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29.09.2014 Aufrufe

destination.türkei Im Osten der Türkei finden Besucher zahlreiche Kulturdenkmäler, eingebettet in ursprüngliche, teils wüstenähnliche Landschaften – und wenig Tourismus. Erlebnis ANATOLIEN ■ Aufmerksam beobachten ein paar türkische Jungs die deutschen Besucher, die am Fuße der Doppelminarettmedrese »Chifte Minare« aus dem Bus steigen. Etwas schüchtern nähern sich zwei, fassen sich ein Herz und bieten ihre Dienste an. Sie wollen die Entstehungsgeschichte der ehemaligen islamischen Hochschule erzählen, der wichtigsten Sehenswürdigkeit hier im nordostanatolischen Erzurum, erklären sie Reiseleiter Engin Baran. Mit solchen Führungen in türkischer Sprache verdienen sich Ömer (14) und Murat (11) ein kleines Taschengeld dazu. Doch allzu viele Besucher zieht es nicht zu den seldschukischen Stätten nach Erzurum, die mit rund 500.000 Einwohnern größte Stadt der Nordosttürkei. Denn die auf 1.950 Metern gelegene, konservativ geprägte Provinzhauptstadt wird von türkischen Besuchern vor allem wegen des Skisportzentrums Palandöken südlich des Zentrums angesteuert. An den Ski-Lodges fahren Laster vorbei, Bauarbeiter sind derzeit fast rund um die Uhr im Einsatz. Denn bald beginnt die Saison und die zahlungskräftige Kundschaft reist an. Ani war einst die Hauptstadt des Armenischen Reichs. Davon zeugen dort Kirchenruinen aus dem neunten bis zwölften Jahrhundert, hier die Erlöserkirche (1036) Fotos: Travel One Stabile Sicherheitslage. In die Stadt selbst fahren diese Touristen meist nicht. Die kulturhistorischen Stätten sind eher Ziel von Studienreisenden – wie den Studiosus-Urlaubern, die mit dem promovierten Kunsthistoriker Engin Baran die Region erkunden. Und das Interesse bei deutschen Urlaubern steigt. Studienreisen in der Osttürkei erfreuen sich wachsender Beliebtheit, seit sich die Sicherheitslage entspannt hat. Auseinandersetzungen zwischen türkischen Sicherheitskräften und der kurdischen Arbeiterpartei PKK brachten den Tourismus noch bis vor eini- 34 travel.one 1.10.2010

türkei.destination Osttürkei Angebotsauswahl ■ Dr. Koch Reisen: Kulturwanderung in der Bergwelt Ostanatoliens »Zwischen Vansee und Ararat«, außerdem vogelkundliche Reise »Ornitour Vansee und Ararat« (Steinortolan und Wüstengimpel) sowie botanische Exkursion unter anderem am Vansee, Besteigung des Ararat. ■ Gebeco: Im Katalog findet sich eine Reise, die zu den hier beschriebenen Orten führt: Die fünfzehntägige Erlebnisreise »Unterwegs in Anatolien«. Dabei führt sie die Besucher auch nach Erzurum, Kars, Cavustepe und Van. Start in Trabzon, Abflug von Ankara aus. Details unter www.gebeco.de/reisen/2810004 ■ Studiosus: Eine 15-tägige Studienreise; Start ist in Trabzon, Rückflug von Adana aus. Dabei besuchen die Teilnehmer auch Erzurum, Kars und Ani, ebenso das Kloster Achtamar, den Van-See, die urartäische Festung Cavustepe und den Ishak-Pascha-Palast. Im neuen Katalog kommt die 15-tägige Wander-Studienreise »Osttürkei – Natur und Kultur aktiv erleben« hinzu. Startpunkt ist Trabzon, Ende in Gaziantep. Angeboten werden anspruchsvolle Wanderungen von bis zu fünf Stunden Dauer durch Schluchten und zu entlegenen Dörfern. Besichtigt werden unter anderem Ani, Achtamar und der Nemrud Dag. ger Zeit nahezu zum Erliegen. Dazu trug auch die Entführung deutscher Bergsteiger vor zwei Jahren am Ararat bei. »Seit vergangenem Jahr ziehen die Buchungen aber wieder an«, freut sich Thomas Graune, der zuständige Türkei-Produktmanager bei Studiosus. Auch Kirsten Hulvershorn, in der gleichen Funktion bei Gebeco und Dr. Tigges angestellt, bestätigt das gestiegene Kundeninteresse. Und: »Das Potenzial ist riesig«, zeigt sich Graune überzeugt. Als Vorzüge führt er die unberührte, abwechslungsreiche Landschaft an, die verschiedenen Kulturen, die dort ihre Spuren hinterlassen haben – und nicht zuletzt die Möglichkeit zu authentischen Begegnungen mit Land und Leuten abseits des Massentourismus. Solche Begegnungen sind es, die für die Teilnehmer die Fahrten zu einem besonderen Erlebnis machen, weiß Reiseführer Baran, der seit 23 Jahren für Studiosus tätig ist. Dazu zählt für diese Gruppe beispielsweise das Treffen mit Sezaj Yazici, dem Lokalhistoriker in Kars. Denn der pensionierte Direktor der Türk Telekom traf mehrfach mit Orhan Pamuk zusammen, dem türkischen Literaturnobelpreisträger des Jahres 2006. Dieser wählte die Stadt als Schauplatz für seinen Roman »Schnee« und hielt sich mehrfach dort für Recherchebesuche auf. Dabei entwickelte sich ein intensiver Kontakt zwischen beiden Männern. Ein Kontakt, für den Yazici in Kars von manchen kritisiert wird. Denn im Gegensatz zu der von Pamuk im zweiten Teil des Buches beschriebenen, rückwärts gewandten Gesellschaft des Ortes, sei Kars die »am westlichsten denkende Stadt in der Osttürkei«, wie Yazici erläutert. Die Bewohner fühlten sich in den tristen Beschrei- Besondere Einblicke: Mehmet Kusman ist einer der wenigen Menschen weltweit, der die Keilschrift der Urartäer entziffern kann. Er führt Studiosus-Reiseteilnehmer durch die Ausgrabungsstelle von Cavustepe. Rechts: Blick auf den Ishak-Pascha-Palast unweit des Ararat 1.10.2010 travel.one 35

