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Predigt über Jesaja 29,17-24 zum 10. Jahrestag des ... - Triangelis.de

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<strong>Predigt</strong> über <strong>Jesaja</strong> <strong>29</strong>,<strong>17</strong>-<strong>24</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>10.</strong> <strong>Jahrestag</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> 11.09.2001<br />

gehalten in Kiedrich und Eltville<br />

Gna<strong>de</strong> sei mit euch…<br />

Liebe Gemein<strong>de</strong>!<br />

11. September 2011: ein <strong>de</strong>nkwürdiger Tag! 10 Jahre nach <strong>de</strong>n Terroranschlägen<br />

von New York und Washington. 10 Jahre voller Terrorangst und mitunter zweifelhafter<br />

Versuche, die Terrorgefahr zu bekämpfen – bis hin zur Ermordung Osama<br />

Bin La<strong>de</strong>ns in diesem Jahr.<br />

Rund 3000 Menschen haben ihr Leben an jenem 11.9. lassen müssen. Der sog.<br />

„Krieg gegen <strong>de</strong>n Terror“ in Afghanistan und im Irak – eine Folge <strong><strong>de</strong>s</strong> 11. September<br />

– hat allein unter <strong>de</strong>n amerikanischen Soldaten weitere 6.200 Menschenleben<br />

gekostet. 100e Zivilisten sterben bei verheeren<strong>de</strong>n Anschlägen <strong>de</strong>r Al Qaida auf<br />

Bali, in Madrid und London und an vielen weiteren Orten dieser Welt. Unzählige<br />

Verwun<strong>de</strong>te, Menschen, die verletzt sind an Körper und Seele, Menschen, die bis<br />

heute nicht schlafen können, weil ihnen die Schreckensbil<strong>de</strong>r nicht aus <strong>de</strong>m Sinn<br />

kommen. Menschen, die heute noch darunter lei<strong>de</strong>n, Angehörige verloren zu haben.<br />

Unzählige tragische Einzelschicksale, die geprägt sind vom 11.9. und <strong>de</strong>n<br />

Folgen. Von einem will ich erzählen.<br />

Paula Bellini ist an jenem Dienstagmorgen <strong><strong>de</strong>s</strong> 11. September auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />

Arbeit. Wenige Schritte noch bis in <strong>de</strong>n Südturm <strong><strong>de</strong>s</strong> World Tra<strong>de</strong> Center, wo die<br />

<strong>29</strong>jährige Amerikanerin als Investmentbankerin arbeitet. Sie hätte eigentlich längst<br />

dort sein müssen, um ein Meeting vorzubereiten. Aber sie ist spät dran. Plötzlich<br />

wer<strong>de</strong>n die Ohrstöpsel ihres Walkman aus <strong>de</strong>n Ohren gerissen, durch ein explodieren<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Geräusch. Sie sieht, wie sich ein riesiger Feuerball in <strong>de</strong>n Scheiben <strong>de</strong>r<br />

Hochhäuser spiegelt. Eine Flammenwolke schießt aus <strong>de</strong>n oberen Etagen <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Nordturms. Trümmerteile fallen vom Himmel. Die junge Frau flüchtet in die Eingangshalle<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Südturms. Während Menschen um ihr Leben rennen, <strong>de</strong>nkt sie an<br />

Sebastian. Bald wollen sie heiraten, sie erwartet ein Kind von ihm. Heute Mittag<br />

sind sie hier im Center <strong>zum</strong> Essen verabre<strong>de</strong>t. Sie muss ihn anrufen und warnen.<br />

Ihr <strong>de</strong>utscher Freund arbeitet ein paar Straßenzüge weiter bei <strong>de</strong>r Deutschen Bank.<br />

Sebastian sei heute auswärts und nicht in seinem Büro, sagt die Sekretärin.<br />

Paula steckt ihr Mobiltelefon ein, rennt die Treppen hinab zur U-Bahn und springt<br />

in <strong>de</strong>n Zug. Es wird <strong>de</strong>r letzte sein, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>n Zwillingstürmen abfährt. „Ich<br />

habe gezittert und geweint, und alle starrten mich an“, sagt sie. „Brauchen Sie Hil-<br />

1


fe?“, fragen Menschen, die von <strong>de</strong>m Knall nichts mitbekommen haben und für die<br />

<strong>de</strong>r 11. September 2001 noch ein ganz normaler Dienstag ist.<br />

