trafik a nten zeitung Mai/2012
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im gespräch<br />
ein Verständnis in der Öffentlichkeit ein großes Fragezeichen. Wir<br />
kön<strong>nten</strong> natürlich mit der Überlebensfrage für eine ganze Branche,<br />
deren Kundennähe und Nahversorgungsauftrag für uns Stimmung<br />
zu machen versuchen. Aber wenn mich dann ein Journalist nach den<br />
Auswirkungen fragt, muss ich ihm sagen: Ich weiß es nicht. Weil es<br />
könnte ja auch sein, dass die Industrie mit der Ansage überreagiert:<br />
Wenn wir schon erhöhen, dann gleich heftig. Es könnte aber auch<br />
wie etwa beim Solidaritätsfonds sein – wo die Industrie ja gezeigt hat,<br />
eine höhere Handelsspanne sehr wohl mittragen zu können – dass<br />
die Rute einer Preiserhöhung nur ins Fenster gestellt wird und wir in<br />
zwei Monaten wieder auf dem alten Level sind.<br />
Die Monopolhüterin, Frau Dipl.-Ing. Reisenbichler, hat bezüglich<br />
der Bemühungen um eine Handelsspannenerhöhung in einem Interview<br />
mit der Österreichischen Trafika<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong> unter anderem<br />
gemeint, dass ein solcher Vorstoß vorab auf EU-Konformität<br />
abgeklärt gehört. Welches Mitspracherecht kommt bei diesem<br />
preishoheitlichen Thema eigentlich der EU zu?<br />
Vorweg: Die EU beschäftigt<br />
sich mehr, als es ihr<br />
zukommt, mit der Zigarette,<br />
weil sich für sie<br />
in der DG SANCO kein<br />
anderes Betätigungsfeld<br />
findet, das sie nichts kostet.<br />
Im Großteil der EU<br />
existiert ein Monopol,<br />
EU-rechtlich abgesichert<br />
und mehrfach geprüft.<br />
„Der Einzelhandel geht die EU nichts an ...“<br />
Und ich kann ja nicht ein Monopol schaffen und dieses aushungern.<br />
Es wäre also eigentlich Sache der Republik Österreich, zu sagen: Ich<br />
habe ein Tabakmonopol, ein Sozialmonopol, ich will dort Einzelhändler<br />
und eine Flächendeckung haben, und deshalb werde ich den<br />
Teilnehmern an diesem Monopol auch eine entsprechende Handelsspanne<br />
zugestehen müssen. Der Einzelhandel ist grundsätzlich nicht<br />
EU-Sache. Es geht nur um den Zutritt auf den Markt, und hier haben<br />
wir die gleichen Bedingungen für alle, die mit der sensiblen Ware<br />
Tabak auf dem Markt sein wollen. Ob einer unter diesen Voraussetzungen<br />
am Markt teilnimmt oder nicht, ist seine Entscheidung. Es<br />
wird Österreich nicht zugrunde gehen, wenn eine Industrie nicht<br />
nach Österreich liefert, weil sie sich dem rot-weiß-roten Reglement<br />
nicht unterwerfen will. Hier in den Markt einzutreten und dann<br />
nachträglich darüber zu jammern, dass die Bedingungen schlecht<br />
oder gar wettbewerbsverzerrend sind – dazu kann ich nur sagen: Das<br />
hätte man sich früher überlegen müssen.<br />
Wie weit sind eigentlich die Bemühungen gediehen, die derzeitige<br />
800-Stück-Regelung für die legale Zigarettenmitnahme aus dem<br />
EU-Ausland auf 300 Stück herabzusetzen?<br />
Das wird mit 1. Jänner 2014 möglich. Allerdings, wer wird das vollziehen?<br />
Wir haben Schengen und keine Behörde an der Grenze stehen.<br />
Deshalb wird diese Regelung auch keine Wunder bewirken.<br />
Ist eigentlich die Forderung nach einer Gleichbesteuerung von<br />
Feinschnitt und Zigaretten eine im Sinne der Trafika<strong>nten</strong> oder<br />
drohen ihnen für den Fall einer Umsetzung weitere Verluste durch<br />
Einkäufe jenseits der Grenze oder auf dem illegalen Schwarzmarkt<br />
vor allem der Geiz-ist-geil-Kundenklientel, beziehungsweise jener<br />
Konsume<strong>nten</strong>, die aus finanziellen Gründen den Sparstift ansetzen<br />
müssen?<br />
„Der Feinschnitt ist die Gefahr für die Zukunft …“<br />
Das wird uns immer eingeredet. Ich<br />
behaupte: Der Feinschnitt ist die Gefahr<br />
für die Zukunft. Schauen wir bloß<br />
nach Deutschland, welchen Marktanteil<br />
der Feinschnitt dort hat und welche<br />
Verluste das für den Handel durch die<br />
Abwanderung von Fabrikszigaretten-<br />
Konsume<strong>nten</strong> in das Feinschnittsegment<br />
bedeutet. Er hat sich dort schon<br />
längst vom freundlichen Exoten zu<br />
einem Marktfaktor entwickelt. Deshalb<br />
sollte er nicht unbedingt Steuervorteile<br />
haben, um ihn nicht weiter zu forcieren. Ob er nur höher oder gleich<br />
besteuert werden soll wie die Zigarette, ist eine – ich sage immer –<br />
Geschmacksfrage. Ich fürchte nur, dass der Staat bei einer starken<br />
Flucht in den Feinschnittpreisvorteil von sich aus eine Maßnahme<br />
nach seinem Gutdünken trifft. Und das kann gleich auch die Zigarren<br />
mitbetreffen: Auch bei den sogenan<strong>nten</strong> ECO-Zigarren besteht ja<br />
die Möglichkeit, dass sie teilweise die Zigaretten am Markt ersetzen.<br />
Und das könnte im Endeffekt bedeuten, dass auch hier der Staat regelnd<br />
eingreift, was im Endeffekt die ECO-Zigarillo in gleicher Weise<br />
träfe wie auf der anderen Seite negativ die Havanna oder andere jetzt<br />
schon höherpreisige Produkte.<br />
Die Trafika<strong>nten</strong> bekommen aber nicht nur die Gewinneinbussen<br />
trotz höherer De-facto-Umsätze zu spüren, auch der Nichtraucherschutz<br />
findet in der Kassenlade seinen Negativniederschlag. Und wer<br />
in der Gastronomie Raucherrestriktionen ausgesetzt ist, im Büro<br />
nicht mehr rauchen soll oder darf, der läuft doch Gefahr, auch nach<br />
Feierabend überhaupt zum Nichtraucher zu mutieren und dem Trafika<strong>nten</strong><br />
als Kunde verloren zu gehen. Inwieweit gefährden die Nichtraucher-Taliban<br />
die Tabakwaren-Existenzgrundlage der Trafika<strong>nten</strong>?<br />
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<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>Mai</strong>/<strong>2012</strong>