung und der<br />

Vermarktung.<br />

In Permakultur-Systemen versucht man, den Abfluß von Nährstoffen und Energie vom Standort<br />

weg zu stoppen und stattdessen in Kreisläufe umzuleiten, so daß beispielsweise Küchenabfälle in<br />

Kompost rückgeführt werden; Tierausscheidungen werden der Biogasproduktion oder dem Boden<br />

zugeführt; Haushalts-Grauwasser fließt in den Garten; Gründüngung wird in den Boden eingearbeitet;<br />

Laub wird als Mulch um die Bäume zusammengerecht. Oder – auf regionaler Ebene – man klärt<br />

Abwässer, um Dünger zu gewinnen, der auf den Feldern des Bezirks verwendet wird.<br />

Gute Gestaltung verwendet zufließende natürliche Energien zusammen mit denen, die an Ort<br />

und Stelle gewonnen werden, um einen vollständigen Energiekreislauf zu sichern.<br />

Das zweite Gesetz der Thermodynamik besagt, daß Energie ständig abgebaut oder für das<br />

System weniger nutzbar wird. Dennoch kommt durch beständigen Kreislauf das Gedeihen des Lebens<br />

auf Erden zustande. Das Zusammenwirken zwischen Pflanzen und Tieren vermehrt sogar die auf dem<br />

Grundstück verfügbare Energie. Das Ziel der Permakultur ist nicht bloß, Energie in den Kreislauf<br />

zurückzuführen und so zu vermehren, sondern auch alles aufzufangen, zu speichern und zu<br />

verwenden, bevor es zu seinem niedrigsten Energienutzen verkommen und uns so für immer<br />

verlorengegangen ist. Unsere Aufgabe ist es, einfließende Energien (Sonne, Wasser, Wind, Mist) zum<br />

höchstmöglichen Nutzen einzusetzen, dann zum nächsthöchsten und so weiter. Wir können<br />

Nutzungsorte "von der Quelle bis zum Abfluß" schaffen, ehe sie unser Grundstück wieder verlassen.<br />

Vorrichtungen zum Auffangen und Speichern von Wasser legt man zum Beispiel oben an, um<br />

eine Nutzung in einem vielfältigen Netz von Teichen, kleineren Speichern, Energiegewinnung und so<br />

weiter zu ermöglichen, bis wir das Wasser schließlich vom Grundstück fließen lassen(Abbildung 1.8).<br />

Wenn wir die Hügel ignorieren und einen Damm im Tal anlegen, dann haben wir den Vorteil der<br />

Schwerkraft verschenkt und brauchen Energie, um das Wasser wieder hinauf zu pumpen. Was zählt,<br />

ist nicht die Niederschlagsmenge, es ist die Zahl an Kreisläufen, die wir einrichten können, um das<br />

Wasser zu unserem größten Vorteil zu nutzen. Je mehr brauchbare Speicher, zu denen wir die Energie<br />

zwischen ihrem Einströmen oder ihrer Gewinnung vor Ort und ihrem Ausströmen leiten können, desto<br />

besser sind wir als Gestalter.<br />

1 . 8<br />

I N T E N S I V E S Y S T E M E A U F K L E I N E M R A U M<br />

Ein Permakultur-System braucht eher Handwerkzeuge (Sense, Handmäher, Baumscheren, Axt,<br />

Schubkarren) auf einem kleinen Grundstück als große Mähdrescher und Lastwägen und gemäßigte<br />

Treibstoffverbraucher (Traktor, Motormäher, Motorsense, Kettensäge) auf größeren Grundstücken.<br />

Obwohl Permakultur am Anfang arbeitsintensiv zu sein scheint, ist es keine Rückkehr zu<br />

bäuerlichen Systemen mit einjährigen Feldfrüchten, endloser Schufterei und vollständiger<br />

Abhängigkeit von menschlicher Arbeit. Vielmehr konzentriert sie sich auf die Gestaltung der<br />

Landwirtschaft (oder des Gartens oder der Stadt) zum höchsten Nutzen, wozu ein bestimmter Anteil<br />

menschlicher Arbeit gehört (was Freunde und Nachbarn einschließen kann), ein allmählicher Aufbau<br />

ertragreicher mehrjähriger Pflanzen, Mulchen zur Unkrautbekämpfung, die Verwendung lebender<br />

Ressourcen, alternative Technologien, die Energie erzeugen und sparen, sowie – sofern zweckmäßig –<br />

ein maßvoller Gebrauch von Maschinen.<br />

Mit kleinräumigen, intensiven Systemen ist gemeint, daß (1) ein großer Teil des Landes<br />

effizient und gründlich genutzt werden kann und daß (2) das Grundstück unter Kontrolle ist. Auf<br />

einem kleinen Grundstück ist das kein Problem; auf größeren hingegen passiert es leicht, daß man den<br />

Fehler macht, sich mit weitläufigen Gärten, Obstgärten, Waldstücken und Freilaufgehegen für Hühner<br />

zu schnell auszubreiten. Dies ist eine Verschwendung von Zeit, Energie und Wasser. Wenn du wissen<br />

willst, wie du deine Landwirtschaft handhaben sollst, beginn an der Schwelle deiner Tür. Wenn du<br />

einen Bauernhof siehst, wo die Unkräuter gleich bei der Tür beginnen, dann werden die Unkräuter bis<br />

zur Grundstücksgrenze gehen; die Landfläche ist zu groß im Verhältnis zu verfügbarer Zeit, Arbeit,<br />

Geld oder Interesse.<br />

14


Wenn wir ein System nicht erhalten oder verbessern können, dann sollten wir es bleiben lassen,<br />

um so den Schaden gering und die natürliche Komplexität groß zu halten. Wenn wir unsere eigene<br />

Anzahl, unsere Ansprüche und die Fläche, die wir besiedeln, nicht selbst regulieren, wird die Natur<br />

das für uns tun; durch Hunger, Erosion, Armut und Krankheit. Was wir politische und ökonomische<br />

Systeme nennen, steht und fällt mit unserer Fähigkeit, die natürliche Umwelt zu erhalten. Striktere<br />

Regelung des verfügbaren Landes plus sehr vorsichtige Verwendung natürlicher Ressourcen sind<br />

unsere einzige nachhaltige Zukunftsstrategie. Vielleicht sollten wir nur diejenigen Flächen<br />

bewirtschaften, die wir mit Klein-Technologie aufbauen, erhalten und abernten können, als eine Art<br />

Bremse unserer Ansprüche. Das bedeutet, daß Siedlungen immer vollständige Nahrungsversorgung<br />

einschließen sollten, da wir sonst die tödliche Verbindung von steriler Stadt und verwahrloster<br />

Landschaft riskieren, bei der Stadt, Wald und Bauernhof gleichermaßen vernachlässigt werden und<br />

selbst die einfachsten Ressourcen für Selbstversorgung fehlen.<br />

Was wir in der westlichen Welt häufig beobachten, ist verdorbene Landschaft - die<br />

vorstädtischen Gärtchen unter Rasen und Zierblumen sowie Flächen urbaner Verkommenheit um die<br />

Großstädte herum, mehr gerodetes Land am Rand der Wildnis und schrecklicher Mißbrauch des<br />

dazwischen liegenden Landes. Dieses System ist nicht nachhaltig. Ab hier scheint klar, daß die<br />

Planung für hochintensive, biologisch ausgerichtete Nahrungsproduktion vor der eigenen Haustür der<br />

einzige Ausweg aus zukünftigen Krisen ist.<br />

Vergleiche die weiten, leergefegten Flächen Australiens und Nordamerikas mit den kleinen,<br />

intensiv bewirtschafteten Flächen auf den Philippinen, wo üblicherweise nur zwölf Quadratmeter<br />

Wirtschaftsfläche ums Haus vorhanden sind: von daher kommt die meiste Nahrung für die Familie.<br />

Das Haus steht oft auf Stelzen, mit Ställen für Tiere darunter. Der Garten umgibt das Haus.<br />

Speisereste und Abfälle werden an die Tiere verfüttert; Kot wird für den Garten verwendet.<br />

Rankgerüste mit Passionsfrucht, Flaschenkürbis, Bohnen und anderen kletternden Gemüsen schützen<br />

das Haus vor extremer Hitze und liefern Nahrung für die Familie. Schnellwachsende Bäume<br />

(Leucaena) werden als Brennholz geschnitten.<br />

Bleib also nahe am Haus und arbeite darauf hin, kleine, intensive Systeme zu entwickeln. Wir<br />

können zehn wichtige Bäume setzen und uns um sie kümmern, während wir, wenn wir hundert<br />

pflanzen, bis zu 60% durch ungenügende Vorbereitung der Pflanzstelle und zu wenig Pflege verlieren<br />

können. Zehn Bäume und vielleicht vier Quadratmeter Garten, gut geschützt, gedüngt und bewässert,<br />

bilden den Anfang des Zone I-II-Systems.<br />

Die kleineren Kernpläne stehen immer in Bezug zu einem größeren Plan. Sie beziehen sich auf<br />

die Gestaltungen, die das Haus umgeben, den Obstgarten ausmachen oder im Hühnergehege relevant<br />

werden. Wichtig dabei ist, im Kopf zu behalten, vor weiterführenden Schritten den Kern vollständig<br />

zu entwickeln. Dieser Kern kann ganz einfach aus einer großen Gruppe von Pioniergehölzen bestehen,<br />

selten gepflegt, aber mit guter Bodenvorbereitung gepflanzt und, wenn nötig, mit Wasser versorgt.<br />

Oder es kann ein voll bepflanzter, umzäunter, gemulchter und bewässerter Garten sein, ein<br />

Tierfütterungssystem, Obstgarten oder Teichrand. Um Energie und Wasser zu sparen und das<br />

Eindringen von Unkräutern zu hintanzuhalten, sollte das entwickelte System vollständig mit Pflanzen<br />

besetzt sein, selbst wenn manche später ausgedünnt werden müssen. Auch wenn dies zunächst mehr<br />

Zeit und Energie in Anspruch zu nehmen scheint, zahlt es sich durch verminderten Ausfall von<br />

Pflanzen und einfache Betreuung des Systems letztendlich aus.<br />

PFLANZENSCHICHTUNG<br />

In jedem Ökosystem gibt es verschiedene Pflanzenarten in unterschiedlichen Höhen über dem<br />

Erdboden sowie Wurzelstrukturen in verschiedenen Tiefen. Die Pflanzen wachsen je nach<br />

vorhandenem Licht, so daß in einem Wald die ausgewachsenen Bäume die oberste Lage (Schirmdach)<br />

bilden, unter der eine niedrigere Baumschicht liegt, die einen Teil des verbleibenden Lichts nutzt. Die<br />

an niedrige Lichtstärke angepaßte Strauchschicht wächst darunter, und wenn es dann überhaupt noch<br />

Licht gibt, bildet sich eine Krautschicht als niedrigste Schicht (Abbildung 1.9).<br />

Wir können eine eigene Variante von Wald schaffen, indem wir eine gemischte Pflanzung von<br />

größeren und kleineren Arten, Kletterpflanzen und Kräutern aufbauen, angeordnet entsprechend ihrer<br />

Wuchshöhe, ihrer Schattenverträglichkeit und ihrem Wasserbedarf. Auf Land mit entsprechender<br />

Fruchtbarkeit und einer Wasserquelle legen wir unser System beispielsweise sofort als Ganzes an, mit<br />

Klimax-Arten (langlebige Obstbäume wie Walnuß oder Pecannuß); kurzlebigeren kleineren<br />

Obstbäumen (Zwetschken, Pfirsiche); raschwüchsigen leguminosen Pioniergehölzen (Akazie,<br />

15


Ölweide, tagasaste) wegen des Mulchs, Schattens und Stickstoffs; kurzlebigen mehrjährigen<br />

Gewächsen (Beinwell, Schafgarbe) zwecks Unkrautbekämpfung und Mulch; mehrjährigen Sträuchern<br />

(Stachelbeere, Heidelbeere) und auch Einjährigen wie Dill, Bohnen und Kürbis.<br />

Die Abstände zwischen den Pflanzen hängen im wesentlichen von der Verfügbarkeit des<br />

Wassers und den Lichtansprüchen ab; Pflanzungen in trockenen Gebieten bedürfen größerer Abstände,<br />

während in warmen, feuchten Regionen die Pflanzen sehr nah aneinander gesetzt werden können. Die<br />

Gestaltung in kühlem Klima erfordert ziemlich offene Systeme, um Licht zu den tieferen Schichten<br />

durchzulassen und mangelnde Wärme zur Reifung auszugleichen. Außerdem benötigen viele<br />

Obstbäume der gemäßigten Klimata und selbst Pflanzen in warm-feuchter Umwelt Luftbewegung<br />

zwischen ihnen, um die Gefahr von Pilzbefall bei außerordentlichen Regenfällen zu mindern.<br />

ZEITLICHE SCHICHTUNG<br />

Die Engländer haben sich ein landwirtschaftliches System ausgedacht, in dem Weiden<br />

umgebrochen wurden, nachdem das Vieh einige Jahre auf ihnen gewesen war. Ein regulärer Wechsel<br />

fand alle sieben Jahre statt. Das Weideland wurde umgepflügt und mit einer starkzehrenden Frucht,<br />

sagen wir, mit Luzernen besät, auf die zunächst ein Getreide und schließlich ein Wurzelgemüse<br />

folgten. Ein Jahr ließ man es dann brach liegen, um den Boden ausruhen zu lassen. Das war<br />

nachhaltig, der Kreislauf bedurfte aber einer langen Zeit. Masanobu Fukuoka, der Meisterstratege,<br />

arbeitet mit zeitlicher Schichtung. Er braucht die Brachephase nicht, weil er den Hauptteil der<br />

Feldfrucht nie aus dem Boden entfernt. Er schichtet seine Leguminosen mit Getreide, mit seinen Enten<br />

und mit seinen Fröschen. Er läßt sein Vieh zu bestimmten Zeiten auf die Felder, anstatt Land fürs Vieh<br />

und Land für die Feldfrüchte zu haben. Und er kombiniert verschiedene Früchte miteinander. Er geht<br />

noch einen Schritt weiter; er schichtet auch Abläufe ineinander. Er beginnt mit der nächsten Frucht,<br />

bevor die letzte fertig ist.<br />

Wir könne dasselbe machen, indem wir Pioniere, junge Obstbäume, Palmen (oder<br />

Stangenfrüchte), Sträucher, Windschutzhecken, Bodendecker und selbst Beete mit Einjährigen<br />

miteinander und zur selben Zeit anlegen. Zuletzt werden die einjährigen Früchte von den<br />

ausdauernden Sträuchern und kleinen Bäumen überschattet werden, und in 20 Jahren werden Bäume<br />

einen Großteil des Geländes beherrschen. In der Zwischenzeit haben wir dann viele Jahre lang<br />

Gemüse geerntet und den Boden durch Einbringung von Gemüseabfällen und Gründüngung<br />

aufgebaut. Anstatt 6-20 Jahre lang auf Erträge von Baum- und Nußfrüchten zu warten, erhalten wir<br />

von 5-6 Monaten an Ernten.<br />

1 . 9<br />

B E S C H L E U N I G U N G V O N S U K Z E S S I O N U N D E V O L U T I O N<br />

Natürliche Ökosysteme entwickeln und verändern sich mit der Zeit, wodurch eine<br />

Aufeinanderfolge von verschiedenen Planzen- und Tierarten entsteht. Aufgelassene Weiden<br />

beispielsweise werden nacheinander von einer Gras- und Krautschicht, von Pionierpflanzen und<br />

schließlich von einer Klimax-Art kolonisiert, die an Böden, Landform und Klima angepaßt sind. Jede<br />

Stufe schafft die passenden Voraussetzungen für die nächste. Pionierpflanzen können Stickstoff<br />

binden, schwere Böden auflockern, Salz im Boden abbauen, steile Hänge festigen, überschüssige<br />

Feuchtigkeit aufnehmen oder Unterschlupf bieten. Sie erobern neue Lebensräume und erleichtern es<br />

anderen Arten, nachzufolgen, indem sie die Umwelt in einen günstigeren Zustand bringen.<br />

Abbildung 1.10 zeigt den Vorgang der Sukzession auf einem Weidesystem.<br />

In der herkömmlichen Landwirtschaft wird die Vegetation auf dem Gras- oder Krautniveau<br />

gehalten (z. B. Gemüse, Getreide, Leguminosen, Weide), wobei Energie dafür aufgewendet wird, um<br />

sie geschnitten, gejätet, umgegraben, gedüngt und sogar abgebrannt zu halten; das heißt, wir setzen<br />

das System kontinuierlich zurück und handeln uns Arbeit und Energiekosten ein, wenn wir das<br />

Aufkommen der natürlichen Sukzession verhindern.<br />

Anstatt diesen Vorgang zu bekämpfen, können wir ihn steuern und beschleunigen, um unsere<br />

eigenen Klimax-Arten in kürzerer Zeit zu etablieren. Das können wir erreichen, indem wir:<br />

� verwenden, was bereits wächst, üblicherweise eine "Unkraut"-Schicht, um Bodenfruchtbarkeit<br />

aufzubauen. Weiche Kräuter können mit Karton und alten Teppichen als Flächenmulch bedeckt oder<br />

geschnitten als Mulch um andere Pflanzen herum verwendet werden, bevor die Samenköpfchen sich<br />

entwickeln. Holzige, mehrjährige Sträucher wie Wandelröschen (lantana) oder Ginster machen<br />

16


ausgezeichnete Böden, wenn sie nach dem Zurückschneiden eingehen, und werden allmählich von<br />

Waldbäumen verschattet. Die Wurzeln müßten wir ausgraben, wenn wir einen schnelleren Wechsel<br />

wünschen, aber für einjährige Unkräuter gilt, daß einfaches Aus- oder Umgraben nur mehr Unkraut<br />

produziert, da die Samen aufgrund des Lichts und des Wassers sprossen.<br />

�passende Pflanzen einbringen, die in der betreffenden Umgebung leicht überleben und dazu<br />

beitragen, Bodenfruchtbarkeit aufzubauen. Je nach Bodentyp, mit dem wir arbeiten (der erodiert,<br />

versalzen, sumpfig, ausgezehrt, sauer, alkalisch, lehmig oder sandig sein kann), können wir sowohl<br />

ein- als auch mehrjährige Sorten einer dem Ort angepaßten Leguminose (für Gründüngung und<br />

Mulch) setzen sowie strauchartige, nützliche Mehrjährige, bei denen man weiß, daß sie überleben und<br />

gedeihen. Eventuell müssen wir mit dem Pflanzen unserer "Klimax"-Früchte warten, bis günstigere<br />

Böden aufgebaut sind.<br />

� das Lebensniveau künstlich erhöhen, indem wir Mulch, Gründüngungspflanzen, Kompost und<br />

andere Dünger verwenden, um die Bodenumwelt zu verändern. Das versetzt uns in die Lage, eher zu<br />

pflanzen oder, falls in Kombination mit der vorgenannten Methode verwendet, einen Kern von<br />

Klimax-Fruchtbäumen in Grenzertragsboden zu setzen, wenn wir bereit sind, Pflegearbeit für diese<br />

Bäume aufzuwenden.<br />

� Einbringung unserer eigenen Kraut-, Pionier- und Klimax-Arten, die für uns nützlicher sind<br />

als der bestehende natürliche oder beeinträchtigte Bewuchs. Beinwell zum Beispiel kommt zwischen<br />

Unkrautwuchs auf, hilft, das Gelände in den Griff zu kriegen, wenn er dicht genug gepflanzt wird, und<br />

bringt im ersten Jahr Erträge.<br />

1 . 1 0<br />

V I E L F A L T<br />

In seinem Buch Plants, Man, and Life beschreibt Edgar Andersen die um die Häuser herum<br />

gruppierten Gemüse-/Obstgarten-Pflanzungen in Mittelamerika. Nahe am Haus und dieses mehr oder<br />

weniger umschließend liegt ein kompakter Gemüse-/Obstgarten im Ausmaß von ungefähr 20<br />

Quadratmetern. Keine zwei von diesen gleichen einander genau. Es gibt säuberliche Plantagen, die<br />

mehr oder weniger in Gruppen angelegt sind. Es gibt verschiedene Obstbäume (Zitrone, Zimtapfel,<br />

Sapote, Mango und Avocado) sowie ein Dickicht von Kaffeesträuchern im Schatten der größeren<br />

Bäume. Es gibt ein oder zwei Arten von Tapiokapflanzen (Maniok), die am Rand der Bäume mehr<br />

oder weniger in Reihen gezogen werden. Häufig gibt es Stellen mit Bananen; Mais und Bohnen stehen<br />

hier und da in Reihen oder Haufen. Über alles hinweg klettern und winden sich die Ranken<br />

verschiedener Kürbisse und derer Verwandten: die Chayote (choko), kultiviert wegen ihrer<br />

Kürbisfrucht und ihrer großen stärkehaltigen Wurzel; und die Luffagurke, deren Skelett man für<br />

Waschlappen und Schwämme verwendet. Die Kürbisgewächse klettern über die Dachkanten des<br />

Hauses und wachsen den First entlang, klettern die Bäume hoch oder ringeln sich an Zäunen. Der<br />

ganze Garten wird durch Blumen und zahlreiche nützliche Kräuter (Dahlien, Rosmarin, Gladiolen,<br />

Kletterrosen, Spargelfarn, Blumenrohr und Amaranth) geschmückt.<br />

Andersen stellt das strikte, geordnete, geradlinige, einteilende Denken von Europäern der<br />

produktiven, natürlicheren Polykultur der trockenen Tropen gegenüber. Die Ordnung, die er<br />

beschreibt, ist eine halbnatürliche Ordnung von Pflanzen in ihrer richtigen Beziehung zueinander<br />

(Gilden), aber nicht in verschiedene künstliche Gruppierungen eingeteilt. Es ist nicht mehr klar, wo<br />

Obstgarten, Feld, Haus und Gemüsegarten ihre Grenzen haben, wo Einjährige und Mehrjährige<br />

hingehören oder, in der Tat, wo kultivierte Systeme natürlich entwickelten Platz machen.<br />

Dem Betrachter mag das als ein sehr ungeordnetes und unsauberes System erscheinen; wir<br />

sollten jedoch Ordnung nicht mit Ordentlichkeit verwechseln. Ordentlichkeit trennt Arten und schafft<br />

Arbeit (und kann auch Schädlinge anziehen), während Ordnung integriert, Arbeit vermindert und<br />

Insektenbefall hintanhält. Europäische Gärten, häufig außergewöhnlich ordentlich, führen zu<br />

funktioneller Unordnung und geringem Ertrag. Kreativität ist selten ordentlich. Vielleicht könnte man<br />

sagen, daß Ordentlichkeit etwas ist, das entsteht, wenn zwanghafte Aktivität ideenreiche Kreativität<br />

verdrängt.<br />

Obwohl die Erträge eines Monokultursystems in bezug auf eine bestimmte Frucht<br />

wahrscheinlich größer sein werden als der Ertrag irgendeiner einzelnen Art in einem<br />

Permakultursystem, wird die Summe der Erträge in einem gemischten System größer sein. Im ersteren<br />

wird ein Hektar mit Gemüse das ganze Jahr nur Gemüse liefern. Im letzteren ist das Gemüse nur ein<br />

17


kleiner Teil des Gesamtertrags an Nüssen, Obst, Ölsaaten, Bauholz, Geflügel, Brennholz, Fisch,<br />

Saatgetreide und tierischem Eiweiß.<br />

Für die Selbstversorgung bedeutet das, daß eine Familie ihren ganzen Ernährungsbedarf mit<br />

dem verfügbaren Obst, dem Gemüse, dem Eiweiß und den Mineralien decken kann. Ökonomisch<br />

bedeutet der Umstand, mehrere verkäufliche Produkte zu verschiedenen Zeiten des Jahres zu haben,<br />

Schutz der Familie vor Markteinbrüchen und schweren Verlusten bei einer Frucht durch<br />

Schädlingsbefall oder Schlechtwetter. Wenn der Markt für Rindfleisch in einem Jahr schlecht steht,<br />

werden zum Beispiel nur Brennholz, Nüsse, Obst, Saatgetreide und Kräuter verkauft und das Vieh für<br />

bessere Zeiten aufgespart. Wenn Fröste die Obsternte vernichten, sind andere Nahrungsmittel zum<br />

Essen oder Verkaufen vorhanden.<br />

Unser Ziel sollte es sein, die Ernten zeitlich so zu verteilen, daß zu jeder Jahreszeit Produkte<br />

verfügbar sind. Dieses Ziel wird auf verschiedene Weisen erreicht:<br />

� durch Auswahl früher, mittlerer und später Sorten;<br />

� durch Setzen derselben Sorte in früh- oder spätreifende Lagen;<br />

� durch Auswahl lange tragender Arten;<br />

� durch eine allgemeine Steigerung der Vielfalt oder der vielfach verwendbaren Arten im<br />

System, so daß Blätter, Früchte, Samen und Wurzeln allesamt Erträge liefern;<br />

� durch Verwendung selbstlagernder Arten wie z. B. Knollen, harte Samen, Nüsse oder<br />

Wurzeln, die bei Bedarf ausgegraben werden können;<br />

� durch Methoden wie Einmachen, Trocknen, Einmieten, Einfrieren und kühles Lagern und<br />

� durch regionalen Handel innerhalb von oder zwischen Gemeinschaften oder durch Erwerb von<br />

Land in verschiedenen Höhen oder Breiten.<br />

Vielfalt wird oft mit der Stabilität in einem Permakultursystem in Verbindung gebracht. Jedoch<br />

gibt es Stabilität nur unter kooperativen Arten oder Arten, die sich gegenseitig keine Schäden zufügen.<br />

Es reicht nicht, einfach so viele Pflanzen und Tiere, wie du nur kannst, in ein System zu bringen, da<br />

sie möglicherweise miteinander um Licht, Nährstoffe und Wasser konkurrieren werden. Einige<br />

Pflanzen, wie Walnuß und Eukalyptus, hindern das Wachstum anderer, indem sie aus ihren Wurzeln<br />

Chemikalien in den Boden abgeben (Allelopathie). Andere Pflanzen bieten Lebensraum zur<br />

Überwinterung von Schädlingen und Krankheiten, die benachbarte Pflanzen beeinträchtigen. Kühe<br />

und Pferde, die auf derselben Weide grasen, werden diese allmählich verschlechtern. Große Bäume<br />

konkurrieren mit Getreide um Licht. Ziegen im Obstgarten oder Waldstück entrinden die Bäume.<br />

Daher müssen wir, wenn wir alle diese Elemente in unserem System verwenden wollen, daran denken,<br />

eine trennende Pflanze oder ein trennendes Gebäude zwischen potentiell unverträgliche Elementen zu<br />

plazieren.<br />

Die Bedeutung der Vielfalt liegt also nicht so sehr in der Zahl der Elemente in einem System;<br />

vielmehr ist es die Zahl an funktionellen Beziehungen zwischen diesen Elementen. Es ist nicht die Zahl<br />

der Dinge, sondern die Zahl der Möglichkeiten, wie die Dinge funktionieren. Wonach wir suchen, ist<br />

eine Gilde von Elementen (Pflanzen, Tiere oder Bauten), die harmonisch zusammenwirken.<br />

GILDEN<br />

Gilden bestehen aus einer engen Verbindung von Arten, die sich um einen Mittelpunkt (Pflanze<br />

oder Tier) herum zusammenballen. Diese Ansammlung wirkt in bezug auf dieses Element, um seine<br />

Gesundheit zu fördern, bei der Bewirtschaftung zu helfen oder unbekömmliche Umwelteinflüsse zu<br />

mildern.<br />

Schon seit langem kennen wir die Bedeutung von Partnerpflanzen in Gärten und von<br />

Mischkulturen mehrerer gut zusammenpassender Arten in der Landwirtschaft. Daher kommt das<br />

Konzept der Gilden, das auf der Zusammenstellung und Plazierung von Arten beruht, die einander<br />

fördern (oder zumindest nicht nachteilig beeinflussen). Zu den vorteilhaften Effekten können gehören:<br />

� Verminderung der Wurzelkonkurrenz von eindringenden Gräsern. Beinahe alle kultivierten<br />

Obstbäume gedeihen bei krautiger Bodenbedeckung gut, nicht bei Gräsern. Beinwell zum Beispiel<br />

ermöglicht den Baumwurzeln Nährstoffaufnahme an der Oberfläche und produziert Mulch und<br />

Wurmnahrung, wenn er im Winter abstirbt, Frühlingsknollengewächse dagegen (Narzissen, Allium-<br />

Arten) sterben im Sommer ab und konkurrieren in der sommertrockenen Zeit nicht mit den Bäumen<br />

um Wasser.<br />

18


� Schutz gegen Frost, Sonnenstrahlung oder die austrocknende Wirkung des Windes. Beispiele<br />

hierfür sind Hecken und Zäune aus winterharten Bäumen und Sträuchern, die starke Winde ablenken<br />

sowie einzelne Bäume, die Nutzpflanzen wie Kaffee und Kakao Halbschatten spenden.<br />

� Abgabe von Nährstoffen durch leguminose Einjährige, Sträucher oder Bäume.<br />

� Unterstützung der Schädlingsabwehr durch Absonderung abschreckender Chemikalien<br />

(Tagetes und Ringelblumen räuchern bestimmte Nematodenarten aus dem Boden aus), durch<br />

Beherbergung von Insektenfressern (Schirmblütler wie Dill, Karotte und Fenchel) und durch Einsatz<br />

weidender Tiere wie Hühner, um Fallobst wegzuräumen.<br />

Dieser letzte Punkt interessiert mich in Hinblick auf Schädlinge in Gemüse- und Obstgarten und<br />

Ackerland. Die Pflanzen kann man nach positiven oder negativen Wechselwirkungen einteilen. Von<br />

großer Bedeutung in Mischkulturen sind die Wechselwirkungen und Funktionen der beteiligten<br />

Pflanzenarten hinsichtlich der Schädlinge:<br />

� Insektenpflanze: Die Pflanze fungiert als Wirt (Futterpflanze) für Raubinsekten, die<br />

Kulturschädlinge auffressen.<br />

� Opferpflanze: Schädlinge attackieren vorzugsweise diese Pflanze, was diese jedoch nicht am<br />

Aussäen hindert. Andere, nahestehende Pflanzen bleiben von schwerem Befall verschont.<br />

� Ganzjährige Wirtspflanze: Schädlinge überwintern oder leben in dieser Pflanze, was ihnen<br />

ermöglicht, größere Populationen aufzubauen (z. B. werden Zitronenschädlinge außer Saison von<br />

Oleandern beherbergt).<br />

� Räuber oder Befruchter anziehende Pflanze: Die Frucht- oder Heckenart bietet den<br />

ausgewachsenen Räubern Blüten als Nahrung (z. B. Buchweizen in oder neben einem Erdbeerfeld).<br />

� Fallenpflanze: Einige Kulturpflanzen können Schädlinge anlocken und töten, oder die<br />

Schädlinge können auf diesen Pflanzen gefangen oder vernichtet werden.<br />

Diese wichtigen Funktionen werden von Bäumen, Sträuchern, Blumen und Kletterpflanzen<br />

erfüllt, so daß jeder Landwirt, der bei der Auswahl der Heckenarten darauf achtet, daß sie in eine oder<br />

mehrere der obigen Kategorien paßt, beträchtliche Schädlingsbekämpfungsmittel hat.<br />

Wenn wir ein Gefüge mit verschiedenartigen Pflanzen- und Tierarten, Lebensräumen und<br />

Mikroklimaten haben, ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer schweren Bedrohung durch<br />

Schädlinge gering. Pflanzen, die zwischen anderen verstreut stehen, machen es den Schädlingen<br />

schwer, schnell von einer Futterpflanze zur anderen zu gelangen. Sobald sich jedoch Schädlinge auf<br />

irgendeinem Baum vermehren, nehmen Insektenfresser dies als üppige Nahrungsquelle wahr und<br />

kommen in Scharen, um sie auszubeuten. Bei Monokulturen ist die Nahrung für die Schädlinge<br />

konzentriert; in einer Polykultur ist der Schädling selbst eine konzentrierte Nahrung für die Räuber.<br />

1 . 1 1<br />

R A N D Z O N E N E F F E K T E<br />

Eine Randzone ist ein Übergang zwischen zwei Medien: es ist die Oberfläche zwischen Wasser<br />

und Luft; die Zone um ein Bodenpartikel herum, an der es mit Wasser in Berührung kommt; die<br />

Küstenlinie zwischen Land und Wasser; der Bereich zwischen Wald und Grünland. Es ist das<br />

Gebüsch, das sich vom Grasland abhebt. Es ist der Bereich zwischen Frost- und frostfreier Lage auf<br />

einer Bergflanke. Es ist der Rand der Wüste. Wo immer Arten, Klimata, Böden, Hänge oder<br />

irgendwelche natürlichen Bedingungen oder künstlichen Grenzen aufeinander stoßen, haben wir<br />

Randzonen.<br />

Randzonen sind Orte abwechslungsreicher Ökologie. Die Produktivität steigt an der Grenze<br />

zwischen zwei ökologischen Systemen (Land/Wasser; Wald/Weide; Flußmündung/Ozean;<br />

Acker/Obstgarten), weil die Ressourcen beider Systeme genutzt werden können. Zusätzlich hat der<br />

Randbereich oft ihm eigene Arten. In der Natur gehören Riff-Ökosysteme (die Randzone zwischen<br />

Korallen und Ozean) zu den produktivsten Systemen der Welt, ebenso Mangroven-Ökosysteme<br />

(Schnittstelle Land/Meer).<br />

Es gibt kaum eine nachhaltige traditionelle menschliche Siedlung, die nicht an diesen<br />

entscheidenden Übergängen zweier natürlicher Ökonomien liegt, hier das Gebiet zwischen Vorgebirge<br />

und Wald und Ebene, anderswo im Bereich zwischen Ebene und Marschland, Land und<br />

Flußmündung, oder irgendeiner Kombination von all diesen. Eine Landschaft mit einer komplexen<br />

19


Randzone ist interessant und schön; sie kann als die Grundlage der Kunst der Landschaftsgestaltung<br />

betrachtet werden. Und mit ziemlicher Sicherheit macht eine Ausweitung des Randbereichs die<br />

Landschaft produktiver.<br />

Planer, die eine Siedlung in eine Ebene setzen, mögen den "Vorteil" ebener Planung haben,<br />

geben aber ihre Bewohner dem Untergang preis, wenn Treibstoffe knapp werden und sie mit ihren<br />

verschiedenartigen Bedürfnissen von einer begrenzten natürlichen Umwelt leben werden müssen.<br />

Erfolgreiche und dauerhafte Siedlungen konnten immer von den Ressourcen von zumindest zwei<br />

Umwelten zehren. Umgekehrt ist jede Ansiedlung, die es versäumt, natürliche Gaben zu bewahren,<br />

die zum Beispiel alle Wälder rodet und Flußmündungen, Flüsse oder Böden verseucht, letztlich zum<br />

Untergang verurteilt.<br />

Wir können unsere Häuser und Siedlungen entweder so anlegen, daß sie die Ressourcen von<br />

zwei oder mehr Ökosystemen nutzen, oder wir können die Komplexität unserer Grundstücke durch<br />

Gestaltung und Aufbau eigener abwechslungsreicher Ökosysteme erhöhen. Wenn wir uns nicht am<br />

Wasser niedergelassen haben, können wir Dämme und Teiche bauen; wenn wir auf flachem Land<br />

sind, können wir Maschinen verwenden, um Erdhügel oder Böschungen um uns herum aufzuschütten;<br />

wenn wir keinen Wald haben, können wir einen wachsen lassen, egal wie klein. Auch innerhalb eines<br />

größeren Grundstücks können wir "Randzonen" für kleinere Elemente konzipieren. Zum Beispiel kann<br />

ein Teich entweder eine Form und Tiefe haben (und eine einfache Ökologie beherbergen), oder wir<br />

können ihn mit wechselnden Tiefen, Formen und Inseln anlegen. Dann können wir am Ufer Binsen<br />

pflanzen, Wasserlilien und Wassernuß im Flachwasserbereich und Karpfen an den Fransen des<br />

Bewuchses an der Oberfläche des Teiches weiden lassen, während Welse den Teichboden<br />

durchstreifen und Wasservögel auf einer geschützten Insel leben (Abbildung 1.11).<br />

Die Randzone (Grenze) wirkt als Netz oder Sieb: Energie und Material sammelt sich in den<br />

Randzonen an, z. B. werden Erde und Schutt vom Wind gegen einen Zaun geblasen; an den<br />

Gezeitenrändern eines Strandes bilden Muschelschalen eine Linie; an den Gehsteigkanten in den<br />

Städten sammelt sich Laub. Durch die Beobachtung, wie Randzonen in der Natur Material einfangen,<br />

können wir so gestalten, daß wir in unserem System die natürliche Bewegung von Material und<br />

Energie ausnützen. Wer in einer schneereichen Gegend Straßen baut, kennt den Wert der Errichtung<br />

spezieller Gitterzäune, die Schnee abfangen, so daß er sich nicht auf der Straße anhäuft. In<br />

Wüstengebieten, wo Mulchmaterial knapp ist, können wir in Flußbetten "Mulchfallen" konstruieren,<br />

einfach indem wir einen großen Holzklotz oder Zaun in einem Winkel in den Fluß setzen. Bei<br />

Flutungen lagert sich das vom Wasser mitgeführte Treibgut (Schlick und Pflanzen) gerade vor oder<br />

hinter diesen Klötzen oder Zäunen ab.<br />

Randzonen bestimmen Bereiche und teilen sie in bearbeitbare Abschnitte auf. Randzonen<br />

können durch Zäune gegeben sein, entlang von Zufahrtsstraßen, Teichufern, durch den Bereich<br />

zwischen Haus und Zufahrt, den Weg um den Gemüsegarten herum, durch Terrassen und eigentlich an<br />

jedem Bereich, der durch ein Bauwerk (Zaun, Spalier, Haus oder Hühnerstall), einen Zugang<br />

(Gehweg, Pfad oder Straße) oder einen linienförmigen Bewuchs (Windschutz- oder Grenzhecke).<br />

Randzonen sind in einer Permakultur also auch hinsichtlich der Einrichtung und Erhaltung eines<br />

Teilbereichs des gestalteten Systems wichtig.<br />

Nur mit der Festlegung der Randzonen um einen Bereich herum können wir beginnen, ihn zu<br />

steuern. Wenn wir die Randzone um unseren Garten herum nicht durch die Setzung von<br />

Grenzpflanzen und Unkrautunterdrückern in den Griff bekommen, werden Elemente von außerhalb<br />

(Tiere, Unkräuter) in den Garten eindringen. Außerdem gehen wir am Rand und bleiben da auch<br />

stehen; unsere Kraft wendet sich eher Arten zu, die wir erreichen können, weniger denen, die inmitten<br />

eines weitläufigen und nicht eingefaßten Areals stehen.<br />

Nun nähern wir uns dem Konzept der Randzonen auf einem anderen Weg: über ihre Geometrie<br />

bzw. ihre Muster. Denken wir an die Strukturen unseres Gehirns, unserer Eingeweide. Da gibt es<br />

meterweise Material, zusammengepackt auf kleinem Raum, wodurch viel Randzone und Funktion<br />

möglich ist. Vielleicht können auch wir den Ertrag unseres Systems steigern, indem wir die Gestalt<br />

der Randzone beeinflussen. Eine gekrümmte Randzone kann nützlicher sein als eine gerade,<br />

insbesondere dann, wenn die Kurve auch spiralig ausläuft. Eine gewellte (gezahnte) Randzone ist noch<br />

nutzbringender, da sie Zugang zu mehr Fläche ermöglicht. Hügel und Böschungen weisen ebenfalls<br />

viel Randbereich auf; auf einer spiralförmigen Rampe um einen Hügel herum können mehr Pflanzen<br />

20


untergebracht werden, besonders in einem kleinen Garten. Schauen wir also, was erreicht werden<br />

kann, wenn wir Konstellationen von Randzonen durchspielen.<br />

Spirale: Wenn wir unsere Gartenbeete anlegen, greifen wir üblicherweise zur Schnur, rechen<br />

alles hinaus und machen es eben. Wenn der Gemüsegarten von vornherein nicht eben war, dann ebnen<br />

wir ihn bald ein. Was aber, wenn unsere Gärten in die Luft hinauf reichen würden oder sogar in den<br />

Boden hinein? Die Gestalt einer Art von Meeresmuscheln, die sich aufwärts schraubt, ist eine sehr<br />

effiziente Art, eine Menge Verdauung auf kleinem Raum zu verstauen. Eine Kräuterspirale ist genau<br />

dasselbe (Abbildung 4.1). Die Basis ist 1,6 Meter breit, wobei sich eine Rampe um die Mitte hinauf<br />

windet. Die Kräuter werden ihren Ansprüchen entsprechend in die Spirale gesetzt, die<br />

sonnenliebenden Kräuter auf der Sonnenseite, die schattenverträglichen auf der anderen. Auf einen<br />

Streich haben wir den Raum verdichtet, eine Vielfalt von Mikroklimaten geschaffen, die Randzone<br />

zwecks höheren Ertrags verlängert und die Monotonie einer flachen Landschaft gemindert.<br />

Wellig oder verzahnt: Als ich am Meer lebte, wurden meine Bäume immer vom Wind<br />

umgeblasen. Auf der anderen Straßenseite hatte ich jedoch einen großen Flecken stachligen<br />

Bocksdorns (Lycium ferrocissimum), und eines Tages nahm ich die Hippe und schlug eine vielfältige<br />

Abfolge von Buchten heraus (Abbildung 1.12), wobei ich den Umfang als Schutz gegen Wind und<br />

Kühe beließ. Nun hatte ich eine Vielfalt an Mikroklimaten: warme Stellen, Bereiche mit kaltem Wind,<br />

schattige Flächen sowie trockene und feuchte Bereiche. Und ich hatte viel Randbereich, in den ich<br />

pflanzen konnte: Nun setzte ich meine Obstbäume, umgeben von einer kleineren Krautschicht aus<br />

Ringelblumen und Beinwell. Ein Tropfschlauch bewässerte die Fläche, und als Mulch um die Bäume<br />

herum schnitt ich noch ein bißchen mehr vom wachsenden Bocksdorn.<br />

Eine gezackte Form (große oder kleine Zacken) ergibt weitaus mehr Rand als eine gerade Linie<br />

(Abbildung 1.13) und daher auch mehr Ertrag. Der runde Teich auf der linken Seite hat genau die<br />

gleiche Fläche wie der auf der rechten, aber der Ertrag hat sich wegen des größeren Wasser/Land-<br />

Randes verdoppelt.<br />

Chinampa: Das Chinampa-System Mexikos und Thailands besteht beinahe vollständig aus<br />

Randzone (Abbildung 1.14) Diese Teich-Ufer-Kombinationen sind hochproduktive Systeme;<br />

Pflanzen, die am Ufer wachsen, gelangen ans Wasser, und die Fische im Teich verwerten den<br />

ausfransenden Bewuchs. Mist vom Boden des Teiches wird in Kübeln heraufgeholt und dazu<br />

verwendet, die Gartenbeete am Ufer fruchtbar zu erhalten.<br />

Randzonenbewirtschaftung: Die Kultivierung von Randzonen wurde in vielen Teilen der Welt<br />

weiträumig praktiziert, wobei zwei Kulturpflanzen (z. B. Weizen und Luzerne, Obstbäume und<br />

Feldfrucht) in Streifen gepflanzt werden. Wir können komplexere Systeme (Abbildung 1.15)<br />

entwickeln, indem wir Streifen von Obstbäumen, Beinwell (eine dauerhafte Mulch- und<br />

Nährstoffpflanze), Leguminosen (entweder zum Ernten oder als Gründüngung), Sonnenblumen (als<br />

Nahrung für Mensch und Tier) und Gemüse anlegen. Die Ernterückstände (Sonnenblumen- und<br />

Maisstengel) dienen als Mulch und Nährstoff für die Bäume. Ernte und Pflege werden durch<br />

waagrecht geführte Wege oder Bepflanzung in Streifen sehr erleichtert.<br />

In tropischen Gebieten setzt ein Alleekultur-System einen leguminosen Baum (leucaena,<br />

sesbania, Cajanus spp., Acacia spp., gliricidia) ein, der zusammen mit Gemüse (Mais, Ananas,<br />

Süßkartoffeln) in Streifen gepflanzt wird. Der Baum, geschneitelt oder als Schattenspender für<br />

Einjähriges verwendet, liefert den Feldfrüchten Stickstoff und Mulch. Er bringt auch Brennholz<br />

(Abbildung 5.10).<br />

Die Randzonen können Zickzack-förmig verlaufen (Zickzack-Zäune halten dem Wind besser<br />

stand als geradlinige); überlappend (Schlüssellochbeete schaffen verschiedene Mikroklimate); erhöht<br />

(Hügel und Böschungen bieten Windschutz, größere Wuchsfläche und gute Drainagierung); mit<br />

Vertiefungen versehen oder gerippt (für Gartenbeete in trockenem Klima und um Mulch und Schutt<br />

aufzufangen, der übers Land geweht wird); leicht gekrümmt (Wege, die waagrecht in die Hänge gelegt<br />

werden, ermöglichen Zugang zum Pflanzen, Mulchen und Gießen); und stark gekrümmt<br />

(Sonnenfallen-Gestaltung, um Wärme zu steigern und vor kalten Winden zu schützen). Abbildung<br />

1.16 zeigt einige Typen von Randzonenmustern.<br />

Wir müssen dem Klima, der Landschaft, der Größe und der Lage angepaßte Randzonenmuster<br />

auswählen, da unterschiedliche Systeme und Pflanzen unterschiedlicher Lösungen bedürfen.<br />

Kleinräumige Systeme ermöglichen komplexere Muster; großräumige Systeme müssen vereinfacht<br />

werden, um den Arbeitsaufwand gering zu halten.<br />

21


1 . 1 2<br />

G R U N D S Ä T Z L I C H E E I N S T E L L U N G<br />

Die obgenannten Überlegungen sind Grundsätze der Ökologie und der Permakultur. Sie<br />

befassen sich mit dem Standort oder der Umwelt oder der konkreten Gestaltung. Die folgenden<br />

Grundsätze beziehen sich auf den Menschen und befassen sich mit Prinzipien der Einstellung.<br />

JEDE MEDAILLE HAT ZWEI SEITEN<br />

Jedes Mittel ist entweder von Nutzen oder von Schaden, je nachdem, wie man es verwendet.<br />

Ständiger Wind vom Meer her ist ein Nachteil für die Kultivierung von Nutzpflanzen, aber wir können<br />

ihn in einen Vorteil verwandeln, indem wir einen Windgenerator bauen und unseren Garten zwischen<br />

Windschutzgürteln oder in einem Glashaus anlegen.<br />

Nachteile können als "Probleme" angesehen werden, und man kann eine energieaufwendige<br />

Methode wählen, um das "Problem loszuwerden"; man kann aber auch alles als positive Ressource<br />

auffassen. Es liegt an uns, herauszufinden, wie wir davon Gebrauch machen können. "Probleme"<br />

können widerspenstige Unkräuter sein (z. B. das Wandelröschen in den Tropen), riesige Felsen, die<br />

genau auf dem richtigen Standort für das Haus liegen, und Tiere, die Früchte des Obst- und<br />

Gemüsegartens fressen. Wie können wir aus diesen nützliche Bestandteile unseres Gefüges machen?<br />

Das Wandelröschen ist ein vortrefflicher Bodenbilder; es kann von einer kräftigen Kletterpflanze wie<br />

Chayote verschattet werden oder geschnitten und als grober Mulch um Pioniergehölze verwendet<br />

werden (die, sofern dicht gepflanzt, allmählich das Wandelröschen verschatten werden). Felsen auf<br />

der genau richtigen Hausstelle können in das Haus einbezogen werden, als Verschönerung oder als<br />

Wärmespeicher. Tiere können mit Fallen gefangen und gegessen werden; Amselpastete war in<br />

England aus gutem Grund ein beliebtes Volksgericht; Opossumfelle sind warm; und Wildbret ist<br />

zweifellos besseres Eiweiß als Rindfleisch.<br />

<strong>PERMAKULTUR</strong> IST <strong>IN</strong>FORMATIONS- UND PHANTASIE-<strong>IN</strong>TENSIV<br />

Permakultur ist nicht energie- oder kapitalintensiv, sondern informationsintensiv. Es ist die Art<br />

des Denkens und der gebrauchten Information, die über die Ernte entscheidet, nicht die Größe oder<br />

Qualität des Standorts. Wir benutzen nicht bloß materielle Mittel, sondern auch unsere Fähigkeit,<br />

Information zu beschaffen und umzusetzen.<br />

Information ist die beweglichste und flexibelste Investition, die wir in unserem Leben tätigen<br />

können; sie verkörpert Wissen, Erfahrung, Gedanken und Versuche Tausender Leute vor uns. Wenn<br />

wir uns Zeit nehmen zum Lesen, zur Beobachtung, zum Diskutieren und Nachdenken, beginnen wir,<br />

multidisziplinär zu denken und Systeme zu gestalten, die Energie sparen und uns Erträge liefern.<br />

Die Erträge oder Einnahmen zum Beispiel, die man auf einem bestimmten Standort erzielen<br />

kann, sind nicht durch die Größe begrenzt, sondern dadurch, wie wirksam wir eine bestimmte Nische<br />

nutzen können. Die Zahl der Nischen in einem System ermöglicht es, eine größere Zahl von Arten in<br />

unseren Entwurf einzufügen; unsere Aufgabe besteht darin, herauszufinden, wie wir sie schaffen<br />

können. Zum Beispiel hängt die Zahl von Taubenpaaren, die auf einer Klippe brüten können, von der<br />

Zahl an Vorsprüngen ab. Wenn wir auf unserem Grund Tauben haben wollen (wegen ihres Mists oder<br />

um sie zu essen), können wir in Form von Taubenverschlägen um den Garten herum mehr solcher<br />

Vorsprünge anbieten. Wir sehen, was in der Natur abläuft und lassen uns davon anregen.<br />

Selbst wenn wir ein energieeffizientes Grundstück haben (wo die Abfallprodukte eines<br />

Elements für die Bedürfnisse eines anderen Elements verwendet werden), voll bepflanzt und im Griff,<br />

gibt es immer irgendeine bessere Art, wie es funktionieren kann, immer eine neue Lücke zu schließen.<br />

Die einzige Grenze für die Zahl an Anwendungen eines Mittels innerhalb eines Gefüges liegt in der<br />

Beschränktheit der Information und der Phantasie des Gestalters.<br />

1 . 1 3<br />

Q U E L L E N U N D W E I T E R F Ü H R E N D E L I T E R A T U R<br />

22


Anderson, Edgar, Plants, Man and Life, University of California Press, Berkeley, 1952.<br />

Kern, Ken, and Kern, Barbara, The Owner-Built Homestead, Charles Scribners´s Sons, 1977.<br />

Odum, Eugene, Fundamentals of Ecology, W.B. Sauders, Toronto, 1971.<br />

Phillbrick, N., and R.B. Gregg, Companion Plants, Robinson and Watkins, London, 1967.<br />

Whitbxy, Coralie, Eco-Gardening: The Six Priorities, Rigby Pub. Ltd., 1981.<br />

Kapitel 2<br />

Gestaltung großer Flächen<br />

2.1<br />

Einleitung<br />

Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Gestaltung von Grundstücken in einem weiten Sinn: auf die<br />

Untersuchung von Ressourcen; den Umgang mit den Bedingungen des Standorts hinsichtlich<br />

Geländeform, Mikroklima, Böden und Wasser; und mit der Plazierung des Hauses, der Erschließung<br />

und Umzäunung zu bestem Nutzen und zur Vermeidung von Katastrophen wie Brand und<br />

Überschwemmung.<br />

Den Entwurf zu planen, ist die alleinig wichtige Sache, die wir tun können, ehe wir alles umsetzen.<br />

Der Gesamtplan spart, wenn er gründlich gemacht wird, Zeit, Geld und unnötige Arbeit.<br />

Es gibt verschiedene Arten, den Planungsprozeß anzugehen, je nach Ihrem Naturell und Ihren<br />

Bedürfnissen. Sie können damit anfangen, Ihre Ziele so genau wie möglich zu definieren, und dann,<br />

mit diesen Zielen im Bewußtsein, das Grundstück betrachten. Oder Sie können das Grundstück mit all<br />

seinen Eigenheiten (guten wie schlechten) nehmen und überlegen, welche Zielsetzungen sich von<br />

selbst anbieten. Von den zwei Fragen – “Wozu kann ich dieses Land bringen?” oder “Was kann dieses<br />

Land mir geben?” – kann die erste zur Ausbeutung des Landes ohne Rücksicht auf die Langzeitfolgen<br />

führen, die zweite hingegen zu einem nachhaltigen, mit unserer Einsicht gelenkten ökologischen<br />

System.<br />

Die Bestimmung der Ziele und die Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen des Standorts gehen<br />

Hand in Hand. Es ist immer einfacher, den Grund in Hinblick auf Ziele anzuschauen, selbst wenn<br />

diese Ziele sich später als unrealistisch herausstellen. In der Praxis kann es vorkommen, daß manche<br />

Zielsetzung anbetrachts der Einschränkungen des Standorts neu definiert werden muß. Das Gestalten<br />

ist ein andauernder Vorgang, der in seiner Entwicklung von Erkenntnissen und Fertigkeiten geleitet<br />

wird, die aus früheren Erfahrungen und Beobachtungen stammen. Jede Gestaltung, die Lebensformen<br />

einschließt, unterliegt einem langfristigen Veränderungsprozeß; selbst das “Klimax”-Stadium eines<br />

Waldes ist eine Phantasievorstellung.<br />

2.2<br />

Untersuchung der Ressourcen<br />

Beobachtung und genaue Untersuchung dienen dazu, die Möglichkeiten und Grenzen eines<br />

bestimmten Standorts zu erfassen. Wir besorgen uns Karten des Grundstücks und schauen uns<br />

Aufzeichnungen über Wind, Regen, Überschwemmungen und Feuer sowie Artenlisten des Gebiets an.<br />

Wir fragen Einheimische nach Schädlingen, Problemen und nach Methoden, die sie anwenden. Diese<br />

Informationen geben uns einen guten Eindruck von der Gegend. Sie bestimmen das Bühnenbild;<br />

jedoch sagen sie uns nichts über das Grundstück selbst. Nur indem wir das Grundstück abgehen und es<br />

zu jeder Jahreszeit beobachten, können wir seine Grenzen und Möglichkeiten erkennen. Viele davon<br />

23


können wir mit der Zeit durch gute Gestaltung, passende Pflanzen- und Tierarten, Wasserspeicherung,<br />

Windschutz und so weiter ändern.<br />

Karten<br />

Bei der Gestaltung eines Grundstücks ist eine detailreiche Karte sehr hilfreich. Sie zeigt Wasserläufe,<br />

Bewuchs, Böden, Geologie und Wege (alle wichtigen oder nützlichen Informationen). Wir können<br />

eine Karte anfertigen oder eine kaufen und mehrere Spezialkarten oder Luftbilder kombinieren, um<br />

das Grundstück bildlich darzustellen. Wenn die Karten gute Höhenschichtlinien zeigen, können diese<br />

uns helfen, Wassersysteme zu planen und Teile zu plazieren, die bestimmte Lagen, Neigungen oder<br />

Höhenlagen brauchen.<br />

Was man kartieren sollte, sind die natürlichen Gegebenheiten; dazu gehören die Geländeform (Größe,<br />

Gestalt, geologische Merkmale, Hang und Lage), vorhandene Pflanzendecke, Wasserläufe und Böden;<br />

und die gebaute Umwelt (“Verbesserungen”) wie Zäune, Straßen, Gebäude, Dämme und Erdwälle,<br />

Strom- und Wasserleitungen etc. Wenn wir das Grundstück abgehen und alle diese Faktoren auf der<br />

Karte färbig eintragen, beginnt das Grundstück beinahe, sich selbst zu gestalten. Gepflanzte Bäume,<br />

Weiden oder Windschutzhecken können entweder als Teil der natürlichen oder der gebauten Umwelt<br />

betrachtet werden, je nachdem, ob sie eindeutig neue Verbesserungsmaßnahmen oder seit langem<br />

bestehende, entwickelte Teile der Landschaft sind.<br />

Karten sind nur dann von Nutzen, wenn man sie mit Beobachtung kombiniert. Versuchen Sie nie, ein<br />

Grundstück zu gestalten, indem Sie nur auf eine Karte schauen, selbst wenn diese gründlich mit<br />

Höhenschichtlinien, Bewuchs, Hohlwegen und so weiter versehen ist. Karten können die<br />

vielschichtige Wirklichkeit der Natur niemals darstellen. Besorgen Sie sich, so Sie können, gute<br />

Karten, aber schenken Sie dem Boden, dem Verhalten der Organismen, den Pionierpflanzen, dem<br />

Wasser und dem Wind sowie den jahreszeitlichen Veränderungen mehr Aufmerksamkeit. Bedenken<br />

Sie: “Die Karte ist nicht das Gebiet.” (Korzybiski, Allgemeine Semantik).<br />

BEOBACHTUNG<br />

Wenn wir über ein Gelände gehen oder mit Leuten reden, können wir unsere Beobachtungen<br />

niederschreiben. In diesem Stadium versuchen wir, die Information, die wir erhalten, sorgfältig<br />

festzuhalten, indem wir ein Notizheft oder eine Kamera und ein Diktiergerät bei uns tragen und kleine<br />

Skizzen machen. Die Notizen, die uns dann übrigbleiben, können wir später für die Gestaltung unserer<br />

Entwürfe gebrauchen.<br />

Wir sehen und hören, riechen und tasten nicht nur, sondern spüren auch Hitze und Kälte, Druck, die<br />

Anstrengung beim Bergsteigen oder stachlige Pflanzen, und wir finden geeignete und ungeeignete<br />

Stellen in der Landschaft. Wir notieren uns gute Aussichten und Ansichten, Bodenfarben und<br />

-beschaffenheiten. In der Tat verwenden wir (bewußt) alle unsere Sinne und werden uns unseres<br />

Körpers und unserer Reaktionen bewußt.<br />

Darüber hinaus können wir uns eine Weile hinsetzen und Muster und Prozesse wahrnehmen: wie<br />

einige Bäume es vorziehen, zwischen Felsen zu wachsen, einige in Tälern, andere in Wiesen oder in<br />

Gruppen. Wir sehen, wie das Wasser auf dem Gelände fließt, wo Brände Narben hinterlassen haben,<br />

Winde Äste verbogen oder die Gestalt von Bäumen verformt haben, wie Sonne und Schatten sich<br />

bewegen, und wo wir Spuren ruhender, umherziehender oder fressender Tiere finden. Das Gegend ist<br />

voller Informationen über jeden Teil der Natur, und wir müssen lernen, sie gut zu lesen.<br />

Die Landschaft zu lesen heißt, nach Landschaftsindikatoren zu suchen. Vor allem die Vegetation gibt<br />

Auskunft über Bodenfruchtbarkeit, Vorhandensein von Feuchtigkeit und Mikroklima. Binsen zum<br />

Beispiel zeigen sumpfige Böden oder Wasseraustritt an; Löwenzahn und Heidelbeere saure Böden,<br />

und Ampfer verdichtete und lehmige Böden. Große Bäume, die in trockenen Gegenden wachsen,<br />

zeigen eine tiefliegende Wasserquelle an. Gehäuftes Vorkommen von dornigen oder nicht<br />

schmackhaften Unkrautarten (Distel, Sauerklee, Nachtschatten) zeigt Überweidung oder falsche<br />

24


Bewirtschaftung an; Erosionsrinnen und verdichtete Pfade werden dies bestätigen. Eine Pflanze, die<br />

früher als andere derselben Art blüht und reift, zeigt ein günstiges Mikroklima an, und Bäume, die mit<br />

den meisten ihrer Äste in eine Richtung wachsen, zeigen die Hauptrichtung starker Winde an.<br />

Diese Beispiele sind auf unterschiedliche Klimata und sogar auf unterschiedliche Landschaften<br />

bezogen. Vor Ort entstandene Daumenregeln stammen aus Erfahrungen der Gegend.<br />

Feuerhäufigkeit und -richtung können ebenfalls an Veränderungen des Bewuchses erkannt werden.<br />

Feuer produziert trockene, knorrige, im Sommer laubwerfende, großsämige Arten; ohne Feuer<br />

entwickeln sich breitblättrige, immergrüne oder im Winter laubwerfende, kleinsämige Pflanzen und<br />

eine tiefe Laubschicht. Häufig zeigen Bäume und andere Pflanzen durch einen Wechsel in den<br />

Vegetationstypen Frostgrenzen an Hanggrundstücken an.<br />

Während wir beobachten, können wir potentielle “Probleme” feststellen, wie schädliche Vegetation,<br />

Erosionsrinnen, sumpfigen Boden, felsige Bereiche oder verdichtete, ausgelaugte Böden. Dies sind<br />

Gebiete für spezielle Zwecke, die zu spezieller Nutzung herangezogen werden oder als<br />

Wildnisbereiche unberührt bleiben könnten. Einige Probleme werden, mit ein bißchen Nachdenken, zu<br />

Vorteilen verwandelt. Sumpfiger Grund ist ein Indikator für die natürlichen Entwässerungsmuster des<br />

Gebiets und läßt auf wasserundurchlässige Unterböden schließen; diese können zu Feuchtgebieten<br />

gemacht oder ausgegraben werden, um offenes Wasser zu erhalten. Manchmal ist unter Sümpfen und<br />

Marschen eine Schicht Torf oder wertvoller Töpferlehm. Wenn in der Marsch Teiche angelegt<br />

werden, kann der Torf für Topfpflanzenerde oder zur Verbesserung sandiger Bereiche gewonnen<br />

werden.<br />

Man muß nach vielen Ressourcen Ausschau halten. Gibt es hochgelegene Flüsse oder Quellen (zur<br />

Wasserversorgung und eventuellen Energieversorgung)? Gibt es Wälder, die wertvolles Bauholz<br />

bieten oder auch nur abgestorbene Stämme, die für Wildtiere oder als Brennholz nützlich sind? Gibt es<br />

einen guten Standort zur Nutzung von Windkraft?<br />

Es gibt viele Kategorien von Ressourcen: Erdressourcen; biologische Ressourcen (Pflanzen und<br />

Tiere); die Energieressourcen von Wind, Wasser, Holz, Ölfrüchten und Gas; und die sozialen<br />

Ressourcen. Die sozialen Ressourcen umfassen die Möglichkeiten des Standorts für Kurse und<br />

Seminare oder zur Freizeitgestaltung, was vor allem von der Lage, verfügbaren oder zu bauenden<br />

Einrichtungen und von lokalen Bauordnungen abhängt.<br />

Indem wir die Landschaft beobachten, lassen wir uns von den Überlebensstrategien natürlicher<br />

