trafik a nten zeitung Mai/2012

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28.09.2014 Aufrufe

interview gegenüberstehen. Das vermittelt ein falsches Bild vom Schnupfen und schreckt potenzielle Kunden ab. Vielmehr sollte die Neugier der Menschen geweckt und die klaren Vorteile kommuniziert werden. Schnupftabak liefert Nikotin, aber keine Kondensate. Das Beste daran: Schnupftabak ist überall erlaubt – wir schnupfen zum Beispiel alle auf längeren Flügen. „Beim Pfeifenrauchen fehlen die Vorbilder ...“ Im Bereich des Pfeifentabaks ist Pöschl ja schon lange tätig – wie schätzen Sie diesen Markt ein? In Deutschland ist der Absatz von Pfeifentabak in den vergangenen 25 Jahren auf rund ein Drittel bis Viertel geschrumpft, wobei wir tendenziell nicht so stark verloren haben. Als Gründe für den Rückgang kommen einige Faktoren zusammen: Einerseits wurde das Pfeifenrauchen schon vor den Rauchverboten häufig vom Wirt verboten, gleichzeitig haben viele „Experten“ das Pfeifenrauchen zur Wissenschaft erhoben und Interessenten abgeschreckt. Ein ganz wichtiger Aspekt ist aber das Fehlen von Vorbildern – in der Nachkriegszeit gab es viele Prominente, also Politiker oder Künstler, die man fast immer mit Pfeife im Mund oder in der Hand gesehen hat. In den Sechzigern und Siebzigern waren es die Intellektuellen und Studenten, die Pfeife geraucht haben. So etwas fehlt heute einfach. Österreich ist da ein wenig anders – der Pfeifenmarkt war und ist zwar kleiner, dafür aber auch stabiler. Die gesamte Pueblo-Familie hat sich seit dem Start Anfang 2006 toll entwickelt. Beim Feinschnitt ist Pueblo in vielen Ländern das meist verkaufte Produkt nach Packungseinheiten, weltweit liegen wir solide in den Top Ten; beim naturbelassenen Feinschnitt sind wir sogar Marktführer. Dieser Erfolg und die ebenfalls gut angenommene Pueblo-Fabrikszigarette haben einen Grund: Wir verwenden keine Aromazusätze, keine Feuchthaltemittel und keine Zusatzstoffe gegen Schimmelbildung. Bedeutet das, dass für den Pueblo gar keine Feuchthaltemittel verwendet werden? Genau. Die Feuchtigkeit kommt ausschließlich von Wasser. Dadurch müssen wir trockener ausliefern, um Schimmel zu vermeiden, und der Tabak trocknet bei schlechter Lagerung oder langsamem Verbrauch auch rascher aus. Dafür gibt es aber Tonscherben, die man befeuchtet in den Tabak legen kann und die keine Auswirkungen auf Geschmack oder Aroma haben. Diese liefern wir auch an die Trafikanten aus. Kommen wir zu Zigaretten und Feinschnitt. Wie sieht es in Deutschland bei MYO und RYO aus? Das Verhältnis von Stopfern zu Wuzlern liegt wohl bei 2:1. Dabei ist der Markt derzeit recht uneinheitlich: Viele traditionelle Feinschnitte verlieren, während die Volumentabake stark zulegen. Wir haben uns beim JBR-Feinschnitt (Anm.: in Österreich nicht erhältlich) für einen optimierten Schnitt, aber klar gegen Volumentabak entschieden: Einerseits sorgen „aufgeblasene“ Tabake dafür, dass jede gestopfte Zigarette weniger Tabak und somit auch weniger Nikotin enthält. Damit stellt sich die Frage, ob der Raucher für seinen individuellen Nikotinspiegel nicht automatisch mehr Zigaretten raucht. Zugleich sehe ich in der Kombination von Volumentabak und Stückzahlangaben auf der Feinschnittverpackung (Anm.: „Reicht für xy Zigaretten.“) Risikopotenzial, weil das leicht bei den Finanzministern Begehrlichkeiten auslösen kann: Wenn mit weniger Tabakgewicht gleich viele Zigaretten gestopft werden können, ließe sich ja die Tabaksteuer entsprechend erhöhen. Diese Marketingaussage kann also ganz schnell nach hinten losgehen. Wo liegen Sie mit den fertigen Pueblo-Zigaretten in Österreich? Für die kleinen Marken bleibt am österreichischen Markt ein Anteil von zirka 0,6 Prozent übrig. Davon halten wir etwa die Hälfte, mit steigender Tendenz. Wir haben die Pueblo-Zigarette aber auch bewusst als Mainstream mit Zusatznutzen und nicht als „exklusive Bio- Zigarette“ positioniert. Sonst wäre die Zielgruppe nochmals kleiner. „Cigarren und Cigarillos werden wir wohl auch in Zukunft nicht im Programm haben ...“ 10 Wie sind Sie mit der Entwicklung von Pueblo in Österreich zufrieden? Wie sehen Sie die Diskussion um eine Angleichung der Tabaksteuer auf Feinschnitt? trafik a nten zeitung Mai/2012

