Predigt über Lukas 10,10-17 (Von der Brotvermehrung) - Triangelis.de
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<strong>Predigt</strong> <strong>über</strong> <strong>Lukas</strong> <strong>10</strong>,<strong>10</strong>-<strong>17</strong> (<strong>Von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Brotvermehrung</strong>)<br />
gehalten am 14.07.2013 in Kiedrich und Eltville<br />
von Pfarrer Dr. Frank Löwe<br />
Gna<strong>de</strong> sei mit euch und Frie<strong>de</strong> von Gott, unserem Vater und unserem Herren Jesus<br />
Christus! Amen.<br />
Liebe Gemein<strong>de</strong>,<br />
es ist Reisezeit. Viele sind jetzt irgendwo an <strong><strong>de</strong>r</strong> See o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Bergen o<strong><strong>de</strong>r</strong> am<br />
Mittelmeer und genießen dort die schönste Zeit <strong>de</strong>s Jahres. Am liebsten möchte<br />
man diese Zeit festhalten, sie mit nach Hause nehmen, hinein in <strong>de</strong>n Alltag. Als<br />
einen solchen Versuch lässt sich vielleicht die am Urlaubsort verbreitete Jagd nach<br />
An<strong>de</strong>nken verstehen. Die Errungenschaften wer<strong>de</strong>n dann, wenn man zu Hause ist,<br />
stolz vor gezeigt, an einem würdigen Platz aufgestellt – bis sie dann meist nach<br />
einer Zeit scheinbar an Be<strong>de</strong>utung verlieren. Meist verschwin<strong>de</strong>n Sie dann irgendwann<br />
in einer Kiste im Keller. So geht es mir je<strong>de</strong>nfalls mit vielen Souvenirs. Eines<br />
habe ich heute für Sie aus <strong>de</strong>m Keller hervorgeholt und mitgebracht: Teller<br />
zeigen.<br />
Es ist ein Teller mit einem Mosaik. Ich habe ihn auf meiner ersten Israelreise im<br />
Jahr 1987 erworben. In meiner Stu<strong>de</strong>nten- und in meiner Vikarswohnung hing er<br />
noch an einem würdigen Platz. Immerhin habe ich ihn bis heute aufgehoben. Das<br />
Motiv: Aus einem Korb ragen vier run<strong>de</strong>, mit Kreuzen gezeichnete Brote hervor.<br />
Ein fünftes Brot liegt versteckt darunter. Links und rechts davon liegt je ein Fisch<br />
– <strong><strong>de</strong>r</strong> gedrungenen Form nach wohl ein sog. Petrusfisch, eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>likate<br />
Köstlichkeit aus <strong>de</strong>m See Genezareth. Das Mosaik, das hier abgebil<strong>de</strong>t ist, stammt<br />
aus <strong>de</strong>m 5. Jh. und befin<strong>de</strong>t sich in einer Kirche in Tabgha am See in Galiläa. Vor<br />
<strong>de</strong>m Altarstein ist es eingelassen und zieht bis heute jährlich Millionen von Besuchern<br />
an. - Und heute ist die biblische Geschichte, die dazu gehört, als <strong>Predigt</strong>text<br />
dran:<br />
1
<strong>Lukas</strong> 9,<strong>10</strong>-<strong>17</strong><br />
<strong>10</strong> Und die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er<br />
nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida.<br />
11 Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom<br />
Reich Gottes und machte gesund, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilung bedurften.<br />
12 Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Lass das Volk<br />
gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen fin<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn<br />
wir sind hier in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wüste.<br />
13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als<br />
fünf Brote und zwei Fische, es sei <strong>de</strong>nn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen<br />
kaufen.<br />
14 Denn es waren etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasst sie sich setzen<br />
in Gruppen zu je fünfzig.<br />
15 Und sie taten das und ließen alle sich setzen.<br />
16 Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie<br />
und gab sie <strong>de</strong>n Jüngern, damit sie <strong>de</strong>m Volk austeilten.<br />
<strong>17</strong> Und sie aßen und wur<strong>de</strong>n alle satt; und es wur<strong>de</strong> aufgesammelt, was sie an Brocken übrig<br />
ließen, zwölf Körbe voll.<br />
Liebe Gemein<strong>de</strong>, ich möchte unseren Blick bei dieser Geschichte heute einmal<br />
nicht auf das lenken, was Jesus tut, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf das was er sagt. Es sind nur zwei<br />
kurze Sätze, die wörtlich <strong>über</strong>liefert sind. Zwei Auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die sich mir beim<br />