Systeme inspirieren und ahmen sie nach, wobei wir Arten einsetzen, die für uns von direkterem<br />

Nutzen sind. Wir beobachten zum Beispiel, daß große Bäume auf der Schattenseite tiefer Canyons in<br />

den Trockengebieten wachsen; dort können wir auch unsere eigenen Bäume mit sicherem Erfolg<br />

setzen. Oder wir sehen, daß Pionierpflanzen an Zäunen und um Pfosten herum aus Vogelmist<br />

herauswachsen; wir können Dutzende von Vogelhäuschen in der Gegend aufstellen, um solche<br />

Pflanzen zu fördern, oder wir postieren Vogelhäuschen in der Nähe kleiner Obstbäume, um Phosphat<br />

für unsere Bäume zu erhalten.<br />

Ressourcen außerhalb des Grundstücks<br />

Wir können uns über die Gelegenheiten in der Umgebung erkundigen. Sägewerke, Mülldeponien,<br />

Märkte, Pferdeställe, Restaurants und Hühnerhöfe sind allesamt potentielle Ressourcen; deren<br />

Abfallprodukte können verwendet werden, um den Boden zu verbessern, während unsere eigenen<br />

Ressourcen aufgebaut werden.<br />

Einer der am häufigsten übersehenen Faktoren ist der Zugang zu Ressourcen, die nicht am Grundstück<br />

selbst liegen, z. B. Läden, Schulen, Märkte und andere Dienstleistungen. Grundstücksmakler<br />

berücksichtigen den Wert stadtnaher Lagen, wobei die Bodenpreise um so höher steigen, je näher man<br />

sich bei notwendigen Einrichtungen befindet. Während Permakultur mehr Nachdruck auf die<br />

Ressourcen des Grundstücks legt, sind externe Ressourcen oft nicht nur beim Aufbau eines Systems<br />

25


entscheidend, sondern auch was Zeit und Geld betrifft, die es braucht, um in die Stadt (zur Arbeit oder<br />

in die Schule) zu gelangen. Eltern, die abseits einer guten Verkehrsverbindung leben, müssen oft<br />

zweimal täglich fahren, um ihre Kinder in die Schule zu bringen und wieder abzuholen.<br />

Es ist auch wichtig, eigene Ressourcen in Betracht zu ziehen. Entsprechen Ihre Fähigkeiten und<br />

finanziellen Möglichkeiten der Gestaltung, die Sie aufbauen wollen? Können Sie Ihre Fertigkeiten und<br />

Produkte in der Region nutzbringend verwenden? Gibt es einen Markt für Edelkräuter, Setzlinge,<br />

freilaufendes Geflügel, Obst und Gemüse aus organischem Anbau, Saaten, Wasserlilien,<br />

Süßwasserfische oder was immer unser Permakultursystem bieten kann? Können wir öffentliche<br />

Mittel zur Unterstützung von Umstellungen in Anspruch nehmen, wenn wir ein realistisches<br />

Unternehmenskonzept haben?<br />

2.3<br />

Geländeform (Topographie)<br />

Die Topographie oder Geländeform ist ein unveränderliches Merkmal eines Grundstücks; und obwohl<br />

kleinere Erdarbeiten einiges an der Natur des Standorts verändern können, sind umfangreiche<br />

Erdarbeiten teuer und für gewöhnlich nicht nötig.<br />

Die Topographie wirkt auf Mikroklima, Wasserfluß, Bodentiefe und -beschaffenheit, Wege und<br />

Aussehen des Standorts. Um ihren Einfluß auf das Land zu verstehen, sollten wir folgende<br />

topographische Merkmale notieren und kartieren:<br />

sonnige und schattige Hänge;<br />

Klippen oder Felsen;<br />

Abflußlinien (Wasserläufe);<br />

unebenes Gelände;<br />

gute und schlechte Ausblicke;<br />

Hügelhöhen, Steigungen und Zugangswege;<br />

sumpfige Bereiche, erosionsanfällige Bereiche,<br />

und so weiter.<br />

Klarerweise wird ein kleines Grundstück einfacher zu kartieren sein, während eine größere Fläche<br />

einige Tage oder Wochen brauchen wird.<br />

Ein abwechslungsreicher Standort mit vielen der oben genannten Aspekte ist am nützlichsten,<br />

besonders hinsichtlich der Hänge. Bei Hängen notiert man Ausrichtung (ob sie nach Norden, Süden,<br />

Osten oder Westen liegen) und Steigung (sanft, mittel oder steil), wobei letztere einen guten Hinweis<br />

auf potentielle Erosionsprobleme gibt, vor allem wenn ein steiler Hang kahlgeschlagen wurde. Der<br />

Zusammenhang von Hanglage und Mikroklima wird im folgenden Abschnitt diskutiert.<br />

Es ist wichtig, festzuhalten, daß Permakultur in jedem Landschaftstyp entwickelt werden kann: Auf<br />

felsigen Hügeln, in Sumpfgebieten, im Gebirge, auf Schwemmland von Flußniederungen oder in<br />

Wüsten. Es ist nicht nötig, zu versuchen, eine stabile Landschaft zu verändern, um bestimmte<br />

Verhältnisse zu schaffen, da jede Landschaft und jedes natürliche Ökosystem die allgemeine<br />

Beschaffenheit einer möglichen Permakultur bestimmen wird; dies muß sein, wenn das System eine<br />

lange Lebensdauer haben soll.<br />

2.4<br />

Klima und Mikroklima<br />

Das Klima ist die grundlegende Begrenzung für die Pflanzen- und Tiervielfalt in einem Gebiet.<br />

Obwohl jede Standortgestaltung das Gesamtklima der Region (feucht-warm, trocken-warm, arktisch,<br />

gemäßigt, etc.) berücksichtigen muß, müssen wir besonderes Augenmerk auf die aufgrund von<br />

Topographie, Böden, Bewuchs und anderer Faktoren verschiedenen Mikroklimata legen. Zwei<br />

Grundstücke, die nur wenige Kilometer auseinander liegen, können sich in Regenmenge,<br />

26


Windgeschwindigkeit, Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit unterscheiden; es ist daher wichtig,<br />

eher das Standortklima detailliert zu analysieren und sich nicht auf die allgemeinen Klimastatistiken<br />

für die Gegend zu verlassen. Dieser wichtige grundlegende Schritt kann darüber entscheiden, ob wir in<br />

angenehmer Umgebung leben werden oder unter miserablen Bedingungen – auf einem Grundstück,<br />

das wahrscheinlich alle paar Jahre den Besitzer wechseln wird.<br />

Wenn wir die Mikroklimata auf unserem Standort untersuchen, wird uns das in die Lage versetzen:<br />

Bauten, Pflanzen und Tiere an die günstigsten Stellen zu setzen (z. B. in gemäßigtem Klima das Haus<br />

zur Sonne hin, in heißem Klima an die Schattenseite eines Hügels);<br />

hereinkommende nützliche Energien zu bündeln und schädliche Energien zu streuen (z. B.<br />

Windschutz um Haus und Feld pflanzen, oder umgekehrt Bäume trichterartig zu setzen, so daß Brisen<br />

zum Haus verstärkt werden);<br />

günstige Mikroklimata auszudehnen.<br />

Die folgenden Abschnitte behandeln Faktoren, die das Mikroklima an einem Standort am stärksten<br />

beeinflussen und daher in bezug auf Standort des Hauses und Anbauflächen überdacht werden sollten.<br />

Topographie<br />

Topographie bezieht sich auf die Landschaftsmerkmale eines Standorts, üblicherweise darauf, wie<br />

hügelig oder flach er ist. Flache Gebiete weisen wenig Unterschied in der Topographie auf (was wenig<br />

oder keinen Unterschied im Mikroklima bedeutet), wohingegen Hügelland in punkto Mikroklima<br />

große Vielfalt aufweist.<br />

Lage<br />

Mit Lage ist gemeint, wie Hänge zur Sonne hin ausgerichtet sind; sie wirkt sich auf die Gegebenheiten<br />

des Standorts aus gemäß der Menge an direkter Sonne, die diese empfangen. Hänge, die zur Sonne hin<br />

liegen (nach Norden auf der Südhalbkugel und nach Süden auf der Nordhalbkugel), kriegen die meiste<br />

Sonne ab; wenn sie auch nach Osten liegen, wird die höchste Temperatur am Vormittag erreicht,<br />

während, wenn sie nach Westen liegen, die Höchstwerte am Nachmittag erreicht werden. Ein Hang,<br />

der auf der Schattenseite liegt (nach Norden auf der Nordhalbkugel und nach Süden auf der<br />

Südhalbkugel), erhält sehr wenig direkte Sonnenstrahlung.<br />

Der Einfluß der Lage auf Pflanzen in natürlichen Pflanzengesellschaften wird dort sichtbar, wo<br />

sonnseitige Hänge mit Trocken-Hartlaubwald bedeckt sind, während die kühleren, feuchteren,<br />

schattseitigen Hänge mit Feucht-Hartlaubwald bewachsen sind (Abbildung 2.1c). Die Bedachtnahme<br />

auf Lage bedeutet in der Permakultur üblicherweise, sonnseitige Hänge auszunutzen, da diese sich gut<br />

dafür eignen, Früchte reifen zu lassen, das Haus auf den im Winter wärmsten Platz zu stellen und<br />

Gewächse zu pflanzen, die sich im jeweiligen Klima im Grenzbereich befinden, wie zum Beispiel ein<br />

tropischer Baum in einer subtropischen Region.<br />

Umgekehrt werden Pflanzen oder Gebäude, die Schatten oder zusätzliche Kühle brauchen, auf<br />

schattseitigen Hängen plaziert, z. B. ein kühler Keller, wo man Wein lagert, oder Beerensträucher<br />

kühlerer Klimazonen in subtropischen Klimaten.<br />

Insbesondere für energiesparendes Bauen, aber auch für die Anlage von Obst- und Gemüsegarten ist<br />

es von Bedeutung, die jahreszeitlichen Abweichungen der Sonnenbahn zu beachten, vor allem ihre<br />

Höchststände am Himmel zwischen Sommer und Winter (Abbildung 2.1a) und die Entfernung, die<br />

sie auf ihrer Bahn von Ost nach West zurücklegt (Abbildung 2.1b).<br />

27


Die Lage ist nicht so wichtig in wolkenreichen Klimaten, oder wenn die Sonne von größeren<br />

topographischen Elementen, wie einem Berg oder Gebirgszug, die dem Standort gegenüber liegen,<br />

verdeckt wird.<br />

Die Wirkung der Lage plus der tatsächlichen Steilheit des Hanges zeigt sich ziemlich deutlich. Wie<br />

man in Abbildung 2.2 sehen kann, ist ein flacher Hang im Sommer wärmer, weil er Sonnenlicht<br />

erhält, das in einem günstigen Winkel einfällt. Im Winter jedoch ist ein steiler Hang besser, weil er die<br />

Sonne in einem spitzeren Winkel empfängt als ein flacher.<br />

Fluß kalter Luft<br />

Die Steilheit eines Hanges beeinflußt sowohl den Abfluß des Wassers als auch die Bodenstabilität,<br />

aber in Hinblick auf die Planung in bezug auf Mikroklima ist vor allem deren Einfluß auf den Abfluß<br />

kalter Luft wichtig. Kalte Luft ist schwerer als warme und fließt von konvexen Hügeln in konkave<br />

Täler. Sie bildet in den Tälern Kaltluftseen und erhöht damit die Frostgefahr. Berghöhen sind ebenfalls<br />

anfällig für Frost, da Kaltluftseen auf flacheren Bergrücken und Plateaus liegen bleiben. Die am<br />

ehesten frostfreien Standorte sind für gewöhnlich auf den oberen oder mittleren Hängen von Tälern<br />

oberhalb von 20 Metern. Da sie tags und nachts wärmer sind als Talboden oder Bergkamm, sind diese<br />

Bereiche als Thermikgürtel bekannt (Abbildung 2.3). In diesen Bereichen werden seit alters her<br />

Dörfer und Häuser situiert, und auch als Anbauflächen werden sie bevorzugt, wie z. B. die Weinberge<br />

in Frankreich und Deutschland.<br />

Diese einfache Ermittlung von Frost funktioniert jedoch nur in einfachen Landschaften. Wirkliche<br />

Landschaft mit ihren komplexen Bewuchs- und topographischen Merkmalen bedarf intensiverer<br />

Beobachtung und Planung. Da kalte Luft eher wie Sirup fließt als wie Wasser, bewegt sie sich nur<br />

langsam um, über und unter massive Objekte und wird von Hindernissen (Gebäuden, Bäumen,<br />

Erhebungen) gebremst. Zum Beispiel kann kalte Luft, die den Hang hinab zum Talboden hin fließt,<br />

von einem höher gelegenen Wald aufgehalten werden; in diesem Fall ist die kalte Luft tatsächlich<br />

aufgestaut und sammelt sich oberhalb des Waldes, nicht am Boden des Tales. Damit die kalte Luft<br />

sich talwärts bewegen kann, müssen große Breschen für den Luftabfluß herausgeschlagen werden<br />

(Abbildung 2.4); außer, wenn der Wald tatsächlich ein unmittelbar darunter befindliches Haus oder<br />

die Vegetation schützt.<br />

Häufig läßt eine Verengung am Hang oder nahe am Talboden kalte Luft zusammenfließen, und es<br />

kann in jedem Monat zu Frösten kommen (in gemäßigtem bis kühlem Klima). Häuser, die über<br />

solchen Verengungen stehen, werden immer kalt sein, während es gut möglich ist, daß in 20 Metern<br />

Entfernung die genau richtige Stelle für das Haus ist. Sogar in den Subtropen kann man in unterhalb<br />

von weiten, kahlen Plateaus gelegenen Tälern nach klaren Nächten mit regelmäßigen oder<br />

gelegentlichen Frösten rechnen.<br />

Winde<br />

Obwohl jeder Standort allgemeinen Luftbewegungen oder sogar Windkatastrophen (Wirbelstürmen<br />

und Orkanen) ausgesetzt ist, spielen beim Planen von Mikroklimata nur die am Ort vorherrschenden<br />

Winde eine Rolle. Die Topographie kann eine beträchtliche Wirkung auf lokale und regionale<br />

Dauerwinde haben; in manchen Gebirgsregionen können die ortsüblichen Winde aufgrund einer<br />

besonderen Talform sogar aus der falschen Richtung kommen.<br />

In Tälern entstehen Hangwinde durch die rasche Erwärmung und Abkühlung des Bodens an klaren<br />

Tagen und Nächten. Kühlere Luft fließt, da schwerer, hangabwärts. In einem weitläufigen Talsystem<br />

bewegen sich die schwachen lokalen Winde in einem täglichen Kreislauf (bergauf bei Tag, bergab bei<br />

Nacht).<br />

Die Windgeschwindigkeit nimmt auf der dem Wind zugewandten Seite einer Bergkette zu; auf der<br />

windabgewandten Seite nimmt sie ab (für einen sinnvollen Schutz der windabgewandten Seite müssen<br />

die Windgeschwindigkeiten jedoch mindestens 5 Meter pro Sekunde und das Hanggefälle 5° oder<br />

28


mehr betragen). Die Windgeschwindigkeit nimmt bergauf zu; bergab verringert sie sich<br />

(Abbildungen 2.5a und 2.5b). Außerdem nimmt die Windgeschwindigkeit beim Umströmen einer<br />

Verengung (egal ob Gelände oder Vegetation) zu; dies nennt man den “Venturi”-Effekt (Abbildung<br />

2.5c).<br />

An Seen oder am Meer spielen Brisen eine bedeutende Rolle im Mikroklima. Aufgrund des markanten<br />

Temperaturunterschiedes zwischen großen Wasserkörpern und der Landoberfläche bilden die<br />

Luftströmungen einen Kreislauf von Küstenwinden. Bei Tag steigt die warme Luft über dem Land auf<br />

und läßt dadurch kühle, schwerere Luft vom Meer her einströmen. In der Nacht, während das Land<br />

abkühlt, dreht sich der Vorgang um (Abbildung 2.6). In den Tropen und Subtropen bringen diese<br />

Brisen beinahe das ganze Jahr über willkommene Linderung, wohingegen sie in gemäßigten Regionen<br />

eher saisonal sind, üblicherweise im Sommer auftreten. Vor allem in den Tropen baut man Häuser so,<br />

daß sie die natürliche Ventilation, die diese Seebrisen bieten, ausnutzen. Andererseits pflanzt man in<br />

kühlen Klimaten Hecken, um diese Winde von Haus und Garten weg zu lenken.<br />

Aus welcher Richtung der Wind üblicherweise kommt, können wir feststellen, indem wir die Bäume<br />

und Büsche des Geländes untersuchen. Wenn sie in eine bestimmte Richtung gekrümmt sind, dann<br />

bedeutet das , daß sie auf häufige Winde reagieren. An der Meeresküste sind die Bäume wegen starker<br />

Brisen und Salzgischt vom Meer her beinahe flachgedrückt. Wenn es auf dem Gelände gar keinen<br />

Bewuchs gibt, kann man Stangen (1,5 – 1,8 Meter lang), an deren oberen Enden man Tuch- oder<br />

Kunststoffstreifen befestigt, an verschiedenen Stellen in den Boden stecken. Wenn wir beobachten,<br />

wie oft und in welche Richtung die Streifen geblasen werden, erfahren wir die Hauptwindrichtung.<br />

Diese Methode impliziert natürlich eine Beobachtung des Geländes übers ganze Jahr, so daß es viel<br />

besser ist, nach Möglichkeit die umgebende Vegetation zu untersuchen.<br />

Information darüber, wie Winde mittels Vegetation gesteuert werden können, wird in einem der<br />

folgenden Abschnitte gegeben.<br />

Auch die Höhe ist ein wichtiger Faktor des Mikroklimas. Die Temperatur nimmt mit zunehmender<br />

Höhe ab; 100 Meter Höhendifferenz entsprechen 1° geographischer Breite, so daß die Temperatur in<br />

1000 Metern Höhe am Äquator ungefähr einem Klima in 10° Entfernung vom Äquator entspricht. Das<br />

bedeutet, daß in einer subtropischen oder tropischen Bergregion verschiedene Vegetation angebaut<br />

werden kann. Eine typische Aufeinanderfolge von Pflanzungen, von der Küste bis hinauf in die Berge,<br />

auf die man in den Tropen häufig stößt, ist Kokosnuß, Zuckerrohr, Banane, Tee und Kiefern<br />

(Abbildung 2.7), wobei die jeweils folgende Frucht kühlere Umgebung braucht.<br />

Gewässer<br />

Große Wassermassen wie das Meer und große Seen erwärmen sich langsam und kühlen langsam ab,<br />

wobei sie die Temperatur der Umgebung ausgleichen. In gemäßigten Klimaten wird nahe am Meer der<br />

Frost kaum je zu einem Problem, während nur 20 Kilometer landeinwärts praktisch den ganzen Winter<br />

über Fröste auftreten können.<br />

Wasser gleicht auch durch Verdunstung Temperaturen aus. Bei der Verdunstung wird der<br />

umgebenden Luft Energie entzogen; wenn die Temperatur wieder fällt, steigt die Luftfeuchtigkeit. So<br />

können selbst kleine Seen, Tümpel und Teiche wirksame Klimaregulatoren sein, besonders in<br />

trockenen Gegenden. In vielen Mittelmeerländern findet man zum Beispiel Springbrunnen, die<br />

Innenhöfen Feuchtigkeit und Kühle spenden.<br />

Auch von Wasser reflektiertes Licht sollte bei der Gestaltung eines Standorts bedacht werden. Obwohl<br />

die diffuse Reflexion an Wasseroberflächen gering ist, ist die Spiegelreflexion im Winter (wenn die<br />

Sonne tief am Himmel steht) hoch. Im Maintal in Deutschland dient das vom Fluß reflektierte<br />

Sonnenlicht dazu, auf den steilen Hängen Weintrauben reifen zu lassen. Daher können die<br />

sonnseitigen Böschungen oder Hügel hinter Teichen, Dämmen, Seen und Flüssen als günstige<br />

Bereiche für Pflanzen am Rande ihres natürlichen Verbreitungsgebiets betrachtet werden, die<br />

29


zusätzliches Licht und Wärme benötigen. Häuser, die auf solchen Böschungen oder Wällen liegen,<br />

bekommen zusätzliche Wärme ab (Abbildung 2.8).<br />

Bausubstanz<br />

Vorrichtungen wie Rankgerüste, Erdwälle, Treibhäuser, Zäune, Mauern und Aussichtsterrassen<br />

können das Mikroklima im kleinen ändern, indem sie Windgeschwindigkeit oder Temperatur<br />

beeinflussen.<br />

Das Treibhaus ist in gemäßigten Regionen das brauchbarste Bauwerk für die Regulierung eines<br />

Mikroklimas und ermöglicht es, beinahe jede Pflanze wachsen zu lassen. Ans Haus angebaute<br />

Treibhäuser eignen sich bestens als Winterheizung, weil sie helfen, tagsüber Brennstoff zu sparen.<br />

Erdwälle oder -hügel wirken sich auf vielerlei Art auf das Mikroklima aus (Abbildung 2.9). Sie<br />

können:<br />

die niedrigstehende Sonne an der Westseite abschirmen und so gegen Abend Haus und Garten<br />

Kühlung verschaffen<br />

Winde abhalten oder umlenken<br />

Isolieren (Erdreich speichert Wärme und kühlt nur langsam ab).<br />

Privatsphäre wahren und Sichtschutz bieten.<br />

Verkehrslärm abschirmen (manchmal bis zu 80%); große Erdwälle zwischen Autobahnen und<br />

Grundstücken sind heute selbstverständlich.<br />

den Pflanzen mehr Platz bieten, indem sie den Raum in die Vertikale erweitern.<br />

Sonnseitige Mauern sind für die Regulierung des Mikroklimas auch wichtig. Wie ein sonnseitiger<br />

Waldrand bieten Mauern Schutz vor Winden und können Wintersonne zu reflektieren. Dunkle<br />

Steinmauern absorbieren Hitze und strahlen sie in der Nacht wieder ab, sie mindern damit das<br />

Frostrisiko. Pflanzen, die man davor setzt, wachsen bestens. Weiß gestrichene Mauern reflektieren<br />

Strahlung (und verringern so die Wärmeaufnahme); Pflanzen vor diesen reifen am besten. In<br />

Deutschland zeigten Experimente mit Tomaten und Pfirsichen vor schwarzen und weißen Mauern<br />

rascheres Pflanzenwachstum vor der schwarzen Mauer; die Erträge jedoch waren wegen der besseren<br />

Reifung vor der weißen Mauer höher.<br />

Rankgerüste sind praktisch als Windschutz, um Raum um Haus und Garten einzuteilen, um ein<br />

Mikroklima zu schaffen (durch Beschattung und Erwärmung) und als provisorischer Schutz gegen<br />

Überbesonnung für kleine Bäume.<br />

Kleine Konstruktionen um einzelne Bäume oder Pflanzen schaffen ein Mikroklima mit mehr<br />

Feuchtigkeit, weniger Wind und gelegentlich mehr Wärme. Für Bäume ist in verschiedenen Teilen der<br />

Welt eine Vielfalt von Windschutzbehelfen in Verwendung: Autoreifen, Strohballen, alte<br />

Düngersäcke, 44-Gallonen-Fässer aus Metall etc. (Abbildung 2.10). Im Garten können Frühbeete,<br />

Pflanzglocken und übergestülpte Plastikflaschen verwendet werden, um Pflanzen zu Frühjahrsbeginn<br />

anbauen zu können.<br />

Böden<br />

Der Boden hat geringen Einfluß auf das Mikroklima aufgrund der Wärmemenge, die er leitet, und des<br />

Lichts, das er reflektiert, und auch aufgrund seines schwankenden Wasser- und Luftgehalts.<br />

Da Mulch sehr wenig Wärme zum Boden weiterleitet, ist es am besten, den Mulch im Frühjahr von<br />

den Anbauflächen zu entfernen, damit der Boden sich erwärmen kann.<br />

30


Mulch absorbiert Wasser leicht und gibt es langsam an den Boden ab, ist also eine wichtige Hilfe bei<br />

der Speicherung von Bodenfeuchtigkeit bei warmem oder windigem Wetter.<br />

Vegetation<br />

Der Bewuchs hat eine tiefgreifende Wirkung auf das Mikroklima. Anpflanzen und Verwendung der<br />

Vegetation (Forst, Wald, Windschutzhecken, Sträucher und Kletterpflanzen) formen das Mikroklima<br />

eines Grundstücks am stärksten. Die Vegetation kann die Temperatur jedes Standorts regulieren<br />

durch:<br />

Verdunstung<br />

Konvektionswärme<br />

Schatten<br />

Windschutz<br />

Isolation<br />

Verdunstung<br />

Pflanzen verwandeln in ihren Blättern Wasser in Wasserdampf, der dann aus dem Blatt in die<br />

umgebende Luft austritt. Dieser Prozeß verbraucht Energie, was die Luft um die Pflanzen kühler<br />

werden läßt (genau wie das Schwitzen bei Tieren). Wenn die Temperatur fällt, steigt die<br />

Luftfeuchtigkeit. Um Verdunstung zu ermöglichen, muß Wasser vorhanden sein. Viele Kulturen in<br />

trockenen Ländern haben Methoden, um kleine Bereiche, meist ums Haus herum, kühler zu machen.<br />

Die Bewohner der Kanarischen Inseln verwenden große Tontöpfe, die sie mit Wasser füllen und mit<br />

Leinen bedecken, in kleinen, mit Pflanzen angeräumten Höfen, um die Temperatur der umliegenden<br />

Zimmer zu senken (Abbildung 2.11).<br />

Konvektionswärme<br />

Pflanzen absorbieren tagsüber Sonnenenergie; im Wald wird viel Sonnenenergie vom Laubdach<br />

absorbiert, während die umgebende Luft sich erwärmt und aufsteigt. Kühlere Luft wird in den Wald<br />

gezogen, der tagsüber kühl bleibt. In der Nacht kehrt sich dieser Vorgang um, wobei Luft, die wärmer<br />

als die Umgebungstemperatur ist, aus dem Wald strömt. Der Wald ist durch sein dichtes Blätterdach<br />

isoliert, so daß die Strömung an den Rändern stattfindet. Jeder, der sich nachts einem Wald nähert,<br />

wird den Unterschied in der Lufttemperatur merken (Abbildung 2.12).<br />

Schatten<br />

Die Abschirmung von Sonnenlicht hat eine starke Auswirkung auf das Mikroklima. Ein Flecken<br />

offenen Bodens kann auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Temperatur abkühlen, nachdem er in<br />

den Schatten des darüberliegenden Blätterdachs geraten ist. Blätter haben 3-6mal soviel Oberfläche<br />

zum Abfangen der Energie wie ein Leinwandbaldachin, je nach Laubdichte. Bäume mit dichtem Laub<br />

können 75-90% der Sonnenenergie filtern, während Bäume mit lichter Belaubung gefiltertes<br />

Sonnenlicht durchtlassen. Außerdem absorbieren Bäume mit derben oder haarigen Blättern und solche<br />

mit dunklen Blättern Sonnenlicht und damit Wärme. Glänzende, hellfärbige Pflanzen reflektieren<br />

Sonnenlicht.<br />

Als Gestalter können wir dieses Wissen verwenden, um passende Pflanzen an ausgewählte Standorte<br />

zu setzen. Zum Beispiel bietet in Klimaten, wo die späte Nachmittagssonne ein Problem ist, eine<br />

dichte, an der Westseite eines Hauses gepflanzte Hecke nicht nur Schatten, sondern schirmt im Winter<br />

auch Westwinde ab. Im Gegensatz dazu bietet ein schwach belaubter Baum, der an der Ost- oder<br />

Sonnensseite des Hauses gesetzt wurde, ein wenig Schutz vor der Sommersonne, läßt aber<br />

Wintersonne durch. Laubwerfende Bäume erfüllen denselben Zweck, da sie im Winter ihr Laub<br />

fallenlassen. Die Form des ausgewachsenen Baumes muß ebenfalls in Betracht gezogen werden, sei<br />

31


sie rund, oval, pyramiden- oder säulenförmig, da der Schatten, den er werfen wird, dieselbe Form<br />

haben wird (Abbildung 2.13).<br />

Um die Sonnenreflexion an glänzenden Blättern auszunützen, können Bäume wie beispielsweise<br />

Pappeln in einem parabolischen Bogen um den Obstgarten oder das Haus gesetzt werden. Wenn dieser<br />

Bogen gegen die Sonne hin liegt, konzentriert die Reflexion von den glänzenden Blättern die Hitze auf<br />

einen Punkt innerhalb des Bogens, wobei sie diesen Bereich trockener und wärmer macht (Abbildung<br />

2.14). Solche Sonnenfallen funktionieren auch auf einem Hang, da der Bewuchs die warme, den Hügel<br />

hinaufsteigende Luft auffängt. Diese Form läßt kalte, den Hügel herabströmende Luft um sicn herum<br />

fließen, minimiert die Frostgefahr und hilft, je nach Windrichtung, dabei, kalte Winde um Gebäude<br />

und Felder herum abzulenken.<br />

Wind<br />

Windschutz wird seit langem verwendet, um Häuser, Tiere und Feldfrüchte gegen Wind zu schützen,<br />

und er ist äußerst wirksam in der Regulierung des Mikroklimas. Die Vorteile von<br />

Windschutzpflanzungen sind wie folgt: Sie<br />

vermindern die Windgeschwindigkeit und die Bodenerosion,<br />

schützen windempfindliche Pflanzen wie zum Beispiel Kiwis,<br />

verringern Ernteverluste, die durch das Herausschütteln von Samen oder Körnern entstehen,<br />

gleichen Luft- und Bodentemperaturen aus (der Boden kann an einer geschützten Stelle bis zu 4 °C<br />

wärmer sein),<br />

erhöhen wegen der Taubildung an den Blättern der Bäume die vorhandene Feuchtigkeit,<br />

verringern die Zahl der in kalten Stürmen verendenden Tiere,<br />

vermindern im Sommer den Hitzestreß für Tiere,<br />

reduzieren den Futterbedarf, wenn die Tiere an den Windschutzbäumen (Gleditschie,<br />

Johannisbrotbaum) weiden können,<br />

liefern der Landwirtschaft Bauholz und Zaunmaterial (von ausgedünntem oder überaltetem<br />

Windschutz),<br />

erweitern den Lebensraum insektenfressender Vögel,<br />

verbessern die Lebens- und Arbeitsbedingungen um Haus und Garten,<br />

bieten Nektarquellen für Bienen und verbessern die Bedingungen für die Befruchtung der<br />

Kulturpflanzen (weniger Wind, der Bienen vertreibt).<br />

Die Form des Windschutzes hängt im wesentlichen von Bebauungs-, Standort- und<br />

Klimaverhältnissen ab. Abbildung 2.15 zeigt eine Palette von Windschutzgruppierungen.<br />

Dichte und durchlässige Windschutzpflanzungen werden für unterschiedliche Zwecke eingesetzt.<br />

Dichter Windschutz bietet im windabgewandten Bereich in 2-5mal der Höhe der Bäume den größten<br />

Schutz (Abbildung 2.15c). Allerdings läßt die Schutzwirkung rasch nach, da sich unter dem Wind ein<br />

Unterdruck bildet, der den Wind herunterzieht. Die Druckdifferenz trocknet außerdem den Boden aus.<br />

Andererseits läßt ein durchlässiger Windschutz (Abbildung 2.15d) Luft durch, und obgleich die<br />

anfängliche Schutzwirkung nicht so groß ist wie bei einem dichten Windschutz, hält sie bis in weitere<br />

Entfernung an (25-30mal die Höhe). Abbildung 2.16,7-9 zeigt andere wirksame Windschutzanlagen<br />

für intensiven Anbau, während Abbildung 2.16,1-6 einige untaugliche Anlagen darstellt.<br />

Da die Schutzgürtel noch anderen nützlichen Zwecken dienen können, sollten wir die typischen<br />

Eigenschaften einzelner Bäume berücksichtigen. Beinahe jeder Baum bietet Windschutz (solange er<br />

nicht selbst windempfindlich ist), Rückzugsraum und Unterschlupf für Tiere. Was kann er noch?<br />

Einige Arten (Leguminosenbäume, Erlen) binden Stickstoff im Boden, können zur<br />

Brennholzgewinnung auf Stock gesetzt werden (Weide, Eukalyptus), liefern Laub als Tierfutter<br />

(Coprosma repens, Leucaena, Weide), geben Honig (Eukalyptus, Eucryphia), bieten Nüsse als Tieroder<br />

Menschennahrung (Eiche, Kastanie), wirken als Feuerbremse (Coprosma repens,<br />

Schwarzholzakazie), und sind ein wirksamer Erosionsschutz (stark wurzelnde Bäume wie Weide und<br />

Pappel).<br />

32


Auch die negativen Wirkungen von Bäumen müssen bedacht werden. Einige haben kräftige Wurzeln,<br />

die mit den benachbarten Feldfrüchten oder Weidepflanzen um Wasser und Nährstoffe konkurrieren.<br />

Wir können das entweder als Gegenleistung für den Nutzen, den sie bringen, akzeptieren oder das<br />

jährliche tiefe Aufschlitzen beibehalten und so das Wurzelsystem teilweise zurückstutzen, um die<br />

Konkurrenz zu vermindern.<br />

Windschutz läßt sich rasch aufbauen, wenn man schnellwüchsige Sträucher und Bäume abwechselnd<br />

mit langsamer wachsenden (aber längerlebigen) Bäume setzt. Während diese Bäume (normalerweise<br />

Harthölzer) langsam wachsen, liefern die schnellwüchsigen Bäume Nektar für Bienen, Futter für Tiere<br />

und Mulch für den Garten und können später als Brenn- oder Bauholz genutzt werden. Bedenken Sie<br />

aber, daß Windschutzbäume nicht viel Obstertrag bringen werden (weil der Wind es abschüttelt) und<br />

man sich bei wirtschaftlicher Nutzung nicht auf sie verlassen sollte.<br />

Küsten bieten besondere Schwierigkeiten. Über die große unbändige Wasserfläche brausen Stürme<br />

daher, die Salz und schleifende Sandkörner mit sich tragen. Um uns vor diesen Winden zu schützen,<br />

wählen wir Pflanzen mit:<br />

derber Rinde, wie Palmen sie haben (kann dem Sandstrahlen widerstehen);<br />

harten, nadeligen Blättern, wie bei ausdauernden Küstentannenkiefern (Araucaria), Tamarisken,<br />

Känguruhbäumen (schützen vor starker Austrocknung);<br />

oder fleischigen Blättern, wie bei Mittagsblume, Koprosma, Agave und Euphorbia (speichern<br />

Feuchtigkeit).<br />

Die beste Richtschnur bei der Auswahl der Arten bietet die Beobachtung erfolgreicher Arten, die<br />

bereits in der Umgebung wachsen. Abbildung 2.17 zeigt eine mögliche Anordnung von Pflanzen an<br />

einer Meeresküste.<br />

Isolation<br />

Gebüsch und Kletterpflanzen, die nahe an einem Haus gepflanzt werden, schützen dieses vor Wind<br />

und bilden zwischen dem Gebäude und der Vegetation eine isolierende Lufttasche, wodurch sie es<br />

gegen Wärmeverlust schützen.<br />

Schnee ist auch eine gute Isolation für Häuser, wenn man ihn auf dem Dach oder an der<br />

schattenseitigen Mauer anhäuft und damit die Heizkosten senkt. Sträucher und Bäume helfen dabei,<br />

Schnee in gewünschten Bereichen zu sammeln. Schnee unter Windschutz isoliert den Boden und sorgt<br />

so für eine gleichmäßige Temperatur (wie eine dicke Laubschicht oder Mulch). An sonnigen Tagen<br />

taut der Schnee langsam auf, wodurch er eine langsame Erwärmung des Bodens bewirkt. Je nachdem,<br />

was in der Nähe des Schutzgürtels gepflanzt wurde, kann dies eine gute oder eine schlechte Wirkung<br />

haben. Frühlingszwiebelgewächse werden hier später blühen als in rasch tauender Umgebung.<br />

Besondere Vegetationsstrategien<br />

Kletterpflanzen, Bodendecker und Sträucher sind bei der Regelung des Mikroklimas sehr hilfreich.<br />

Kletterpflanzen und Rankgerüste<br />

In sehr windigen Bereichen leiden die Pflanzen am stärksten unter fehlendem Windschutz. Die<br />

schnellstmögliche Abhilfe schaffen in diesen Fällen Rankgerüste, die man in annähernd rechtem<br />

Winkel an die Hauswände baut. Solche Spaliere haben vielfachen Nutzen: Sie teilen Wohnraum in<br />

Erholungs-, Garten- oder Arbeitsbereich; sie unterbinden Kaltluftströme entlang der Mauern (und<br />

fungieren als Sonnenfalle); und selbst stellen sie ein Grundgerüst für kletternde Nutzpflanzen dar.<br />

Spaliergerüste können aus den Hausecken herausschwingen oder einfach die Fassaden öffentlicher<br />

Gebäude (Schulen, Gefängnisse) gliedern und dadurch Plätze für Bänke, Rasen und Gärten schaffen.<br />

33


Häufig laufen große Gebäude und Straßen so zusammen, daß sie Windkanäle bilden. Große<br />

Felsblöcke, Bäume und Sträucher sowie Rankgerüste verwandeln sie in geschützte und kurvige<br />

Zugänge; und daneben halten sie noch Staub, Kälte und Lärm ab. Das trifft auf alle Einfahrten,<br />

Nebenstraßen, Sackgassen und Nebenwege zu.<br />

Abgesehen von ihrem Windschutzpotential sind Kletterpflanzen schnellwüchsig (4,5-6 Meter pro Jahr<br />

in warmen und feuchten Klimaten) und können als rasche Schattenspender eingesetzt werden, solange<br />

die Bäume noch wachsen. Achten Sie darauf, die für Klima und Situation richtigen Arten<br />

auszuwählen, da Kletterpflanzen wuchern und schwer auszurotten sein können, wenn sie sich erst<br />

einmal eingenistet haben. Zurückschneiden wäre in solchen Fällen eine Lösung. Einige<br />

Kletterpflanzen wachsen in Mörtel, Holzschindeln, Fensterrahmen und Abflußrohre und Dachrinnen<br />

hinein; es ist daher am besten, die Eigenschaften einer speziellen Kletterpflanze herauszufinden, ehe<br />

man sie in die Gestaltung einbezieht.<br />

Kletterpflanzen haben gute Isolationswirkung, wenn man sie über Dächer und an Mauern wachsen<br />

läßt. Dichte Kletterer können Erwärmung um 70% und Wärmeverlust um 30% vermindern. Efeu<br />

wurde in gemäßigten Gebieten seit Jahrhunderten verwendet, um Ziegelbauten sowohl im Sommer als<br />

auch im Winter zu isolieren. Laubwerfende Kletterpflanzen wie Wein, Wisteria und Wilder Wein<br />

können in gemäßigten oder warmen, trockenen Regionen als Schattenspender an der Sonnenseite des<br />

Hauses oder Gartens plaziert werden.<br />

Bodendecker und Mulch<br />

Offener Boden ist je nach Jahreszeit viel heißer oder kälter als bedeckter Boden. Der Boden wird am<br />

besten im Frühjahr aufgedeckt, wenn neue Pflanzungen vorgenommen werden, und die Erde sich<br />

erwärmen soll; ansonsten bedeckt man den Boden am besten mit Mulch und lebenden Bodendeckern.<br />

Natürliche Bodendecker (Gras, kriechende Pflanzen) und Mulch haben die folgenden Eigenschaften:<br />

Sie<br />

reduzieren den Hitzestauvermindern das Aufheizen, indem sie Wasser verdunsten und den Boden<br />

beschatten<br />

strahlen Hitze nicht wieder ab (wie Plastik und Pflaster es tun).<br />

schützen den Boden gegen Erosion.<br />

reflektieren Licht nicht, können also grelles Licht dämpfen.<br />

halten den Boden warm oder kühl, je nach Wetter.<br />

fungieren als Unkrautschild (obwohl gelegentliches Jäten notwendig sein kann).<br />

Unter Bäumen werden krautige Bodendecker als “Lebendmulch” gesetzt (junge Obstbäume wachsen<br />

in Gras schlecht). Je nach Klima können das Dichondra, Dolichos, Lupinen und Massenpflanzungen<br />

von Ringelblumen sein. Wenn der Bodendecker außerdem eine Kletterpflanze ist, muß man ihn<br />

eventuell hin und wieder zurückstutzen. Eine lokal auftretende oder einheimische Leguminose ist als<br />

Stickstoffbinder sehr nützlich.<br />

Sträucher<br />

Sträucher schaffen eine Feuchtigkeitshülle um einen Baum und können in Grenzlagen Frostschutz<br />

bieten. Miriam und Jim Tyler haben in Neuseeland in einer Grenzlage Tagasaste 0,6-0,9 Meter von<br />

Avocados entfernt gesetzt, um die jungen Bäume vor Frost zu schützen. Die Tagasaste wurde während<br />

des Sommers 2-3mal zwecks Beschaffung von Brennholz und Mulchmaterial für die Baumscheiben<br />

geschnitten und schließlich ganz entfernt.<br />

34


Sträucher sind gute Garteneinteiler und werden als Windschutz eingesetzt, vor allem in küstennahen<br />

Gärten. Man muß geeignete Arten ausgewählen, um Zeitaufwand für das Stutzen und die Bekämpfung<br />

der Wurzeln zu vermeiden.<br />

Sträucher und selbst “schädliche Unkräuter” bieten, wenn man sie als Aufzuchtbewuchs verwendet,<br />

Mulch, Schatten, Stickstoffbindung und Schutz gegen Frost, Wind und Tiere. An der Nordküste von<br />

Neuseeland pflanzte Ian Robertson Tamarillo als Nutzpflanze direkt in umgeschnittenen Stechginster,<br />

während Dick Nicholls eine Pflanzungsabfolge zum Aufbau einheimischen Waldes auf von<br />

Stechginster erobertem Land entwickelt hat. Beide verwenden dieses bereits vorhandene Unkraut<br />

wegen seiner günstigen Eigenschaften (Mulch, Bodenverbesserung, Frostschutz), indem sie es 4 Jahre<br />

hindurch um eine Kernpflanzung von Bäumen herum schneiden. Allmählich verschatten die Bäume<br />

dann den Ginster. Dasselbe kann bei großflächigem Brombeerbewuchs gemacht werden.<br />

2.5<br />

Böden<br />

In der Permakultur werden Böden nicht als ernstlicher Grenzfaktor gesehen. Die Bodenökologie kann<br />

im Verlauf einiger Jahre und mit der rechten Aufmerksamkeit verändert und verbessert werden.<br />

Hausstandort und Zone I wählt man nicht ausschließlich aufgrund der Bodenbeschaffenheit, obwohl<br />

man, wenn es gute Böden an einer bestimmten Stelle gibt und die meisten anderen Faktoren diese zu<br />

einem guten Standort machen, Haus und Garten unbedingt dorthin setzen sollten, um ein oder zwei<br />

Jahre zu sparen.<br />

Sehr wenige Böden sind vollständig wertlos; es gibt immer Erstbesiedler oder Pionierarten, mit denen<br />

man anfangen kann. Mandel- und Olivenbäume gedeihen gut auf felsigen Flächen mit nur wenig<br />

Boden; Schwarze Johannisbeere und Butternuß wachsen auf schlecht entwässerten Standorten;<br />

Heidelbeeren gedeihen auf sehr sauren Böden, und Gleditschien können auf stark alkalischen Böden<br />

wachsen.<br />

An jedem Standort ist eine einfache Bodenuntersuchung notwendig, um den pH-Wert (für Obst- und<br />

Gemüsegarten), die Entwässerungskapazität und den bereits vorhandenen Bewuchs zu bestimmen.<br />

Von da an können wir entscheiden, welche Arten wir pflanzen sollen und welche Art von<br />

Bodenverbesserung, je nach Ausmaß der Landnutzung, notwendig ist. Natürlich steckt man die meiste<br />

Kraft in den Haus- und Obstgarten, wogegen entlegenere Bereiche weniger intensiv betreut werden.<br />

Kahler Boden ist geschädigter Boden und tritt nur dort auf, wo Menschen oder eingeführte Tiere das<br />

natürliche ökologische Gleichgewicht gestört haben. Wenn der Boden einmal entblößt ist, wird er<br />

leicht von Sonne, Wind und Wasser zerstört. Den Boden dann zu bebauen, schädigt nicht nur Abläufe<br />

im Bodenleben, sondern kann sogar noch ausgedehntere Bodenverluste verursachen.<br />

Die drei wichtigsten Vorgehensweisen in der Permakultur zur Hintanhaltung von Bodenverlust, die<br />

den Boden durchlüften und mit Nährstoffen versorgen, sind:<br />

Wälder und Gebüsche anzulegen, um den Boden zu schützen (Aufforstung).<br />

Pflüge zu benutzen, die den Boden nicht wenden (Bodenaufbereitung).<br />

Lebewesen, vor allem Würmer, anzuregen, verdichtete Böden zu durchlüften (mulchen oder<br />

kompostieren).<br />

Die ersten beiden beziehen sich auf große Gebiete, die letzte auf kleine. Forstwirtschaft und<br />

Bodenverbesserung erzeugen ihren eigenen Mulch, während kleinen Gärten Mulch zugeführt werden<br />

kann.<br />

Häufig sind die Unkräuter, über die wir uns beklagen (Wandelröschen, capeweed, Brombeere,<br />

Königskerze, Distel und so weiter), ein Zeichen dafür, daß der Boden geschädigt wurde. Einige dieser<br />

35


Pflanzen sind Pioniere und werden den Boden allmählich verändern, sodaß andere Arten wachsen<br />

können.<br />

Das Kennzeichen eines guten Bodens ist das rechte Maß an Feuchtigkeit, Sauerstoff, Nährstoffen und<br />

organischem Material im Boden. Böden werden durch einen Kreislaufprozeß gebildet und genährt, in<br />

dem Pflanzenwurzeln dem Unterboden Wasser und mineralische Nährstoffe entnehmen und Blätter,<br />

Früchte und anderer Abfall zu Boden fallen.<br />

Die Schritte zum Wiederaufbau des Bodens umfassen:<br />

Erosionsvorbeugung, indem man allen offenen Boden bedeckt, potentielle Erosionsgebiete (wie<br />

Steilhänge, Gräben, Bachufer und Straßenböschungen) aufforstet und den Wasserfluß an der<br />

Oberfläche reguliert (mittels Swales, Entwässerungsgräben und Grubbern). Verwenden Sie<br />

einheimische, schnellwüchsige Pflanzenarten. An Hängen kann man auch Holzblöcke quer anbringen,<br />

um Schlick und Wasser aufzufangen; die Pflanzen können Sie dahinter setzen.<br />

Organisches Material in den Boden bringen. Großflächig: Bodendecker, Gründüngungspflanzen.<br />

Kleinflächig: Küchenabfälle, pflanzliche Abfälle.<br />

Verdichteten Boden lockern und belüften. Großflächig: Grubber und Maschinen zur<br />

Bodenbearbeitung. Kleinflächig: Lockerung mit einer Grabgabel.<br />

Einstellen des pH-Werts oder Einsatz von Pflanzen, die für bestimmte pH-Bereiche geeignet sind<br />

(kommt billiger als den pH-Wert zu ändern). Auf sauren Böden kann man Kreide und Kalk, Gips,<br />

Magnesit und Dolomit verwenden, um den pH langsam anzuheben. Auf alkalischen Böden kann man<br />

saures Phosphat und Urin für Pottasche [N1]nehmen[Z2]. Auf allen Böden helfen Blut und Knochen,<br />

Düngung und Kompost, den pH in den neutralen Bereich zu bringen.Ausgleich von Nährstoffmängeln<br />

mit organischen Mineralien[N3] (Mangan, Phosphor, Kalium) und tierischem und pflanzlichem<br />

Dünger. Pelletiertes Saatgut und Blattdüngung sind wirtschaftliche Methoden, Nährstoffe an die<br />

Pflanzen zu bringen.<br />

Förderung biologischer Aktivität zu fördern; Regenwürmer und andere Bodenlebewesen zeigen einen<br />

gesunden Boden an.<br />

Im allgemeinen können Böden mit folgenden Methoden aufgebaut oder wiederhergestellt werden:<br />

Einsatz von Pflanzen und Tieren<br />

Mechanische Bodenbearbeitung (großflächig)<br />

Aufbau eines Bodens (im Garten)<br />

E<strong>IN</strong>SATZ VON PFLANZEN UND TIEREN<br />

Mit Vieh so umgehen zu können, daß man Verdichtung und Überbeweidung hintanhält, gehört zur<br />

Kunst des Aufbaus und der Erhaltung von Böden. Von schwer erodiertem Land muß man Vieh<br />

möglicherweise gänzlich fernhalten. Manche Bauern bringen Regenwürmer in ihre Weiden ein und<br />

säen tiefwurzelnde Pflanzen (Rettich, Zichorie), um den Boden aufzubrechen und zu belüften. Rettich,<br />

Baum- oder Strauchleguminosen, Regenwürmer und Wurzelsymbionten (Rhizobien) belüften alle den<br />

Boden, versorgen ihn mit Nährstoffen oder bilden Boden durch Laubfall und Wurzeltätigkeit.<br />

Mulch, Deckfrüchte und Gründüngungspflanzen schützen vor Erosion, führen dem Boden organisches<br />

Material und Nährstoffe zu, puffern den Boden gegen extreme Hitze und Kälte und schützen die<br />

Bodenfeuchtigkeit gegen Verdunstung.<br />

36


Es gibt zwei Kategorien von Mulch: “Toten” Mulch, der ausgetrocknet, verrottet oder abgestorben ist<br />

(Stroh, trockene Blätter, Schnittabfall); und “lebenden” Mulch, der unter Bäumen und Sträuchern<br />

wächst. Toter Mulch muß gesammelt werden (manchmal von Stellen, die weit verstreut liegen),<br />

während lebender Mulch der Bewirtschaftung bedarf (Säen, Zurückschneiden, manchmal Nachsäen).<br />

Deckfrüchte sind Pflanzen, die gesetzt werden, um den Boden zu schützen, nachdem eine Hauptfrucht<br />

geerntet wurde. In gemäßigten Klimaten werden diese üblicherweise im Winter gepflanzt und<br />

umfassen Roggen, Wicke, Klee, Buchweizen, Lupine, Gerste, Hafer, etc., die entweder geerntet oder<br />

in den Boden eingearbeitet werden können, um das organische Material zu vermehren.<br />

Gründüngungspflanzen werden speziell zur Bodenverbesserung angebaut und sind üblicherweise<br />

Leguminosen, die den Boden sowohl mit Kohlenstoff als auch mit Stickstoff versorgen (Futtererbse,<br />

Klee, Feldbohnen, Lupinen, Wicke, Dolichos). Die Leguminosen werden als Mulch verwendet oder in<br />

den Boden eingearbeitet, bevor die Pflanzen reifen, um den Stickstoff aus den Wurzeln auszunützen,<br />

der beim Absterben der Pflanze abgegeben wird (wenn man sie blühen und Samen ansetzen läßt,<br />

verbraucht sie den Großteil des Stickstoffs selbst).<br />

BODENVERBESSERUNG IM GROSSEN STIL<br />

Australien, Europa und die Vereinigten Staaten stellen heute Grubber her, die große Flächen Bodens<br />

belüften und auflockern. Ein Scheibensech schlitzt den Boden (der weder zu feucht noch zu trocken<br />

sein darf) auf, und dem Schlitz folgen ein Schaft und ein unterirdischer Schuh aus Stahl, der den<br />

Boden unter der Oberfläche öffnet, indem er eine Lufttasche bildet, ohne den Boden zu wenden<br />

(Abbildung 2.18). Stattdessen wird er sanft gehoben. Regen dringt ein und wird aufgesaugt; die<br />

Bodentemperatur steigt, Wurzeln wachsen und sterben ab, um Humus zu bilden, und das Land<br />

erwacht wieder zum Leben.<br />

Es hat keinen Sinn, bei der ersten Bearbeitung tiefer als 10 cm und bei folgenden Bearbeitungen tiefer<br />

als 15-22 cm zu gehen. Die Pflanzenwurzeln, gewärmt und belüftet, können dann im Weideland bis zu<br />

30 cm vordringen, im Wald noch tiefer.<br />

In die dünnen Furchen können Samen eingebracht werden; wenn man Leguminosen so sät, erhält man<br />

eine Gründüngungsfrucht oder eine Rekordernte. Weder Boden- noch Kopfdüngung ist nötig, nur die<br />

wohltuende Wirkung von unter der Erde eingeschlossener Luft und die Folgearbeiten des Bodenlebens<br />

und der Pflanzenwurzeln im wieder geöffneten Boden. Auf stark geschädigten Böden könnte jedoch<br />

eine anfängliche Kopfdüngung mit Phosphat oder stark mangelnden Spurenelementen verwendet<br />

werden.<br />

Wenn der Boden einmal begonnen hat, sich zu erholen, können Bäume und Feldfrüchte gepflanzt<br />

werden. Eine Saison, die zur Wiederbelebung des Bodens verwendet wird, ist keine verlorene Saison,<br />

denn Bäume reagieren auf die neuen Bodenbedingungen mit mehr Vitalität und machen die verlorene<br />

Zeit wieder wett: Ein Oliven- oder Johannisbrotbaum, der unter der ursprünglichen Bedingung eines<br />

verdichteten Bodens ums Überleben kämpfen mußte, wird in verbessertem Boden 90 cm bis 1,2 m<br />

wachsen und kann nach 3 oder 4 Jahren tragen anstatt nach 10-15.<br />

Es gibt nur eine Regel in dieser Art des “Pflügens”, und die besteht darin, Traktor und Grubber leicht<br />

hügelabwärts, von den Kämmen quer über den Hang Richtung Tal zu führen, das Land also nach dem<br />

Fischgrätenmuster zu gestalten. Die vielen Hunderte von Schlitzkanälen werden so zum leichtesten<br />

Abflußweg für das Wasser. Da die Oberfläche wenig beeinträchtigt wird, halten die Wurzeln selbst<br />

nach frischem Grubbern der Erosion stand; Wasser sickert ein, und die Lebensvorgänge werden<br />

angekurbelt.<br />

37


Die Ergebnisse der Bodenwiederbelebung, kurz zusammengefaßt:<br />

lebende Böden: Regenwürmer geben alkalische Exkremente ab und wirken als lebende Pumpen,<br />

indem sie Luft und damit Stickstoff ansaugen.<br />

krümeliger und offener Boden, in den Wasser leicht eindringt und als schwache Kohlen- und<br />

Humussäure Bodenmineralien für die Pflanzen freisetzt sowie pH-Schwankungen abpuffert.<br />

belüfteter Boden, der im Winter wärmer und im Sommer kühler bleibt.<br />

aufnahmefähiger Boden, der Abfluß und rasche Verdunstung von Wasser verhindert. Pflanzliches<br />

Material nimmt für späteren Konsum nächtliche Feuchtigkeit auf.<br />

abgestorbene Wurzeln als Pflanzen- und Tiernahrung, die mehr Lufttaschen und Gänge im Boden<br />

hinterlassen und bei ihrem Zerfall Stickstoff abgeben.<br />

erleichtertes Eindringen der Wurzeln neuer Pflanzungen, sowohl bei ein- als auch bei mehrjährigen<br />

Feldfrüchten.<br />

permanente Veränderung im Boden, wenn er nicht wieder zertrampelt, gewalzt, niedergestampft,<br />

gepflügt oder durch Chemikalien zu Leblosigkeit degradiert wird.<br />

Was Bodenbearbeitung bewirken kann, macht Fukuoka mit tiefwurzelnden Pflanzen wie Rettich und<br />

Luzernen; allerdings ist sein Boden nicht von schweren Maschinen oder Großvieh verdichtet worden.<br />

Selbst starke Wurzeln können<br />

harte Verdichtungen oft nicht aufbrechen.<br />

AUFBAU E<strong>IN</strong>ES GARTENBODENS<br />

Gärtner bauen ihren Boden meist durch eine Kombination von drei Vorgängen auf:<br />

Erhöhung oder Absenkung der Beete (Erdarbeiten), um Wasserrückhalt oder -abfluß zu unterstützen,<br />

sowie manchmal vorsichtige Einebnung der Beetoberfläche zur wirksamen Überflutungsbewässerung;<br />

Einbringung von Kompost oder humosem Material in den Boden, auch von Lehm, Sand oder<br />

Nährstoff, um ihn ins Gleichgewicht zu bringen; sowie<br />

Mulchen, um Wasserverlust und Sonneneinwirkung oder auch Erosion zu vermindern.<br />

Mit diesen Methoden können Gärtner überall Böden aufbauen. Unterstützende Methoden umfassen<br />

den Anbau von Kompost- oder Düngungsjauchematerialien wie Hecken, Kräuter oder weichblättrige<br />

Pflanzen (wie z. B. Beinwell) in Flecken oder Reihen im oder um den Garten, und die Verwendung<br />

von Rankgerüsten, Schattenleinen (oder Palmwedeln), Treibhaus und Tropfbewässerung, um die<br />

Wirkung von Wind, Licht oder Wärme zu regulieren.<br />

Das Mulchen sollte als einer der größten Kostenpunkte in der Entwicklung eines Permakultursystems<br />

erkannt werden. Obwohl Materialien wie Seetang, Bohnen- und Kornschalen, verdorbenes Heu und<br />

Tiermist sehr billig (oder kostenlos) sind, können Transport und Aufbringung hohen Aufwand, vor<br />

allem an Arbeit, bedeuten. Das kommt davon, daß von diesen Materialien große Mengen benötigt<br />

werden. Beim Flächenmulchen beispielsweise kommt man mit 15 Kubikmetern Sägespäne nicht weit.<br />

Häcksler – wie Stadtgärtner sie verwenden, um Baumschnitt zu entsorgen – wären sehr nützlich für<br />

direktes Mulchen, wenn man Gestrüpp, Baumwipfel und Rinde verwendet, die bei Rodungen und<br />

Fällungen übrigbleiben.<br />

38


KONZEPTE FÜR BESONDERE KLIMATE<br />

Tropische Böden<br />

In den Tropen, wie auch anderswo, ist die Bebauung nackter Erde nicht nachhaltig. Feuchte Terrassen<br />

und Teiche können die Produktion aufrechterhalten, wenn sie so um die 15% der gesamten Landschaft<br />

ausmachen, aber bei Gebieten über 1 Hektar muß man Ränder, Hecken und Waldstücke anlegen und<br />

mit holzigen Leguminosen mischen. In den Tropen sind an die 80-85% aller pflanzlichen Nährstoffe<br />

in den Pflanzen selbst gespeichert, daher kann der Feldbau ohne die Nährstoffe von Laubfall und<br />

Wurzelmasse nicht nachhaltig sein. Bodenleben entsteht erst, nachdem Sträucher und Bäume gesetzt<br />

worden sind.<br />

Böden, deren Bewuchs entfernt wurde, brauchen höchstwahrscheinlich Kalzium, Silizium und leicht<br />

auswaschbare Nährstoffe wie Schwefel, Pottasche und Stickstoff. Zu Beginn muß man wahrscheinlich<br />

auch Phosphate (als Vogelmist oder Steinmehl) zugeben. Um Kalzium und Silizium zuzuführen,<br />

können Sie es mit Zementstaub versuchen, oder Sie mulchen die Gärten mit Bambus oder<br />

Kornschalen. Um Stickstoff und Pottasche zu gewinnen, pflanzen Sie Leguminosenbäume und<br />

bringen Sie deren Blätter in den Boden, wenn nötig über das Vieh als Futter und Mist. Die<br />

landwirtschaftlichen Nutzpflanzen sollte man auf 20% des Gesamtbewuchses beschränken, am besten<br />

als Streifen in Waldsystemen; dadurch sollten sich Böden bilden und Nährstoffverlust unterbunden<br />

werden. Selbst Grünland benötigt große Leguminosenbäume in 20-30 Metern Abstand (oder 20-40 pro<br />

Hektar), um die Produktion aufrechtzuerhalten. Vor allem aber müssen wir Hänge von 15° Steigung<br />

oder mehr terrassieren oder bewaldet halten, um Bodenverlust vorzubeugen und starke Erosion zu<br />

vermeiden.<br />

Böden in trockenen Regionen<br />

Das Hauptcharakteristikum trockener Böden ist ihr stark alkalischer pH-Wert (8.0-10.5) wegen des<br />

Kalziums, Magnesiums oder alkalischer Salze (Karbonate), die aufgrund der Verdunstung im<br />

Oberflächenboden zurückbleiben. Daher werden wir wahrscheinlich entdecken, daß Spurenelemente<br />

(Zink, Kupfer, Eisen) kaum vorhanden sind, sodaß sowohl bei Pflanzen als auch bei Menschen<br />

Mangelerscheinungen auftreten. Wenn wir aber den Boden auf solche Mängel hin analysieren, können<br />

wir diese den Pflanzen als Blattdüngung und der Erde in Form von Kompost und Mulch zuführen.<br />

In Trockengebieten kann sich der Bodenhumus unter Hitze und Wasser rasch in Nitrate zersetzen (in<br />

trockenen, rissigen Böden) und so neuen Sämlingen einen bisweilen tödlichen Schwall von Nitraten<br />

versetzen. Mulch oder Streu auf Böden und Baumwurzeln verhindert sowohl das Aufbrechen des<br />

Bodens als auch rasche Temperaturanstiege, die oberflächlichennahe Nährwurzeln verbrennen.<br />

In Hausgärten können Böden auf kleinem Raum bearbeitet werden. Wo Sand, der Wasser weder hält<br />

noch aufnimmt, ein Problem ist, ist Bentonit (ein feinkörniger vulkanischer Ton, der anschwillt und<br />

Wasser zurückhält) in Beeten mit Überflutungsbewässerung sehr hilfreich. Wo umgekehrt Ton<br />

Probleme mit der Wasseraufnahme verursacht, läßt die Beigabe von Gips Wasser weiter in die<br />

Tonpartikel eindringen. Wo man mit salzigen Böden oder salzigem Wasser zu tun hat, müssen die<br />

Gartenbeete aufgeschüttet oder erhöht werden. sodaß das Salz vom Wuchsbeet auf die Wege herunter<br />

ausgewaschen werden kann.<br />

2.6<br />

WASSER<br />

Das verfügbare Wasser beeinflußt den geeigneten Permakulturtyp für einen Standort und ist von<br />

folgendem abhängig:<br />

Verteilung und Zuverlässigkeit des örtlichen Niederschlags;<br />

Entwässerung und Wasserhaltefähigkeit des Bodens;<br />

39


Bodenbedeckung (Vegetation, Mulch); Tiere (Bestandesdichte, Arten) und<br />

Pflanzen (Arten, Ansprüche).<br />

Während der erste Faktor vorgegeben ist, können die anderen drei beeinflußt werden.<br />