interview Dieses Thema ist mit viel Vorsicht zu bedenken. Die Mehrzahl der MYO-Raucher tut dies aus Kostengründen; selbst hergestellte Zigaretten sind die letzte Möglichkeit, gleichzeitig günstig und legal zu rauchen. Wird hier eine Schmerzgrenze überschritten, so sind diese Konsumenten für im Inland versteuerte Produkte verloren und schwer bis unmöglich zurückzuholen. Außerdem bleibt der Unterschied zwischen individuell oder maschinell hergestellten Zigaretten immer bestehen – bei allen statistischen Durchschnittswerten ist in handgemachten Zigaretten immer eine unterschiedlich große Tabakmenge verarbeitet, und die Eigenleistung des Rauchers bei der Besteuerung völlig auszuklammern, wäre auch nicht gerecht. Die künftige EU-Tabakrichtlinie geistert derzeit durch die Medien und natürlich die Tabakbranche. Gibt es dabei Aspekte, die Sie befürworten? Eine sehr willkommene Änderung wäre aus unserer Sicht die Einführung eines vereinheitlichten Meldeverfahrens der Inhaltsstoffe für alle EU-Mitgliedsländer. Derzeit füllen wir 27 verschiedene Formulare aus. Die Inhaltsstoffe sind ja überhaupt so ein Thema – die deutsche Tabakverordnung darf in Europa als beispielhaft gelten und wurde von einigen Staaten auch in verschiedenen Aspekten übernommen. Würden sich alle Produzenten in sämtlichen Ländern an unsere Tabakverordnung halten, so wären die Inhaltsstoffe kein Thema. Was mir persönlich ein Anliegen ist, ist die Stärkung des Jugendschutzes im Zusammenhang mit Tabak: Ich bin selbst Vater und halte es für wichtig, Kindern und Jugendlichen keinen Zugang zu Zigaretten zu ermöglichen. Welche Vorschläge der EU-Kommission halten Sie für überzogen? Dkfm. Patrick Engels: „Mit im Verhältnis zu teurem Feinschnitt treibt man die Budget-Raucher in die Illegalität ...“ der Warnhinweise und/oder die Einführung von Warnbildern. Damit reduziert sich automatisch der Gestaltungsspielraum für das Design, gleichzeitig ist es aber keine „Abschaffung“ von Marken, weshalb ich das als wahrscheinlichen Kompromiss einstufen würde. Was uns Sorgen macht, ist das schwedische Lobbying für ihren Snus: Das hält rauchlose Tabakprodukte ständig im Bewusstsein von Politik und Medien. Wir haben schon vor Jahren durch Studien beweisen können, dass Snuff kaum gesundheitliche Auswirkungen hat, was in den milderen Warnhinweisen ja auch honoriert wird. Sollte die Regelungswut nun auch den rauchfreien Sektor erfassen, so ist das weder im Interesse der Branche noch der Konsumenten. Wo möchten Sie in 20 Jahren mit Pöschl Tabak stehen? Natürlich haben auch wir keine Freude mit Ideen wie einem völligen Display ban oder verpflichtendem Plain Packaging. Von der neutralen Verpackung erwarte ich aber eigentlich nicht, dass sie kommen wird – das wäre eine Enteignung von Markenrechten, welche der EU eine Reihe von Klagen der großen Firmen um astronomische Summen bescheren würde. Womit ich eher rechne, sind eine Vergrößerung trafik a nten zeitung Mai/2012 Wir möchten ein eigenständiges und unabhängiges Familienunternehmen mit gesundem Wachstum bleiben – damit meine ich eine flach ansteigende Entwicklung mit langfristiger Perspektive. Das hat sich über Generationen bewährt. Eine tiefe Liebe zum Tabak ist, gemeinsam mit unserer Tradition, eine sehr gesunde Basis für die Zukunft. Pöschl gibt es schon bald 110 Jahre – da spielt es keine Rolle, ob eine neue Entwicklung einmal länger braucht – Hauptsache ist, dass wir den Geschmack unserer Kunden treffen und auch selbst voll hinter unserem Produkt stehen können. 11