Zu Hause angekommen, trifft sie ihren Nachbarn. Er steht auf <strong>de</strong>m Hausdach und<br />

zeigt auf die Rauchsäulen, die über Manhattan aufsteigen. Gegen 9.45 Uhr schaltet<br />

Paula <strong>de</strong>n Fernseher an. Dann versucht sie ihren Freund zu erreichen. Auf <strong>de</strong>m<br />

Mobiltelefon sind vier Nachrichten von ihm eingegangen. Er hatte angerufen, als<br />

sie in <strong>de</strong>r U-Bahn saß. Beim Abhören <strong>de</strong>r Mailbox muss Paula schlucken. Sebastian<br />

sagt, er arbeite heute nicht im Büro, son<strong>de</strong>rn treffe einen Kun<strong>de</strong>n im World<br />

Tra<strong>de</strong> Center. Sein Kollege, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Termin eigentlich wahrnehmen sollte, habe<br />

kurzfristig abgesagt.<br />

Beim nächsten Anruf sprach er davon, dass im Nachbarturm etwas passiert sei.<br />

„Du solltest nicht hierher kommen, überall ist Rauch, ich weiß nicht, was los ist.“<br />

Während sie Sebastians Stimme hört, schaut Paula auf <strong>de</strong>n Bildschirm. Sie erkennt<br />

<strong>de</strong>n Feuerball, vor <strong>de</strong>m sie geflüchtet war. Dann erscheint ein zweites Flugzeug<br />

und zerschellt im Südturm. Genau dort müsste sie jetzt arbeiten. Genau dort sitzt<br />

jetzt zufällig ihr Freund, weil er einen Kollegen vertritt. Als Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong> Einschlags<br />

gibt <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r 9.03 Uhr an. Zwei Minuten zuvor hatte sich Sebastian das<br />

letzte Mal gemel<strong>de</strong>t. „Ich wollte nur sicher gehen, dass du okay bist. Ich bin mit<br />

einem Kun<strong>de</strong>n im 94. Stockwerk.“ Die Nachricht en<strong>de</strong>t mit: „Wir sprechen uns<br />

später.“<br />

Die <strong>29</strong>jährige hört die Nachricht, während sie zeitgleich im Fernsehen sieht, wie<br />

<strong>de</strong>r Südturm einstürzt. Sie erlei<strong>de</strong>t einen Schock. Freun<strong>de</strong> und Bekannte rufen an<br />

und erkundigen sich nach ihr, wollen wissen, ob sie und ihr Kind überlebt hat. An<br />

ihren Freund <strong>de</strong>nkt keiner. Warum auch, er hatte sein Büro ja nicht in <strong>de</strong>n Zwillingstürmen.<br />

Irgendwann kommt ein Anruf aus Deutschland. Sebastians Eltern.<br />

„Ich bin okay. Aber ich habe noch keine Nachricht von Sebastian.“ Dann bricht sie<br />

in Tränen aus.<br />

Sie glaubt immer noch an ein Wun<strong>de</strong>r. Zwei Minuten lagen zwischen <strong>de</strong>m Anruf<br />

und <strong>de</strong>m Einschlag. Vielleicht hat er es ja doch noch geschafft. Paula packt Sebastians<br />

Zahnbürste ein und bringt sie zur Sammelstelle für DNA-Proben. Ein paar<br />

Wochen später bringt ein Anruf <strong>de</strong>r Gerichtsmedizin Gewissheit. Die Ärztin sagt,<br />

man habe etwas von Sebastian gefun<strong>de</strong>n. Sie führt Paula in einen Raum und übergibt<br />

ihr eine Schachtel. Darin liegt ein 10 Zentimeter großes Knochenstück, ein<br />

Splitter von Sebastians Oberschenkelknochen. Paula bringt ihn im November nach<br />

Deutschland. In seiner Heimatstadt Iserlohn wird er beigesetzt.<br />

Sebastian war erst 27 Jahre alt. Er ist einer von 3000 Opfern <strong>de</strong>r New Yorker Anschläge,<br />

einer von 12 Deutschen.<br />

Der 11. September 2001 hat das Leben von Paula Bellini verän<strong>de</strong>rt. Alle Pläne, die<br />

sie sich mit Sebastian gemacht hatte, waren mit einem Mal zunichte. Der Schock<br />

