Seite 1-36 (pdf, 5 Mb) - Trafikantenzeitung

Interview
hegt man kaum Befürchtungen. „Mit
unseren Marken decken wir vor allem
das Niedrig- und Mittelpreisbereich ab.
Mit der Benson & Hedges Black und
Silver wollen wir – das ist unsere klare
Zielsetzung – im Premium-Angebot
stärker vertreten sein“, gibt Dr. Roman
Seligo die Stoßrichtung vor.
Insgesamt sieben neue Marken hat
Austria Tabak/Gallaher bislang heuer
auf dem rotweißroten Markt platziert. So
wurde unter anderem die „Smart American
Blend“-Familie um die Sorten „International
Blend“, eine auf den Geschmack
der Raucher hierzulande
speziell zugeschnittene Virginia-
Zigarette, und die „Charcoal Filter“,
der die spezielle Filterkonstruktion
(50 % Aktivkohle, 50 % Zellulose)
ein weiches Geschmacksbild gibt,
erweitert, was ihr – wie Seligo
meint – im Zusammenwirken mit
dem etablierten Markennamen,
der Preispositionierung (3,25
Euro), den Geschmacksqualitäten
und dem Werbeauftritt einen Anstieg
des Marktanteils auf im ersten
Halbjahr 2006 5,5 Prozent (gegenüber
etwa 2,0 im Vergleichszeitraum
2005) verschafft hat. Im
Zuge eines Packungsrelaunches
hat man sich für eine Round-Corner-
Outfit bei allen sechs Sorten und
die Prägehervorhebung des Markenschriftzugs
sowie der stilisierten
Weltkugel entschlossen, womit
man die „Smart American Blend“-
Zielgruppe noch besser ansprechen
will.
Memphis: Nach wie vor Top-2-Marke
Daß demgegenüber die „Memphis“-
Familie Marktanteilsverluste hinnehmen
mußte, ist für unser Gegenüber nicht
alarmierend: „Die Memphis ist seit 1896
am Markt, davon viele Jahre in marktführender
Position – und sie ist auch
heute die Top-2-Marke innerhalb der
Konsumstatistik. Abgesehen davon, daß
sich in einem solchen 110jährigen
Lebenszyklus nun einmal Marktanteilsbewegungen
vollziehen, gibt es innerhalb
der Markenfamilie einzelne Produkte,
wie etwa die Memphis Blue, die
sich sehr positiv entwickeln.“
Lancierte Meldungen darüber, daß es
sich bei der Zigarettenpreiserhöhung
Anfang August, von der auch die
„Memphis“ betroffen war, um ein
strategisches Manöver – motiviert durch
die meistverkaufte Preisklasse, die Tabakmindeststeuersatzfestsetzung
oder gar
die Mindestpreisneuberechnung im
ersten Quartal nächsten Jahres – handelt,
weist Dr. Seligo energisch zurück:
„Unsinn!“
Schmuggelhotline: 0800 20 76 75
Als einen solchen bezeichnet er auch
die Abqualifizierung der Schmuggelhotline
(0800 20 76 75) zum heißen Draht
für Denunzianten und Vernaderer: „Wir
haben durch die Unterstützung für Aufsteller
in den Trafiken und Folder zum
Dr. Roman Seligo:
„Rauchwaren sind legale
Produkte, die man
konsumieren können soll, ohne
angefeindet zu werden...“
Verteilen, wo darauf hingewiesen wird,
daß Schmuggel kein Kavaliersdelikt ist
und immer mehr schädliche Fälschungen
in Umlauf kommen, das Unsere zur
Aufklärung der Bevölkerung getan und
können den Trafikanten nur empfehlen,
auch das Ihre zu tun – schließlich geht es
ja um ihr Geschäft und ihren Umsatz.
Die Experten am anderen Ende der
Leitung wissen sehr genau, wie sie mit
den Informationen umzugehen haben.“
Einzelhandelsmonopol: Ein gutes System
Sehr sorgsam umgehen heißt es auch
mit dem höchsten Gut der Tabaktrafikanten,
nämlich dem Einzelhandelsmonopol,
durch die strikte Befolgung der
Spielregeln. „Es ist ein gutes System, das
eine sozial schwächere Gruppe schützt,
die besonders schützenswert ist. Das gelingt
hervorragend und hat eine Reihe
weiterer positiver Nebeneffekte. So
garantiert es etwa im heute hoch sensiblen
Bereich der Rauchwaren die Einhaltung
des Jugendschutzes durch die
kontrollierte Abgabe, den Gebiets-,
Handelskanal- und Margenschutz“, stellt
Austria Tabak/Gallaher Vice President
Seligo dem Monopol ein Vorzugszeugnis
aus, sich dessen allerdings wohl bewußt,
daß allein schon der Monopolbegriff
in der Konsumgesellschaft der
Gegenwart nicht immer nur positive
Assoziationen weckt, was
dieses durchaus moderne System
immer wieder in Verteidigungsposition
bringt.
Hausverstand statt Verbote
In eine solche geraten auch zusehends
die Raucher, deren Blauer-
Dunst-Freiraum ständig mehr eingeengt
wird. „Rauchwaren sind
legale Produkte, die man auch
konsumieren können soll, ohne
deshalb angefeindet zu werden“,
bringt Dr. Roman Seligo die quer
durch Europa und die Welt geführten
Diskussionen auf den
Punkt und setzt so fern möglich
auf Hausverstandlösungen im
Konsens der Raucher und Nichtraucher
untereinander ohne gesetzliche
Regelungen, die letztendlich
nur zu einem geänderten
Konsumverhalten führen, das sicher
nicht immer im Sinne des Gesetzgebers
ist: „Wie etwa in Irland, wo die Verweildauer
in den Lokalitäten eine nachweislich
kürzere geworden ist, was aber
bedeutet, daß mehr daheim in den
eigenen vier Wänden in der Gesellschaft
der Familie und vor allem auch der
Kinder geraucht wird.“
Jene EU-Politiker, welche in der
Diskussion über die Chemikalienrichtline
(REACH) die Zigarette als „Mordwerkzeug“
bezeichnen und der Verwendung
von geflavourtem Tabak sein
baldiges Ende prophezeien, verweist
unser Gesprächspartner auf die betreffende
EU-Richtlinie bezüglich der zulässigen
Inhaltsstoffe: „Es gibt eine EU-
Richtlinie für Tabakwaren und wir halten
diese für ausreichend. Zumal wir die
Inhaltsstoffe unserer Marken auch auf
der Gallaher-Homepage offenlegen.“
Peter HAUER
10/2006 trafikantenzeitung 33