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Rauchkultur Nicotiana Als die Welt das Rauchen lernte... Die Ausstellung „Nicotiana“ – eine Kulturgeschichte des Tabaks von JTI/Austria Tabak im Rückspiegel ls mit Christoph Kolumbus im Jahre 1492 ein A Europäer zum ersten Mal den Boden der neuen Welt betrat, waren die Einheimischen dort schon längst mit dem Rauchen von „Tabacos“ vertraut. Die Erforschung des amerikanischen Kontinents und der ihm vorgelagerten Inseln ergab, daß der Tabakgenuß fast überall verbreitet war und Tabak geraucht, gekaut und als Tabakwasser getrunken wurde. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fanden die ersten Tabakblätter den Weg nach Europa. Seeleute brachten den Tabak von ihren Reisen in die Neue Welt mit nach Portugal und Spanien und berichteten über seine heilende Kräfte. Bereits wenig später galt das so genannte Trinken und Rauchen in aristokratischen Kreisen als probates Mittel gegen Kopfschmerzen, Seekrankheit und Schwermut. Auch heute schätzen Raucher die anregende Kraft des Tabakes. In der festen Überzeugung, ein neues Medikament entdeckt zu haben, rückte 1559 der französische Gesandte in Portugal, Jean Nicot, der Mutter des Königs mit Tabak zu Leibe. Mit beträchtlichem Erfolg. Sie wurde von ihrer Migräne geheilt und Nicot brachte es zur Unsterblichkeit: Gut zehn Jahre nach seinem guten Ratschlag wurde die Pfl anze durch den Botaniker Jean Lièbault nach ihm benannt: Nicotianan. Von da an erlagen die Schönen und Reichen an Spaniens und Frankreichs Höfen genauso der Anziehungskraft des Rauchens wie die High Society in England. Mit einem Unterschied: Statt Tabak zu schnupfen oder gerollt zu rauchen, bevorzugte man auf der Insel die Verwendung der Pfeife. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts galt derjenige als wichtig, der dem Beispiel des großen Zu unseren Bildern: Meerschaumcigarrenspitze und Prunkpfeifen (Abbildungen ganz oben) – Die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien lockte nicht nur zahlreiche an der Rauchkulturgeschichte interessierte Besucher, sondern auch viel Prominenz an, wie etwa Beppo Mauhart, den ehemaligen Austria-Tabak-Vorstandsvotrsitzenden, dem auch die Freigabe von Geldern für den großzügigen Ankauf tabak- und rauchkulturrelevanter Historika zugeschrieben wird. Sehr beeindruckt von den Exponaten zeigte sich auch Pierre de Labouchere, der CEO der Austria-Tabak-Mutter JTI (Japan Tobacco International), der zu den Feierlichkeiten anläßlich des 225-Jahr-Jubiläums von Austria Tabak und 1 trafi kantenzeitung 8/2009 Rauchertisch Wien um 1900 der vor zehn Jahren erfolgten JTI-Gründung in Wien weilte, wo er – angesprochen auf die immer mehr ausufernden Rauchverbote – erklärte: „Ich glaube, daß sinnvolle Gesetze und gegenseitiger Respekt zwischen Rauchern und Nichtrauchern notwendig sind. Unserer Meinung nach gibt es aber sicherlich auch andere Möglichkeiten als ein totales Rauchverbot, um ein Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern zu ermöglichen.“

Rauchkultur Seefahrers Sir Walter Raleigh folgte und sich mit einer Tabakspfeife sehen ließ, wann immer sich die Aristokratie traf. Raleigh war es auch, der 1585 zu Ehren seiner Herrscherin die Kolonie Virginia gründete. Fortan wuchsen und gediehen Tabakpflanzen im Schatten des Union - Jack. Unterdessen regten sich in Europa erste Widerstände gegen den Tabakkonsum. Während die Kirche darin diabolische Mächte zu erkennen glaubte, wiesen Ärzte und Wissenschaftler auf die vermeintlichen Folgen für Leib und Leben der Konsumenten hin. Die Flucht nach vorn trat der englische König an, als er um 1620 den Genuß von Tabak besteuerte und damit eine Art Konsumbarriere aufzubauen gedachte. Ein Feigenblatt, das schon damals den Spagat des Staates deutlich machte, den Genuß seiner Bürger einerseits zu verurteilen, andererseits aber davon zu profitieren. Während man sich in Europa einerseits über den Tabak ereiferte, reifte andererseits mit steigendem Tabakverbrauch ein bemerkenswertes Handwerk heran: die Pfeifenfertigung. Die zunehmende Eleganz der Rauchinstrumente machte das Pfeifenrauchen immer mehr zur Lieblingsbeschäftigung der oberen Zehntausend. Wer am Hofe des Preußenkönigs Friedrich I. etwas auf sich hielt, musste zwei Dinge kultivieren: Rauchen und das gute Gespräch im Tabakkollegium, einer Herrenrunde, die sich in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts einerseits den großen Themen der Zeit, Politik und Ökonomie, Theologie und Moral widmete, sich andererseits aber auch gern damit befaßte, durch den Genuß von Wein und Tabak schnell den Zustand erhöhter Lebensfreude zu erreichen. Mit dem steigenden Bedarf an Tabak wuchs auch der Sinn für seine Verfeinerung. In England und Dänemark wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts der Beruf des Tabakmeisters geschaffen, der in Ansehen und Renommée dem eines Küchenmeisters in nichts nachstand. Rezepte für Mischungen wurden gehütet wie Staatsgeheimnisse. Und noch heute liegt in ihrer Vielfalt der Erfolg des Pfeifentabaks. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst die Cigarre und 5 Jahre später die Zigarette auf dem Markt kamen, bot sich plötzlich die Möglichkeit, sich ein kurzweiliges Rauchvergnügen zu gönnen Schnell verbreitet sich das Rauchen in den westlichen Industriestaaten. In der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts war die Zigarette eine alltägliche Begleiterin. Erst als der Terry-Report (erschienen 1964 in Washington, US Dept. Health, Educ.,Welfare, Publ. 1103) den ersten toxikologischen und somit wissenschaftlich sicheren Beweis für die gesundheitsschädlichen Folgen des Rauchen lieferte, wandelte sich die Einstellung zum Rauchen in den westlichen Industrieländern. Mit Aufklärungskampagnen, gesetzlichen Regelungen, Warnungen, Tabaksteuererhöhungen und in Medienberichten wurden die Raucher zunächst als Selbstmörder und alsbald unter Verweis auf die Gefahren des Passivrauchens als Mörder gebrandmarkt. An vielen Orten ist inzwischen das Rauchen untersagt Ludwig Michalek Kaiser Franz Joseph I., Wien um 1915 AZ_HOS Feuer&Rauch.qxd:Layout Kiki Kogelnik: Raucherinnen, Österreich 1 22.12.2008 1973 9:52 Uhr Seite Messe CREATIV in Salzburg vom 28.08.-30.08.2009, Halle 13 / Stand 206 8/2009 trafikantenzeitung 15