erneuten Lesen dieser bekannten Geschichte eingeprägt haben. Zuerst sagt er zu<br />
<strong>de</strong>n Jüngern: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Und später dann: „Lasst sie sich setzen in<br />
Gruppen zu je fünfzig.“<br />
1. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Gebt <strong>de</strong>nen, die Hunger haben, was sie brauchen!<br />
Schickt die Menschen, die jetzt einen halben Tag lang Jesu Ausführungen gefolgt<br />
sind, nicht hungrig weg. Achtet ihre körperlichen Bedürfnisse nicht gering.<br />
Nach<strong>de</strong>m sie so viel geistliche Nahrung bekommen haben, sollen sie nun<br />
auch körperlich gestärkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das, liebe Gemein<strong>de</strong>, was Jesus hier einfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, gehört zu <strong>de</strong>n ganz elementaren<br />
Grundsätzen, die Christinnen und Christen von Anfang an gelebt haben und die<br />
<strong>de</strong>n christlichen Glauben so ansteckend gemacht haben: Wenn wir als Schwestern<br />
und Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> auf Gottes Wort hören, miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> Abendmahl<br />
feiern, miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> Freu<strong>de</strong> und Leid teilen, dann können mir die Bedürfnisse<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, dann kann mir die Not meines Nächsten nicht egal sein. Dann<br />
muss ich ggf. auch ganz praktisch aktiv wer<strong>de</strong>n. Darum wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n christlichen<br />
Gemein<strong>de</strong>n von Anfang an nicht nur Gottesdienste gefeiert, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />
2
miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> gegessen. Es wur<strong>de</strong> geteilt, was man hatte, die Reicheren haben<br />
mehr mitgebracht, dass auch die Ärmeren satt wur<strong>de</strong>n.<br />
Nun gibt es aber Einwän<strong>de</strong>: Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl von 5000 knurren<strong>de</strong>n Mägen<br />
und eines eher beschei<strong>de</strong>n gefüllten Proviantkorbes halten die Jünger die ihnen<br />
gestellte Aufgabe für nicht zu bewältigen. Ich <strong>de</strong>nke, solche Einwän<strong>de</strong> kennen<br />
wir: „Es gibt so viel Arme auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt – wie kann ich <strong>de</strong>n vielen als einzelner<br />
helfen?“ „Egal, was ich tue, es ist nur ein Tropfen auf <strong>de</strong>n heißen Stein.“ Also,<br />
tue ich lieber gar nichts. Obgleich ich weiß „eigentlich müsste man“. Meist lässt<br />
sich das gut verdrängen. Aber dann gibt es Momente, da kommt die Armut<br />
ganz nah an mich heran. Da bin ich herausgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, mich zu verhalten.<br />
Ich habe drei Jahre lang in Berlin gelebt. Da wur<strong>de</strong> ich in <strong><strong>de</strong>r</strong> U-Bahn und auf<br />
<strong>de</strong>n Plätzen alle Nase lang angequatscht „Haste mal ne Mark?“ – heute wird es<br />
wohl heißen „Haste mal en Euro?“ - Was soll ich tun? Armut ignorieren und<br />
mich wegdrehen? Und wenn ich einen Euro rausrücke, was mir nicht weh tut,<br />
tue ich das dann nur um mein Gewissen zu beruhigen? Und helfe ich ihm wirklich,<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> vertrinkt er das doch nur? För<strong><strong>de</strong>r</strong>e ich damit am En<strong>de</strong> noch seine Alkoholsucht?<br />
Das sind schwierige Fragen, auf die es nicht so einfach ist, eine<br />
Antwort zu fin<strong>de</strong>n. Ich habe eine zeitlang mal versucht so zu helfen, in<strong>de</strong>m ich,<br />
wenn ich einen Bettler gesehen habe, ihm ein Brötchen gekauft habe. Manche<br />
schienen ganz glücklich <strong>über</strong> diese ungewöhnliche Geste. Ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mal lan<strong>de</strong>te<br />
das Brötchen kurz darauf im Müll. Da wur<strong>de</strong> ich richtig ärgerlich, da hätte<br />
ich es lieber selbst gegessen. Es ist nicht immer einfach, auf gute Weise zu helfen.<br />
Und es kann richtig Mühe machen, herauszufin<strong>de</strong>n, was richtige ist. Was<br />
jemand wirklich braucht. Manchmal ist es vielleicht nur ein gutes Wort. O<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
jemand <strong><strong>de</strong>r</strong> zuhört.<br />
