März 2010: Seite 1-37 (pdf, 7 Mb) - Trafikantenzeitung

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Im Blickpunkt H inter jedem erfolgreichen Mann steht als treibende Kraft eine Frau. Das galt auch über viele Jahre hinweg für Dr. Sebastian Zimmel. Bloß jetzt hat ein Umkehrschub eingesetzt. „Daran, daß ich in die Rente überwechsle, ist zu einem Gutteil dem Was-tust-Du- Dir-das-an-Ceterum Censeo meiner Frau zuzuschreiben. Aber nicht nur ihr! Undank der Solidaritätsabgabe auch auf die Braunware, die davon auszunehmen bei den Verhandlungen dieser Husch- Pfusch-Lösung vergessen wurde, war es kaum mehr möglich, in den letzten zwei Jahren einen Gewinn zu erwirtschaften. Und ich meine, etwas sollte doch übrig bleiben“, gab Don Sebastian dem Drängen seiner besseren Hälfte nach, in die Korridorpension überzuwechseln. 1975 trat Zimmel seinen Posten bei der damaligen Österreichischen Tabakregie als Assistent eines Vorstandsdirektors an und sollte diesen als ausgebildeter Jurist in dessen Personalwesen-Auf-‘ gabenbereich unterstützen. Doch die Seminare über Lohnverrechnung und Arbeitsplatzbewertung schmeckten ihm weit weniger als seine Cigarre. Und als dann eine mehr tabakaffine Position im Export frei wurde, hat er sich selbst gehaedhuntet und war fortan für den Zigarettenverkauf im äußersten Ring des damaligen Zwiebelscheibengeographie tätig, wobei den Kern Österreich bildete, im zweiten Ring die Länder um Österreich vereint waren und mit der äußeren Schale die Entfernung zum Kernland die weiteste war. Das bescherte Zimmel viele Reisen, doch er blieb der Cigarre treu, die im Sortiment zu forcieren stets mit dem Hinweis darauf abgelehnt wurde, daß mit ihr kein Geschäft zu machen sei. Erst die Fixierung unterschiedlicher Tabakwarensteuersätze sorgte für eine dem braunen Gold gewidmeten Aufbruchstimmung. Im Rahmen eines „Projekt Cigarre“ wurden Kontakte zu Kuba geknüpft und alte Marken wiederbelebt. Hatte man 1975 nicht einen Longfiller im Programm, waren es 1995 derer mehr als bereits zehn. Bei den Welttabakausstellungen 1990 und 1994 in Wien samt diversen Cigarrenkonferenzen als Rahmenprogramm kam Zimmel mit der Größen der Branche in Kontakt, was ihm sehr zugute kommen sollte, als er – immer stets nebenbei fachjournalistisch tätig – seines vorwitzigen Stils wegen bei seinem Dienstgeber in Ungnade fiel. In einem – wie er selbst meint – „blöden Alter“ von 47 Lebenslenzen: zu wenige dafür, sich zur Ruhe zu setzen, aber fast schon wieder zu viele, um eine adäquate Anstellung zu finden. So legte sich Zimmel zunächst als international tätiger Tabakfachjournalist voll und ganz ins Zeug. Und als dann der inzwischen auch in den Ruhestand übergewechselte Alfred Ackerl im Zuge der EU-Vollmitgliedschaft Österreichs eine Konzession für den Großhandel mit Cigarren und Pfeifentabaken erteilt bekommen hat, war das für den Cigarrenkenner Zimmel ein Ansporn, es ihm gleich zu tun, scheiterte aber zunächst bei allen seinen Bemühungen an der Fragestellung: Und haben sie auch einen Außendienst? Das Verneinen bedeutete dann stets auch das abrupte Ende des Gesprächs. Doch der Cigarrengenießer ließ nicht locker und fand schließlich Außendienstunterstützung in Kooperation mit der damaligen auf Raucherbedarf spezialisierten Firma Ingera, womit für Zimmel 1999 der Weg frei war für Die letzten Paletten stehen zum Abtransport bereit und... ...bei ihrem Verladen legt Dr. Zimmel selbst Hand an Leere Regale: Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge 3/2010 trafikantenzeitung

