MARKEN, MODEN UND MONETEN - Transfer-21
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KONSUM <strong>UND</strong> LEBENSSTILE<br />
PRAXIS<br />
<strong>MARKEN</strong>, <strong>MODEN</strong> <strong>UND</strong> <strong>MONETEN</strong><br />
Von Steffi Kreuzinger<br />
Ökoprojekt-MobilSpiel aus München bietet Schulklassenprojekte zum<br />
Thema Konsum und Kinderarbeit in der Einen Welt an.<br />
Eine Marktforscherin begrüßt die SchülerInnen der Sekundarstufe<br />
I zum Projektvormittag: Sie mache eine Umfrage und wolle von<br />
den SchülerInnen gerne wissen, ob ihnen Marken wichtig seien<br />
und warum? „Marken ja, die halten länger und man gehört mit<br />
bestimmten Klamotten einfach dazu“, so die Meinung eines<br />
Mädchens. Ein Junge: „Besonders beim Sport muss das Outfit<br />
passen, dann bin ich besser!“ Eine Reporterin greift das Thema<br />
Mode auf und liest einen Zeitungsartikel vor: In Tirupur, einer<br />
Stadt in Indien, könne man schon im Frühjahr an der Farbe der<br />
Flüsse ablesen, welche Modefarben der Herbst in Europa bringen<br />
wird! Und in der Bekleidungsindustrie werden nicht nur<br />
umweltschädliche Chemikalien eingesetzt, es müssten vielfach<br />
auch Kinder mitarbeiten...<br />
Kinderarbeit ist das Stichwort: Die SchülerInnen suchen<br />
gemeinsam die Ursachen für Kinderarbeit in der<br />
Bekleidungsindustrie: zum Beispiel schlechte Schulbildung, keine<br />
Gesundheitsvorsorge und der Wunsch vieler Menschen in den<br />
reicheren Ländern, schicke Klamotten zu billigen Preisen zu<br />
kaufen. Anschließend stellen sich die SchülerInnen die Frage,<br />
was wir Menschen für ein gesundes, gutes Leben brauchen. Im<br />
Brainstorming nennen sie wichtige Grundbedürfnisse wie<br />
Nahrung, Kleidung, Freunde, Eltern, Liebe. Dabei entstehen<br />
Fragen wie „Was ist uns eigentlich wichtig im Leben?“ und „Was<br />
können wir dazu beitragen, dass es allen Menschen in der Einen<br />
Welt gut geht?“ In Gruppenarbeit gehen sie diesen Fragen nach.<br />
Intensive Arbeit in Kleingruppen<br />
„Fair für alle“ heißt die Zeitung der Klasse 6a am<br />
Ludwigsgymnasium. Im Pressestudio recherchieren die<br />
SchülerInnen auf www.agendakids.muc.kobis.de welche Wege<br />
eine Jeans zurücklegt, bevor sie im Bekleidungsgeschäft zu<br />
finden ist, schreiben Artikel zu den Ursachen für Kinderarbeit,<br />
überlegen sich Vorschläge für ein nachhaltigeres<br />
Konsumverhalten in ihrem Alltag, führen Interviews durch und<br />
gestalten aus diesen Ergebnissen eine Zeitung.<br />
„Zwei Jungen machen einen Wettlauf in Zeitlupentempo; der<br />
Sieger schwenkt seine Sportschuhe über dem Kopf: ‚Fair<br />
gewinnt!’ ruft er und präsentiert das Logo der Fair-<br />
Handelsorganisation Transfair.“ Im Theaterworkshop erarbeiten<br />
die Mädchen und Jungen kleine Szenen und durchleuchten<br />
anhand von Werbeslogans die verführerischen Taktiken der<br />
Werbeindustrie.<br />
In der Werkstatt arbeiten die SchülerInnen zunächst in einer<br />
fiktiven Papiertütenfabrik, wo sie 20 Minuten lang schweigend<br />
Papiertüten kleben; anschließend rechnen sie aus, was sie sich<br />
von ihrem Lohn kaufen können, zum Beispiel ein Dutzend<br />
Bananen für ihre ganze Klasse. Sie überlegen, wofür sie ihr Geld<br />
im Alltag ausgeben und ob es nicht viele Dinge gibt, die man<br />
auch selber machen kann. Im Modestudio sind sie selbst kreativ<br />
und gestalten Accessoires wie Hüte, kleine Taschen, Armbänder.<br />
Präsentation vor der Klasse<br />
© <strong>21</strong> Magazin für<br />
zukunftsfähige Bildung<br />
AUTORIN<br />
Steffi Kreuzinger (geb.<br />
1968) ist Umweltpädagogin<br />
und Autorin. Seit 1995 ist<br />
sie Mitarbeiterin des<br />
Ökoprojekts von MobilSpiel<br />
e.V.<br />
KONTAKT<br />
Zum Abschluss des Projekttags präsentieren die Gruppen stolz<br />
ihre Ergebnisse und die Mädchen und Jungen zeigen, dass sie<br />
viel gelernt haben; zum Beispiel was Fairer Handel bedeutet,<br />
dass „chic“ nicht gleich „gut drauf“ bedeutet, was der Wert des<br />
Selbermachens ist und wie sie sich Informationen aus dem<br />
Internet holen können.<br />
Ziel des Projektes ist es, Jugendliche für ihr Konsumverhalten zu<br />
sensibilisieren und sie anzuregen, hinter die Kulissen der<br />
Bekleidungs- und Modeindustrie zu schauen. Sie gewinnen<br />
Selbstbewusstsein in der Gestaltung eines eigenen Stils,<br />
unabhängig von Modevorgaben und Klassenzwängen. Und sie<br />
lernen, sowohl selbstständig in Gruppen zu arbeiten, als auch<br />
ihre Ergebnisse vor der Klasse zu präsentieren. Sie erwerben im<br />
Projekt Kompetenzen für ein nachhaltigeres Konsumverhalten<br />
und lernen, ihre Zukunft ein Stück weit im Sinne einer<br />
nachhaltigen Entwicklung zu gestalten.
Ökoprojekt-MobilSpiel e.V.<br />
Steffi Kreuzinger<br />
Welserstr. 15, 81373<br />
München<br />
Tel.: + 49 (0) 89 / 7 69 60<br />
25<br />
Fax: + 49 (0) 89 / 7 69 36<br />
51<br />
E-MAIL<br />
oekoprojekt@mobilspiel.de<br />
www.mobilspiel.de/Oekoprojekt<br />
Projekttage zu Lebensstilen<br />
Schon seit Jahren führt Ökoprojekt-MobilSpiel<br />
Schulklassenprojekte durch. Ein PädagogInnen-Team arbeitet<br />
jeweils einen Vormittag mit einer fünften oder sechsten Klasse<br />
aus Haupt- und Realschulen und Gymnasien. Auch 2004 bieten<br />
wir wieder Projekttage zu verschiedenen Aspekten nachhaltiger<br />
Lebensstile wie Kleidung, Freizeit, Konsum oder Partizipation an.<br />
Interessierte können sich gerne an uns wenden. Darüber hinaus<br />
veröffentlichen wir unsere Spiel- und Aktionsideen auf unserer<br />
neuen Website www.praxis-umweltbildung.de. Hier finden<br />
Interessierte aus Schule, Kinder- und Jugendarbeit Methoden,<br />
Anleitungen und Vorschläge für Projekte zu den Themen Freizeit,<br />
Kleidung und Ernährung.