Auf jedem Grundstück ist es von vorrangiger Wichtigkeit, die Wasserquellen ausfindig zu machen und<br />

Standorte für Wasserspeicher (Staudämme, Tanks) vorzusehen. Wo immer möglich, sollten wir uns<br />

die Vorteile von Hängen zunutze machen (oder Tanks erhöht anlegen), um das Fließen gemäß der<br />

Schwerkraft auszunutzen.<br />

Die Auswahl passender Arten für bestimmte Standorte vermindert den Bewässerungsbedarf. Zum<br />

Beispiel brauchen Oliven und Mandelbäume, wenn sie einmal eingewurzelt sind, an trockenen Hängen<br />

(außer dem Regen) kein Wasser.<br />

Wasserspeicher für Fisch- und Pflanzenzucht sind gewöhnlich ganz anders gestaltete Anlagen als jene,<br />

die als bloße Viehtränken oder nur zur Bewässerung gedacht sind. Beispielsweise sind viele kleine<br />

Teiche besser zur Fischzucht geeignet als sehr große Speicher. Abgestufte Teichböden von 75 cm bis<br />

zu 2 m Tiefe passen für viele Fische, wohingegen Speicherteiche 3-6 Meter tief sein müssen, um für<br />

große Flächen nützlich zu sein.<br />

SAMMLUNG UND VERTEILUNG DES WASSERS<br />

Wasser kann man vom Regenabfluß gewinnen (an der Oberfläche oder unterirdisch), von Quellen<br />

(Grundwasserabfluß) und von dauerhaften oder zeitweiligen Wasserläufen. Um dieses Wasser zu den<br />

Speicherstellen zu bringen, kann man Verteilungskanäle verwenden (versiegelt oder sonstwie<br />

undurchlässig), Rohre von den Quellen sowie Dächer oder jede andere versiegelte Oberfläche, die<br />

Regen direkt sammelt.<br />

Verteilungskanäle sind Gräben mit sanftem Gefälle, die man verwendet, um Wasser aus Senken und<br />

Wasserläufen weg- und zu Speicher- und Bewässerungsanlagen hinzuleiten oder in Sandbeeten oder<br />

Swales versickern zu lassen (Abbildungen 2.19 und 2.20). Sie sind so angelegt, daß sie nach nach<br />

Regenfall geflutet werden und eventuell den Überfluß eines Dammes in den Zuleitungskanal des<br />

nächsten führen.<br />

Direkter Regenfall kann auf großen Dachflächen, versiegelten Straßenbelägen oder in trockenen<br />

Gebieten auch auf versiegelten Hängen aufgefangen und zu Wassertanks geführt werden.<br />

SWALES<br />

Die Wasseraufnahme in den Boden wird üblicherweise mittels Bodenbearbeitung erreicht und durch<br />

Swales. Swales sind lange, waagrechte Gräben, die in Größe und Bearbeitung beträchtlich variieren<br />

können, von kleinen Erdwällen in Gärten über Steinhaufen quer zu Hängen bis zu planmäßig<br />

ausgehobenen Mulden in Flachland und in Landschaften mit flachen Hängen (Abbildung 2.21).<br />

Wie Bodenbearbeitungs- und -lockerungssysteme haben auch Swales den Zweck, Wasser in den<br />

tieferliegenden Boden- beziehungsweise Sedimentschichten zu speichern. Sie funktionieren so, daß sie<br />

den gesamten Oberflächenabfluß unterbrechen, das Wasser einige Stunden oder Tage lang<br />

zurückhalten und es dabei langsam als Grundwassernachschub in die Böden und Baumwurzelsysteme<br />

einsickern lassen. Bäume sind wesentliche Bestandteile des Swale-Pflanzsystems und müssen bei den<br />

Swales dabeisein, vor allem in trockenen Gegenden (um die Salzbildung zu vermindern).<br />

Swales werden entlang der Höhenlinien oder ganz ebener Vermessungslinien angelegt, da sie das<br />

Wasser nicht fließen lassen sollen. Ihr Zweck ist bloß, Wasser aufzufangen; daher reißt man ihren<br />

Boden auf, schottert, sandet ihn oder versieht ihn mit Gips, um das Einsickern von Wasser zu<br />

40


ermöglichen. Der Aushub wird normalerweise talseitig aufgeschüttet oder (in ebenem Gelände)<br />

verteilt. Das Wasser kommt von Straßen, Dachflächen, Überlauf von Becken, Grauwassersystemen<br />

oder Verteilungskanälen.<br />

Der Abstand zwischen den Swales kann 3 bis 20mal die durchschnittliche Breite des Swales betragen<br />

(je nach Regenmenge). Bei einer Grundfläche von 1-2 Metern sollte der Abstand zwischen den Swales<br />

3-18 Meter betragen. Der erste Fall (3 m) entspräche einer Niederschlagsmenge von über 1270 mm,<br />

der letztere entspräche 250 mm oder weniger. In feuchten Gegenden bepflanzt man den Swale-<br />

Zwischenraum vollständig mit immergrünen oder Mulch produzierenden Arten. In sehr trockenen<br />

Gebieten kann er ziemlich kahl sein und nur dazu dienen, Wasser in die Swales laufen zu lassen,<br />

wobei der meiste Bewuchs auf die Böschungen gesetzt wird (Abbildung 2.22).<br />

Nach den ersten Regenfällen, die einen Meter oder tiefer eingesickert sind, werden auf beiden Ufern<br />

oder Seitenhängen der Swales Bäume gesät oder gesetzt. Dies kann zwei Regenperioden lang dauern.<br />

Es kann an die 3-10 Jahre dauern, bis die Baumgürtel den Grund der Swales beschatten, und die<br />

Humusbildung durch den Laubfall beginnt. In der Anfangsphase eines unbepflanzten Swales kann die<br />

Wasseraufsaugung langsam sein, aber die Stärke der Aufnahme nimmt mit der Zeit wegen der<br />

Wurzel- und Humuswirkungen zu.<br />

In trockenen Ländern werden Swales verwendet, um Schlick zu sammeln, Grundwasser nachzufüllen<br />

und rasche Erosion zu verhindern; in feuchten Gebieten vor allem dazu, Erosion hintanzuhalten. Sie<br />

dienen auf jeden Fall als zusätzliche Anbauflächen.<br />

BECKEN UND DÄMME<br />

Das meiste Nutzwasser wird in Becken und Staudämmen gespeichert. Becken kann man aus<br />

gewalztem, galvanisiertem Eisen machen, oder aus Beton, aus Eisenzement, Holz oder (verputztem)<br />

Lehm; sie können Wasser vom Dachabfluß aufnehmen, den Abfluß von einer versiegelten Oberfläche<br />

über eine Schlickfalle (wenn nötig) oder Wasser, das aus einem Damm gepumpt wird.<br />

Die kleineren Probleme in Zusammenhang mit Becken sind leicht zu lösen. Gegen Stechmücken kann<br />

man Gambusia oder andere Arten kleiner, Larven fressender Fische einsetzen, oder man schirmt das<br />

Becken vollkommen ab und deckt es zu. Der Zufluß bedeckt man mit einem Sieb, um Blätter etc. vom<br />

Dach beziehungsweise der versiegelten Fläche abzuhalten (Abbildung 2.23). Manche Leute ekeln<br />

sich vor Algen an Wänden und Boden des Beckens; jedoch besteht dieser samtige Film aus<br />

Lebewesen, die das Wasser filtern und säubern. Das Abflußrohr sollte zumindest 6 cm über dem<br />

Tankboden liegen, damit die Algenschicht nicht beeinträchtigt wird.<br />

Kleine Staudämme und Becken haben zwei Hauptzwecke. Der weniger bedeutende Nutzen liegt darin,<br />

Tränken für Weidevieh, Wild- und Haustiere bereitzustellen. Der zweite und Hauptnutzen ist es,<br />

überschüssiges Abflußwasser für die Verwendung im Haus oder zur Bewässerung während der<br />

Trockenperioden aufzubewahren. Sie müssen sorgfältig geplant werden in bezug auf Faktoren wie<br />

Sicherheit, Wassersammlung, Gestaltung der ganzen Landschaft, Abflußsysteme und Anordnung<br />

hinsichtlich der Nutzungsbereiche (am besten so, daß die Schwerkraft ausgenutzt wird).<br />

Offene Wasserspeicher sind am besten für feuchte Gebiete geeignet. Bei der Anlage solcher Speicher<br />

in trockenen bis mäßig feuchten Gebieten besteht die Gefahr negativer Auswirkungen, da die<br />

Verdunstung von offenen Wasserspeichern unvermeidlich gelöste Salze konzentriert.<br />

Im folgenden werden häufige Dammtypen und ihre Verwendung in feuchten Landschaften<br />

beschrieben:<br />

Satteldämme sind üblicherweise die höchsten verfügbaren Speicher in Sätteln oder Mulden im Profil<br />

der Berge. Satteldämme können vollständig aus dem Gelände (unter Niveau) gegraben oder an einer<br />

oder beiden Seiten des Sattels mit Wällen versehen werden (Abbildung 2.24). Man nutzt sie für<br />

Wildtiere, Vieh und als Hochspeicher.<br />

41


Kammliniendämme oder “Hufeisen”dämme werden auf den Unterplateaus flacher Hügelkämme<br />

errichtet, gewöhnlich in einer abfallenden Kammlinie und unterhalb von Satteldämmen. Die Form ist<br />

typischerweise die eines Pferdehufs. Sie können entweder unter Niveau gegraben oder mit<br />

Erdaufschüttungen ummauert werden (Abbildung 2.25). Verwendet werden sie wie Satteldämme.<br />

Schlüsselpunktdämme werden in den Tälern zweitrangiger oder kleinerer Flüsse angelegt. Man baut<br />

sie am höchstmöglichen Standort im Hügelprofil; diese Stelle kann mit freiem Auge festgestellt<br />

werden, und die von dort wegführende Fallinie enthält alle anderen Schlüsselpunkte im Haupttal<br />

(Abbildung 2.26). Ihr Hauptzweck ist es, Gießwasser zu speichern. Man beachte, daß eine zweite<br />

oder dritte Serie von Dämmen unterhalb dieser ersten Serie zu größeren Barrieredämmen verlaufen<br />

und die Überlaufrinne des letzten Dammes einer Serie entlang der Fallinie angelegt werden kann,<br />

sodaß diese ins Haupttal führt und den Überfluß letztlich dem Fluß zuleitet (Abbildung 2.27).<br />

Barrieredämme baut man quer durch ein dauernd oder zeitweise wasserführendes Flußbett; sie<br />

benötigen daher breite Überlaufrinnen und sehr sorgfältige Bauweise.<br />

Konturdämme können auf Höhenschichtlinien gesetzt werden, wo die Hangneigung 8% oder weniger<br />

beträgt, also ausreichend flach ist. Höhenschicht- und Dammlinien können den Hang konkav oder<br />

konvex zur Fallinie queren. Sie dienen der Bewässerung, als Wirtschaftsteiche oder als<br />

Überflutungsbecken in halbtrockenen Gebieten (Abbildung 2.28).<br />

WASSERVERTEILUNG UND -SPEICHERUNG <strong>IN</strong> TROCKENEN GEBIETEN<br />

In den meisten Trockengebieten der Welt werden Grundwasser und wasserleitende Bodenschichten<br />

überbeansprucht, und die Landwirtschaften und Städte, die von solchen Vergänglichkeiten abhängig<br />

sind, sind dem Untergang geweiht. Es ist wirklich traurig, daß diese wertvollen wasserleitenden<br />

Schichten und Grundwässer, anstatt der Anlage nachhaltiger Obstbaum- und Waldsysteme zu dienen,<br />

mehrheitlich für die Exportproduktion einjähriger Feldfrüchte, Getreide oder Hülsenfrüchte,<br />

draufgehen.<br />

Dünne Schichten von abfließendem Wasser, die normalerweise nach 1-2 cm Regenfall auftreten,<br />

können quer über die Hänge zu Speichern geleitet werden. Diese Verteilungskanäle macht man aus<br />

Erde, Steinen, Beton; man leitet das Wasser durch Rohre zu Wasserspeichern oder führt es zu<br />

künstlichen Mulden und Becken, die zum Auffangen des Wassers gegraben wurden. Um eine<br />

Faustregel zu nennen: Solche Anbaubecken, -terrassen oder -gruben baut man, um einen<br />

Abflußbereich von ungefähr dem 20fachen ihrer eigenen Größe zu entsorgen (8-10 Hektar<br />

Abflußgebiet werden zu 0,4 Hektar Anbaubereich von Bäumen oder Saisonfrüchten geleitet).<br />

Heimische oder angepaßte Bäume stellen die beste Nutzung dieser Standorte dar, aber zu guten<br />

Regenzeiten können auf einer günstigen Basis auch Getreide, Melonen oder Gemüse angebaut werden.<br />

Wenn wir den oberflächlichen Wasserabfluß bündeln, müssen wir, vor allem in der empfindlichen<br />

Wüstenumwelt, auch einen sicheren Überlauf oder Ablauf für extrem starke Regenfälle schaffen;<br />

ansonsten riskieren wir die Bildung von Erosionsrinnen. Wo wir Gräser anbauen können, wird ein<br />

grasbewachsener, eingezäunter abfallender Überlaufkanal der Erosion widerstehen; an steilen Hängen<br />

oder Stufenterrassen kann man auch einen sorgsam gebauten Ablauf aus Steinen bauen.<br />

Jede Stelle in einem Trockengebiet kann, nach ein wenig Untersuchung der Wasserflüsse und<br />

Sandbewegungen, mit einigen Daten betreffend Einsickerung und Abfluß, zu einer Anbaufläche<br />

gestaltet werden. Wenn wiederhergestellte Bereiche vor Beweidung und Ausbeutung geschützt sind,<br />

werden Nutzbäume wie Feigen, Maulbeeren, Pistazien und Akazien überleben und sich sogar<br />

ausbreiten.<br />

42


2.7<br />

ANLAGE WICHTIGER E<strong>IN</strong>RICHTUNGEN<br />

Die Grenzen des Grundstücks wurden in der Beobachtungs- und Erforschungsphase abgegangen, und<br />

dabei wurden viele vorteilhafte Nischen und Ressourcen entdeckt. Wir können nun andere Faktoren<br />

betrachten, die zur Plazierung so wichtiger Einrichtungen wie Zugang, Haus und Zäune gehören.<br />

ERSCHLIESSUNG<br />

Der Zugang zum Standort des Hauses und rundherum ist wichtig für Aufbau und Erhaltung des<br />

Grundstücks. Während der ersten Jahre werden kontinuierlich Materialien eingebracht, um<br />

Infrastruktur aufzubauen.<br />

Je nach Transportart (Auto, Allradler, Traktor, Schubkarren) müssen Straßen, Wege und Pfade<br />

plaziert, gebaut und erhalten werden. Die Erschließung sollte derart angelegt werden, daß sie wenig<br />

Erhaltungsaufwand benötigt, da eine fehlplazierte Straße mehr an Zeit und Geld kostet als<br />

irgendetwas. Obwohl der Gestaltungsentwurf je nach Klima, Geländeform und verfügbaren<br />

Ressourcen unterschiedlich ausfallen wird, gelten einige Prinzipien:<br />

1. Straßen sollten entlang der Konturlinien verlaufen, ohne steile Böschungen und mit guter Drainage,<br />

um die Erosion zu vermindern. In Hügelland werden sie möglichst in der Mitte der Kammlinie<br />

angelegt, sodaß das Wasser leicht abfließen kann. Talstraßen sind leichter zu bauen, brauchen aber<br />

mehr Erhaltungsaufwand, vor allem in niederschlagsreichen Gebieten.<br />

2. Straßen sollten, wo immer möglich, auch andere Zwecke erfüllen, wie zum Beispiel als Dammauer<br />

oder Feuerschutz. Die Straße kann auch als Wassersammler herangezogen werden, wobei der Abfluß<br />

zu Swales und Dämmen geleitet oder gesammelt und als Schlickfalle zur Gewinnung von<br />

Topfpflanzenerde oder Baummulch dient (Abbildung 2.29).<br />

3. Auf hügeligem Gelände sollte eine hochgelegene Straße oder Traktorzufahrt angelegt werden, um<br />

zu allen Bereichen Zugang von oben zu schaffen (Material ist leichter bergab zu bewegen als bergauf).<br />

4. Kleinere Straßen und Fußwege, die die Zufahrten ergänzen, plant man in einem<br />

Gesamtgestaltungsentwurf, der in einer frühen Phase des Entwurfsprozesses erarbeitet wird, gleich mit<br />

ein.<br />

Die Entwässerung ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Bau einer Straße. Die Straße sollte so<br />

geformt sein, daß sie Abzugsgräben und deren Abflüsse aufnehmen kann. Wenn das Wasser nicht auf<br />

der Seite des offenen oder überdeckten Grabens an der Innenseite der Straße abgeleitet werden kann,<br />

muß es durch ein Rohr unter der Straße geführt werden (Abbildung 2.30), zu einem Graben, der<br />

entweder zu einem Bach oder anderswo hinführt, wo keine Erosion auftritt (Staudamm,<br />

Verteilungskanal, Swale).<br />

Schließen Sie die Zufahrt zum Haus immer ansteigend ab, selbst wenn man Sie sie dazu insgesamt ein<br />

wenig absenken müssen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die meisten Zufahrten, die zum Haus hin<br />

abfallen, führen Wasser herunter in den Bereich rund ums Haus, wodurch es schwer zu entwässern ist.<br />

Außerdem können Sie, wenn Ihre Autobatterie leer ist, das Auto per Schwerkraft anrollen lassen. In<br />

schneereichem Klima ist es klug, die Straße zwecks schnellerer Schneeschmelze in der Sonne zu<br />

haben; das gleiche gilt für besonders feuchtes Klima, wenn die Straßen schlammig und rutschig sind.<br />

ANLAGE DES HAUSES<br />

Wenn die Anlage des Hauses sich auch mit dem Klima ändert, gibt es doch bestimmte Regeln zu<br />

befolgen und Fehler zu vermeiden.<br />

43


Je näher an einer Hauptstraße, desto besser. Lange Straßen zum Haus hin sind teuer, schwer zu<br />

erhalten und lassen ein Gefühl der Isoliertheit aufkommen.<br />

In Klimaten, wo man heizen muß, wähle man eine sonnseitige Lage, vor allem für den Winter. In<br />

tropischen oder äquatorialen Gebieten ist jede Lage geeignet, aber man richtet das Haus so aus, daß es<br />

eher kühlende Brisen empfängt als direkte Sonne.<br />

Bauen Sie nicht auf Hängen mit mehr als 14° oder weniger als 2-3° Neigung (zwecks vernünftiger<br />

Drainage). Die halbe Höhe eines flachen Hanges ist am besten, um Frost zu vermeiden und kühlende<br />

Brisen zu empfangen.<br />

Legen Sie das Haus so an, daß seine Wasserquelle hangoben liegt, wegen der Schwerkraftnutzung.<br />

Achten Sie auch darauf, Abfallprodukte (Abwasser, Grauwasser) nicht dort entsorgt werden, wo sie<br />

Flüsse oder Grundwasser verschmutzen. Setzen Sie Bäume oder Vegetationspuffer als Aufsauger von<br />

Nährstoffen ein.<br />

Bauen Sie in der Nähe von Energieversorgungsanlagen, ob es sich nun um öffentliche Einrichtungen<br />

oder Wasser-, Solar- oder Windkraft handelt. Es ist sehr teuer, Energie von der Quelle zum Haus zu<br />

leiten, da es beim Transport zu Verlusten kommt (bei Alternativenergien) beziehungsweise teure<br />

Masten und Kabel zu legen sind (bei öffentlicher Versorgung). Für Dörfer verwende man<br />

gemeinschaftliche Anlagen, um Geld zu sparen.<br />

Nutzen Sie die Geländeformen des Standorts oder bestehende Vegetation als Schutz vor schädlichen<br />

Winden oder stellen Sie das Haus so hin, daß kühlende Brisen ausgenutzt werden. Standorte mit<br />

starkem Wind ermöglichen die Nutzung von Windkraft.<br />

Errichten Sie das Haus nicht auf den besten Böden. Untersuchen Sie auch den Unterboden auf seine<br />

Entwässerung (Test: Graben Sie ein einen Meter tiefes Loch und füllen Sie es mit Wasser; innerhalb<br />

einer Minute sollte der Wasserspiegel sichtbar gesunken sein).<br />

Denken Sie sowohl an Ihre gegenwärtigen als auch an Ihre zukünftigen Bedürfnisse nach Rückzug;<br />

um Lärm und Abgasverschmutzung zu entkommen, sollte man Häuser straßenabgewandt bauen.<br />

Abschirmung der Privatsphäre läßt sich mit der Vegetation bewerkstelligen; um Verkehrslärm zu<br />

mindern, muß man jedoch große Erdwälle zwischen Straße und Haus aufschütten.<br />

Obwohl für die meisten von uns eine “schöne Aussicht” Vorrang hat, kann dies zu ungünstiger<br />

Plazierung des Hauses führen, meist auf einer Hügelkuppe, wo der Zugang schwierig ist und Winde<br />

häufig sind. Man muß also beim Haus möglicherweise auf die schöne Aussicht verzichten; stattdessen<br />

kann man auf dem Hügel eine kleine Laube mit bequemen Sitzgelegenheiten einrichten. Um das<br />

Panorama zu genießen, können Sie Ihre Gäste dann durch Zone II und III führen und zuhause die<br />

Nahansichten haben. Setzen Sie sich Sträucher, die Vögel anlocken, direkt vor das Fenster, oder legen<br />

Sie in der Nähe einen großen Fisch- und Ententeich an mit ein oder zwei Inseln, wo sich immer etwas<br />

tut, wo es immer etwas zu schauen gibt.<br />

Manchmal kann man hoch bauen und die Aussicht von einer Dachkuppel genießen. Ein pensionierter<br />

Kapitän könnte sich ein Haus mit einer Kommandobrücke oben drauf bauen, sodaß der Blick zur See<br />

immer klar ist. Er kann ein Teleskop auf seiner Kommandobrücke haben. Wenn ein Sturm aufkommt,<br />

dann geht er hinauf in sein Steuerhaus und tritt hinaus aufs offene Deck. Er bleibt oben, um<br />

sicherzustellen, daß nicht mitten in der Nacht Klippen auftauchen!<br />

Die häufigsten Fehler bei der Plazierung des Hauses sind:<br />

Auf dem höchsten Punkt eines Kammes oder Hügels zu bauen. Winde können aus jeder Richtung<br />

kommen, und das Haus ist in Feuergefahr (die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Feuer nimmt<br />

44


hügelaufwärts zu). Wasser muß hinaufgepumpt werden, was die Energiekosten erhöht (wobei die<br />

Energiekosten fürs Heizen und Kühlen des Hauses am höchsten sein werden).<br />

Das Haus im Wald zu bauen und damit zwischen dem Wald (und seinen Bewohnern) und Ihnen selbst<br />

einen Kampf um Licht, Nährstoffe und Raum anzuzetteln. Für Haus, Obst- und Gemüsegarten muß<br />

gerodet werden.<br />

In Flußniederungen oder an tiefen Hohlwegen zu bauen (anfällig für Überflutung bzw. aufsteigende<br />

Feuchtigkeit); auf steilem, instabilem Land (Erdrutsche, Muren, Lawinen); auf aufgeschüttetem Land<br />

(Absenkung); in der Nähe aktiver Vulkane; nahe an steigenden Meeresspiegeln (wegen der globalen<br />

Erwärmung); beziehungsweise eben überall dort, wo eine unausweichliche Katastrophe droht.<br />

ZÄUNE<br />

Zäune und Einfriedungen sind wichtig, und deren Dringlichkeit sollte in einem frühen Stadium der<br />

Planung festgelegt werden. Zuerst kann man eine allgemeine Grenzlinie ziehen, um Vieh und<br />

Wildtiere draußen zu halten. Auf großer Fläche sind Tiere (vor allem kleine Wildtiere wie Beutelratten<br />

und Kaninchen) nicht vollständig in den Griff zu kriegen; diese sollte man daher auf Zone I<br />

beschränken. Von einem robusten, kleinmaschigen inneren Zaun aus können nach Bedarf andere<br />

Zäune aufgezogen werden, die vielleicht einmal Zone II einschließen (mit weitmaschigem Draht oder<br />

sogar Stacheldraht, dornigen Bäumen/Sträuchern oder elektrischem Zaun). Vorrangig einzuzäunende<br />

Bereiche könnten auch Hühnergehege und Obstgarten sein.<br />

Anstelle von Drahtzäunen kann man mit der Zeit nicht eßbare Straucharten zu einer Hecke wachsen<br />

lassen. Eine dichte, stachelige Hecke zusammen mit einer niedrigen Steinmauer ist für die meisten<br />

Tiere praktisch undurchdringlich und wird überall dort auf der Welt eingesetzt, wo Draht teuer oder<br />

schwer zu kriegen ist. Zäune, Gräben, Steinmauern und Hecken sollten nicht nur als Einfriedungen<br />

oder Schutz vor Vieh fungieren, sondern auch noch anderen Nutzen haben. Zäune dienen als<br />

Rankgerüste, und Steinmauern als besondere Reifungsflächen. Hecken liefern Obst, Nüsse, Tierfutter,<br />

Bienennahrung, Holz (Bambus) und bieten Vögeln Lebensraum. In gemäßigten Klimaten ist eine<br />

gemischte Hecke aus Tagasaste (raschwüchsig, liefert Samen für Hühner und Bienennahrung, bietet<br />

Unterschlupf), Weißdorn (langsamwüchsig, hart und stachelig, bietet Beeren, Bienennahrung und<br />

Nistplätze für kleine Vögel) und Haselnuß (bildet ein undurchdringliches Dickicht, liefert Nüsse) viel<br />

nützlicher als eine Hecke aus nur einer Art. In tropischen und Wüstengebieten erfüllen andere<br />

Pflanzen, wie Prosopis, Euphorbias und stachelige Akazien, die gleichen Zwecke.<br />

SETZUNG VON PRIORITÄTEN<br />

Wenn Erschließung und Standort des Hauses einmal festgelegt sind, kann der Entwurf komplexer<br />

werden und sich auf die bebauten Bereiche und deren Umgebung konzentrieren. Jetzt können Zonen,<br />

Sektoren und Hänge allgemein untersucht werden (Einzelheiten folgen später), und der Hausstandort<br />

kann sich aufgrund dieser Untersuchungen noch in diesem Stadium ändern.<br />

Dann werden die Sektoren als Bereiche eingezeichnet, die Windrichtung, Lage, schöne und weniger<br />

schöne Aussichten, Überflutungs- oder Feuergefahr und Fließrichtung des Wassers angeben. Die<br />

Zonen skizziert man in einem Grundrißplan, wobei Zone 0 das Haus und die Zonen I-V zunehmend<br />

entfernte oder schwer zugängliche Bereiche markieren.<br />

Wenn wir unsere Elemente einmal nach Zonen, Sektoren, Höhe und Funktion geordnet haben,<br />

vertiefen wir unseren Gestaltungsprozeß, indem wir bestimmte Pflanzen- und Tierarten in Erwägung<br />

ziehen.<br />

Der Plan sollte so angelegt werden, daß man ihn etappenweise ausführen kann, um die Arbeit in leicht<br />

zu bewältigende Portionen aufzuteilen. Wichtige Teile nimmt man in jenen Etappen in Angriff, die<br />

man früh in der Entwicklung braucht. Dazu gehören Zufahrtsstraßen, Wasserversorgung, Zäune oder<br />

45


Hecken, Energiesysteme, Windschutzanlagen, Haus und Garten sowie eine Pflanzschule. An zweiter<br />

Stelle in der Bedeutung können Feuer- und Erosionsschutz sowie Bodenverbesserung drankommen.<br />

In den ersten 2-6 Jahren werden so viele Pflanzenarten und Exemplare von jeder Art benötigt, daß<br />

man eine kleine Pflanzschule einrichten sollte, um die 4.000-10.000 Pflanzen zu ziehen, die man auf<br />

einen Hektar ausbringen kann. Während diese in ihren Töpfen und Röhren wachsen, kann man den<br />

Grund einzäunen und vorbereiten, das Bewässerungssystem anlegen und sie schließlich nach einem<br />

sorgfältig gestalteten langfristigen Plan auspflanzen.<br />

Man sorge auch für zukünftige Energiegewinnung vor, sodaß das gesamte Gelände für Wind-,<br />

Gezeiten-, Wasser- oder Sonnenenergiesysteme offen bleibt. Selbst wenn diese nicht in den ersten<br />

paar Jahren eingerichtet werden können, hält man deren Platz frei unter einjährigen Feldfrüchten durch<br />

kurzfristige Nutzung.<br />

Wenn es dann an die Installation geht, sollten zuerst diejenigen Bauten und Einrichtungen<br />

drankommen, die Energie erzeugen; an zweiter Stelle jene, die Energie sparen, und erst zum Schluß<br />

diejenigen, die Energie verbrauchen.<br />

Bei der Anwendung solcher Maximen beantworten sich viele Fragen von selbst, wie zum Beispiel:<br />

Wo soll ich mein Treibhaus bauen?<br />

Wenn man nur an die Energie denkt:<br />

Erstens an bewohnte Gebäude als Wärmequellen und -speicher, und um Nahrung zu ziehen.<br />

Zweitens an nicht bewohnte Gebäude als Wärmequellen.<br />

Drittens als Teil von Ställen wegen der Wärme, des Mistes und des Gasaustausches.<br />

Und nur zuletzt – oder gar nicht – als freistehende, vollständig verglaste Bauten.<br />

Wie soll ich mit dem Wind fertig werden, der den Anbau auf meinem Grundstück vereitelt?<br />

Erstens durch Pflanzen irgendwelcher Bäume oder Sträucher, egal ob nützlich oder nicht (Wermut,<br />

Pampas[Z1]gras, Kiefer, Koprosma), die in der Gegend billig oder umsonst zu bekommen sind, sehr<br />

rasch wachsen, aus großen Wurzelstecklingen oder Ablegern vermehrt werden können und überleben<br />

werden.<br />

Zweitens durch Konstrukte, vor allem Rankgerüste, Legstein- oder Trockenmauern, Gräben,<br />

Böschungen und niedrige Hecken im ganzen Garten.<br />

Drittens durch großflächige Pflanzung von Stecklingen oder Sämlingen ausdauernder Arten.<br />

Und zuletzt durch eine nützliche dauerhafte Hecke, die man unter dem Schutz der oben genannten<br />

Vorgangsweisen anpflanzt.<br />

Was ist es wert, als Hauptfrucht angebaut zu werden?<br />

Nur bei wenigen Arten lohnt sich der Anbau als Hauptfrucht in großem Stil. Vom Handelswert einmal<br />

abgesehen gibt es drei wesentliche Erwägungen:<br />

1. Hauptfrüchte, die nach dem Aufgehen wenig Pflege brauchen (Kartoffeln, Mais, Kürbis,<br />

ausdauernde Obstsorten und Kletterpflanzen); die<br />

2. leicht zu ernten, zu lagern und zu verarbeiten sind und die<br />

46


3. Grundnahrungsmittel sind (Kartoffeln, Taro, Maniok, Mais, Kürbisse, Nüsse und Obst mit hohem<br />

Energiegehalt).<br />

Wirtschaftlich interessant sind auch Früchte, die:<br />

4. hohen Handelswert haben, selbst wenn sie schwierig zu ernten sind (Beeren, Kirschen, Krokus zur<br />

Safrangewinnung)<br />

5. oder schwierig zu lagern sind (Melonen, Pfirsiche, Papayas) oder<br />

6. selten, aber begehrt sind (Ginseng, Gewürze, Tee, Naturfarben, Öle) oder<br />

7. dem Standort besonders gut angepaßt sind (Zuckerahorn, Eucalyptus gunnii, Pistazie,<br />

Wasserkastanie, Preiselbeere, Kaktus).<br />

Ein Gestalter sollte sich der lokalen Gegebenheiten, Mikroklimate und Erfordernisse immer bewußt<br />

sein und bestrebt sein, das bereits Vorhandene sinnvoll zu verwenden anstatt neue Elemente und damit<br />

neue Energie hineinzustecken.<br />

2.8<br />

KATASTROPHENABWEHR<br />

Jeder Landstrich auf der Welt ist von Unglücken wie Feuersbrünsten, Überschwemmungen, Dürren,<br />

Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder Orkanen bedroht. Das beste, was wir tun können, ist, das Anwesen<br />

bewußt auf solche Ereignisse vorzubereiten und dadurch Schäden an Eigentum und Blutzoll zu<br />

verringern.<br />

BRÄNDE<br />

Feuersbrünste sind die häufigste Katastrophe und treten in trockenen, windigen Zeiten auf, nachdem<br />

sich im Wald Laub angesammelt hat. Die Stärke des Feuers hängt von Menge, Art und Verteilung des<br />

Brennmaterials ab, von Geschwindigkeit und Richtung des Windes und von der allgemeinen<br />

Topographie (hügelaufwärts breitet es sich rasch aus, sodaß die Kämme und Kuppen meist schwer<br />

verbrannt werden). Die größte Gefahr ist die von der Feuerfront abgegebene Hitzestrahlung, die<br />

Pflanzen und Tiere schnell tötet.<br />

Ein Brand kommt meist aus einer bestimmten Richtung (je nach Ort und Gelände verschieden), sodaß<br />

es nur einen feuergefährdeten Sektor gibt, um den man sich besonders kümmern muß. Aber er kann<br />

aus jeder Richtung kommen, sodaß es am besten ist, die wertvollsten Teile des Anwesens (Gebäude,<br />

Ställe, Maschinen und Obstgärten) zuerst zu schützen.<br />

Zu den Brandbekämpfungsmaßnahmen gehören:<br />

Verminderung von Brennmaterial im feuergefährdeten Bereich durch (a) Bewirtschaftung des<br />

Waldbodens (Laub wegräumen, Bruchholz zu Brennholz schneiden), (b) Mahd oder Einsatz von<br />

Weidetieren, die das Gras kurz halten (Gänse, Wallaby) und (c) Anlage von nicht brennbaren<br />

Oberflächen wie Straßen, Teichen und Dämmen sowie Verwendung von Flächenmulch und<br />

Grünpflanzen zwischen dem brandgefährdeten Bereich und dem Haus.<br />

Schaffung von Feuerschatten zur Minderung der Wirkung der abgestrahlten Hitze durch (a) nicht<br />

brennbare Elemente (Teiche, Erdwälle, Steinmauern) und (b) Pflanzung feuerhemmender Arten wie<br />

Lilien, Koprosma, Weiden (die möglicherweise draufgehen, aber das Feuer bremsen). Abbildung 2.31.<br />

47


Anlage einer Windschutzhecke aus feuerhemmenden Arten, um den Wind während eines Brandes<br />

abzuschwächen (Abbildung 2.32).<br />

Da das Haus für gewöhnlich der am schwierigsten zu ersetzende und teuerste Teil des Anwesens ist,<br />

ist es wichtig, an die Sicherheit des Hauses zu denken durch Errichtung:<br />

einer Ziegel- oder Betonschürze (bis 1 Meter hoch ) ums Haus, wobei die Fußabstreifer zu entfernen<br />

sind;<br />

metallener Drahtgitter an den Fenstern;<br />

eines Wellblech- oder feuerfesten Daches;<br />

großer Wassersprenkler am Dach und rund ums Haus und<br />

einen Wasservorrat für mindestens eine Stunde an einer Stelle, von der es einfach zum Haus gebracht<br />

werden kann (offene Leitungen aus Kunststoff brennen durch, elektrische Pumpen können ausfallen);<br />

sowie durch<br />

Bereitlegung von Tennisbällen, um die Fallrohre der Regenrinnen zu verstopfen (die dann mit Wasser<br />

gefüllt werden können).<br />

Unter feuerbeständigen Pflanzen für den Brandsektor sind solche zu verstehen, die folgende<br />

Eigenschaften verbinden: (a) einen hohen Wassergehalt, (b) einen hohen Aschenanteil, (c) wenig<br />

Mulch oder Laubfall oder Laub, das sich schnell zersetzt; die (d) immergrün, (e) fleischig oder saftig<br />

sind.<br />

Einige feuerbeständige Bäume sind: Feigen, Weiden, Maulbeeren, Koprosma, Monstera sowie einige<br />

Akazienarten (unter anderen Acacia dealbata, A. decurrens, A. saligna, A. sophorae, A. baileyana).<br />

Zu den feuerbeständige Bodendeckern gehören Passionsfrucht, Efeu, Beinwell, Taro, verschiedene<br />

Sukkulenten, Wermut, Dichondra repens, Aloe- und Agavenarten, Mittagsblume, Süßkartoffel,<br />

Dreimasterblume, onion weed, Sonnenblumen und Kürbisse.<br />

ERDBEBEN, ÜBERSCHWEMMUNGEN UND ORKANE<br />

Häuser in erdbebengefährdeten Gebieten sollen aus Materialien errichtet werden, die biegsam sind<br />

oder atmen (Bambus, Stahlbeton, Holz). Flüchten Sie während eines Erdbebens in ein Bambusgehölz;<br />

es hat einen festen Wurzelfilz, der nur schwer zu zerreißen ist.<br />

Was Überschwemmungen angeht: Erkundigen Sie sich über Auftreten von Überschwemmungen und<br />

Höchstpegel, planen Sie einen großen Sicherheitsbereich ein, und plazieren sie keine Häuser auf<br />

Überschwemmungsland. Steile, kahlgeschlagene Hänge werden bei schwerem Regen zu Todesfallen,<br />

da Muren talwärts stark beschleunigt werden.<br />

In orkan- oder wirbelsturmgefährdeten Gebieten baut man Häuser aus elatischen Materialien und neigt<br />

das Hausdach in einem spitzen Winkel von 45°, sodaß die Windkraft das Haus hinunterdrückt.<br />

Pflanzen Sie eine Windschutzhecke aus Bambus (er biegt sich mit dem Wind) und denken Sie an<br />

einen Notfallsgarten in einem geschützten Bereich. Viele Bewohner der pazifischen Inseln haben<br />

solche Gärten mit wichtigem Pflanzenbestand in einem geschützten Teil der Insel, sodaß die<br />

Hausgärten nachgepflanzt werden können, wenn alles andere weggefegt wurde.<br />

2.9<br />

QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR<br />

Geiger, Rudolf, The Climate Near the Ground, Harvard University Press, New York, 1950.<br />

48


Chang, Jen-Hu, Climate and Agriculture, Aldine Pub. Co., Chicago, 1968.<br />

Cox, George W. and Michael D. Atkins, Agricultural Ecology, W. H. Freeman & Co., San Francisco,<br />

1979.<br />

Daubenmire, Rexford F., Plants and Environment, Wiley International, 1974.<br />

Fukuoka, Masanobu, The One-Straw Revolution, Rodale Press, Emmaus, PA, 1978.<br />

Howard, Sir Albert, An Agricultural Testament, Oxford University Press, 1943.<br />

Moffat, Anne Simon & Marc Schiler, Landscape Design That Saves Energy, William Morrow & Co.,<br />

New York, 1981.<br />

Nelson, Kenneth D., Design and Construction of Small Earth Dams, Inkata Press, Melb., Australia,<br />

1985.<br />

Yeomans, P.A., Water for Every Farm/Using the Keyline Plan, Second Back Row Press, PO Box 43,<br />

Leura, NSW, Australia, 1981.<br />

Kapitel 3<br />

ARCHITEKTUR<br />

3 . 1<br />

E I N L E I T U N G<br />

Effizienter Hausbau beruht auf den natürlichen Energien, die in das System einströmen (Sonne,<br />

Wind, Regen), auf der umgebenden Vegetation und auf gesundem Hausverstand. Viele Häuser sind<br />

oder werden ohne jede Bedachtnahme auf künftige Ölknappheit und das gegenwärtige Steigen der<br />

Energiepreise gebaut. Durch die rechte Plazierung und die klimagerechte Gestaltung des Hauses,<br />

einfache technische Hilfen wie solare Warmwasserbereitung und eventuell einigen Umstellungen in<br />

unserem Verhalten (indem wir wärmere Kleidung anziehen oder zu einem angebauten Glashaus hin<br />

lüften) läßt sich aber unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen für Heizung oder Kühlung des<br />

Hauses verringern oder auch ganz davon loskommen.<br />

Allgemeine Regeln zur Anlage des Hauses und zur Planung des umgebenden Bewuchses zur<br />

Beeinflussung des Mikroklimas wurden in Kapitel 2 erörtert und sollten in Verbindung mit diesem<br />

Kapitel gelesen werden.<br />

DAS HAUS ALS ARBEITSPLATZ<br />

Häuser sind stärker frequentierte Orte geworden, besonders durch den modernen Trend zur<br />

Nutzung des Hauses als Arbeitsplatz. Es kommt billiger, sich im Haus einen kleinen Handwerks- oder<br />

Bürobereich einzurichten als diese Einrichtungen extra zu kaufen oder zu mieten (vor allem die<br />

Transportkosten sind niedriger). Einige dieser Heimarbeiten sind: Tischlern; Töpfern; Saatguthandel;<br />

Imkerei; Kleinverlag (Zeitschriften, Rundschreiben, Bücher); Einmachen und Konservieren;<br />

Buchhaltungs-, Computer- und Bürodienste; Psycho- und andere Therapien; Werbung, Photostudio<br />

und Immobilienbüro.<br />

Die Lebens- und Arbeitsbereiche müssen sorgfältig überdacht und eventuell neu gestaltet<br />

werden. Schlafzimmer beispielsweise können in Büro-, Computer- oder Atelierräume umgewandelt<br />

werden, indem man über Büroschränke Hochbetten baut oder indem man die Zimmerdecke anhebt<br />

und das Bett in einen kleinen, warmen Winkel über dem Büro verlegt. Platzsparende Gestaltung<br />

vollzieht das gleiche "Übereinanderstapeln", das wir auch in der Natur finden, wobei Regale,<br />

49


Hochbetten und Decken- oder Dachkonstruktionen der Krautschicht, dem Unterwuchs und dem<br />

Schirmdach nachempfunden sind.<br />

VERB<strong>IN</strong>DUNG VON HAUS UND GARTEN<br />

So wie es keinen Grund gibt, den Garten streng vom Bauernhaus zu trennen, werden auch<br />

Wohnhaus und Garten stark ineinander verwoben. Grasdächer und Kletterpflanzen bieten<br />

Außenisolierung, Treib- und Schattenhäuser liefern Nahrung und regulieren die Temperatur. Eine der<br />

schönsten Sommer-Aussichten, die ich kenne, ist jene von Elizabeth Souters Küche in Ballarat, von<br />

wo aus man auf einen kühlen, eingefriedeten Hofgarten hinaussieht. Innenhöfe sind wichtige Spender<br />

kühler Luft, die im Sommer durch Fliegengitter hindurch zur Kühlung ins Haus gesogen werden kann.<br />

Ob wir nun neue Häuser bauen oder vorhandene verändern, wir können sie so anlegen, daß wir<br />

von der Küche ins Schatten- oder Gewächshaus gelangen oder mit direktem Blick vom Arbeitsbereich<br />

dorthin (Abbildung 3.1). Bringen Sie ein wenig Leben in diese Bereiche, vielleicht mit einer Schar<br />

kleiner Wachteln. Die Wachteln laufen umher, um Insekten zu fangen; Frösche klettern aus dem<br />

Teich, zwischen die Blätter und heften sich sogar ans Küchenfenster. Wenn Sie irgendwo stehen und<br />

langweilige Arbeit verrichten müssen, gestalten sie sich diese wenigstens abwechslungsreich. Geben<br />

sie ein paar kleine Schildkröten - keine bissigen - in den Teich. Oft verschwinden sie in den Mulch<br />

hinein, um Nacktschnecken oder Würmer zu fressen. Und in wärmeren Gegenden ist ein Gecko<br />

unschlagbar. Der durchschnittliche Gecko ist geradezu für Glashäuser geschaffen und kommt überall<br />

hin: kopfüber, kopfunter und rundherum.<br />

Die Dusche kann Teil eines angebauten Glashauses sein und Dampf, Wärme und Wasser in die<br />

Anbauflächen abgeben (Abbildung 3.2). Brauchwasser von Bad und Dusche, das in einem<br />

versiegelten Erdtank oder in Röhren unter dem Glashaus aufgefangen wird, hält die Erde warm.<br />

Der Weg vom Garten zum Eingang sollte so angelegt werden, daß Hausarbeit gespart wird. Für<br />

gewöhnlich besteht das Problem darin, daß Schlamm oder Schmutz ins Haus geschleppt werden,<br />

sodaß jeder Aufwand, um den Weg vom Garten zum Haus zu erhöhen, aufzuwölben, zu entwässern<br />

und zu befestigen (mit Fliesen, Kieselsteinen, Beton oder gestampfter Erde) sich lohnt. Direkt vor dem<br />

Eingang kann ein eigener Fußabstreifer eingebaut werden, um Schmutz von den Schuhen kratzen zu<br />

können (Abbildung 3.3).<br />

Von besonderem Interesse für den Koch/Gärtner ist die Einbeziehung und Gestaltung eines an<br />

die Küche anschließenden Vorbereitungs- und Lagerraums, eines sogenannten "Schmutzraums"<br />

(Abbildung 3.4). Dieser Raum dient als Brücke zwischen Garten und Küche und könnte enthalten:<br />

� Lagerbereiche für Lebensmittel wie Vorratsregale, Gefriertruhe und Kühlschrank für selbst<br />

Eingemachtes; Essiggurken- und Oliventöpfe; Gerät zur Herstellung von Wein oder Bier; Lager für<br />

getrocknete Kräuter, Obst und Wurzelgemüse sowie eingelegtes Fleisch oder Fisch<br />

� Wasch- und Vorbereitungsbereiche für die sofortige Verwendung oder zum Einmachen von<br />

Obst und Gemüse; ein Kompostkübel neben der Abwasch nimmt große Blätter, Wurzeln und<br />

Gemüseabfälle auf, um sie wieder der Gartenerde zuzuführen<br />

einen Dunkelbereich zum Pilzezüchten<br />

einen Platz zum Aufhängen nassen Regenschutzes, für Gartenschuhe oder -stiefel und für<br />

kleine, wichtige Gartengeräte (Baumscheren, Messer, Körbe)<br />

eine kleine Tischler- und Werkbank und Werkzeugschränke<br />

einen kühlen, trockenen Bereich für Samenvorräte und einen Schreibtisch für Gartenkalender,<br />

Pläne und Jahreskalender<br />

Brennholzstoß mit einer Durchreiche zur Befeuerung des Küchenherdes.<br />

3 . 2<br />

D A S H A U S I M G E M Ä ß I G T E N K L I M A<br />

Außer an den Meeresküsten (wo die Temperaturen ausgeglichener sind) sind gemäßigte Gebiete<br />

im Winter kalt und im Sommer warm. Daher muß die Anlage des Hauses zwei verschiedene Ziele in<br />

Einklang bringen. Im Winter muß die Kälte draußen und die Wärme drinnen gehalten werden. Im<br />

Sommer muß Wärme abgehalten und das Haus für die kühlenden abendlichen Brisen geöffnet werden.<br />

Energiesparende Häuser können durch sorgfältige Gestaltung beide Ziele vereinen. Die Grundlagen<br />

für gute Planung von Häusern in gemäßigtem Klima folgen.<br />

50


DIMENSIONIERUNG DES HAUSES UND ANORDNUNG DER FENSTER<br />

Häuser sollten nicht mehr als zwei Zimmer (10 Meter) tief sein, wobei die Ost/West-Achse<br />

anderthalbmal so lang sein sollte wie ihre Nord/Süd-Achse. Die Ost/West-Achse sollte zur Sonne hin<br />

liegen (nach Norden auf der südlichen Hemisphäre, nach Süden auf der nördlichen). Man legt das<br />

Haus so an, daß Schlafzimmer oder andere wenig benutzte Zimmer an die Schattenseite des Gebäudes<br />

kommen, während man Aufenthaltsräume wegen der Wärme im Winter sonnseitig plaziert<br />

(Abbildung 3.5).<br />

Dachvorsprung sowie Fensterhöhe und -tiefe werden so gewählt, daß die Wintersonne durch die<br />

Fenster direkt ins Haus scheint (auf einen Steinboden oder auf eine Innenwand aus Ziegeln oder<br />

anderem wärmespeicherndem Material), die Sommersonne aber nicht eindringen kann (Abbildung<br />

3.6).<br />

Wegen der Morgensonne werden an der Ostseite kleinere Fenster plaziert. An die West- und die<br />

Schattenseite des Gebäudes gibt man wenige Fenster, da die Westlage im Sommer Hitze staut und im<br />

Winter vom Schnee gleißt. Die Fenster werden mit schweren, vom Boden zur Decke reichenden<br />

Vorhängen versehen, die an Winterabenden geschlossen werden. Im Sommer werden die Fenster<br />

nachts offen gelassen, damit das Haus auskühlen kann, und in der Früh geschlossen. Bambusrollos, die<br />

man außen an den östlichen und westlichen Fenstern anbringt, verhindern Sonneneinstrahlung ins<br />

Haus an besonders heißen Tagen.<br />

An die Schattenseite (im Süden in der südlichen Hemisphäre, im Norden in der nördlichen)<br />

stellt man ein Schattenhaus mit einer gut isolierten Fensteröffnung zum Haus hin, um in heißen<br />

Sommern kühle Luft ins Haus zu bringen.<br />

WÄRMEDÄMMUNG<br />

Das Haus ist gut zu isolieren (Fußböden, Decke und zumindest 1 Meter tief in den Boden<br />

entlang der Umrißlinie des Hauses, wenn man einen Betonestrich verwendet). Die Bodenisolierung<br />

macht man aus festem Schaum, der nur 4-5 cm dick ist. Eine schwerere oder dickere Wärmedämmung<br />

verwendet man normalerweise für die Decke, um in den Wintermonaten die Wärme drinnen zu halten.<br />

Luftabzüge bringt man in Dachböden und Zwischenräumen an, um Feuchtigkeitsschäden<br />

vorzubeugen und im Sommer überschüssige Hitze entweichen zu lassen. Zugluft an Fenstern und<br />

Türen wird mit Isolierklebestreifen abgedichtet.<br />

Sonnenlicht, das im Winter durch die Fenster einfällt, scheint auf thermische Massen wie<br />

Betonböden, Ziegel- oder Steinmauern oder Wassertanks. Diese wirken als Wärmespeicher, die nachts<br />

die Wärme ins Haus zurückstrahlen. Im Sommer bleiben sie tagsüber kühl, wenn sie der kühlen<br />

Nachtluft ausgesetzt waren (offene Fenster bei Nacht).<br />

Zubauten an der Schatten- oder Windseite des Hauses isolieren das Haus gegen kalte<br />

Winterwinde.<br />

N A T Ü R L I C H E W Ä R M E D Ä M M S T O F F E<br />

In der Natur finden sich viele hervorragende Dämmstoffe, von denen einige sich bereits in der<br />

Kühltechnik, beim Hausbau oder in der Schalldämmung bewährt haben. Einige wenige sind brennbar,<br />

können aber mit Kalziumchlorid so behandelt werden, daß sie eher schwelen als brennen. Einige sind<br />

schädlingsresistent (z. B. Sägespäne von als schädlingsresistent bekannten Bäumen), aber alle können<br />

mit Naturstoffen wie dem Pulver oder Öl von Zedern, Derrisstaub und ähnlichen Substanzen gegen<br />

Schädlinge behandelt werden. Hier eine Auflistung natürlicher Dämmstoffe:<br />

Sägespäne: wurden früher in Kühlräumen und Kühlhäusern verwendet; eine Dampfsperre ist<br />

vonnöten, oder man gibt die Sägespäne in Plastiksäcke, die man dann versiegelt.<br />

Wolle: ausgezeichnet für Brandverzögerung und Wärme, ebenso Filz- und Wollprodukte sowie<br />

Felle.<br />

Federn: jahrhundertelang für Bettzeug verwendet; nützlich auch in Mauern und Decken; sie<br />

müssen in Netztaschen gefüllt werden, damit sie nicht von der Zugluft herumgeblasen werden.<br />

Kapok: weithin im Bettzeug verwendet, auch in Mauern und Zimmerdecken.<br />

Seegras (Zostera, Posidonia, Ruppia): getrocknet und halbverdichtet; eine traditionelle Mauerund<br />

Dachisolierung mit geringer Brandneigung.<br />

51


Stroh: ein guter Dämmstoff, wo keine Feuergefahr besteht; heute in Form brandsicherer<br />

Preßplatten für Zimmerdecken im Handel erhältlich (drahtgebunden oder genäht).<br />

Kork: als Granulat, Platten, Fliesen, Preßblöcke.<br />

Faserabfall: z. B. von der Bearbeitung der Süßholzwurzel und von den Fasern der<br />

Kokosnußschale (Kokosfaser), die sich außerdem für Läufer eignen; Kokosfaser ist überwiegend<br />

schädlingsresistent.<br />

� Papier: geschredderter Papierabfall, getränkt mit Borax und Wasser im Verhältnis 1:10, ergibt<br />

einen guten Dämmstoff.<br />

� Balsa: sowohl das Holz selbst als auch die Wolle der Samenhülsen wurden schon lange zur<br />

Wärmedämmung eingesetzt. Da der Baum in den feuchten Tropen rasch wächst, ist es eine sinnvolle<br />

Landnutzung, Isolierungsblöcke herzustellen.<br />

Wärmedämmung ist in gemäßigten und kalten Klimata wichtig; jedoch muß auf entsprechende<br />

Belüftung geachtet werden, besonders in Fällen, wo Häuser in der Nähe von Stellen stehen, an denen<br />

Radon ausströmt (ein Gas, das von Granit, Dolorit und den meisten Eruptivgesteinen abgegeben wird).<br />

PFLANZEN RUND UMS HAUS<br />

Laubwerfende Bäume, die an der Sonnen- und Ostseite des Hauses gepflanzt werden, lassen im<br />

Herbst und Winter die Sonne durchdringen. Im Sommer beschatten sie mit ihrer vollen Belaubung das<br />

Haus und verhindern, daß die Sonne alle Teile des Daches aufheizt. Rankgerüste mit laubwerfenden<br />

Kletterpflanzen (Wisteria, Wein) an den strategischen richtigen Stellen ums Haus herum bieten<br />

Schatten, während große Bäume wachsen (Abbildung 3.7).<br />

Die westlichen und schattenseitigen Mauern bieten sich für immergrüne Kletterpflanzen und<br />

Sträucher an, um diese Bereiche zu schützen (im Sommer gegen die Hitze, im Winter gegen kalte<br />

Winde).<br />

Ziel der Hausgestaltung ist es, den Bedarf an Strom oder Gas für das Heizen und Kühlen des<br />

Inneren zu senken oder ganz zu beseitigen. Wenn die Sonnenwärme durch die Wärmemasse von<br />

Boden, Mauern und Wassertanks reguliert und gespeichert und Zugluft unterbunden wird, dann ist die<br />

geringe Heizleistung von Körperwärme, vom Kochen und von einem kleinen Holzofen alles, was es<br />

braucht, um die Innenluft warm zu halten.<br />

In Gebieten mit strengen, kalten Wintern sind Heizkosten, Schneelast, Kondensation, kalte<br />

Winde und Feuchtigkeit besondere Probleme für den Hausbau. Die Haustypen für solche Gegenden<br />

sind aneinandergebaut, mehrstöckig, steildachig, strahlungsbeheizt und wärmegedämmt. In ländlichen<br />

Gebieten baut man die Häuser an die Wirtschaftsgebäude an und schüttet, wo möglich, eine<br />

Erddämmung bis zu 1,2 Meter Höhe auf. Unter- oder Kellergeschosse werden meist als Kohle- oder<br />

Holzlager, für Wurmbeete, große Mistgruben (unterm Stall) und zur Lagerung von Wurzelgemüse<br />

verwendet.<br />

ANGEBAUTES GLASHAUS UND SCHATTENHAUS<br />

Ein ans Haus angebautes Treibhaus muß nicht sehr groß sein, um Wärme zu liefern (Abbildung<br />

3.8). Entscheidend sind eine starke Isolierung des Bodens, insbesondere an den Grundmauern, und<br />

aller freistehenden Mauern sowie gut abgedichtete, isolierte Lüftungsklappen an Boden und Dach,<br />

damit die Luft richtig durchs Haus zirkulieren kann.<br />

Wasser in 45-180-Liter-Behältern ist der beste Wärmespeicher; diese können unter Bänken oder<br />

an der Hinterwand des Glashauses über den Anbauflächen angebracht werden. Schwarz gestrichene<br />

Fässer absorbieren die Sonnenwärme rasch, aber weiß gestrichene Fässer reflektieren das Licht, was<br />

gleichmäßigeren Pflanzenwuchs fördert. Vielleicht ist eine Mischung beider am günstigsten.<br />

Doppelglasscheiben sind am haltbarsten und wirksamsten, da sie die Wärme länger im Inneren<br />

halten als einfache Glasscheiben. Holzrahmen eignen sich besser, Wärmeverlust zu verhindern<br />

(Metallrahmen geben die Wärme zu schnell ab).<br />

Ein an der Schattenseite angebautes Schattenhaus ist ein wichtiger Teil des Glashaussystems,<br />

um im Sommer (üblicherweise am Abend) einen kühle Brise durchs Haus ziehen lassen zu können.<br />

Abbildung 3.9 zeigt, wie dieses System funktioniert. Wenn es im Sommer im Haus zu heiß wird,<br />

öffnet man Klappe 1 am Dach des Gewächshauses; es entweicht erwärmte Luft, während gleichzeitig<br />

kühle Luft durch Klappe 4 einströmt, über den feuchten Mulch und durch das mit Kletterpflanzen<br />

52


edeckte und mit Farnen bewachsene Schattenhaus, wo fein versprühtes oder tröpfelndes Wasser auf<br />

dem Mulch die Luft kühl hält. Im Winter schließt man die Klappen 1 und 4 und öffnet die Klappen 2<br />

und 3, so daß tagsüber warme Luft aus dem Gewächshaus in die wärmegedämmten Räume einströmt.<br />

Wasserbehälter im Schattenhaus können mit Kletterpflanzen bewachsen sein und als Kaltluft-<br />

/Kaltwasserblock wirken. Sowohl Schattenhaus als auch Gewächshaus liefern Nahrung für die Familie<br />

und senken gleichzeitig die Energiekosten.<br />

UMBAU VON HÄUSERN<br />

Viele bereits stehende Häuser muß man umbauen, um sie so energiesparend wie möglich zu<br />

machen. Das Hauptproblem liegt in der oft grundverkehrten Anlage älterer Häuser, die anstatt zur<br />

Sonne zur Straße hin ausgerichtet sind und in der Verrücktheit, in alle Außenwände Fenster<br />

einzubauen. Die Methoden, alte Häuser energiesparender zu machen, lassen sich ihrer Bedeutung nach<br />

geordnet aufführen:<br />

� sorgfältige Abdichtung aller Türen und Fenster. Es ist wichtig, alle Risse abzudichten, um das<br />

Ausströmen von warmer Luft aus dem Haus und das Einströmen von kalter Luft zu verhindern.<br />

� Wärmedämmung von Mauern und Zimmerdecken; allein diese Maßnahme kann die Heiz- und<br />

Kühlungskosten um 50% senken.<br />

� Wo möglich, Anbau eines Glashauses auf der Sonnenseite; selbst ein Fensterkasten-Glashaus<br />

und ein Dachfenster sind Verbesserungen, da sie Sonnenlicht hereinbringen und Pflanzenwachstum<br />

ermöglichen (Abbildung 3.10). In gemäßigten Gebieten ist Doppelverglasung wichtig, und in kalten<br />

Gebieten muß das Glashaus vom Rest des Hauses abgeschlossen werden.<br />

� Einbau von Wärmemasse in Form von Betonplatten, Tanks sowie Ziegel- oder Steinmauern in<br />

das Glashaus oder in isolierte, warme Räume.<br />

� In sommerheißen Klimata Anbau eines Schattenhauses auf der Schattenseite, um kühle Luft<br />

ins Haus zu bringen und die Klimaanlage zu ersetzen.<br />

� Anbringung eines sonnengeheizten Warmwassersystems auf dem Dach, um<br />

brennstoffbetriebene Warmwassergewinnung einzusparen oder ganz zu ersetzen.<br />

� Verwendung von Vegetation zur Regelung des Mikroklimas, z. B. durch die Anordnung von<br />

Bäumen als Sonnenfalle, Anbringung von Kletterpflanzen oder Sträuchern an der West- und<br />

Schattenseite, Pflanzung von laubwerfenden Bäumen oder Kletterpflanzen an der Sonnenseite und<br />

durch Plazierung von Windschutzbäumen an der Windseite.<br />

Gut gestaltete Häuser kommen in der Erhaltung billiger als solche, die teure, energiefressende<br />

Heizungen und Klimaanlagen benötigen, und sie ermöglichen es den Menschen, ohne Rückgriff auf<br />

Brennstoffe auf Erdölbasis in Wärme und angenehm zu leben. Es ist nicht mehr notwendig und noch<br />

weniger sinnvoll, Häuser zu bauen, die nicht Energie sparen oder gewinnen.<br />

Für die Gestaltung von Häusern für subtropische und kalt-trockene Klimata gilt ähnliches wie<br />

für gemäßigte Gebiete, da in beinahe allen Bereichen - abgesehen von Mittelhängen und darüber - die<br />

Temperaturen unter Null sinken können. Doch kann das subtropische Haus auch einige Merkmale des<br />

tropischen Hauses aufweisen.<br />

3 . 3<br />

D A S H A U S I M T R O P I S C H E N K L I M A<br />

Die feuchten Tropen unterliegen normalerweise eher als gemäßigte Regionen regelmäßig<br />

Katastrophen (mit der Ausnahme des Feuers); daher sind die einzigen langfristig sicheren Hausstellen:<br />

� Außerhalb der Reichweite der Tsunami (Flutwelle)<br />

� geschützt vor Wirbelstürmen und Orkanen<br />

� oberhalb von Talsohlen, die Muren oder vulkanischer Asche ausgesetzt sind<br />

� auf Hügelkämmen oder Plateaus außer Reichweite von Steinschlag oder Muren, die durch<br />

Kahlschlag, starke Regengüsse oder Erdbeben ausgelöst werden<br />

� landeinwärts erosionsanfälliger Sandstrände<br />

Das Hauptziel in warm-feuchten Gebieten ist, die Sonne nicht aufs Haus fallen zu lassen und<br />

aufgestaute Wärme (von Menschen, Maschinen und vom Kochen) vom Haus abzuleiten. Daher sind<br />

die Beschattung des Hauses und die Ausrichtung auf das Einfangen kühler Brisen vorrangige<br />

Erwägungen (Abbildung 3.11). Suchen Sie Standorte, an denen ein mäßiger Wind weht, wo Wälder<br />

oder tiefe Täler die Beschattung und Kühlung des Hauses erleichtern oder - in Gebieten mit starken<br />