über das Erlebte saß tief.<br />

2


Angst und Schrecken hat jener 11. September auch bei <strong>de</strong>nen verbreitet, die nicht<br />

persönlich betroffen waren. Noch heute erinnern sich viele von uns genau daran,<br />

was sie an jenen Tag gemacht haben, als die Bil<strong>de</strong>r in einer Art Endlosschleife um<br />

die Welt gingen. Mich hat nach <strong>de</strong>m Einschlag in <strong>de</strong>n Nordturm ein Kollege in<br />

sein Büro gerufen. Er sagte: „Das musst du dir ansehen.“ Und dann sahen wir life<br />

im Fernsehen <strong>de</strong>n Einschlag in <strong>de</strong>n Südturm und <strong>de</strong>n Einsturz <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Türme.<br />

Ich kam mir damals vor, wie in einem Science-Fiktion-Film. Und als mir klar wur<strong>de</strong>,<br />

dass das alles lei<strong>de</strong>r nicht nur eine Inszenierung, son<strong>de</strong>rn bittere Realität war,<br />

überkam mich ein Schau<strong>de</strong>rn. Angst machte sich breit. Angst vor Terror, <strong>de</strong>r ja<br />

auch uns je<strong>de</strong>rzeit zu Hause o<strong>de</strong>r auf Reisen treffen könnte.<br />

Solche Gefühle kannten die Menschen im alten Israel Hun<strong>de</strong>rte Jahre vor <strong>de</strong>r Zeitrechnung<br />

nur zu gut.<br />

Die Oberschicht war ins Exil verschleppt, getrennt von ihrer Heimat, getrennt von<br />

an<strong>de</strong>ren Menschen, die ihnen viel be<strong>de</strong>uten. In einem frem<strong><strong>de</strong>s</strong> Land mit frem<strong>de</strong>r<br />

Sprache, Religion, Kultur und Lebensgewohnheiten.<br />

Die Menschen aus <strong>de</strong>r Mittel- und Unterschicht mussten Besatzung erleben: frem<strong>de</strong><br />

Soldaten und Regieren<strong>de</strong> hatten im Land das Sagen, zerstörte Häuser erinnerten<br />

an <strong>de</strong>n verlorenen Krieg, viele Tote waren zu beklagen und mit <strong>de</strong>m Tempel war<br />

auch die Nähe Gottes zerstört. Trauer machte sich breit und Angst vor <strong>de</strong>r Bedrohung<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> eigenen Lebens durch die Eroberer.<br />

Im Volk Israel waren in jener Zeit Klagelie<strong>de</strong>r zu hören. Ein ganzes biblisches<br />

Buch hat Beispiele davon gesammelt. Aber es gab auch Menschen mit Visionen.<br />

Im Namen Gottes re<strong>de</strong>ten sie von einer Zukunft, die so voller Hoffnung und Lebensmut<br />

war, dass das all die Bedrängnisse <strong>de</strong>r Gegenwart in <strong>de</strong>n Schatten stellte.<br />

Eine solche Vision ist für diesen Sonntag als <strong>Predigt</strong>text ausgesucht.<br />

Wir lesen sie bei <strong>Jesaja</strong>:<br />

<strong>17</strong> Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll <strong>de</strong>r Libanon ein Baumgarten<br />

wer<strong>de</strong>n, und was jetzt ein Baumgarten ist, soll wie ein Wald wer<strong>de</strong>n.<br />

18 Zu <strong>de</strong>r Zeit wer<strong>de</strong>n die Tauben hören die Worte <strong><strong>de</strong>s</strong> Buches, und die Augen<br />

<strong>de</strong>r Blin<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n aus Dunkel und Finsternis sehen;<br />

19 und die Elen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> haben am HERRN, und die Ärmsten<br />

unter <strong>de</strong>n Menschen wer<strong>de</strong>n fröhlich sein in <strong>de</strong>m Heiligen Israels.<br />

20 Denn es wird ein En<strong>de</strong> haben mit <strong>de</strong>n Tyrannen und mit <strong>de</strong>n Spöttern aus<br />

sein, und es wer<strong>de</strong>n vertilgt wer<strong>de</strong>n alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten,<br />

21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen <strong>de</strong>m nach, <strong>de</strong>r<br />

sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht <strong><strong>de</strong>s</strong> Unschuldigen.<br />

