trafik a nten zeitung Mai/2012
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anchenintern<br />
Peter Rapp im Gespräch mit Marco Enzlin, Josef Prirschl, KR Gabriele Karanz, Bodo Meinsen, Michael Jeannée, KR Peter<br />
Trinkl, Rainer von Bötticher, DI Tina Reisenbichler sowie Sektionschef Dr. Matthias Tschirf als Vertretung von Wirtschaftsminister<br />
Mitterlehner<br />
den Konsum. Da stimmt was nicht: Entweder ist Tabak legal – und<br />
dann mit allen Facetten wie Werbung – oder verboten. Hier ist Konsequenz<br />
gefragt.“<br />
MVG-Chefin DI Tina Reisenbichler hob die Vorteile eines Tabakmonopols<br />
hervor: „In den Ländern Frankreich, Spanien, Italien und Österreich<br />
gibt es ein Monopol, Ungarn hat es eingeführt und Russland<br />
überlegt derzeit. Die Steuereinnahmen durch das Rauchen haben ja<br />
eine volkswirtschaftlich wichtige Dimension, und Österreich hat hier<br />
eine klare Vorreiterrolle – auch durch unsere Kombination mit der<br />
Behindertenbeschäftigung.“ Zum Feldzug gegen die Raucher stellte<br />
Reisenbichler die Frage nach der Verhältnismäßigkeit: „Wie viele<br />
Arbeitsausfälle und Krankenstände gibt es aufgrund des Rauchens?<br />
Keine. Alkoholismus trifft die Familien der Betroffenen, aber auch<br />
Wirtschaft und Sozialversicherungen viel härter, da wird aber nichts<br />
gemacht.“<br />
Nach Ansicht von KR Trinkl und des liberalen deutschen Journalisten<br />
Bodo Meinsen ist das nur eine Frage der Zeit. Sie beobachten<br />
derzeit einen klaren Trend zu immer mehr Bevormundung der<br />
Bürger durch den Staat. „Was kommt als nächstes? Ein Verbot von<br />
Fett, Zucker, Schokolade oder Alkohol?“, fragte der Bundesobmann<br />
in die Runde. „Hier wird an den Bedürfnissen und Wünschen einer<br />
Mehrheit vorbeiregiert. In der Schweiz mit ihrer direkten Demokratie<br />
haben die Bürger eine weitere Verschärfung der bestehenden Rauchverbote<br />
klar abgelehnt.“<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>Mai</strong>/<strong>2012</strong><br />
Das Thema „Handelsspanne“<br />
Trinkls Aufruf an die Industrie, endlich im Sinne der Trafika<strong>nten</strong> zu<br />
handeln, wurde von JTI-Boss Hagen von Wedel prompt beantwortet:<br />
„Mein Unternehmen ist mit den Trafika<strong>nten</strong> solidarisch. Wir haben<br />
wiederholt dem Finanzministerium konstruktive Vorschläge für eine<br />
Reform der Tabaksteuer gemacht. Diese sind intern an Fachausschüsse<br />
weitergeleitet und in Folge nicht mehr kommentiert worden. Mit<br />
Frau Fekter bekommt man ja ohnehin keinen Termin, weil die Frau<br />
Minister lieber Europapolitik macht. Zur Handelsspanne in der aktuellen<br />
Situation kann ich Ihnen – auch wenn ich da teilweise gegen eigene<br />
Firmeninteressen spreche – nur raten: Bestellen Sie die Billigzigaretten<br />
ab! Niemand ist gezwungen, sämtliche Marken anzubieten.“<br />
Das geringe Interesse seitens des Finanzministeriums, in den Preiskampf<br />
auf dem Zigarettenmarkt einzugreifen, wurde von DI Reisenbichler<br />
plausibel erklärt: „Von den 20 Zigaretten in einer Packung<br />
kassierte der Staat 14, der Trafikant sowie die Industrie je 3. Durch<br />
gleichbleibende Verkaufspreise trotz gestiegener Tabaksteuer gehen<br />
mittlerweile 15 Stück an den Staat.<br />
„Für die Finanz ist die derzeitige Situation kein<br />
Grund für rasche Änderungen ...“<br />
Gleichzeitig verhindert der niedrige Zigarettenpreis eine Abwanderung<br />
der Konsume<strong>nten</strong> in Schmuggel oder grenzüberschreitenden<br />
Einkauf, die Steuereinnahmen wachsen also. Warum sollte das<br />
Finanzministerium dringend etwas daran ändern wollen?“ Unter<br />
diesem Aspekt ist für die von KR Trinkl angekündigte baldige Gesprächsrunde<br />
mit der Finanzministerin wohl sehr gedämpfter Optimismus<br />
angebracht.<br />
Gremien an die Meinungsfront!<br />
So harmonisch und einstimmig eine Diskussion um Rauchverbote<br />
und verschärfte Rahmenbedingungen für Raucher im Kreise der Trafika<strong>nten</strong><br />
auch abläuft: Diese Themen müssen in einer breiten Öffentlichkeit,<br />
in Fernsehen und Publikumsmedien diskutiert werden. Die<br />
Aufregung um die Vorratsdatenspeicherung hat schließlich gezeigt,<br />
dass die Menschen gegen übertriebene Bevormundung und Einschränkungen<br />
ihrer persönlichen Freiheit durch den Staat sehr wohl<br />
mobilisierbar sind. Nur eine möglichst breite Opposition, die von<br />
Medien und Politik gleichermaßen wahr- wie ernst genommen wird,<br />
kann ein Überschießen der Regelungswut letztlich eindämmen. Inzwischen<br />
wäre es für die Standesvertretung der Trafika<strong>nten</strong> hoch an<br />
der Zeit, sich langfristig in harte Diskussionen und aktives Lobbying<br />
außerhalb der Branche zu stürzen, anstatt sich reaktiv auf Schadensminimierung<br />
und Rückzugsgefechte zu beschränken.<br />
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