Zurück zu unserer Geschichte: Jesus hört die Einwän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Jünger, lässt sich<br />
davon aber nicht beirren. Er bleibt dabei: Keiner soll hungrig weggeschickt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Jünger ermutigt er, nicht vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe verzagen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n einfach mal mit <strong>de</strong>m anzufangen, was da ist. Fünf Brote und zwei Fische,<br />
das ist nicht viel. Aber es ist ein Anfang. Wer im Kleinen nicht anfängt,<br />
<strong>de</strong>m kann auch nichts Großes passieren. Vom Nichtstun geschehen keine Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Aber aus einem kleinen Anfang kann sich etwas Großes entwickeln. Sebastian<br />
Vettel wur<strong>de</strong> nicht als Weltmeister geboren. Da war erst mal das einfache<br />
und harte Training auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Kartbahn, dann die ersten kleinen Erfolge, bis er<br />
mehr und mehr groß rauskam. Brote und Fische wer<strong>de</strong>n geteilt – alle bekommen<br />
davon. Es wird daraus kein Festmahl. Aber es reicht für alle und alle wer-<br />
3
<strong>de</strong>n satt.<br />
Vor knapp zwei Jahren hatten wir im TRIANGLIS-Forum Stefan Knüppel zu<br />
Gast. Er sprach dar<strong>über</strong>, wie mit wenig Geld Armen effektiv geholfen wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Mit einer kleinen Starthilfe von <strong>10</strong>0 Euro bauen sich Menschen in armen<br />
Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n, <strong>de</strong>nen keine Bank einen Kredit gibt, ein kleines Gewerbe auf. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n dabei auch beraten und fachlich begleitet. Sobald <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrieb läuft, wird<br />
das Geld samt Zinsen zurückgezahlt, was erstaunlicherweise fast allen gelingt.<br />
Mit <strong>de</strong>m zurückgezahlten Geld, wird <strong>de</strong>m nächsten auf dieselbe Weise geholfen.<br />
Inzwischen, nach <strong>über</strong> 40 Jahren, hat die Organisation Opportunity International<br />
ein Netzwerk von sage und schreibe 3,74 Millionen Klienten weltweit<br />
aufgebaut. Und an je<strong>de</strong>m Klienten hängt ein soziales System bestehend aus<br />
Familienmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Angestellten u.s.w. Das ist mehr als ein Tropfen auf <strong>de</strong>n<br />
heißen Stein. Mit diesem einfachen Mikrofinanzsystem wird millionenfach<br />
Menschen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Armut geholfen. Es hat einmal klein mit <strong>10</strong>0 € angefangen.<br />
Ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, was daraus Großes gewor<strong>de</strong>n ist.<br />
2. Der zweite Auftrag an die Jünger lautet: „Lasst sie sich setzen in Gruppen zu je<br />
fünfzig!“ Jesus for<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Jünger auf, die Mahlzeit zu organisieren: Aus 5000<br />
sollen 50er Gruppen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Das macht die Sache <strong>über</strong>schaubarer. Jesus<br />
geht es um <strong>de</strong>n Gemeinschaftscharakter. Man soll miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> essen. Der<br />
einzelne soll we<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Masse untergehen noch für sich alleine irgendwo im<br />
Eckchen sitzen. Ich stelle mir das bildlich vor: eine riesige Wiese <strong>de</strong>n Hang<br />
zum See hinunter, und dort <strong>10</strong>0 Sitzkreise mit jeweils rund 50 Personen, die<br />
miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> plau<strong><strong>de</strong>r</strong>n und einan<strong><strong>de</strong>r</strong> das Essen reichen. Wie bei einem riesigen<br />
Picknick, wie auf einem großen Happening o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem Kirchentag.<br />
Es geht auch um Esskultur. In Gemeinschaft zu essen macht es mehr Spaß, das<br />
Essen lässt sich ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s genießen, wenn man <strong>de</strong>n Genuß mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
teilt.Gemeinsames Essen verbin<strong>de</strong>t. Heute ist das in vielen Familien ein sehr<br />
kostbares Gut. Da gibt es unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Woche kein gemeinsames Frühstück, weil<br />