53


Winden - wo das Gebäude durch Wald, Erdwälle oder in quer zum Wind liegenden Tälern von Natur<br />

aus vor strengen Winden geschützt ist.<br />

Die Hausform ist länglich oder unregelmäßig, um die Oberfläche zu vergrößern. Es gibt keine<br />

massiven, abgedämmten Wände zur Wärmespeicherung, und die Häuser sind sehr häufig offen<br />

angelegt, damit die Luft zirkulieren kann. Wenn Innenmauern verwendet werden, dann aus leichten<br />

Materialien (Matten- und Netzstoffe, Gitter) und enden knapp unter der Decke, um freie<br />

Luftbewegung zu ermöglichen.<br />

Wesentlich ist die Durchlüftung durch die Plazierung von Fenstern (mit vertikal ausgerichteten<br />

Läden als Luftschaufeln) und Dachklappen. Es kann auch ein Schattenhaus an die Schattenseite<br />

angebaut und über ein gut belüftbares Dach oder einen Sonnenkamin querentlüftet werden<br />

(Abbildung 3.12).<br />

Es gibt auf allen Seiten des Hauses weite Veranden, die oft kletternde Nahrungspflanzen tragen.<br />

In den Subtropen läßt man die Veranda auf der Sonnenseite des Hauses manchmal weg, um die<br />

Wintersonne ins Haus scheinen zu lassen.<br />

Die Vegetation beschattet das Haus; besonders nützlich sind große Bäume mit glatten Stämmen<br />

(ohne dichtes Geäst) wie zum Beispiel Palmen, die an der Veranda vorbei wachsen und das Dach<br />

beschatten. Allerdings muß darauf geachtet werden, das Haus nicht vollständig mit Pflanzen zu<br />

umgeben, da dichter Bewuchs kühlende Brisen abhält und die Feuchtigkeit ums Haus erhöht.<br />

Grasflächen anstelle von gepflasterten Flächen verhindern die Abstrahlung von Wärme an die Mauern<br />

oder Dachvorsprünge.<br />

Wärmequellen wie Herde und Warmwassersysteme liegen außerhalb des Hauptgebäudes; viele<br />

traditionelle Häuser in den Tropen haben Freiluftküchen zum Kochen im Sommer.<br />

In Gegenden mit hoher Moskitodichte und anderen lästigen Insekten gibt man Fliegengitter an<br />

alle Türen und Fenster.<br />

Das Dach streicht man weiß oder sonstwie reflektierend, so daß es Wärme zurückstrahlt. Die<br />

Dachneigungswinkel sind steil, sowohl um schweren Regen abzuleiten als auch um starken Winden zu<br />

trotzen. In Orkangebieten sind starke Querverspannungen, tiefe Bodenverankerung und<br />

Holzvergurtung notwendig. Große, an der Windseite gepflanzte Bambushaine biegen sich mit dem<br />

Wind, ohne zu brechen, und schützen so das Haus (Abbildung 3.13).<br />

Für Notfälle kann drinnen oder draußen ein Sturmschutzkeller oder ein Kernbereich aus Stein<br />

und Beton (z. B. der Badezimmerbereich) errichtet werden, der ein betoniertes Dach haben sollte. Als<br />

Alternative kann im Freien eine Erdhöhle oder ein Graben angelegt werden, am besten mit einem<br />

festen Dach. Alle Fenster und Türen werden mit Läden und massiven Holzverriegelungen (Fallriegel)<br />

versehen.<br />

3 . 4<br />

D A S H A U S I M T R O C K E N E N K L I M A<br />

Für das Haus der Trockengebiete gibt es verschiedene Entwürfe, je nach jahreszeitlichen<br />

Temperaturen. Manche Trockengebiete haben kalte Winter und heiße Sommer, während andere (näher<br />

am Äquator) sich milder Winter erfreuen.<br />

In Form und Ausrichtung ist der grundlegende Hausentwurf für gemäßigte Gebiete auch für die<br />

heißen, trockenen Regionen mit kalten Wintern geeignet. Allerdings liegt mehr Gewicht auf der<br />

Bereitstellung von Quellen kühler Luft:<br />

� Innenhöfe: am besten mit Rankgittern überdeckt oder von Bäumen beschattet (Abbildung<br />

3.14). Ihre Kühlwirkung ist noch größer, wenn sie zwei oder mehr Stockwerke hoch sind und vom<br />

Gebäude selbst beschattet werden, obwohl auch eingeschoßigen Häusern kleine Innenhöfe mit<br />

Schattensegeln angefügt werden können.<br />

� weitläufige, vollständig umbaute, berankte Lauben mit gemulchten Böden und<br />

Tropfbewässerung (Abbildung 3.7). Diese eignen sich für eingeschoßige Wohnhäuser. Die Lauben<br />

müssen um die 30% der Gesamtfläche ausmachen, um kühle Luft zu liefern; im Haus unterstützen<br />

Hängepflanzen die Kühlung, ebenso Wassertanks.<br />

� Erdtunnel: eine 20 Meter lange, 1 Meter tief gelegene Röhre, die hangabwärts zum Haus führt.<br />

Im Tunnel können große, unglasierte Wasserkrüge, Gefäße voll nasser Kohle oder Tücher aus grobem<br />

Glasfasergewebe mit einem Tropfschlauch bewässert werden, um Verdunstungskühlung zu bewirken.<br />

Durch diese Tunnel fließt ständig kühle, feuchte Luft ins Haus (Abbildung 3.15).<br />

54


� Indirekt ausgelöste Durchlüftung: Diese wird am leichtesten durch Anbringung eines schwarz<br />

gestrichenen Sonnenkamins aus Blech am Flachdach oder am Dachfirst erreicht. Wenn dieser sich<br />

aufheizt, zieht er stark Luft von jeder der obgenannten Quellen in die Räume und schafft einen kühlen<br />

Luftstrom durch den Wohnbereich (Abbildung 3.12).<br />

Zur Mäßigung von Hitze und Kälte sind dicke Mauern, am Rand isolierte Böden, Abdichtung<br />

von Türen und Fenstern, wärmegedämmte Dächer und ordentliche Durchlüftung allesamt wichtige<br />

Methoden zum Ausgleich der täglichen und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen, die für viele<br />

Wüstengegenden typisch sind. Weiß gestrichene Außenmauern helfen durch Reflexion übermäßiger<br />

Hitze, und gut plazierte Schattenbäume, Palmen, berankte Gerüste und Teiche oder Brunnen in<br />

Innenhöfen helfen bei der Linderung großer Hitze.<br />

Wie in tropischen Klimata stellt die Anlage einer von Fliegengitter umspannten und von einer<br />

dicht berankten Laube teilüberdachten Sommerküche, in der die Bewohner den größten Teil des Tages<br />

im Freien verbringen können, einen Beitrag zum Energiesparen dar.<br />

In vielen Trockengebieten sind die Dächer flach und tragen viele der Elemente, die man in<br />

gemäßigten oder tropischen Gebieten üblicherweise ums Haus herum findet. Dazu gehören Behälter<br />

zur Wasserversorgung für 1-2 Wochen; Waschküche und Wäscheleine; Taubenschläge wegen der<br />

Eier, der Küken und des Mistes; Trockenplätze für Getreide und Gemüse; Sitzbereiche für den Abend<br />

und Topfpflanzen (Abbildung 3.16).<br />

Von besonderer Bedeutung in Wüstengebieten ist die Aufbewahrung von Haushaltswasser.<br />

Maßvoller Wasserverbrauch läßt sich mit Spar-Duschaufsätzen zum Waschen leicht erreichen, und<br />

sowohl das Wasser der Dusche als auch vom Waschbecken oder der Waschküche werden zunächst in<br />

die Spülkästen der Toiletten (wenn Grauwasserleitungen zur Verfügung stehen) oder in den Garten<br />

geleitet. Um Duschwasser in den Spülkasten eines Klos zu bekommen, kann man Dusche und<br />

Waschbecken einige Stufen über Bodenniveau anheben und einen tiefliegenden Spülkasten verwenden<br />

(Abbildung 3.17).<br />

Alle Dachflächen sollten Wasser für Speicherbehälter liefern, die man an der Schattenseite des<br />

Hauses unter Rankgerüsten aufstellt, um kühles Trinkwasser bereitzustellen.<br />

UNTERIRDISCHE BEHAUSUNGEN<br />

Früher und auch noch in jüngerer Zeit waren Höhlen und unterirdische Behausungen in Wüsten<br />

(vor allem in denen mit milden Wintern) bevorzugte Wohnstätten. Deren Machbarkeit hängt davon ab,<br />

ob der Standort relativ weichen Fels oder eine weichere Schicht unterhalb einer mit Karbonat oder<br />

Eisenoxiden zementierten "Decke" aufweist. Höhlenwohnungen können vollständig unter Grund<br />

liegen und Dachfenster haben, aber häufiger baut man sie so, daß an einer offenen (schattigen) Seite<br />

eines Hügels eine Mauer herausschaut. Sonnige Zimmer können draußen vor den unterirdischen<br />

Räumen errichtet oder Vorderzimmer als Fassade angebaut werden.<br />

Dekorative Fassaden können am Eingang gebaut und von weinberankten Gerüsten beschattet<br />

werden. Wo mit gelegentlichem Regen gerechnet werden kann, kann man Teile des Hangs über der<br />

Höhle als Dach oder Abflußfläche für einen Regenwasserspeicher mit Beton versiegeln; das stärkt<br />

auch die Deckschicht über den Räumen und verhindert Wassereinsickerung in die Höhle.<br />

Ein kühles Haus für die Wüste ahmt Höhlenbedingungen nach, indem Erdwälle bis zur<br />

Dachtraufe (oder wenn nötig bis übers Dach) gebaut werden, wie es in Abbildung 3.18 zu sehen ist.<br />

Die Kühle von Höhlen, Ziegelspeichern, Brandschutz- und Rübenkellern bietet große Vorteile<br />

für das Lagern und Konservieren vieler Güter. Kühle Höhlen verlängern die Haltbarkeit von<br />

eingelagerten Zitrusfrüchten, Wurzel- und Blattgemüsen ganz wesentlich und sind im Sommer<br />

Quellen kühler Luft.<br />

Außerdem hat eine Höhle nahe am Haus einen Wert als Zufluchtsort für die Familie bei<br />

Katastrophen wie Wind, Feuer, Krieg oder Hitzewellen. Solche Bauten können in Böschungen<br />

gegraben werden. Ebenso sind unterirdische Keller möglich, die über Falltüren oder äußere<br />

Kellertüren zugänglich sind, oder überirdische Bauwerke aus Profileisen oder Rohren, die zum Schutz<br />

mit Erde bedeckt werden. Die Hitzestrahlung von Feuer wird durch eine T-Form oder ein "Hundebein"<br />

am Eingang des Schutzraums abgehalten.<br />

55


3 . 5<br />

P F L A N Z E N H Ä U S E R<br />

Es gibt unterschiedliche Grade der Verbindung von Haus und Pflanzen: vom vollständig<br />

gewachsenen Haus bis zu bewachsenen oder mit Grasdach bedeckten herkömmlichen Gebäuden.<br />

In Deutschland hat Rudolf Doernach ein Haus mit einem leichten Stahl- und Holzrahmen<br />

entworfen. Dieser Rahmen ist mit immergrünen, wachsblättrigen Kletterpflanzen überwachsen (auf<br />

mehrere Efeu- und Geranienarten sowie Küstenschlingpflanzen paßt diese Beschreibung). Nur Türen<br />

und Fenster müssen freigehalten werden, und da das Gebäude auf Bewuchs angelegt ist, braucht nichts<br />

zurückgestutzt zu werden. Das Gebäude ist igluförmig, was bei kalten Wintern notwendig ist.<br />

Zu Beginn des Jahrhunderts errichteten Siedler in den trockenen Gebieten Westaustraliens ein<br />

Übergerüst über ihren Blechhütten. Auf diesen zogen sie Kletterpflanzen, um die Hitze- und<br />

Kälteextreme zu mildern, so daß schließlich das ganze Gebäude bedeckt war (Abbildung 3.19).<br />

Diese Technik kann mit den passenden Kletterern auch in jeder anderen Klimazone angewendet<br />

werden. In milden bis warm-gemäßigten Gebieten wären folgende Kletterpflanzen geeignet:<br />

rasch wachsende laubwerfende Kletterer: Kiwi, Jasmintrompete, Geißblatt, , Wilder Wein,<br />

Weinrebe, Wisteria.<br />

Kletterer mit eßbaren Früchten: Kiwi, Passionsblume (die Bananenpassionsblume hält leichte<br />

Fröste aus), Weinrebe.<br />

selbsthaftende Kletterer für Ziegel- und Steinmauern: Kletterfeige, Efeu, .<br />

GRASDÄCHER<br />

Grasdächer sind ein weiteres Pflanzenhaus-System und können neu aufgebaut oder über<br />

bestehende stabile Gebäude gerollt werden, wenn man als Feuchtigkeitssperre eine Plastikfolie<br />

darunter befestigt. Das Metallrohr leitet das Wasser zum Abfluß, während Blätter hinabfallen<br />

(Abbildung 3.21). Ein geschlitztes Winkeleisen oder ein Balken (auf steilen Dächern unverzichtbar)<br />

verhindert das Abrutschen der Grasnarbe.<br />

Versuche auf kleineren Dächern von Schuppen und Ställen sind wahrscheinlich der beste Weg,<br />

um die richtige Methode und Artenmischung hinzukriegen. Da das Gewicht des Grasdachs im Winter<br />

groß sein kann, muß die Traglast sorgfältig berechnet werden.<br />

Ich löse jedesmal verlegenes Kichern beim australischen Publikum aus, wenn ich vorschlage,<br />

daß sie ihren Rasen auf ihr Dach verlegen sollen. Aber es ist mir durchaus ernst damit, da Grasdächer<br />

großartige Wärmedämmer sind und jedes starke (oder verstärkte) Dach die Grasnarbe tragen könnte,<br />

entweder als fertig ausgerollter Rasen in feuchten Gebieten, mit Sukkulenten wie Mittagsblume oder<br />

in trockenen Gebieten, anderswo mit Gänseblümchen, Zwiebelgewächsen und Kräutern.<br />

Verdunstung und angemessene Bewässerung halten die Sommerhitze draußen. Im Winter halten<br />

Luft und Laub die Winterkälte fern. Im Prinzip wirken Grasdächer so wie Efeu an Mauern. Keines von<br />

beiden erhöht das Brandrisiko für das Haus.<br />

Bei bestehenden schwachen Dächern, besonders bei mit Zink- oder Aluminiumblech gedeckten,<br />

wirkt ein Dachbewuchs mit Efeu oder leichten Kletterpflanzen als leichte Dämmung, vorausgesetzt,<br />

die Dachrinne wurde so angepaßt, wie es für Grasdächer gezeigt wurde.<br />

3 . 6<br />

V E R W E R T B A R E H A U S A B F Ä L L E<br />

Die "Abfälle" eines Haushalts werden allzu oft als Entsorgungsprobleme statt als Rohstoffe<br />

betrachtet. Zu diesen Ressourcen gehören das Brauchwasser von Duschen, Spülbecken und<br />

Waschküchen; Abwässer; Essensreste; weiters Papier, Glas, Metall und Kunststoffabfall.<br />

Glas und Metall können wiederverwertet werden, während Kunststoffe auf ein Minimum<br />

beschränkt werden können, wenn man seine eigenen Taschen zum Einkaufen verwendet. Zeitungen<br />

und Büropapier werden als Mulch in Obst- und Gemüsegärten verwendet oder wassergetränkt (in<br />

begrenzten Mengen) an Würmer verfüttert.<br />

Am wichtigsten sind Grau- und Abwässer, und diese werden auf verschiedene Weise behandelt,<br />

je nach Klima und Prioritäten. In trockenen Gebieten oder zu Jahreszeiten, wo Wasser höchst wertvoll<br />

ist, leitet man das Dusch- und Waschwasser zu einem Fettabscheider und verwendet sie dann zur<br />

Bewässerung von Gartenbeeten. Das Wasser von Waschbecken kann außerdem zur Befüllung der<br />

56


Spülkästen von Wassertoiletten verwendet werden und so einen doppelten Zweck erfüllen. Beim<br />

Dachwasser wird darauf geachtet, es zur Gänze zu Speicherbehältern zu leiten.<br />

In den Tropen, wo sommerliche Regengüsse häufig vorkommen und Speichertanks schnell voll<br />

sind, sollte das Dachwasser von Haus und Garten weg zu schottergefüllten Kanälen und bepflanzten<br />

Swales geleitet werden, um Auswaschungen von Zufahrt, Garten und ums Haus herum zu vermeiden.<br />

Während der Trockenzeit, wenn selten Regen fällt, leitet man die Dachabflüsse zu Trinkwasser-<br />

Speichertanks.<br />

Abwässer von Toiletten können über einen septischen Tank oder eine Methananlage zu<br />

Pflanzanlagen (Obstgarten) gelenkt werden, wie Abbildung 3.22 zeigt. Den Kompost von<br />

Trockenklos vergräbt man unter Bäumen; oder es wird, bei mobilen Plumpsklos zum Beispiel, über<br />

der verschlossenen Grube ein Baum gesetzt.<br />

Essensreste werden an Tiere (einschließlich Würmer) verfüttert, deren Mist man dann im Garten<br />

verwendet. Oder man kompostiert die Essensreste oder bringt sie direkt in die Gartenbeete ein; doch<br />

muß man, da diese beim Verrotten unter der Erde Wärme freisetzen, darauf achtgeben, daß man nicht<br />

unmittelbar in diesem Bereich pflanzt. Derart werden Abfallprodukte des Haushalts also im System<br />

verwendet, um Nahrung und Nährstoffe für Pflanzen und Tiere zu produzieren.<br />

3 . 7<br />

E I N S A T Z V O N T E C H N I K<br />

Moderne westliche Haushalte brauchen an die 5 Kilowatt Leistung; dieser Wert kann aber durch<br />

eine Kombination von Maßnahmen, vor allem durch gute Hausgestaltung, solare<br />

Warmwasserbereitung, Wärmedämmung und vernünftiges, verantwortungsvolles Verhalten auf ein<br />

Kilowatt oder weniger gesenkt werden, wodurch für die Höchstlasten wesentlich kleinere<br />

Energiesysteme genügen. Die allgemeinen Katagorien für technisches Energiesparen im Haus können<br />

wie folgt zusammengefaßt werden:<br />

Klimatisierung: Heizung und Kühlung<br />

� Holzöfen: rasch verbrennende, massive Abstrahlungsheizung oder langsam verbrennende,<br />

sparsame Gußeisenöfen<br />

� Anbau eines Gewächshauses als Heizung im Winter<br />

� Anbau eines Schattenhauses zur Kühlung im Sommer<br />

� ein System von Rankgerüsten zur Abschirmung der Sonne; Kühlung<br />

� Heizleitungen: üblicherweise große Anlagen unterm Fußboden, die mit Fernwärmequellen<br />

verbundene Wasserrohre oder elektrische Leitungen verwenden.<br />

Kochen und Küchenherde<br />

� Holzbefeuerte Küchenherde (das beste für kalt-gemäßigte Klimata) liefern beim Kochen<br />

Wärme.<br />

� Gasherde passen in warme und warm-feuchte Klimata; ein Gassystem läßt die Möglichkeit<br />

offen, Methan von Biogasanlagen zu verwenden, welche Abwässer und andere Abfälle verwerten.<br />

� Solar-Kochanlagen kann man in zwei Typen einteilen: reflektierende Parabolbögen, die auf<br />

einen Punkt fokussieren und (selbstgebaute) Solaröfen, wärmegedämmte, mit reflektierender<br />

Aluminiumfolie ausgekleidete Schachteln mit einer Glas-Vorderseite. Beide Typen müssen per Hand<br />

zur Sonne ausgerichtet werden, sofern sie nicht mit einer automatischen Ausrichtungsmechanik<br />

versehen sind.<br />

� Isolierte Kochkisten sind eine wirkungsvolle Methode für Gerichte, die eine lange Kochzeit<br />

brauchen. Im Prinzip kocht man einen Topf (mit Eintopf, Getreide, Bohnen, Suppe) 1-3 Minuten lang.<br />

Der heiße Topf wird dann samt Inhalt sofort in eine wärmegedämmte Kiste gestellt, wo er<br />

weiterköchelt (Abbildung 3.23).<br />

Warmwasserversorgung<br />

� Holzherde oder -öfen mit einer 18 cm langen Rohrschleife aus Kupfer oder rostfreiem Stahl in<br />

der Feuerkammer (an der Rückwand oder an einer Seite) liefern Warmwasser für einen isolierten<br />

Speichertank.<br />

57


� Solarkollektoren fürs Dach können im Handel erworben oder selbst gebaut werden; es gibt<br />

flache Paneele, Schachtel- und zylindrische Kollektoren.<br />

Strom und Beleuchtung<br />

� Photovoltaische Solarzellen und Batterien werden eingesetzt, um Beleuchtung und Geräte im<br />

Haus zu speisen.<br />

� Wind- oder kleine Wasserkraftanlagen an geeigneten Standorten versorgen allen Licht- und<br />

Gerätebedarf.<br />

� Energiesparende und langlebige Lichtquellen wie Niedrigdruck-Natriumlampen empfehlen<br />

sich für Räume, die beinahe ständig frequentiert werden (Küchen).<br />

� Gas- und Kerosinbeleuchtung (Glühstrumpf- und Dochtlampen) sind für Landbewohner<br />

geeignet, die nicht viel Licht benötigen oder nicht über die Mittel verfügen, teurere Systeme<br />

anzuschaffen.<br />

Kleider waschen und trocknen<br />

� In Australien und Europa gibt es kleine, manuell zu steuernde Druckwaschgeräte (Jordashe,<br />

Bamix, Presawash), die vom Wasserdruck aus einem Schlauch angetrieben werden; sie haben kleines<br />

Fassungsvermögen und sind für Einzelpersonen und Paare geeignet.<br />

� Bei größeren Familien und Gemeinschaften spart eine gemeinsam genutzte<br />

Münzwaschmaschine Geld.<br />

� Kleider können an einer Wäscheleine getrocknet werden, in einem Glashaus oder in einem<br />

ähnlich luftigen und überdachten Bereich oder, bei kleineren Stücken, in einem wärmegedämmten<br />

Kasten um einen nicht isolierten Warmwasserbehälter herum. In feucht-gemäßigten Regionen wird<br />

traditionellerweise ein Gestell über dem Holzofen verwendet, um Kleider oder im Herbst Kräuter,<br />

Blumen oder Samenträger zu trocknen (Abbildung 3.24).<br />

Kühlen, Einfrieren und Trocknen von Nahrungsmitteln<br />

� Es gibt gas- und kerosinbetriebene Kühlschränke, die recht klein und sparsam sind. Eine große<br />

Sonnen-, Wind- oder Wasserkraftanlage kann leicht einen Kühlschrank antreiben.<br />

� In gemäßigtem Klima kann ein luftiger, mit Fliegengitter bespannter Kasten, der an einer Seite<br />

zum Schattenhaus hin offen ist, verwendet werden, um Obst und Gemüse, Eier und alles andere, das<br />

nicht stark gekühlt werden muß, zu lagern.<br />

� Zum Trocknen von Obst und Gemüse eignen sich ein solarer Dörrapparat oder ein halbleeres<br />

Glashaus im Sommer.<br />

Wassersparen<br />

� Ein Wasserspeicher für den Dachabfluß von Stall oder Garage wird wegen der<br />

Schwerkraftnutzung idealerweise oberhalb des Hauses angebracht.<br />

� Spülbeckenwasser wird zum Spülen von Toiletten verwendet; oder man leitet das Grauwasser<br />

von Waschbecken und Dusche zum Garten oder Gewächshaus.<br />

� Brauseaufsätze zum Wassersparen sind im Handel erhältlich.<br />

� Toiletten mit zwei Spülarten (11 Liter für feste, 5,5 Liter für flüssige Exkremente) werden<br />

heute in die meisten neuen australischen Häuser eingebaut.<br />

� Kompost- oder Plumpsklos verbrauchen kein Wasser und liefern kompostierten Dünger für<br />

Bäume und Sträucher.<br />

Auf nationaler und internationaler Ebene sind enorme Einsparungen an Erdöl, Erdgas und<br />

Kohle erzielbar, wenn Häuser und Gemeinschaften energiesparend angelegt und ausgestattet werden.<br />

Die meisten der obgenannten Hausenergiesysteme sind nutzbringend und unschädlich. Bedenkt man<br />

den radioaktiven Niederschlag und den sauren Regen von Reaktoren, Kraftwerken und<br />

Kraftfahrzeugen, so liegt unsere einzig mögliche Zukunft darin, saubere Energie zu entwickeln und<br />

den Energieverbrauch zu drosseln; anders ausgedrückt: Am meisten ersparen wir uns selbst und den<br />

Wäldern und Seen des Planeten.<br />

58


3 . 8<br />

Q U E L L E N U N D W E I T E R F Ü H R E N D E L I T E R A T U R<br />

Corbett, Michael and Judy, A Better Place to Live, Rodale Press, 1981.<br />

Farallones Institute, The Integral Urban House, Sierra Club Books, San Francisco, 1979.<br />

Leckie, Jim, et.al., More Other Homes and Garbage: Designs for Self-Sufficient Living, Sierra Club<br />

Books, 1981.<br />

Technical Assistance Group, Low Cost Country Home Building, Dept. of Architecture, Univ. of<br />

Sydney, Hale & Iremonger, 1983.<br />

Vale, Brenda and Robert, The Autonomous House: Design and Planning for Self-Sufficiency, Thames<br />

and Hudson, 1975.<br />

Kapitel 4<br />

Gestaltung des Hausgartens<br />

4 . 1<br />

E I N L E I T U N G<br />

Zone 1 ist der dem Haus nächstgelegene Bereich. Er beginnt direkt vor der Küchentür und<br />

umfaßt den einjährigen Garten, kleine, wichtige mehrjährige Pflanzen, Spalier- oder Zwergobstbäume,<br />

Anzucht- und Pflanzbeete sowie kleine, ruhige Tiere wie Kaninchen und Tauben. Es ist die Zone, die<br />

man täglich aufsucht und intensiv bepflanzt und beobachtet.<br />

Größe und Form von Zone 1 hängen hauptsächlich ab von der Größe des Grundstücks, von Zugang,<br />

Arbeitseinteilung und verfügbarer Zeit, so daß sich die Zone 1, wenn man die Scheune oder den<br />

Hühnerstall zum Einsammeln der Eier täglich aufsucht, vom Haus bis zur Scheune erstreckt. Wer die<br />

Zeit, sich dem Land zu widmen, und eine große Familie hat, könnte eine große Zone 1 haben, während<br />

jene, die auswärts arbeiten, ihre Zone 1 auf einen 4-8 Quadratmeter großen Flecken unmittelbar vor<br />

der Haustür beschränken könnten.<br />

Die zu Zone 1 gehörigen Bauten und Einrichtungen sind Treib- und Schattenhaus (in Kapitel 3<br />

besprochen), Gewächshaus, Anzuchtbeete, Kompostierbereich, Wäscheleine, Grillplatz und<br />

Ablagefläche im Garten. Weiters könnte es geben: einen Taubenschlag auf dem Dach oder neben dem<br />

Haus zum Sammeln von Mist und zur Aufzucht von Jungtauben, kleine Ställe für Kaninchen oder<br />

Meerschweinchen und eine Werkstatt.<br />

Bei der Planung von Zone 1 muß man folgendes beachten:<br />

Klima und Lage: Aus welcher Richtung weht der Wind? Wo ist die Sonnenseite? Schattige<br />

Bereiche? Wo besteht Frostgefahr?<br />

Gebäude: Wo kann man Bauten so plazieren, daß sie zwei oder drei Zwecke erfüllen? Können<br />

sie genutzt werden als: Wassersammler, Stützen für Rankgerüste, Windschutz, Anbauflächen?<br />

Zugang: Wie sollen Zugänge angelegt sein: zu Straßen, Eingängen, Wäscheleine, Spielplatz,<br />

Holzstapel, Grillplatz, Wege, Mulchhäufen?<br />

Wasserversorgung: Welche Quellen gibt es für den Garten: Tanks, Schläuche, Grauwasser<br />

vom Haus, und wie kann das Wasser verteilt werden (Regner, Tropfbewässerung)?<br />

Tiere: Welche kleinen, nützlichen Tiere sollen in Zone 1 sein, und was muß für sie<br />

bereitgestellt werden (Futter, Unterschlupf, Wasser)? Wie können große Tiere durch Hecken oder<br />

Zäune ferngehalten werden? Alles sollte in wechselseitigem Bezug zueinander gesehen werden, so<br />

daß die Produkte eines Elements den Bedarf eines anderen decken.<br />

59


Wenn Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, beginnen Sie immer vor der Haustür, denn<br />

das Haus ist Mittelpunkt und Randzone in einem, von wo aus man sich nach außen arbeiten kann.<br />

Wenn nötig, machen Sie zunächst einen Lageplan vom Haus, den Bäumen, Zäunen, Wegen und allen<br />

anderen bestehenden Bauten und Einrichtungen. Entscheiden Sie dann, was Sie gern nahe beim Haus<br />

hätten (Gartengebäude, Beete, Kleintiere, Teiche, usw.) und ordnen Sie sie gemäß den grundlegenden<br />

Energiespar-Regeln an.<br />

4 . 2<br />

A N L A G E D E S G A R T E N S<br />

Der Garten wird vollständig gemulcht, wobei der Boden durchlüftet und humos wird. Die<br />

Pflanzen werden unablässig wiederverwertet; Köpfe werden gegessen, Blätter weggeworfen;<br />

Gründünger wird in den Boden eingarbeitet, um Nährstoffe für eine Sommerernte zu liefern; einige<br />

Dill-, Karotten- und Fenchelpflanzen läßt man blühen, um Raubwespen anzulocken; und<br />

wildwachsende Paradeiser und Gurken vom Komposthaufen pflanzt man am Zaun entlang aus.<br />

Versuchen Sie nicht, den Garten in geraden, sauberen Reihen anzulegen; er ist ein wilder<br />

Haufen von Sträuchern, Kletterpflanzen, Gartenbeeten, Blumen, Kräutern, einigen kleinen Bäumen<br />

(Zitrone, Mandarine), und sogar einem kleinen Teich. Die Wege sind geschlungen, und Gartenbeete<br />

können rund, schlüssellochförmig, erhöht, spiralig oder vertieft sein.<br />

Egal, welche Methoden Sie in Ihrem Garten anwenden; ob Sie sich dafür entscheiden, Ihre<br />

Beete zwei Spatenstiche tief umzugraben oder einfach eine Mulchdecke aus Zeitungspapier und Stroh<br />

aufzubringen. Das liegt in Ihrem Ermessen. Ich bin faul - Vollmulch genügt mir. Sie sind energisch -<br />

Ihnen gefällt das Umgraben. Das Umgraben gefällt Ihnen jetzt; vielleicht, weil Sie noch jung sind. Ins<br />

Mulchen werden Sie schon noch hineinwachsen! Die Methoden sind nichts Starres (genausowenig wie<br />

die Permakultur im allgemeinen); sie richten sich nach Gelegenheit, Alter, Neigung und Überzeugung.<br />

Es kommt also darauf an, den Garten gemäß der Häufigkeit der Besuche und der Größe der<br />

Kulturen anzulegen und eine Reihe von Pflanzen zwecks besserer Insektenabwehr wachsen zu lassen.<br />

Auch bei der Gestaltung einer kleinen Fläche - wie bei einem Garten - können wir dem allgemeinen<br />

Permakultur-Prinzip folgen, bepflanzte Beete je nach Besuchshäufigkeit anzuordnen.<br />

ABBILDUNG 4.1 Gartenkräuterspirale mit kleinem Brunnenkresse-Teich am Fuß. Ein Regner<br />

bewässert alles.<br />

Rosmarin<br />

Oregano<br />

Salbei<br />

Estragon<br />

Thymian<br />

Koriander (Cilantro)<br />

Petersilie<br />

Schnittlauch<br />

Veilchen<br />

Kamille<br />

Petersilie<br />

Ringelblumen<br />

Minze<br />

Teich mit Brunnenkresse<br />

KÜCHENKRÄUTER VOR DER TÜR<br />

60


Stellen Sie sich ein Büschel Petersilie vor, 6 Meter weit weg im Hauptgarten. Sie haben gerade eine<br />

Suppe gekocht und wollen sie vor dem Anrichten würzen. Draußen regnet es gerade, und Sie haben<br />

Ihre Pelzpantoffeln an. Sie denken gar nicht daran, hinauszueilen und diese Petersilie zu holen! Diese<br />

und viele andere Kräuter im Garten bleiben ungeerntet, weil sie zu weit weg sind. Wenn wir aber ein<br />

Kräuterbeet direkt vor der Küchentür haben, dann ist das Ernten von frischen Kräutern kein Problem.<br />

Eine Kräuterspirale (Abbildung 4.1) bietet Platz für alle wichtigen Küchenkräuter, und zwar auf<br />

einem Erdhügel mit einer Grundfläche von 1,6 Metern und einer Höhe von 1 bis 1,3 Metern. Diese<br />

Spirale bietet verschiedene Lagen und Feuchtigkeitsgrade; sonnige, trockene Stellen für ölhaltige<br />

Kräuter wie Thymian, Salbei und Rosmarin, feuchte oder schattige Stellen für grünlaubige Kräuter<br />

wie Minze, Petersilie, Schnittlauch und Koriander. Unten befindet sich ein kleiner Teich mit<br />

Plastikboden, in dem Brunnenkresse und Wassernuß gepflanzt werden können. Die Kräuterspirale<br />

kann mit einem Regner auf der Spitze des Hügels bequem bewässert werden.<br />

BEETE MIT SCHNITTSALATEN<br />

Diese Beete, nicht weit entfernt von der Kräuterspirale, sind schmal und liegen nahe beim Haus. In<br />

ihnen finden weitere Kräuter Platz (diejenigen, die auf der Kräuterspirale nicht mehr unterzubringen<br />

sind oder die Sie in größeren Mengen kultivieren wollen) und kleine Salatkräuter wie Gartenkresse,<br />

Schnittknoblauch, Schalotten und Schnittsenf, die alle mit einer Schere geschnitten werden können.<br />

Diese wachsen den ganzen Frühling und Sommer hindurch sehr schnell und liefern große Mengen an<br />

Grünzeug. Sie werden oft aufgesucht, gegossen, geerntet und gemulcht, um den Humus an der<br />

Oberfläche wieder aufzubauen. (Abbidung 4.2a).<br />

ABBILDUNG 4.2 GARTENBEETE<br />

(A): Schmale Beete für Schnittkräuter (B): Gemüse am Wegrand (füllen Sie jede Lücke mit<br />

Knoblauch, Schnittlauch, Petersilie usw.) (C): Jahreszeitliche oder jährliche Fruchtfolge<br />

Sämling<br />

Grünzeug<br />

Schnittkräuter<br />

A. Plan<br />

Heben Sie sich Samen von den Ecken des Beetes auf<br />

Weg<br />

B.<br />

Kohl<br />

Löwenzahn<br />

Schnittmangold<br />

Bok Choy<br />

Winterzwiebeln<br />

Sellerie<br />

Brokkoli<br />

Kohlsprossen<br />

C.<br />

Karotten im ersten Jahr<br />

Erbsen im nächsten Jahr<br />

Stickstoffknöllchen an den Wurzeln<br />

GEMÜSE AM WEGRAND<br />

Das sind die nützlichen, lange tragenden Gemüsearten für Salate oder zum Kochen, die man entweder<br />

schneidet oder von denen man monatelang Blätter pflückt. Die meisten werden von einem<br />

61


Anzuchtbeet umgepflanzt; es gehören dazu Gemüse wie Kohlsprossen, Schnittmangold, Sellerie,<br />

Winterzwiebeln, Brokkoli, Kohl, Senf, Spinat und Gewürzfenchel. Auch Paprika und Zucchini sind<br />

Gemüse, die oft gepflückt werden können.<br />

Diese Gewächse befinden sich entlang des Weges und werden fortwährend entfernt, umgepflanzt und<br />

neu gepflanzt. Meistens nimmt man ein Blatt oder einen Stiel für Salate oder Röstgemüse; selten wird<br />

die ganze Pflanze geerntet. Einige beläßt man im Garten, damit sie sich selbst aussäen. (Abbildung<br />

4.2b).<br />

PFLANZEN <strong>IN</strong> SCHMALEN BEETEN<br />

Nun kommen wir zu den Gartenbeeten selbst, die man in schmale und breite Beete einteilen kann.<br />

Beide enthalten Pflanzen, die eine lange Reifezeit haben (normalerweise den ganzen Sommer und<br />

Herbst hindurch). Die schmalen Beete enthalten Pflanzen, die guten Zugang brauchen und ziemlich<br />

häufig gepflückt werden müssen; sie können Bohnen, Paradeiser, Zucchini, Karotten, Erbsen,<br />

Eierfrüchte, Haferwurzeln, Puffbohnen und Kräuter wie Kümmel, Gartenkerbel, Kreuzkümmel und<br />

Kamille enthalten. (Abbildung 4.2c).<br />

Für Paradeiser braucht man ein schmales Beet, damit sie leicht erreichbar sind und leicht gepflückt<br />

werden können, wenn die Früchte reifen. Da sie Wind nicht mögen, pflanzt man sie in ein<br />

„Schlüsselloch“-Beet mit einer Umrandung aus Topinambur (Abbildung 4.3).<br />

BREITE BEETE<br />

In solchen pflanzt man Kulturen an, die eine lange Reifezeit haben oder gleichzeitig geerntet werden,<br />

um eingelagert oder verarbeitet zu werden. Zu diesen gehören: Mais (sowohl Zuckermais als auch<br />

andere Maissorten), Melonen, Kürbisse, Zwiebeln, Erdäpfel, Lauch, Zuckerrüben, Stoppelrüben und<br />

Kohlrüben. Man setzt sie eng zusammen, läßt sie sich selbst mulchen, läßt keine Wege dazwischen<br />

und pflanzt sie in Blocks. Einige dieser Beete können zwecks Großkultur auch in die Zone 2 verlegt<br />

werden.<br />

GRENZHECKEN<br />

Um den Garten herum, eventuell ihn in handliche Abschnitte teilend, befinden sich Heckenkulturen.<br />

Hecken setzt man oft als Schutz vor Wind, Unkraut und Tieren ein, und wenn man die Arten sorgfältig<br />

auswählt, können sie auch als Quellen von Mulch, als Tierfutter, Stickstoffbinder und als<br />

Nahrungsproduzenten dienen.<br />

Ob von den ungepflegten Zäunen eines Nachbarn oder von der nicht bearbeiteten Randzone Ihrer<br />

eigenen Kultur, die gemulchte Fläche der Zone 1 wird ständig von invasiven Bodenpflanzen<br />

heimgesucht. Kikuyugras oder Quecken breiten sich aus und ersticken die umhegten einjährigen<br />

Pflanzen. Wenn Sie sich tiefe Zementschwellen unter dem Zaun nicht leisten können, müssen Sie sich<br />

in der Natur um Lösungen umsehen.<br />

Sobald Sie im Garten eine Mulchdecke aufgebracht haben (weiter unten in diesem Kapitel<br />

beschrieben), pflanzen Sie einen lebenden Grenzwall um Ihre geschützte Fläche herum und mulchen<br />

Sie sie gut mit Karton und Sägemehl oder Stroh. (Abbildung 4.4). Verwenden Sie kräftige,<br />

schattenspendende oder Wurzelfilz bildende nützliche Pflanzen, die wieder eindringenden Gräsern<br />

widerstehen können (Bambus, der keine Ausläufer bildet, Beinwell); eine Untersuchung Ihrer näheren<br />

Umgebung wird noch mehr Arten ans Licht bringen, die kein Vorrücken von Eindringlingen zulassen<br />

werden.<br />

ABBILDUNG 4.3: Erhöhtes Schlüssellochbeet, dicht bepflanzt, mit robustem Sonnenblumen-<br />

Windschutz. Solche Beete sind für Paradeiser geeignet, wenn diese mit Rankgerüsten oder Stäben<br />

gestützt werden.<br />

62


Pflanzen Sie Puffbohnen als Winterkultur oder Gründünger nach Paradeiser.<br />

Zwischenpflanzung: ein paar Ringelblumen, Basilikum (zum Kochen mit Paradeiser), und Zwerg-<br />

Brunnenkresse.<br />

Schnittlauch<br />

Basilikum<br />

Windschutz aus Topinambur<br />

ABBILDUNG 4.4 Grenzhecke zur Ablenkung von Winden, Fernhaltung von Tieren und<br />

Überschattung wuchernder Gräser wie Kikuyu und Quecke. Niedrige Hecken innerhalb des Gartens<br />

verleihen einem Garten „Randzonen"-Eigenschaften.<br />

Starke oder salzige Winde<br />

Gräser: Quecke<br />

Kikuyu<br />

ausgesperrt<br />

Hohe äußere Hecke:<br />

Koprosma<br />

Federborstengras<br />

Wermut<br />

Pampasgras<br />

(je nach örtlichen Gegebenheiten und Wucherneigung).<br />

Unkrautbarriere:<br />

Beinwell<br />

Zitronengras<br />

Blumenrohr<br />

Pelargonie<br />

Niedrige Hecken innerhalb des Gartens:<br />

Rosmarin<br />

Catawissazwiebel<br />

Topinambur<br />

Topinambur (Helianthus tuberosus), den man in Streifen von ungefähr 1,2 Metern Breite pflanzt,<br />

wirkt fast sofort als Windschutz und ergänzt dadurch langsamer wachsende Hecken. Der Sibirische<br />

Erbsenstrauch (Caragana arborescens) bindet Stickstoff, bildet eine dichte Hecke, kann in kalten<br />

Klimaten gezogen werden, und seine Samen kann man an Geflügel verfüttern. Koprosma (Coprosma<br />

repens), dicht zusammen gepflanzt und gelegentlich geschnitten, bildet eine Grenze zwischen den<br />

Zonen 1 und 2. Seine Beeren werden von Hühnern hochgeschätzt, und die Blätter sind eine reiche<br />

Quelle von Kaliumkarbonat; daher kann die Pflanze in beiden Zonen als Futterpflanze und als roher<br />

Mulch für Gartenpflanzen sinnvoll genutzt werden. Blumenrohr (Canna edulis), zusammen mit<br />

Zitronengras (Cymbopogon citratus) und Beinwell (Symphytum officinale) gepflanzt, bildet in<br />

subtropischen Gebieten eine undurchdringliche Barriere für Kikuyugras. Andere erfolgreiche<br />

Grenzpflanzen sind Wermut und die Doldige Ölweide. Hecken innerhalb des Gartens sind kleiner und<br />

bestehen oft aus Rosmarin und anderen mehrjährigen Kräutern und Sträuchern. Es gibt für jedes<br />

Klima und jede Lage ausgezeichnete Pflanzen für Grenzhecken.<br />

In sehr windigen Gegenden wie an Meeresküsten können Sie sofort Gartenmauern errichten, indem<br />

Sie Garnituren von jeweils 3 bis 5 Autoreifen in einem Bogen gegen die Windrichtung aufstapeln<br />

63


(Abbildung 4.5). Geben Sie zuerst Zeitungspapier und Mulch gegen Unkräuter unter die Reifen,<br />

füllen Sie diese dann mit Erde, Kompost, Abfällen, Heu, usw. und setzen Sie Arten hinein, die Wind<br />

aushalten. Der Reifenbogen hält nicht nur starke Winde ab, sondern wirkt auch als Wärmepuffer; er<br />

schützt vor Frost und gleicht Temperaturschwankungen aus.<br />

ABBILDUNG 4.5 Hecken-Windschutz aus alten Autoreifen für einen geschützten Garten in sehr<br />

windigen Gegenden, z. B. an Meeresküsten.<br />

Bamus<br />

Topinambur<br />

Wermut<br />

Plan<br />

Geschützter Garten<br />

Winde<br />

Hang<br />

ABBILDUNG 4.6 Kletterpflanzenlaube als Pergola über Gartenweg.<br />

Dach: Kletterkürbis; die Kürbisse werden in Säcken gehalten.<br />

Stangenbohnen wachsen an den Seiten der Laube hoch.<br />

Gemüse unter der Laube wird beschattet.<br />

ABBILDUNG 4.7 Rankgerüstsysteme im Feld oder Garten vergrößern die Anbauflächen beträchtlich.<br />

Wind<br />

„Heckenzaun“<br />

gegen Winde.<br />

Starke Zick-zack-Form,<br />

denn gerade ist schwach.<br />

Verwenden Sie z. B. Tetragonia implexicana.<br />

Mulchkorb<br />

Kreisrunde Beete mit Kompostgrube. Z. B. Kletterpflanzen, Paradeiser<br />

Brombeer-Rankgerüst<br />

Scheibenförmiger oberer Teil<br />

Zylinder aus Maschendraht oder festem Material<br />

Tonne als Basis<br />

Zerlegbares Rankgerüst<br />

Kann zum Schneiden und Ernten zusammengefaltet werden<br />

Tipi-Rankgerüst 1<br />

Innen gemulcht, z. B. für Stangenbohnen<br />

Tipi-Rankgerüst 2<br />

Rankgerüst mit Mittelstange für Bohnen, oder mit Drahtgeflecht für Hopfen.<br />

Hopfen-Rankgerüst<br />

Draht mit senkrechten Schnüren.<br />

KLETTERPFLANZEN UND PFLANZEN FÜR RANKGERÜSTE<br />

64


Die Verwendung von Rankgerüsten zur Stützung von ein- und mehrjährigen Pflanzen ist die Methode,<br />

um Platz zu sparen, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gärten. Rankgerüste kann man an<br />

Wänden, Zäunen, Garagen, Schuppen, Schattenhäusern, Veranden und Vorplätzen anbringen; man<br />

kann sie aber auch eigens als frei stehende Lauben bauen (Abbildung 4.6) oder in heißen Klimazonen<br />

sogar über Kanälen errichten, um den Fischen Schatten zu spenden. Rankgerüste haben vielfachen<br />

Nutzen, unter anderem:<br />

Dauerhafte Grenzhecken um den Garten herum (mehrjährige Pflanzen wie Passionsblume, Hopfen<br />

und Vanille)<br />

Laubwerfende Pflanzen zur Beschattung des Hauses vor der Sommersonne (Wein, Wistarie).<br />

Ständige Beschattung an Westwänden (Efeu, Kletterrosen).<br />

Sommer-Spielhäuser (Bohnen-Tipis) und Wohnbereiche.<br />

Abbildung 4.7 zeigt einige Rankgerüstsysteme.<br />

Für alle Kletterpflanzen sollte man stabile Rankgerüste bauen, und man muß darauf achten, daß<br />

wuchernde Kletterpflanzen nicht überhand nehmen, besonders in tropischen und subtropischen<br />

Gegenden. Zu den eßbaren mehrjährige Kletterpflanzen gehören Kiwi, Passionsblume, Weinrebe und<br />

Hopfen. Es gibt viele andere mehrjährige, nützliche Kletterer (Blumen, Pflanzen mit viel Blattwerk),<br />

die Schatten und Mulchmaterial liefern.<br />

Zu den einjährige Kletterpflanzen gehören die Familien der Gurken, der Melonen und Kürbisse und<br />

auch die kletternden Leguminosen (Bohnen, Erbsen). Paradeiser (insbesondere die Kirschtomaten)<br />

müssen als Kletterpflanzen behandelt und können mit Stangen gestützt oder um Gitter und Schnüre<br />

herum gewunden werden. Innerhalb des Gartens stellt man Rankgerüste für kleinere Kletterer auf,<br />

während man Melonen und Kürbisse an äußeren Zäunen, an Lauben hinauf oder - in Stadtgebieten -<br />

auf das Dach hinauf zieht. Verwenden Sie ein Rankgerüst, das dem Kletterverhalten der Pflanze<br />

entspricht. Abbildung 4.8 zeigt die verschiedenen Typen von Rankgerüsten, die für verschiedene<br />

Arten von Kletterverhalten verwendet werden. Kletterpflanzen sollten wegen des senkrechten<br />

Wachstums dicht nebeneinander gepflanzt werden.<br />

ABBILDUNG 4.8 Stützgerüste für verschiedene Typen von Kletterpflanzen.<br />

Gitter für Rankenpflanzen, z. B. Weinrebe, Passionsblume<br />

Stangen für Windepflanzen, z. B. Bohnen.<br />

Wände für Haftkletterer, z. B. Wilder Wein.<br />

Feste Stützvorrichtung für Spreizklimmer, z. B. Bougainvillea.<br />

GARTENTEICH<br />

Ein kleiner Tümpel zur Kultivation von Seerosen oder Wassernuß ist ein Dorado für insektenfressende<br />

Frösche. Obwohl solche Teiche in Gartengeschäften erhältlich sind, können sie auch aus alten<br />

Wannen, Plastik oder jedwedem wasserdichtem Material selbst verfertigt werden.<br />

Reifenteich: Ein alter Lastwagen- oder Traktorreifen (kein Stahlgürtelreifen!) kann leicht in einen<br />

Teich verwandelt werden, indem man eine Schulter mit einem scharfen Messer wegschneidet. Graben<br />

Sie ein etwa 60 cm tiefes Loch in den Boden, breit genug, um den ganzen Umfang des Reifens<br />

unterzubringen, und nach unten zu verjüngend. (Abbildung 4.9) Kleiden Sie die Grube mit dickem<br />

Plastik aus, legen Sie den Reifen oben auf die Folie und schaufeln Sie Erde in die Grube. Legen Sie<br />

Steine zur Abdeckung um den Reifen herum und pflanzen Sie eine kleine, mehrjährige Blütenpflanze<br />

wie Steinkraut zur Verzierung an. Setzen Sie Seerosenzwiebeln oder Wassernuß in die Erde auf dem<br />

Teichgrund.<br />

ABBILDUNG 4.9 Reifenteich mit Seerosen, Randpflanzen, Fröschen, Insekten und Fischen.<br />

Seerose<br />

65


Steine zum Bedecken des Reifens und der Auskleidung<br />

Plastikauskleidung<br />

Erde/Oberboden<br />

Reifen mit herausgeschnittener Schulter (scharfes Messer und viel Wasser zum Schmieren des<br />

Schnitts)<br />

SÄML<strong>IN</strong>GSBEETE UND BAUMSCHULE<br />

Sämlingsbeete sollten im Garten nahe liegen und gut erreichbar sein. Von den Sämlingsbeeten wird<br />

immer wieder Erde entnommen, wenn Gemüse ausgepflanzt wird; von Zeit zu Zeit muß diese ersetzt<br />

werden. Oder ziehen Sie Setzlinge in Töpfen oder flachen Schalen, die eine Anzuchtmischung<br />

enthalten, um sie bei günstigem Wetter leichter vom Treibhaus zum Frühbeet und in den Garten<br />

hinaus bringen zu können.<br />

Die Baumschule, ein wichtiger Teil jedes aufzubauenden Permakultur-Systems, gibt man dorthin, wo<br />

sie reichlich Wasser und Betreuung bekommt. Ein Treibhaus und ein Schattenhaus sind vielleicht in<br />

großangelegten Betrieben vonnöten, aber normalerweise genügen Frühbeete und ein Sonnensegel. Je<br />

nach Größe des Systems legt man die Baumschule in Zone 1 oder 2 an, wobei man an die Zufahrt für<br />

Fahrzeuge (für Anzuchtmaterial und eventuell wegen Verkaufs), an Wasser, Lage, Windschutz,<br />

Verladeplatz usw. denken sollte.<br />

Abbildung 4.10 zeigt einen theoretischen Plan von Zone 1 für einen Garten in gemäßigtem Klima.<br />

ABBILDUNG 4.10 Ein Phantasieplan eines Küchengartens für gemäßigte Klimazonen, der volle<br />

Versorgung mit Nahrung, angenehmes Hausklima, Kompostbereich mit wenig Arbeitsaufwand (bei<br />

einem Zitronenbaum), Rankgerüstkulturen und eine Kräuterspirale bietet.<br />

Zum Hühnerstall, Obstgarten<br />

breite Beete für Getreide, Hülsenfrüchte.<br />

breite Beete für Grundnahrungsmittel (Erdäpfel, Mais, Getreide)<br />

Hecke aus verschiedenen Leguminosen als Windschutz<br />

Schlüssellochbeete für Gemüse und Nebenkräuter.<br />

Erhöhte Beete für Karotten, Erbsen, Bohnen usw.<br />

Schmale, erhöhte Beete für Schnittgemüse.<br />

Sämlingsbeete<br />

Teich<br />

Küchenkräuter (Schlüssellochbeete)<br />

Grenzpflanzen<br />

Zu den Feldern<br />

Rankgerüst für Stangenbohnen<br />

Kräuterspirale<br />

Zitronenbaum<br />

Rankgerüst mit laubwerfenden Kletterpflanzen<br />

Haus<br />

66


WIE MAN E<strong>IN</strong>JÄHRIGE PFLANZEN DAUERHAFT MACHT<br />

In mild-gemäßigten Klimaten sind einige Methoden von Gärtnern entwickelt worden, wie man<br />

einjährige Gartenpflanzen zum "Durchhalten" bringt. Wenn man ein paar Lauchpflanzen bis zur<br />

Selbstaussaat reifen läßt und dann ausgräbt, findet man unten am Stengel viele kleine<br />

Zwiebelknospen. Diese pflanzt man so wie Zwiebelsetzlinge aus. Reife Lauchpflanzen, die man auf<br />

Bodenhöhe abschneidet (die Wurzel bleibt im Boden), treiben wieder aus und geben eine weitere,<br />

kleinere Ernte.<br />

Von den Pflanzen aus der Zwiebel- und Lauchfamilie sind ohnehin viele mehrjährig. Vor der<br />

Küchentür kann man zwei Sorten von Schnittlauch (grob- oder feinblättrig), asiatischem<br />

Schnittknoblauch und Schalotten verschiedenen Typs pflanzen. Weiter weg, sozusagen als Grenze,<br />

kann man Steckzwiebeln (die für jede gepflanzte ungefähr 6 bis 10 neue Zwiebeln hervorbringen),<br />

Winterzwiebeln, immergrüne Winterzwiebeln, die oberirdischen Brutzwiebeln von<br />

Catawissazwiebeln, und im Herbst pflanzt man Knoblauchzehen in ein Erdbeerbeet oder irgendeinen<br />

freien Platz in erhöhten Beeten. Knoblauch bringt beständigen Ertrag, wenn er sich zwei Jahre lang<br />

vermehren kann.<br />

Wenn man die großen Hülsen an der Basis von Puffbohnenpflanzen zum Trocknen am Boden läßt und<br />

im Spätsommer mit Stroh mulcht, treiben sie im Herbst wieder aus. Oder man schneidet die Pflanze<br />

nach der Ernte stark zurück und bringt sie so zu nochmaligem Austreiben. Pflanzerdäpfel treiben im<br />

Frühjahr an, wenn man sie unter Mulch liegen läßt, und Salat, den man bis zur Selbstaussaat reifen<br />

läßt, verstreut um sich herum Setzlinge für Neupflanzungen. Petersilie und viele flachsamige Arten<br />

säen sich in Mulch selbst aus. Ihre Sämlinge können dann ausgepflanzt werden. In der Tat kann man<br />

einen kleinen Prozentsatz (etwa 4-6%) aller kultivierten Pflanzen bis zur Selbstaussaat reifen oder<br />

unter Mulch wachsen lassen, bis sie Ableger bilden, anstatt jedes Jahr neue Einjahrspflanzen bzw.<br />

neues Saatgut zu kaufen.<br />

Verschiedene Obst- und Gemüsearten (Paradeiser, Kürbisse, Melonen), die zur Erntereife völlig mit<br />

Mulch bedeckt werden, gären und verrotten, wobei sie Sämlinge für Neupflanzungen ausbilden. Die<br />

Oberteile von Karotten treiben aus, wenn man sie in einem dunklen oder kühlen Raum aufbewahrt und<br />

können in weicher Erde ausgepflanzt werden. (Abbildung 4.11a). Kohlköpfe schneidet man unten ab<br />

und spaltet den Stengel mit einem Messer kreuzweise auf. Es bilden sich kleinere Kohlköpfe, die man<br />

wiederum erntet oder nochmals teilt und neu pflanzt. (Abbildung 4.11b).<br />

In warmen Gegenden können die Achselsprosse von Paradeiser und verwandten Arten ausgegeizt und<br />

den ganzen Sommer über als kleine Pflanzen ausgepflanzt werden (Abbildung 4.11c), wobei man die<br />

letzten in Töpfe setzt und ins Haus bringt, damit sie den Winter über Früchte tragen können. Auf diese<br />

Art behandelte Paprika und Pfefferoni kann man im Winter schneiden und dann im Frühling im<br />

Freiland pflanzen.<br />

Alle diese Methoden vermindern das Wiederaussäen bzw. das Anlegen von Saatbeeten und bewirken,<br />

daß der Garten beständig Ertrag abwirft.<br />

ABBILDUNG 4.11 Einjährige mehrjährig machen<br />

A Karottenkäppchen auf feuchtem Papier auf einer Untertasse. Einzupflanzen, wenn die Triebe 4 cm<br />

hoch sind.<br />

B Stengel kreuzweise tief geschnitten. Es bilden sich 4 Köpfe, einer pro Viertel<br />

C Nicht fruchttragender Achselsproß eines Paradeisers faßt Wurzeln und wird zu fruchttragender<br />

Pflanze.<br />

67


4 . 3<br />

D E R S O F O R T G A R T E N<br />

Flächenmulch für Gärten ist eine Methode, die von vielen Leuten beschrieben worden ist, mit ebenso<br />

vielen Abwandlungen. Es ist meine Lieblingsmethode, weil sie sofort Erfolge bringt - ohne die<br />

mühsame Schufterei des Umgrabens der Beete.<br />

Sie können auf fast jedem Boden beginnen, außer auf jenen ausgelaugten, steinharten Böden, die ganz<br />

ähnlich wie Beton aussehen und sich auch so anfühlen. Bei solchen bauen Sie Kisten auf dem Boden<br />

und schaffen Erde und Kompostmaterial heran, um diese aufzufüllen.<br />

Flächenmulch unterdrückt sämtliche Unkräuter: Efeu, Quecken, Kikuyu- und St. Augustine-Gras,<br />

Ampfer, Löwenzahn, Sauerklee, Allium triquetrum und sogar Brombeeren. Worauf es ankommt, ist:<br />

Die Fläche gemäß dem Pflanzplan, den Sie vorher auf Papier ausgearbeitet haben, mit Pflanzen<br />

auszufüllen und die Fläche vollständig mit Mulch zu bedecken. Beginnen Sie deshalb mit einer Fläche<br />

von ungefähr 4 Quadratmetern und breiten Sie sich nach und nach aus, soweit Zeit und Material<br />

reichen. Versuchen Sie es zuerst sehr nahe am Haus, am besten von einem unkrautfreien Grund oder<br />

Weg ausgehend. Damit sind Sie vor einem Eindringen des Unkrautes von hinten geschützt.<br />

Abbildung 4.12 zeigt die Abfolge für Flächenmulch.<br />

Pflanzen Sie zuerst alle großen Bäume oder Sträucher. Es ist leichter, diese gleich zu pflanzen, als<br />

später durch die Mulchschicht zu graben. Danach verstreuen Sie einen Kübel Dolomit (und Gips,<br />

wenn der Boden besonders lehmig ist) über die Fläche sowie Hühnermist oder Blut und Knochenmehl<br />

(um durch die Zugabe von Stickstoff die Reduktion des Kohlenstoffs in den folgenden Schichten<br />

anzuregen). Auch einen oder zwei Kübel voll Kompostabfall kann man verstreuen (für die Würmer).<br />

Wenn Sie mit Unkrautsamen durchsetztes Heu oder ähnliches Material haben, bringen Sie dieses<br />

ebenfalls auf.<br />

Plagen Sie sich nicht mit Umgraben, Ebnen und Unkrautjäten ab. Machen Sie einfach weiter und<br />

bedecken Sie die Fläche mit Mulchmaterial. Dieses kann aus Karton, Baupappe, Zeitungspapier, alten<br />

Teppichen (ohne Kunststoffe), Filzstoffen und jedem beliebigen Stoff bestehen, der letztendlich<br />

abgebaut wird und Nährstoffe für Pflanzen liefert. Decken Sie die Fläche komplett zu und lassen Sie<br />

keine Löcher übrig, durch die Unkraut hervorsprießen könnte. Falls Sie einen wertvollen Baum oder<br />

Strauch dort haben, reißen Sie Papier in der Mitte halb durch und ziehen Sie es um den Stamm. Geben<br />

Sie im rechten Winkel zum ersten ein anderes dazu; fahren Sie so fort und lassen Sie nur wertvolle<br />

Pflanzen mit ihren Stämmen und Blättern hervorstehen.<br />

Gießen Sie diese Schicht gut; das setzt die Prozesse in Gang. Dann geben Sie eine weitere, 7-8 cm<br />

dicke Schicht aus Stroh vom Pferdestall, Geflügelmist in Sägemehl, Lauberde oder<br />

zusammengerechtem Laub, Seegras oder Seetang darauf (auch vermischt).<br />

In all diesen befinden sich wichtige Substanzen, und sie halten das Wasser gut. Als oberste Schicht<br />

folgt trockenes, unkrautsamenfreies Material, und zwar mindestens 15 cm Kiefern- oder<br />

Känguruhbaumnadeln, Reisspelzen, Nußschalen, Kakaofruchtschalen, Lauberde oder<br />

zusammengerechtes Laub, Seegras, trockenes Stroh (nicht Heu), Rinde, Holzflocken oder Sägemehl<br />

oder eine beliebige Mischung davon.<br />

Gießen Sie, bis alles ziemlich gut vollgesaugt ist. Nehmen Sie dann große Samen (Bohnen, Erbsen),<br />

Knollen (Erdäpfel, Topinambur), kleine Pflanzen (Kräuter, Paradeiser, Sellerie, Salat, Kohl) und<br />

kleine Topfpflanzen. Pflanzen Sie diese folgerndermaßen aus:<br />

Graben Sie mit der Hand ein kleines Loch bis zum Grund der losen oberen Mulchschicht hinab.<br />

Stechen oder schlitzen Sie mit einer alten Axt oder einem alten Messer ein Loch in das Papier bzw.<br />

den Teppich. Geben Sie zwei Hände voll Erde in dieses Loch und drücken Sie den Samen oder die<br />

Knolle oder pflanzen Sie den kleinen Sämling hinein. Bei Samen und Knollen schieben Sie den Mulch<br />

wieder darüber. Bei Sämlingen halten Sie die Blätter mit einer Hand behutsam fest und schichten den<br />

Mulch bis an den Stengel des Pflänzchens auf.<br />

68


Wenn Sie kleine Samen verwenden müssen, gehen Sie so vor: Furchen Sie den Mulch in Reihen;<br />

ziehen Sie einen Streifen Sand oder feine Erde dazwischen und säen Sie kleine Samen - von<br />

