Seite 1-36 (pdf, 5 Mb) - Trafikantenzeitung
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Reportage<br />
Tabakeinzelhandelsmonopol<br />
Nicht Einengung,<br />
sondern Schutz...<br />
Das Tabakeinzelhandelsmonopol<br />
hat nicht zuletzt<br />
dank seines zeitlosen<br />
sozialen Zwecks und der<br />
Bereitschaft der Branche,<br />
sich jeweils auf die<br />
Herausforderungen der Zeit<br />
und der Zukunft einzustellen,<br />
allen Prophezeiungen seines<br />
baldigen Endes und allen<br />
Angriffen getrotzt. So auch<br />
der EU-Vollmitgliedschaft<br />
Österreichs, die lediglich<br />
eine Neuschreibung des<br />
222 Jahre alten Monopols<br />
nötig machte. Und so feierte<br />
man dieser Tage aus guten<br />
Gründen: „10 Jahre Tabakmonopol<br />
96“.<br />
trafikantenzeitung 10/2006<br />
W<br />
ir wollten mit dem<br />
Tabakmonopolgesetz<br />
1996 auf Dauer etwas für<br />
die Trafikanten und die<br />
Behinderten tun. Alle wollten dieses<br />
Gesetz – und dann sollte es plötzlich<br />
nicht kommen“, erinnert sich der<br />
damals amtierende Trafikanten-<br />
Bundesgremialobmann Komm. Rat<br />
Herbert Göttl an die Geburtswehen<br />
dieses „Meilensteins in der Geschichte<br />
der Trafikantenschaft“ zurück. Für die<br />
plötzliche Unsicherheit bezüglich der<br />
Beschlußfassung sorgte im Spätherbst<br />
1995 ein Bruch der SPÖ/ÖVP-Koaltion,<br />
innerhalb der sich am Budgetvoranschlag<br />
die Geister schieden.<br />
Dem Zittern und Bangen ein Ende bereite<br />
schließlich ein Initiativantrag, über<br />
den die fertige Gesetzesvorlage schließlich<br />
doch ihren Weg ins Parlament fand<br />
und dort in einer Sondersitzung in der<br />
Nacht vom 16. auf den 17. November<br />
1995 beschlossen wurde – mit den Stimmen<br />
der Regierungskoalition und der Freiheitlichen.<br />
Die Grünen versagten ihr unter<br />
dem Hinweis darauf, „daß ein solches<br />
Gesetz in einer modernen Gesellschaft<br />
keinen Platz hat“, ihre Zustimmung.<br />
Eine Meinung übrigens, die der damalige<br />
ÖVP-Klubchef Dr. Andreas Kohl und<br />
die spätere steiermärkische Landeshauptfrau<br />
Waltraud Klasnic, damals Wirtschaftslandesrätin<br />
in der grünen Mark,<br />
im Vorfeld der Monopol-Diskussionen<br />
teilten, wie sich Ulrich Chmel, der ehemalige<br />
Bundesgremium-Geschäftsführer<br />
noch sehr gut erinnert: „Ein Monopolgesetz<br />
hat in der EU keinen Platz.“<br />
Von solchen Aussagen unberirrt,<br />
begann man bereits 1991 mit den Vorbereitungen.<br />
Göttl: „Wir wollten agieren<br />
– und nicht reagieren müssen.“<br />
Gesprächspartnerin im damaligen<br />
Sozialressort war Ministerialrätin Dr.<br />
Brigitte Arndorfer, der das Hinüberretten<br />
des Monopols in die EU-Zukunft ebenfalls<br />
ein Anliegen war, um die Arbeitsplätze<br />
für Behinderten zu erhalten und<br />
auszubauen. Unter anderem auch unter<br />
dem Aspekt der Leistbarkeit von Lokalitäten<br />
und der Schaffung von Schulungsvoraussetzungen.<br />
Forderungen, die nicht<br />
alle expressis verbis im Gesetz ihre<br />
Niederschrift fanden. „Aber die Saat ist<br />
dennoch aufgegangen“, freut sich<br />
Arndorfer über das Engagement des<br />
Kriegsopfer- und Behindertenverbandes<br />
sowie des Trafikanten-Bundesgremiums,<br />
„mit dem sich letztendlich auch bezüglich<br />
des sogenannten Erbparagraphen<br />
ein praktikabler Kompromiß finden<br />
ließ.“<br />
So entstand schließlich ein Gesetzeswerk,<br />
mit dem sowohl WKO-Vizepräsident<br />
Dipl. Ing. Dr. Richard Schenz und<br />
Komm. Rat Erich Lemler, WKO-<br />
Obmann der Bundessparte Handel, leben<br />
können, obwohl sie beide Monopolen<br />
eher kritisch gegenüber stehen. „Aber“,<br />
so die beiden hochrangigen WKO-<br />
Vertreter fast unisono, „die Liberalisierung<br />
hat ihre Grenzen – und zwar dort,<br />
wo es um Soziales geht.“<br />
Das Monopol macht aber nicht nur<br />
aus sozialer Sicht, „die vielen Behinderten<br />
eine Existenzgrundlage schafft<br />
und ein selbstbestimmtes Leben führen<br />
läßt“ (Behindertenanwalt Mag. Herbert<br />
Haupt), sondern auch unter anderen<br />
Blickwinkeln einen Sinn: Tabakwaren<br />
sind nun einmal sowohl gesundheitspolitisch<br />
wie auch fiskalpolitisch ein<br />
sensibles Produkt, dessen kontrollierte<br />
Abgabe durch das Einzelhandelsmonopol<br />
garantiert wird.<br />
Diesem „Ja zum Jugendschutz“-<br />
Bekenntnis läßt WKO-Vizepräsident<br />
Schenz allerdings ein ebenso lautes wie<br />
energisches „Nein zur Bevormundung<br />
der Erwachsenen“ folgen: „Die Nichtraucher<br />
gehören geschützt, aber die Rau-