22 Darum spricht <strong>de</strong>r HERR, <strong>de</strong>r Abraham erlöst hat, <strong>zum</strong> Hause Jakob: Jakob<br />

soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen.<br />

3


23 Denn wenn sie sehen wer<strong>de</strong>n die Werke meiner Hän<strong>de</strong> - seine Kin<strong>de</strong>r - in<br />

ihrer Mitte, wer<strong>de</strong>n sie meinen Namen heiligen; sie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Heiligen<br />

Jakobs heiligen und <strong>de</strong>n Gott Israels fürchten.<br />

<strong>24</strong> Und die, welche irren in ihrem Geist, wer<strong>de</strong>n Verstand annehmen, und die,<br />

welche murren, wer<strong>de</strong>n sich belehren lassen.<br />

Baumgarten und Wald statt Zerstörung; Taube hören und Blin<strong>de</strong> sehen; Elen<strong>de</strong><br />

haben Freu<strong>de</strong>, und die Ärmsten sind fröhlich; Tyrannen und Spötter gibt es nicht<br />

mehr, dafür aber Recht und Gerechtigkeit; statt Beschämung Gottesdienst;<br />

Verstand statt Irrtum und Belehrung statt Murren. So also sieht <strong>de</strong>r Prophet die<br />

Zukunft für das Volk Israel. In <strong>de</strong>r augenblicklichen Situation im Exil klingt diese<br />

Vision absolut unglaublich. Es gibt nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass irgen<strong>de</strong>twas<br />

davon auch nur annähernd wahr wer<strong>de</strong>n könnte. Und doch re<strong>de</strong>t er so<br />

im Namen <strong><strong>de</strong>s</strong> Herrn.<br />

<strong>Jesaja</strong> rechnet - gegen <strong>de</strong>n Augenschein - mit Gott und seiner Zukunft. Der Gott,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Vergangenheit erlöst und gerettet hat, wird dies auch in <strong>de</strong>r Zukunft tun.<br />

Gott habe ihnen doch schon so oft Hoffnung und Lebensmut geschenkt, erinnert er<br />

die Menschen: Aus einem alten kin<strong>de</strong>rlosen Ehepaar, Abraham und Sarah, ließ <strong>de</strong>r<br />

Herr ein ganzes Volk entstehen. Und er begleitete dieses Volk durch die Geschichte,<br />

gab ihm immer wie<strong>de</strong>r neuen Lebensraum und versorgte es mit <strong>de</strong>m, was <strong>zum</strong><br />

Überleben nötig war. Immer wie<strong>de</strong>r erlebte das Volk die Stärke seines Gottes - bei<br />

<strong>de</strong>r Befreiung aus Ägypten, beim Einzug in das verheißene Land, bei <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit feindlichen Mächten. Daraus sollen die Menschen ihren Antrieb<br />

nehmen, an eine gute Zukunft zu glauben und sich dafür einzusetzen.<br />

Liebe Gemein<strong>de</strong>, ich möchte Sie einla<strong>de</strong>n, sich - gera<strong>de</strong> auch im Hinblick auf die<br />

berechtigten Sorgen und Ängste, die unsere Gegenwart 10 Jahre nach NineEleven<br />

bestimmen - vom Propheten anstecken zu lassen, und im Vertrauen auf Gott Hoffnungsgeschichten<br />

für die Zukunft zu erzählen.<br />

Auch die Geschichte von Paula, die ihren Liebsten so tragisch verliert, geht weiter.<br />

Nach <strong>de</strong>m Schlimmen, was sie erlebt hat, gelingt es ihr, <strong>de</strong>n Schock zu überwin<strong>de</strong>n<br />

und sich <strong>de</strong>r Gegenwart und <strong>de</strong>r Zukunft zuzuwen<strong>de</strong>n. Sieben Monate nach Sebastians<br />

Tod kommt sein Sohn zur Welt: Nicholas. Er erhält Sebastians Nachnamen<br />

und einen <strong>de</strong>utschen Pass. In New York besucht er die <strong>de</strong>utsche Krippe, später <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Kin<strong>de</strong>rgarten. Er wächst in einer intakten Familie auf. Paula trifft einen<br />

neuen Mann, heiratet ihn und bekommt eine Tochter. Nicholas ist ein fröhlicher,<br />

ein aufgeweckter Junge, voller Neugier und Lebenslust. Als er acht ist, erzählt die<br />

Mama ihm die ganze Geschichte von Sebastian. Er liebe seinen Vater sehr, sagt <strong>de</strong>r<br />