Radieschen, Karotten usw. Gießen Sie und decken Sie einige Tage lang, oder bis die Samen gekeimt<br />

haben, mit einem schmalen Brett ab (oder lassen Sie diese zuerst auf feuchtem Papier keimen).<br />

Entfernen Sie dann das Brett und schichten Sie je nach Wachstum der oberirdischen Teile der Pflanze<br />

Mulch auf.<br />

Wurzelfrüchte gedeihen im ersten Jahr nicht gut, da der Boden darunter noch verdichtet ist und zuviel<br />

Dünger vorhanden sein kann. Pflanzen Sie Rettich, dessen 30-60 cm lange Wurzeln beginnen werden,<br />

den verdichteten Boden aufzuschließen. Pflanzen Sie die meisten Wurzelfrüchte im zweiten Jahr (oder<br />

graben Sie ein eigenes Beet für sie), wenn man nur noch die lose obere Mulchschicht<br />

zurückzuschieben braucht, um wertvolle dunkle Erde freizulegen.<br />

Gegen Ende des ersten Sommers hat die Erde sich grundlegend verändert und enthält Hunderte von<br />

Würmern und Bodenbakterien. Geben Sie oben nur noch ein bißchen Mulch dazu, um den Zustand zu<br />

halten, normalerweise eine Mischung aus Flocken, Rinde, Kiefernnadeln und Heu. Streuen Sie etwas<br />

Kalk oder Blut und Knochen darüber. Einjährige Pflanzen brauchen gelegentlich frischen Mulch nach<br />

der Ernte; ihre äußeren Blätter graben Sie unter die Mulchschicht, so wie alle Ihre Küchenabfälle. Die<br />

Würmer sind so emsig am Werk, daß die Blätter und Schalen über Nacht verschwinden. Lederstiefel<br />

brauchen etwas länger, alte Jeans ungefähr eine Woche und tote Enten ein paar Tage.<br />

Im ersten Jahr müssen Sie ziemlich oft gießen, da die Schicht von Pilzfäden und die Pflanzen an der<br />

Unterseite des Mulches sich nur langsam entwickeln. Wie beim herkömmlichen Gärtnern brauchen<br />

alle neu gepflanzten Setzlinge am Anfang Wasser.<br />

Bei diesem System braucht es keinen Fruchtwechsel, und man braucht den Boden auch nicht brach<br />

liegen zu lassen. Erdäpfel gibt man einfach auf den alten Mulch und mulcht neu. Man braucht auch<br />

keinen Platz zum Hacken oder Umgraben zu lassen; daher können die Pflanzen viel dichter<br />

nebeneinander stehen, und lieber in gemischten Beeten als in streng geraden Reihen. Durch häufiges<br />

und unregelmäßiges Neupflanzen fängt der Garten an, das gesunde Erscheinungsbild einer bunt<br />

gemischten Kräuterwiese anzunehmen. Diese pflanzliche Vielfalt beherbergt eine Reihe von Insekten,<br />

Fröschen und Vögeln und spielt eine wichtige Rolle bei der Schädlingsbekämpfung.<br />

Möglicherweise brechen ein paar starke Unkräuter durch. Drücken Sie das Unkraut in den Mulch<br />

zurück, geben Sie feuchtes Papier darauf und bedecken Sie dieses mit Sägemehl. Wenn 10% des<br />

Kikuyugrases oder der Quecke aufkommen, schichten Sie Papier darüber und decken Sie mit Mulch<br />

ab. Bei dieser Behandlung sterben schließlich alle ab und hinterlassen eine unkrautfreie Fläche; nur<br />

Ihre Pflanzen recken die Köpfchen in die Luft. Eine andere Strategie wäre die, Ampferwurzeln<br />

auszugraben, Küchenabfälle dort zu vergraben und neu zu mulchen.<br />

Vergraben Sie nie Sägemehl oder Holzschnitzel; bringen Sie Holz immer nur oberflächlich auf, wo es<br />

vom Luftstickstoff abgebaut wird. Würmer liefern genügend Dünger, um den Mulchboden<br />

ausreichend zu versorgen. Halten Sie den Mulch locker, lassen Sie ihn nicht verfilzen und mischen Sie<br />

deshalb Rasenschnitt oder Sägemehl mit festem, trockenem Material wie Holzflocken oder<br />

Kiefernnadeln, Rinde usw.<br />

ABBILDUNG 4.12 Aufbau von Flächenmulch<br />

1. Ursprünglich bucklige Oberfläche mit Wildkräutern, Sträuchern und Gräsern. Verholzte Pflanzen<br />

schneidet man zusammen bzw. fällt man.<br />

2. Verteilen Sie Blut und Knochenmehl, verrottete Blätter oder eine dünn verstreute Schicht von<br />

Küchenabfällen zusammen mit etwas Rasenschnitt über die Fläche. Decken Sie diese dann mit<br />

Karton, Zeitungspapier, Filz, alten Teppichen, Linoleum, Lumpen, Faserplatten usw. (alles<br />

69


organisches Material) ab. Zerdrückte und verdunkelte Unkräuter werden gelb und gehen ein, die<br />

Bodenfauna beginnt zu arbeiten.<br />

A zerschnittene Unkräuter<br />

B Blut und Knochenmehl<br />

C Deckschicht<br />

D Schichten wie in 2. (oben)<br />

E 75 mm Seetang, Stallmist oder Dung (E, F, G: unkrautfrei)<br />

F „Harte“ Schicht aus Kiefernnadeln, Seetang und Stroh.<br />

G "Kosmetische" Schicht mit Holzschnitzeln, Rinde, Sägemehl, Nußschalen, Reisspelzen usw.<br />

Erscheinungsbild der bepflanzten Fläche im ersten Jahr. (H) Knollen, (I) große Samen, (J) Bäume und<br />

Sträucher. Es wird alles neu gepflanzt, sobald der Mulch fertig ist.<br />

4 . 4<br />

D E R P E R M A K U L T U R - G A R T E N I N S T A D T U N D V O R S T A D T<br />

Die Gestaltung in Stadt/Vorstadt greift die gleichen Prinzipien der Permakultur auf und<br />

wendet sie in einem kleineren Maßstab an. Meist gibt es nur Platz für Tiere, Pflanzen und<br />

Einrichtungen der Zone 1 und einige der Zone 2. Wichtig zu bedenken ist dabei, daß man sich, je<br />

weniger Platz vorhanden ist, um so mehr bemühen muß, sowohl die Nahrungsproduktion zu<br />

konzentrieren als auch die Platzverschwendung zu minimieren, und zwar durch Verwendung von<br />

Spiralen, Schlüssellöchern, Rankgerüsten und kürzestmöglichen Wegen sowie durch gestapelte und<br />

Gruppenpflanzungen.<br />

KLE<strong>IN</strong>E STÄDTISCHE FLÄCHEN<br />

Städtische Enge verlangt viel Überlegung; doch ist es erstaunlich, wieviel Nahrung auf<br />

Fensterbänken, Dächern, Veranden, schmalen Gehwegen und kleinen Plätzen angebaut werden kann.<br />

Man kann Pflanzen sogar im Haus in Töpfen ziehen, solange man sie an sonnige Stellen hinaus bringt.<br />

Während der Wachstums- und Reifezeit brauchen die meisten Pflanzen pro Tag mindestens 6 Stunden<br />

Sonne.<br />

Behälter können aus fast allem bestehen: Gartentöpfe aus Plastik, Papierkörbe, alte Körbe,<br />

halb gefüllte Säcke, Spielzeugdosen. Bohren Sie Löcher hinein, damit das Wasser abfließen kann, und<br />

passen Sie auf, daß das Gesamtgewicht den Balkon nicht zum Absturz auf die Leute darunter bringt.<br />

Es gibt eine leichte Erdmischung, die speziell für Topfpflanzen auf Balkonen und Dächern hergestellt<br />

wird. Diese braucht möglicherweise häufigeres Gießen.<br />

Für Wurzelgemüse braucht man tiefere Behälter. Erdäpfel pflanzt man auf kleiner Fläche mit<br />

Hilfe eines Erdäpfelbehälters an, der eine 200-Liter-Tonne sein kann, eine Holzkiste oder den man (für<br />

draußen) aus alten Eisenbahnschwellen oder Autoreifen baut. Im Behälter drinnen legt man die<br />

Erdäpfel auf ein Mulchbett und gibt weiteren Mulch darüber. Während die Pflanzen nun austreiben<br />

und wachsen, wird noch mehr Mulch aufgeschichtet, bis die grün belaubten oberen Teile aus dem<br />

Behälter herausragen. Auf diese Weise werden vom bedeckten Stengel Knollen gebildet und können<br />

leichter herausgezogen werden, als wenn sie auf hartem Boden angebaut werden. (Abbildung 4.13)<br />

Wählen Sie Pflanzen, die sie sicher essen werden, die besonders nahrhaft sind und die mindestens<br />

zweimal pro Woche geerntet werden können, wie Paprika, Paradeiser, Petersilie, Schnittlauch,<br />

Schnittmangold und Salat. Wenn Sie wenig Platz haben, beschränken Sie sich auf Kräuter, die oft<br />

gebraucht werden (Thymian, Majoran, Basilikum).<br />

70


Auf Fensterbänken kann man den Platz besser ausnützen, wenn man Hängekörbe oder 2-3<br />

Regale hinzufügt (Abbildung 4.14). Noch besser ist ein sonnseitiges, aus der Wand vorstehendes<br />

Fenster-Treibhaus, wie in Kapitel 3 illustriert (Abbildung 3.10).<br />

Auf Veranden und kleinen Vorplätzen sollten die Pflanzen der Größe nach gestaffelt werden,<br />

die höheren Pflanzen hinten, um die kleineren Arten nicht zu überschatten. Zwei oder drei Regale mit<br />

Töpfen oder lange Pflanzenbehälter können der Höhe nach gestaffelt werden (Abbildung 4.15a).<br />

Weitere altbekannte Methoden, Nahrung auf kleinem Raum anzubauen, sind das Keimen von<br />

Luzernen-, Sonnenblumen- und Mungbohnensamen und die Kultivierung von Pilzen an einem kühlen,<br />

dunklen Ort.<br />

Küchenabfälle kompostiert man mit einem Zwei-Kübel-System unter der Abwasch, wobei<br />

man den Nahrungsmitteln Gartenschnitt hinzufügt. Einige Abfälle, wie Orangenschalen und<br />

unzerdrückte Eierschalen, brauchen lange, um abgebaut zu werden; man kann dies aber leicht<br />

erreichen, wenn man sich die Zeit nimmt, sie zu zerschneiden und zu zerdrücken.<br />

Leute, die in Wohnungen leben, ziehen Kletterpflanzen am besten um die Veranda bzw. den<br />

Balkon herum oder an Rankgerüsten hoch, die man neben dem Fenster an Außenwänden anbringt.<br />

ABBILDUNG 4.13 Erdäpfelkisten. Links: 200-Liter-Tonne. Mulchschicht wird in dem Maß erhöht,<br />

in dem Erdäpfelpflanze wächst. Rechts: Kistenzargen daraufgestellt, wenn Erdäpfelpflanze wächst.<br />

Mulch<br />

Erdäpfel<br />

ABBILDUNG 4.14 Salatgemüse in hängenden Körben und auf Fensterbänken für Leute, die in<br />

Wohnungen leben.<br />

VORSTADTSIEDLUNGEN<br />

Die meisten Australier wohnen in einem eigenen oder gemieteten Haus mit einem kleinen bis<br />

mittelgroßen Vor- und Hauptgarten. Viele dieser Grundstücke böten Platz für kleine Treib- oder<br />

Schattenhäuser, für Rankgerüste, Obstbäume, eine Mischkultur von ein- und mehrjährigen Pflanzen<br />

und einige kleine, ruhige Haustiere wie Enten, Wachteln, Bienen und Zwerghühner. Abbildung 4.16<br />

zeigt eine modellhafte Ansicht eines typischen Vorstadthauses „vorher“ und „nachher“.<br />

Rankgerüste ersetzen schattenspendende Bäume, die für städtische Siedlungen oft zu groß sind.<br />

Achten Sie immer darauf, die Rankgerüste so zu bauen, daß sie am Boden keine Beete mit kleineren<br />

Pflanzen verschatten - es sei denn, diesen Pflanzen tut der Schatten gut.<br />

Obstbäume<br />

Zwerg-Obstbäume, die man entweder in den Boden oder in große Töpfe setzt, sind klein (reif<br />

üblicherweise nur 2 Meter hoch), tragen aber binnen weniger Jahre Früchte von normaler Größe. Ihre<br />

Nachteile sind Investitionskosten, mehr Pflege und eine kürzere Lebenserwartung.<br />

Auch veredelte Bäume sind in einem kleinen Garten sehr wertvoll. Mit den Reisern einer Apfelsorte<br />

kann man zum Beispiel eine andere veredeln, um Fremdbestäubung zu erreichen oder zu<br />

verschiedenen Zeiten reifende Früchte zu bekommen. Oder, noch besser, man kann einen Baum mit<br />

drei oder mehr Obstarten veredeln. Ein Pfirsichbaum beispielsweise kann Mandeln, Nektarinen,<br />

Marillen und japanische und europäische Pflaumen tragen. Äpfel, Kirschen und Birnen wachsen nicht<br />

auf Pfirsichbäumen, aber jede dieser Arten kann so veredelt werden, daß sie verschiedene Sorten ihrer<br />

Art trägt.<br />

71


Berücksichtigen Sie immer Höhe und Kronenspanne der Bäume, da sie den Garten sonst irgendwann<br />

verschatten könnten. Fast alle Obstbäume kann man schneiden und an einer Wand oder einem Zaun<br />

ziehen (Spalier). Obwohl dies sorgfältiges Schneiden und Anbinden erfordert, bietet es Vorteile:<br />

leichteres Pflücken, Netze gegen Vögel und Platzersparnis.<br />

Gartenbeete<br />

Man kann jede Art von Gartenbeeten verwenden, von hügeligen, vertieften, schlüssellochförmigen<br />

oder kreisrunden Beeten bis zu erd- und kompostgefüllten Kisten. Auf harten Böden oder Schotter legt<br />

man kompostgefüllte Rundbeete an. Die Hauptvorteile dieser runden Beete sind:<br />

Wasserersparnis: Eine kreisförmige Fläche kann mit einem Regner gezielter bewässert werden als eine<br />

lange Reihe von Pflanzen.<br />

Nährstoffkonzentration: Das Kreisbeet ist eine „Mülldeponie“ für alle Küchenabfälle, für<br />

Gartenabfälle, Dünger und anderes organische Material und bildet eine kompost- und humusreiche<br />

Fläche.<br />

Kreisbeete können in schwierigen Klimaten angelegt werden (vor allem in Trockengebieten) und an<br />

Stellen, wo der Boden nicht zum Anbau geeignet ist, z. B. auf Schotter, verdichteten Böden, Sand und<br />

Ton, da sie ganz aus Erde bestehen, die aus der Umgebung herbeigebracht oder an Ort und Stelle<br />

kompostiert worden ist.<br />

Wenn Sie ein erhöhtes Kreisbeet bauen wollen (Abbildung 4.17a), gehen Sie folgendermaßen vor:<br />

1. Wenn möglich, graben Sie eine kreisrunde Vertiefung in den Boden, die etwas größer als<br />

der Kreisumfang ist. Der Durchmesser sollte so groß sein, daß Sie von jedem Punkt aus gerade noch<br />

bis zur Mitte greifen können, sagen wir 1,2 Meter insgesamt. Die Grube macht man eine Schaufel tief,<br />

wobei man die Erde zur Seite schaufelt (auf ein Tuch oder eine Plastikfolie). Der Boden der<br />

Vertiefung wird gewendet oder gelockert.<br />

2. Geben Sie einen 60 cm hohen Maschendraht kreisförmig um die Grube herum. Befestigen<br />

Sie den Maschendraht an den Rändern mit angehäufter Erde. Um zu verhindern, daß Erde und anderes<br />

feines Material durch den Zaun entweicht, geben Sie Stroh als Abdichtung an die Innenseite des<br />

Zaunes. Dieser wird sich ausbauchen, wenn Material in die Grube gegeben wird, aber trotzdem straff<br />

bleiben.<br />

3. Beginnen Sie, die Grube mit Küchenabfällen, Kompost, Blättern, Zweigen usw.<br />

aufzufüllen, schichtenweise abwechselnd mit der Erde, die Sie zuvor herausgenommen haben. Streuen<br />

Sie von Zeit zu Zeit Nährstoffe hinein: Kuhdung, alten Hühnermist, Phosphat in irgendeiner Form, ein<br />

wenig Asche, Kalk, Blut und Knochenmehl, Seetang usw.<br />

4. Bauen Sie so das Beet bis zum oberen Rand des Drahtgeflechts auf und überstreuen Sie es<br />

mit einer Schicht hochwertiger Erde.<br />

Das eigentliche Wachstum vollzieht sich auf diesem kleinen Raum, jedoch benutzen die Pflanzen eine<br />

größere Fläche, weil sie über den Kreis hinaus wachsen können. Gurken und Zucchini hängen aus dem<br />

Beet heraus und wachsen bis zum Boden weiter, während man Paradeiser mit Stangen außerhalb des<br />

Kreises stützt.<br />

Innerhalb des Kreisbeets kann jede vernünftige Pflanzenkombination angewendet werden,<br />

insbesondere die Pflanzung einer rasch wachsenden zusammen mit einer langsam wachsenden Frucht<br />

(Karotten, Schalotten und Rettich; Brokkoli und Salat), von denen eine entfernt wird, während die<br />

andere noch wächst. Im Wintergarten muß man darauf achten, keine kleinen Pflanzen durch größere<br />

Arten zu verschatten; im Sommergarten, wenn die Sonne hoch steht, ist das kein so großes Problem.<br />

Sowie man Pflanzen erntet, setzt man andere an deren Stelle, sofern es genug Licht gibt (bei<br />

ausreichend Wasser und Nährstoffen ist Licht die einzige Beschränkung). Drei Beete versorgen drei<br />

Leute das ganze Jahr über mit Salat und anderen Gemüsen; und sie brauchen, einmal angelegt, wenig<br />

Pflege.<br />

72


Das Gießen ist einfach, wenn man einen Regner auf eine Stange in der Mitte des Kreises gibt oder<br />

einen Schlauch mit Sprühköpfen von einem Bewässerungssystem an Pfosten befestigt. Um<br />

Frühlingsgemüse früh ziehen zu können, hängen Sie eine Plastikfolie über die Stange und um den<br />

Kreis und lassen nur wegen der Luftbewegung eine schmale Öffnung unten frei (Abbildung 4.17b).<br />

Zusätzlich zu den Kreisbeeten und Rankgerüsten kann man auch noch ein flaches Dach zum Anbau<br />

von Kürbissen und Wassermelonen benutzen. Falls Sie einen Holzzaun neben dem Haus haben, bauen<br />

Sie in die Ecke eine Säule aus schwarzer Plastikfolie (kein durchsichtiges Plastik - die Wurzeln<br />

würden von der Sonne verbrannt werden) und Maschendraht, indem Sie den Maschendraht am Zaun<br />

festnageln. Füllen Sie den Zylinder mit nährstoffreicher Erde und Pflanzensamen. Während die<br />

Setzlinge wachsen, schneiden Sie pro Pflanze alle Stengel bis auf zwei starke ab und lenken Sie sie<br />

zum Dach hin, wo sie sich frei ausbreiten können. Vergessen sie nicht, oft zu gießen, weil der Zylinder<br />

ziemlich schnell austrocknet. Am besten ist eine Tropfbewässerung, möglichst eine automatische.<br />

ABBILDUNG 4.15<br />

(A) Schnitt-Ansicht einer Veranda für Kräuter, Gemüse und kleine Obstsorten in Beeten und Töpfen.<br />

(B) Blumenkiste und Rankgerüst.<br />

(C) Rankgerüst an der Veranda wegen Obst und Schatten.<br />

ABBILDUNG 4.16<br />

Vorher-Nachher-Modell einer Vorstadtsiedlung. VORHER: Viel Arbeit, wenig Ertrag. NACHHER:<br />

Wenig Arbeit, viel Ertrag (nach einer Zeichnung von Robyn Francis: Chickens in a Permaculure<br />

Garden)<br />

A. Vorher:<br />

Gemüsegärtchen, Hühnerstall<br />

Wäschespinne<br />

Schattenhaus<br />

Grillplatz<br />

Haus<br />

Garage<br />

Zypresse<br />

Blumen<br />

Hecke<br />

kegelförmige Nadelbäume<br />

B. Nachher:<br />

Strohgarten, Maulbeerbaum, Japanische Mispel, Chayote, Baumluzerne, Futterwald, Kiwi,<br />

Kirschbaum, Birnbaum, Apfelbaum, Weißer Maulbeerbaum, Beeren, Johannisbrotbaum, Baumtomate.<br />

Samen- und fruchttragende Hecke.<br />

Komposttonnen, Kompostkräuter.<br />

Hühnertraktor, Hühnerstall, Treibhaus, Frühbeete.<br />

Gemüsegarten mit Mulchdecke, Kräuter und Salatgemüse.<br />

Zitronenbaum, Garten-Wohnbereich unter Weintrauben, Schattenhaus, Teich, Blumen und<br />

Küchenkräuter, Pfirsichbaum, Pflaumenbaum, Orangen, Mandarinen, Grapefruits.<br />

Geräte- und Lagerraum, Zwischenlager für Wiederverwertbares.<br />

Zäune für Kletterpflanzen mit (Beeren)obst.<br />

Garage.<br />

Mais, Bohnen, Zucchini, Kürbisse, Gurken usw.<br />

Laube mit Wintersonne, darüber laubwerfende Kletterpflanze.<br />

Walnußbaum, Mandelbaum, Kübel.<br />

Bambushecke.<br />

ABBILDUNG 4.17a Kreisbeet für die Stadt (Grundriß)<br />

73


Entwurf: Babbo Slay<br />

Zucchini, Kürbis, Schnittmangold, Stangenparadeiser, Brokkoli, Lauchzwiebeln, Gurken, Karotten,<br />

Rettich, Rote Rüben, Kohlrabi, Salat, Spinat.<br />

Beispiel für ein Kreisbeet mit Bewässerung auf einer Stange in der Mitte und rankenden (oder<br />

kletternden) Gemüsepflanzen, die man außerhalb des Kreises mit Stangen stützt, wobei die Wurzeln<br />

im Kreis bleiben.<br />

Versuchen Sie verschiedene Gemüsekombinationen: Begleitpflanzen<br />

Nach Blumenfarbe (N: weiß, O: rosa, W: gelb, S: grün [blau/lila/gelb])<br />

Wechseln Sie mit Leguminosen-Deckfrucht ab.<br />

ABBILDUNG 4.17 b Zylinder aus Maschendraht für Gemüse auf dem Dach.<br />

B. Kletternde Kürbispflanze breitet sich über das Dach aus und kühlt es im Sommer.<br />

Kletternde Gurkenpflanze auf dem Zaun<br />

Schwarze Plastikfoliefolie mit Maschendraht in Form eines Zylinders drumherum<br />

Tropfschlauch.<br />

ABBILDUNG 4.17c Rundbeet mit Plastikzelt<br />

C. Plastik-„Zelt“, Tropfschlauch mit vier Tropflöchern.<br />

Folie kann je nach Hitze oder Kälte auf und ab gerollt werden.<br />

Entwurf: Babbo Slay.<br />

Der Vorstadtrasen<br />

Der amerikanische Rasen verbraucht mehr Ressourcen als jede andere Agrarindustrie der Welt. Er<br />

verbraucht mehr Phosphate als Indien und setzt mehr Gift frei als jede andere Form von<br />

Landwirtschaft. Der amerikanische Rasen könnte Kontinente ernähren, wenn die Menschen mehr<br />

soziales Verantwortungsbewußtsein hätten. Wenn man dieselbe Menge an menschlicher Arbeit,<br />

Treibstoff und Energie in die Wiederaufforstung stecken würden, könnten wir den ganzen Kontinent<br />

wieder aufforsten. Ein Haus mit zwei Autos, einem Hund und einem Rasen benötigt mehr Ressourcen<br />

und Energie als ein afrikanisches Dorf mit 2000 Einwohnern.<br />

Oft sieht man ein kleines Haus in einer Wohngegend, mit Blumen und Rasen und vielleicht ein wenig<br />

Gebüsch umgeben. Hinter dem Haus, ganz im Hintergrund und vielleicht durch ein Rankgerüst diskret<br />

versteckt, gibt es einen kleinen Gemüsegarten. Sie erkennen das Muster. Es ist so allgemein verbreitet,<br />

daß schon das Anpflanzen eines Kohlkopfs auf einem solchen Rasen die Nachbarn total vor den Kopf<br />

stoßen kann. Meine Lieblingsgeschichte ist die von einem Tasmanier, der es wagte, auf seinem<br />

„Naturstreifen“ - dieser heiligen, zum guten Ton gehörenden Grasfläche zwischen Gehsteig und<br />

Straße - Kohl anzupflanzen. Nachdem er auf diese Weise seinen totalen Mangel an Gefühl für das,<br />

was sich gehört, gezeigt hatte, wurde er auf seinen Irrtum brüsk aufmerksam gemacht, als die örtliche<br />

Gemeindeverwaltung Lastwagen und Männer schickte, um das Gemüse auszureißen (diese waren nur<br />

nützlich und hatten daher keinen ästhetischen Wert). Ich muß fairerweise dazu sagen, daß sich dies im<br />

Jahr 1977 ereignete und daß die Gemeinde bereits 1979 zögernd begann, in öffentlichen Parks Obstund<br />

Nußbäume zu pflanzen.<br />

Aber warum soll es unschicklich sein, etwas Nützliches auf der Vorderseite eines Grundstücks und<br />

ums Haus herum zu haben, wo man es sehen kann? Warum zeugt es von niedrigem Sozialstatus, wenn<br />

man diesen Bereich produktiv macht? Diese Einstellung kommt von der britischen Tradition der<br />

Landschaftsgestaltung. Was wir hier sehen, ist in der Tat ein verkleinertes britisches Landgut, das für<br />

Leute eingerichtet war, die Diener hatten. Diese Tradition wurde von den Städten geradewegs<br />

übernommen, bis hinunter zu 1000-m²-Flecken. Es ist zum Statussymbol geworden, eine unproduktive<br />

74


Fassade zu präsentieren. Der Rasen und das Gebüsch sind eine Vergewaltigung der Natur und der<br />

Landschaft zur Unterwerfung unter Macht und Reichtum; sie haben keinen anderen Sinn und Zweck.<br />

Das einzige, was solcherart gestaltete Gärten zeigen, ist, daß Machtstreben Männer und Frauen dazu<br />

bringen kann, ihre Kräfte mit gezwungener, sklavenhafter und sinnloser Schufterei zu vergeuden. Der<br />

schizoide Rasengärtner ist ebenso Leibeigener wie Feudalherr, der seinem Rasenmäher folgt und seine<br />

Heckenschere schwingt und Rosen und Liguster mit bizarren und sinnlosen Formschnitten entstellt.<br />

Wenn Sie einen großen Rasen geerbt haben, haben Sie keine Angst: es gibt Hilfe! Er kann leicht in<br />

einigen Stunden in eine produktive Fläche verwandelt werden, indem Sie eine Mulchdecke aus<br />

Zeitungspapier und Stroh aufbringen (je nach den Bedürfnissen der Familie kann ein kleiner Bereich<br />

als Kinderspielplatz belassen werden), und er kann so gestaltet werden, daß er sowohl schön als auch<br />

nützlich ist, indem Sie pflanzen:<br />

Sträucher: Stachelbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber.<br />

Blumen als Salatgemüse: Boretsch, Brunnenkresse, Gartenringelblume, Taglilie (eine Liste eßbarer<br />

Blütenpflanzen ist in Anhang B zu finden)<br />

Kräuter: Thymian, Lavendel, Rosmarin, Oregano, Majoran<br />

Bunte Gemüse: gescheckter Kohl, Pfefferoni, Paprika (rot, grün, gelb), Eierfrucht (länglich, schwarz,<br />

gelb), meterlange Gurken, Wassermelonen, Kletterkürbis, Feuerbohnen (schöne Blüten),<br />

Kirschtomaten, Spargel, Kürbis<br />

Bodendeckende Pflanzen: Kamille, Walderdbeeren<br />

Bäume: Zitrusfrüchte, Khaki (im Herbst hängen die orangen Früchte von den kahlen Bäumen),<br />

Mandeln und Marillen (rosa und weiße Blüten im Frühling)<br />

Auf solche Weise macht man aus einem energieverschlingenden, nutzlosen Rasen eine große Nahrung<br />

hervorbringende Fläche, die in weniger als sechs Monaten 100-200 Pflanzenarten enthalten kann.<br />

Wenn alle Vorstadtrasen so umgewandelt würden, könnte der Nahrungsbedarf der Städte zu<br />

mindestens 20% gedeckt werden.<br />

4 . 5<br />

G A R T E N G E S T A L T U N G I N K A L T E N R E G I O N E N<br />

Die wichtigsten Bestrebungen bei Gestaltungen in kalten Gebieten sind die Verlängerung der<br />

Wachstumszeit mit Hilfe von Plastik oder Glas, möglichst langer Schutz der Pflanzen vor Frost,<br />

Verwendung ortsangepaßter Sträucher und Bäume als Windschutz und auch für Mulch und Futter,<br />

Pflanzung von Gemüsesorten, die speziell für kurze Vegetationsperioden gezüchtet wurden, und die<br />

herbstliche Einlagerung von Obst und Gemüse für den Winter.<br />

Die wichtigste Garten-Haus-Einrichtung ist ein gut wärmegedämmtes Treibhaus, wobei der innerhalb<br />

der Mauern gelegene Fußboden vom kalten Erdreich draußen isoliert ist. Als wärmespeichernde<br />

Masse wirken eine Reihe wassergefüllter 200-Liter-Tonnen oder auch große Plastiktanks, die auch als<br />

Fischteiche dienen; eine erfolgreiche Strategie, die im großen Biohaus des New Alchemy Institute in<br />

Massachusetts angewendet wird (Abbildung 4.18).<br />

Wenn man die Bereiche unter den Pflanzenbänken als Unterschlupf für Kaninchen, Meerschweinchen,<br />

Geflügel oder sonstige kleine Haustiere verwendet, spenden diese im Winter beträchtliche Wärme<br />

(siehe auch Kapitel 6; Gestaltung eines hühnerbeheizten Treibhauses). Abgedämmte Kisten mit aktiv<br />

„heizendem„ Kompost innerhalb oder außerhalb des Treibhauses geben Wärme ab, ebenso<br />

Warmwasserleitungen und Speicher, die von Solarkollektoren befüllt werden. Sogar Wasserleitungen,<br />

75


die von der Dusche her kommen, können unter Pflanzbeeten verwendet werden, wenn sie zuerst einen<br />

Filter passieren.<br />

Andere „Mini-Treibhäuser“, die von Gärtnern in kalten Gebieten benutzt werden, sind Glocken,<br />

übergestülpte Glaskrüge und bewegliche Plastik-Frühbeete in verschiedenen Formen (Abbildung<br />

4.19).<br />

Steinmauern mit reflektierenden Bäumen wie Birke im Hintergrund bieten einen warmen Platz zum<br />

zeitigen Anpflanzen von Gemüse. Sanft gebogene Steinmauern bilden warme Früh-Anbauflächen,<br />

ebenso Halbkreise aus Autoreifen, die man zur auf- oder untergehenden Sonne hin ausrichtet. Buchten<br />

dieser Art kann man mit Plastik oder Glas bedecken, um Wärme zu speichern, oder man versieht<br />

Stapel von Autoreifen mit einer Glasabdeckung und baut so kleine Pflanzgruben, die, besonders wenn<br />

man die Reifen mit Erde füllt, Tageswärme speichern. Die Chinesen verwenden schiefe Pulte aus<br />

Bambus und Stroh, um dieses frühe Wachstum von Gemüse zu erreichen und um dessen Wachstumsund<br />

Reifezeit zu verlängern. An den Schattenseiten solcher Schutzbauten sammelt sich Schnee an, der<br />

isoliert.<br />

Zu den Gemüsen, die die meisten Fröste aushalten, gehören einige Wurzelgemüse (Karotten, Lauch,<br />

Stoppelrüben). Diese müssen mit Heu bedeckt werden, um das Einfrieren des Bodens zu verhindern.<br />

Solche Pflanzen setzt man am besten dicht zusammen, obwohl dem ganzen Garten eine dicke<br />

Heuschicht im Winter guttut. Auch Kohl hält Winterfröste aus. Viele Gemüsearten können im Herbst<br />

geerntet und im Keller sauber und trocken gelagert werden; oft legt man sie in Sand (Karotten) oder<br />

wickelt sie einzeln in Zeitungspapier (Paradeiser). Paradeiserpflanzen können auch als Ganzes aus<br />

dem Boden gezogen und im Keller verkehrt herum aufgehängt werden; die Paradeiser reifen dann<br />

langsam heran.<br />

Wer sich in der Umgebung ein wenig umsieht, wird nützliche, klimatisch angepaßte Hecken-,<br />

Windschutz-, Mulch- und Futterpflanzen entdecken. Es gibt viele Sorten von Äpfeln, Quitten,<br />

Heidelbeeren, Hagebutten, Weintrauben und Khakis für kalte Gebiete und sogar eine winterharte<br />

Kiwisorte (Actinidia arguta). Von den Nußbäumen kommen Walnuß und die Amerikanische<br />

Edelkastanie in Frage, und als Viehfutter Gleditschie, Eiche (Eicheln) und Doldige Ölweide.<br />

ABBILDUNG 4.18 Treibhaus für Fischzucht und Nahrungsanbau in kalten Klimaten. Entwurf des<br />

Bio-Hauses: New Alchemy Institute<br />

Schwenkbare Fächer, die man so einstellen kann, daß sie im Frühling, im Winter und im Herbst Sonne<br />

hindurch lassen, Sommersonne jedoch abschirmen.<br />

Oben an der Verglasung müssen Lüftungsklappen sein, damit sich das Treibhaus im Sommer nicht<br />

überhitzt. Thermostatregelung möglich.<br />

Schnittbild zeigt Details<br />

Fischtanks wirken auch als Wärmespeicher. Oben drauf kann man Hydrokultur-Gemüse ziehen.<br />

Therme in Brotschachtelform.<br />

Starke Wärmedämmung gegen die Stützwand und das Fundament schafft einen Bodenwärme-Speicher<br />

unter dem Treibhaus (verhindert Wärmeverlust durch die Erde). Sehr wichtig in Klimazonen mit<br />

kalten Wintern.<br />

ABBILDUNG 4.19 Verschiedene Typen von Mini-Treibhäusern zum Antreiben von Pflanzen im<br />

Frühling<br />

Warmwasser<br />

Glocken-Heizer<br />

76


4 . 6<br />

T R O P I S C H E G Ä R T E N<br />

So wie die Gärten der gemäßigten Klimazonen braucht auch der tropische Garten eine Vielfalt von<br />

ein- und mehrjährigen Pflanzen, von Kletterpflanzen und Grenzhecken. Dazu kann er Papayapflanzen<br />

und stickstoffbindende, schwach belaubte Bäume als schattenspendendes Kronendach enthalten.<br />

Tropische Böden sind dünn und von schweren Regenfällen ausgelaugt; es ist deshalb wichtig,<br />

innerhalb des Gartens Grünmasse aus (ein- und mehrjährigen) Leguminosen als Schnitt-und-Mulch-<br />

System zwischenzupflanzen. Mulch kann das ganze Jahr über von verschiedenen nichtleguminosen<br />

Hecken und Büschen geschnitten werden. Arten wie Nicotiana, wilder Ingwer, Zitronengras, Bambus<br />

(Blätter), Vetivergras und Ernteabfälle von Mais, Sesbania und krautige Bodenleguminosen oder<br />

Beinwell liefern ständig Mulch, weshalb man das Zurückschneiden empfindlicher Leguminosenbäume<br />

vermindern kann. Alle Gartenabfälle werden den Beeten wieder zugeführt, und die Beete werden neu<br />

bepflanzt, sobald sie abgeerntet sind. Eine obere Mulchschicht aus Stroh, Rinde, trockenem Mist oder<br />

Holzschnitzeln wird jährlich aufgebracht bzw. je nach Bedarf.<br />

GARTENBEETE<br />

Die Gartenbeete sollte man zwecks Entwässerung erhaben anlegen, besonders in der Regenzeit; sie<br />

werden sonst zu feucht, und die Pflanzen verfaulen. Verschiedene Beetformen sind möglich<br />

(Abbildung 4.20), je nach Klima. Kurz gesagt sind Hügelbeete für die feuchten Tropen optimal,<br />

während für die trockenen Tropen Grubenbeete am besten geeignet sind.<br />

Erdwälle<br />

Erdwälle von 0,5m x 1m Größe erhöhen den Ertrag bei Maniok, Süßerdäpfeln, Erdäpfeln und<br />

Yamswurzeln. Zwischen den Wällen kann man Mulch- und Grünfutterpflanzen anbauen. Ananas und<br />

Ingwer gedeihen in feuchten Gegenden auch besser auf Wällen. Zwischenpflanzungen von Wilder<br />

Tamarinde für Mulch setzt man auf die Wälle, während man Mais und Grünmulch (Bohnen) in die<br />

Vertiefungen pflanzt. Wälle ermöglichen tiefes Mulchen für niedrige Früchte wie Ananas, indem man<br />

den Mulch zwischen den Wällen aufbringt.<br />

Gruben,<br />

auch seichte Gruben, sind in Trockengebieten günstig für Taro und Banane oder Flecken von<br />

Chinesischer Wasserkastanie. Der Boden saugt sich leichter mit Wasser voll, und tiefer Mulch<br />

bewahrt ihn vor dem Austrocknen.<br />

Kisten<br />

aus Palmstämmen sind ideale Mulchbehälter für Yamswurzeln, Bananen, Vanille-Orchideen und<br />

Kletterpflanzen im allgemeinen und Beet-Einfriedungen im Hausgarten. Bearbeitete Palmstämme sind<br />

auch für die Befestigung von Erdreich bei Terrassenbeeten quer zu mittleren Hängen nützlich.<br />

ABBILDUNG 4.20 Hügel, Einfriedungen, Wälle und Gruben sind einige dem tropischen Klima<br />

angepaßte Formen von Gartenbeeten.<br />

BANANEN-PAPAYA-KREISLAUF<br />

Ein feuchter, gemulchter, von Bananen, Papayas und Süßerdäpfeln umgebener Kreis ist ein nützlicher<br />

Platz zur Kompostierung von Abfällen, zur Verwertung überschüssiger Abwässer oder für eine<br />

Freiluftdusche. (Abbildung 4.21). Man baut ihn wie folgt:<br />

1. Ziehen Sie einen Kreis von 2 Metern Durchmesser und graben Sie in den Oberboden (oder<br />

Unterboden) eine Schüsselform, mit einem Wall außen herum und etwa 0,6 bis 1 Metern Tiefe vom<br />

77


Boden der Grube bis zum oberen Rand des Walles. Am Boden kann eine kleine Öffnung gegraben<br />

werden, um Regenwasser abfließen zu lassen.<br />

2. Bedecken Sie den Kreis mit nassem Papier oder Karton, Bananenblättern oder irgendeinem<br />

Mulchmaterial wie groben Zweigen, Heu, Reisspelzen usw. Geben Sie Mist, Asche, Kalk, Dolomit<br />

oder andere Düngemittel dazu. Nachdem Sie dieses Material in Schichten von 15-20 cm Höhe<br />

aufgebaut haben, überfüllen Sie den Kreis, so daß das Material oben überquillt (es wird bald<br />

einsinken). Wenn es Steine gibt, legen Sie sie am äußeren Rand auf.<br />

3. Bepflanzen Sie den Rand mit 4-5 Papayas (mit einer hochwüchsigen Sorte), 4 Bananenstauden<br />

(zwergwüchsige Sorten) und 8-10 Süßerdäpfelpflanzen. Yamswurzel oder Taro können innerhalb<br />

des Kreises angepflanzt werden, oder man legt für eine Freiluftdusche ein Gitter aus Holzlatten<br />

hinein.<br />

ABBILDUNG 4.21 Mulchgefüllter Bananen-Papaya-Kreis (oben) und Freiluftdusche (links).<br />

Mulch, Gemüseabfälle, Papier.<br />

UNKRAUTBREMSEN UND MULCHVERSORGUNG<br />

Wegen des üppigen Wachstums in den Tropen sind Unkräuter oft ein Problem. Um die einjährigen,<br />

gemulchten Gärten herum verhindert ein Streifen von grasabwehrenden Pflanzen das<br />

Wiedereindringen von Unkraut. Eine Kombination der folgenden Pflanzen erfüllt für gewöhnlich<br />

diesen Zweck:<br />

ein tiefwurzelnder Breitblättler (Beinwell);<br />

ein Horstgras, das nicht aussamt oder nicht abgeweidet wird (Zitronengras, Vetivergras);<br />

eine bodendeckende Pflanze wie Süßerdäpfel;<br />

und eine Zwiebelpflanze wie Canna edulis.<br />

An den Grenzen eines Gartens liefern verholzende Leguminosen wie Pferderettich, Sesbania, Wilde<br />

Tamarinde, Calliandra und Bengalischer Hanf (Crotalaria) Mulch für die Gartenbeete und Grünfutter<br />

für Nutztiere. Dahinter bildet eine höhere Reihe von Maniok, Banane, Papaya, Straucherbse und<br />

Wilder Tamarinde eine Hecke oder einen Windschutz.<br />

Um Tiere abzuhalten, pflanzt man dornige oder nicht genießbare Hecken um den Garten herum.<br />

Pflanzen, die als lebende Zäune taugen, sind: Maniok, Kaktus, Eibisch, Bambus und eine Doppelreihe<br />

stacheliger Ananas.<br />

TROPISCHE MISCHKULTUR<br />

Wie zu erwarten, funktioniert eine Vielfalt von Gartenpflanzen am besten. Im folgenden einige<br />

gängige Zusammenstellungen, die man in südostasiatischen Hausgärten vorfindet (aus The UNICEF<br />

Home Gardens Handbook, P. Somers):<br />

Mehrstöckige Baumkulturen: Obere Etage mit Kokosnuß, mittlere Schicht mit Jackfrucht und<br />

Avokado. Die nächste Schicht besteht aus Bananen, Papayas und Kaffee, worunter man Goabohnen<br />

und andere eßbare Kletterpflanzen anbaut, die auf die Baumstämme hinaufwachsen. Unterste Schicht:<br />

Ananas und Taro.<br />

Kletternde Leguminosen: meterlange Bohnen, Goa- und Limabohne, die man zu einer Wilden<br />

Tamarinde oder einer ungeschnittenen Bambusstange pflanzt.<br />

Kreispflanzungen: Banane in der Mitte, drumherum Maniok und Paradeiser; Goabohne, die auf die<br />

Banane hinauf wächst; Süßkartoffeln als Bodendecker. Pilze wachsen innerhalb des Bananenwalles.<br />

78


Abwässer von Küche und Dusche versorgen Bananen, Zuckerrohr, Prunkwinde und Taro.<br />

Rankgerüst über einem Bewässerungskanal: Balsambirne, Kürbis, kletternde Leguminosen.<br />

Wenn Sie Bäume im Garten oder dicht zusammen anpflanzen, ist es wichtig, ihre Eigenschaften zu<br />

kennen, z. B. die Höhe der reifen Bäume, den Fruchtstand (pflanzen Sie einen Baum, der seine<br />

Früchte auf den äußeren Zweigen trägt, neben einen, der innen trägt, um die Lichtkonkurrenz<br />

möglichst gering zu halten), ferner die Trockenfestigkeit und die Gestalt. Nahe dem einjährigen<br />

Garten pflanzt man am besten kleine Bäume mit lichtem Laub; gegen den Rand und den Kernbereich<br />

der Zone 2 hin werden die Bäume dann nach und nach größer.<br />

Eine vielfältige Mischkultur mit vielen hundert Arten erfreut sowohl den Naturfreund als auch den<br />

Wirtschafter. Bei einer großflächigen reichhaltigen Mischkultur jedoch wird die Bewirtschaftung und<br />

Ernte ihrer Erzeugnisse schwierig. Sehr komplexe Mischkulturen bewähren sich am besten in kleinem<br />

Rahmen und mit intensiver Betreuung.<br />

PROBLEME DES TROPISCHEN GARTENS<br />

In tropischen Gärten treten zahlreiche Probleme auf, insbesondere schädliche Insekten und Nagetiere,<br />

Wildschweine, Schnecken und manchmal auch Affen und größere Tiere. Deshalb braucht man<br />

stachelige oder geflochtene Zäune aus Euphorbia, Yataypalmen und Bambus.<br />

Durch den Aufbau eines gemischten, vielstöckigen Systems können Sie Probleme mit Schadinsekten<br />

minimieren. Frösche, Spinnen, kleine insektenfressende Vögel, Geckos und Fledermäuse tragen das<br />

ihre dazu bei, Schädlingsplagen gar nicht erst entstehen zu lassen, ebenso Enten, Bantamhühner und<br />

ein Schwein, die Abfälle und Fallobst fressen. Wenn Nematoden Ihnen zu schaffen machen, pflanzen<br />

Sie Bengalischen Hanf (Crotalaria juncea) und Studentenblumen auf alle Gartenbeete, ein oder zwei<br />

Pflanzen alle paar Meter. Die Begleitorganismen an den Wurzeln des Bengalischen Hanfes fangen<br />

Nematoden ein, wogegen die Wurzelabsonderungen von Studentenblumen Unkraut und Bodenpilze,<br />

Nematoden und Gräser vertreiben.<br />

4 . 7<br />

G Ä R T E N I N T R O C K E N G E B I E T E N<br />

Der Wüstengarten leidet meist an einem Übermaß an Licht und extremer Verdunstung. Ersteres<br />

vermindert die Photosynthese, damit auch die Blattmasse; letzteres läßt die Pflanzen welken und<br />

langsamer wachsen. Um die Probleme des zu hohen pH-Wertes, den Hitze- und Lichtstreß, das Risiko<br />

der Bodenversalzung, trockene Winde und schlechte Wasserversorgung, zu bewältigen, muß man um<br />

Wüstenhaus und -garten herum eine besondere Umgebung schaffen.<br />

Es folgen einige Lösungen für gärtnerische Probleme in Trockengebieten:<br />

NÄHRSTOFFMANGEL UND BASISCHE BÖDEN<br />

Pflanzen brauchen drei Hauptnährstoffe, um gut zu wachsen:<br />

1. Stickstoff (N): von Natur aus im Harn, in den Wurzeln und Blättern von Acacia spp.,<br />

Känguruhbaum, Leguminosen, in Haaren, Wolle, alten Wollkleidern oder -decken<br />

2. Phosphor (P): enthalten in Vogel- und Tiermist. Leicht einzusammeln unter<br />

Vogelsitzstangen und auf Hühnerhöfen<br />

3. Kalium (K): in den Blättern von Beinwell, in Holzasche und vulkanischer Asche zu finden<br />

Pflanzen brauchen auch Spurenelemente, und obwohl diese in den Böden von Trockengebieten<br />

enthalten sein können, sind sie für die Pflanzen wegen der hohen Bodenalkalinität chemisch meist<br />

nicht nutzbar. Mulch und Kompost sind wesentlich für die Bildung von Humus, der Bodenverhältnisse<br />

schafft, unter denen Spurenelemente aufgeschlossen werden können. Zusätzlich sollten Gartenbeete<br />

leicht mit Schwefel bestreut werden, um den pH-Wert auf 6,0-7,5 herunter zu bringen. Wenn die<br />

79


Pflanzen Mangelerscheinungen an Spurenelementen zeigen, können diese in Form von Blattdüngung<br />

chemisch verabreicht oder besser in kleinen Mengen dem Kompost beigemengt werden, als sie direkt<br />

in die Erde zu geben.<br />

SCHUTZ GEGEN W<strong>IN</strong>D, SCHATTEN UND SONNE<br />

Bei Wüstengärten muß man besonders darauf achten, daß sie keiner direkten Windeinwirkung<br />

ausgesetzt werden, und rund um Haus und Garten herum sollte man weitläufigen größeren und<br />

kleineren Windschutz anlegen. Holzzäune, Reifen, die man zu 3-6 aufeinander stapelt, dicht mit<br />

Kletterpflanzen bewachsene Rankgerüste und Hecken tragen alle dazu bei, trockene Winde<br />

abzulenken. Leguminosenbäume wie Akazien, Mesquitebäume, Seidenbäume usw. kann man an den<br />

Rändern des Gartens als Windschutz anpflanzen.<br />

Um junge Pflanzen vor der Wüstensonne zu schützen, bauen Sie ein tragbares Schattenhaus aus<br />

Stangen und Tüchern oder pflanzen Sie neben bereits existierenden schattenspendenden Sträuchern.<br />

Werfen Sie in heißen Trockengebieten mit weiträumig gesetzten Kletterpflanzen auf überdachenden<br />

Rankgerüsten leichten Schatten auf ihre Pflanzen, oder pflanzen Sie offenkronige Palmen und lichte<br />

oder ausgeschnittene Akazien und Mesquitebäume. Das Rankgerüstsystem sollte fester Bestandteil des<br />

Hauses sein.<br />

WASSER<br />

Wasser ist in den Gärten der Trockengebiete die bestimmende Größe; aber bei sorgfältiger Planung<br />

kann man viel verfügbar machen. Sparen und Wiederverwertung von Wasser bzw. Abwasser sind für<br />

Gartenkulturen wesentlich. Dazu leitet man das Abwasser von Waschbecken und Dusche durch<br />

geschlitzte Rohre einen seichten, mit Plastik ausgekleideten Pflanzgraben entlang. (Abbildungen 4.22<br />

und 4.23).<br />

Die Beete gießt man mit Tröpfchenbewässerung, am besten unter einer Mulchschicht von 18 cm oder<br />

18 cm tief unter der Oberfläche des Bodens. Wo das Wasser viel Salz enthält (in den meisten<br />

Trockengebieten), muß man das Wasser auf die Oberfläche abgeflachter Hügel oder Wälle gießen,<br />

anstatt es die Furchen zwischen den Pflanzreihen entlang zu spülen. In ersterem Fall sammelt sich das<br />

Salz unschädlich in den Furchen oder Wegen an, im zweiteren Fall jedoch (wenn die Furchen<br />

bewässert werden) konzentriert es sich bei den Wurzeln der Pflanzen. Abbildung 4.24 zeigt einige<br />

Gartenbeetformen.<br />

Tröpfchenbewässerung mit handelsüblichen Rohrsystemen, hausgemachte Systeme mit vergrabenen<br />

irdenen Töpfen, durchlässigen umgekehrten Flaschen oder schottergefüllten Rohren werden weltweit<br />

verwendet. Für die schattige Fläche unter Baumkronen (Zitrus zum Beispiel) verwendet man kleine<br />

Regner, um 70% oder mehr des Wurzelbereichs zu bewässern. In großem Maßstab angewendet sind<br />

Regner jedoch nicht nur verschwenderisch, sondern schädigen auch die Blätter der Kulturpflanzen,<br />

weil sich durch Verdunstung Salz auf ihnen ansammelt, und sie bewirken eine Verkrustung des<br />

Bodens. Wegen der Verdunstung bei Tag ist der Bewässerung am Abend, über Nacht oder in der<br />

Dämmerung der Vorzug zu geben.<br />

Man kann den Gärtenböden Boden-Gele im Verhältnis 1:100 zuführen, ebenso Illit- und Bentonittone<br />

zu Sand, um das Wasserspeichervermögen zu verbessern.<br />

MULCH<br />

Das Mulchen ist für die Feuchtigkeitsspeicherung und den Humusaufbau von entscheidender<br />

Bedeutung. Als Mulchmaterialien kann man Karton, Zeitungspapier, Seegras, Laub, gut verrotteten<br />

Mist, alte Baumwoll- oder Wollkleider, Plastikfolien, Holzflocken und alte Teppiche oder Filzstoffe<br />

nehmen. Trockene Gegenden mögen manchmal arm an Mulchquellen scheinen, aber es gibt<br />

tatsächlich eine Menge Material, das man entweder im Garten anbauen (Beinwell, Leguminosen),<br />

80


nach der Ernte einsammeln (verbrauchte Kletterpflanzen und anderes Grünzeug) oder aus der freien<br />

Natur holen kann. Bäume wie Känguruhbaum, Kiefern und einige Akazien liefern reichlich Laub.<br />

Rindermist gibt es in Höfen und Ställen in Hülle und Fülle. Und in der Nähe von Abflußkanälen<br />

hinterlassen Erosionsrinnen dicke Haufen von Blättern und Zweigen. Solchen Mulch kann man nach<br />

Regenfällen von Bächen und anderen Wasserläufen einsammeln, besonders wenn man Baumstämme<br />

quer in den Bach hineinlegt, um Treibgut aufzufangen. Steine findet man in Trockengebieten häufig;<br />

sie sind besonders um Bäume herum nützlich.<br />

Fast jede Pflanze gedeiht im Wüstengarten - vorausgesetzt, man bewässert sie richtig, was meist nur<br />

durch Tropfbewässerung in Zone 1 und vielleicht in Zone 2 möglich ist. Kürbisgewächse, Bohnen,<br />

einige Getreidearten und sowohl Paradeiser als auch Paprika sind sehr gute Wüstenpflanzen-Gemüse<br />

für einen Hausgarten, ebenso trockenresistente Bäume wie Dattel- und Dumpalme, Jujube, Maulbeere,<br />

Feige, Granatapfel, Olive, Pfirsich und Marille. Bei guter Standortwahl mit einem Becken oder einem<br />

Swale und sorgfältiger Betreuung werden solche Bäume lange Zeit über in den meisten Jahreszeiten<br />

Früchte tragen. Daher gehört es zu den langfristig wichtigsten Maßnahmen, angepaßte Pflanzen mit<br />

geringem Wasserbedarf, tiefen Wurzeln und ausreichender Hitzefestigkeit auszuwählen.<br />

ABBILDUNG 4.22 Geschlitztes Rohr leitet Abwaschwasser zu den Pflanzen. Kulturen mit höherem<br />

Wasserbedarf sollten man näher beim Haus anlegen.<br />

Abwasch<br />

Hausmauer<br />

25-mm-Rohr<br />

Breite des Schlitzes, der in das 25 mm breite Rohr gesägt wird<br />

Methode 1: Schneiden Sie im Abstand von 1 Meter unten Schlitze hinein<br />

Methode 2: Schneiden Sie oben Schlitze hinein und ziehen Sie einen Strumpf oder ähnliches darüber.<br />

Achtung: Für sehr lehmige Böden nicht geeignet<br />

ABBILDUNG 4.23 Rohr (mit Strumpffilter), das sich direkt in einen mit Plastik ausgekleideten<br />

Pflanzgraben entleert<br />

Mit gedüngter Erde gefüllter Pflanzgraben<br />

Mulch<br />

Plastikauskleidung<br />

Querschnitt durch Pflanzgraben<br />

celery<br />

lettuce<br />

swiss chard<br />

broccoli<br />

onions<br />

ABBILDUNG 4.24<br />

(A) gemulchte Gruben für Bäume<br />

(B) Kreisbeete um Mulchgrube<br />

(C) Wälle<br />

(D) Mulch“körbe“ um Horstpflanzungen herum<br />

(E) Mit Baumstämmen eingefaßte Mulchkisten auf basischen Sandböden<br />

(F) Breite Naßfelder für größere Kulturen<br />

(G) Mit salzigem Wasser (bis 1200 ppm) hoch bewässerte erhöhte Beete<br />

Haushaltsabfälle, Wolle, Asche, Metallreste<br />

81


Auskleidung mit dickem Papier<br />

Tropfschlauch<br />

Mulch wird auf Beete zurückgebracht<br />

Rohr<br />

4 . 8<br />

Q U E L L E N U N D W E I T E R F Ü H R E N D E L I T E R A T U R<br />

Conacher, J., Pests, Predators & Pesticides (einige Alternativen zu Chemie-Pestiziden), Organic<br />

Growers Association W. A., 1980<br />

Dean, Ester, Ester Dean Gardening Book (Kultivieren ohne Umgraben), Harper & Row, 1977<br />

Francis, Robyn, Mandala Gardens Booklet (mit Video), 1990, Mandala Gardens, PO Box 185,<br />

Lismore Heights, NSW 2480<br />

French, Jackie, Organic Control of Common Weeds, Aird Books, 1989<br />

French, Jackie, The Organic Garden Doctor, Angus & Robertson, 1988<br />

Johns, Leslie & Violet Stevenson, Fruit for the Home and Garden, Angus & Robertson, 1979<br />

(vergriffen; versuchen Sie es in der Bibliothek)<br />

Kourik, Robert, Designing and Maintaining Your Edible Landscape Naturally, Metamorphic Press,<br />

1986 (PO Box 1841, Santa Rosa, CA 95402, USA)<br />

Hang<br />

Swale<br />

Rankgerüstkultur<br />

Regentank<br />

Schattenhaus mit Freiluftküche<br />

Abzugskanal<br />

kühle Luft<br />

Solarkamin<br />

keine Fenster an den Westwänden<br />

Fensterläden<br />

Gepflasterter Platz mit Rankgerüst darüber<br />

Palmen und laubwerfende Bäume<br />

Grauwasser vom Haus<br />

Leichtes Rankgerüst über dem Garten, laubwerfende Kletterpflanze<br />

dichte immergrüne Kletterpflanze nach Westen hin<br />

Kapitel 5<br />

OBSTGÄRTEN,<br />

WALDWIRTSCHAFT UND GETREIDEANBAU<br />

82


Zone 2 erstreckt sich ab Zone 1 und wird intensiv geplant und mit fleckengemulchten oder eng<br />

bepflanzten Obstgärten bewirtschaftet, mit Hauptfruchtbeeten und freilaufenden Haustieren, deren<br />

Ställe oder Unterstände an Zone 1 anschließen können. Hier kann man Haus-Obstgärten anlegen sowie<br />

Getreide oder Hauptfruchtgemüse anbauen. Erwerbsobst- und -landbau werden wohl hierher kommen<br />

oder in Zone 3 hinein, wobei Zone 2 hauptsächlich für den Eigenbedarf genutzt wird. Hier ist daran zu<br />

erinnern, daß die Zonen nicht starr und in der Praxis nicht klar abzugrenzen sind. Man kann die<br />

wichtigen Teile eines Gefüges überall hingeben, wo es zwecks leichten Zugangs zweckmäßig ist.<br />

5 . 1<br />

O B S T G Ä R T E N<br />

Einen Obstgarten baut man am besten mit der Pflanzung von (stickstoffbindenden) Leguminosen auf -<br />

kleinen Arten wie, größeren Arten wie ... und lose verstreuten Sträuchern ...<br />

Bereiten Sie, falls erforderlich, den Grund des Obstgartens durch Bodenverbesserung vor und setzen<br />

Sie Leguminosen aus. Setzen Sie ausgesuchte Obstbäume dazwischen. In Hausgärten brauchen die<br />

Bäume nicht in Reihen zu stehen; wenn Sie einen kleinen gewerblichen Obstgarten planen, sind<br />

Reihen jedoch wegen der Mäh- und Erntemaschinen am einfachsten. Wenn Sie auf einem Hang<br />

pflanzen, pflanzen Sie immer entlang der Höhenlinien oder an Konturböschungen (Abbildung 5.1).<br />

PLANUNG DER ZWISCHENFRÜCHTE<br />

Um die Gestaltung zu vervollkommnen, müssen für jedes Element Arten und Sorten ausgewählt<br />

werden. Obstgärten stellt man aus resistenten Hauptfrüchten (Obst- und Nußbäumen) zusammen,<br />

eventuell aus Windschutz (aus Arten, die nicht um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren) und<br />

aus vereinzelten anderen Bäumen (Schädlingsabwehr, Bienenanlockung). Darüber hinaus werden Sie<br />

sich Unterwuchs für Ihren Obstgarten überlegen müssen. Dieser könnte zum Anbau von Gründüngern<br />

oder stickstoffbindenden Kleearten herangezogen werden, Futter für Tiere liefern (Gänse, Hühner,<br />

Schafe), eine Vielfalt insekten- und unkrautabwehrender Arten bieten oder für den Anbau von Gemüse<br />

genutzt werden (bis es schließlich überschattet wird).<br />

Versuchspflanzungen von Schwarzen und Roten Johannisbeeren, Stachelbeeren, ... und dergleichen<br />

werden über erfolgsträchtige Unterwuchsarten für den Standort Aufschluß geben. Jeder laubwerfende<br />

Baum, der wegen Krankheitsbefall entfernt wird, kann durch immergrüne Arten (...) ersetzt werden,<br />

und die Artenmischung kann durch eine langfristige Abwechslung von Kastanie, Walnuß, Mandeln<br />

und Pflaumen variiert werden.<br />

Sollten Sie das Unglück haben, einen Monokultur-Obstgarten zu erben, nehmen Sie 3-4 Hennen, ein<br />

Schwein und 4-6 große Leguminosenbäume pro 1.000 m² und viele kleinere Leguminosen. Zwecks<br />

Verschönerung und Abwechslung pflanzen Sie ... und ... für die insektenfressenden Vögel; ... für die<br />

Bienen und pflanzen Sie mehr Arten, je mehr das System sich entwickelt. Versuchen Sie, möglichst<br />

viele Blütenpflanzen unter Obstbäumen als Refugien für Wespenfresser zu kultivieren.<br />

Bei gewerblichen Obstgärten kann die gleiche Anzahl Obstbäume gepflanzt werden, wobei die Fläche<br />

vergrößert wird, um die Zwischenfrüchte unterbringen zu können. Nebenerträge wie Honig, Nüsse,<br />

Belaubung und Beeren dieser Zusatzfrüchte tragen zum Gesamteinkommen bei. Geplante Vielfalt<br />

macht einen guten Eindruck auf Parkplätzen am Wegrand und ermöglicht die Direktvermarktung<br />

verschiedener Erzeugnisse, von Blumen über Obst bis hin zu Saaten, Nüssen und Kräutern. Bei der<br />

Entscheidung darüber, bei welchen Obstbäumen sich eine gewerbliche Nutzung lohnt, wählen Sie<br />

Obst oder Nüsse, die:<br />

in dem (Mikro-) Klima leicht tragen<br />

gleichzeitig reifen, um das Pflücken zu erleichtern<br />

gleichmäßig reifen<br />

lagerfähig sind und hohen Marktwert haben<br />

83


Bei der Entscheidung darüber, welche Bäume nebeneinander wachsen sollen, ist es wichtig zu wissen:<br />

die Gestalt des reifen Baums: Ist sie schirmartig, wie Mango und Walnuß, oder offen wie Guava und<br />