je<strong><strong>de</strong>r</strong> zu einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zeit weg muss. Mittags wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Arbeit gegessen. Und abends hat dann auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong> sein eigenes Programm.<br />
Da gibt es kaum noch gemeinsame Mahlzeiten. Wer will es da Familien<br />
verübeln, die sagen, ihnen bliebe nur das gemeinsame Frühstück am Sonntagmorgen,<br />
die Gottesdienstzeit am Sonntagmorgen um <strong>10</strong> sei für sie darum<br />
<strong>de</strong>nkbar ungünstig. - Für Jesus je<strong>de</strong>nfalls hat das mit einer Mahlzeit verbun<strong>de</strong>ne<br />
Gemeinschaftserlebnis einen hohen Wert.<br />
4
Ich muss an meine Fahrten nach Taizé <strong>de</strong>nken, jene Jugendbegegnungsstätte in<br />
Burgund. Dort ist das Essen wirklich sehr einfach: Zum Frühstück gibt’s ein<br />
Brötchen, ein Stück Butter und ein Stück steinharte Schokola<strong>de</strong>. Zum Mittag<br />
einen Schöpflöffel voll un<strong>de</strong>finierbare Pampe, dazu ein Keks und Jogurt.<br />
Abends das gleiche. Und doch ist das Essen dort Kult. Nach<strong>de</strong>m sich die bis zu<br />
5000 Gäste ihren Teller mit Nahrung bei <strong>de</strong>n fröhlichen Ausgebern abgeholt<br />
haben, setzen sie sich zu einer <strong><strong>de</strong>r</strong> vielen Sitzgruppen – da passen auch so ungefähr<br />
40 bis 50 in eine Run<strong>de</strong>. Niemand sitzt einzeln. Man kriegt sofort Kontakt<br />
zu <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, auch wenn man sich vielleicht noch nie zuvor gesehen hat,<br />
vielleicht aus verschie<strong>de</strong>nen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n kommt und unterschiedliche Sprachen<br />
spricht. Irgendwie kommt man miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> ins Gespräch, achtet aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Da wird ein Keks mit einem Jogurt getauscht. Und kein Tablett und kein Müll<br />
bleibt am En<strong>de</strong> stehen. Abräumen ist in Taizé so selbstverständlich wie das Gebet.<br />
Eine Atmosphäre, ein bisschen so wie damals in Tabgha. Je<strong>de</strong>nfalls stelle<br />
ich sie mir so vor.<br />
In Taizé und Tabgha wer<strong>de</strong>n alle satt. Und es gehen alle bereichert nach Hause,<br />
nicht wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Qualität o<strong><strong>de</strong>r</strong> Quantität <strong>de</strong>s Essens, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem wegen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gemeinschaftserfahrung. Auch die christliche Gemein<strong>de</strong> am Ort lebt davon - bis<br />
heute. Manche Gemein<strong>de</strong> pflegen ein sog. Kirchencafé nach je<strong>de</strong>m Gottesdienst.<br />
Die Gemein<strong>de</strong> ist eingela<strong>de</strong>n, noch bei einer Tasse Tee o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kaffee zusammenzubleiben<br />
und zu erzählen. Ich <strong>de</strong>nke bei uns an das Essen an Erntedankfest – wie<br />
schön es ist da, doch nach <strong>de</strong>m Gottesdienst noch miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu essen. Es sind oft<br />
sehr intensive Gespräche. Ich <strong>de</strong>nke an das Frühstück am frühen Ostermorgen. Es<br />
verbin<strong>de</strong>t alle irgendwie, so früh auf zu sein und bei <strong>de</strong>n Ersten zu sein, die Ostern<br />
feiern. Verbin<strong>de</strong>nd auch das Essen mit <strong>de</strong>m Frauenkreis am letzten Donnerstag.<br />
Vielleicht, liebe Gemein<strong>de</strong>, sollte ich <strong>de</strong>n Teller mit <strong>de</strong>m Mosaik doch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufhängen.<br />
Dann wür<strong>de</strong> ich täglich an die Botschaft von <strong><strong>de</strong>r</strong> Erzählung von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Brotvermehrung</strong><br />
erinnert, die mir sagt: Fang im Kleinen an, dann kann Gott Großes<br />
tun! Und: Tu dich mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zusammen, in Gemeinschaft mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en macht es<br />
mehr Freu<strong>de</strong>, und es lässt sich auch mehr bewirken. Amen.<br />
Und <strong><strong>de</strong>r</strong> Frie<strong>de</strong> Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen<br />
und Sinne in Jesus Christus! Amen.<br />
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