28.09.2014 Aufrufe

trafik a nten zeitung Mai/2012

trafik a nten zeitung Mai/2012

trafik a nten zeitung Mai/2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

im gespräch<br />

ein Verständnis in der Öffentlichkeit ein großes Fragezeichen. Wir<br />

kön<strong>nten</strong> natürlich mit der Überlebensfrage für eine ganze Branche,<br />

deren Kundennähe und Nahversorgungsauftrag für uns Stimmung<br />

zu machen versuchen. Aber wenn mich dann ein Journalist nach den<br />

Auswirkungen fragt, muss ich ihm sagen: Ich weiß es nicht. Weil es<br />

könnte ja auch sein, dass die Industrie mit der Ansage überreagiert:<br />

Wenn wir schon erhöhen, dann gleich heftig. Es könnte aber auch<br />

wie etwa beim Solidaritätsfonds sein – wo die Industrie ja gezeigt hat,<br />

eine höhere Handelsspanne sehr wohl mittragen zu können – dass<br />

die Rute einer Preiserhöhung nur ins Fenster gestellt wird und wir in<br />

zwei Monaten wieder auf dem alten Level sind.<br />

Die Monopolhüterin, Frau Dipl.-Ing. Reisenbichler, hat bezüglich<br />

der Bemühungen um eine Handelsspannenerhöhung in einem Interview<br />

mit der Österreichischen Trafika<strong>nten</strong><strong>zeitung</strong> unter anderem<br />

gemeint, dass ein solcher Vorstoß vorab auf EU-Konformität<br />

abgeklärt gehört. Welches Mitspracherecht kommt bei diesem<br />

preishoheitlichen Thema eigentlich der EU zu?<br />

Vorweg: Die EU beschäftigt<br />

sich mehr, als es ihr<br />

zukommt, mit der Zigarette,<br />

weil sich für sie<br />

in der DG SANCO kein<br />

anderes Betätigungsfeld<br />

findet, das sie nichts kostet.<br />

Im Großteil der EU<br />

existiert ein Monopol,<br />

EU-rechtlich abgesichert<br />

und mehrfach geprüft.<br />

„Der Einzelhandel geht die EU nichts an ...“<br />

Und ich kann ja nicht ein Monopol schaffen und dieses aushungern.<br />

Es wäre also eigentlich Sache der Republik Österreich, zu sagen: Ich<br />

habe ein Tabakmonopol, ein Sozialmonopol, ich will dort Einzelhändler<br />

und eine Flächendeckung haben, und deshalb werde ich den<br />

Teilnehmern an diesem Monopol auch eine entsprechende Handelsspanne<br />

zugestehen müssen. Der Einzelhandel ist grundsätzlich nicht<br />

EU-Sache. Es geht nur um den Zutritt auf den Markt, und hier haben<br />

wir die gleichen Bedingungen für alle, die mit der sensiblen Ware<br />

Tabak auf dem Markt sein wollen. Ob einer unter diesen Voraussetzungen<br />

am Markt teilnimmt oder nicht, ist seine Entscheidung. Es<br />

wird Österreich nicht zugrunde gehen, wenn eine Industrie nicht<br />

nach Österreich liefert, weil sie sich dem rot-weiß-roten Reglement<br />

nicht unterwerfen will. Hier in den Markt einzutreten und dann<br />

nachträglich darüber zu jammern, dass die Bedingungen schlecht<br />

oder gar wettbewerbsverzerrend sind – dazu kann ich nur sagen: Das<br />

hätte man sich früher überlegen müssen.<br />

Wie weit sind eigentlich die Bemühungen gediehen, die derzeitige<br />

800-Stück-Regelung für die legale Zigarettenmitnahme aus dem<br />

EU-Ausland auf 300 Stück herabzusetzen?<br />

Das wird mit 1. Jänner 2014 möglich. Allerdings, wer wird das vollziehen?<br />

Wir haben Schengen und keine Behörde an der Grenze stehen.<br />

Deshalb wird diese Regelung auch keine Wunder bewirken.<br />

Ist eigentlich die Forderung nach einer Gleichbesteuerung von<br />

Feinschnitt und Zigaretten eine im Sinne der Trafika<strong>nten</strong> oder<br />

drohen ihnen für den Fall einer Umsetzung weitere Verluste durch<br />

Einkäufe jenseits der Grenze oder auf dem illegalen Schwarzmarkt<br />

vor allem der Geiz-ist-geil-Kundenklientel, beziehungsweise jener<br />

Konsume<strong>nten</strong>, die aus finanziellen Gründen den Sparstift ansetzen<br />

müssen?<br />

„Der Feinschnitt ist die Gefahr für die Zukunft …“<br />

Das wird uns immer eingeredet. Ich<br />

behaupte: Der Feinschnitt ist die Gefahr<br />

für die Zukunft. Schauen wir bloß<br />

nach Deutschland, welchen Marktanteil<br />

der Feinschnitt dort hat und welche<br />

Verluste das für den Handel durch die<br />

Abwanderung von Fabrikszigaretten-<br />

Konsume<strong>nten</strong> in das Feinschnittsegment<br />

bedeutet. Er hat sich dort schon<br />

längst vom freundlichen Exoten zu<br />

einem Marktfaktor entwickelt. Deshalb<br />

sollte er nicht unbedingt Steuervorteile<br />

haben, um ihn nicht weiter zu forcieren. Ob er nur höher oder gleich<br />

besteuert werden soll wie die Zigarette, ist eine – ich sage immer –<br />

Geschmacksfrage. Ich fürchte nur, dass der Staat bei einer starken<br />

Flucht in den Feinschnittpreisvorteil von sich aus eine Maßnahme<br />

nach seinem Gutdünken trifft. Und das kann gleich auch die Zigarren<br />

mitbetreffen: Auch bei den sogenan<strong>nten</strong> ECO-Zigarren besteht ja<br />

die Möglichkeit, dass sie teilweise die Zigaretten am Markt ersetzen.<br />

Und das könnte im Endeffekt bedeuten, dass auch hier der Staat regelnd<br />

eingreift, was im Endeffekt die ECO-Zigarillo in gleicher Weise<br />

träfe wie auf der anderen Seite negativ die Havanna oder andere jetzt<br />

schon höherpreisige Produkte.<br />

Die Trafika<strong>nten</strong> bekommen aber nicht nur die Gewinneinbussen<br />

trotz höherer De-facto-Umsätze zu spüren, auch der Nichtraucherschutz<br />

findet in der Kassenlade seinen Negativniederschlag. Und wer<br />

in der Gastronomie Raucherrestriktionen ausgesetzt ist, im Büro<br />

nicht mehr rauchen soll oder darf, der läuft doch Gefahr, auch nach<br />

Feierabend überhaupt zum Nichtraucher zu mutieren und dem Trafika<strong>nten</strong><br />

als Kunde verloren zu gehen. Inwieweit gefährden die Nichtraucher-Taliban<br />

die Tabakwaren-Existenzgrundlage der Trafika<strong>nten</strong>?<br />

6<br />

<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>Mai</strong>/<strong>2012</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!