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Im Osten der Türkei finden Besucher zahlreiche Kulturdenkmäler, eingebettet<br />

in ursprüngliche, teils wüstenähnliche Landschaften – und wenig Tourismus.<br />

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ANATOLIEN<br />

■ Aufmerksam beobachten ein paar türkische<br />

Jungs die deutschen Besucher, die am<br />

Fuße der Doppelminarettmedrese »Chifte<br />

Minare« aus dem Bus steigen. Etwas<br />

schüchtern nähern sich zwei, fassen sich<br />

ein Herz und bieten ihre Dienste an. Sie<br />

wollen die Entstehungsgeschichte der ehemaligen<br />

islamischen Hochschule erzählen,<br />

der wichtigsten Sehenswürdigkeit hier im<br />

nordostanatolischen Erzurum, erklären sie<br />

Reiseleiter Engin Baran. Mit solchen Führungen<br />

in türkischer Sprache verdienen<br />

sich Ömer (14) und Murat (11) ein kleines<br />

Taschengeld dazu.<br />

Doch allzu viele Besucher zieht es nicht<br />

zu den seldschukischen Stätten nach Erzurum,<br />

die mit rund 500.000 Einwohnern<br />

größte Stadt der Nordosttürkei. Denn die<br />

auf 1.950 Metern gelegene, konservativ geprägte<br />

Provinzhauptstadt wird von türkischen<br />

Besuchern vor allem wegen des Skisportzentrums<br />

Palandöken südlich des<br />

Zentrums angesteuert. An den Ski-Lodges<br />

fahren Laster vorbei, Bauarbeiter sind derzeit<br />

fast rund um die Uhr im Einsatz.<br />

Denn bald beginnt die Saison und die zahlungskräftige<br />

Kundschaft reist an.<br />

Ani war einst die Hauptstadt des Armenischen Reichs. Davon zeugen dort Kirchenruinen<br />

aus dem neunten bis zwölften Jahrhundert, hier die Erlöserkirche (1036)<br />

Fotos: <strong>Travel</strong> One<br />

Stabile Sicherheitslage. In<br />

die Stadt selbst fahren diese Touristen<br />

meist nicht. Die kulturhistorischen Stätten<br />

sind eher Ziel von Studienreisenden – wie<br />

den Studiosus-Urlaubern, die mit dem<br />

promovierten Kunsthistoriker Engin Baran<br />

die Region erkunden. Und das Interesse<br />

bei deutschen Urlaubern steigt. Studienreisen<br />

in der Osttürkei erfreuen sich wachsender<br />

Beliebtheit, seit sich die Sicherheitslage<br />

entspannt hat. Auseinandersetzungen<br />

zwischen türkischen Sicherheitskräften<br />

und der kurdischen Arbeiterpartei PKK<br />

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