Rauchkultur<br />

Nicotiana<br />

Als die Welt das<br />

Rauchen lernte...<br />

Die Ausstellung „Nicotiana“ – eine Kulturgeschichte<br />

des Tabaks von JTI/Austria Tabak im Rückspiegel<br />

ls mit Christoph Kolumbus im Jahre 1492 ein<br />

A Europäer zum ersten Mal den Boden der neuen<br />

Welt betrat, waren die Einheimischen dort schon<br />

längst mit dem Rauchen von „Tabacos“ vertraut.<br />

Die Erforschung des amerikanischen Kontinents<br />

und der ihm vorgelagerten Inseln ergab, daß der<br />

Tabakgenuß fast überall verbreitet war und Tabak<br />

geraucht, gekaut und als Tabakwasser getrunken<br />

wurde.<br />

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fanden die ersten<br />

Tabakblätter den Weg nach Europa. Seeleute<br />

brachten den Tabak von ihren Reisen in die Neue<br />

Welt mit nach Portugal und Spanien und berichteten<br />

über seine heilende Kräfte.<br />

Bereits wenig später galt das so genannte Trinken<br />

und Rauchen in aristokratischen Kreisen als probates<br />

Mittel gegen Kopfschmerzen, Seekrankheit<br />

und Schwermut. Auch heute schätzen Raucher die<br />

anregende Kraft des Tabakes.<br />

In der festen Überzeugung, ein neues Medikament<br />

entdeckt zu haben, rückte 1559 der französische<br />

Gesandte in Portugal, Jean Nicot, der Mutter des<br />

Königs mit Tabak zu Leibe. Mit beträchtlichem<br />

Erfolg. Sie wurde von ihrer Migräne geheilt und<br />

Nicot brachte es zur Unsterblichkeit: Gut zehn<br />

Jahre nach seinem guten Ratschlag wurde die<br />

Pfl anze durch den Botaniker Jean Lièbault nach ihm<br />

benannt: Nicotianan.<br />

Von da an erlagen die Schönen und Reichen an<br />

Spaniens und Frankreichs Höfen genauso der<br />

Anziehungskraft des Rauchens wie die High<br />

Society in England. Mit einem Unterschied: Statt<br />

Tabak zu schnupfen oder gerollt zu rauchen, bevorzugte<br />

man auf der Insel die Verwendung der<br />

Pfeife. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts galt derjenige<br />

als wichtig, der dem Beispiel des großen<br />

Zu unseren Bildern: Meerschaumcigarrenspitze und Prunkpfeifen (Abbildungen<br />

ganz oben) – Die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien lockte<br />

nicht nur zahlreiche an der Rauchkulturgeschichte interessierte Besucher,<br />

sondern auch viel Prominenz an, wie etwa Beppo Mauhart, den ehemaligen<br />

Austria-Tabak-Vorstandsvotrsitzenden, dem auch die Freigabe von Geldern<br />

für den großzügigen Ankauf tabak- und rauchkulturrelevanter Historika zugeschrieben<br />

wird. Sehr beeindruckt von den Exponaten zeigte sich auch Pierre de<br />

Labouchere, der CEO der Austria-Tabak-Mutter JTI (Japan Tobacco International),<br />

der zu den Feierlichkeiten anläßlich des 225-Jahr-Jubiläums von Austria Tabak und<br />

1 trafi kantenzeitung 8/<strong>20</strong>09<br />

Rauchertisch<br />

Wien um 1900<br />

der vor zehn Jahren erfolgten JTI-Gründung in<br />

Wien weilte, wo er – angesprochen auf die immer<br />

mehr ausufernden Rauchverbote – erklärte: „Ich<br />

glaube, daß sinnvolle Gesetze und gegenseitiger<br />

Respekt zwischen Rauchern und Nichtrauchern<br />

notwendig sind. Unserer Meinung nach gibt es<br />

aber sicherlich auch andere Möglichkeiten als ein<br />

totales Rauchverbot, um ein Miteinander von<br />

Rauchern und Nichtrauchern zu ermöglichen.“

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