Junge heute, obwohl er ihn nie gesehen hat. In seinem Kin<strong>de</strong>rzimmer zwischen<br />

4


Plüschtieren, iPad und BMX-Rad klemmen in einem Fotohalter Bil<strong>de</strong>r seines Vaters.<br />

Seine Mutter, die heute 39jährige Paula hat gelernt, mit ihrem Schicksal umzugehen.<br />

„Sebastian lebt in unserem Kind weiter“, sagt sie. Bei<strong>de</strong> seien sich sehr ähnlich.<br />

Nicholas habe <strong>de</strong>n gleichen Charme wie sein Vater. Er sei ausdauernd und<br />

voller Lei<strong>de</strong>nschaft für Dinge, die ihn interessieren. Es macht ihr viel Freu<strong>de</strong>, ihn<br />

aufwachsen zu sehen, und sie ist fest davon überzeugt, dass er einer guten Zukunft<br />

entgegen geht. Er, <strong>de</strong>r (an<strong>de</strong>rs als sein Vater) durch glückliche Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>n 11.<br />

September im Bauch <strong>de</strong>r Mutter überlebt hat, ist ihr ein Zeichen <strong>de</strong>r Hoffnung.<br />

<strong>Jesaja</strong> ermutigt uns, uns nicht von schlimmen Erfahrungen gefangen nehmen zu<br />

lassen, son<strong>de</strong>rn uns <strong>de</strong>r Gegenwart und <strong>de</strong>r Zukunft zuzuwen<strong>de</strong>n und sie zu gestalten.<br />

Er ermuntert uns zu hoffen und Visionen zu haben, auch mit Blick auf diese<br />

Welt.<br />

Er wür<strong>de</strong> heute vielleicht sagen: Trotz <strong>de</strong>r Ereignisse in Amerika vor zehn Jahren<br />

wird es ein En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gewalt, <strong><strong>de</strong>s</strong> Terrorismus, <strong>de</strong>r Unterdrückung und <strong>de</strong>r Angst<br />

geben. Kriege wer<strong>de</strong>n nicht mehr nötig sein, weil niemand mehr <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren seinen<br />

Lebensraum und sein Leben streitig macht. Die Güter dieser Welt wer<strong>de</strong>n so<br />

aufgeteilt, dass alle Menschen daran teilhaben und davon leben können. Und die<br />

Medizin wird es schaffen, immer mehr Krankheiten zu besiegen, und alle Menschen<br />

haben daran Anteil.<br />

Wenn Sie jetzt <strong>de</strong>nken: „Das gibt es ja gar nicht“, dann geht es ihnen wie <strong>de</strong>n<br />

Menschen <strong><strong>de</strong>s</strong> Volkes Israel. Doch die haben sich erinnern lassen, dass ihr Gott ein<br />

Gott <strong><strong>de</strong>s</strong> Frie<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>r Menschenfreundlichkeit ist. Und sie haben aus <strong>de</strong>r Vision<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Propheten Kraft und Hoffnung geschöpft für ihren schweren Weg in <strong>de</strong>r<br />

Exilszeit.<br />

Immer noch gibt es Taube und Blin<strong>de</strong>, Tyrannen und Unrecht, Umweltzerstörung<br />

und Armut. Aber ebenso gibt es Menschen voller Hoffnung, die im Namen Gottes<br />

<strong>de</strong>m begegnen wollen und an <strong>de</strong>r Zukunft im Sinne Gottes mitarbeiten. Gott<br />

schenke auch uns Visionen, die uns Mut machen und Kraft geben, unser Leben<br />

und diese Welt froh und hoffnungsvoll zu gestalten. Amen.<br />

Und <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> Gottes…<br />

Das folgen<strong>de</strong> Lied haben am <strong>24</strong>. September 2001 die 30.000 Trauern<strong>de</strong>n im New<br />

Yorker Stadion gesungen bei <strong>de</strong>r Trauerfeier für die Opfer. Die Menschen haben<br />

sich dabei erinnert an <strong>de</strong>n gewaltfreien Kampf <strong>de</strong>r Schwarzen gegen Apartheid und<br />

lagen sich weinend in <strong>de</strong>n Armen. Sie haben sich mit diesem Lied Mut zugesungen<br />

und sich in ihrer Hoffnung auf Frie<strong>de</strong>n bestärkt. Das wollen wir jetzt auch tun.<br />

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