Im Blickpunkt einen eigenen, selbständigen Import, den er mit der Marke Olifant startete. Inspiriert von Wein & Co nannte er seine Firma Cigar & Co, wobei sich hinter dem Co-Kürzel keine Person verbirgt, sondern schon damals die visionäre Sicht, auch andere Tabakwaren als die Cigarre, die gerne als das Symbol der Tabakwirtschaft gepriesen wird, ins Programm aufzunehmen. Auf die Olifant folgte die Toscano, die Don Sebastian, der aufgrund der Vornamensgleichheit über lange Zeit der Ruf vorauseilte, eine Zimmel-Privatmarke zu sein, und viele andere Tabakspezereien mehr Dann machte der inzwischen recht groß gewordene kleine Nischenplayer, als der er sich oft selbst tituliert, dem Co im Firmenlautwort volle Ehre. Nachdem er Don Sebastian Zimmel bereits mit der einen oder anderen Pfeifentabakspezialität geschmackliche Marktlücken zu füllen wußte, wagte er mit der Einfuhr indonesischer Kreteks (Nelkenzigaretten) und Wasserpfeifentabake eine Ausweitung seines Sortiments um exotische Rauchprodukte – und traf damit als Vorreiter voll ins Schwarze. Als er mit einem seiner Geschäftspartner, Dr. Stanislaw, über einen Flohmark schlenderte, fanden die beiden dort unter alten Schriften eine Preisliste der Österreichischen Tabakregie aus den 1920er Jahren. Und als Zimmel die auf dieser gelisteten Tabakwaren Posten für Posten abgezählt hatte, lehnte er sich zufrieden zurück. Sein sich selbst gestecktes Ziel, einmal so viele Marken im Programm zu haben wie die Tabakregie in den 1920er- Jahren hatte er nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen. Das macht ihm den Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Auge leichter, zumal die Branche aufgrund von Raucherrestriktionen einerseits und einer überbordenden Bürokratie andererseits nicht unbedingt rosigen Zeiten entgegengeht.. Oberösterreich: Ergreiferprämie bei Trafiküberfällen 1.000 Euro „Kopfgeld“ Das Tabakgremium und die Sicherheitsdirektion Oberösterreich vereinbaren eine intensivere Zusammenarbeit bei Trafiküberfällen D ie aktuellen Analysen der Sicherheitsdirektion zeigen deutlich, daß Trafiken in den letzten Jahren verstärkt Ziel von Raubdelikten und Einbruchsdiebstählen geworden sind. Gerade das Jahr 2009 hat mit insgesamt acht Raubüberfällen in oberösterreichische Trafiken dem Land ob der Enns leider wieder einen traurigen Rekord beschert: Es ist ein für viele seiner Berufskollegen Angst machendes Resumée, das Erwin Kerschbaummayr, Obmann der Tabaktrafikanten in der WKO Oberösterreich da zieht. „Primäres Ziel der Interessenvertretung ist es, präventiv tätig zu werden. Deshalb läuft bereits seit dem letzten Jahr eine – mit Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl ausverhandelte – groß angelegte Förderaktion zum Einbau von Alarm- und Videoüberwachungssystemen in Oberösterreichs Trafiken. Neben der individuellen Beratungsmöglichkeit für Trafikanten gibt es bei einem Einbau oder einer Nachrüstung einer Alarmanlage bis zu 500 Euro Direktzuschuss durch das Tabakgremium“, berichtet Kerschbaummayr. Aber damit nicht genug: Als präventives Mittel zur Abschreckung setzt das OÖ.-Trafikantengremium eine Ergreiferprämie aus: „Laut Einschätzung der Sicherheitsdirektion ist von einer weiteren Zunahme an bewaffneten Raubdelikten bei sogenannten Risikobetrieben auszugehen. Dazu gehören auch die Trafiken“, so der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Dr. Alois Lißl. „Wir begrüßen daher diese Initiative der Berufsvertretung und werden ab sofort in unserem Fahndungsaufruf bei Trafiküberfällen die Information aufnehmen, daß für Hinweise, die zur Ausforschung des Täters führen, durch das Landesgremium der Tabaktrafikanten in der WKO Oberösterreich eine Belohnung von 1.000 Euro ausgelobt ist“, sagt Lißl. „Diese zusätzliche Aktion im Bereich Sicherheit für Oberösterreichs Trafiken LGO Erwin Kerschbaummayer: Hoffen auf Unterstützung seitens der Bevölkerung... soll einen wesentlichen Beitrag zur Prävention vor Überfällen für die Branche leisten. Die Erfahrungen zeigen, daß potenzielle Täter ihre Überfälle in jenen Bereichen planen, die als tendenziell wenig gesichert eingeschätzt werden. Mit dieser Ergreiferprämie soll ganz besonders auch die breite Öffentlichkeit sensibilisiert werden, im Rahmen der polizeilichen Aufklärung aktiv mitzuhelfen“, hofft der Trafikantenobmann auf die Unterstützung der Bevölkerung. trafikantenzeitung 3/2010