Mandel? Im allgemeinen werfen schirmartige Baumkronen dichten Schatten, was viele Nutzpflanzen<br />

daran hindert, unter ihnen zu wachsen. Bäume mit offenen Kronen oder solche mit federigen Blättern<br />

lassen genug Licht für andere Nutzpflanzen zum Boden durch.<br />

schattentolerante Bäume: Kaffee, Papaya, ... wachsen unter größeren Bäumen und brauchen nicht<br />

unbedingt volle Sonne, um Frucht zu bringen.<br />

Baumhöhe im Reifestadium: Dies ist gut zu wissen, wenn es darum geht, über die Plazierung und den<br />

Flächenbedarf eines Baumes zu entscheiden. Kleinere Bäume, die man unter größere setzt, werden<br />

irgendwann überschattet, außer man schneidet stark zurück, wie es in Süditalien in den kleinen<br />

Hausgärten gemacht wird, wo ausgewachsene Feigen-, Oliven-, ... und sogar Nadelbäume gestutzt<br />

werden, um Sonnenlicht zu den Weinspalieren und sogar zu den Gemüsebeeten (die zwischen den<br />

Weintrauben wachsen) durchzulassen.<br />

Wasserbedarf: Plazieren Sie trockenfeste Bäume (Carob, ) und feuchtigkeitsbedürftige Pflanzen in<br />

getrennten Gruppierungen, um das Bewässern einfacher zu machen.<br />

Verträglichkeit: Überprüfen Sie, ob die ausgewählten Bäume miteinander harmonieren. Walnüsse zum<br />

Beispiel scheiden über ihre Wurzeln eine Substanz aus, die viele fruchtbringende Bäume zum<br />

Verkümmern bringt.<br />

Auch das Erfordernis der Fremdbestäubung sollte bedacht werden; die männlichen und weiblichen<br />

Exemplare des gleichen Baums gehören nahe zusammen gesetzt.<br />

TIERE IM OBSTGARTEN<br />

Wenn junge Obstbäume und deren Pflanzengilde einmal Fuß gefaßt haben, kann Kleinvieh<br />

hineingelassen werden. Anfangs kann man Zwerghühner und kleine Geflügelrassen herumlaufen<br />

lassen. Geflügel putzt die meisten weichen Früchte (und alle Larven und Puppen von Schädlingen)<br />

weg, helfen, Unkraut kurz zu halten, liefern Dünger für die Obstbäume und stillen ihren Hunger an<br />

Saaten und Grünzeug. 120-240 Hühner pro Hektar beeinträchtigen die Dichte buschiger Bodendecker<br />

nicht besonders. Wenn die Obstbäume 3-7 Jahre alt sind, kann man in der Reifephase des Obstes<br />

futtersuchende Schweine hineinlassen, die vom Wind herabgeschüttelte Früchte entsorgen, welche<br />

ansonsten Schädlinge ausbrüten. In normal geschnittenen Obstgärten im Alter von 7-20 Jahren kann<br />

man zuerst Schafe, später auch begrenzt Rinder grasen lassen. Passen Sie aber auf, daß die Schafe und<br />

Kühe die Rinden der Bäume nicht beschädigen; wenn sie das tun, gehören sie raus oder die Bäume<br />

geschützt.<br />

PFLANZENGILDE FÜR DEN OBSTGARTEN IM GEMÄSSIGTEN KLIMA<br />

Gras ist der Feind laubwerfender Obstbäume; daher empfiehlt sich eine nicht grasartige Frucht unter<br />

den Baumkronen (Abbildung 5.2). Eine Mischung folgender Pflanzengruppen ist möglich:<br />

Frühlings-Zwiebelgewächse (Narzissen, Hyazinthen): Diese blühen und vergehen im Frühsommer wie<br />

die meisten Zwiebelpflanzen (Allium),schaffen eine grasfreie Fläche unter Obstbäumen und liefern<br />

zusätzlich noch einen Ertrag an Zwiebeln, Blumen und Honig. Iris und knollenwurzelige Blumen<br />

helfen ebenfalls bei der Hintanhaltung von Gras.<br />

Pfeilwurzler (Beinwell, Löwenzahn, ) bedecken den Boden und fördern Würmer, liefern Mulch und<br />

Ertrag. Der Boden unter ihren Blättern ist weich, durchlässig, offen für Wurzeln, die nahe der<br />

Oberfläche Nährstoffe aufsaugen, und kühl.<br />

Insekten-Pflanzen und kleinblütige Pflanzen: Fenchel, Dill, . Raubwespen, Raubfliegen, und<br />

bestäubende Bienen werden zu den Zwischenpflanzen im Obstgarten gelockt. In der Krautschicht<br />

locken und blühende Bodendecker im allgemeinen Wespen, Bienen und insektenfressende Vögel an.<br />

Stickstoff und Nährstoffe liefernde Nutzpflanzen: Kleesorten und Zwischenpflanzungen von<br />

Tagasaste und Akazien geben Stickstoff wurzelnah ab. Ringelblumen (nur die Tagetes-Arten), die man<br />

84


und um die Bäume herum setzt, "desinfizieren" den Boden, wie auch der grün geerntete Sunn Hanf<br />

gegen Nematoden wirkt.<br />

Derartige Pflanzengilden braucht man vor allem in den ersten paar Aufbaujahren eines Obstgartens.<br />

Bäumen, die 10 Jahre oder älter sind, macht die Konkurrenz des Grases weit weniger aus, daher<br />

werden bodendeckende Gildenpflanzen weniger benötigt.<br />

Im allgemeinen versucht man, Gräser zu dezimieren oder ganz wegzukriegen, so viele blühende<br />

Pflanzen als möglich zu pflanzen, um eine Vielfalt von Befruchtern, Raubinsekten und<br />

insektenfressenden Vögeln anzulocken (mit ) und für Bodendeckung zu sorgen und Steinhaufen,<br />

Holzstücke, Gruben und Dickichte für Frösche und insektenfressende Eidechsen anzulegen. Kleine<br />

Tümpel im gesamten Obstgarten bieten Fröschen Lebensraum, die Blattinsekten kurzhalten.<br />

Weiche Bodendecker wie verhindern das Austrocknen des Bodens und liefern Mulch, ebenso die<br />

Zwischenpflanzen und Windschutzbäume und die Krautschicht ganz allgemein.<br />

Zusammenfassend können wir festhalten, daß Schädlinge im Obstgarten mittels einer Kombination<br />

folgender Methoden bekämpft werden können:<br />

Auswahl krankheitsresistenter Unterlagen für die Hauptfrucht<br />

Pflanzung blühender Nutzpflanzen und Rückzugsräume für Räuber wie Vögel, Frösche, Eidechsen,<br />

Wespen und Raubinsekten<br />

Zwischenpflanzung von Leguminosenbäumen und anderen kleinen Bäumen<br />

Verminderung von Belastungen durch Entfernung der Grasdecke und Schutz mit Windschutz und<br />

Mulch<br />

Bodenabweidung durch Hühner, Schweine und Gänse, um Fallobst wegzuputzen und Dünger zu<br />

hinterlassen oder sorgfältige Einsammlung des Fallobstes zur Safterzeugung oder zur Entsorgung<br />

TROPISCHE OBSTGÄRTEN<br />

Eine Mischung von Leguminosenbäumen, Früchten, Bananen, Papayas, Pfeilwurzel, .... Süßkartoffel<br />

und Beinwell können auf gelockerten Böden und in gemulchten Swales nebeneinander gesetzt werden.<br />

Große Arten sollte man alle 8-10 Meter setzen (Mango, Avokado, , kleinere Arten (Zitrone, ) in der<br />

Aufbauphase durchsetzt mit Kokos. Kleinere Sträucher und andere Pflanzen setzt man in die Lücken<br />

hinein (Abb. 5.3).<br />

Der Pflanzbereich rund um kleine Bäume herum kann auch mit oder irgendwelchen vorhandenen<br />

anderen Nichtgras-Mischungen besät werden, die zum Klima, der Landschaft und zur verfügbaren<br />

Wassermenge passen. Das Ziel ist die vollständige Bedeckung und Überschattung des Bodens in den<br />

ersten 18-20 Monaten des Wachstums.<br />

Idealerweise bedeckt man dichte Pflanzungen dieses Typs mit Flächenmulch aus Zeitungen und<br />

Karton, die man mit geschnittenem Gras und später mit den Blättern von Pfeilwurzel, Beinwell,<br />

Banane, Akazie und Grünzeug bedeckt. Noch später kann man schattenliebende Arten wie Kaffee und<br />

auf alle leeren Stellen setzen. kultiviert man unter Bäumen.<br />

Es ist weit besser, einen Viertelhektar dicht zu bepflanzen, als Bäume und Kräuter über eine große<br />

Fläche zu verstreuen. Viel von dem niedrigen Bewuchs wird als Mulch oder Nährstoff verwendet und<br />

sollte dick aufgebracht werden, um Gräser zu unterdrücken.<br />

Wer auf Hängen pflanzt, sollte die Bäume entlang der Höhenlinien setzen, mit Streifen von<br />

dazwischen. Diese werden so angelegt, daß sie eine durchgehende, quer zum Hang verlaufende Hecke<br />

bilden oder bei Spülrinnen Erdwälle oder Dammböschungen queren. Sie verteilen Wasser und wirken<br />

als Schlickfallen; hinter solchen sich selbst erhaltenden Mauern ist der Boden tiefer, es können Bäume<br />

gepflanzt werden.<br />

Wer eine Pionierpflanzung in Grasland anlegt oder nach draußen expandiert, nutze feuchte Gruben,<br />

kleine Dämme und quer zum Hang liegende Swales, um das Wasser der feuchten Jahreszeit zu<br />

85


speichern (Abbildung 5.4). Pflanzen Sie um diese herum frostbeständige Leguminosen wie . All diese<br />

Arten widerstehen Gräsern ab dem zweiten Jahr.<br />

Kräuter wie ergeben eine ausgezeichnete frühe Bedeckung und werden später dazu benutzt, im<br />

Umkreis von 3-6 Metern grobe Mulchhaufen zu errichten, in denen Kletterpflanzen, Palmen und<br />

nützliche Hülsenfrüchte viel leichter aufgebaut werden können. Verwenden Sie auch Ausläufer<br />

bildende und üppig wachsende weiche Kletterer (, Passionsfrucht), die strauchartige Kläuter<br />

überwuchern und überschatten, die man später zusammenschneidet und als Baummulch verwendet.<br />

Nach 2-3 Jahren Leguminosenbaum-Kultivierung werden die Böden deutlich besser sein; nach 3-7<br />

Jahren wird eine hohe, dünne Krone von Palmen, fedrigen Leguminosen oder Leguminosen, die in der<br />

Regenzeit Laub werfen (z. B. ), eine vielfältige Anordnung von Bodenschicht-Kletterern, Büschen,<br />

Bäumen und Streifenkulturen gedeihen lassen.<br />

... Rettich, Klee und Luzerne können gesät und in Bereiche aufgelockerten Bodens um die Setzlinge<br />

herum eingerecht werden. Sie alle lockern auf und schaffen humose (belebte) Böden.<br />

Arten, die aus großen Ablegern gezogen werden (einige Maulbeer-Arten, , lokal vorkommende Arten)<br />

können am Rand kleiner Flecken von Waldpflanzungen plaziert werden, da diese nach einigen Jahren<br />

durch Auslichtung rasch vermehrt werden können.<br />

OBSTGÄRTEN <strong>IN</strong> TROCKENEN GEBIETEN<br />

Jedes trockene Gebiet trägt Obst- und Nußbäume, sofern ein ausreichendes Wasserangebot vorhanden<br />

ist. Zu den Bäumen, die man in Trockengebieten aussetzt, gehören die Dattelpalme, .... zusammen mit<br />

reichlich Ablegern von Weintraube, Feige und Maulbeere. Zu den Pflanzen, die Trockenheit gut<br />

vertragen, gehören weiters die Marille (Aprikose), die Mandel, , die Olive und der Kaktus (. Diese<br />

stehen stellvertretend für eine Reihe von Früchten, Nüssen, stickstoffbindenden Leguminosen und<br />

andere Arten (Abbildung 5.5).<br />

Wegen des Wassermangels in den Trockengebieten schart man die Pflanzen nicht so eng zusammen<br />

wie in den Tropen; in der Praxis sind die Obstgärten oft dem Bewuchs natürlicher Trockengebiete<br />

nachempfunden, wo die Pflanzen so über die Fläche verteilt sind, daß sie nicht um Wasser und<br />

Nährstoffe konkurrieren. Alle wichtigen Bäume sollten gemulcht und tropfbewässert werden.<br />

In steinigen Wüsten oder auf trockenen Hangflächen, wo Stein an der Oberfläche reichlich vorhanden<br />

ist, ergeben die Steine allein eine ständige Mulchung um Bäume herum. Auf den Kanarischen Inseln<br />

verstreut man in den Obstgärten vulkanischen Bimsstein locker als Steinmulch. Die Steine sind für die<br />

Pflanzen nützlich wegen:<br />

Schutz und Beschattung von Wurzeln vor der Hitze des Tages<br />

Abstrahlung gespeicherter Wärme in den Boden bei Nacht<br />

Verhinderung von Wurzelbeschädigung durch Geflügel und Kleintiere<br />

Verhinderung des Wegblasens von Wurzeln<br />

Angebot von Rückzugsraum für Würmer und kleine Bodenlebewesen<br />

Bildung von Kondenswasser auf der Oberfläche in sehr kühlen Nächten<br />

Die erfolgreichste Baumpflanzungs-Methode in Trockengebieten ist die Pflanzung an den Rändern<br />

von Swales. Wasser vom Hausdach und von Gewittern wird über Gräben zu den Swales geleitet, wo<br />

es dann langsam in die Erde einsickert. Abfluß von Straßen und Bächen kann mit großem Nutzen in<br />

baumgesäumte Swales gelenkt werden.<br />

Es folgt eine Übersicht für die Pflanzung wertvoller Bäume in Trockengebieten:<br />

Wählen Sie für das Gebiet geeignete Arten; wenn es sich um einheimische Arten handelt, nehmen Sie<br />

vorzugsweise vom Ort stammendes Saatgut<br />

Pflanzen Sie gutgewachsene Bäume, um eine hohe Überlebensrate zu erhalten<br />

86


Pflanzen Sie in der Regenzeit, um sicherzugehen, daß der Baum genug Wasser bekommt<br />

Setzen Sie Bäume und Sträucher in einer Gruppenpflanzung zusammen, aber nicht so eng, daß sie<br />

konkurrieren, wenn sie größer werden<br />

Richten Sie ein Tropfbewässerungssystem zu jedem Baum hin ein. Gießen Sie tief und langsam, um<br />

die Wurzeln anzuregen, tief in die Erde hinein zu wachsen und ihr eigenes Wasser zu suchen<br />

Halten Sie das Wasser rund um den Baum herum, indem Sie ein flaches Becken anlegen, es mit<br />

Zeitungspapier auskleiden, Stroh darauf streuen und Steine darauf legen, damit die Feuchtigkeit<br />

langsam abgegeben wird<br />

Halten Sie mittels Mulchen jegliches Gras vom Baum fern; andere geeignete kleine Pflanzen können<br />

im Mulch wachsen<br />

Schützen Sie den Baum vor Sonnenbrand, Winschäden und Tieren durch Beschattung, Anlage von<br />

Windschutz bzw. durch Umwickeln mit Säcken oder Abzäunung<br />

Pflanzen auf Hügeln<br />

Das "Netz-und-Pfanne"-Pflanzmuster in Abbildung 5.7 stellt eine wirksame Erosionsbremse für<br />

überweidete, erodierte, durch Bergbau oder Bagger beschädigte Standorte dar. Wenn Reifen zur<br />

Verfügung stehen, können die "Pfannen" aus solchen gemacht, mit Mulch gefüllt und die<br />

Verteilerkanäle über der Höhe der Lauffläche eingeleitet werden. Wenn Holzklötze vorhanden sind, so<br />

legt man diese quer über den Hang auf, aber leicht abwärts weisend, so daß das Wasser zu einem<br />

Zickzack-Kurs über die erodierte Fläche gezwungen und in Folge von der Erde aufgesaugt wird. Sogar<br />

kleinere Stämme und Äste bauen, wenn man sie ineinander verhakt, eine Schicht aus Schlick und<br />

Laub auf, neben der Tagasaste, Akazie oder andere faserwurzelige und ausdauernde Arten gepflanzt<br />

werden können, die dann als ständige Schlickfalle wirken.<br />

Auf sehr steilen Hängen gibt es oft keine andere Möglichkeit, als Bambus und zu pflanzen und oben<br />

am Hang Kastanien, Akazien, Johannisbrotbäume, Olivenbäume oder andere große Arten zu pflanzen,<br />

die mit der Zeit ihren Samen hangabwärts verstreuen werden.<br />

Korridor-Pflanzung<br />

Obwohl private Obstgärten nahe beim Haus und nahe an einer Wasserquelle stehen sollten, gibt es in<br />

Trockengebieten noch eine andere Methode, Baumanlagen aufzubauen; man kann vom strengen<br />

Zonen- und Sektoren-Schema abweichen und die flexiblere Methode der Korridor-Entwicklung<br />

wählen. Korridore folgen Tälern und Flußbetten und stoßweiser Wasserführung, um Schatten, Wasser<br />

und Mulchansammlung auszunutzen. Von Zone 2 ab nach draußen pflanzen wir unsere Bäume also<br />

entlang der Korridore von Flüssen, pflanzen ausdauernde Bäume entlang der Ränder von Flußbetten<br />

und in den schattigen Tal-Flußbetten von Wadis. Vor allem Palmen und Datteln mögen die sandigen<br />

Ränder von Flußbetten.<br />

Durch die Beobachtung der Art, wie Pflanzen von Natur aus wachsen, kann man neue Pflanzen mit<br />

weit mehr Erfolg pflanzen als wenn man versucht, Wasser zu trockenem Land zu leiten und es dort<br />

anzuwenden. Nackte Felsoberflächen wirken als Abflußfläche und sammeln Wasser in Böden; wenn<br />

man solche natürlich feuchten oder nährstoffreichen Plätze findet, kann man dort Mandeln, Oliven,<br />

Zitrusfrüchte, Kastanien, Bambus, Maulbeeren, Feigen und Datteln kultivieren. Dies erfordert weit<br />

weniger Arbeit als die Anlage eines "Waldes" auf einem flachen Standort, da die Bäume dort wachsen,<br />

wo sie hinpassen.<br />

Es gibt verschiedene großflächige Methoden, Bäume in Trockengebieten aufzuziehen. Man pflanzt<br />

Setzlinge von Baumschulen in der Regenzeit aus, mit minimaler Vorbereitung und Betreuung (außer<br />

Steinmulch), um festzustellen, welche Arten ohne Pflege wachsen. Diese Methode funktioniert am<br />

besten, wenn man das Gebiet umzäunt, um Huf- und andere Weidetiere fernzuhalten.<br />

Eine andere Methode ist die Ummantelung von Saatkörnern mit Schlamm. Man nimmt dazu einen<br />

alten Fleischwolf ohne Messer und einen feuchten Schlammbrei, Steinmehl und Urea sowie<br />

87


Saatkörner. Diese Zutaten dreht man durch den Fleischwolf und rollt oder schüttelt sie in trockenem<br />

Staub, um Pellets zu formen, die dann an geeigneten Baumstandorten sorgfältig vergraben werden, um<br />

auf Regen zu warten. Der Schlamm hält Vögel und Ameisen davon ab, das Saatkügelchen<br />

aufzufressen.<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, Bäume in trockenen Gegenden so zu pflanzen, daß sie eine Chance auf<br />

Gedeihen haben. In felsigen Bachbetten, um Felsspitzen herum, in kleinen sandigen Bachbetten<br />

zwischen Felsen, auf trockenen, steinigen Hängen, an den Ufern von Flußbetten und auf<br />

Überschwemmungsflächen können Bäume mit hohen Erfolgsaussichten gepflanzt werden.<br />

Das Bestreben nachhaltiger Gestaltung in halbtrockenem Klima ist die Erreichung folgender Ziele:<br />

1. Große Weidetiere von den Nutzpflanzen, der Nutzpflanzen-Savanne bzw. dem Obstgarten<br />

fernzuhalten, indem man dornige und ungenießbare Hecken pflanzt<br />

2. Hecken mit großem, nützlichem Bauholz , mit Futterbäumen und niedrigen blühenden Büschen<br />

aufzulockern, um Vögel und Raubinsekten beherbergen zu können und Kürbissen und anderen Nutz-<br />

Kletterpflanzen, Bohnen und Früchten Platz zu bieten<br />

3. Trockene Winde durch Hauptwindschutz, 5-8 Bäume breit, alle 50-100 Meter, abzuschirmen; dann<br />

folgt im Bereich der Nutzpflanzen ein Windschutz aus Leguminosenbäumen etwa alle 30 Meter, ein<br />

hoher Streifen einer Zwischenfrucht als kleinerer Binnen-Windschutz alle 2-10 Meter oder eine breite<br />

Streifenkultur alle 5-10 Meter.<br />

4. Gestaltung der Bodenoberfläche in der Weise, daß der gesamte oberflächlich abfließende Regen<br />

gesammelt und von der Erde aufgesaugt wird; derartige Systeme müssen 10-30 cm Regen in einem<br />

Guß aufnehmen und binnen 2-40 Stunden aufsaugen können. Dies kann man erreichen durch Swales,<br />

Graben von Löchern in die Erde, von Wällen umschlossene Felder im Bereich der Flutwege und durch<br />

Terrassen auf niedrigen bewirtschafteten Hängen.<br />

5 . 2<br />

A N G E L E G T E W Ä L D E R<br />

Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben manche Bauern begonnen, Baumsysteme auf Bauernhöfen zu<br />

entwickeln und haben von einjähriger Wirtschaft auf eine Mischwirtschaft mit jährlichen Gräsern<br />

(oder anderen Nutzpflanzen) und Bäumen gewechselt. Für einen solchen Umstieg gibt es viele<br />

Gründe; zu diesen gehören:<br />

die Erkenntnis, daß Bäume in Krisenzeiten sowohl für Wild- als auch Nutztiere Futter liefern, und daß<br />

sie extreme Hitze und Kälte lindern können<br />

Sorge wegen der Bodenauswaschung auf steilen Hängen und entlang von Wasserläufen. Bäume<br />

senken auch den Grundwasserspiegel und verhindern so eine Versalzung von Böden<br />

das Erfordernis, eine größere Vielfalt in der Produktion zu verwirklichen, um Preisschwankungen bei<br />

Nutzpflanzen und -tieren ausgleichen zu können. Anfangs kann diese Erweiterung sich auf Honig- und<br />

Pollenproduktion erstrecken, später kann auf eine breite Palette von tierischen und pflanzlichen<br />

Produkten (Obst, Nüsse, Produkte von Kletterpflanzen) erweitert werden.<br />

der Wunsch, Brennholz und Baumaterial selber verfügbar zu haben<br />

die Sorge um Rückzugsräume für Wildtiere, besonders für Vögel, die wichtige Schädlingsbekämpfer<br />

sind<br />

Die Anlage von Wirtschaftswäldern kann je nach verfügbarem Maschinenpark und vorhandener<br />

Arbeitskraft, je nach landschaftlichen Gegebenheiten und je nach Zielen und Zwecken des Betriebs<br />

variieren. Im folgenden einige Beispiele von Systemen:<br />

BAUHOLZGEW<strong>IN</strong>NUNG VON DER WEIDE<br />

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Ausgesuchte, wertvolle Bäume setzt man in großzügigem Abstand in Reihen, um zwischen den<br />

Bäumen die Entwicklung einer Weide zu ermöglichen. Am besten legt man die Baumreihen entlang<br />

von Höhenlinien an. Sofern die Bäume robust genug sind, läßt man Tiere hinein, um die Weide<br />

abzugrasen (die Zeiteinteilung hängt für gewöhnlich von den gepflanzten Arten ab), bevor die Gräser<br />

gemäht oder zur Silage geerntet werden. Man kann sogar Nutzpflanzen anbauen oder den Bereich<br />

oberflächlich bewirtschaften, um beständig Fruchtbarkeit aufzubauen.<br />

Zu den bewährten Holz-Weide Zwischenfrüchten gehören die Schwarze Walnuß, einige Nadelhölzer (,<br />

... Einige davon brauchen ein wenig Pflegearbeit (Ausschneiden der unteren Äste usw.), um<br />

brauchbares Bauholz zu ergeben.<br />

BRENNHOLZERZEUGUNG<br />

Brennholz kommt in Form von Zapfen von Nadelbäumen, als Klaubholz, Schnittreste,<br />

Ausdünnungsholz, oder von Pionierpflanzen, die am Ende ihrer Nutzperiode gefällt werden. Mit<br />

zunehmender Reife des Waldes werden diese Arten von Holz jedoch immer knapper; das System<br />

sollte daher zwecks ständigen Ertrags des öfteren durch Neupflanzungen erweitert werden.<br />

Oft werden Waldstücke auf Bauernhöfen angelegt, um einen schnellen Umsatz an Brennholz zu<br />

liefern. Diese werden dann meist in einem Zyklus von 2-7 Jahren bewirtschaftet (wobei pro Jahr ein<br />

Siebtel bis zur Hälfte der Bäume gefällt wird). Je nach Baum kann Brennholz als Schnittrest oder<br />

Rutenholz geschnitten werden oder bis auf 4-10 cm dicke Klötze gezogen werden. Meist werden<br />

Brennholz liefernde Arten auf ständige Schnittholzfähigkeit (Nachwachsen vom Stamm) und hohen<br />

Brennwert getrimmt. Einige Eukalyptus- und Akazienarten haben diese Eigenschaften.<br />

STANGENHOLZ<br />

Stangenholz ist wichtig für Zäune, beim Hausbau und bei der Möbelherstellung. Robuste Hölzer für<br />

die Verwendung im Freien sind Kastanie, , Zedern ganz allgemein und Eukalyptus, der als<br />

verrottungsfest gilt (). Stangenholz von geringerer Haltbarkeit verwendet man im Inneren des Hauses,<br />

für Möbel und für Gerüste und Gußformen auf dem Bau.<br />

EDELHÖLZER MIT LANGER WUCHSZEIT<br />

Einen Teil des Anwesens kann man für die Kultivierung langsam wachsender Nutzhölzer wie<br />

Schwarze Walnuß, und einheimische Edelhölzer. Diese können auf Flächen gepflanzt werden, die<br />

keinen unmittelbaren Wert für den Bauern haben, doch muß man sich darum kümmern, daß sie gerade<br />

Stämme bekommen. Abbildung 5.8 zeigt verschiedene Waldbestände, die durch unterschiedliche<br />

Pflanzabstände, Arten und Pflege entstehen.<br />

Einige sehr edle Hölzer wie z. B. Schwarze Walnuß bringen nicht nur Jungbäume als Stangen hervor,<br />

sondern können auch als Unterlage fürs Veredeln verkauft werden, und im Reifestadium ermöglichen<br />

sie es dem Bauern, am Verkaufserlös zu verdienen. Bauholz-Bäume können mit schnellwüchsigen,<br />

vielfach verwendbaren Arten gemischt werden. zum Beispiel ist ein Pionierbaum und guter<br />

Bodenbildner. Er hat robustes Holz und wächst binnen 6-10 Jahren auf Pfostenhöhe; man kann ihn<br />

auch zwecks Brennholzgewinnung auslichten. Schließlich liefert er auch noch Hühnerfutter.<br />

Bambus ist eine weitere Holzart mit zahlreichen Nutzanwendungen im Haus. Obwohl er langsam<br />

wächst, kann man große Gruppen zerteilen und zwecks rascher Produktion auspflanzen. Bambusarten<br />

gedeihen von gemäßigten Gebieten bis in die Tropen, wobei tropische und subtropische Arten groß<br />

genug sind, um für Baugerüste, Möbel, Dachrinnen und Betonstützen verwendet werden zu können.<br />

Bambussprossen kann man auch essen, und die kleinen Blätter können als Mulch im Garten verwendet<br />

werden. Acht gegeben muß jedoch dort, wo Bambus sich ausbreiten und wichtige einheimische<br />

Vegetation verdrängen könnte, insbesondere entlang von Wasserläufen. Es ist besser, einen<br />

gruppenbildenden Bambus zu nehmen als einen sich ausbreitenden.<br />

89


HECKEN<br />

Schutzgürtel, Hecken und Tierschutz-Waldsysteme haben eine besondere Form als Windschutz ums<br />

Haus und ums Anwesen herum und als Zufluchtsort, den Tiere bei Hitze und Kälte aufsuchen können.<br />

Hecken- und Windschutz-Arten wählt man aus in Hinblick auf: ihre Obst- und Nußerträge, ihren<br />

Futterwert, Honig, spezielle Nahrung für Wildtiere, Weide, Mulch- und Stangenholzproduktion. Im<br />

Unterschied zu anderen Waldtypen können Hecken und Windschutzwälder zahlreiche Arten<br />

umfassen, da die Bäume nicht gefällt werden, um einen Ertrag zu bekommen, sondern eher ihre<br />

Früchte und Nüsse ausgewählt und gesammelt werden. Grenzhecken aus dornigen, ungenießbaren<br />

oder undurchdringlichen Pflanzen halten die meisten Nutztiere davon ab, in Gärten oder Felder hinein<br />

zu streunen. Siehe auch Kapitel 2 (ausführliche Bezugnahme auf Windschutz und Hecken).<br />

Die wichtigste Grundlage für den Aufbau eines Mischwalds sind die Pionierarten. Dies sind die<br />

schnellwüchsigen Leguminosenbäume, die den Boden aufbauen und Mulch und Schutz für langsamer<br />

wachsende Bäume bieten. Je nachdem, welche Arten man auswählt, liefern sie auch noch Honig für<br />

die Bienen und Samen als Hühnerfutter, und ihre Äste werden als Brennholz geschnitten.<br />

Man baut einen Baumbestand fleckenweise auf (falls nötig, über verschiedene Tropf-Systeme<br />

versorgt), da dies den Bäumen ermöglicht, sich gegenseitig zu schützen und sich durch Aussaat zu<br />

vermehren. Einzelpflanzungen werden leicht vernachlässigt, trocknen häufig aus, leiden unter<br />

Windbruch und werden von konkurrierendem Gras erstickt.<br />

Sträucher in der unteren Etage sind ein wichtiger Teil des Waldgefüges, da sie beim Aufbau eines<br />

Mikroklimas und bei der Bekämpfung des Grases helfen. Leguminosen-Sträucher reichern den Boden<br />

an und werden für jedes Schneid-und-nimm-System gebraucht. Jeder Nutzwald sollte als<br />

vielschichtiges Kronendach angelegt werden, und die Pflanzen sollten so gewählt werden, daß sie<br />

viele Erzeugnisse liefern. Neben Holz gibt es an Waldprodukten noch Mulch, Pilze (Shiitake), Honig,<br />

Kräutermedizin und Öle.<br />

NATURWALD<br />

In jedem Wald sollten wir einen Teil unbewirtschaftet belassen; er wird als Lebensraum und<br />

Futterspender für Wildtiere in seinem natürlichen Zustand belassen, und um empfindliche Oberhänge<br />

gegen Erosion zu schützen. Diese unberührten Bereiche sind sehr schöne, ruhige Plätze, die ihren<br />

eigenen besonderen Wert haben. Hier können wir über die Natur nachsinnen und etwas über uns selbst<br />

in der Natur lernen. Diejenigen unter den Lesern, die längere Zeit - über fünf Wochen - allein in einem<br />

Wald gewesen sind, wissen, daß man seine Identität als Mensch völlig verlieren kann. Man kann sich<br />

selbst nicht mehr von den Bäumen, den Tieren oder jeglichen anderen Lebewesen dort unterscheiden.<br />

Alle Ureinwohner und Stammesvölker müssen eine solche Phase allein in der Umwelt durchmachen.<br />

Danach nehmen sie sich nie wieder als getrennt wahr: Ich hier und Baum dort. Man wird ganz einfach<br />

zu einem Teil allen Lebens.<br />

Tropische Wälder sind von großer Vielfalt und haben große Bedeutung für die Gesundheit und das<br />

Gleichgewicht der ganzen Atmosphäre. Ein schwerer Fehler ist es, sich in solchen Wäldern auf Dauer<br />

niederzulassen und einen Teil davon zu roden (wie es zur Zeit in Brasilien und Sumatra geschieht). Es<br />

ist weit besser, die bereits besiedelten Gebiete produktiver zu machen und das Bevölkerungswachstum<br />

zu bremsen.<br />

Der Schutz und die Erweiterung der verbliebenen Wälder sind nicht nur ein globales, sondern auch ein<br />

Anliegen jedes Einzelnen. Der Wald ist der größte Reichtum der Erde; schätzen wir ihn wegen seiner<br />

vielen heilkräftigen Gaben, wegen des klaren Wassers, der atembaren Luft und wegen der Rohstoffe<br />

90


für unsere Zukunft, wegen des Honigs, der Artenvielfalt, des Gummis und der Nüsse, die nur von<br />

lebenden Bäumen geerntet werden können.<br />

5 . 3<br />

K U L T I V I E R U N G V O N G E T R E I D E U N D H Ü L S E N F R Ü C H T E N<br />

Die folgenden Abschnitte führen Beispiele für Getreideanbau in gemäßigtem und tropischem Klima<br />

auf. Dieser kann in beliebig kleinem oder großem Maßstab praktiziert und je nach Größe und<br />

Erschließung in Zone 2 oder 3 angelegt werden.<br />

GETREIDEANBAU <strong>IN</strong> GEMÄSSIGTEM KLIMA NACH FUKUOKA<br />

Bevor ich Masanobu Fukuokas "The one straw revolution" gelesen hatte, hatte ich das Gefühl gehabt,<br />

daß es keine befriedigende Grundlage für die Einbeziehung von Getreide und Hülsenfrüchten als<br />

Hauptfrüchte in die Permakultur gibt. Aber dieses System hat die Probleme des nicht pflügenden<br />

Getreideanbaus gelöst.<br />

Kurz, das System verbindet die herkömmliche Wechselwirtschaft: Hülsenfrucht - Getreide - Wurzel -<br />

Weide - Brache zu einer einzigen Getreide-Hülsenfrucht-Mischkultur. Der Clou daran ist, die nächste<br />

Frucht in die reifende Frucht hinein zu säen. Das System wendet das Prinzip des ständigen Mulchens<br />

an (mit Klee), dazu noch das des Doppelertrags von Winter- und Frühjahrsaussaat. Derart wird es<br />

möglich, den Getreidebedarf einer Familie mit geringem Flächenbedarf zu decken (400 m² oder<br />

weniger).<br />

Wenn Paddy-Reis angebaut werden soll, muß die Fläche zunächst begradigt oder geebnet werden, und<br />

ein niedriger Bund (kleiner Damm) muß rund um das Feld herum gebaut werden, so daß im Sommer<br />

etwa 5 cm Wasser den Boden bedecken können.<br />

Nach der Einebnung und Vorbereitung wird Kalk oder Dolomit verstreut, gewässert und für die<br />

Herbstpflanzung vorbereitet (Abbildung 5.9). Ich möchte hier auf mehr als ein Feld eingehen, um zu<br />

zeigen, wie verschiedene Pflanzen behandelt werden können.<br />

Im Herbst wird die Saat wie folgt ausgesät:<br />

Feld 1: Reis, weißer Klee, Roggen<br />

Feld 2: Reis, weißer Klee, Gerste<br />

Feld 3: Reis, weißer Klee, Hirse<br />

Feld 4: Reis, weißer Klee, Winterweizen<br />

Feld 5: Reis, weißer Klee, Hafer<br />

Der Reis liegt bis zum Frühjahr, und die anderen Früchte keimen bald nach der Aussaat.<br />

Frühherbst: Eine dünne Schicht Hühnerdung wird über das Feld verstreut. Nehmen Sie 1 kg Klee pro<br />

Hektar, vom Roggen und anderen Getreidesorten 7-16 kg/ha, vom Reis 6-11 kg/ha. Nehmen Sie<br />

behandelten Klee, falls es sich um die erste Ernte handelt. Die Saat kann man zuerst verstreuen und<br />

dann mit Stroh bedecken, um sie vor Vögeln zu schützen. Oder man vermischt das Saatgetreide mit<br />

Schlamm, drückt es durch ein Gitter und rollt es zu kleinen Kügelchen, oder befeuchtet es und<br />

schüttelt es auf Lehmstaub, um schlammüberzogene Pellets zu formen. Im zweiten Jahr werden dann<br />

Reis und Klee in den reifen Reis hinein gesät.<br />

Mittlerer Herbst: Der Reis des Vorjahres ist reif, die Ernte wird 2-3 Wochen lang auf Gestellen<br />

getrocknet und dann gedroschen. Das Stroh und die Spelzen des Reises werden auf das Feld<br />

zurückgebracht. Binnen eines Monats nach der Ernte wird entspelzter Reis neu ausgesät, knapp bevor<br />

das Stroh zurückgebracht wird.<br />

Winter: Leichte Beweidung der Winterfrucht durch Enten unterstützt den Austrieb der Pflanzen und<br />

bringt zusätzlichen Dünger. Überprüfen Sie etwaige "dünne" Flecken und säen Sie diese so bald als<br />

möglich. Wenn die Frucht eine Höhe von etwa 15 cm erreicht hat, können ungefähr 100 Enten pro<br />

91


Hektar Schädlinge dezimieren und Dünger hinterlassen. Felder (oder Paddies) hält man zu dieser Zeit<br />

gut unter Wasser.<br />

Frühjahr: Sehen Sie nach, ob der Reis wächst und säen sie, falls nötig, dünne Flecken nach.<br />

Spätes Frühjahr: Roggen, Gerste usw. werden geerntet und 7-10 Tage zum Trocknen aufgehäuft. Der<br />

Reis liegt darnieder, erfängt sich aber wieder. Wenn andere Getreidearten gedroschen werden, bringt<br />

man das gesamte Stroh und die Spelzen auf die Felder zurück, wobei jede Strohart auf ein anderes<br />

Feld gebracht wird, also:<br />

Feld 1: Hafer<br />

Feld 2: Roggen<br />

Feld 3: Gerste<br />

Feld 4: Hirse<br />

Feld 5: Weizen<br />

Frühsommer: Es bleibt nur noch der Reis übrig. Es kann vorkommen, daß Sommerunkräuter<br />

hervorsprießen; diese kann man durch 7-10tägiges Fluten schwächen, bis der Klee gelb, aber nicht tot<br />

ist. Der Reis wächst bis zur Ernte weiter.<br />

Sommer: Das Feld bleibt zu 50-80% mit Reis bestanden, während die Samen anderer Getreide für die<br />

Aussaat im Frühherbst vorbereitet werden. Der Kreislauf geht dann weiter wie oben, nur wird nun das<br />

Stroh der neuen Ernte zum Mulchen verwendet.<br />

Jeder muß seine eigenen Techniken und Artenmischungen entwickeln; aber sobald ein Kreislauf<br />

einmal vollkommen ist, gibt es keine weitere Bearbeitung mehr, und Strohmulch ist das einzige<br />

Unkrautbekämpfungsmittel. Es ist hilfreich, wenn die Fläche um die Naßfelder herum mit oder einer<br />

anderen Unkraut unterdrückenden Schutzpflanze bestanden ist. Mulch mit Sägespänen im<br />

Grenzbereich verhindert ein neuerliches Eindringen von Unkraut von den Naßfeldern oder der<br />

Umgebung.<br />

Wo Paddy nicht kultiviert werden kann, können Trockenreis oder andere Getreide verwendet werden<br />

und Sprühberegnung das sommerliche Fluten ersetzen. In Monsun-Gebieten sollte der Sommerregen<br />

ausreichen. Wo kein Reis angebaut werden kann (z. B. in sehr kühlen Gegenden), können andere<br />

Getreide als Ersatz verwendet werden, und es könnten kurze Zyklen entwickelt werden<br />

(Frühlingsweizen oder Mais z. B. werden im zeitigen Frühjahr gesät, wobei Hafer, Gerste oder Weizen<br />

Winterfrüchte sind). Es können auch andere Leguminosen ausprobiert werden.<br />

Weitere nützliche Systeme und Daten sind nachzulesen in No-Tillage Farming von Philips und<br />

Young, Reiman Associates, Wisconsin, 1973 (ein Buch, das unglücklicherweise auf Großmaschinen<br />

und Chemie ausgerichtet ist). Roggen und Weizen werden in Soja-Kulturen hineingesät, sobald die<br />

Blätter von letzteren zu fallen beginnen; die fallenden Blätter verbergen die Saat vor den Vögeln.<br />

Sojabohnen (oder andere Leguminosen) werden in die Stoppeln von Hafer, Gerste, Weizen oder Reis<br />

hineingesät, ebenso Lespedeza, das im Herbst geerntet wird. Erbsen pflanzt man nach Mais, und auf<br />

grüne Erbsen folgt wieder Mais. Weitere Nutzpflanzen, die keine Bodenbearbeitung brauchen, sind<br />

die Gurke, die Wassermelone, die Tomate, die Baumwolle, der Tabak, die Zuckerrübe, der Pfeffer, die<br />

Wicke und die Sonnenblume.<br />

Fukuokas Buch liefert noch weit mehr Information über Gärtnern ohne Umgraben für Obst und<br />

Gemüse. Bei der Baumbewirtschaftung verwendet er anstelle von Klee 12 Akazienbäume pro Hektar.<br />

Er hält diesen Kreislauf ohne Umgraben seit 35 Jahren aufrecht, und sein Boden hat sich ohne jeden<br />

anderen Dünger als Hühner- und Gänsemist verbessert, ohne Spritzmittel und ohne Pflanzengifte.<br />

ALLEEKULTUR-METHODEN FÜR <strong>DIE</strong> MONSUN-TROPEN<br />

Alleekultur ist der Anbau von Nutzpflanzen zwischen Reihen von häufig geschnittenen<br />

Leguminosenbäumen wie , wobei deren Zweige und Blätter als Dünger und Mulch für die<br />

92


Nutzpflanzen dienen. Da die Mulchschichten sich zersetzen, geben sie wertvolle Nährstoffe in den<br />

Boden ab und ernähren Würmer.<br />

Ein Hauptfruchtbereich von Reis, Senfsaat, Taro, Weizen, Mais, Erdäpfeln usw. kann in 2-4 Meter<br />

breiten Streifen zwischen den Leguminosenhecken angelegt werden, welche wiederholt auf 0,3 Meter<br />

zurückgeschnitten werden, um erneut auszutreiben. Im Winter (kühl, trocken) erntet man Senf,<br />

Weizen, Kleemulch und Hirse; in der Regenzeit Mais, Reis, Taro und Bohnen. Zu den teilweise<br />

kommerziell verwertbaren Nutzpflanzen gehören Ingwer, , Ananas, Melonen und Kürbisse. Um die<br />

Gefahr von Bodenkrankheiten hintanzuhalten, planen Sie einen Beete-Kreislauf, so daß zum Beispiel<br />

die Erdäpfel über einen Zeitraum von 5 Jahren hinweg jährlich verlegt werden.<br />

Der Boden wird durch Umgraben vorbereitet, und entlang der Höhenlinien legt man lange Wälle an.<br />

Etwaige Mängel des Bodens gleicht man am besten zu diesem Zeitpunkt aus, wobei man Blut und<br />

Knochen zugibt und mit Stroh mulcht. Sowohl die Nutzpflanzen als auch die Leguminosenbäume<br />

pflanzt man wie in Abbildung 5.10 gezeigt.<br />

Studien am Internationalen Institut für Tropische Landwirtschaft in Nigeria zeigen, daß sieben Jahre<br />

hindurch fünfmal jährlich geschnitten werden können, bevor man sie ersetzen muß. Je nach bedarf<br />

kann man diese Hecken weiterwachsen lassen (wobei man die Anbaufläche brach liegen läßt oder<br />

schattenverträgliche Arten wie Ananas pflanzt), um während der Trockenzeit Viehfutter zu haben.<br />

Zusammen mit Gräsern wie vervollständigen sie das Futter von Schafen und Ziegen auf "Schneidenund-Verfüttern"-Basis.<br />

Einige Reihen kann man wegen des Brennholzes bis auf Jungbaum-Größe wachsen lassen, was in<br />

Ländern, wo Brennholz zum Kochen gebraucht wird, nützlich ist.<br />

Das Prinzip der Alleekultur braucht nicht auf die Tropen beschränkt zu bleiben (obwohl es wegen der<br />

extremeren Ausmaße von Feuchtigkeit und Wärme für dieses Klima am besten geeignet ist).<br />

"Schneiden-und-Mulchen"- und "Schneiden-und-Verfüttern"-Systeme sind auch für gemäßigtes Klima<br />

entwickelt worden und schließen Tagasaste, Pappel und Weide ein.<br />

TRADITIONELLE MISCHKULTURSYSTEME E<strong>IN</strong>ES TROCKENEN MONSUN-GEBIETS<br />

Dekka ist eine trockene Gegend in Südindien, wo viele Kleinbauern Feldfrüchte auf traditionelle Art<br />

mit nichthybridem Saatgut anpflanzen. Die traditionellen kleinen Felder Dekkas bilden eine<br />

Fruchtgilde mit dazugehörigen Wirtschaftsbäumen und Hecken, die Honig, Stickstoff (Leguminosen),<br />

Obst und Nüsse liefern und ungefähr aus den folgenden nebeneinander wachsenden Gruppen<br />

bestehen:<br />

Hauptfrucht: Normalerweise eine Getreideart, eine Getreideleguminose oder eine Knollen-<br />

/Wurzelfrucht, wie zum Beispiel Sorghum, Hirse, Mais, Reis, Weizen, Hafer, Gerste, Roggen,<br />

Erdäpfel, Cassava, Süßkartoffel, turmeric, Ingwer, Kichererbse, Taubenerbse, black gram,<br />

Mungobohne.<br />

Leguminosen: Bäume, Sträucher oder Kletterpflanzen, die Stickstoff und Humus in den Boden<br />

abgeben und Kleinnährstoffe von Blättern, Honig und Rückzugsraum für Raubtiere bieten. Zu diesen<br />

Bäumen gehören ; zu den kleineren Leguminosen gehören . Dauerhafte Bäume pflanzt man zu 35-50<br />

Stück pro Hektar; diese stehen das ganze Jahr über in den Feldern.<br />

Blumen: Häufig Kräuter aus der Familie der (Dill, Fenchel, Koriander usw.) und (Sonnenblume,<br />

Ringelblume, Safran). Ebenso sind viele der blühenden Ölsaaten nützlich, wie Sesam und Senf zum<br />

Beispiel.<br />

93


Bodendesinfikatoren oder Wurmtöter: Ringelblume, Sesammulch und Wurzeln, nasturtium, Der<br />

Mulch dient als Wirt für räuberische Pilze und unterdrückt auch Unkräuter.<br />

Solche Gilden von Nutzpflanzen werden kaum von Insekten befallen. Die wenigen Nutzpflanzen, die<br />

tatsächlich schwer befallen werden, können belassen werden, um die Räuber zu fördern; denn der<br />

Ausfall einer Nutzpflanze macht in der Gesamtsumme aller Erträge sehr wenig aus. Jeder Gärtner<br />

weiß um gelegentliche Ausfälle aufgrund von Witterungsschwankungen, aber auch um besonders gute<br />

Jahre mit fetten Ernten.<br />

Hecken und üppig bewachsene Ackerränder, ungemähte Straßenränder, Teiche, steingefüllte Löcher,<br />

Haufen von altem Holz, mulchgefüllte Löcher im Boden und umgefallene Pfosten an Grenzen<br />

beherbergen viele Arten von Raubtieren wie Frösche, Vögel, Eidechsen, Libellen usw., die helfen,<br />

Schädlinge kurz zu halten.<br />

In Dekka gebräuchliche Zwischenpflanzen<br />

Eine häufige Drei-Frucht-Kombination besteht aus Sorghum, Kuhbohne und Taubenbohne, die in<br />

Alleekulturen in Reihen von 2 Metern Abstand gezogen werden. Als erstes wird Sorghum geerntet;<br />

die gedörrten Stengel werden als Viehfutter eingelagert. Die Taubenbohne wird im Oktober und<br />

November geerntet und kann, falls mehrjährig, ausgelichtet werden; die Blätter werden in Reihen mit<br />

Sorghumstroh und Kuhbohnen-Kletterpflanzen gegeben. Am Rand des Feldes werden oft<br />

Sonnenblumen gepflanzt. Zwischen die Reihen der Taubenbohnen kann man Hafer oder Weizen als<br />

Winterfrucht säen und damit eine vierfache Erntefolge erhalten, die machbar wäre, wenn man den<br />

Sorghum durch Mais ersetzt.<br />

Eine gängige Gelegenheitsaussaat blühender Nutzpflanzen umfaßt Koriander, . Flachsreihen können<br />

durch diese Felder gezogen werden, zusammen mit Schwarzem Sesam; gelegentlich werden auch<br />

Fenchel oder Dill dazugegeben. Ein solcher Bestand lebt mit Blüten und Insekten von Mitte bis Ende<br />

November. ist ein verbreitetes Kraut, das bisweilen als Rindfutter geerntet wird und zu dieser Zeit auf<br />

verlassenen Feldern vorherrscht. Ende Oktober, Anfang November kann auch die Mung-Bohne<br />

geerntet werden.<br />

Eine weitere Drei-Frucht-Kombination ist Zuckerrohr mit und einem Unterwuchs von . In diesem Fall<br />

ist Zuckerrohr die Hauptfrucht und wird bewässert. Im Oktober wird das Rohr in Bündel geschnürt,<br />

um mehr Licht zum durchzulassen, oder man schneidet es alle 3 Jahre und läßt auf dem Feld oder<br />

schneidet es als Stangenholz oder Futter. Eine Variante dazu ist, turmeric zur Hauptfrucht zu machen<br />

und sesbania und Kastor Ölpflanze quer durchs Feld zu verstreuen, so daß es wie eine Niedersavanne<br />

aussieht.<br />

Randzonen-Mosaike mit größeren Sonnenblumen, Kastorbohnen oder Mais-Streifen oder können<br />

kleinere oder windempfindlichere Nutzpflanzen schützen. Hecken alle 30-50 Meter bringen viele<br />

Erträge und haben vielfache Wirkungen für die Nutzpflanzen. Die Abbildungen 5.11 und 5.13 zeigen<br />

Felder mit Hecken, Windschutz, Alleekultur und Swales.<br />

Feldgeometrie in Monsungebieten<br />

Die Art, wie Böden gefurcht und geformt werden, um den Abfluß des Wassers und damit verbundene<br />

Erosion zu verhindern, ist in subtropischen bis tropischen Landwirtschaften wichtig. Viele<br />

Hügelbauern nutzen Terrassen, Swales, Deiche und Dämme, während die Bauern im Flachland<br />

(weniger als 3% Gefälle) einfache Streumuster für Mischsaat anwenden können. Einige der<br />

wichtigsten geometrischen Pflanztechniken für Mischkulturfelder sind Abbildung 5.12 zu entnehmen.<br />

Die Böden werden oft rechteckig gefurcht (bis zu 20 cm Höhe an den Grenzwällen); man nennt sie<br />

"Kuchenform"-Felder, in denen jedes kleine Rechteck nur 2 x 3 oder 3 x 4 Meter groß ist, so daß in<br />

der Regenzeit nichts abfließen kann. Mit dieser Technik der Feldeinteilung kann man sogar außerhalb<br />

der Saison oder bei Winterregen Gemüse und Perlhirse anbauen. Alle diese Methoden können<br />

94


natürlich auch kombiniert werden. Flachs- und Sonnenblumen-Streifen können zwischen 2-3 Meter<br />

auseinanderliegenden Taubenerbsen-Alleen liegen, und in diese hinein kann man ein paar große<br />

Leguminsosen- oder Feldbäume pflanzen, insgesamt etwa 40 pro Hektar. Einige Streifen werden mit<br />

einer Mischung von 5 oder mehr Arten von blühenden Nutzpflanzen und "willkommenen Unkräutern"<br />

wie besät, und Reihen von Getreide liegen zwischen Alleen von Taubenerbsen.<br />

5 . 4<br />

B R E N N S T O F F E<br />

Brennstoffe wie Methan lassen sich nicht nur aus tierischen Exkrementen gewinnen, sondern auch aus<br />

verrottendem Laub und aus Zweigen unter einem reifen Wald. Zerkleinerte Blätter und Äste kann man<br />

in einer Biogasanlage zu Methan verarbeiten, das sich zum Kochen, zum Heizen und als Treibstoff für<br />

Fahrzeuge verwenden läßt. Jedoch sollte man sämtliche Reste und Abfälle in den Wald zurückbringen,<br />

wo sie zu Nährstoffen für weiteres Wachstum werden. Eine ausführliche Erklärung solcher Bio-<br />

Energiesysteme ist nachzulesen in "Eine andere Art von Garten" von Ida and Jean Pain (siehe die<br />

Literaturhinweise am Ende dieses Kapitels).<br />

Zur Gewinnung flüssiger Brennstoffe pflanzt man Arten, die Zucker liefern, welchen man in Alkohol<br />

umwandeln kann (. Den Baum selbst fällt man nicht, sondern sammelt den Saft (bei Palmen) oder die<br />

Früchte. Getreidearten ohne oder mit wenig Bodenbearbeitung und stärkehaltige Wurzelfrüchte,<br />

zuckerreiche Carob-Bohnen, Pflaumen, Zuckerrohr und Zuckerrüben können allesamt zu Alkohol-<br />

Brennstoffen umgewandelt werden. Die Rückstände des Fermentationsprozesses können dem<br />

Bauernhof als Mulch, Viehfutter und Dünger zurückgegeben werden. Keine wichtigen Substanzen<br />

gehen verloren; es ist eher so, daß alle Produkte, die nicht direkt als Brennstoff genutzt werden, als<br />

Tierfutter (Schweine, Würmer, Fische) wiederverwertet werden, um wieder Nahrung zu erzeugen und<br />

die Nährstoffe daher einen Kreislauf vollziehen.<br />

Ungefähr 5-10% der Wirtschaftsfläche für die Brennstofferzeugung würden genügen, um<br />

Selbstversorgung mit Brennstoffen zu gewährleisten, mit einiger Reserve. Der Flächenbedarf könnte<br />

sinken, wenn Zuckerschoten erzeugende Baumkulturen entwickelt werden.<br />

Die Technologie ist wohlbekannt, aber der Vorwand ist, daß wir mehr "Forschung" bräuchten, um dies<br />

in Australien zu entwickeln. Dummes Gewäsch! 60% aller brasilianischen Autos fahren mit Alkohol,<br />

und Tausende US-Farmer verwenden bereits ihre eigenen Destillationsanlagen. Diese sind besonders<br />

wichtig, da die Energiepreise immer weiter steigen. Das möglicherweise beste Argument für Alkohol-<br />

Treibstoff ist, daß er mit der schleichenden Bleivergiftung aus Autoabgasen Schluß macht und damit<br />

die gesundheitliche Belastung in den Städten vermindert. Der langfristige Vorteil ist der, daß die<br />

Gefahr einer Klimaverschiebung aufgrund der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Rodung von<br />

Wäldern vermindert oder vermieden werden kann.<br />

Die Bauernhöfe und die städtischen Mülldeponien sind die potentiellen zukünftigen Lieferanten<br />

wichtiger Brenn- und Treibstoffe. Mit mehr Fahrrad-"Autobahnen", mehr und leistungsfähigerer Bahn<br />

und mehr Schiffstransport kann jedes Land in wichtigen Transportbelangen eigenständig werden.<br />

Das Problem besteht in der Zentralisierung der Macht in großen Versorgungseinrichtungen. Es werden<br />

Unsummen ausgegeben, um die Leute über das "Benzinsparen" aufzuklären, während der gleiche<br />

Betrag für billige Destillationsanlagen, die ein Dorf oder eine kleine Stadt eigenständig machen<br />

könnten, "nicht vorhanden" ist. Die Absicht dahinter ist offensichtlich; man will uns dazu bringen, bei<br />

Öl- oder Gasprodukten, bei Blei und Verschmutzung, zu bleiben, bis die Öl-Multis sich auch die<br />

Alkohol-Treibstoffe einverleibt haben. Man muß Leuten, die uns alle für verrückt oder vertrottelt<br />

halten, oder daß es eine riesige Verschwörung gibt, die Menschen unten und draußen zu halten,<br />

vergeben. Ich neige zur Ansicht, daß beides irgendwie zutrifft.<br />

95


5 . 5<br />

E R W E R B S P R O D U K T I O N<br />

Für den gewerblichen Obstgarten, Getreide- und Saatgutanbau, Erwerbsgärten und kleine Tierzuchten<br />

(Geflügel, Schweine) sind kleine Flächen von 5 Morgen (ca. 2 ha) besser geeignet als große Flächen<br />

mit Monokulturen oder auch Doppelnutzung. Es ist unmöglich, eine große Fläche vollständig zu<br />

mulchen, zu bewässern, zu pflegen und dazu noch eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren für<br />

verschiedenste Funktionen und Erträge aufzubauen, wie es in der Größenordnung von Zone 1 und 2<br />

erreichbar ist. Großflächiges Wirtschaften neigt deshalb zur Vereinfachung.<br />

Dieses Problem kann jedoch durch ein Modell gemeinschaftlichen Arbeitens gelöst werden, in dem<br />

Familien oder Gruppen sich darauf einigen, Arbeit und Erzeugnisse aufzuteilen, so daß einer für den<br />

Obstgarten verantwortlich ist, während ein anderer daneben Gemüse anbaut oder Geflügel züchtet.<br />

Noch ein anderer könnte zur Blütezeit zwecks Bestäubung (und Honigerzeugung) Bienen bringen und<br />

sich um die Brennholzplantage kümmern, die mit Obst- und Nußbäumen durchsetzt ist.<br />

Kleinere Wirtschaften können meist leicht von einer Bauernfamilie, zu bestimmten Jahreszeiten mit<br />

Hilfskräften, geführt werden und dank Mischkulturen und intensiver Betreuung hohe Erträge liefern.<br />

Im folgenden einige Regeln für die Vermarktung von Erträgen:<br />

Wählen Sie Nutzpflanzen mit niedrigem Gewicht (Nüsse, Beeren, Öl, Honig), das hält die<br />

Transportkosten gering<br />

Wählen Sie eine Frucht, die mit einfachen Mitteln so verarbeitet werden kann, daß die Größe des<br />

Erzeugnisses verringert, die Lagerfähigkeit verlängert und/oder die Wertschöpfung erhöht wird (z. B.<br />

Verkauf von Brombeermarmelade statt der Brombeeren selbst)<br />

Vertreiben Sie ihre Haupterzeugnisse (1) über Bioläden oder (2) über spezielle Abnehmer wie<br />

Feinkostläden oder Gaststätten (z. B. Trüffeln, Kräuter, Shiitake-Pilze)<br />

Kultivieren Sie haltbare Erzeugnisse (Getreide, Nüsse, Honig, Brennholz), die das ganze Jahr über<br />

verkauft werden können<br />

Senken Sie Ihre Kosten durch die Verwendung von Abfällen und indem Sie sämtliche herrenlosen<br />

Bäume in der Umgebung abernten<br />

Erzeugen Sie Ihre Produkte in wirtschaftlich vernünftigen Mengen; probieren Sie auch ein paar wenig<br />

bekannte Erzeugnisse () aus, um die Aufgeschlossenheit Ihrer örtlichen Klientel zu erkunden.<br />

Zu den Verkaufsmethoden gehören:<br />

Direktes Verkaufen auf Märkten in der Umgebung oder am Straßenrand; Selbsternte-Felder;<br />

Vertriebsgemeinschaften; Versand oder Vertrieb mit fixen Abonnenten (über Erzeuger-Verbraucher-<br />

Genossenschaften, wobei der Bauer für Abnehmer in der Stadt auf Vertrag anbaut). Diese Idee stammt<br />

aus Japan und wird nun auch in den U.S.A. immer beliebter, wo eine Familie für Obst und Gemüse der<br />

Saison im voraus 20 $ pro Woche bezahlt; die Bauern liefern jede Woche eine Palette von bis zu 50<br />

Produkten bis vor ihre Tür.<br />

An Tätigkeiten und Erzeugnissen sind empfehlenswert:<br />

Zucht von Wasser- und Gewässerrandpflanzen einschließlich Fischfutter, insektenanlockenden<br />

Pflanzen, mehrjährigen Sumpfpflanzen als Bienenfutter, Entenfutter und Rückzugsraum für Wildtiere.<br />

Auch Verkauf eßbarer oder schöner Wasserpflanzen, z. B. Lilie, Lotus, Wasserkastanie<br />

Zucht von Beeren und Kletterpflanzen besonders in gemäßigten Gegenden, mit Verkauf von Pflanzen,<br />

Selbsternte-Feldern, Planung und Gestaltung von Lauben<br />

Spezialzuchten mit schwer erhältlichen eßbaren und anderen Permakultur-Pflanzen (Tagasaste, ), auch<br />

Bienenfutterpflanzen und solchen, die Vögel, Schmetterlinge und Raubinsekten anlocken<br />

Saatguthandel: Sammlung, Anbau und Verkauf nützlicher und ungewöhnlicher Saaten; kann mit<br />

obigen Spezialzuchten kombiniert werden<br />

Ungewöhnliche oder nützliche Tiere, z. B. Seidenzwerghühner für Gärten, unkrautfressende Gänse,<br />

Seiden- und Regenwürmer, Zugpferde, Milchziegen oder -kühe, spezielle Ziegen oder Schafe (wegen<br />

guter Wolle) und Wachteln für Treibhäuser. Tierverleih (Hühner- oder Schweinetraktor oder<br />

-düngung, Schafe und Gänse als Rasenmäher, brombeerfressende Ziegen)<br />

96


Hecken- und Baumschule speziell für die nähere Umgebung; umfaßt Waldbäume für die<br />

Neubepflanzung von Wirtschaftswäldern, Windschutzbäume, Futterpflanzen für Tiere,<br />

Pionierpflanzen, Bambus und ausgewählte hochwertige Baumkultur-Arten<br />

Allgemeine landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Bioobst, -nüsse und -gemüse, Eier, Milch, Schaffelle,<br />

Brennholz, Frischfleisch, Produkte aus der Teichbewirtschaftung, Schnittblumen<br />

Weiterverarbeitete Erzeugnisse zwecks höherer Wertschöpfung (aber mehr Arbeit) wie Räucherfisch<br />

und -fleisch, Dörrobst, Marmeladen, milchsauer vergorenes Gemüse, Federn (Gänsedaunen und<br />

Pfauenfedern), Trockenblumen (Buketts und Kränze)<br />

Handwerksmaterial aus dem Schnittabfall von Weide, Birke, und Bambus. Auch natürliche Farben<br />

von Rinden, Blüten und Früchten<br />

Insektentötende Mixturen wie Grundfarbe aus Blättern und Beeren des Zedernbaums; Verkauf<br />

insektentötender Pflanzen (z. B. Knoblauch, ,<br />

Pflanzenpräparate wie natürliche Shampoos und Seifen, Hautpflege, Beinwell und andere<br />

medizinische Salben, auch Kräutertees (Kamille, Himbeerblätter, Zitronenverbene, Hagebutte, Minze)<br />