interview<br />

gegenüberstehen. Das vermittelt ein falsches Bild vom Schnupfen<br />

und schreckt potenzielle Kunden ab. Vielmehr sollte die Neugier der<br />

Menschen geweckt und die klaren Vorteile kommuniziert werden.<br />

Schnupftabak liefert Nikotin, aber keine Kondensate. Das Beste daran:<br />

Schnupftabak ist überall erlaubt – wir schnupfen zum Beispiel<br />

alle auf längeren Flügen.<br />

„Beim Pfeifenrauchen fehlen die Vorbilder ...“<br />

Im Bereich des Pfeifentabaks ist Pöschl ja schon lange tätig – wie<br />

schätzen Sie diesen Markt ein?<br />

In Deutschland ist der Absatz von Pfeifentabak in den vergangenen<br />

25 Jahren auf rund ein Drittel bis Viertel geschrumpft, wobei wir tendenziell<br />

nicht so stark verloren haben. Als Gründe für den Rückgang<br />

kommen einige Faktoren zusammen: Einerseits wurde das Pfeifenrauchen<br />

schon vor den Rauchverboten häufig vom Wirt verboten,<br />

gleichzeitig haben viele „Experten“ das Pfeifenrauchen zur Wissenschaft<br />

erhoben und Interesse<strong>nten</strong> abgeschreckt.<br />

Ein ganz wichtiger Aspekt ist aber das Fehlen von Vorbildern – in der<br />

Nachkriegszeit gab es viele Prominente, also Politiker oder Künstler,<br />

die man fast immer mit Pfeife im Mund oder in der Hand gesehen<br />

hat. In den Sechzigern und Siebzigern waren es die Intellektuellen<br />

und Stude<strong>nten</strong>, die Pfeife geraucht haben. So etwas fehlt heute einfach.<br />

Österreich ist da ein wenig anders – der Pfeifenmarkt war und<br />

ist zwar kleiner, dafür aber auch stabiler.<br />

Die gesamte Pueblo-Familie hat sich seit dem Start Anfang 2006 toll<br />

entwickelt. Beim Feinschnitt ist Pueblo in vielen Ländern das meist<br />

verkaufte Produkt nach Packungseinheiten, weltweit liegen wir solide<br />

in den Top Ten; beim naturbelassenen Feinschnitt sind wir sogar<br />

Marktführer. Dieser Erfolg und die ebenfalls gut angenommene<br />

Pueblo-Fabrikszigarette haben einen Grund: Wir verwenden keine<br />

Aromazusätze, keine Feuchthaltemittel und keine Zusatzstoffe gegen<br />

Schimmelbildung.<br />

Bedeutet das, dass für den Pueblo gar keine Feuchthaltemittel verwendet<br />

werden?<br />

Genau. Die Feuchtigkeit kommt ausschließlich von Wasser. Dadurch<br />

müssen wir trockener ausliefern, um Schimmel zu vermeiden, und<br />

der Tabak trocknet bei schlechter Lagerung oder langsamem Verbrauch<br />

auch rascher aus. Dafür gibt es aber Tonscherben, die man<br />

befeuchtet in den Tabak legen kann und die keine Auswirkungen auf<br />

Geschmack oder Aroma haben. Diese liefern wir auch an die Trafika<strong>nten</strong><br />

aus.<br />

Kommen wir zu Zigaretten und Feinschnitt. Wie sieht es in<br />

Deutschland bei MYO und RYO aus?<br />

Das Verhältnis von Stopfern zu Wuzlern liegt wohl bei 2:1. Dabei ist<br />

der Markt derzeit recht uneinheitlich: Viele traditionelle Feinschnitte<br />

verlieren, während die Volumentabake stark zulegen. Wir haben uns<br />

beim JBR-Feinschnitt (Anm.: in Österreich nicht erhältlich) für einen<br />

optimierten Schnitt, aber klar gegen Volumentabak entschieden:<br />

Einerseits sorgen „aufgeblasene“ Tabake dafür, dass jede gestopfte<br />

Zigarette weniger Tabak und somit auch weniger Nikotin enthält.<br />

Damit stellt sich die Frage, ob der Raucher für seinen individuellen<br />

Nikotinspiegel nicht automatisch mehr Zigaretten raucht. Zugleich<br />

sehe ich in der Kombination von Volumentabak und Stückzahlangaben<br />

auf der Feinschnittverpackung (Anm.: „Reicht für xy Zigaretten.“)<br />

Risikopotenzial, weil das leicht bei den Finanzministern<br />

Begehrlichkeiten auslösen kann: Wenn mit weniger Tabakgewicht<br />

gleich viele Zigaretten gestopft werden können, ließe sich ja die Tabaksteuer<br />

entsprechend erhöhen. Diese Marketingaussage kann also<br />

ganz schnell nach hi<strong>nten</strong> losgehen.<br />

Wo liegen Sie mit den fertigen Pueblo-Zigaretten in Österreich?<br />

Für die kleinen Marken bleibt am österreichischen Markt ein Anteil<br />

von zirka 0,6 Prozent übrig. Davon halten wir etwa die Hälfte, mit<br />

steigender Tendenz. Wir haben die Pueblo-Zigarette aber auch bewusst<br />

als <strong>Mai</strong>nstream mit Zusatznutzen und nicht als „exklusive Bio-<br />

Zigarette“ positioniert. Sonst wäre die Zielgruppe nochmals kleiner.<br />

„Cigarren und Cigarillos werden wir wohl auch<br />

in Zukunft nicht im Programm haben ...“<br />

10<br />

Wie sind Sie mit der Entwicklung von Pueblo in Österreich<br />

zufrieden?<br />

Wie sehen Sie die Diskussion um eine Angleichung der Tabaksteuer<br />

auf Feinschnitt?<br />

<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>Mai</strong>/<strong>2012</strong>

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