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„Nicht, dass wir Herren wären über euren Glauben … - Triangelis.de

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Die Alleskönner<br />

Der klassische „Gemein<strong>de</strong>-Pfarrer“<br />

prägt zwar das Bild. Der Beruf <strong>de</strong>s<br />

Pfarrers ist wesentlich vielfältiger:<br />

Es gibt die Gefängnis- o<strong>de</strong>r Krankenhausseelsorge,<br />

Aufgaben in<br />

<strong>de</strong>r Diakonie, Erwachsenenbildung,<br />

Kirchenverwaltung o<strong>de</strong>r Wissenschaft<br />

und sogar Stadionpfarrer.<br />

Die STIMME sprach mit Thomas<br />

Balzk, Evangelischer Militärseelsorger<br />

am Bun<strong>de</strong>swehrzentralkrankenhaus<br />

in Koblenz.<br />

Herr Balzk, was sind Ihre Aufgaben als<br />

Militärseelsorger?<br />

Es gibt hier für mich drei wichtige Bereiche:<br />

Ich feiere Gottesdienste in unserer<br />

kleinen Kapelle in <strong>de</strong>r Klinik und<br />

auch mit <strong>de</strong>n Soldaten im Einsatz. Vor<br />

zwei Jahren war ich längere Zeit bei<br />

<strong>de</strong>r Truppe in Kunduz. Im <strong>de</strong>utschen<br />

Lager gab es eine Kirche, die „Gottesburg“<br />

und die Gottesdienste waren<br />

voll. Die Soldatinnen und Soldaten<br />

strömten dort in die Kirche, auch<br />

unabhängig davon ob sie „zuhause“<br />

religiös o<strong>de</strong>r kirchlich geprägt waren.<br />

Militärseelsorger sind auch tätig im<br />

sogenannten „Lebenskundlichen Unterricht“.<br />

Das ist <strong>de</strong>r berufsethische<br />

Unterricht <strong>de</strong>r Soldaten <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr,<br />

<strong>de</strong>r inzwischen für alle Soldaten<br />

verpflichtend ist. Ziel <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr<br />

ist es, Soldaten in <strong>de</strong>n Einsatz zu schicken,<br />

die – auch psychisch – gerüstet<br />

sind für das, was auf sie dort zukommt.<br />

Beson<strong>de</strong>rs am Herzen liegt mir die<br />

Seelsorge für die Soldaten und ihre<br />

Angehörigen. Hier am Bun<strong>de</strong>swehrzentralkrankenhaus<br />

kommen alle Verletzen<br />

aus Afghanistan<br />

an und ich betreue<br />

die Angehörigen, die<br />

in dieser Krisensituation<br />

Unterstützung<br />

brauchen. Das gilt natürlich<br />

erst recht, wenn Soldaten<br />

gefallen sind. Außer<strong>de</strong>m haben <strong>wir</strong><br />

hier eine psychiatrische Abteilung,<br />

die viele Soldaten mit Posttraumatischen<br />

Belastungssyndrom behan<strong>de</strong>lt.<br />

Auch hier kann ich ergänzend zu <strong>de</strong>r<br />

medizinischen Behandlung helfen.<br />

Foto: Balzk<br />

Thomas Balzk, Evangelischer<br />

Militärseelsorger<br />

In solchen Situationen stellen sich<br />

für Soldaten und ihre Angehörigen<br />

existenzielle Fragen. Auf einmal <strong>wir</strong>d<br />

klar, „worauf es im Leben <strong>wir</strong>klich<br />

ankommt“. Ich als Pfarrer kann Menschen<br />

anleiten, sich dieser Sinnfragen<br />

zu stellen und sie mit sich selber in<br />

Kontakt bringen.<br />

Verliert die Kirche durch die Militärseelsorge<br />

nicht die kritische Distanz<br />

zum Militär und wie gehen Sie persönlich<br />

damit um, für die Bun<strong>de</strong>swehr zu<br />

arbeiten, die Menschen letztlich zum<br />

Töten ausbil<strong>de</strong>t?<br />

Als Militärseelsorger sehe ich mich<br />

an <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Soldaten. Mit meiner<br />

Tätigkeit legitimiere ich keine Verbrechen<br />

o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n einzelnen<br />

Einsatz <strong>de</strong>r<br />

I NTERVIEW<br />

Bun<strong>de</strong>swehr. Die vielen Konflikther<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Welt zeigen uns je<strong>de</strong>nfalls, <strong>dass</strong><br />

„Raushalten“ auch keine Lösung ist.<br />

Was gefällt ihnen an Ihrem Beruf?<br />

Ich arbeite gerne für und mit Menschen.<br />

Für mich ist es sehr wichtig,<br />

gute, direkte Beziehungen aufzubauen.<br />

Das ist im säkularen Bereich für<br />

mich besser spürbar, wo es weniger<br />

kirchliche Regeln gibt und es undogmatischer<br />

als in einer konventionellen<br />

Gemein<strong>de</strong> zugeht. Das kommt<br />

bei <strong>de</strong>n Menschen an.<br />

Elke Tegeler, Ann-Kathrin Hüter<br />

Einen O-Ton <strong>über</strong> die Tätigkeit von<br />

Thomas Balzk in Kunduz kann man unter<br />

http://blog.nz-online.<strong>de</strong>/peltner/<br />

category/afghanistan/ als Audio-<br />

Datei anhören.<br />

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