Tourismus: Gesundheitsfarm, Urlaub am Bauernhof, Sommerlager, Veranstaltungsort für Kurse und<br />

Seminare<br />

Lehre und Beratung über Permakultur-Systeme; eine Karriere, die daheim beginnt und Sie in die<br />

ganze Welt führen kann!<br />

Es gibt noch viel, viel mehr Verdienstmöglichkeiten, die allein durch intensive und effiziente Nutzung<br />

eines Stückes Land, auch eines kleinen, geschaffen werden können. Was es dazu braucht, ist nur<br />

anfängliche Planung, ein wenig Geld und Phantasie.<br />

5 . 6<br />

Q U E L L E N U N D W E I T E R F Ü H R E N D E L I T E R A T U R<br />

Breckwoldt, Roland, Wildlife in the Home Paddock: Nature Conservation for Australian Farmers,<br />

Angus & Robertson, 1983<br />

Dept. of National Development, The Use of Trees and Shrubs in the Dry Country of Australia, Forest<br />

& Timber Bureau, 1972. (Nutzung von Bäumen als Bodenschutz, in der Forstwirtschaft, als Tierfutter<br />

und für die Honigerzeugung)<br />

Douglas, J. S. und Robert A. de Hart, Forest Farming, Watkins, London, 1976<br />

Fukuoka, Masanobu, The One-Straw-Revolution, Rodale Press, Emmaus, 1978<br />

Fukuoka, Masanobu, The Natural Way of Farming, Japan Publications, Inc., Tokio & New York, 1985<br />

King, F. H., Farmers of Forty Centuries: Permanent Agriculture in China, Korea, and Japan, 1911,<br />

Rodale Press, Emmaus<br />

Logsden, Gene, Small-scale Grain Growing, Rodale Press, Emmaus, 1977<br />

NSW Forestry Commission, Trees and Shrubs for Eastern Australia, NSW University Press, 1980<br />

Pain, Ida und Jean, Another Kind of Garden, im Eigenverlag veröffentlicht in Frankreich, 1982. Zu<br />

beziehen von Biothermal Energy Center, PO Box 3112, Portland, ME 04101, U.S.A.<br />

Reid, Rowan, und Geoff, Wilson, Agroforestry in Australia and New Zealand, Goddard & Dobson,<br />

Box Hill, Victoria 3128, 1985<br />

Smith, J. Russell, Tree crops: A Permanent Agriculture, Devine-Adair, Old Greenwich, 1950<br />

97


Snook, Laurence C., Tagasaste (Tree Lucerne) High Production Fodder Crop, Night Owl Publishers,<br />

Shepparton, VIC 3630, 1986<br />

Turner, Newman, Fertility Pastures and Cover Crops, 1974. Zu beziehen von Rateaver, Pauma<br />

Valley, California 92061 (ein wertvoller Führer für Kräuterwiesen in gemäßigten Zonen und<br />

biologische Landwirtschaft)<br />

Kapitel 6<br />

TIERFÜTTERUNG UND AQUAKULTUR<br />

"Du hast kein Schneckenproblem; Du hast einen Gänsemangel!"<br />

Bill Mollison<br />

6 . 1<br />

E I N F Ü H R U N G<br />

Wenn man eine Permakultur als vollständiges Ökosystem betrachtet, sind Tiere wichtig, um den<br />

Pflanzenbewuchs und Schädlinge im Griff zu behalten und um den grundlegenden Nährstoffkreislauf<br />

eines Bauernhofs zu schließen. Trotz ihrer Schwäche bei der Eiweißumwandlung sind sie aufgrund der<br />

Vielfalt ihrer Produkte von unschätzbarem Wert. Abbildung 6.1 zeigt Bedürfnisse, Produkte und<br />

Funktionen von Tieren im Gefüge.<br />

Im Prinzip kann man Tiere nutzen als:<br />

Lieferanten hochwertiger Dünger<br />

Befruchter und Weidetiere, die in einer Permakultur verstreute Stoffe einsammeln<br />

Wärmequellen; die abgestrahlte Körperwärme kann man in geschlossenen Systemen wie Treibhäusern<br />

und Scheunen verwenden<br />

Gaslieferanten (Kohlendioxid und Methan), wiederum für geschlossene Systeme wie Treibhäuser und<br />

Biogas-Anlagen<br />

"Traktoren", die Böden umgraben. Geflügel und Schweine sind leistungsfähige bodenwendende,<br />

unkrautjätende und düngende "Maschinen" für eingezäunte Flächen<br />

Zugtiere für den Betrieb von Pumpen und Fahrzeugen<br />

Pioniere zur Rodung und Düngung schwieriger Flächen vor der Bepflanzung, z. B. Ziegen in<br />

Brombeerfeldern<br />

Schädlingsbekämpfung durch das Auffressen der Puppen und Eier von Schädlingen in Fallobst, auf<br />

Bäumen oder Sträuchern<br />

Sammler und Verdichter bestimmter Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphate von Fliegen und<br />

Wespen<br />

Reinigungsfilter für Wasser (z. B. Muscheln)<br />

98


Kurzweider, die beim Feuerschutz helfen<br />

Vegetarier können auch Tiere nutzen (eingeschlechtliche oder sterilisierte Bestände), und zwar als<br />

Lieferanten von Fasern, Eiern und Milch; als Weidetiere wegen des Feuerschutzes und als<br />

Düngerproduzenten für Obst- und Gemüsegärten.<br />

In einem Permakultursystem pflanzt man eine Menge Tiernahrung (Früchte, Laub, Schoten, Nüsse,<br />

Samen und Knollen) so an, daß die Tiere sich ihr Futter selber suchen und das meiste, was sie<br />

brauchen, aus der Natur nehmen; gleichzeitig düngen sie, halten Bewuchs und Schädlinge kurz und<br />

wandeln Pflanzen in Eiweiß um. Frei laufende Tiere setzen langsamer Gewicht an als solche, die mit<br />

Konzentratnahrung gefüttert werden, aber der Fettanteil ist geringer, und die Fette sind weich und<br />

ungesättigt. Die Vielfalt und Gleichmäßigkeit der Ernährung von Freiläufern ist für die Gesundheit der<br />

Tiere von elementarer Bedeutung.<br />

Um wichtiges Futter bereitzustellen, müssen wir die Bedürfnisse und Eigenheiten jedes Tieres<br />

studieren und unsere Bepflanzung entsprechend planen (Hühner z. B. scharren, Gänse weiden,<br />

Schweine wühlen). Die folgenden Abschnitte geben einen kurzen Überblick über einige wichtige<br />

Tiere einschließlich ihrer Bedürfnisse, Eigenheiten und Produkte.<br />

6 . 2<br />

T I E R E I N Z O N E 1<br />

Folgende Kleintiere kann man in jede passende Zone geben, je nach Bestandsgröße. Kaninchen,<br />

Tauben und Wachteln sind im allgemeinen in der Nähe, während andere Vögel sich in den Zonen 2-4<br />

aufhalten.<br />

KAN<strong>IN</strong>CHEN<br />

Kaninchen liefern sowohl Dünger für den Garten als auch eßbares Fleisch. Sie weiden und grasen und<br />

fressen Gras, weiche Kräuter und Zweige und einige Haushaltsabfälle. Sie wühlen im Boden und<br />

richten Schaden an Böden und Pflanzen an, wenn man sie nicht ordentlich einsperrt. Sie liefern Felle<br />

(Angorahasen liefern wertvolles Haar, das man von Zeit zu Zeit auskämmt und verkauft oder selber<br />

verwendet), Fleisch und Dünger.<br />

Wenn man ihre Ställe über Wurmkisten plaziert, wird ihr Kot in wertvollen Kompost umgewandelt<br />

(Abbildung 6.2). Oder man verbindet die Hasenställe mit einem Auslauf, der mit Futterpflanzen wie<br />

Luzernen (Alfalfa), Tagasaste oder Klee bepflanzt ist. Man kann Kaninchen auch in einem<br />

beweglichen Käfig zwischen den Reihen des Gartens grasen lassen.<br />

TAUBEN UND WACHTELN<br />

Tauben werden überall auf der Welt gehalten; man schätzt sie wegen ihres phosphatreichen Düngers.<br />

Man hält sie in Käfigen oberhalb des Erdbodens und kehrt ihren Kot von unten weg oder baut<br />

Taubenschläge und sammelt Dünger und Jungvögel regelmäßig ein (Abbildung 6.3). Tauben fressen<br />

Samen und Getreide, die man im Garten anbauen kann (Mais, Sonnenblumensamen, Erbsen, Weizen).<br />

Sie liefern Eier und Jungvögel.<br />

Wachteln sind in Japan fester Bestandteil kleiner Bauernhöfe; sie liefern Eier und Fleisch und<br />

brauchen wenig Pflege. Da sie Insektenfresser sind, rühren sie die Gartenpflanzen nicht an und können<br />

in Treibhäusern sehr nützlich sein (solange sie in heißen Sommermonaten nach draußen können).<br />

99


MEERSCHWE<strong>IN</strong>CHEN<br />

Meerschweinchen sind in einigen südamerikanischen Ländern eine wichtige Eiweißquelle; sie werden<br />

dort nahe beim (oder auch buchstäblich im) Haus gehalten und mit Gartenabfällen und Samen<br />

gefüttert. Sie sind nützlich beim Abweiden von Unkraut rund um kleine Bäume herum, entweder in<br />

einem Käfig durch weiten Maschendraht hindurch oder sogar freilaufend (man muß ihnen aber einen<br />

kleinen Stall geben, um sie vor Falken zu schützen).<br />

ENTEN<br />

Enten sind hervorragende Permakultur-Tiere und haben viele Vorteile. Man kann sie ohne<br />

komplizierte Unterbringung züchten, und sie gedeihen bestens mit natürlichem Futter. Sie säubern<br />

Gewässer von Grünalgen, Wasserunkräutern und Knollen und düngen sie gleichzeitig, was die Fischund<br />

Aalproduktion fördert. In den Gärten fressen Sie Insekten, Nackt- und Gehäuseschnecken, und da<br />

sie nicht scharren und kein reifes Gemüse fressen, kann man sie bei Bedarf in den Garten lassen, damit<br />

sie die Insekten dezimieren. Achtung: Kleine Pflanzen zertreten sie; es gibt auch einige Entenarten<br />

(Muscovies), die Grünpflanzen fressen, obwohl sie sich dabei meistens auf Gras beschränken.<br />

Da Enten nicht im Mulch scharren, kann man sie in gemulchten Obst- und Gemüsegarten frei laufen<br />

lassen. Enten legen 98% ihrer Eier vor 10 Uhr vormittags und können daher schon zeitig ins Freie<br />

gelassen werden; sie sind auch dressierbar und kommen abends zurück zum Stall (dazu muß man sie<br />

allerdings mit Händen voll Getreide erziehen).<br />

Sie haben ein paar Nachteile; sie fressen beispielsweise viele der Abfälle, die von Hühnern verzehrt<br />

werden, nicht, und sie verwandeln ein kleines Gehege in ein Schlammbad, außer der Boden ist sandig<br />

oder gut entwässert, oder man bedeckt ihn mit 10-15 cm grobem pea gravel und legt das Gehege auf<br />

einem Hang an.<br />

Enten ernähren sich von:<br />

Fleisch: Krustentiere, Nackt- und Gehäuseschnecken, Maden und Larven<br />

Grünzeug: verwelkter Beinwell, Klee, Luzerne, Löwenzahn, sukkulente Gräser<br />

Wasserpflanzen: Azolla, ...<br />

Baumfutter: ...<br />

Getreide: Mais, Hafer, Weizen (am besten geschrotet oder gemahlen, oder ein paar Tage lang<br />

eingeweicht, bis es weich ist und teilweise anzukeimen beginnt)<br />

Abbildung 6.4 zeigt Möglichkeiten, wie Enten Eier legen können, ohne von Füchsen, Goannas oder<br />

Schlangen belästigt zu werden.<br />

GÄNSE<br />

Gänse sind in der Fütterung billig; sie leben von Gräsern (bermuda ...), Klee, Luzerne und<br />

verschiedenen Unkräutern wie .... Viele breitblättrige Pflanzen sind für sie ungenießbar; daher<br />

verwendet man sie zur Kurzhaltung von Gras im Erwerbslandbau, bei Gewässern und Rasen. Sie<br />

befreien Erdbeeren, Tabak, Baumwolle, Minze, Spargel, Mais, Zuckerrohr, Zuckerrübe, Blumen,<br />

Weintrauben, Obstgärten, Nußhaine und Baumschulen von Unkraut. Sie düngen Felder und<br />

Obstgärten, ohne Mulch wegzuscharren. Sie arbeiten sieben Tage pro Woche ohne Bezahlung, Urlaub<br />

oder Streiks. Wer könnte noch mehr verlangen?<br />

100


Man kann Gänse auch als "Wachhunde" einsetzen, da sie bei Annäherung Fremder laut Alarm<br />

schlagen. Man hat ihnen sogar beigebracht, Schafe zu hüten. Weiters sind sie nützlich aufgrund ihrer<br />

Eier, ihres Fleisches und ihrer Federn.<br />

Bei der Verwendung als Unkrautjäter in Kulturen oder Obstgärten ist Vorsicht geboten, da sie mit<br />

ihren Füßen kleine Pflanzen zertreten können und reifende Früchte fressen. Und obwohl sie<br />

ausgezeichnete Rasenmäher sind, bevorzugen sie kurze, sukkulente Weiden; es kann also sein, daß<br />

man manche Flächen im Frühjahr, während des üppigsten Wachstums, ein- oder zweimal mähen muß.<br />

BIENEN<br />

Bienen sind für Obst- und Gemüsegarten als Befruchter nützlich. Sie liefern Honig, Pollen,<br />

Bienenwachs und brauchen Wasser und nie versiegende Nektarquellen (Blüten). Wenn man am<br />

gleichen Ort das ganze Jahr über Bienen halten will, muß man für jeden Monat ein vollständiges<br />

Weidesystem planen. Dennoch schwanken Blüten und Nektarerträge von Jahr zu Jahr stark, je nach<br />

Wetterverhältnissen; zeitweilig muß man die Bienen also mit Zuckerwasser füttern oder die Stöcke<br />

einige Kilometer weit zu anderen Nektarquellen verfrachten.<br />

Als Bienenweide kommen einheimische Gewächse und Weidepflanzen wie Klee und Luzerne in<br />

Betracht; Obstbäume (Apfel, Kirsche, Mandel, Pfirsich, Pflaume); Beerensträucher und Kräuter<br />

(Lavendel, , Beinwell). Eine Kombination aus diesen stellt eine nahezu beständige Versorgung mit<br />

Nektar sicher, außer in Gegenden mit strengen Wintern (Schnee).<br />

6 . 3<br />

G E F L Ü G E L W E I D E N<br />

Wo immer möglich sollte Zone 2 einen Auslauf für stark düngende Tiere, wie Hühner zum Beispiel,<br />

enthalten, die man am Übergang zu Zone 1 oder dort ganz in der Nähe unterbringt. So kann man einen<br />

größeren Bereich (Zone 2) ausnutzen, um einen kleineren (Zone 1) durch einen tierischen Umwandler<br />

zu bereichern.<br />

Abgesehen von ihren unmittelbaren Produkten wie Eier, Fleisch, Federn und Dung fressen Hühner<br />

auch Insekten, Unkraut und Fallobst. Sie scharren eine Fläche sauber, wenn man sie in einem kleinen<br />

Gehege einsperrt, und man kann sie in einem abgezäunten Grenzbereich (z. B. zwischen Gemüse- und<br />

Obstgarten) patrouillieren lassen, um Unkrautarten am Eindringen in den Gemüsegarten zu hindern.<br />

Dieses Scharrverhalten ist besonders als vorbeugender Brandschutz im Feuersektor nützlich.<br />

Obwohl Geflügel keine Pflege und Betreuung braucht, gestaltet man ein Permakultursystem so, daß<br />

die Vögel sich ihr Futter selbst suchen können und ihre Bedürfnisse selbständig decken. Man muß ein<br />

Hühnerweidesystem, das die Bedürfnisse der Hühner befriedigt und ihre Produkte nutzt, also<br />

sorgfältig planen.<br />

Strohplatz<br />

Der Strohplatz ist ein kleiner Bereich, der an den Hühnerstall anschließt und Nutzbäume, Sträucher,<br />

Futterpflanzen und stachligen Unterschlupf für die Aufzucht von Küken enthält. Diese pflanzt man<br />

entweder vor dem Einlassen der Hühner oder schützt sie in den ersten Jahren vor diesen. Zum Schutz<br />

der Bäume kann man groben Mulch aus Zweigen und Steinen verwenden, wobei man den Mulch mit<br />

einem Gitter mittlerer Maschengröße davor bewahrt, von den Hühnern weggescharrt zu werden. Den<br />

Strohplatz selbst mulcht man ständig stark mit Stroh, Sägespänen, Maisstoppeln, Heckenverschnitt,<br />

Holzflocken, kleinen Ästen, Nadeln von Nadelbäumen, Blättern, Unkraut und Rinde. Wenn der<br />

Strohplatz an den Garten grenzt, kann man den Hühnern Grünzeug und Schnittreste über den Zaun<br />

werfen.<br />

101


In den Strohplatz münden verschiedene Ställe oder Gehege, die in Abfolge mit Grünzeug, Getreide,<br />

Wurzeln und Obst angelegt werden. Die Hühner versetzt man entweder gemäß den Jahreszeiten oder<br />

nach Reife des Bewuchses (Abbildung 6.5). Darüber hinaus kann der Strohplatz auch mit den<br />

Weidesystemen von Zone 2 und 3 verbunden sein.<br />

Pflanzenarten<br />

Nützliche Pflanzenarten sollte man dem Klima entsprechend entwickeln, ebenso nach Maßgabe des<br />

Wassers. Eine solche Liste sollte Pflanzen enthalten, die folgendes bieten:<br />

Stachelbewehrte Sträucher zum Schutz der Hühner gegen Raubvögel (meist Falken), z. B. Prosopis<br />

juliflora oder irgendeine ortsangepaßte dornige Pflanze<br />

Obst, das gefressen werden kann, sowie es reift und von den Bäumen und Sträuchern fällt, z. B.<br />

Maulbeere, Bocksdorn, Taupata, Holunder, Passionsfrucht.<br />

Körnerfutter wie z. B. Mais, Hirse, Weizen, Buchweizen, Hafer, Bohnen und Erbsen, Taubenbohnen,<br />

taupata. Viele Körner- und Samenarten kann man sammeln und für die Wintermonate, wo das Futter<br />

am Boden knapp wird, lagern. Dazu gehören Eicheln, Sonnenblumensamen, Mais und Johannisbrot.<br />

Samenfutter wie Tagasaste, Sonnenblume, Amaranth, Akazien, black locust ...<br />

Grünfutter. Hühner fressen jegliches frische Grün einschließlich Gartenkräuter, Beinwell, lespedeza<br />

Anderes: Küchenabfälle außer Schalen von Zitrusfrüchten, Kaffee- und Teesud und Zwiebelschalen.<br />

Mineralien: Sand, Eierschalen, Knochenmehl, Asche, zerriebene Muschelschalen. Heilkräuter:<br />

Knoblauch, wormwood, geschnittene Brennesseln<br />

Darüber hinaus brauchen Hühner Eiweiß in Form von Insektennahrung. Man kann durch die<br />

Aufstellung alter Holzklötze auf dem Strohplatz eine Termiten- und falle errichten und den Hühnern<br />

durch gelegentliches Umdrehen ein Festessen bieten. Eingerollte Zeitungen, die man abends auf<br />

Bäumen und Sträuchern anbringt, kann man am nächsten Morgen auf dem Strohplatz ausschütteln und<br />

den Hühnern damit Leckerbissen liefern.<br />

KOMMENTIERTE ARTENLISTE FÜR GEFLÜGELWEIDEN <strong>IN</strong> WARM-GEMÄSSIGTEN<br />

KLIMATEN<br />

Die folgende Liste ist bestimmt nicht erschöpfend; in Ihrem Heimatgebiet gibt es wohl viele weitere<br />

einheimische Arten, die Sie hinzufügen können.<br />

Arten mit Samen und Schoten im Sommer<br />

Tagasaste: Selbstaussaat im Früh- und Hochsommer. Eßbares Laub, auch für Schafe, Rinder und<br />

Ziegen. Leguminoser Stickstoffbinder.<br />

Sibirischer : Futter für Geflügel und Schutz vor Räubern; hat auch eßbare Samen. Verwendbar als<br />

Windschutz, Bodendecker, Bienenweide und Bodenbildner (Leguminose).<br />

Honey locust: Samen und Schoten lagert man zum Mahlen. Dient auch als Windschutz und Futter für<br />

größere Tiere. Black locust liefert auch Samen (seine Blätter sind für größere Tiere giftig).<br />

Akazien wie ... für hartsamige Arten. Akazien eignen sich gut als Windschutz, binden Stickstoff, und<br />

ihr Laub kann an Vieh verfüttert werden.<br />

Bäume und Sträucher, die lagerfähige (Herbst - Frühling) Nüsse liefern<br />

102


Schwarze und Persische Walnuß: Die Nüsse können 12 Monate lang gelagert werden. Auch als<br />

Bauholz und Windschutz wertvoll.<br />

Kastanie: Nur 6 Monate lagerfähig, sofern man sie nicht kühlt oder an der Sonne trocknet.<br />

Eichen: Nahezu alle Eicheln sind für Geflügel eßbar. Sie sind leicht zu ernten; man lagert sie entweder<br />

in feuchter Erde, getrocknet oder für kurze Zeiträume auch frisch.<br />

Beeren und Früchte, die Fruchtfleisch oder Samen liefern (Spätsommer - Winter)<br />

Weiße und Schwarze Maulbeeren: Wichtiges Geflügelfutter mit hohem Eiweißgehalt. Desgleichen<br />

Holunder.<br />

Bocksdorn: Dornige Hecken mit Beeren und Samen, die von Geflügel gern aufgesucht werden.<br />

Windfest.<br />

Taupata: Eine nützliche und ausdauernde Pflanzengruppe aus Neuseeland für Küsten, Sümpfe, als<br />

Unterwuchs und Schutzpflanzen. Die meisten sind zweigeschlechtlich und brauchen ungefähr 5%<br />

männliche Pflanzen. Fast alle können aus Ablegern gezogen werden. Das Vieh mag die Blätter, die<br />

auch einen hohen Düngewert haben. Hühnerzüchtende Ziergärtner können die Bäume gut zu Hecken<br />

stutzen.<br />

Amelanchier: Liefert ein Sortiment an Beerenfutter (z. B. serviceberry); auch ... Diese Pflanzen bilden<br />

ein dornige Schutzhecke für Hühner.<br />

Tamarillo: Kurzlebiger Baum-Strauch, reift in 2 Jahren, liefert Unmengen von wohlschmeckenden<br />

Früchten. Weitere Solanum...<br />

Kletterpflanzen für Zäune und Rankgerüste<br />

Passionsfrucht: Die meisten Passionsfrüchte sind tropisch oder subtropisch; die<br />

Bananenpassionsfrucht (Passiflora mollissima) hält aber leichten Frost aus.<br />

Choko (chayote): Rankende, immergrüne Kletterpflanze, die großes, grünes Gemüse liefert. Starkes<br />

Wachstum in den Tropen, kann verwendet werden, um Flächen mit schädlichem Bewuchs (z. B.<br />

Lantana) zu bedecken.<br />

Dolichos: Ein- und mehrjährige Bohnen; es gibt davon Arten für gemäßigtes bis tropisches Klima,<br />

immergrüne mehrjährige bis einjährige.<br />

Grünzeug und Samen als Krautschicht<br />

Bei großflächiger Freilaufhaltung kann man eine Krautschicht aus Kleearten, medics, Luzernen,<br />

Zichorie und Fenchel zusammen mit verschiedenen Gräsern säen. Enten und Gänse mögen auch die<br />

Ähren von Roggengräsern und Klee. Pokeweed wird von Vögeln gefressen, vor allem von Tauben.<br />

Auch Hirse, Lupinenarten und mehrjährigen Buchweizen kann man anbauen.<br />

Arten für die Aussaat in versetzten Strohgehegen<br />

Sonnenblume: grüne Teile werden gefressen; die Köpfe lagert man im Herbst für den Winter ein.<br />

Hirse, Mais, Buchweizen und die gebräuchlichen Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer usw.:<br />

man sät sie in einer Fruchtfolge, so daß das Geflügel kleines Grünzeug bekommt und ein wenig für<br />

Wintersaat übrig bleibt. Auch Leguminosen wie Felderbsen.<br />

103


Amaranth: Hält sehr viel aus; Samenkörner für Geflügel geeignet. Auch Quinoa.<br />

Kräuter, Unkräuter und Schnittfutter<br />

Shepherds purse: Dieses Kraut ist ein hervorragendes Geflügelfutter und hat eine fördernde Wirkung<br />

aufs Eierlegen. Da es auf Flächen, auf denen es nicht erwünscht ist, normalerweise lästig ist, ist<br />

Geflügel eine wertvolle Gegenmaßnahme. Auch chickweed (Geflügel frißt die Samen).<br />

Cleavers: Ein weiteres "Unkraut", das für Geflügel eine nützliche Samen- und Grünfrucht ist; es ist<br />

eine wichtige Quelle von Eisen und Jod. Bei freilaufendem Geflügel muß man Cleaver-Pflanzungen<br />

eventuell mit brush oder mit Netzen versehenen Umzäunungen schützen.<br />

Chard oder silver beet: Eine pflegeleichte Gartenpflanze, die man eigens für Geflügel drauf säen und<br />

vom Garten aus über den Zaun ins Strohgehege werfen kann.<br />

Wenn man Hühner unter bestimmten Bedingungen im Garten hält, "pflügen" sie eine Fläche um und<br />

hinterlassen sie vollständig gedüngt. Man entwirft feste oder bewegliche (mit Hühnerzaun versehene)<br />

Vorrichtungen, die zu Gartenbeeten oder -bereichen passen, in welche man nach der Ernte und vor der<br />

Neubepflanzung Hühner läßt. Dies geht normalerweise nur bei großen Beeten, wo man eine Kultur in<br />

einem Zug aberntet; bei kleinen Beeten am Wegrand, nahe beim Haus, eher weniger. Zwerghühner<br />

sind klein und fressen hauptsächlich Insekten, Raupen und Nacktschnecken; die Pflanzen lassen sie in<br />

Ruhe.<br />

Die Abbildungen 6.6 und 6.7 geben eine Vorstellung von Hühnerweide-Wäldern sowohl auf einem<br />

ländlichen Anwesen als auch in einem Vorstadtgarten.<br />

Abbildung 6.8 zeigt ein hühnerbeheiztes Treibhaus, das ein selbstregulierendes Gebäude ist. Im<br />

Winter heizt das Treibhaus über Lüftungsklappen den Hühnerstall (und die Körperwärme der Hühner<br />

hält das Treibhaus warm), während man im Sommer die Lüftungsklappen schließt und die Hühner die<br />

meiste Zeit draußen nach Futter suchen. Die beiden Teile sind voneinander abgeschirmt; es gibt aber<br />

eine Tür oder einen anderen Zugang, um die Eier von den Hühnernestern einsammeln und den<br />

Hühnern etwaiges Grünzeug vom Treibhaus verfüttern zu können. Die Hühner geben dem Treibhaus<br />

Kohlendioxid und Federstaub, daneben auch Dünger und Streu, die letztlich kompostiert wird.<br />

TROPISCHER HÜHNERTRAKTOR<br />

Das folgende ist ein Mustersystem, das von Dano Gorsich aus Molokai, Hawai, entwickelt wurde. Das<br />

System selbst ist nicht auf die Tropen beschränkt und kann in veränderter Form für gemäßigte<br />

Gegenden und sogar für Trockengebiete angepaßt werden, sofern es dort eine ergiebige Wasserquelle<br />

gibt. Die Pflanzen wachsen in solchen Klimaten nicht so schnell wie in den Tropen; es müssen also<br />

Anpassungen erfolgen.<br />

Um eine Fläche von 0,2 Hektar vorzubereiten, teilt man die Fläche auf fünf Gehege von ungefähr 10 x<br />

6 Metern auf. Man belegt ein Gehege mit ca. 50 Hühnern (Legehennen), bis alle Gräser und Unkräuter<br />

abgeweidet und vertilgt sind. Die Gehege kann man so anlegen wie in Abbildung 6.5, so daß nur ein<br />

Hühnerstall mit Legenestern benötigt wird. Streuen Sie ein wenig Kalk und verlegen Sie die Hühner<br />

ins nächste Gehege; eggen oder rechen Sie den Boden des ersten Geheges und pflanzen Sie eine<br />

Kultur (Melonen, Chinakohl, Paradeiser usw.) Pflanzen Sie dazu noch Leucaena oder andere<br />

Leguminosen knapp außerhalb des Geheges zusammen mit ca. 15 Papaya- oder Bananensetzlingen.<br />

Jedes Gehege hat eine kleine Sitzstange und Legenester, die zu allen Gehegen verlegt werden können;<br />

Wasser und Nahrung werden eingebracht.<br />

104


Nachdem die Hühner das zweite Gehege leergeputzt haben (nach 6-10 Wochen), erntet man das erste<br />

ab und pflanzt dort Wurzelgemüse. Das zweite Gehege bepflanzt man so wie zuvor das erste. In<br />

einigen der Gehege pflanzt man wichtige tropische Obst- und Nußbäume.<br />

Sobald die Hühner das dritte Gehege ausgeräumt haben, erntet man das zweite Gehege ab (10<br />

Wochen). Im ersten Gehege gräbt man die Wurzeln aus, das dritte bepflanzt man mit grünen<br />

Nutzpflanzen (Erbsen, Bohnen, brassica) ... usw. usf.<br />

Die Hühner gibt man wieder ins erste Gehege, nachdem die Wurzeln heraußen und Früchte und<br />

Bäume gut gewachsen oder ausreichend geschützt sind. Dieses Gehege besät man, 10 Wochen bevor<br />

man die Hühner wieder einläßt, mit Buchweizen, Sonnenblumen, Taubenerbsen, Reis oder Gerste.<br />

Getreide und Ähren lagert man in Büscheln, die man unter einem Dach aufhängt und verfüttert sie<br />

nach Bedarf zusammen mit Papayas und Bananen an die Hühner. Die Samen von Leucaena fallen ins<br />

Gehege. Abbildung 6.9 zeigt die Abfolge für ein Gehege.<br />

Nach einem Jahr können sich die Hühner selbständig von Getreide, Ernteabfällen und Papayas<br />

ernähren. Man kann sie auch täglich aus einem Gehege herauslassen, um sie Grünzeug fressen zu<br />

lassen. Wenn die Obstbäume dicht gepflanzt sind und die Gemüsegehege verschatten, kann man das<br />

System auf frische Wiesen ausdehnen (nahe bei den vorherigen Gehegen), die man dann für Blatt- und<br />

Wurzelgemüse, Getreide und gemischte Obstkulturen nutzt. Nach zwei Jahren ist eine Fläche von<br />

einem Joch (knapp ein halber Hektar) sehr ertragreich. Wir haben es hier mit einem kombinierten<br />

System zu tun, in dem Hühner sowohl als Arbeitskräfte als auch als Produzenten benutzt werden.<br />

Genauso einfach könnte man auch Schweine einsetzen.<br />

6 . 4<br />

S C H W E I N E W E I D E N<br />

Schweine suchen ihr Futter von Natur aus in Wäldern und Sümpfen und grasen, suchen und wühlen<br />

(sie graben Wurzeln und Knollen aus). Sie grasen alle Gräser, Kräuter und liegenden Schlingpflanzen<br />

ab, suchen nach Fallobst und Nüssen (Maulbeeren, persimmons, Feigen, Mango, Johannisbrot,<br />

Eicheln, Avokados usw.) und graben Yams, Erdäpfel, Bambus, Pfeilwurzel, bracken ... aus.<br />

Freilaufende Schweine sind gesünder, in der Fütterung billiger und haben weniger gesättigtes Fett als<br />

in Ställen gehaltene. Sie eignen sich jedoch nicht immer für Schinken und brauchen unter Umständen<br />

2-4 Wochen Getreidefutter um die Fette zu härten (sättigen). Winterliche Stallhaltung kann in<br />

Gegenden mit kalten Wintern nötig sein, und für eine Sau und deren Wurf braucht man ein<br />

Ferkelgehege.<br />

Schweine hält man am billigsten, wo Molkerei-, Obstgarten-, Wurzel- oder Fleischabfälle anfallen,<br />

und sie kommen auch mit Überbleibseln von Gaststätten und Haushalten gut zurecht. Eine gute Weide<br />

bietet Leguminosen (Klee, Luzerne), Beinwell, Zichorie und junge Gräser. Schweine fressen davon 11<br />

kg Grüngewicht pro Tag, sie haben größeren Appetit als eingesperrte Artgenossen. Sie brauchen auch<br />

Samen, Obst, Körner und Nüsse.<br />

Um ein bepflanztes Freilaufgehege anzulegen, sollte man den Boden eggen (nicht pflügen) und<br />

kalken, dann mit einem guten Gras-Leguminosen-Gemisch besäen, wobei man Beinwell, sunroot in<br />

die Eggfurchen drückt. Bäume kann man knapp außerhalb der Zäune und in mit Stromzäunen<br />

geschützte Ecken setzen. Jeder Obstbaum ist nützlich, und auf reife Obstgärten wirken Schweine<br />

vorteilhaft.<br />

In einem großen Betrieb "pflügen" 20 Schweine auf 4000 m² (1 Joch) die Fläche durch Scharren und<br />

Wühlen für die Pflanzung von Beinwell, sunroot, Luzerne, Zichorie und Klee. Dann läßt man sie<br />

brach liegen. Die Schweine beseitigen gorse, Brombeeren und kleine Sträucher. Nach ihnen kann man<br />

eine Wiese ansäen, dann eine Weide für Rinder, danach wieder für Schweine.<br />

105


Die Entwicklung eines vollständigen Weideangebots braucht 3-5 Jahre, und auch dann muß den<br />

Schweinen noch manches davon über den Zaun geworfen werden, wie z. B. Bananen und Papayas, da<br />

die Schweine Jungbäume ruinieren können.<br />

Die Abbildungen 6.10 bis 6.12 zeigen Modelle für Schweinesysteme.<br />

6 . 5<br />

Z I E G E N<br />

Abgesehen von ihrem Wert als Milch- und Fleischlieferanten sind Ziegen bei der Rodung von<br />

Neuland nützlich. Auf verwilderten Weiden mit gorse oder Brombeeren kann man die Ziegen für die<br />

Vorbereitung auf zukünftige Pflanzungen einsetzen, wobei man sie entweder vorübergehend<br />

gruppenweise in Gehege sperrt oder einzeln anpflockt und alle paar Tage verlegt. Wenn man hierfür<br />

Milchziegen einsetzt, muß man ihnen auch feste Nahrung geben, um eine gute Milchleistung zu<br />

erreichen.<br />

Für eine geringe Anzahl von Ziegen (1-3) kann man ein Gehege mit Maschenzaun anlegen, das von<br />

Bäumen und Sträuchern bis zu zwei Meter breit gesäumt wird. Um mehr Randzone zu erhalten, kann<br />

man im Gehege selbst zwei Reihen Tagasaste pflanzen wie in Abbildung 6.13 dargestellt. Es gibt ein<br />

paar Bäume, die weidende Ziegen aushalten; zu diesen gehören Trauerweide, Maulbeere, tree medic,<br />

einige Akazienarten, leucaena, Tagasaste und Holunder. Ziegen mögen Eicheln und die Schoten von<br />

Johannisbrot, Honey locust ...<br />

Für Kulturpflanzen sind Ziegen sehr schädlich, weil sie, vom Grasen abgesehen, Baumrinden<br />

abknabbern. Anpflocken und die Verwendung von Baumschutz ermöglichen vorübergehendes<br />

Einlassen von Ziegen in die heikleren Teile des Anwesens, aber Ziegenhaltung in großem Stil ist mit<br />

Permakultur nicht vereinbar.<br />

6 . 6<br />

W I E S E N P F L A N Z E N U N D G R O S S E T I E R W E I D E N<br />

Wiesen und Weiden für Kühe und Schafe sind meist ziemlich weitläufig (8 Hektar oder mehr, bei<br />

geeigneter Landschaft und passendem Klima, ernähren genug Vieh für einen bescheidenen<br />

Lebensunterhalt). Obwohl man einen Großteil der Fläche mit Gräsern und Leguminosen wie Klee<br />

besät, sind die Bäume in diesem Gefüge besonders wichtig, um folgende Funktionen zu erfüllen:<br />

In Dürrezeiten oder Zeiten, wenn Gräser spärlich wachsen, Futter zu geben<br />

Vieh gegen scharfen Wind, vor Schnee, Regen und Sonne zu schützen (Windschutz und<br />

Schattenspender)<br />

Bei ausgemergelten Böden Wiederaufbau der Bodenfruchtbarkeit durch Laubfall und<br />

stickstoffbindende Leguminosen<br />

Schutz von Wasserbecken oberhalb von Dämmen und an steileren Hängen (Rinder müssen von diesen<br />

Bereichen ferngehalten werden)<br />

Erosionsschutz auf Hängen und in Gräben<br />

PLANUNG E<strong>IN</strong>ER AUSGEWOGENEN FUTTERVERSORGUNG<br />

Weidetiere brauchen eine Wasserquelle, bei Schlechtwetter einen Unterschlupf, einen Salzlecker und<br />

Nahrung, die man einteilen kann in (a) ein- und mehrjährige Gräser und Leguminosen, (b)<br />

106


Zuckerschoten wie Johannisbrot und honey locust (Sommer), (c) Kohlenhydrate wie gekeimtes<br />

Getreide und Silage (Winter) sowie (d) Blätter, um übers Jahr ständig Futter zu haben.<br />

Das uralte Problem einer jahreszeitlichen Futterknappheit wird in Abbildung 6.14 dargestellt. In<br />

gemäßigtem Klima, wo Winterregen vorherrscht, erreichen sowohl ein- als auch mehrjährige<br />

Wiesenpflanzen ihr stärkstes Wachstum im Frühling; im Herbst gibt es einen schwächeren<br />

Wachstumsschub, wenn früh Regen fällt.<br />

Obwohl der Verkauf von Jungvieh oder das Auslichten der Herden nach dem Werfen den<br />

sommerlichen Futterbedarf senkt, ist nicht zu übersehen, daß es im Hochsommer und im Winter einen<br />

Futtermangel gibt, ersteres wegen der Dürre im Sommer, letzteres wegen der Kälte und des langsamen<br />

Wachstums der Pflanzen.<br />

Ergänzungen durch Baumfrüchte sollte man einplanen, um die Lücken zu füllen, die die Wiese allein<br />

offen läßt. Hochsommerliches Futter liefern zum Beispiel die Schoten von Johannisbrot und honey<br />

locust, die Blätter von taupata, pampas grass und Tagasaste, Winterfutter die gleichen Blattpflanzen<br />

und die große Vielfalt von Eichen (Eicheln), Kastanie und Schwarze Walnuß (Nüsse). Beide<br />

Nahrungsarten sind festes, hochwertiges Kraftfutter, das eine effizientere Nutzung trockener Weiden<br />

ermöglicht.<br />

Früher hat man Laub von kurrajong, Weide und Pappel geschnitten, um Herden über die Dürre zu<br />

bringen. Für Weidesysteme unter einem Futterwald pflanzt man Streifen niedrigen Futterlaubs, wo<br />

man Herden für kürzere Zeiträume hintreiben kann. In Neuseeland hat man umzäunte Tagasaste-<br />

Hecken mit großem Erfolg eingesetzt; die Kühe und Schafe können die Pflanzen nicht umbringen,<br />

aber die nachwachsenden sukkulenten Blätter durch die Maschen des Zauns hindurch abknabbern,<br />

wenn man sie während der Wachstumszeit der Pflanzen etwa einmal im Monat in den Bereich hinein<br />

läßt (Abbildung 6.15).<br />

Ein allmählicher (4-10 Jahre) Übergang zum rechten Maß an Baumfruchtarten würde den Bedarf an<br />

teuren Futtererntemaschinen, an Lagerung und Verarbeitung von Futtergetreide und Heumahd reiner<br />

Wiesenbewirtschaftung, wie wir sie heute kennen, beseitigen. Dies ist auch für die Tiere, die sich bei<br />

arger Hitze in den Wald zurückziehen und die Wiesen in den milderen Zeiten des Frühlings und<br />

Herbstes bevölkern können, angenehm und wohltuend.<br />

Als weitere Vorteile ergeben sich sodann, daß die Herden weit weniger Hitze- und Kältestreß<br />

ausgesetzt sind und sowohl der Bauer als auch die Herden übers ganze Jahr weniger Kraft<br />

verbrauchen. Schätzungsweise 15% des Rindfleischertrags gehen nur durch fehlenden Unterschlupf<br />

verloren. Richard St. Barbe-Baker behauptet, daß, wenn man 22% der Fläche mit Nutzbäumen<br />

bepflanzt, sich auf den verbleibenden 78% der Fläche die Erträge verdoppeln, so daß in Wirklichkeit<br />

durch Waldbau keine Erträge verloren gehen.<br />

Um rundherum Hecken aufzubauen, säen oder pflanzen Sie darunter Luzerne, Beinwell, Zichorie,<br />

Löwenzahn und eine mittelhohe Pflanzung mit Tagasaste, siberian pea tree, ... und eine hohe<br />

Obergeschoß-Pflanzung mit Weide, Pappel (ausgesuchte hochwertige Futtersorten), white oak und<br />

bekanntermaßen beliebte holzige Futterpflanzen (). Derartige Hecken könnte man so gestalten, daß sie<br />

pro Jahr 10% der Fläche bedecken, bis zum vierten Jahr; dann wären 40% der Fläche mit einer breiten,<br />

vielfältigen, umlaufenden Hecke aus tiefverwurzelten Sträuchern bestanden, und es gäbe hohe<br />

Futterbäume und sogar hochwertige Nutzhölzer (Abbildung 6.16). Nach vier bis fünf Jahren kann<br />

man, befristet und unter Aufsicht, Vieh wie Schafe und ein paar junge Kühe hineinlassen, um die<br />

Fläche abzugrasen. Von den Jahren 6-8 an kann man längere Weidezeiten zulassen, und in Notfällen<br />

kann man Arten wie Weide und Pappel schneiden und als Notnahrung an die Tiere verfüttern.<br />

Ein Doppelzaunsystem ist beim Aufbau einer Permakultur-Hecke oder eines -Windschutzes auf einer<br />

bestehenden Weide in freiem Land mit Rindern oder anderen großen Tieren von Nutzen (Abbildung<br />

6.17). Zaunstrecken bieten sich für Windschutz an, und in den inneren Bereichen können den Zäunen<br />

entlang aufgehäufte Steine und die Pflanzung von Hecken nach und nach einige Zäune ersetzen. Eine<br />

107


dichte, gemischte Hecke aus stachligen Sträuchern mit einer niedrigen Steinmauer ist für die meisten<br />

Tiere so gut wie undurchdringlich.<br />

Hecken steigern die Ertragskraft des Gefüges beträchtlich und liefern Obst, Nüsse, Holz (z. B.<br />

Bambus), Tierfutter, Bienennahrung, Lebensraum für Vögel und Nahrung für den Menschen. Darüber<br />

hinaus wirken sie als Windschutz und Sonnenfallen.<br />

Kraftfutter hat in diesem System Platz, und zwar als Futter in Zeiten knappen Weideangebots, zum<br />

Mästen und zur Aufrechterhaltung der Milch- und Eierproduktion. Der Neigung, zwecks rascher<br />

Gewichtszunahme ausschließlich Konzentrate zu verfüttern, sollten sie aber nicht nachgeben.<br />

Natürliches Kraftfutter (honey locust, Johannisbrot, Eicheln, Kastanien, Getreide) sollte aus dem<br />

System selbst kommen.<br />

Obwohl man diese Kraftnahrung an manche Tiere roh verfüttern kann, kann ein Schroten, Einweichen<br />

und Keimenlassen nötig sein; dies um so mehr, als das Keimen die Qualität mancher Vitamine um ein<br />

Vielfaches steigert. Am besten eignen sich Getreide, die bei mäßigen Temperaturen keimen: Weizen,<br />

Buchweizen, Luzerne, Hafer, Gerste, Reis, Sojabohnen, Mungbohnen, Linsen, Erbsen, Kichererbsen,<br />

Kürbis, Kresse, Sonnenblumensamen, fenugreek, Sesam und Roggen (all diese können natürlich auch<br />

für menschliche Nahrung gekeimt werden). Heu und Silage von wertvolleren Futterpflanzen des<br />

Anwesens, wie Luzerne, können für den Winter aufgehoben werden.<br />

Zweck solcher Weide-Futterbaum-Systeme ist es, über Dung und stickstoffbindende Leguminosen<br />

ständig Nährstoffe im Kreislauf von Pflanzen zu Tieren und zurück in den Boden zu bewegen und die<br />

Vielfalt der Erzeugnisse des Bauernhofs zu vergrößern. Baumprodukte wie Johannisbrot und Kastanie<br />

können auch noch direkter in Zucker, Brennstoffe, Nahrungszusätze, Mehle usw. umgewandelt<br />

werden. Dies ist von großem Wert, wenn der Absatz von Wolle, Häuten und Fleisch nachläßt und<br />

verschafft dem Waldbauern einen großen Vorteil gegenüber dem reinen Wiesenbauern, der an einen<br />

einzigen Markt oder ein einziges Erzeugnis gebunden ist.<br />

In einer Welt, deren Wirtschaft von den Energiekosten bestimmt wird, müssen sich die Bauern der<br />

Möglichkeiten der Polykultur voll bewußt werden. Ein einseitiges System kann durch einen Faktor<br />

ruiniert werden. So wie ein kleinräumiges Permakultur-System in Zonen gegliedert ist, so sind auch<br />

die Bauern vom Markt und auch von Versorgungszentren Zonen weit entfernt. Größere Entfernung<br />

bedeutet höhere Kosten und größere Bedeutung von Eigenerzeugung wichtiger Dinge, insbesondere<br />

Dünger und Brennstoffe. Man sollte also in Hinblick auf örtliche Erfordernisse und Entfernung vom<br />

Markt auf die Auswahl der Baum- und Tierarten achten.<br />

6 . 7<br />

R O L L E N D E P E R M A K U L T U R F Ü R G R O S S E A N W E S E N<br />

Rollende Permakultur ist eine Methode, langsam von einer Wiese zu einem ertragreicheren und<br />

vielfältigeren System zu wechseln. Nahezu alle größeren Anwesen, 20 Hektar oder mehr, haben<br />

Flächen, die ohne großen Ertragsverlust ausgezäunt werden können. Dies trifft insbesondere auf steile,<br />

steinige, erodierte oder schwierige Böden zu, auf unzugängliche Winkel und auf kalte oder windige<br />

Täler. Man kann Bäume pflanzen, die zuerst als Hecke Schutz bieten und später zu einer vielfältigen<br />

Weide und Baumfrucht-Quelle werden (Abbildung 6.18). Die ersten schmalen oder Kernpflanzungen<br />

enthalten möglichst viele nützliche Arten in nahezu zufälliger Zusammenstellung, ziemlich dicht<br />

gepflanzt, so daß man Stangenholz auslichten kann.<br />

Bei einer rollenden Permakultur unternimmt man folgende Schritte:<br />

1. Tiere schließt man durch Zäune aus, für gewöhnlich durch solar gespeiste Elektrozäune. Man<br />

bereitet die Fläche erforderlichenfalls durch Bodenregeneration (chisel ploughing) und Kalken vor.<br />

108


2. Pflanzen Sie einen Kern von Bäumen, die sich als Windschutz und Weide eignen. Mulchen und<br />

düngen Sie die Bäume mit einer Lösung aus Meeresalgen, Blut und Knochenmehl oder Stall- und<br />

Geflügeldung. Ein ausgezeichneter Trick ist es, rund um die Bäume herum in leeren Reifen zu<br />

mulchen. Das schützt diese am Anfang vor Wind, Kaninchen und Dürre. Dorniger oder Distelmulch in<br />

den Reifen schreckt kleine Weidetiere ab.<br />

3. Treiben Sie nach und nach Geflügel oder Kleinvieh in den Bereich hinein und achten Sie auf<br />

etwaige Schäden.<br />

4. Verlegen Sie die Zäune oder errichten Sie weitere, sowie das System sich bewährt, und fahren Sie<br />

damit fort, über die Landschaft zu rollen.<br />

5. Merzen Sie schwächere Pflanzen als Stangenholz aus und lassen Sie ausgesuchte ertragreiche oder<br />

starke Bäume und Büsche weiter wachsen.<br />

6 . 8<br />

V E R G E S E L L S C H A F T U N G U N D W E C H S E L S E I T I G E<br />

B E E I N F L U S S U N G B E I T I E R E N<br />

Wie das ganze Gefüge überhaupt sind auch Tiere zu nutzbringendem und symbiotischem<br />

Zusammenwirken in der Lage, aber auch zu Konkurrenz und Verfeindung. Eine Gestaltung, die solche<br />

Beziehungen positiv nutzt, beruht auf Erfahrung und Beobachtung; jedoch kann man, wie im<br />

folgenden, ein paar Beispiele studieren.<br />

Geflügel putzt alles weg und verwertet Nahrung, die von anderen Tieren verschlampt wird.<br />

Andererseits können Hühner Tuberkulose auf Rinder übertragen und damit auch auf den Menschen.<br />

Auch Schweine können leicht von Hühnern angesteckt werden; die beiden sollte man also nicht<br />

mischen.<br />

Rinderdung liefert Nährstoffe für Schweine, die den Rindern auf der Wiese folgen können. Bei<br />

stehendem Getreide können schon die Überbleibsel von vier einjährigen Stieren ein Schwein ernähren.<br />

Enten, die ebenfalls Allesfresser sind, folgen Schweinen und ergattern oft Leckerbissen, wo Schweine<br />

gewühlt haben.<br />

Katzen sind für das Kleintierleben (Vögel, Eidechsen, Frösche usw.) höchst zerstörerisch und sind<br />

daher eindeutig Schädlinge. Die Schadinsekten in den Vorstädten könnten von Fröschen und<br />

Eidechsen stark dezimiert werden, wenn man die Katzen beseitigen würde.<br />

Die Aufeinanderfolge grasender Arten und deren Durchmischung muß man gemäß den Überlegungen<br />

über Krankheitsübertragung zwischen Arten und ebenso aufgrund bestimmter Zustände der Wiesen<br />

regeln.<br />

Kapitel 7<br />

WASSERBEWIRTSCHAFTUNG UND SÜMPFE<br />

Ein Teich oder See kann als Spiegel, Wärmespeicher, Abfluß, Schadstoffilter, Transportmedium,<br />

Feuerabschirmung, Badegelegenheit, Energiespeicher oder zur Bewässerung dienen. Darüber hinaus<br />

bringt er auch von Natur aus Erträge.<br />

109


Teichsysteme und Wasserkulturen sind aufgrund der ständigen Versorgung mit Wasser und<br />

Nährstoffen in leicht aufzunehmender Form und einer Vielfalt von eßbaren und verkäuflichen<br />

Pflanzen und Tieren weit ertragreicher und wirksamer als Land-Systeme. Eine Mischung von Fischen,<br />

Krebsen, Weichtieren, Wasservögeln, Wasserpflanzen, Uferpflanzen und ufernah untergebrachten<br />

Landtieren nützt verschiedene Nischen und Arten von Nahrung im System.<br />

In den meisten Büchern wird Wasserkultur als Fischkultur abgehandelt, aber es gibt ebenso viele<br />

nützliche Pflanzen wie Fische, die man im Wasser pflanzen kann und eine große Vielfalt an Algen,<br />

Weichtieren und sogar eßbaren Insekten und Fröschen, mit der man sich ebenfalls befassen sollte.<br />

Man kann ein System so gestalten, daß man alles zum Hauptertrag machen kann: Fisch,<br />

Wasserkastanie ... Schwämme, die man auf verrottenden Stämmen zieht und so weiter. All dies sind<br />

"Wasserkulturen". Es ist besser, einen kleinen, verläßlichen Spezialmarkt zu beliefern - Rotalgen für<br />

Karotin zu züchten, zum Beispiel - als sich auf einen Massenmarkt zu begeben wie mit<br />

konzentratgefütterten Forellen oder anderen kapitalintensiven Geschäften.<br />

Dieses Kapitel kann nur ein paar Anregungen für die Bewirtschaftung kleiner Bauernteiche oder<br />

privater Hausteiche geben. Es ist wichtig, zu bedenken, daß ein System, je intensiver man es nutzt, um<br />

so mehr Forschung, sorgfältige Planung und ordentliches Wirtschaften braucht.<br />

ANLAGE E<strong>IN</strong>ES TEICHES<br />

Bei der Planung und beim Bau von Wirtschaftsteichen sollte man darauf achten, folgendes<br />

einzuplanen: Für brütende Wasservögel Inselbereiche, für Futterpflanzen der Wasservögel seichte<br />

Uferbänke an den Innenrändern des Teiches und eine tiefe Grube für Fische in Bereichen, wo das<br />

Wasser weniger als 3 Meter tief und die Sommertemperaturen hoch sind. Darüber hinaus schützen<br />

Unterwasser-Verstecke wie alte Reifen, irdene Röhren und hohle Baumstämme kleinere Arten vor<br />

Raubfischen und Kormoranen.<br />

Die Ufer des Teiches befestigt man mit Holzstufen oder händisch zugeschnittenen Vorsprüngen; dazu<br />

verwendet man Bambus, Pampasgras oder andere flachwurzelnde Arten. Sträucher kann man<br />

pflanzen, aber das Wurzelwerk großer Bäume könnte das Ufer irgendwann beschädigen und sollte<br />

vermieden werden.<br />

Setzen Sie in einem neu angelegten Wirtschaftsteich oder Stausee nicht sofort Fische aus. Neue<br />

Gewässer bieten im Unterschied zu gut ausgereiften Seen noch nicht genug natürliche Futterquellen.<br />

Nachdem sich der Teich zum ersten Mal gefüllt hat, legen Sie entlang der Ufer 5-10 cm Stroh auf und<br />

treten Sie es in den feuchten Boden. Das hält nicht nur die Bodenerosion gering, sondern bildet auch<br />

eine Bedeckung und liefert Nahrung für kleine Wasserinsekten. Wasserpflanzen wie ... und sogar<br />

einige wenige Wasserkräuter helfen auch dabei, den Vorgang in Schwung zu bringen.<br />

Neue Seen sind manchmal sehr schlammig und brauchen eine Gipszugabe (wird in einer Menge von<br />

560 kg/ha zugegeben). Vermindern Sie die vom Zufluß in den See einströmende Schlickmenge durch<br />

Begrasung des Flußbetts oder der Böschung unmittelbar oberhalb des Sees. Eine sorgfältige<br />

Bewirtschaftung des Einzugsbereichs (Anpflanzung von Bewuchs, Steuerung des Wasserflusses) ist<br />

von entscheidender Bedeutung dafür, daß der Teich nicht mit Schlick gefüllt wird.<br />

Eine Insel baut man in einem neuen Teich einfach durch Aufhäufung von Lehm zu einem großen<br />

Hügel, den man mit Erde bedeckt; oder man stapelt Reifen zu einem Haufen auf und füllt sie mit Erde<br />

(Abbildung 6.19).<br />

Vieh sollte man durch Zäune von Wirtschaftsteichen fernhalten; es verschlammt das Wasser, ruiniert<br />

den Bewuchs und kann schwere Erosionsprobleme verursachen.<br />

TIEFE UND FORM VON TEICHEN<br />

110


Die Anzahl von Fischen, die man in einem Teich halten kann, hängt direkt mit dessen Oberfläche<br />

zusammen, nicht mit der Tiefe oder dem Volumen. Die Oberfläche bestimmt das Ausmaß des<br />

Nahrungsangebots im und ums Wasser herum. Die Tiefe ist jedoch auch bedeutsam, nämlich insofern,<br />

als die Fische zum Grund des Teiches entkommen können müssen, um sich bei heißem Wasser<br />

abzukühlen und um Kormoranen und anderen fischfressenden Vögeln zu entwischen. Ein übliches<br />

Maß ist eine Tiefe von 2 bis 2,5 Metern. Die folgenden Teichanordnungen sind weltweit gebräuchlich:<br />

Teiche hintereinander: Fische verschiedener Altersgruppen können nach Art eines Fließbands<br />

stromabwärts gestaffelt werden (Abbildung 6.20 a). Auf diese Weise wird den Fischen über eine<br />

"Nahrungsleiter" von nahen flachen Teichen und Tümpeln Futter zugeführt. Diese versorgen die<br />

Hauptteiche mit einem Überfluß an lebender Nahrung, sind aber vor Raubtieren sicher abgeschirmt, so<br />

daß sich rasch vermehrende Nahrungsorganismen frei ausbreiten können. Da das Futter 70-90% der<br />

Kosten ausmacht, ist es weit billiger, es selber zu züchten als es zu kaufen.<br />

Eine solche Anordnung hat den Nachteil, daß jeder Parasit, jede Krankheit oder jede<br />

Wasserverunreinigung zu jedem Teich fließt; obwohl das in kleineren Anlagen nicht oft vorkommt,<br />

muß mit diesem Risiko gerechnet werden.<br />

Teiche nebeneinander: Dies hat den Vorteil, daß bei einer Krankheit jeder Teich isoliert ist; auch hier<br />

kann wieder ein Nahrungsteich oberhalb des Wirtschaftsteichs liegen (Abbildung 6.20 b). Man<br />

beachte bitte, daß "Futterarten" entweder direkt eßbar sein oder als Köder verwendet werden können.<br />

Im allgemeinen lassen sich nebeneinander liegende Teiche leichter regulieren, entwässern und warten<br />

als hintereinander gestaffelte.<br />

Kanalteiche: Diese sind vor allem für Fische geeignet, die sich vom Bewuchs am Teichrand () oder<br />

von Landnahrung ernähren (Forellen). Zu den ertragreichsten Fischzuchten, die man kennt, gehören<br />

die mit langsam fließenden Kanälen mit reichlichem Nahrungsangebot an den Seiten (einige<br />

Schweizer Hügelzuchten für Forellen sind de facto Konturkanäle auf recht steilen Lehmhügeln). In<br />

Kanälen sind Fische oft leichter mit Netzen zu fangen als in großen, unstrukturierten Teichen<br />

(Abbildung 6.20 c).<br />

Die ideale Lage und Gestalt von Teichen ist vielleicht die von Kanälen durch eine Sumpfwiese , in der<br />

Futterarten sich vermehren, so daß die Kanäle 20-30% der gesamten Wiesenfläche ausmachen. Die<br />

Kanäle bevölkert man mit Raubfischen, die sich durch die Anlage bewegen und Krustentiere und<br />

kleinere Fische fressen. Man fängt die Fische mit Netzen, wenn in der angrenzenden Feuchtwiese<br />

Niederwasser herrscht, z. B. in trockenen Sommern.<br />

TEICHGRÖSSE<br />

Es braucht niemand zu glauben, daß Teichkulturen nur in die üblichen Halb-Joch-Teiche passen. Es<br />

folgen einige nützliche Kulturen für kleine und große Teiche:<br />

1-2 Quadratmeter: Wasserkresse, Taro, Wasserkastanie und ein paar Frösche zur<br />

Schädlingsbekämpfung im Garten. Eine seltene Wasserrose oder eine kleine Brut einer seltenen<br />

Fischart oder eine Aquariumspflanze.<br />

5-50 m²: Eine breite Palette pflanzlicher Nahrung; und an der Obergrenze dieser Größenordnung<br />

ausreichend sorgsam ausgesuchte Fische für eine Familie.<br />

50-200 m²: Spezialkultur für den Markt, Zuchtbestand, hochwertige Pflanzen und volle<br />

Eiweißversorgung für eine Familie. Ernährt einen Entenschwarm.<br />

200-2000 m² und mehr: Kommerzielle Nutzung für hochwertige Fische und Schalentiere. Noch<br />

größere Maße ermöglichen Freizeitnutzungen.<br />

111


(Beachten Sie, daß jede größere Einheit alle Nutzungen der kleineren Einheiten einschließt)<br />

VORTEILHAFTE POLYKULTUR ODER GILDE<br />

Obwohl man einen Wirtschaftsteich auf einen Hauptzweck hin ausrichten sollte (ein spezieller Fisch,<br />

Krustentier oder eine Wasserpflanze), ist es wichtig, eine Reihe von harmonierenden<br />

Wasserlebewesen zu kombinieren, um alle vorhandenen Nischen des Gewässers zu füllen oder das<br />

Haupterzeugnis zu fördern. Die großen Gruppen von Wasserlebewesen sind wie folgt:<br />

Pflanzen, von den Ufersträuchern bis zu voll unter Wasser stehendem Bewuchs und Phytoplankton<br />

Wirbellose, sowohl Kleinstlebewesen als auch Schalentiere oder Krebse<br />

Fische, von Futterfischen bis zu Pflanzenfressern, Weichtierfressern und Räuber-Arten: Bis zu 6<br />

sorgfältig ausgewählte Fischarten könnten einen Teich nutzbringend bevölkern und den Ertrag<br />

erhöhen<br />

Wasservögel, besonders Enten und Gänse, und sogar über dem Teich untergebrachte Tauben<br />

Zu den Teichpflanzen gehören:<br />

Eßbare Wurzeln wie Taro, Wasserrose, Lotus und , unter Wasser an den Ufern oder am Boden<br />

wachsend, eventuell von einem alten Reifen umgeben, um ihre Standorte zu kennzeichnen<br />

Schwimmende Wasserpflanzen wie und die am Boden wachsenden Wasserpflanzen . Diese können<br />

ganze Teiche bedecken, können aber auch zusammengerecht und entweder an Tiere verfüttert (Enten<br />

leben gut davon) oder als Mulch für Gärten oder Teichpflanzen in der Umgebung verwendet werden<br />

Pflanzen der seichten Randzone wie hohes Schilf, ... als Rückzugsräume für Frösche und Vögel<br />

Pflanzen der feuchten Randzone wie Bambus, Papaya, Banane, Beinwell, Holunder und kurze<br />

Bodendecker wie Gras oder . Diese Bodendecker geben den Ufern Festigkeit, halten sie grün und<br />

ernähren Enten und Gänse.<br />

Für die Wassertiere ist eine Reihe von bestimmten Futterarten verschiedener Schichten von Nutzen.<br />

Die, die am Boden des Teiches fressen, filtern oder fressen Brösel und tierisches Plankton, während<br />

die Oberflächenfresser Pflanzenfresser sind und Algen und Gräser abweiden. Die Raubfische der<br />

mittleren Schicht ziehen durch den ganzen Teich.<br />

Zu den Bröselfressern gehören Süßwassermuscheln und Muscheln, die am Boden des Teiches im<br />