Im Blickpunkt<br />

H<br />

inter jedem erfolgreichen<br />

Mann<br />

steht als treibende<br />

Kraft eine Frau.<br />

Das galt auch über viele Jahre<br />

hinweg für Dr. Sebastian<br />

Zimmel. Bloß jetzt hat ein<br />

Umkehrschub eingesetzt.<br />

„Daran, daß ich in die Rente<br />

überwechsle, ist zu einem<br />

Gutteil dem Was-tust-Du-<br />

Dir-das-an-Ceterum Censeo<br />

meiner Frau zuzuschreiben.<br />

Aber nicht nur ihr! Undank<br />

der Solidaritätsabgabe auch<br />

auf die Braunware, die davon<br />

auszunehmen bei den Verhandlungen<br />

dieser Husch-<br />

Pfusch-Lösung vergessen wurde,<br />

war es kaum mehr möglich,<br />

in den letzten zwei Jahren<br />

einen Gewinn zu erwirtschaften.<br />

Und ich meine,<br />

etwas sollte doch übrig<br />

bleiben“, gab Don Sebastian<br />

dem Drängen seiner besseren<br />

Hälfte nach, in die Korridorpension<br />

überzuwechseln.<br />

1975 trat Zimmel seinen<br />

Posten bei der damaligen<br />

Österreichischen Tabakregie<br />

als Assistent eines Vorstandsdirektors<br />

an und sollte diesen<br />

als ausgebildeter Jurist in<br />

dessen Personalwesen-Auf-‘<br />

gabenbereich unterstützen.<br />

Doch die Seminare über Lohnverrechnung<br />

und Arbeitsplatzbewertung<br />

schmeckten<br />

ihm weit weniger als seine<br />

Cigarre. Und als dann eine<br />

mehr tabakaffine Position im<br />

Export frei wurde, hat er sich<br />

selbst gehaedhuntet und war<br />

fortan für den Zigarettenverkauf<br />

im äußersten Ring des<br />

damaligen Zwiebelscheibengeographie<br />

tätig, wobei den<br />

Kern Österreich bildete, im<br />

zweiten Ring die Länder um<br />

Österreich vereint waren und<br />

mit der äußeren Schale die<br />

Entfernung zum Kernland die<br />

weiteste war. Das bescherte<br />

Zimmel viele Reisen, doch er<br />

blieb der Cigarre treu, die im<br />

Sortiment zu forcieren stets<br />

mit dem Hinweis darauf abgelehnt<br />

wurde, daß mit ihr<br />

kein Geschäft zu machen sei.<br />

Erst die Fixierung unterschiedlicher<br />

Tabakwarensteuersätze<br />

sorgte für eine dem braunen<br />

Gold gewidmeten Aufbruchstimmung.<br />

Im Rahmen eines<br />

„Projekt Cigarre“ wurden<br />

Kontakte zu Kuba geknüpft<br />

und alte Marken wiederbelebt.<br />

Hatte man 1975 nicht einen<br />

Longfiller im Programm,<br />

waren es 1995 derer mehr als<br />

bereits zehn.<br />

Bei den Welttabakausstellungen<br />

1990 und 1994 in<br />

Wien samt diversen Cigarrenkonferenzen<br />

als Rahmenprogramm<br />

kam Zimmel mit<br />

der Größen der Branche in<br />

Kontakt, was ihm sehr zugute<br />

kommen sollte, als er – immer<br />

stets nebenbei fachjournalistisch<br />

tätig – seines vorwitzigen<br />

Stils wegen bei seinem Dienstgeber<br />

in Ungnade fiel. In<br />

einem – wie er selbst meint –<br />

„blöden Alter“ von 47 Lebenslenzen:<br />

zu wenige dafür, sich<br />

zur Ruhe zu setzen, aber fast<br />

schon wieder zu viele, um eine<br />

adäquate Anstellung zu<br />

finden.<br />

So legte sich Zimmel zunächst<br />

als international tätiger<br />

Tabakfachjournalist voll und<br />

ganz ins Zeug. Und als dann<br />

der inzwischen auch in den<br />

Ruhestand übergewechselte<br />

Alfred Ackerl im Zuge der<br />

EU-Vollmitgliedschaft Österreichs<br />

eine Konzession für den<br />

Großhandel mit Cigarren und<br />

Pfeifentabaken erteilt bekommen<br />

hat, war das für<br />

den Cigarrenkenner Zimmel<br />

ein Ansporn, es ihm gleich zu<br />

tun, scheiterte aber zunächst<br />

bei allen seinen Bemühungen<br />

an der Fragestellung: Und haben<br />

sie auch einen Außendienst?<br />

Das Verneinen bedeutete<br />

dann stets auch das<br />

abrupte Ende des Gesprächs.<br />

Doch der Cigarrengenießer<br />

ließ nicht locker und fand<br />

schließlich Außendienstunterstützung<br />

in Kooperation mit<br />

der damaligen auf Raucherbedarf<br />

spezialisierten Firma<br />

Ingera, womit für Zimmel<br />

1999 der Weg frei war für<br />

Die letzten<br />

Paletten stehen<br />

zum Abtransport<br />

bereit und...<br />

...bei ihrem<br />

Verladen<br />

legt<br />

Dr. Zimmel<br />

selbst Hand<br />

an<br />

Leere Regale:<br />

Abschied<br />

mit einem<br />

lachenden<br />

und einem<br />

weinenden<br />

Auge<br />

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