Schlamm leben. Sie können mit ihren Organen bis zu 900 Liter schmutziges Wasser pro Tag filtern<br />

und scheiden konzentrierte Lösungen (für gewöhnlich Phosphor) in den Schlamm aus, der später im<br />

Obstgarten oder auf Feldern als Dünger verwendet werden kann, wenn man den Teich trockenlegt.<br />

Weiters gehören auch Krebse, Krabben und zu den Wassertieren, die am Boden des Teiches<br />

(Plankton) fressen.<br />

Zu den pflanzenfressenden Fischen gehören beispielsweise die Graskarpfen, die den Teich komplett<br />

von Kräutern und überwucherndem Bewuchs säubern können. Sie wachsen sehr schnell und erreichen<br />

bei entsprechendem Nahrungsangebot binnen drei Monaten Marktgewicht. Auf Hawaii belegt man<br />

Teiche mit Süßwasserhummern als Hauptkultur und mit Graskarpfen, die überwucherndes Kikuyugras<br />

fressen, als Zweitertrag. Enten geben Nährstoffe in den Teich ab (Enten und Fische sind eine<br />

ausgezeichnete Hochertragskombination).<br />

112


Raubfische (z. B. Barsch, Forelle) fressen andere Fische; in einer vielfältigen Polykultur schirmt man<br />

sie vom Rest des Teiches ab. Kleine Fische und Krustentiere dringen in den abgezäunten Bereich ein<br />

und werden gefressen.<br />

Derartige abgeschirmte Bereich kann man nutzen für:<br />

Wasserzufuhr und Notdurchlüftung; dies macht man beispielsweise bei Aalen und spart dabei an den<br />

wenigen Sommernächten Energie, wenn die Durchlüftung des ganzen Teiches teuer käme<br />

In den kleineren Teichen kann man hochwertige Raubfische halten, um zu kleine Fische aus anderen<br />

Teichen zu vertilgen, und zwar durch eine Gitternetz-Abtrennung, die verkümmerte oder in Überzahl<br />

vermehrte Fische durchläßt<br />

Oder man züchtet in den kleineren Teichen Krebse oder für die größeren Fische im Hauptteich.<br />

Swingle (s. Verweise am Ende dieses Kapitels) schätzt, daß 30% jedes Teiches mit Gewinn für<br />

weidende Fische und Krebse abgeschirmt werden könnten; Nährstoffe gelangen in diesen Teil des<br />

Teiches, wo sie von den Krebsen rasch aufgenommen werden.<br />

WASSERQUALITÄT UND TEICHDÜNGUNG<br />

Beim Aufbau einer Artengemeinschaft für einen Teich muß man sich vorrangig um die Beschaffung<br />

von Dung (Dünger) für das Teichsystem kümmern, um Futter für die anderen Lebewesen, um die<br />

Regulierung des Teichklimas (Randbewuchs) und um die Verbesserung der Wasserqualität,<br />

insbesondere hinsichtlich der Verwertung von Abwässern und der vollen Nutzung der Nahrungsmittel.<br />

Sauberes Wasser mit einem pH-Wert von 7-8 ist am besten. Wenn das Wasser zu sauer ist, werden<br />

Bodennährstoffe gebunden und nicht ins Wasser abgegeben. Es ist ganz normal, daß Teichböden mit<br />

der Zeit versauern, und obwohl man auf der Teichoberfläche Kalk aufbringen kann, kann man den<br />

Teich auch alle paar Jahre trockenlegen. In Südostasien ziehen viele Bauern Kulturen auf<br />

entengedüngten Teichböden und füllen den Teich nach dem Kalken von neuem für einen weiteren<br />

Fischzyklus. Trockenkulturen in Teichen kann man alle 2-4 Jahre anbauen, um die im Bodenschlamm<br />

aufgebaute, meist hohe Nährstoffkonzentration für eine hochwertige, schnell reifende Kultur von<br />

Melonen oder eines "Luxus"-Getreides wie wilden Reis zu nutzen.<br />

Die Düngung des Teiches ist ein Schlüsselfaktor für die Ertragssteigerung und kann durch Landtiere,<br />

Laubfall und andere Vegetation erfolgen. Dem Teich zugeführter Dung steigert das Wachstum der<br />

Pflanzen und die Blüte des tierischen Planktons, welche wiederum das Nahrungsangebot erhöhen.<br />

Wasservögel auf dem Teich, pflanzenfressende Fische in den Randbereichen und Landtiere, die über<br />

dem Teich oder entlang eines Kanals, der zu diesem führt, behaust sind, bringen allesamt wertvollen<br />

Dünger ins Wasser (Abbildung 6.21). Vor allem Krebse verwerten die Exkremente anderer Arten<br />

rasch, und Hummer gedeihen bei Fütterung mit Graskarpfendung ebenso gut wie mit Hühnerkot, da<br />

sie die Algen und fressen, die auf der Oberfläche der Exkremente wachsen.<br />

Schwimmende Wasserpflanzen (in Schwimmreifen eingefaßt) und ausfransende Schilfgürtel helfen<br />

bei der Beseitigung oder Wiederverwertung von Nährstoffen des Teiches für Landkulturen, indem sie<br />

als Mulch oder Kompost genutzt werden. Nachdem man die Fische mit Netzen herausgeholt hat, kann<br />

man mit dem nährstoffreichen Teichwasser Landkulturen tropfbewässern, was eine<br />

Ertragsverdoppelung bei Blättern oder Früchten bringt.<br />

Dichtbevölkerte oder nährstoffreiche Teiche muß man bei Hitze durchlüften, sonst sterben die Fische.<br />

Bei Wirtschaftsteichen, die während kritischer Zeiten sorgfältig überwacht werden, verwendet man für<br />

gewöhnlich Paddelpumpen zur Durchlüftung. Bei Bauernteichen wählt man aber am besten Arten aus<br />

oder belegt den Teich mit Beständen, bei denen eine Durchlüftung nicht nötig ist. Nahestehende<br />

113


Bäume können aufgrund ihrer Größe und Gestalt bei Hitze Schatten spenden; eine solche Beschattung<br />

durch im Winter laubwerfende Pappeln oder Weiden spart Durchlüftungskosten und liefert Blätter für<br />

Wurmbeete.<br />

Wasserreinigung und Abfallbeseitigung (Fisch- und andere Exkremente) erreicht man am besten durch<br />

die Einbindung einer Reihe von Allesfressern, insbesondere Süßwassermuscheln und<br />

Oberflächenalgenfressern (, aber auch und Krebsen.<br />

FÜTTERUNG VON FISCHEN<br />

Um den Arbeitsaufwand zu minimieren, sollte man Teiche als Weidesysteme anlegen. Futter kann<br />

man indirekt bereitstellen, indem man den Teich von Enten düngen läßt, ausfransenden Bewuchs<br />

anpflanzt, von dem Insekten sich ernähren, z. B. indem man Seidenraupenlarven, die Maulbeerblätter<br />

fressen, ab und zu in den Teich schüttelt, und indem man an der Oberfläche des Teiches Insektenfallen<br />

anbringt. Auch die Pflanzung von Blütenpflanzen, die oder Wespen anlocken und grüne Bodendecker<br />

wie , Luzerne, Beinwell und andere nahrhafte Pflanzen tragen zur Ernährung der Fische bei.<br />

Zu den direkten Fütterungsmethoden gehört die Zucht eiweißreicher Würmer und Insekten<br />

(Kulturmaden) in eigenen Beeten oder das Fangen von Insekten im Obst- oder Gemüsegarten, um sie<br />

an die Fische zu verfüttern. Man kann in kleineren Teichen Heuschrecken, Fliegenmaden, und Krebse<br />

züchten; auf dem Teich selbst kann man für spezielle Kulturen oder zur Fütterung Flöße und<br />

Ringnetze anbringen - Würmer und vermehren sich auf Flößen ebenso gut wie am Land.<br />

Das eiweißreiche Insektenfutter ergänzt man durch kohlehydratreiche Körner wie z. B.<br />

Sorghumsamen, Reisabfälle und -spelzen. Diese zieht man vor Ort mit nährstoffreichem Teichwasser.<br />

Der Teich muß von Anfang an mit unverseuchten Tieren belegt werden; kaufen Sie also, wenn<br />

möglich, bei einem anerkannten Händler.<br />

Natürliche Nahrung wird nur dann voll verwertet, wenn die Fische bis zum Optimalgewicht wachsen;<br />

schnell wachsende und Krebse können diese Nahrung nutzen und sie (als Zuwachs) in ihrem Körper<br />

speichern, wo sie später von Räubern genutzt werden.<br />

Mit der Steigerung der Bestandszahl von Fischen pro Flächeneinheit geht die Ausbeute zurück. Zu<br />

wenige große Fische oder zu viele kleine Fische weisen auf Unter- bzw. Überbelegung hin, wobei der<br />

häufigste Fehler der Züchter Unterbelegung ist. Das Ziel besteht nicht bloß in der Erreichung höchster<br />

Erträge, sondern auch darin, Fische oder Pflanzen von passender Größe zu bekommen. Überreife<br />

Fische und Pflanzen verbrauchen, aber wachsen nicht maximal.<br />

Vor der Jahrhundertwende gab es noch in jeder Stadt Bauernhöfe und Obstgärten. Obwohl es in den<br />

Entwicklungsländern noch solche produktiven Nischen gibt, hat die heutige Nachfrage nach<br />

Gewerbebauten, Industrie und Wohnraum den Nahrungsanbau über die Randbezirke hinaus in ferne<br />

Landschaften abgedrängt. Die Städte sind völlig unfähig geworden, sich mit Nahrung und Energie<br />

selbst zu versorgen und verbrauchen heute weit mehr als sie herstellen können.<br />

Die Permakultur bemüht sich darum, den Nahrungsanbau in die Städte zurück zu bringen und die<br />

Gebäude so umzugestalten oder anzupassen, daß sie Energie sparen oder selbst Energie gewinnen<br />

können, durch Nutzung wohlbekannter Energiesparmethoden und durch entsprechende<br />

Sonnenenergie-Gestaltung je nach Klima, durch Wetterschutz, Windkraft, Rankgerüste,<br />

Wärmedämmung, billigen Transport und gemeinschaftliche Energiegewinnung. Das einzige, was uns<br />

an sinnvollem Handeln hindert, ist unsere Hilflosigkeit gegenüber der Bürokratie. Dieses Kapitel zeigt<br />

einige Möglichkeiten auf, wie man Eigenständigkeit für Städte und Siedlungen erreichen kann.<br />

Kapitel 8<br />

114


NAHRUNGSANBAU <strong>IN</strong> DER STADT<br />

In jeder Stadt gibt es ungenutzte Freiflächen: leere Baugründe, Parks, Industrieflächen, Straßenränder,<br />

Winkel, Rasen, Vorgärten und Hinterhöfe, Kisten, Veranden, Betondächer, Balkone, sonnseitige<br />

Glaswände und Fenster. Ein großer Teil der heutigen Flora in den Vorstädten ist eher behübschend als<br />

nützlich, und die Gemeinden beschäftigen kleine Truppen von Leuten, die städtische Ziergärtchen<br />

pflegen. Es ist lediglich eine Frage der Überzeugung der Öffentlichkeit und verantwortungsbewußter<br />

Entscheidungen, diese Tätigkeiten auf nützliche Arten umzulenken - im Rahmen einer vielseitigen und<br />

vielfältigen Permakultur.<br />

Parks, heute meist nackter Rasen, können mit eßbaren und dekorativen Unterwuchs-Arten wie<br />

Heidelbeeren, Beinwell, Sultaninen, Lavendel, Erdbeeren usw. bedeckt werden. Nützliche<br />

Nadelbäume können sterile Zypressen und andere Nadelbäume ersetzen, Nüsse können an die Stelle<br />

von Eukalyptus und öden Hecken treten, und Spalierobst kann Mauern und Zäune erobern.<br />

Städtische Waldstücke rund um Industrieflächen herum und in Grüngürteln oder naturbelassene<br />

Stadtflächen sind nicht nur schön fürs Auge, sie filtern auch Schadstoffe aus der Luft, geben<br />

Sauerstoff ab, liefern einen Beitrag zur Brennstoffversorgung der Stadt und bieten Lebensraum für<br />

Vögel und Kleintiere. In Deutschland gibt es schon einige Städte, die inner- und außerhalb des<br />

Stadtgebiets Stadtforste haben. Diese liefern (käufliches) Brennholz für die Bürger der Stadt,<br />

Holzschnitzel und Astwerk zum Kompostieren sowie schnellwüchsige Bäume für Stangenholz und<br />

langsamwüchsige Bäume für hochwertiges Bauholz. Durch Hinzufügung einer Mischung leicht<br />

abzuerntender, Nahrung erzeugender Bäume wie Orange, Apfel, Mandel, Olive, pomegranates, Dattel,<br />

Walnuß usw. (je nach Klima) könnten die Gemeinden ihren Bedarf an Steuermitteln verringern oder<br />

diese Gelder zur Finanzierung von Wiederverwertungsprojekten verwenden.<br />

Blätter und Verschnitt aus städtischen Permakulturen geben idealen Kompost und Mulch für<br />

einjährige Kulturen, die in intensiv bewirtschafteten Hochbeeten in Hinterhöfen oder sogar auf<br />

Betonplätzen oder Dächern angelegt werden können (siehe Kapitel 4 bezüglich städtischer<br />

Gärtnereimethoden).<br />

Pflanzen schirmen Hitze, Lärm und Wind ab und spenden im Sommer Schatten. Kletterpflanzen, die<br />

Sommerhitze lindern, können in wärmeren Gegenden auch Erträge liefern: scarlet runner beans,<br />

Weintrauben, Kiwi, choko, Gelbe und Schwarze Passionsfrucht und Hopfen sind nur ein paar von<br />

vielen Kletterpflanzen, die sich solcherart verwenden lassen.<br />

Fenster und Treibhäuser liefern die Trocknungswärme für lange zu lagernde Erzeugnisse wie<br />

Dörrpflaumen, Marillen, Birnen, Apfeln und Bohnen. Alufolie oder Spiegel können Licht in dunkle<br />

Ecken lenken. Wände kann man schwarz oder weiß streichen, um sie zu Wärmeabstrahlern oder<br />

-reflektoren zu machen.<br />

Die Auswirkungen aufs Energiesparen sind offensichtlich. Die Verwendung selbst erzeugter<br />

Nahrungsmittel bedeutet eine Verringerung teuren Transports, teurer Verpackung und weniger<br />

Schwund durch Verderb. Mehr Abwechslung in der Kost und chemiefreie Nahrung sind ein<br />

zusätzlicher Vorteil. Die Ältesten und die Jüngsten können in städtischen Permakultur-Systemen<br />

nützliche Arbeit verrichten, und Arbeitslose finden sinnvolle Beschäftigung beim Ausbau des<br />

Systems. Viel von dem, was heute als "Abfall" gilt, kann dem Boden wieder zugeführt werden,<br />

Nährstoffe aufbauen und die Müllproduktion der Stadt verringern.<br />

GEPLANTE VORSTADTSIEDLUNGEN (WOHNDÖRFER)<br />

Neue Vorstadtbezirke kann man in Hinblick auf Nahrungserzeugung und Energie-Selbstversorgung<br />

planen. Village Homes in Davis, Kalifornien, ist ein solches Projekt und weist folgende Eigenschaften<br />

auf:<br />

115


Ausrichtung auf die Sonne: Jedes Haus liegt zur Sonne hin und enthält Vorrichtungen zur aktiven und<br />

passiven solaren Raumheizung und Warmwasserbereitung<br />

Kanalisierung des Wassers: Der gesamte Wasserabfluß wird zu Swales geleitet, die ein natürliches<br />

Abflußsystem zur Wiederauffüllung der Grundwasserreserven bilden. Bäume und Sträucher setzt man<br />

neben Swales, um die Bodenfeuchtigkeit auszunutzen.<br />

Grüngürtel und öffentliche Flächen: Der Platz, den man durch die Nutzung kleiner Vorgärten<br />

(abgezäunte Privatbereiche) und engere Straßen spart, wird für öffentliche Grünbereiche (Obstgärten,<br />

kleine Parks, Radwege) und Gemeinschaftsflächen freigegeben. Die Häuser faßt man in Gruppen zu je<br />

acht zusammen, die über den Gemeinschaftsbereich verfügen; sie bestimmen die Nutzung und können<br />

Gemüsegärten anlegen, einen Kinderspielplatz errichten oder einen Obstgarten daraus machen usw.<br />

Gemeinschaftseinrichtungen und Nahrungserzeugung: Die Gründe der Gemeinschaft umfassen nicht<br />

nur ein Versammlungszentrum, Spielplätze und Schwimmbecken, sondern auch weite Flächen für<br />

Gemeinschaftsgärten, Weingärten und Streifenpflanzungen von Mandeln, Mandarinen, Birnen,<br />

Äpfeln, persimmons, Pflaumen und Marillen. 12 Morgen (ca. 5 Hektar) wurden für kleinräumige,<br />

nicht gewinnorientierte landwirtschaftliche Produktion bestimmt; 50% der gesamten Fläche des<br />

Projekts werden dereinst der Nahrungserzeugung dienen. 1989 wurde in Village Homes bereits 60%<br />

des gesamten Nahrungsbedarfs der Bewohner erzeugt.<br />

Davis selbst ist eine energie- und wassersparende Stadt, wo alle Häuser Sonnenenergie nutzen und ein<br />

bestimmtes Maß an Wärmedämmung in Wänden und Decke haben müssen. An den Straßen pflanzt<br />

man laubwerfende Bäume (Schatten im Sommer, Sonne im Winter) anstelle von immergrünen. Auf<br />

öffentlichen und gewerblichen Flächen wachsen trockenfeste Pflanzen, die auch für private Gärten<br />

wärmstens empfohlen werden. Für Parkplätze sind schattenspendende Bäume gesetzlich<br />

vorgeschrieben. Für Radwege und Parkmöglichkeiten wird besonders gesorgt; 25% aller<br />

Personenkilometer innerhalb von Davis werden heute per Fahrrad zurückgelegt.<br />

ABFALLVERWERTUNG FÜR SIEDLUNGEN<br />

Ein praktisches Beispiel für ein städtisches Wiederverwertungssystem für feste Abfälle gibt es im<br />

Landkreis Devonport (Auckland, Neuseeland). Dieses neuartige städtische Wiederverwertungssystem<br />

ist seit 1977 in Betrieb, als die rapide überquellende Mülldeponie (Kippe) geschlossen werden mußte.<br />

Es gibt verschiedene Besonderheiten, die das System praxistauglich machen:<br />

1. Abfalltrennung an der Quelle: Die Bürger sortieren die Abfälle in kompostierbare Materialien, Glas,<br />

Papier, Metalle usw., was fürs Depot selbst weniger Zeitaufwand fürs Sortieren bedeutet und daß<br />

leicht zugängliches Material an Wiederverwertungsunternehmen verkauft werden kann. Die Gemeinde<br />

gibt den Wiederverwertungsplan an die Bürger bekannt und verteilt jeden Monat kostenlose Kalender<br />

mit Sammelzeiten und -daten.<br />

Für das Wiederverwerten gibt es einen finanziellen Anreiz: Sortiertes Material wird kostenlos<br />

eingesammelt, während unsortierter Müll nur dann mitgenommen wird, wenn er in eigene, von der<br />

Gemeinde (zu 7 $ pro Stück!) gekaufte Säcke gefüllt wird.<br />

Bei der Mülldeponie selbst gibt es noch eigene Tonnen für folgende Materialien: Metallabfälle,<br />

Hartplastik, Konservendosen, Flaschen, Altöl, Papier, Papierverpackungen und Alttextilien. Brennholz<br />

und noch brauchbare Gegenstände (Möbel zum Beispiel) werden für Bürger der Gemeinde beiseite<br />

gestellt.<br />

2. Organische Abfälle: Die Gemeinde empfiehlt für kleine Mengen von Hausabfall privates<br />

Kompostieren. Sie erarbeitet Informationsmaterial und Komposttonnen für Privathaushalte und<br />

116


verkauft vier Arten solcher Tonnen an die Bürger. Dies führt dazu, daß die privaten Gärten einen<br />

Nutzen haben und der Kompost nicht bei der Mülldeponie angesammelt wird.<br />

Für Baumschnitt und anderes kompostierbares Material gibt es bei der Deponie eine groß<br />

dimensionierte Kompostanlage. Das Material wird zerhackt und zerkleinert, und zur Aktivierung des<br />

Haufens gibt man ein wenig tierischen Dung dazu; dann wird es mit einem kleinen Bagger zum<br />

Trocknen ausgebreitet und schließlich an Gemeindebürger verkauft.<br />

Es gibt dort auch einen großen Garten, der aus dem Kompost geschaffen wurde und Gemüse für<br />

Direktverkauf liefert. Rund um den Deponiestandort herum wurden Bäume und Sträucher gesetzt, um<br />

von der Straße her einen gefälligen Eindruck zu machen.<br />

Verwertbares Material: Dazu gehören Alteisen, Dosen, Flaschen und Zeitungen; ein<br />

Vertragsunternehmen holt dieses Material zusammen mit dem Restmüll ab. Die Gegend um Auckland<br />

beherbergt eine Reihe von Wiederverwertungsbetrieben; daher war die Gemeinde von Devonport<br />

bisher in der Lage, den Großteil des eingesammelten Materials zu verkaufen.<br />

Beispiele wie diese zeigen, daß es für die Gemeinden keine Ausrede gibt, nicht wiederzuverwerten;<br />

denn der Müll kostet nicht nur Steuergeld, sondern verursacht auch große Entsorgungsprobleme. Es<br />

liegt an den Steuerzahlern, Funktionäre zu wählen, die Abwässer und feste Abfälle wiederverwerten<br />

und die Abfallvermehrer abzuwählen, die "die Erde kosten".<br />

Abbildung 7.1 zeigt den Unterschied zwischen Wiederverwertung und Nicht-Wiederverwertung.<br />

GEME<strong>IN</strong>SCHAFTLICHE LANDNUTZUNG<br />

Stadtbewohner, die keinen Zugang zu Land haben, tun sich oft mit anderen zusammen, um Nahrung<br />

anzubauen. Es gibt auf der ganzen Welt viele Beispiele für diese Art von Zusammenarbeit. Einige der<br />

bewährtesten sind:<br />

GEME<strong>IN</strong>DEGÄRTEN<br />

Gemeinschaftliches Gärtnern ist sowohl in Städten als auch in Vorstädten wohlbekannt. Die Bürger<br />

schaffen Schotter weg, installieren Wasserhähne, bauen Pflanzkisten oder was immer geschehen muß,<br />

um Gartenflächen zu schaffen. Sie haben eine gemeinsame Wasserversorgung, im allgemeinen aber<br />

ihre eigenen Werkzeuge und Parzellen. Um ein solches Projekt zu starten, muß man das Interesse der<br />

Menschen wecken und Unterschriften für ein Begehren an den örtlichen Stadtrat sammeln. Den<br />

Stadtrat muß man dann dazu bringen, ein leeres Grundstück in der Stadt freizugeben. Ein langfristiges<br />

Pachtverhältnis ist wichtig, da dies die Bürger dazu ermutigt, die Gärten zu pflegen und zu nutzen,<br />

ohne plötzliche Änderungen fürchten zu müssen.<br />

STADT-LAND-VERB<strong>IN</strong>DUNG: ERZEUGER-VERBRAUCHER-GENOSSENSCHAFT<br />

Solche Konzepte sind für Hochhäuser oder Mietwohnungen in reinen Stadtgebieten geeignet; sie<br />

wurden erstmals in Japan entwickelt. 20-50 Familien schließen sich mit einem Bauernhof in der Nähe<br />

zusammen, für gewöhnlich mit einem bereits etablierten Marktgärtner. Man hält vierteljährliche<br />

Treffen mit beiden Parteien ab, um eine breite Palette an Erzeugnissen zu erstellen, von Eiern über<br />

Frischkost bis zu Fleisch, wobei die Verbraucher sich einverstanden erklären, alles, was erzeugt wird,<br />

abzunehmen und unter sich zu verteilen. Dieser Markt ist durch niedrigere Preise gekennzeichnet, und<br />

für den Bauern entstehen keine Verpackungskosten.<br />

Wenn die Genossenschaft wächst, kann sie auch Urlaub am Bauernhof vermitteln, Ausbildungskurse<br />

und städtische Hilfskräfte zu Spitzenzeiten (Auspflanzung und Ernte).<br />

FARMKLUB<br />

117


Garten- oder Farmklubs eignen sich für Familien, die ein wenig Kapital in Beteiligungen anlegen<br />

wollen, zusammen mit einer Jahresmitgliedschaft. Der Verein kauft einen Bauernhof in der Nähe der<br />

Stadt (innerhalb 1-2 Fahrstunden). Das Anwesen wird so gestaltet, daß es die Interessen der Mitglieder<br />

erfüllt, sei es für einen Garten, für Grundnahrungsmittel, Brennholz, Fischen, Erholung, Zelten,<br />

gewerblichen Anbau oder all dies zusammen. Die Leute pachten entweder kleine Flächen oder<br />

bestellen einen Verwalter, je nach Zielsetzungen des Vereins und den Finanzen. Ein leitender<br />

Ausschuß plant das gesamte Anwesen (Wege, Wasser, Zäune, Gebühren usw.), obwohl sich die<br />

Projekte, Gärten und Hütten einzelner stark vermehren können.<br />

STÄDTE ALS BAUERNHÖFE<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Städte zur Nahrungserzeugung zu nutzen. Gruppen oder Einzelne<br />

in einer Gemeinde könnten überschüssige Zitrusfrüchte und Nüsse von Bäumen rund um die Stadt<br />

herum sammeln und gleichzeitig mehr Bäume an Vertragsgärtner liefern, wofür sie später Früchte von<br />

den Bäumen bekommen. Ehrenamtliche Gruppen ernten oft überschüssiges Obst aus Obstgärten und<br />

sammeln Reste von Konservenfabriken, um sie an die Armen zu verteilen oder mit geringem<br />

Aufschlag zu verkaufen, um die Betriebskosten niedrig zu halten. Dies nennt man in Amerika<br />

"gleaning system" (frei übersetzt etwa "Lumpensammler-System", Anm. d. Übers.); viele tausend<br />

Tonnen überschüssiger Lebensmittel werden dieserart in den USA verteilt. Die Bauern oder<br />

Fabrikanten können Geschenke an solche Sammel-Stiftungen (beliebige religiöse oder öffentliche<br />

Stiftung) von der Steuer abschreiben.<br />

Einige Stadtverwaltungen (in Deutschland) betreiben entlang von Straßen und auf Forstflächen aktiv<br />

städtische Forstwirtschaft. 60-80% der städtischen Einnahmen werden auf solche Art durch die<br />

Erzeugnisse des Stadtwaldes erwirtschaftet.<br />

STADTBAUERNHÖFE<br />

Eine nachbarschaftliche Gruppe von 100 oder mehr Familien bildet einen Stadtbauernhof-Verein und<br />

bringt örtliche oder staatliche Behörden dazu, 1-80 Hektar (am besten mit einem Gebäude) für einen<br />

Stadtbauernhof freizugeben. Hier ist wiederum ein langfristiger, rechtlich abgesicherter Pachtvertrag<br />

von Bedeutung. Jeder Stadtbauernhof hat einen kleinen Verwaltungsausschuß und zahlreiche<br />

Freiwillige. Es könnte sogar ein paar bezahlte Angestellte geben (zwecks Beständigkeit). Auf diesem<br />

Stück Land werden folgende Tätigkeiten ausgeübt (fast alle schaffen Einkommen):<br />

Gemeindeeigene Gartenparzellen (sofern genug Platz ist) und Vorzeige-Gärten<br />

Haustiere (Kaninchen, Tauben, Geflügel, Schafe, Ziegen, Kühe, Schweine, Pferde) zum Herzeigen<br />

und als Zuchtbestand. Oft kümmern sich Kinder nach der Schule um die Tiere<br />

Wiederverwertungsstelle für Material und gebrauchte Baustoffe wie Ziegel, Fliesen, Fenster und<br />

Türen, Aluminium und Glas<br />

Sammelaktionen für überschüssige Gartenerzeugnisse von Hinterhof, Straße und Markt. Diese werden<br />

eingesammelt, sortiert und verteilt. Auch Kräuter und anderer Überschuß aus dem Vorzeige-Garten<br />

kann verkauft werden.<br />

Zucht vielfach nutzbarer Pflanzen: Gemüse, Bodendecker, Sträucher, Bäume<br />

Aktivitäten für Kinder und Erwachsene: Seminare, Messen, Schulungsprogramme, Ausbildung zur<br />

Entwicklung politischer Fertigkeiten<br />

Verkauf von Saatgut, Büchern, Pflanzen und Werkzeugen<br />

Technische Beratung zur Energie-Überprüfung von Häusern und zur Anpassung von Wohnungen<br />

durch Abdichten von Fenstern und Türen<br />

118


Beratungsstelle über Nahrungsverarbeitung, Insektenabwehr, Ernährungsfragen, Energiefragen im<br />

Haushalt usw.<br />

Die wichtigsten Kriterien für den Erfolg eines Stadtbauernhofs sind, daß er in einer wirklich<br />

bedürftigen Gegend liegt (arme Stadtviertel), daß er viele Mitglieder vor Ort hat und daß er der<br />

Umgebung eine breite Vielfalt an sozialen Diensten bietet. Viele Stadtbauernhöfe tragen sich nach<br />

einiger Zeit zur Gänze selbst durch den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen plus bescheidener<br />

Mitgliedsbeiträge. In den ersten Aufbaujahren werden manchmal staatliche Subventionen benötigt.<br />

Kapitel 9<br />

WIRTSCHAFT <strong>IN</strong> DER GEME<strong>IN</strong>DE<br />

Geld ist für das soziale Gewebe, was Wasser für die Landschaft ist. Es ist Transportmittel, Gestalter<br />

und Antrieb des Handels. Wie beim Wasser kommt es nicht auf die Gesamtsumme des Geldes an, die<br />

in ein Gemeinwesen einfließt; es kommt auf die Vielfalt der Nutzungen und Dienste an, denen das<br />

Geld zugeführt werden kann, und es ist die Vielfalt der Kreisläufe, die einer Gemeinde finanzielle<br />

Unabhängigkeit bringt. Wir befassen uns mit den Zusammenhängen zwischen der Gemeinde und ihren<br />

Finanzen, ihren wichtigsten Gütern und ihrer rechtlichen Organisation. Wer eine Handelsbank in eine<br />

Gemeinde hineinsetzt, die nur mit der Ausbeutung elementarer Güter Geschäfte macht, der setzt damit<br />

eine Pumpe in Betrieb, die der Gemeinde ihre Lebensgrundlagen wegsaugt und irgendwo anders<br />

hinpumpt.<br />

Die folgenden Konzepte, die oft von armen, unterdrückten, "machtlosen" Leuten entwickelt und<br />

angewendet wurden, sind vielleicht in Ihrer eigenen Gemeinde von Nutzen.<br />

REGIONALE TAUSCHGRUPPEN<br />

LETS (Local Employment Trading System, deutsch etwa: Lokales Beschäftigungs- und<br />

Handelssystem) ist Mittelpunkt einer Gemeinde; jedes neu eintretende Mitglied muß bereit sein, die<br />

regionale, "grüne" Währung zu akzeptieren. "Grünes" Geld wird durch den Verkauf von Waren oder<br />

Diensten an andere "verdient" und durch die Inanspruchnahme von Waren und Diensten anderer<br />

"ausgegeben". Anders als beim einfachen Tauschhandel (bei dem zwei Partner wechselseitig tauschen)<br />

kann ein Teilnehmer mit entsprechendem Guthaben mit jedem anderen Teilnehmer tauschen und kann<br />

aus dem gesamten Angebot von Diensten bzw. Waren auswählen.<br />

Grünes Geld wird normalerweise für Arbeit verlangt, während die Kosten einer Ware oder eines<br />

Dienstes, z. B. Material, Treibstoff für die Strecke zum bzw. vom Kunden usw. in offizieller Währung<br />

berechnet werden. Den Preis handeln sich die jeweiligen Geschäftspartner untereinander aus; der<br />

Käufer meldet das Geschäft dann an die Zentrale. Jeder, der arbeiten will, kann seine Dienste anbieten;<br />

niemand braucht auf eine "Arbeit" zu warten. Da nur Mitglieder untereinander tauschen können, ist<br />

das Gemeindekonto immer ausgeglichen. Der ideale Teilnehmer tauscht viel und häuft bescheidene<br />

Schulden und Guthaben an.<br />

Die Währung kann, obwohl sie dem gesetzlichen Zahlungsmittel gleichwertig ist, nicht emittiert und<br />

nicht gegen Bargeld getauscht werden; sie existiert nur als Buchgeld in Form von Schulden oder<br />

119


Guthaben. Jeder Teilnehmer hat Einsicht auf die Kontostände jedes andern Teilnehmers, und jeder<br />

bekommt regelmäßig Kontoauszüge. Die Abführung von Steuern bleibt den Teilnehmern selbst<br />

überlassen.<br />

Jedermann kann in seiner Gemeinde eine Tauschgruppe aufbauen. Siehe die Adressenliste am Ende<br />

dieses Kapitels bezüglich Adressen im deutschen Sprachraum.<br />

F<strong>IN</strong>ANZIERUNG<br />

Es handelt sich dabei um Anlage- und Kreditgenossenschaften zur Senkung privater und öffentlicher<br />

Kosten und zur Bereitstellung von mehr Kapital für die Gemeinschaft. Es ist leicht festzustellen, was<br />

in einer Gemeinde fehlt; macht sie ihr eigenes Brot, Joghurt, ihre eigenen Würste, Schuhe, Kleider und<br />

Töpfe? Bietet sie ein breites Angebot an Diensten, vom Friseur bis zur Rechtsberatung? Falls nicht,<br />

besteht Bedarf danach, und Mittel zum Start entsprechender Geschäfte können bereitgestellt werden.<br />

Zwei erfolgreiche Beispiele für Kreditgeber an Gruppen und Unternehmungen in Gemeinschaften sind<br />

die Systeme SHARE und CELT.<br />

SHARE ist eine Abkürzung für Self Help Association for a Regional Economy (deutsch etwa:<br />

Selbsthilfevereinigung für regionale Wirtschaft). Es handelt sich um eine örtliche, nicht auf<br />

Gewinnabsicht gegründete Gesellschaft, die zur Unterstützung kleiner Unternehmen gebildet wurde,<br />

die notwendige Waren und Dienste für die Region (im konkreten Fall Berkshire in Massachusetts,<br />

USA) herstellen; sie arbeitet mit einer ortsansässigen Bank zusammen. Die Mitglieder von SHARE<br />

eröffnen bei dieser Bank ein SHARE-Gemeinschaftskonto. Sie erhalten nur niedrige Zinsen (was<br />

allerdings bedeutet, daß kleine Darlehen auch niedriger verzinst vergeben werden können). Der<br />

Darlehenswerber muß zuerst Empfehlungen von Leuten sammeln, die ihn als verantwortungsbewußt<br />

und gewissenhaft kennen. Er muß auch zeigen, daß das zu gründende Unternehmen für Kunden aus<br />

der Gemeinde oder sogar von außerhalb attraktiv ist. Im Zuge dieser Vorbereitungsarbeiten lernt der<br />

Darlehenswerber viele Leute kennen, und die Gemeinde hat starkes Interesse daran, das Unternehmen<br />

florieren zu sehen.<br />

CELT bedeutet Community Enterprise Loans Trust (frei übersetzt: Darlehensbank für<br />

Gemeinschaftsunternehmen), eine in ganz Neuseeland tätige, karitative Treuhandgesellschaft zur<br />

Gründung und Unterstützung von Kleinunternehmen und Kooperativen. CELT bietet Beratung an,<br />

veranstaltet Kurse und vergibt Darlehen. CELT finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und<br />

spezielle staatliche Förderungsprogramme. Bildungs- und andere Arbeit wird durch die Zinsen für<br />

Anlagen und Darlehen finanziert. Bedingung für die Vergabe eines Darlehens ist, daß der<br />

Darlehensnehmer bereit ist, während der Laufzeit des Darlehens eng und regelmäßig mit CELT<br />

zusammenzuarbeiten, damit das Unternehmen die größten Erfolgsaussichten hat. Nach Informationen<br />

von Jill Jordan von der Maleny Credit Union in Queensland (credit union = eine Art<br />

Genossenschaftsbank, die ihren Mitgliedern besonders günstige Zinssätze gewährt) gehen 85% aller<br />

Kleinunternehmen binnen zwei Jahren nach ihrer Gründung Pleite. In Maleny hingegen haben<br />

Betriebe, die von der Genossenschaftsbank finanziert und von der Gemeinde unterstützt werden, eine<br />

Konkursrate von unter 20%.<br />

ETHISCHE GELDANLAGE<br />

In den letzten paar Jahren wurde eine Bewegung in Richtung innovativer und ethisch bewußter<br />

Geldanlage erkennbar. Das Auftreten einer großen, populären und effizienten Palette von Diensten zur<br />

Umlenkung von Geldern hin zu sinnvoller Verwendung ist eine Reaktion auf den gegenwärtigen<br />

Mißbrauch von Mitteln durch Regierungen, große Hilfsorganisationen, Banken und<br />

Geldanlagegesellschaften, deren einziges Streben dem Gewinn oder der Macht gilt.<br />

Wir dürfen unser Geld und unsere Arbeit nicht für Rüstung, Gifte oder irgend etwas verleihen, was<br />

uns oder unserer Umwelt schaden wird. Statt in unsere eigene Zerstörung zu investieren, müssen wir<br />

unsere Spargelder in positive und lebensfördernde Projekte stecken.<br />

120


Die große Summe von Anlagekapital, die in den USA und Australien von ethischen Geldanlegern<br />

verwaltet wird, ist die Spitze eines Eisbergs, der viele tausend Durchschnittsmenschen umfaßt. Diese<br />

sind Mitglieder von Treuhand-Vereinen, ethischen Genossenschaftsbanken, gemeindeeigenen<br />

Hypothekenbanken, gemeinschaftlichen Finanzierungsgesellschaften für Bioregionen oder von<br />

informellen Arbeitstausch-Gruppen, Tauschringen, Direktvermarktungssystemen oder zinsfreien<br />

"Grün-Geld"-Systemen.<br />

Mehr noch: Bestehende Banken, Darlehensgenossenschaften, Kooperativen und Betriebe überlegen,<br />

ihre Statuten neu zu definieren, um die Werte der Sorge für die Erde, der Sorge für die Menschen und<br />

der Herstellung sozial sinnvoller (oder umweltfreundlicher) Produkte aufzunehmen.<br />

Früher verlangte eine negative Einstellung ("Konsumverweigerung"), Betrieben, die die Erde<br />

verschmutzten und durch die Herstellung von Giften, Waffen oder anderen gefährlichen Dingen<br />

tödlich wirkten, Mittel zu entziehen. Da die Bewegung für ethische Geldanlage reifer wird, entwickelt<br />

sich dieser negative Ansatz zu einer positiven Suche nach - und zu einer Bereitschaft zur Finanzierung<br />

und Unterstützung von - Betrieben, die:<br />

Bei der Erhaltung helfen und Abfall oder Energieverbrauch mindern<br />

saubere Nahrung produzieren, die frei von Bioziden und gefährlichen Giftkonzentrationen ist<br />

bei der Wiederaufforstung in der Gemeinde mittun<br />

energiesparende Häuser oder Dörfer bauen<br />

saubere Transport- oder Energiesysteme herstellen<br />

Kooperativen, Selbstverwaltungsprojekte oder Gewinnbeteiligungssysteme gründen<br />

langlebige, vernünftige, nützliche und notwendige Erzeugnisse herstellen<br />

Örtliche Fonds können also kleine oder große Betriebe aufbauen, die in der Gegend benötigt werden,<br />

indem sie Geld der Gemeindebürger verwenden. Vermittler oder Treuhänder können überschüssiges<br />

Anlagekapital sozial und ökologisch verantwortungsbewußten Betrieben zuführen und Entwicklungen<br />

wie neuen, gut gestalteten Dörfern.<br />

Kapitel 10<br />

<strong>DIE</strong> <strong>PERMAKULTUR</strong>-GEME<strong>IN</strong>SCHAFT<br />

Die Gemeinschaft des Globalen Dorfes hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts entwickelt. Dies ist<br />

die bemerkenswerteste Revolution im Denken, in den Werten und in der Technologie, die sich je<br />

ereignet hat. Dieses Buch dient nicht der Absicht, den Pflug zu beschleunigen, sondern die Idee eines<br />

neuen und vielfältigen Zugangs zu Land und Broterwerb, und den Pflug zu vergessen.<br />

Ich persönlich sehe keine andere (politische, wirtschaftliche) Lösung für die Probleme der Menschheit<br />

als die Bildung kleiner, verantwortungsvoller Gemeinschaften, die Permakultur und angepaßte<br />

Technologien betreiben. Ich glaube, daß die Tage zentraler Machtausübung gezählt sind und eine neue<br />

Stammwerdung der Gesellschaft ein unvermeidlicher, wenn auch manchmal schmerzhafter Prozeß ist.<br />

Da manche von uns nicht bereit sind, etwas zu tun, müssen wir Wege finden, selber für unser<br />

Überleben zu sorgen. Nicht alle von uns sind Bauern und Gärtner und brauchen es auch nicht zu<br />

werden. Es hat aber jeder Kenntnisse und Fähigkeiten zu bieten und könnte Öko-Parteien oder<br />

121


Bürgerinitiativen gründen und die Politik lokaler oder staatlicher Regierungen verändern, im Interesse<br />

der Landlosen die Nutzung öffentlicher Flächen verlangen und sich international zusammentun, um<br />

Mittel weg von Verschwendung und Zerstörung zu Erhaltung und Aufbau hin zu lenken.<br />

Ich glaube, daß wir erst unsere Geisteshaltung ändern müssen, bevor sich irgend etwas anderes ändert.<br />

Wechseln wir den Geist der Konkurrenz (der heute unser ganzes Erziehungswesen durchzieht) gegen<br />

den der Kooperation in freien Vereinigungen, wechseln wir unsere materielle Unsicherheit gegen eine<br />

sichere Menschlichkeit, wechseln wir den Einzelnen gegen den Stamm, Benzin gegen Kalorien, und<br />

Geld gegen Erzeugnisse.<br />

Die größte Veränderung aber, die wir schaffen müssen, ist die vom Verbrauch zur Herstellung, wenn<br />

auch nur in kleinem Maßstab, in unseren eigenen Gärten. Wenn nur 10% von uns dies tun, gibt es<br />

genug für alle. Daher rührt die Schwäche der Revoluzzer, die keine Gärten haben, die von genau dem<br />

System leben, das sie angreifen, und die statt Nahrung und Obdach nur Wörter und Geschosse zu<br />

bieten haben. Manchmal scheint es so, als ob wir alle hier auf der Erde in einer bewußten oder<br />

unbewußten Verschwörung, hilflos zu bleiben, gefangen wären. Und doch sind es Menschen, die den<br />

Bedarf anderer decken, und zusammen können wir überleben. Wir selbst können all den Hunger<br />

stillen, all das Unrecht und all die Dummheit der Welt beseitigen. Durch ein Verständnis für die<br />

Wirkungsweise natürlicher Systeme, durch sorgsame Forstwirtschaft und Gärtnerei, durch<br />

Nachdenken und Sorge für die Erde können wir das schaffen.<br />

Leute, die die Natur vergewaltigen, tun sich selber Gewalt an. Wenn wir nur Weizen anbauen, werden<br />

wir selber zu Teig. Wer nur dem Geld nachjagt, wird selber zu Metall; und wenn wir kindischem<br />

Fußballspiel verhaftet bleiben, werden wir selber zu einem Lederball. Vorsicht vor dem<br />

Monokulturisten in der Religion, im Gesundheitswesen, auf dem Bauernhof und in der Fabrik. Die<br />

Langeweile macht ihn verrückt, und er könnte versuchen, Krieg anzuzetteln und die Macht zu erobern,<br />

weil er innerlich machtlos ist.<br />

Um ein ganzer Mensch zu werden, muß man viele Wege beschreiten; und um etwas wahrhaft zu<br />

besitzen, muß man es zuerst verschenken. Das ist kein Orakel. Nur wer bereit ist, seine vielfältigen<br />

und reichen Fähigkeiten, wahre Freundschaft, Gemeinschaftsgeist und Wissen über die Erde mit<br />

anderen zu teilen, weiß, daß er überall, wo er hinkommt, willkommen sein wird. Es gibt reichlich<br />

Kämpfe und Abenteuer zu bestehen: Der Kampf gegen Kälte, Hunger, Armut, Dummheit,<br />

Übervölkerung und Neid; Abenteuer der Freundschaft, der Menschlichkeit, der angewandten Ökologie<br />

und ausgeklügelter Gestaltung... Das wäre ein viel besseres Leben als das, welches Sie<br />

möglicherweise jetzt leben und das für unsere Kinder lebenswichtig wäre. Es gibt keinen anderen Weg<br />

als den der gemeinschaftlichen Arbeit und der Verantwortung für die Gemeinde. Schlagen Sie diesen<br />

Weg ein; er wird ihr Leben so verändern, wie Sie es sich sich noch gar nicht vorstellen können.<br />

Anhang A<br />

LISTE E<strong>IN</strong>IGER NÜTZLICHER <strong>PERMAKULTUR</strong>-PFLANZEN<br />

Die meisten hier angeführten Arten sind mehrjährig, obwohl einige einjährige mit eingeschlossen sind.<br />

Die Liste ist keineswegs vollständig; sie ist nur als ein zwangloser Anfang für Ihre eigene lokale<br />

Permakultur-Artenliste gedacht. Die angeführten Pflanzen kommen von gemäßigten bis zu tropischen<br />

Klimazonen vor; viele Arten der gemäßigten Klimazonen können auch in den Subtropen oder<br />

tropischen Hochlandgebieten angebaut werden. In den meisten Fällen werden Höhenlagen angegeben<br />

(in Metern - m), aber diese variieren je nach Klima, Pflege, Böden und Sorten.<br />

AKAZIEN (Acacia spp.)<br />

122


Baum- und strauchförmige Leguminosen zwischen 3 und 25 m hoch, Arten kommen von<br />

Trockengebieten zu den Tropen vor; oft dornig. VERWENDUNG: Einigen Arten sind wichtige<br />

Futterpflanzen der Trockengebiete, wobei Blätter, Hülsen und Samen verwendet werden; Brenn- und<br />

(einige Arten) Bauholz. Stickstoffixierer; Fukuoka pflanzte Silberakazie (A. dealbata) auf seinen<br />

Feldern an, um die Produktion zu fördern. Erosionsbekämpfung.<br />

Futter: Mulga (A. anuera) weit verbreitet in Trockengebieten Australiens, schnell wachsend und für<br />

Vieh bekömmlich; bis 7 m hoch. Kameldorn (A. albida) dorniger Baum bis 25 m hoch; Laub und<br />

Hülsen wichtiges Futter, liefert 135 kg Hülsen/Baum im Sudan. Laubabwerfend in der feuchten<br />

Jahreszeit, voll belaubt in der trockenen. #Myall (A. pendula) wächst auf schweren Böden, wo keine<br />

anderen Bäume wachsen (schützt den Boden und spendet sowohl Schatten als auch Futter). Andere<br />

Futterbäume sind A. salicina (#native willow), A. senegal, A. seyal.<br />

Bauholz: Schwarzholzakazie (acacia melanoxylon), schnell wachsende, langlebige Akazie des kühlen<br />

Klimas, die für hochwertige Möbel verwendet wird (in warmen Klimazonen ist A. melanoxylon ein<br />

zottig wirkender, kurzlebiger Baum). Silberakazie (A. dealbata) und #hickory wattle (A. falciformis)<br />

ebenfalls wichtiges Bauholz.<br />

SEIDENBAUM (Albizia lopantha, A. julibrissin)<br />

Baumförmige, immergrüne, schnell wachsende Leguminosen mit Fiederblättern. Höhe: 9-15m. Warmgemäßigte<br />

bis tropische Klimazonen.<br />

VERWENDUNG: Schattenspendende Baumart mit dekorativen Blättern und Blüten. Windschutz,<br />

wenn geastet, um Buschigkeit zu fördern. Pionierbaumart; in den Topen werden Chillys, Ananas,<br />

Bananen und Obstbäume unter weit gepflanzten Seidenbäumen kultiviert, was ein 3-stöckiges,<br />

produktives System bietet. Die meisten Arten sind für das Vieh bekömmlich (A. lopantha, A.<br />

chinensis). Stickstoffixierer.<br />

ERLE (Alnus spp.)<br />

Schnell wachsende, kurzlebige Bäume, die hauptsächlich dichte Dickichte bilden. Höhe: 10-25m.<br />

Obwohl keine Leguminosen, sind sie stickstoffixierend und bilden einen dicke, schwarze<br />

Humusschicht aus. Nützlich,wenn schon vorhanden, für rohen Mulch, Kompostierung. Verwendung<br />

als Bestandesschutzholz für andere Baumarten; bietet Schutz, Mulch und Stickstoff. Der Bestand kann<br />

letztendlich ganz geschlägert werden, oder man kann ein paar Bäume zur Stickstoffixierung,<br />

Mulchgewinnung weiterwachsen lassen. Als Brennholz kann sie zu heiß brennen, aber Stangenholz ist<br />

brauchbar. Einige Alnus spp. sind A. tenuifolia (#mountain alder), A. crispa (#downy alder).<br />

AMARANTH (Amaranthus spp.)<br />

Aufrecht stehende einjährige Pflanzen, bis 1m hoch, von denen #grain amaranth (A. hypochondriacus,<br />

tropisches und subtropisches Amerika) und #leaf amaranth (A. gangeticus, tropisches Asien) die<br />

hochwertigsten sind. Werden in der vollen Sonne oder sogar teilweise im Schatten angepflanzt; A.<br />

hypochondriacus braucht eine Vegetationsperiode von 90 Tagen, um Samen anzusetzen.Von<br />

gemäßigten Zonen bis zu trockenen Hochlandgebieten der Tropen.<br />

VERWENDUNG: A. hypochondriacus eine Frucht mit hohem Proteingehalt (18%); Samen werden<br />

gepufft oder zu Mehl gemahlen gegessen. Blätter werden roh oder gekocht gegessen. A. gangeticus in<br />

warmen Klimazonen das ganze Jahr hindurch angebaut; die schmackhaften Blätter sind leuchtend rot<br />

und grün. Hochwertige Pflanze, reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Hühnerfutter (Samen);<br />

Blätter für Vieh - können siliert werden. Deckfrucht.<br />

ARRACACHA (Arracacha xanthorrhiza, A. esculenta)<br />

123


Auch als #peruvian parsnip bekannt. Wird von den Hochlandtropen bis zu subtropischen Klimazonen<br />

angebaut.Krautige mehrjährige Pflanze, die große, stärkehältige Wurzeln produziert. Wird durch<br />

Sproßknollen vermehrt.VERWENDUNG: Wird wie Kartoffeln oder Cassava gegessen. Derbe<br />

Hauptwurzeln und reife Blätter werden Tieren verfüttert. Junge Stengel als Salat. Ausgezeichnete<br />

Frucht für den Unterbestand.<br />

SPARGEL (Asparagus officincalis)<br />

Mehrjähriger Wurzelstock mit neuen, eßbaren Trieben in jedem Jahr, guter Ertrag für mindestens 20<br />

Jahre, wenn gedüngt und gegossen. Ertrag nach 3 Jahren, im Frühjahr. Im Winter durch Zerschneiden<br />

des Wurzelhalses leicht zu vermehren. Verbreitet sich von selbst entlang sandiger Wasserläufe,<br />

obwohl er keine großen Stengel produziert wie gedüngter Spargel.VERWENDUNG: menschliche<br />

Nahrung, Böschungsstabilisator an sandigen Wasserläufen. Gemäßigte bis subtropische Klimazonen.<br />

ÖLWEIDE (Eleagnus angustifolia), ELEAGNUS UMBELLATA (Japan, Korea, China) &<br />

andere spp.<br />

Schnell wachsende, stickstoffixierende Sträucher bis jeweils 4,5m und 20m hoch; Eleagnus umbellata<br />

bildet Dickichte oder Hecken aus, wenn beschnitten. Verträgt mageren Boden, Trockenheit. Liebt<br />

volle Sonne, obgleich andere Arten Halb- bis Vollschatten tolerieren. Pflanzen der gemäßigten und<br />

kalten Gebiete.<br />

VERWENDUNG: Gute Pflanze für Windschutz und Erosionsbekämpfung. Eßbare Beeren für Vögel<br />

und Hausgeflügel; Hühnerfutterpflanze in kalten Gebieten. Dekorative Abschirmungshecken.<br />

Silberölweide (E. commutata) und Vielblütige Ölweide (E. multiflora) auch wichtige Beerenpflanzen<br />

für Wildtiere und Hausgeflügel.<br />

AZOLLE (Azolla spp.)<br />

Frei im Wasser schwimmende, kleine Farne (rot oder grün), die stickstoffixierendes Bakterium<br />

(anabaena azollae) enthalten. Alle Klimazonen, obwohl sie bei heißem Wetter absterben.<br />

VERWENDUNG: Entenfutter. Stickstoffhaltiger Mulch für Reis- oder Taroanbau zur<br />

Stickstoffgewinnung. Kann von der Oberfläche von Teichen abgeschöft werden und als reichhaltiger<br />

Mulch auf angrenzenden Kulturen verwendet werden; oder man entwässert Teiche, gräbt Azolla unter,<br />

und baut Kulturen an.<br />

BAMBUS (1250 Arten)<br />

Zwei Haupttypen sind ausläuferbildende und horstbildende Bambusarten. Im allgemeinen sind die<br />

tropischen/subtropischen Sorten Ausläuferpflanzen, die im gemäßigten Klima vorkommenden<br />

Horstpflanzen. Im Falle der ausläuferbildenden Bambusarten muß man aufpassen, daß sie nicht<br />

wuchern; sie überqueren kein Wasser, also können sie auf einer Insel innerhalb eines Dammes<br />

gehalten werden.<br />

Bambusarten kommen vom Äquator bis ungefähr 40� nach Norden und Süden vor. Vermehrung durch<br />

Zerteilung von Horsten, Rhizomableger und Basalstecklinge; Bambus wächst am besten in Böden, die<br />

mit organischem Material angereichert sind und viel Wasser enthalten.<br />

VERWENDUNG: menschliche Nahrung (Horste werden angehäufelt, damit sie große, zarte Triebe<br />

produzieren) und Laub als Tierfutter (einige Arten wie Arundinaria racemosa, Sasa palmata). Für<br />

Baukonstruktionen und Geräte: Pfähle, Angelruten, Speere (kleine Stengel), Baugerüste, Bewehrung<br />

(große Stengel). Horste: Windschutz, Steiluferstabilisatoren. Andere Verwendungsarten: Utensilien,<br />

Mulch, Kunsthandwerk.<br />

ROB<strong>IN</strong>IE (Robinia pseudoacacia)<br />

124


Laubabwerfender Baum, 10 bis 20 m hoch, lichtes Laubwerk, kann bis zu 200 Jahre alt werden.<br />

Wächst sehr rasch und bildet Dickichte durch Wurzelbrut (sehr aggressiv). Sehr widerstandsfähig und<br />

für kühle Regionen geeignet, magere Böden.<br />

VERWENDUNGEN: Weidelandverbesserer auf sehr magerem Land (Stickstoffixierer);<br />

Erosionsbekämpfung; Windschutzbaum; Bienennahrung; Samen für Geflügel; und als Bauholz<br />

geeignet für Balken, Werkzeug und Schäfte. Pfähle überdauern unbehandelt mehr als 20 Jahre im<br />

Boden.<br />

BROMBEERE, HIMBEERE (Rubus spp.)<br />

Zu den Kultursorten gehören Boysenbeere und Loganbeere. Kräftig wachsende stachelige Dickichte<br />

(einige stachellose Sorten sind entwickelt worden). Hochwertiges Marktfrucht auf Spalier. Brombeere<br />

wuchert leicht, breitet sich durch Samen und Bewurzelung von Triebspitzen aus. Kann auf Inseln<br />

ausgesetzt werden. Eine stachellose Sorte der Brombeerart R. Lanciniatus, #Oregon thornless, ist für<br />

Gärten am besten geeignet.<br />

Loganbeere und Boysenbeere sind beliebte Kultursorten mit sehr großen Beeren. Brauchen<br />

möglicherweise (Schutz)netze gegen Vögel. Bienennahrung.<br />

HEIDELBEERE, GAYLUSSACIE, CRANBERRY (Vaccinium spp.)<br />

Laubabwerfende Sträucher, 2,5 cm bis zu 3,6 m hoch; kühle gemäßigte bis subtropische Klimazonen.<br />

Tolerieren Halbschatten oder volle Sonne.<br />

VERWENDUNGEN: Beerenobst für den Unterbestand. Meiste Arten gute Bienennahrung.<br />

Amerikanische Blueberry (V. corymbosum) wird bis zu 1,2 - 3,6 m hoch und wird als<br />

Marktfrucht angepflanzt, muß gegen Vögel mit einem Netz versehen werden. #low bush blueberry (V.<br />

angustifolium, Nordamerika) kann als Bodenbedeckung verwendet werden (8-20 cm); vermeiden Sie<br />

Frostlöcher.<br />

Gaylussacie (V. membrananceum, V. ovatum) wird nicht für den Verkauf von Beeren<br />

angebaut, aber diese sind schmackhaft für den menschlichen Verzehr; auch Geflügelnahrung.<br />

Immergrüne Gaylussacie am ertragsreichsten im Halbschatten. Arten werden 30 cm bis 3 m hoch.<br />

Cranberry (V. oxycoccus) wird ungefähr 25 cm hoch; es ist ein immergrüner, niederliegender<br />

Strauch des Unterbestandes und wächst gut in Torfmooren mit einem Boden-pH-Wert von 3,2 bis 4,5.<br />

Konstante Wasserversorgung ist notwendig für gute Fruchtentwicklung, aber die Pflanzen sollten nicht<br />

in versumpftem Boden wachsen. Humusreicher Boden und dicke Mulchdecken sind ideal. Vermeiden<br />

Sie die Pflanzung in bekannten bekannten Frostlöchern; Früchte müssen reifen, bevor harte Fröste<br />

einsetzen. Hochwertige Marktfrucht.<br />

BORETSCH (Borago officinalis)<br />

Eine aufrecht wachsende, selbst aussäende einjährige Pflanze, im Reifestadium bis 0,6 m hoch. Kann<br />

in voller Sonne oder im Halbschatten angebaut werden; verträgt magere Böden, muß aber regelmäßig<br />

bewässert werden. Leicht in großen Mengen zu vermehren; säen Sie sie im Frühjahr aus. Gemäßigtes<br />

Klima. VERWENDUNGEN: gute Bienennahrung, mit langer Blütezeit. Blätter und Blüten in Salaten.<br />

Zusammen mit Beinwell für Kompost-und Düngerauszug; reich an Kaliumcarbonat und Calzium;<br />

zersetzt sich sehr schnell. Medizinische Eigenschaften: entzündungshemmend.<br />

PUFFBOHNE (SAUBOHNE, DICKE BOHNE) (Vicia faba)<br />

Einjährige Leguminose, 0,5 m hoch; gemäßigte bis subtropische Klimazonen, liebt volle Sonne,<br />

wächst aber gut im Winter in regenreichen maritimen Klimagebieten. VERWENDUNGEN:<br />

menschliche Nahrung - junge Blätter, Hülsen, Bohnen (frisch oder getrocknet). Auch als Viehfutter<br />

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verwendet. Deckfrucht auf Gartenbeeten, Feldern; Gründüngungspflanze und Stickstoffixierer, wobei<br />

die Pflanze geschnitten und vor der Blüte als Mulch verwendet wird (Stickstoff bleibt im Boden).<br />

KAPSTACHELBEERE (Physalis peruviana)<br />

Ein mehrjähriger, zarter, kriechender Strauch, aus derselben Familie wie die Tomate stammend<br />

(Solanaceae), mit kleinen grünlich-gelben Früchten, die von einer papierartigen äußeren Blütenhülle<br />

umgeben sind. Die Früchte reifen im Spätsommer und werden frisch oder gekocht verwendet. In<br />

Mexiko als scharfe Soße verwendet, wenn mit Chillys und Zwiebeln gemischt. Schnell durch Frost<br />

geschädigt; in kalten gemäßigen Klimazonen als einjährige Pflanze angebaut.<br />

JOHANNISBROTBAUM (Ceratonia siliqua)<br />

Ein langlebiger Baum, 5 bis 15 m hoch, angepflanzt wegen seiner süßen Hülsen. Als Baum des<br />

Mittelmeergebietes<br />

gedeiht er am besten in trockenen gemäßigten Klimazonen und kann magere Bodenverhältnisse<br />

tolerieren. Frost schädigt Blüten und unreife Früchte, aber nicht die Bäume; sehr feuchtes Wetter im<br />

Herbst kann die reifenden Hülsen zum Verfaulen bringen. Eine baumförmige Leguminose, fixiert<br />

allerdings keinen Stickstoff.<br />

VERWENDUNGEN: menschliche Nahrung: zu Mehl zerrieben als Schokolade- oder<br />

Kaffeersatz, viel verwendet in Gesundheitskostprodukten. Hülsen als #Energie- und Eiweißkraftfutter<br />

für das Vieh (zu Mehl zermahlen oder ganz an große Tiere verfüttert). Erträge in mediterranen<br />

Klimagebieten #machen 45-225 kg/Baum aus. Die Samen liefern einen Pflanzengummi mit<br />

wasserabsorbierenden Eigenschaften, der in der kosmetischen und chemischen Industrie verwendet<br />

wird.<br />

CASSAVA (Manihot esculenta)<br />

Frucht der tropischen Tieflandgebiete, mit stärkehaltigen Knollen.Viel verwendet in Afrika, im<br />

südpazifischen Raum, in Lateinamerika. Kultiviert auf Wällen oder Erdhügeln, zwischengepflanzt mit<br />

einjährigen Nahrungskulturpflanzen. Hält Vernachlässigung aus, wächst in nährstoffarmen Böden;<br />

verträgt Trockenheit (außer nach der #Vermehrung). Kann im Boden behalten werden, bis sie<br />

gebraucht wird.<br />

VERWENDUNGEN: Gekocht oder gebacken (nach dem Schälen) verzehrt. Getrocknete<br />

Scheiben können einige Monate aufbewahrt werden; Cassavamehl wird hergestellt, indem man diese<br />

getrockneten Scheibchen mahlt. Das gegorene Fruchtfleisch wird in Westafrika gegessen. Stärke, oder<br />

Tapioca, wird für Puddings, Kekse, und in Konditoreien verwendet.<br />

KASTANIE (Castanea mollissima, C. sativa)<br />

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